Alpentour

Jau, die Jutta war in den Alpen. Davor hatte ich eine Menge Respekt, kann ich nur sagen. Schließlich bin ich ein Kurvenschisser vor dem Herrn. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt und damit genug der Binsenweisheiten.

Ich habe eine ganz besondere Tour gemacht, die nicht nur vom Motorradfahren beeinflusst war. Auch mein Hobby Fotografieren und meine Stargate-Leidenschaft kamen zum Zuge.

So führten mich meine Etappen ein bisschen kreuz und quer, damit ich einige Freunde aus dem www.stargate-palace.de  treffen konnte. Und Wien nahm ich aus diesem Grunde auch mit auf die Liste meiner Ziele. Natürlich interessierte mich dort auch der Friedhof und seine Engelsfiguren.

Doch von Anfang an:

Bei lausigem Wetter startete ich zu meiner ersten Etappe nach Göppingen zu Freunden von mir. Hier ein Dank an Theo und Doris. Ich traf dort nach 6 Stunden eiskalter Fahrt ein und gemeinsam gingen wir noch schlemmen, bevor ich mich schnell ins Bett verzog. Wie immer meldeten sich bereits nach der ersten Etappe meine Schultermuskeln mit Verspannungen. Da beide morgens arbeiten mussten, konnte ich noch liegen bleiben und begann den Tag etwas später als geplant. Immer im Nacken dabei: Snoopy, die etwas übermütige Hauskatze.

Das Ziel dieses Tages war dann Bille, unsere Webmasterin aus dem Palace. Sie wohnte nahe dem Altmühltal und so durchquerte ich es auf dem Weg zu ihr. Ist recht schön dort und eine durchaus gute Motorradstrecke. In der Nähe von Ingoldstadt ist die Landschaft leicht hügelig und wird von kleinen Dörfern durchbrochen. Sehr schön. Bille erwartete mich schon und es war sehr schön bei ihr. Ich bekam ertrunkenen Reis, Hundegebell, einen netten Abend im Kreise einige Palacer und viele lange Fachsimpeleien mit Bille. Ich danke dir dafür.

Nun ging es sage und schreibe 30 km weit zu Cutie und auch hier wurde ich verwöhnt und herzlich willkommen geheißen. Wir machten Pläne für DACH und fachsimpelten ebenfalls was das Zeug hielt.

Und nun sollte die eigentliche Tour beginnen. Von Ingolstadt aus machte ich mich zur Donau auf, um nun endlich dem eigentlichen Sinn der Tour nachzugehen, dem Motorradfahren. Allerdings war ich etwas enttäuscht. Sicherlich ist das Donautal nett, ich habe auch einmal den kleinen Fährverkehr genutzt, aber in den meisten Fällen ist es ein sehr breites Flusstal, es bietet wenig Kurven und kaum fahrerrische Herausforderungen.

Dazu war es wieder recht eisig und so passierte ich zunächst Passau, das mir mit all seinen Touristen aber zu voll war. Ich flüchtete regelrecht mit meinem Burger und aß ihn erst ausserhalb der Stadt. Ich schaffte es an dem Tag noch bis Linz und suchte mir dort die Jugendherberge. Generell sind die österreichisches Jugendherbergen alle sehr gepflegt und gut. Die in Linz empfehle ich da gleich mit.

Die nächste Etappe ging dann nach Wien, wo mich Major Ka (aus dem Palace, woher sonst) bereits erwartete und extra Urlaub genommen hatte. Ich traf also in Wien ein und das Erste, auf das ich traf, war ein irrsinniger Verkehr und Staus noch und nöcher. Irgendwann gab ich auf, als ich nicht mal mehr die Himmelsrichtung hätte bestimmen können und rief Major an mich abzuholen. Ich hatte vor, von Freitagabend bis Montagmorgen bei ihr zu bleiben und war froh, endlich eine Motorradauszeit nehmen zu können. 

   

Ich hatte gemerkt, dass man nicht erschöpft auf eine solche Tour gehen sollte (Stress bei der Arbeit) und lieber vorher eine Auszeit einlegen sollte. Ich war müde, mir war auf dem Motorrad immer nur kalt und mir graute es vor den Alpen mit seinen anspruchsvollen Kurven und kalten Pässen. Das Wetter in Wien war auch nicht wirklich kuschelig. Am Samstag besuchte ich den großen Zentralfriedhof, die Bilder könnt ihr in Kürze unter Fotografie bewundern. Auf meiner Liste standen dann noch Prater, Stephansdom und ein ausgiebiger Kaffeehausbesuch mit Major. Ich sag nur Mousse-au-chocolate-Torte. 

Am Montag startete ich dann durch. Ich hatte mich für eine Route entschieden, die ich dem Buch

Bruno Geser: Motorradtraum Alpen aus dem Heel-Verlag

entnommen hatte. Dort findet sich eine Alpenquerung von Wien bis Nizza und deren erste drei Etappen bin ich abgefahren. Somit hieß mein Tagesziel zunächst Marienzell, mitten in den Ostalpen. Ich folgte der Alland-Autobahn und folgte der A2 gen Graz. Ich habe diese Route genossen und darin auch die ersten Pässe, klein aber fein, hinter mich gebracht.

Hinter Pottenstein geht es hinauf zum Auf-dem-Hals-Pass, dann weiter zum Rohrersattel mit 853 Metern und dem Ochsattel und abschliessend dem Gscheidpass. All diese Pässe waren nicht sehr hoch, aber wunderschön zu fahren. ss begegnete einem kaum ein Auto und die Gegend war sehr abwechslungsreich. Ich hatte mindestens einen halben Tag geplant, aber es fluppte nur so und als ich zwei Stunden später bereits Mariazell auf der Höhe von 868 m erreichte (immerhin bereits 151 km voller Kurven), entschied ich mich, auch die zweite Etappe nach Liezen noch dran zu hängen.

 

Außer dem Halspass mit 830 Metern ging es nicht mehr so hoch, dafür wurde der Verkehr immer weniger und die Umgebung immer wildromantischer. Die Straße führt zunächst an der Salza entlang und später an der Enns durchs "Gesäuse". Eine einsame, raue Gegend ohne Verkehr. Ich bin teilweise eine Stunde gefahren, ohne irgendwem zu begegnen. Die Straßen sind gut, nur die Tunnel sind rabenschwarz von innen. Da können Sonnenbrillen dann ganz schnell gefährlich werden. Das Tal der Salza war ein Gedicht, urwüchsig und einsam und angenehmes cruisen durch diese schöne Ecke der Steiermark. Wenn man eine Pause einlegt stört kein Zivilisationsverkehr die Ruhe, nur die reißend dahin fliessende Salza oder Enns. Das umliegende Gebirge nennt sich Gesäuse und in den Pausen, ohne Helm wird einem klar woher die Gegend ihren Namen hat. Nichts und niemand entgeht dem ständigen Rauschen der Enns.

Auch in Liezen war mir noch nicht nach Feierabend, obwohl ich bis dahin 270 km geschafft hatte. Ich plante als Endziel Bad Ischl, dachte mir doch, meine Sissi-Film-Nostalgie dort befriedigen zu können. Spaß beiseite, ich passierte also das Salzkammergut und ich sag euch: wunderschön. Die Fahrt am Hallstätter See ist herrlich. Diese ganze Tour war einfach nur schön und sollte auch die beste Etappe der ganzen Tour bleiben. Doch Bad Ischl war ausgebucht. Zu viele Sissiliebhaber dort. Die nächste Jugendherberge war in St. Gilgen. Hörte sich gut an und so machte ich mich auf zur anderen Seite des Wolfgangsees.

Das Interessante an den Alpen ist, dass man meist selbst von den kleinsten Kuhkäffern mal gehört hat. Und so bezog ich in St. Gilgen Quartier, aß im Kaffee ein leckeres Süppchen und ging einwenig spazieren. Der Blick über den See war gigantisch und durch die wenigen Touristen konnte der Ort seinen Charme spielen lassen. Die einzigen Touristen die man traf, waren Asiaten. Nach 420 km ließ ich mich müde auf mein viel zu hartes Bett fallen. Selten schlief ich so schlecht und so reiste ich am anderen Morgen doch weiter.

Der zweite Tag führte mich an Salzburg, keine Lust auf Verkehr, vorbei und und nach Marktschellenberg, da ich gerne die Roßfeld-Höhenringstraße fahren wollte. Irgendwie hab ich davon auch noch ein Stück mitgekriegt, aber den Hauptteil wohl verpasst. Soll aber super schön sein und geht bis auf 1540m hoch. Via Berchtesgarden, Ramsau und Schneizlreuth, inklusive dem Schwarzbachwacht-Sattel. Nächstes angepeiltes Ziel war dann Zell am See. Ich entschied mich zu testen, ob die Großglockner-Hochalpenstraße schon frei war, doch sie war weiterhin bis zum 01.05. gesperrt. Schade. Also lenkte ich meine Suzi Richtung Bad Gastein. Dort gab es einen Zugtunnel, mit dem man auf die anderen Seite der Hohentauern kommt. Leider verpasste ich den Zug um 2 Minuten und so musste ich 90 Minuten warten, da in der Nebensaison weniger Züge fuhren. Alles recht kompliziert, aber danach war ich auf der anderen Seite und die war wunderschön. 

Ich folgte dem Mölltal gen Westen und Lienz. Es war ein großes breites Tal und ich kam zügig voran, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Der Iselsbergpass mit 1204m war auch sehr schön. Immer besser wurde ich in den Kurven, auch wenn ich noch immer einen gehörigen Respekt vor ihnen hatte. Ich lenkte meine Maschine wieder gen Norden Richtung Felbern Tauern. Dort gab es ebenfalls einen Tunnel. Beide Tunnel kosteten ca. 7,00 Euro, erträgliche Preise. Die Tour dahin ist, wie schon oft angebracht, wunderschön. Nein ehrlich, die Gegend hat mich fasziniert. Am anderen Ende des Tunnels erwartete mich auf 1640 Metern eine Überraschung. Während die andere Seite sonnendurchflutet war, herrschte hier noch Winter. Die allgemeine Schneegrenze war 1000 Meter, wo sich einzelne Schneefelder fanden, doch hier auf 1640 Metern war alles komplett weiß. Karg und leer wand sich die Straße ins Tal, aber die Kurverei hielt einen warm. 

Nun musste ich mir bald überlegen, wo ich schlafen wollte. Ich entschied, obwohl ich sehr k.o. war, noch den Gerlos-Pass mit 1507 zu überqueren und im Zillertal Quartier zu suchen. Es wurde immer später, aber auch immer schöner. Die Passüberfahrt war ein Gedicht, ja so könnte man es ausdrücken. Aber nun war ich ordentlich erledigt, jeder Knochen tat mir weh und die Dämmerung brach herein. Nach ca. 440 km steuerte ich somit die nächste Jugendherberge an. Eine sollte in Udem sein und eine in Stumm. Nach einiger Fragerei erfuhr ich, dass ich den Berg hochfahren musste. Also auf und hinauf und fast hätt ich mich auf den Bart gelegt. Ein kleiner Weg bahnte sich am Talrand hinauf und in einer heftigen Spitzkehre tauchten weitere Hinweisschilder auf. Um genau zu sein, so ungefähr dreissig. Jutta schaut also, wo sie langfahren muss, während sie leider vergißt, dass sie sich gerade in einer Spitzkehre befindet, wird zu langsam und kippt.

   

Mit Mühe und Not hab ich die Maschine halten können, allerdings auch nicht mehr. Ich stand genau in der Mitte. Ich hatte derweil festgestellt, ich muss der Straße folgen, und hinter mir bremste ein Wagen. Ich hatte eine Hand an der Bremse, zwei Füße am Boden und die zweite Hand hielt die Kupplung gezogen. Ich merkte, dass ich die Maschine so gerade halten konnte und sie rückwärts wegzurutschen drohte. Ich hätte dem Herrn im Wagen gern Handzeichen gegeben, dass er vorbeiziehen sollte, aber mit welcher Hand bitte, ich hatte keine frei. Also rotierte ich mit dem Kopf und der Wagen überholte. Das gab mir genügend Denkpause zu überlegen, welchen Finger ich zuerst bewegen konnte, einen anderen Gang musste ich ja auch noch einlegen. Irgendwie hab ich es dann geschafft und fuhr weiter. Der Weg wurde immer schmaler, dunkler und schlaglöchriger und ich dachte nur: Wehe die haben kein Bett frei.

Tja... schlimmer! Sie hatten geschlossen. Es handelte sich um einen umfunktionierten Bauernhof und bereits in der Eingangstür war zu erkennen, dass der gesamte Boden herausgerissen worden war. Die Bäuerin fragte mich mit unverständlichen Dialekt etwas und nach einigem Überlegen verstand ich sie. "Nein, ich hatte nicht reserviert." Die Enkelin kam dazu. "Wir renovieren, die letzten Gäste sind vor drei Tagen abgereist."

Ich dachte an den Weg bergauf, meine müden Knochen und die einsetzende Dunkelheit und quengelte: "Ich brauche doch nur ein Bett, nix anderes, nur ein Bett. Bitte."

Hat geklappt.

Ich stieg über Balken, Folien und Werkzeuge und stiefelte die Treppe hinauf. Die Kinder des Hauses waren sehr zuvorkommend und sehr neugierig. Endlich auf meinem Zimmer musste ich mich erst mal hinlegen. 40 Minuten später hab ich mich dann noch zu einem Spaziergang aufgerafft und habe den Abend auf der über dem Tal hängenden Terrasse beschlossen. Schweigend und schwärmend. Ansonsten pflegte ich den Rest des Abends meine schmerzenden Knochen.

Am nächsten Morgen wurde ich mit Liegestuhl, Frühstück und Kuchen auf der Terrasse verwöhnt. Alles in allem, schön war es im Zillertal. Doch ich wäre nicht Jutta, wäre ich nach einem kurzem Wartungscheck weitergefahren. Ich hielt mich einfach gen Norden, passierte wunderschöne einsame Täler und genoss die Fahrt. Hier im Grenzland zwischen Deutschland und Österreich ist die Gegend nur dünn besiedelt und das merkt man auch gleich am wenigen Verkehr und der etwas einsamen Tälern. Über Mittenwald, Garmisch, Reutte und Neuschwanstein näherte ich mich immer weiter meinem nächsten Ziel Obersdorf.

Zuvor steuerte ich noch das Oberjoch hinab und da passierte es. Jutta, der Kurvenschisser überhaupt, kommt unten an.... und will gleich wieder hoch und das Ganze noch einmal herunterfahren. Gut, ich war nicht die schnellste, aber Spaß hat es gemacht. In Sonthofen noch schnell nen Burger und ab zu Antares.

 

Dort habe ich zwei wunderschöne Tage verbracht, dank einer seeehr netten Familie und ihrer offenen Art. Ich habe viel über Fische und scharfe Soßen gelernt und bin dann gut erholt wieder durchgestartet. Das neue Ziel war eigentlich ein altes. Zum Tanz in den Mai wollte ich wieder in der Schwäbischen Alb bei meinen Freunden Theo und Doris sein. Ein Unterfangen der beschwerlichen Art, denn ich musste am Bodensee vorbei, zumindest wollte ich das. Doch zuvor ging es noch über den Rietbergpass, auch wunderschön und ebenfalls noch schneebedeckt. Doch dann hatte mich der Verkehr wieder. Vorbei das ruhige Cruisen über einsame Straßen, stop and go hieß es hier über Stunden hinweg. *stöhn*

Und dann tourte ich über die Dörfer.

Überlingen - Herdwangen - Linz - Pfullendorf - Mengen - Riedlingen - Zwiefalten - Hayingen - Gormadingen - Münsingen - Bad Urach - Lenningen - Dettingen - Kirchheim u. Teck - Bünzwangen

Gerade die Strecke von Zwiefalten nach Hayingen ist ein Gedicht. Ein Tal, ein Flußlauf und das Gefühl... hier hat sich seit dem Mittelalter nichts verändert. Herrlich! Am Ende fand ich ein Schild... Bünzwangen. Ich folgte dieser Route und wurde von einer mehr als buckeligen Piste überrascht. Hat von euch schon mal jemand versucht, auf einem Motorrad Rodeo zu reiten? Das funktioniert! Langsam im Rhythmus mit ausgestrecktem linken Arm hüpft man in Bünzwangen hinein. Eine Mordsgaudi.

Für den nächsten Tag war Regen angesagt, aber noch genoß ich einen lauen Sommerabend mit vielen Leuten, die ich nicht verstand. Schwäbische Sprache-schwierige Sprache, aber super nette Leuts. 

Die letzte Etappe sollte mich noch bei Spacey vorbeiführen, doch es goß in Strömen und so cancelten wir das und ich düste gleich durch, eingezwängt in viele Schichten Gummischutz. Zwischen Darmstadt und Bonn schüttete es wie aus Eimern und es war oft genug mehr als heikel. Bis Duisburg war ich allerdings wieder trocken. 

Am Ende muss ich sagen, immer wieder. Meine Highlights stehen fest:

Die erste Etappe durch die Ostalpen

Die Etappe Zillertal - Obersdorf

die Dörfertour durch die Schwäbische Alb

Die Gastfreundschaft meiner Palacer

Die Auffahrt zum Felberntunnel  

Mousse-au-chocolate-Torte im Kaffeehaus in Wien

Ich danke euch fürs lesen und hoffe, euch vielleicht neugierig darauf gemacht zu haben. Ich war sicher nicht das letzte Mal dort.

Tschüssssssssssssss!  

...

und noch ein paar Bilderkes: