Jutta, Norbert und die Alpen Juli 2004

...wir trafen auf Kühe, Pässe und nette Menschen.

Mein Bruder und ich sind Mitte Juli aufgebrochen und steuerten zunächst wieder meine Freunde aus Göppingen an. Wir wollten unbedingt einige Pässe fahren und so machten wir uns am anderen Morgen zügig auf den Weg. Wir fuhren über Land immer weiter gen Süden. Ich empfehle euch die Route über Zwiefalten, sie ist einfach herrlich. Wir konnten uns in den sanften ebenen Kurven richtig schön warm fahren und kamen in einen guten Rhythmus. Irgendwann tauchten die ersten Berge vor uns auf, natürlich bei bestem Wetter.

In Oberstaufen haben wir uns noch schnell verfahren, und sind dann kurz vor Hittisau von einem Gewitter überrascht worden. Auf regennasser Straße wanden wir uns schließlich den Riedbergpass hinauf. Dieser ist sehr schön zu fahren, auch wenn die Abfahrt nach Fischen runter sehr steil ist und man aus dem Bremsen nicht wirklich herauskommt. Danach waren es nur noch wenige Minuten bis zu unserer Unterkunft bei einer lieben Freundin. Wie immer wurden wir freundlich empfangen und der Grill wurde auch gleich angeschmissen.

Oberjoch - Hahntennjoch - Arlbergpass - Flexenpass - Hochtannbergpass

Der nächste Tag stand im Zeichen der Allgäu-Pässe. Doch erst einmal stand Kette spannen an. Tja, die Aktion kostete uns den Vormittag mit einigen Schwierigkeiten. Nach kurzer Fahrt schraubten wir uns bereits das Oberjoch hinauf. Sehr voll, sehr schön und sehr warm. Doch das war uns nicht genug und so steuerten wir als nächstes gen Südost um das Hahntennjoch zu erreichen. Ehrlich gesagt, hier stellte ich das erste mal die Grenzen meiner kleinen Suzuki 500 fest. Meine Maschine schaltete nicht mehr so gut, Gänge rutschten heraus und teilweise fuhr ich nur noch im ersten Gang. Leider ist meine Suzi bei langsamer Fahrt sehr instabil. Der erste Teil ging noch, die zweite Hälfte ist jedoch recht steil. Doch insgesamt ist es ein wirklich schöner Pass.

 

Oben angekommen erwartete uns eine raue Gebirgslandschaft, die zum Wandern einlud, was aber in den Motorradkombis nicht wirklich zur Debatte stand.

Die Abfahrt vom Hahntennjoch ist dann aber wirklich ein Gedicht. Für mich eines der Highlights der Tour. Ich fuhr voraus und warf mich nur so von rechts nach links und als mich eine schnellere Maschine überholte, hing ich mich dran. Es fluppte nur so. Am Ende sah ich mich um... und mein Bruder war weg. Ich wartete auf ihn unten in Imst und nachdem sogar der Motorroller schneller unten war... war ich besorgt. Irgendwann trudelte er ein. Seine Unterbrecher-Schaltung am Seitenständer hakte und schaltete ihm immer wieder die Maschine ab. Ein Problem, das uns den Rest der Tour öfter begleitete. Der in Imst gerufene österreichische ADAC hatte natürlich wieder mal keinen Plan und lotste uns zur nächsten Werkstatt. Kontaktspray sei Dank, ging es bald weiter. Das einzig Gute an Pannen - man wird schön braun dabei, aber es geht doch an die Nerven.

Weiter ging es über Landeck Richtung Arlbergpass. Dieser und die beiden folgenden zeichneten sich in erster Linie durch ihre schöne Landschaft aus. Natürlich waren sie auch fahrerisch schön, konnten jedoch nicht an die vorhergehenden heranreichen. Nach dem Flexenpass und Lech geht es nach links und die Straße steigt zum Hochtannbergpass an. Man fühlt sich ein wenig ins schottische Hochland versetzt, so grün ist es dort.

Die ganze Runde führte uns letztendlich wieder zum Rietbergpass - sozusagen eine Rundfahrt. Diesmal klappte der Rietbergpass schon viel besser, sah man von dem weißen Mercedes vor uns mal ab. Das lag vor allem auch am trockenen Untergrund. Müde kamen wir passend zur Pizza wieder an.

Oberjoch - Hahntennjoch - Timmelsjoch - Jaufenpass

   

Nun wollten wir das Allgäu endgültig verlassen. Wir hatten die Wahl zwischen Riedberg oder Oberjoch. Letzteres gewann, da uns dieser Weg ja wieder über das Hahntennjoch führen würde. Oben am Oberjoch gab es gleich den ersten Zwischenstopp, da das gute Wetter bei mir Wirkung zeigte. Sprich, das Wetter animierte die Bauern zur Heuernte und mich dadurch zu Heuschnupfen mit brennenden Augen. Mir die Augen reibend meinte wer neben mir: "Das brauch kein Mensch." Ich konnte nur nicken und Rüdiger aus Wuppertal stellte sich vor, er sei uns beiden hinterher gefahren und fragte, wo lang wir denn wollten. 

Tja wir Mädels... (grins, mein Bruder hatte einen Zopf wie ich und jeder hielt ihn für eine Bikerin, einer meinte sogar seine alte Freundin Karin wiedererkannt zu haben)

Somit wurde aus unserer Zweiergruppe ein Trio. Natürlich genossen wir gemeinsam das Hahntennjoch und dessen geniale Abfahrt und steuerten zielstrebig das Timmeljoch an. Auch dieser Pass begeisterte uns. Obwohl nicht der höchste, war er doch der schneereichste. Er war aber auch nicht der kälteste, dafür war das Wetter an dem Tag zu sonnig. Wir entschlossen uns zu einer Fotosession und Rüdiger beschloss weiterzufahren um sein Tagesziel Stubaital zu erreichen. Mein Bruder und ich klüngelten noch ein wenig herum, sammelten Steine und traten dann den Weg nach unten wieder an. Wir zwei Mädels (grins, mein Bruder hatte einen Zopf wie ich und jeder hielt ihn für eine Bikerin, einer meinte sogar seine alte Freundin Karin wiedererkannt zu haben) kamen dabei mächtig ins Schwitzen. 

   

Heftig, heftig die Abfahrt. In engsten Kehren wand sich die Straße hinab, das war kein Spielraum mehr. Und dann das: Du umfährst die nächste Kehre und da steht ein Biker quer zur Straße. Der zweite dahinter. Die kamen von unten, aber nicht über die Straße. Nein, die beiden wählten den direkten Weg bergauf... obwohl da war kein Weg. War schon seltsam, man selbst denkt es geht nicht schlimmer und dann zeigt dir jemand wie es doch geht. Als wir unten waren, war ich schon ziemlich k.o. Schließlich war unsereins so etwas nicht gewohnt. Doch kaum kamen wir nach der sehr langen Talfahrt unten an, zeigte der Wegweiser schon wieder den nächsten Pass. Der Jaufenpass war seeehr schön, doch ich merkte, das meine Konzentration nachließ. Keine gute Sache, denn eine Passfahrt verlangt allerhöchste Konzentration. Ich gestehe, ich war froh, wieder unten zu sein. Wir beschlossen in Brixen Station zu machen, denn ich war erledigt und mein Bruder brauchte einen guten Ausgangspunkt, um noch ein bis zwei Stunden herum zu kurven.

Wir übernachteten am Zeltplatz Vahrner See und während mein Bruder seine Yamaha Diversion noch einen Pass hinauf bretterte, genoss ich ein Bad im See. In der Nacht kam ein Gewitter auf, das jedoch im Nebental hängen blieb. Insgesamt war es ein sehr schöner, aber anstrengender Tag gewesen.

Mendelpass - Tonalepass - Gáviapass - Stilfser Joch - Umbrailpass - Ofenpass

Nach erholsamer Nacht und kleinem Frühstück machten wir uns wieder auf den Weg. Laut Karte erwartete uns zuerst der Mendelpass, den wir schnell und mittlerweile auch routiniert überquerten. Allerdings hatten wir uns eine recht lange Strecke rausgesucht, die wir nicht ganz realisieren konnten (sorry Abby). Auch mussten wir die Dolomiten auslassen, da uns die Zeit weglief. 

Doch dieser Tag machte Spaß. Gutes Wetter und gute Laune begleiteten uns. Nach dem Tonalepass erwartete uns wieder ein Highlight. Wir erklommen die Gaviapass mit 2650 m. Das heißt bei der Auffahrt eine Straße, die nicht breiter als ein Radweg ist und auf dem einen dann sogar Autos entgegen kommen können *schweißvonderStirnwisch* Neben einem geht es steil bergab und man darf auch keine Leitplanke erwarten, sind ja schließlich nur 15% Steigung

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Wie man sieht, waren wir dort nicht die ersten und auch nicht die einzigen. Auf einer Hochalm war gerade Melkzeit und richtig viel los. Eine Charakter-Kuh-Kopf-Studie seht ihr oben. Irgendwie kamen wir über die Schotterpiste auch wieder herunter. Wohlwissend, dass uns aber noch das Stilfser Joch erwartete, legten wir zunächst mal eine Rast ein. Nun, meine Suzi und ich haben die aufsteigenden Rechtskehren sehr verabscheut, aber wir sind nach 48 Kehren oben angekommen.

Oben ergab sich ein wunderschöner Blick über das Hochgebirge, doch lang blieben wir nicht, der Zeitplan drängte, denn wir hatten bereit 20.00 Uhr.

Kurz vor dem Flülapass begann es sich zuzuziehen und zu dämmern. Wir buchten uns im nächstbesten Hotel ein und sagten Abby für diesen Tag ab. Am nächsten Morgen wollten wir versuchen bis zu ihr zu kommen.

Flüelapass - Davos - Hittisau - Oberstaufen - Isny - Leutkirch - Göppingen

Wir fuhren früh los. Zunächst noch mit wenig Regenequipment, da es nur nieselte. Doch oben auf dem Flülapass waren wir bereits durchnass und legten noch Regenschuhe, Regenhose und Regenhandschuhe nach. Sehr vernünftig, denn der Regen wollte an diesem Tag erst in Ulm enden.

  

Ganz ungefährlich war der Pass bei diesem Regen auch nicht. So entschlossen wir andere Pässe auszulassen und den direkten Weg nach Luzern zu Abby zu fahren. Doch nach zwei Stunden für 80 km gaben wir auf und steuerten auf direkten Weg heim. Abby besuche ich sicher noch. Versprochen. Und so lenkten wir durch die verregnete Schweiz und Österreich gen Hittisau und Oberstaufen. Dort legten wir noch eine Mittagszeit an. Es folgten noch zwei Orte und dann ging es ab auf die Autobahn. In Ulm hörte es dann tatsächlich auf zu regnen und wir hatten eine sonnige Rast.

Doch kurz vor Göppingen ging dann ein irrer Guß runter - lebensgefährlich, doch wir haben auch das überlebt und kamen ziemlich erledigt bei meinen Freunden an. Nach Grillparty und netten Dorffest, ging es dann Sonntags heim. Recht kalt war es, denn ab Frankfurt verschwand die Sonne und am Ende war es eine der kältesten Fahrten, die ich je hatte.

Alles in allem danke ich meinem Bruder für die schöne Tour und hoffe er verwindet irgendwann, dass wir die Dolomiten auslassen mussten. Ich fahre gern noch mal mit dir dahin. Ich danke meinen Freundin für ihre Gastfreundschaft und dem Wettergott für sein Einsehen. Danke an Rüdiger für seine Begleitung und ein Dank an meine Suzi für ihre Zuverlässigkeit. 

Ich hoffe ihr hattet an diesem Bericht Spaß und genießt die Bilder, die nun hier noch folgen.

 

Auffahrt

   

Oberjoch

   

Timmelsjoch

Melkzeit auf dem Gavia

   

Hahntennjoch

   

Hahntennjoch

   

Timmelsjoch

   

Timmelsjoch

   

Timmelsjoch und Gaviapass

   

Auffahrt Timmeljoch

   

Timmelsjoch

   

Gaviapass

       

Timmelsjoch

Hahntennjoch

So, das wars..... eure Jutta