Aboras Tempel
Rating:
PG
Inhalt: Das Team erforscht einen
Tempel, als die Erde zu beben beginnt...
Anmerkung: Danke an Min, Sunny und Lexa und an den Stress, der ein kreatives Ventil gefunden hat. Die Story widme ich Katharina, die vor wenigen Tagen Geburtstag hatte und zu meinen wenigen Reallifefans gehört. Übrigens funktioniert die Story nur, wenn kein Funkkontakt möglich ist... also ist der einfach mal nicht möglich.
Die Geschichte belegte Platz 1 bei den Top-Stories des Monats November 2004
Sengende Hitze lag über der Ebene und kein Baum oder Strauch gewährte Schatten. Unwirtlich bot sich die Natur dar und nur mit viel Geduld konnte man dann und wann Leben in dieser Einöde entdecken.
Der große Talkessel, und nichts
anderes war es, erstreckte sich kilometerlang, eingerahmt von hohen Bergen im
Westen und Osten. Am Ende des langen Tals, im Norden, erhoben sich leichte Hügel,
über denen die Sonne sich langsam zum Horizont neigte. Doch noch immer schuf
der gleißende Feuerball eine unbarmherzige Hitze, die nur selten durch einen
Windhauch abgekühlt wurde.
Stachelige Kakteen und loses Geröll
überzogen die Ebene und unter den größeren Felsen suchten Echsen und
Schlangen den kühlenden Schatten. Kein Wind wehte und so waren die Fußspuren
im Sand gut sichtbar. Sie führten das Tal Richtung Norden hinauf. Sie stellten
sich sehr unterschiedlich dar, eine
Spur war sehr groß und die Abdrücke hatten sich tief ins lockere Erdreich gedrückt,
eine zweite dagegen sehr schwach erkennbar und von kleinerer Größe.
Die Spuren schienen direkt in die
Sonne zu führen, die über dem nördlichen Horizont stand, wo sie bald hinter
den Hügeln verschwinden würde. Die Kühle der Nacht würde hereinbrechen und
wie auch in anderen Wüsten würde die aufkommende Kälte im krassen Widerspruch
zur vorangegangenen Hitze liegen.
Eine kleine schwarze Schlange
kroch unter einem Felsen hervor, der sie vor der Hitze geschützt hatte.
Nun war ihre Zeit angebrochen. Sie würde auf die Jagd gehen und am Ende der
Nacht hätte ein Nager vermutlich sein Leben verloren.
Doch etwas stimmte an diesem Abend
nicht. Vibrationen erschütterten den Boden, nur ganz leicht, aber immer stärker
werdend. Irritiert und alarmiert zog sich die Kreatur in ihr schattiges Versteck
zurück.
Dumpf dröhnte der schnelle Schritt,
der immer deutlicher zu hören war, und alles Leben zog sich vor dieser Störung
zurück. Teal´c rannte. Er nahm die heimische Tierwelt nicht wahr, nur seine
Schritte zählten. Er rannte bereits seit vielen Stunden und sein ganzer Körper
glänzte vor Schweiß. Immerhin würde es nun kühler werden.
Seine Gedanken drehten sich immer
wieder um sein Ziel. Er musste sich beeilen, er musste das Tor erreichen und
Hilfe holen. Ein kurzer Blick zurück zeigte ihm, dass er bereits eine große
Strecke zurückgelegt hatte. Zu gern hätte er eine kleine Pause eingelegt, doch
das durfte er nicht. Die Zeit lief ihm davon, ihm und seinen Freunden.
Er dachte an an Jacks verzweifeltes
Gesicht, Daniels Blässe und Major Carter ungewisses Schicksal. Er rannte noch
schneller, erhöhte die Schrittfrequenz und ließ seine Beine noch weiter
ausgreifen. Er musste vorsichtig sein, ein Fehltritt seinerseits - und sie waren
vielleicht alle verloren. Die Dunkelheit und ihre Kühle waren zwar willkommen,
brachten aber auch neue Risiken mit
sich.
Teal´cs Atem ging bereits schwer,
auch für ihn war dies nicht leicht. Doch nur mit ihm hatte SG-1 eine Chance,
daher war die Entscheidung auf ihn gefallen. Der Planet ließ keinen rettenden
Funkspruch zu und so rannte er. Rannte um das Leben seiner Freunde.
***
Jack griff einen weiteren Stein und
schob ihn stöhnend zur Seite. Er merkte, wie ihn seine Kräfte verließen.
Seine Hände waren übersät mit Einschnitten der scharfen Felsen. Doch er
durfte nicht aufgeben. Die Sonne ging bald unter und er sah kurz in Richtung
Ausgang, der einen kleinen Ausschnitt eines vermutlich imposanten
Sonnenuntergangs zeigt. Er erinnerte sich an den ersten, den sie auf diesem
Planeten erlebten. Feuerrot erhellte sich der Himmel und sie alle hatten mit
offenem Mund dieses ungewöhnliche Schauspiel bewundert.
Sie waren einem langen Tal gefolgt
und auf diese Tempelanlage gestoßen. Ein Lageplan auf einem Felsen direkt am
Stargate hatte sie hierher geführt. Nach Rücksprache mit Hammond waren sie
aufgebrochen und nach einigen Tagen hier eingetroffen.
Daniel war ganz hin und weg gewesen.
„Jack! Das ist unglaublich. Sieh dir das an... Sam, schau mal dort!“
Hektisch hatte er auf ein Wandbild verwiesen, das verschiedenste Sternen- und
Planetenkonstellationen zeigte. Während Teal´c und Jack das Lager etwas
abseits errichteten, durchstreiften die beiden Wissenschaftler bereits neugierig
dieses Labyrinth von Gängen.
Der Tempel war in einen Felsen
gehauen worden, der, so schätzte Jack, zehn Meter hoch war und fast doppelt so
breit. Viele der Gänge führten tief hinab in unterirdische Höhlen. Säulen
aus behauenem Stein und Statuen verschiedenster Götzen säumten die Gänge.
Daniel strich durch die Gänge und katalogisierte jede einzelne Figur. Jack
hatte frustriert seinen Schlafsack ausgebreitet. Vermutlich würden sie einige
Tage hier bleiben müssen, bis Daniels und Sams Wissensdurst befriedigt war.
Auch am zweiten Tag waren Sam und
Daniel gleich morgens im Tempel verschwunden. Den ganzen Abend zuvor hatten die
beiden von ihren Entdeckungen erzählt. „Jack, du musst morgen unbedingt
mitkommen. Da unten ist ein riesiger Saal mit einem Apparat, der wohl zur
Sternenmessung diente. Es ist wie ein antikes Observatorium. Atemberaubend!“
Jack war neugierig geworden.
„Vermutlich war der Tempel Abora
gewidmet. Er galt allgemein als Herr des Himmels bei den Sumerern und in
Mesopotamien. Man bezeichnete ihn als Göttervater vieler Dämonen, daher die
vielen verschiedenen Figuren in den Gängen.“
Jack hatte noch seinen Kaffee
getrunken, während Teal´c die nähere Umgebung des Tempels überprüfte.
Nicht, dass sie befürchteten überfallen zu werden, die Anlage sah mehr als
verlassen aus, doch sie waren schon zu oft unangenehm überrascht worden. Jack
hatte einen letzten Schluck genommen und war zur kleinen Wasserquelle gegangen,
um seine Flasche aufzufüllen.
Er fand Sam tief unten im Gewölbe,
nachdem er Daniel in einer der oberen Kammern angetroffen hatte. Daniel behielt
recht, das Observatorium war gigantisch gewesen, eine Art riesiges Teleskop nahm
den Großteil des hohen Felssaal ein. Carter war so in ihren Studien vertieft,
dass sie ihn erst gar nicht wahrgenommen hatte. „Oh Colonel, ist das nicht
...“ Sie gestikulierte mit den Händen und suchte nach dem richtigen Wort.
Sams Geste umschloss alles und Jack konnte nicht umhin, selbst ins Staunen zu
geraten.
„Öhm... nur mal eine Frage. Wie
konnten die so überhaupt die Sterne sehen?“ Jack hatte fragend auf die
geschlossene, reich verzierte Felsdecke über ihnen gedeutet.
„Vermutlich irgendein Mechanismus,
der... Nun, ich bin noch auf der Suche, Sir.“ Jack schmunzelte amüsiert,
nicht oft sah er seinen Major ratlos.
Vor Jacks Augen entstand erneut Sams
Bild und er versuchte es zu halten. Unbewusst griff er zur Wasserflasche und
nahm einen Schluck. Jack wusste nicht, wie viele Steine er schon weggeräumt
hatte. Seine Arme wurden ihm schwer, doch er wollte und konnte mit der Suche
nicht aufgeben. Teal´c war nun schon seit über zehn Stunden fort, um
Hilfe zu holen. Ihnen war schnell klar geworden, dass sie ohne Hilfe von außen
nicht weiterkamen. Wieder führten ihn seine Gedanken zurück.
Als Jack sich gegen Mittag auf den
Weg zurück zum Lager gemacht hatte, war er auf halber Strecke in einem
Seitengang auf Daniel gestoßen. In diesem Gang hatte es nur so vor Statuen und
Säulen gewimmelt. Sam war noch unten im Observatorium geblieben und wollte
gleich nachkommen, damit sie gemeinsam eine Pause einlegen konnten.
Er hatte Daniel auf die Schulter
geklopft. „Daniel, mach mal eine Pause, wir treffen uns im Lager.“ Er war
sich fast sicher, dass Daniel einfach weiterarbeiten würde, zu begeistert war
er über ihre Entdeckungen. Er hatte Daniel verlassen und war Richtung Ausgang
gegangen. Dort hatte er es gespürt. Es fing als leichtes Zittern im Boden an.
Was dann geschah, passierte so
schnell, dass Jack es nur noch verschwommen in Erinnerung hatte. Immer stärker
waren die Vibrationen im Erdreich geworden. Risse entstanden in dem alten Gemäuer
und erste Felsbrocken lösten sich von der Decke. Jack war gerannt, war den
herabstürzenden Trümmern ausgewichen und am Ende doch von ihnen zu Boden
gerissen worden. Danach war es dunkel um ihn geworden.
***
„Jack! Jack, bist du noch da?“ Er
wurde aus seinen Gedanken gerissen und in die erschreckende Realität zurückgeholt.
Er ließ den Stein sinken, den er in der Hand hielt. Daniel brauchte ihn. Jack
stützte sich an der Wand ab und stemmte sich hoch. Ein stechender Schmerz
durchzuckte sein Knie, aber er biss die Zähne zusammen. Langsam humpelte er den
Gang entlang, sein Knie war grün und blau gewesen, als Teal´c es untersucht
hatte. Eine der Statuen war ihm während des Bebens auf sein Bein gefallen. Jack
war erst wieder zu sich gekommen als Teal´c versuchte, sie von ihm herunter zu
heben.
Jack wich weiteren umgestürzten Säulen
und Trümmern aus und sah sich noch einmal um. Er hatte am Ende des Ganges drei
Stunden mit Teal´c Felsen zur Seite gerollt, doch keine Spur von Sam gefunden.
Sie wussten auch nicht, wo sie zuerst suchen sollten, vielleicht war sie unten
sicher im Gewölbe gewesen, vielleicht aber auch schon auf dem Weg nach oben von
dem Erdbeben überrascht worden.
„Jack?“ Wieder riss ihn die
Stimme seines Freundes aus den Gedanken. Er strebte auf den Seitengang zu und
umrundete die Ecke. Der ehemalige prächtige Säulengang war einem einzigen
Chaos gewichen. Der hintere Teil war komplett verschüttet und noch immer hatte
sich der Staub nicht ganz gelegt, da immer wieder Trümmer nachrutschten. Von
hier aus konnte er den jungen Wissenschaftler nicht sehen.
Erst als er eine quer liegende Säule
passierte, erblickte er ihn. Er steckte mit seinen Beinen und seinem Becken
unter dem Schutt. Über ihm türmte sich ein Geflecht von Statuen und Säulen
auf. Doch von dort drohte keine Gefahr, zu starr hatten sich die Elemente
verkeilt. Allerdings verhinderten sie auch, Daniel unter den Trümmern hervor zu
ziehen.
„Hi Daniel. Klar bin ich da.“
Jack bemühte sich, Daniel Optimismus einzuhauchen, auch wenn es in ihm ganz und
gar anders aussah. Teal´c und Jack hatten Daniel unter viel Schutt entdeckt. Er
hatte eine tiefe Platzwunde an der rechten Stirnseite und sein Gesicht war
blutverschmiert gewesen. Jetzt zierte ein Kompresse die Stirn des jungen Mannes.
„Wie fühlst du dich?“
Jack schien nicht genug Optimismus zu
versprühen, wie ihm das besorgte Gesicht seines Freundes zeigte. „Ich... das
ist nicht so wichtig, hast du eine Spur von Sam?“ Daniel wusste, dass er nur
ausharren konnte. Weder Jack noch Teal´c konnten ihn hier herausholen, dafür
hatten sich die Trümmer über ihm zu sehr verkeilt. Vielleicht war das auch
sein Glück gewesen, denn so lastete nicht das ganze Gewicht der Felsen auf ihm.
„Nein.“ Jack fuhr sich mit der
Hand durch das staubverschmierte Gesicht. „Sicher war sie noch unten im Gewölbe.
Aboras Observatorium ist stabil genug. Sie hat bestimmt kein Ende gefunden, da
seid ihr Wissenschaftler doch alle gleich.“ Doch ganz überzeugt klang er
nicht, das musste er sich eingestehen. „Wie geht es deinen Beinen?“ Jack
schaute erneut unter die Statue, die Daniel unter sich begraben hatte. Er hatte
am Anfang besorgt festgestellt, dass sich unter Daniels linkem Bein Blut
sammelte. Doch mittlerweile war die Lache eingetrocknet. Anscheinend war die
Blutung zum Stillstand gekommen.
„Ich weiß nicht, ich spüre sie
kaum.“ Jack hielt Daniel die Wasserflasche hin, die dieser dankbar entgegen
nahm. Jack suchte sich eine angenehmere Sitzposition. Eigentlich würde er
lieber weitersuchen, doch er spürte, dass Daniel jetzt Gesellschaft brauchte.
Wenn er ehrlich zu sich war, brauchte er diese Pause auch. Nur wenig Licht fiel
noch von draußen herein. Die Nacht senkte sich langsam über den Tempel.
Schweigend verharrten sie beide beieinander.
„Jack.“
„Ja?“
„Wir werden sie finden. Teal´c
wird bald zurück sein.“ Daniels Stimme klang fest, doch Jack wusste, dass
auch an ihm die Verzweiflung über ihre Situation nagte. Daniel wusste, dass es
ihm eigentlich gar nicht gut ging. Es würde ein Rennen gegen die Zeit sein.
„Ich hoffe es, Daniel. Ich...“
Jack brach ab. Wie sollte es auch anders gehen? In all den Jahren waren sie so
eng zusammen gewachsen. Und Sam... ohne sie würde es gar nicht gehen. Er ...
nur selten gestand er sich seine Gefühle ihr gegenüber ein. In der Regel war
es einfacher, diese Gefühle weit von sich zu schieben, sonst würde er ihre ständige
Nähe nicht aushalten. Aber ja, er liebte sie und sie hier zu verlieren,
begraben von Tonnen von Steinen und nichts für sie tun zu können, das machte
ihn fast wahnsinnig.
„Versuche zu schlafen, Daniel.“
***
Die Kälte der Nacht lag nun über
der Ebene und noch immer rannte Teal´c. Er hatte sich bisher keine Pausen gegönnt
und griff auch auf seine letzten Kraftreserven zurück. Der Jaffa hatte schon
einmal eine solche Strecke geschafft, doch er wusste, irgendwann würde sein Körper
Tribut fordern.
Doch solange es noch kühl war wollte
er weiterrennen. Erst in der Hitze des Tages war die Pause angebrachter. Er
rechnete damit, das Tor im Laufe des kommenden Tages zu erreichen. Bald würde
der nächste Tag anbrechen und mit ihm die Hitze. Teal´c schaffte in seinem
Geist Platz für seine Freunde. Ihr Bild vor seinen Augen würde ihn antreiben.
Auch Teal´c hatte das leise Zittern
im Fels gespürt als das Beben begann. Er hatte sich im Lager befunden und
versucht, sich auf den Beinen zu halten, während immer mehr Risse den Boden vor
ihm und die Außenwände des Tempels durchzogen. So schnell es gekommen war, so
schnell war es auch wieder vorbei gewesen. Doch das Krachen, das aus dem Tempel
drang, wollte kein Ende nehmen. Staubwolken quollen aus dem Eingang hervor und
er begann darauf zuzurennen.
„O`Neill! Daniel Jackson!“ Doch
seine Rufe blieben unbeantwortet. Als der Staub sich etwas gelegt hatte, war er
in die teilweise verschütteten Tunnel gegangen. Er fand O´Neill nahe des
Eingangs. Gemeinsam hatten sie sich auf die Suche nach Daniel gemacht.
Teal´c würde Jacks Blick nicht
vergessen, als er Daniels Hand unter den Trümmern hervorragen sah und die
Erleichterung in seiner Stimme, als er den Puls gefühlt hatte. „Er lebt.“
Die Sonne trat wieder über den
Horizont und stach ihm in die Augen. Doch Teal´c merkte es kaum, seine Gedanken
waren viele Kilometer hinter ihm.
Sie hatten den jungen Wissenschaftler
vom Schutt befreit und seine Wunden versorgt. Doch sie erkannten schnell, dass
sie ihren Freund nicht ohne schweres Gerät befreien konnten. Jack war dann in
den Hauptgang gehumpelt und hatte stumm begonnen zu graben und der Jaffa hatte
sich ebenso stumm dazu gesellt. Stundenlang rollten sie Felsen zur Seite, hatten
Steine aus dem Weg geschleppt und gegraben.
Bis Jack inne gehalten hatte. „Es
hat keinen Sinn.“
„In der Tat. Wir benötigen
Hilfe.“
Sie hatten sich zwischendurch um den
inzwischen erwachten Daniel gekümmert und wussten beide, dass sie ihn so
schnell wie möglich unter dem Gestein hervorholen mussten. Und Carter... die
Gedanken des Jaffas kreisten um den Major. Ihr Verlust wäre unersetzbar. Sie
klammerten sich an den Gedanken, dass sie im Gewölbe sicher gewesen war.
Die Sonne brannte ihm wieder ins
Gesicht. Mit jedem Schritt stieg sie höher und er kam seinem Ziel näher. Er
dachte nicht mehr an eine Pause, nicht so kurz vor dem Tor.
Vor ihm lag ein Hügel, er wusste, er
war seinem Ziel sehr nahe. Er keuchte, als er die Steigung überwand, um an der
Kuppe mit dem Anblick des Stargates belohnt zu werden. Er stolperte den Hang
hinab und auf das DHD zu. Erst jetzt merkte er, wie erschöpft er war. Seine Hände
glitten über die Symbole und am Ende aktivierte er das Gate, aktivierte den
Code und er schleppte sich durch den Ereignishorizont.
***
Der General genoß gerade seinen
Morgenkaffe und sah dabei einige Einsatzberichte durch. Er hatte vor wenigen
Minuten eine Besprechung mit Dr. Fraiser hinter sich gebracht. Alles lief in
geregelten Bahnen. In zwei Stunden würde sich SG-11 auf den Weg nach Madrona
machen, um ein dortiges Forschungsprojekt voranzubringen.
Doch plötzlich schrillte der Alarm
und kündigte eine unangemeldete Anwahl von außerhalb an. Der General eilte zügig
aus dem Büro und hinunter in den Kontrollraum, wo Sgt. Siler bereits die Iris
schloß. „Sir, wir erhalten einen Code. Es ist SG-1, Sir.“
„Iris öffnen.“ Der General
beobachtete, wie sich die silbrige Iris langsam öffnete und Sekunden später
ein gehetzt wirkender Teal´c durch das Tor trat. Der General hätte ahnen können,
dass dem Jaffa niemand mehr folgte, denn Teal´c sah sich nicht um, wie es unter
Teammitgliedern in der Regel der Fall war. Doch irgendwie wollte sich der
General nicht mit diesem Gedanken abfinden.
Das Blau fiel leer in sich zusammen
und zurück blieb nur der Jaffa, der nun langsam und sichtlich erschöpft auf
die Rampe sank. Der General griff sofort zum Mikro. „Dr. Fraiser bitte in den
Torraum.“ Dann beeilte er sich, selbst dorthin zu kommen. Hammond schritt die
Rampe hinauf, wo sich bereits ein Sanitäter um Teal´c bemühte. Doch dieser
schob ihn beiseite, als er den Leiter des SG-Centers auf sich zukommen sah.
„General Hammond. Unsere Freunde
benötigen unsere Hilfe.“
***
Jack schreckte aus dem Schlaf hoch.
Er hatte in der Nacht den Rest ihrer Ausrüstung aus dem Lager geholt und bei
Daniel deponiert. Der junge Wissenschaftler war schnell eingeschlafen und Jack
deckte ihn mit einem Schlafsack zu, um ihn vor der Kälte der Nacht zu schützen.
Danach hatte er sich wieder an die
Arbeit gemacht, brüchige Stellen stützte er ab und was er bewegen konnte,
rollte und räumte er zur Seite. Er musste irgendwann vor Erschöpfung
eingeschlafen sein, denn am Morgen fand er sich halb über einen Felsen gelehnt
vor. Vorsichtig streckte er seine Glieder, in die die Kälte gefahren war. Sein
Knie pochte leicht und sein Mund war trocken.
Er griff zur Feldflasche und
erinnerte sich daran, diese bei Daniel liegen gelassen zu haben. So richtete er
sich stöhnend auf und schleppte sich den Gang entlang. Immer wieder stützte er
sich an umgefallenen Statuen ab. In der Nacht hatte er begonnen, ihnen Namen zu
geben, als Mittel gegen die Einsamkeit und Hilflosigkeit. Der letzte in der
Reihe war „George“. Ein recht stummer Kandidat, aber ein guter Zuhörer.
Jack ließ sich neben Daniel nieder,
der noch immer tief und fest schlief. Jack machte sich Sorgen, er konnte weder
Sam noch ihm wirklich helfen. Vorsichtig zog er Daniels Schlafsack zurecht und
legte sich dann an seine Seite. Ihm war kalt und so zog er seinen eigenen
Schlafsack zu sich herüber und fiel an der Seite seines Freundes in einen
unruhigen Schlaf.
***
Teal´c beobachtete, wie sich der
Rettungstrupp bereit machte, das Tor zu passieren. Drei Stunden waren vergangen,
in denen er dem General, Janet Fraiser und dem Leiter des Rettungsteams die
Situation genauestens wiedergegeben hatte. Hammond hatte einen Spezialisten für
die Bergung Verschütteter kommen lassen. In der letzten halben Stunde hatte der
Jaffa ihm genau die Struktur des Tempels erklärt. Captain Wilgers hatte
daraufhin einiges an Spezialausrüstung einpacken lassen. Hammond hatte es sogar
geschafft, vier Quads zu organisieren, damit eine Vorhut schneller bei SG-1 war.
Teal´c sah sich ungeduldig zum
Kontrollraumfenster um und wurde mit dem Nicken des Generals belohnt. Das Gate
begann sich zu drehen und ein Team aus SG-7, den Bergungsspezialisten und einem
Sanitätsteam sah erwartungsvoll die Rampe hinauf. Janet schulterte ihre
medizinische Ausrüstung. Sie hatte beim General darauf bestanden, diese Mission
zu begleiten. Es war klar, dass alle drei Teammitglieder dringend medizinische
Hilfe benötigten.
Jedenfalls hoffte sie, dass sie auch
drei zu versorgen hatte. Sie schüttelte den Gedanken ab. Sie würden Sam
finden. Der General wusste, wie nah sich die beiden Frauen standen und dass er
auf diese Mission niemand anderes als sie schicken konnte. Der Ereignishorizont
baute sich mit dem bekannten Getöse auf und die Mitglieder von SG-7 bestiegen
die vier Geländefahrzeuge, um sie lautstark auf den Planeten zu fahren. Der
Rest machte sich zu Fuß auf den Weg.
Janet durchschritt die silbrige
Oberfläche an der Seite des großen Jaffas und bedeckte, drüben angekommen,
gleich ihre Augen vor dem gleißenden Licht. „Ist das eine Hitze.“
Major Meyers war schon wieder von
seinem Fahrzeug abgestiegen, da er und sein Team zunächst zurückbleiben würden.
Er kontrollierte noch einmal die Fahrzeuge und die zwei kleinen Anhänger daran.
Diese waren bis obenhin mit Ausrüstung bepackt. Janet würde mit Teal´c
fahren.
Janet lief der Schweiß schon jetzt
in Strömen hinab. Es würde eine anstrengende Strecke werden und als sie den
ersten Hügel überquert hatten, sah sie eine trostlose Ebene vor sich. Oh ja,
das würde eine lange und warme Fahrt werden.
***
Jack zerrte an einem großen Felsen,
der sich einfach nicht bewegen wollte. Er wischte sich den Schweiß von der
Stirn und versuchte es erneut, doch nichts geschah. Erschöpft lehnte er sich
zurück. Er wurde bald wahnsinnig, er musste Sam finden. Er drückte sich hoch
und humpelte zum Ausgang, der Sonne entgegen.
Er bedeckte die Augen vor den
blendenden Strahlen, denn er hielt sich fast ausschließlich im abgedunkelten
Tempel auf, so dass er einige Minuten brauchte, um etwas zu erkennen. Da der
Tempel am Fuß einer Hügelkette lag, konnte er seinen Blick weit ins Tal hinein
schweifen lassen, doch es zeigte sich keine erhoffte Staubfahne.
„Teal´c, wo bleibst du denn.“
Jack setzte sich einen Moment um auszuruhen. Er wusste, dass sich sein Freund
nicht schonen würde, um Hilfe zu holen. Jack stützte seine Arme auf und lehnte
sich leicht zurück. Ihr altes Lager lag verwaist. Lächelnd dachte er an ihren
ersten Abend zurück.
Das Gespräch war auf ein heikles,
aber auch amüsantes Thema gefallen. Jack hatte über Daniels Hang gesprochen,
immer wieder in diverse amouröse Abenteuer zu geraten, woraufhin Daniel gleich
mit Jacks Beziehung zu einem 30-tägigen weiblichen Wesen konterte. Sie hatten
viel gelacht und in Erinnerungen geschwelgt. Und nun drohte auch Sam nur zu
einer Erinnerung zu werden.
„Nein!“ Jack raffte sich auf und
warf einen letzten Blick in die Ferne. Nichts, rein gar nichts war zu sehen. Er
würde allein weitergraben müssen. Ein Zittern im Boden ließ ihn innehalten.
Es war so kurz gewesen, dass Jack
sich gar nicht so sicher war, was er da gespürt hatte. „Was...?“ In diesem
Moment war es wieder da und der Boden vibrierte unter seinen Füßen. Hektisch
sah er den Tunnel hinab und überall Staub und Dreck von der Decke rieseln.
„Jack!“ Daniels Stimme löste
seine Starre, während das leichte Zittern des Bodens anhielt. Schon das
leichteste Nachbeben konnte den Tempel restlos zum Einsturz bringen. „Ja...
Jack, hilf mir! Jack...“
Daniels Stimme kippte und brach ab.
Jack humpelte so schnell er konnte in den Tempel. Auch wenn es seinen eigenen
Tod bedeuten konnte, er würde seinen Freund nicht im Stich lassen. Er achtete
nicht auf sein Bein und hetzte hinab, während das Zittern erstarb.
Doch das Knirschen ging weiter,
direkt vor ihm fiel ein Teil der Decke herab, dem Jack nur knapp ausweichen
konnte. „Daniel!“ Jack kam um die Ecke und sah besorgt, wie viel Staub und
kleine Trümmerstücke von der Decke fielen. Sein Freund hatte die Arme schützend
über das Gesicht gelegt und hustete unter all dem Staub. „Daniel!“ Jack
warf sich neben ihn und schützte ihn mit seinem Oberkörper, bis das Rieseln
des Drecks nachließ. Daniel hustete und versuchte, sich den Staub aus dem
Gesicht zu wischen. Jack half ihm, sich leicht aufzurichten.
„Verflucht! Noch ein paar dieser
Nachbeben und hier stürzt alles zusammen. Welcher Gott auch immer auf diesen
Aborodingsbums sauer ist, er hat ganze Arbeit geleistet.“ Jack reichte Daniel
seine Wasserflasche und rieb sich, jetzt wo sein Adrenalinspiegel wieder sank,
das nun schmerzende Bein.
„Ist schon okay, Jack. Kümmere
dich lieber um Sam, hier kannst du eh nicht viel tun.“ Daniel nahm einen kräftigen
Schluck. „Warst du draußen?“ Dieser beiläufige Satz spiegelte wider, wie
es in ihnen beiden aussah. Daniel begann seine Hoffnung zu verlieren.
„Ja. Ist ziemlich heiß. Da ist es
hier drin schon angenehmer.“
„Hast du schon etwas sehen können?“
Jack wusste, dass er Daniel nichts
vormachen brauchte. „Nein.“
Daniel nickte. „Geh und suche
Sam.“ Jack sah ihm fest in die Augen, zweifelnd ihn allein lassen zu können,
aber der Blick seines Freundes war eindeutig und so stand er wieder auf und ging
in den Hauptgang zurück. Allerdings zog er eine Decke in Daniels Reichweite,
mit der dieser sich vor weiterem Staub schützen konnte.
Die Lampe war umgefallen und Jack
richtete sie wieder auf. „Wow.“ Jack sah, dass der Stein, der vorher so fest
verkeilt gewesen war, sich verschoben hatte und den Blick auf ein dunkles Loch
frei gab. Er wusste nicht, wie oft er versucht hatte, diesen Stein nur wenige
Zentimeter zu bewegen. So hatte das Nachbeben noch sein Gutes.
***
„Teal´c.“ Der Jaffa stand in
Fahrtrichtung und starrte das Tal entlang. Der Himmel dämmerte, doch noch immer
war es unerträglich heiß. Janet hatte sich in den Schatten eines kleinen
Strauches gesetzt. Sie hatten eine kleine Pause eingelegt, nicht nur sie, auch
ihre fahrbaren Untersätze mussten mal abkühlen und Flüssigkeit nachlegen.
Captain Wilgers Team kümmerte sich darum.
Der Jaffa drehte sich um und Janet
sah die Ungeduld in seinen Zügen. Sie hielt ihm ihre Wasserflasche hin. „Auch
Jaffa müssen manchmal trinken.“
Teal´c neigte den Kopf und schenkte
ihr ein dankbares Lächeln. „In der Tat, Doktor Fraiser.“
Wieder wanderte Teal´cs Blick in die
Fahrtrichtung. Janet konnte nicht umhin. „Wie lange werden wir noch brauchen,
bis wir in Funkreichweite sind? Und wie lange, bis wir sie endlich erreichen?“
Der Jaffa zögerte. In diesem Tal
schien die Zeit still zu stehen und doch rannte ihnen die Zeit davon. „Die
Funkgeräte funktionieren auf diesem Planeten nur sehr eingeschränkt.“
Ungeduldig sah er beim Betanken zu. „Nach dieser Rast werden wir die Nacht
durchfahren müssen und sollten das Ende des Tales Mitte des morgigen Tages
erreichen.“
Janet sog frustriert die Luft ein.
Sollte Sam tatsächlich noch leben und eingeschlossen oder verschüttet sein, würde
ihr das Wasser längst ausgegangen sein. Daniels Lage würde eine Bergung
schwierig machen, sie hoffte nur, dass ... Sie schüttelte die Gedanken ab und
stand auf.
„Fahren wir.“ Mit diesen Worten
schritt sie zum Quad und saß auf. Auch in ihr steckte die Ungeduld, ihre
Freunde zu retten. Sie dachte an ihre letzte Begegnung mit Sam. Sie hatten
gemeinsam gefrühstückt. Noch immer klang Sams Lachen in ihren Ohren.
***
Jacks Entschluss stand fest. Er
wollte nicht auf den Rettungstrupp warten, sondern durch die schmale Öffnung
kriechen. Er hatte soweit wie möglich hinein geleuchtet, aber nichts entdecken
können und auf sein Rufen kam auch keine Antwort.
Er schnallte sich die Wasserflasche
an den Gürtel und stellte eine zweite neben Daniel, der seine Augen geschlossen
hatte. Jack wusste nicht, ob er schlief. Er hatte lange mit sich gerungen, ob er
Daniel alleine lassen durfte, doch wenn Teal’c es geschafft hatte, dann konnte
die Rettung nicht mehr fern sein.
Draußen stieg die Sonne immer höher
und erhellte langsam den Tunneleingang. Es würde sehr eng werden, er wusste
nicht wie weit er kommen würde und konnte nur wenig mitnehmen. Sam würde
Wasser benötigen und Verbandszeug. Das hoffte er zumindest, er verdrängte die
dunklen Gedanken. Sie lebt. Sie musste einfach leben.
„Daniel?“ Jack wartete bis Daniel
langsam die Augen öffnete. „Ich gehe jetzt. Brauchst du noch etwas?“
Jack hatte aus Zweigen eine Art Dach
über Daniels Oberkörper gebaut. Zusammen mit einer Zeltplane sollte dies
zumindest kleinere Schuttmengen abhalten. Daniel sah ihn einen Moment stumm an.
„Du findest sie, ja?“
Jack nickte seinem Freund zu. Er würde
sie finden, so oder so. Daniel nickte ebenfalls unmerklich und schloss erschöpft
die Augen. „Ja, du findest sie.“
„Teal´c wird bald hier sein.“ Er
drückte Daniels Schulter und stand mühsam auf. Daniel öffnete die Augen und
sah ihm hinterher, wie er um die Ecke humpelte. Er hörte Jack über den Schutt
kriechen.
Irgendwann hörte er gar nichts mehr
außer dem leisen Wind in den Tunneln. Die Stille war bedrückend und er fühlte
sich hilfloser denn je. Er hatte es Jack nicht gesagt, aber die Anwesenheit
seines Freundes war das Einzige gewesen, was ihn vor der dem Aufgeben bewahrt
hatte.
Er spürte seine Beine nicht mehr und
immer wieder wurde ihm schwarz vor Augen. Er konnte sich nicht vorstellen, wie
sie ihn unter all den verkeilten Trümmern hervor holen wollten. Frustriert
schlug er mit der Faust gegen das Bein der steinernen Gottheit, die ihn begraben
hatte. Immer wieder schlug er auf den Fels ein, wissend, dass dies nichts
bringen würde außer weiteren Schmerzen.
Daniel hielt inne. Ein leises
Grummeln und Zittern durchfuhr den Boden und löste erneut einen kleinen
Schuttregen aus, der dieses Mal jedoch an Jacks Konstruktion entlang rutschte.
Wann hörte das endlich auf? Bei
einem großen Nachbeben hätte Jack keine Chance. Seiner Beschreibung nach war
der Hohlraum, durch den er kriechen wollte, mehr als instabil. Daniel schloss
die Augen und versuchte zu lauschen. Nichts, die Tunnel schluckten alle Geräusche
Jacks. Der junge Wissenschaftler merkte gar nicht, wie er in einen unruhigen Dämmerschlaf
verfiel.
***
„Daniel!“
Janet beugte sich über den jungen
Mann und versuchte, ihn mit einer leichten Berührung zu wecken, doch dieser
reagierte nicht. Sie nahm seine Hand und tastete nach dem Puls. Viel zu langsam.
Zügig nahm sie ihren Rucksack ab und öffnete ihn. Routiniert griff sie einen
Infusionsbeutel und bereitete ihn vor. Sie reichte ihn dem Sanitäter, der sich
neben sie hockte. Sie hatten nicht viel Platz hier.
Captain Wilgers beobachtete sie bei
ihrer Arbeit. Janet sah die Skepsis in seinen Augen, die auch sie ergriffen
hatte. Wie sollten sie Daniel nur darunter hervor bekommen? Sie hatten sich
abgesprochen, dass Janet den jungen Wissenschaftler zuerst medizinisch versorgen
würde.
Captain Wilgers drehte sich zu Teal´c
um. „Wo ist Colonel O´Neill?“
Der Jaffa gab keine Antwort, sondert
signalisierte ihm durch ein Kopfnicken, ihm zu folgen. „Colonel O´Neill hat
hier gegraben.“
„Er scheint voran gekommen zu
sein.“ Wilgers leuchtete in das dunkle Loch, doch er konnte nichts erkennen.
Sand rieselte an einigen Stellen herab.
„Er muss hier hinein gestiegen
sein. So ein Wahnsinn.“ Der Captain drehte sich um und ging zu seinem Team,
das vor dem Tempel die Ausrüstung aufbaute.
Teal´c verharrte vor dem schmalen
Durchlass. Er wusste, warum O´Neill dies getan hatte, wie viel er für Major
Carter empfand. Nichts hätte ihn davon abbringen können, es nicht wenigstens
zu versuchen.
Janet trat aus dem Seitentunnel und
kam zu ihm herüber. Auch sie verharrte schweigend. Der Sanitäter kümmerte
sich um Daniel, während die Rettungsspezialisten ihre Ausrüstung in den Tunnel
brachten. Sie war nervös. Janet hatte gehofft, nur den Tempel erreichen zu müssen
und ihre Freunde dort vorzufinden. Janet hätte sie versorgt und gepflegt. Doch
nun konnte Janet außer für Daniel nicht viel tun.
Sie hoffte nur, dass Captain Wilgers
so gut war wie sein Ruf.
Immer mehr Menschen drängten sich
jetzt in den schmalen Tunnel, in dem Daniel verschüttet lag. Wilgers kam zu
ihnen herüber. „Wir werden uns zunächst um Dr. Jackson kümmern. Wie
beurteilen Sie seinen Zustand, Doktor?“
Janet hatte versucht, unter die
umgefallene Statue zu schauen und dort ebenfalls das eingetrocknete Blut
gesehen. Daniel hatte kaum Schmerzen, doch davon ließ sie sich nicht täuschen.
„Er ist schon sehr geschwächt, ich kann nicht sagen, wie weit seine Beine
verletzt sind. Ich hoffe, sie sind noch gut durchblutet.“ Das war ihre größte
Sorge.
Wilgers fuhr sich nachdenklich durch
das relativ lange dunkle Haar. „Wir müssen ihn nach der Bergung möglichst
ruhig halten. Sie sind mit dem sogenannten Bergetod vertraut?“
Janet nickte. Sie kannte diese
Gefahr. Viele nach Tagen Gerettete starben nach der Bergung, da sie sich zu
schnell aufrichteten. Durch das lange Liegen bildeten sich Giftstoffe im Körper,
gelangten sie plötzlich zum Herzen, wurde es in vermeintlicher Sicherheit
trotzdem gefährlich.
„Gut, dann holen wir ihn raus.“
Wilgers sah zu Teal´c, der weiterhin in den schmalen Durchlass starrte, der O´Neill
und Carter vor ihnen verbarg. „Sie wären uns eine große Hilfe. Einer meiner
Männer wird hier derweil Wache halten.“ Teal´c nickte dem
Rettungsspezialisten zu.
***
Jack lief der Schweiß über das
Gesicht. Er rieb sich mit dem Handrücken über die Stirn, ohne darauf zu
achten, dass er sich nur noch mehr Schmutz ins Gesicht brachte. Er hielt einen
Moment inne und atmete tief durch.
Er lag lang ausgestreckt im niedrigen
Tunnel und schob Erde zur Seite. Er hatte sich sehr weit vorgearbeitet. Der Gang
war fast vollständig verschüttet. Auf halber Strecke hatte er eine kleine
Nische gefunden, die ihm sogar erlaubt hatte sich aufzurichten. Doch dann war es
immer schwieriger geworden.
Er war auf viel loses Geröll gestoßen,
das er mühselig rückwärts aus dem Tunnel ziehen musste, da er es nicht
einfach hinter sich schieben konnte. An manchen Stellen war der Gang gerade mal
einen halben Meter breit. Nur flach auf dem Bauch liegend, konnte er sich vorwärts
schieben und das kostete sehr viel Kraft.
Er hoffte nur, dass Daniel in Ordnung
war. Er hatte ihn nicht gern allein zurückgelassen, hoffte jedoch, dass Teal´c
bald eintreffen würde. Zudem wusste er, dass Daniel auch wissen wollte, was mit
Sam geschehen war. Der Gedanke, sie zu verlieren, war für ihn nicht minder
schwer als für Jack.
Noch immer hatte Jack keine Spur von
Sam entdecken können. Vielleicht hatte er sich schon an ihr vorbei gearbeitet,
begraben von Tonnen von Fels? Erneut schüttelte er den gehassten Gedanken ab
und begann, weiter zu graben und schob den lockeren Sand an sich vorbei nach
hinten. Sand rieselte ihm von oben ins Gesicht und er stoppte erneut. Dieser
Teil des Tunnels war wesentlich instabiler.
Vorsichtig zog er sich weiter vorwärts.
Seine Gedanken kreisten wieder um seinen Major und in ihm tauchten Bilder auf,
die ihn nur noch energischer graben ließen.
Sams Gesicht, als sie hinter der
Energiebarriere auf dem Schlachtschiff von ihm getrennt worden war. Oder ihre
Erleichterung über seine Rückkehr, nachdem er durch den Meteoritenschauer von
der Erde abgeschnitten war. Er hatte sich bereits in sein Schicksal ergeben,
doch sie hatte nicht aufgehört,
ihn zu suchen. Und er hatte
auch nicht vor, hier und jetzt aufzugeben.
Wütend schob er sich vorwärts und
griff nach einem weiteren Erdklumpen, der sich unerwartet leicht löste und ihm
ins Gesicht fiel, begleitet von einem regelrechten Erdrutsch. Für den Moment
war Jack Sicht und Atem geraubt und er war sich sicher, lebendig begraben zu
werden. Doch er ergab sich seinem Schicksal nicht und ruderte wild mit den
Armen, um den Sand aus seinem Gesicht zu kriegen. Prustend schob er das Erdreich
neben sich und schuf so einen kleinen Raum zum atmen. Hustend sog er die Luft
ein.
Vorsichtig öffnete er die Augen als
der Sandregen nachließ. Dunkelheit umfing ihn und er tastete nach seiner
Taschenlampe. Sie war unter dem Sand verborgen und er brauchte einen Moment um
sie zu finden. Doch dann erhellte sich der Tunnel wieder und er sah vor sich ein
dunkles Loch.
Der kleine Erdrutsch hatte ihn
endlich voran gebracht. Hektisch schob er sich vorwärts und versuchte zu sehen,
was sich dort verbarg. Er drückte einen Fels nach vorn und ignorierte eine
weitere kleinere Sandlawine. Der Durchgang war noch immer zu schmal, doch er
schaffte es, einen Arm hindurchzuschieben. Sein ausgestreckter Arm beleuchtete
einen Hohlraum.
Zahlreiche Statuen lagen kreuz und
quer und er meinte, eine von denen zu erkennen, die ihm nahe des Gewölbes
aufgefallen waren. Er war nahe dran und ließ den Lichtstrahl weiter wandern.
Der Raum war kaum groß genug, um sich aufzurichten, dafür aber sehr breit.
Vermutlich hatten die Statuen verhindert, dass die Decke weiter einstürzte. Der
Strahl wanderte weiter und Jack verharrte. Was war das gewesen?
Aufgeregt ließ er den Strahl zurückkehren.
Angst machte sich in seinem Herzen breit, das durfte nicht sein! Hinter einem
Fels sah er eine Hand. Ihre Hand! Und sie bewegte sich nicht. Sam.
„Nein.“ Er erschrak sich vor
seiner eigenen Stimme. Nein! Das nicht. Die Verzweiflung füllte ihn ganz und
gar aus. Nicht seine Sam. Wütend hämmerte er mit der Lampe an die Tunnelwand.
„Sam!!!“
Er schrie es aus sich heraus, seine
ganze Wut und Verzweiflung lag in diesem einen Ausruf. Er achtete nicht mehr auf
den losen Sand und hämmerte gegen das Hindernis, das ihn noch von ihr trennte.
***
„Zieht an!“ Wilgers gab das
Kommando und sein Team begann, mit Teal´cs Hilfe an den Seilen zu ziehen. Sie
hatten versucht alles abzustützen und hofften nun, die Statue anheben zu können.
Janet musste in sicherer Entfernung
warten und sah besorgt zu Daniel. Sie hatten über ihm eine Sicherheitsplatte
angebracht, die ihn vor herabfallenden Trümmern schützen sollte. Das
Spezialistenteam hatte zuvor reichlich Trümmer beiseite geräumt und Hohlräume
unter der Statue geschaffen. Die dort platzierten Luftkissen sollten die
Spezialisten unterstützen. Wilgers aktivierte den Generator am Ausgang des
Tunnels, der hämmernd zum Leben erwachte.
„Mehr Zug!. Das reicht nicht.“
Wilgers gab mehr Druck auf die Leitungen, bevor er selbst zu seinen Leuten ans
Seil sprang. „Doktor! Sie müssen ihn herausziehen.“ Das letzte Wort kam nur
noch gepresst heraus, zu hoch war die Anstrengung. Janet lief auf Daniel zu und
setzte sich hinter ihn.
„Daniel, wie besprochen, du
strengst dich keinesfalls an! Lass alles uns machen.“ Janet fühlte mit ihrer
Hand unter die Statue und stellte fest, dass die Beine frei waren. Nur noch ein
kleines Stück, dann würden auch die Füße hindurchpassen. „Höher, ihr müsst
höher!“
Daniels Blick zeigte Aufregung. Das
war nicht gut. „Ruhig Daniel, lass mich alles machen.“ Sie kniete sich
hinter ihn und begann, vorsichtig zu ziehen. Langsam, ganz langsam bewegte sie
sich rückwärts. Daniel stöhnte und sie hielt kurz inne. Er hatte die Augen
geschlossen.
Die Männer hielten noch immer die
Seile straff und Janet zog weiter, da sie nicht wusste, wie lang das Team die
Statue noch halten konnte. Dann waren die Beine frei und Janet atmete
erleichtert auf. Sie rutschte an Daniels Seite, während sie dem Captain
zunickte.
„Alles klar! Langsam ablassen.“
Die Männer keuchten und langsam senkte sich die Statue wieder. Wilgers selbst
schob sich an Janet vorbei und schaltete den Generator aus. Teal´c hockte sich
an ihre Seite, während Janet nach dem Puls ihres Patienten tastete. Alarmiert
griff sie zu ihrer Tasche. „Daniel, hörst du mich?“
Daniel schlug kurz die Augen auf,
sein Blick war glasig und im gleichen Moment sackte sein Kopf zur Seite weg.
***
Jack hämmerte weiter auf die Tunnelwände
ein, die daraufhin endlich nachgaben. Er schob sich hektisch hindurch und ließ
sich in den Hohlraum rutschen. So stürmisch er sich gerade vorgearbeitet hatte,
so stumm hockte er nun vor der Hand, die hinter dem Felsen hervorragte.
Jetzt, wo er sie gefunden hatte,
hatte er Angst vor dem Resultat seiner Suche. Um das Fühlen des Pulses und
damit die Gewissheit weiter herauszögern zu können, leuchtete er zunächst
vorsichtig den Arm entlang.
Überrascht stellte er fest, dass sie
nicht von der Statue begraben worden war. Vielmehr ragte ihr Arm aus einem
schmalen Spalt. Sein Lichtstrahl wanderte weiter in die Dunkelheit hinein. Er
erblickte das blonde Haar seines Majors, von Schmutz und Staub durchzogen. Sein
Herz klopfte bis zu seinem Hals und vorsichtig streckte er seine Hand aus.
In diesem Moment passierte das, was
er nicht zu hoffen gewagt hatte. Das blonde Haar geriet in Bewegung und Sam hob
langsam den Kopf. Eine schmutzstarrende und erschöpfte Sam blickte blinzelnd zu
ihm auf. Erst jetzt bemerkte er die verkrusteten Blutreste in ihren Haaren.
„Jack!? Das hat lange
gedauert...“
Jack hatte mit allem gerechnet, aber
nicht mit diesem Satz.
Er war sprachlos. „Ich... nun, ich
musste...“ Er verstummte und sah in ihre Augen. Sie lebte, er würde sie nicht
verlieren. In ihm machte sich eine unendliche Erleichterung breit. Sie hatte ihn
Jack genannt.
„Ich habe versucht, mich
durchzugraben, aber ich kam hier nicht durch. Das ging nicht so leicht. Ich...
ich weiß auch nicht.“ Sam hustete leicht auf. Jack löste sich endlich aus
seiner Starre. Er griff zu seiner Wasserflasche und öffnete sie. „Trinken
Sie, Sam. Und dann überlegen wir, wie wir Sie da raus bekommen.“
Sie griff zu und setzte die Flasche
hastig an den Mund. „Langsam.“
Jack begann, an der Statue zu zerren
und war verblüfft, sie tatsächlich bewegen zu können. Langsam, ganz langsam
rutschte sie zur Seite und gab den Durchgang frei. Sam reichte ihm das Wasser
und versuchte vorsichtig, sich durch den schmalen Spalt zu schieben. Plötzlich
verzerrte sich ihr Gesicht vor Schmerz und sie griff sich an die rechte
Schulter.
„Warten Sie.“ Er zog sie behutsam
zu sich und rutschte bis an die Wand. Sorgsam bettete er Sam vor sich. Dankbar
lehnte sie sich an seiner Schulter an. „Ich...“, Sam stöhnte leicht vor
Schmerz. „Ich denke, ich hab mir die Schulter gebrochen.“
„Und außerdem eine mächtige Beule
am Kopf.“ Er tastete nach der blutverkrusteten Stelle an ihrem Hinterkopf.
„Autsch, nicht...’
„Bin schon weg!“ Hastig zog er
seine Hand zurück.
„Ich möchte nur einen Moment
ausruhen. Ich habe die ganze Zeit gegraben. Als ... die Decke stürzte ein und
ich ... und dann habe ich gegraben, aber ich war so müde. Ich... diese
Kopfschmerzen und...“
Jack zögerte kurz, doch dann strich
er ihr langsam mit seiner Hand über den Kopf. „Shhht.“ Dann hielt er ihr
das Wasser hin. Sie war in einem schlechten Zustand und völlig dehydriert. Viel
länger hätte sie nicht durchgehalten. Jetzt mussten sie nur noch hier heraus,
aber dafür sollte sie kurz zu Kräften kommen.
Jack vermutete eine Gehirnerschütterung.
Er griff zu seinem Gürtel und zog ihn vorsichtig aus den Bundschlaufen heraus.
Er musste die Schulter fixieren.
„Was ist mit Daniel und Teal´c?“
Die Frage traf ihn zu unvermittelt,
als dass er ihr etwas hätte vormachen können. „Teal´c holt Hilfe.“
„Und Daniel?“
Jack zögerte.
Sam sah zu ihm auf. „Was?“
„Er ist eingeklemmt, weiter oben,
im Seitentunnel.“
***
Daniel lag auf der Trage am Eingang
des Tempels. Hier schützte ihn der Schatten. Noch immer hatte er das
Bewusstsein nicht wieder erlangt. Janet und der Sanitäter überwachten ständig
seine Werte. Nach der Bergung war sein Blut wieder in die Gefäße der Beine
geflossen. Das Herz kam nicht hinterher und für einen Moment hatte Janet
gezweifelt, ihn zurück holen zu können.
Doch nun schlug es wieder regelmäßig.
Sie strich über Daniels Arm. Hier konnte sie nicht mehr viel für ihn tun. So
wie es aussah hatten seine Beine das ganze unter diesen Umständen doch relativ
gut überstanden. Janet hatte zwar Brüche am rechten Bein feststellen können
und dazu etliche Quetschungen, aber die Durchblutung hatte ausgereicht, das
Gewebe zu erhalten.
Wilgers war mit seinen Männern und
Teal´c auf der Suche nach Sam und Jack. Immer wieder kamen sie an ihr vorbei
und holten Ausrüstung aus dem Lager. „Frank, bitte bereite einen der Anhänger
vor, damit wir die Trage darauf fixieren können.“ Sie nickte dem jungen Sanitäter
zu.
„Janet?“ Überrascht sah die Ärztin
auf ihren Patienten hinab. Daniel sah sie verwirrt an. Sein Blick war noch immer
nicht ganz klar. Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.
„Hi Daniel, wieder da?“
„War ich weg?“ Diese irritierte
Frage überraschte sie kurz. Wenn Daniel wüsste, wie weit er weg gewesen war!
Doch sie lächelte ihn weiter an. „Nur ein wenig. Alles in Ordnung.“
„Was... was ist mit meinen...
Beinen.“ Er zögerte, so als wäre er sich nicht sicher, ob er es wirklich
wissen wollte.
„Etwas angeschlagen, aber das
kriegen wir wieder hin.“
„Jack
… Sam?“
Teal´c tauchte an Janets Seite auf.
„Wir werden sie bald gefunden haben, Daniel Jackson.“ Der Jaffa hockte sich
an Daniels Seite und legte eine Hand auf dessen Schulter. „Es tut gut, dich
hier draußen zu sehen.“
Er blickte Janet fest in die Augen
und nickte ihr zu. Sie erwiderte seinen Blick stumm. Es bedurfte keiner Worte,
sie alle fühlten das Gleiche.
Teal´c richtete sich auf und betrat
erneut den Tunnel, Daniel in guten Händen wissend. Nun konnte er sich ganz auf
O´Neill und Carter konzentrieren. Es war schnell klar, dass er nicht selbst in
den Tunnel vordringen konnte, da er nicht überall hindurch passte. Am Zugang
war es besonders instabil und die Spezialisten waren bemüht, diese Stelle
zuerst abzusichern.
Wilgers setzte sich einen Helm auf
und aktivierte die darauf angebrachte Lampe. Er würde nicht viel mitnehmen, dafür
war kein Platz. Er war mit einem Seil gesichert, mit dem sie ihn notfalls wieder
hinausziehen konnten. Er drehte sich zu dem Jaffa um. „Wenn sie leben, holen
wir sie heraus.“ Der Captain wusste, dass es für Teal´c schwer war, untätig
zurück zu bleiben.
Damit wandte er sich dem Tunnel zu.
***
„Weiter Sam.“ Jack schob sich
vorsichtig rückwärts durch den Gang, während Sam ihm vorwärts folgte. Sie
hatten sich trotz der Risiken für diese Vorgehensweise entschieden, damit Jack
sie unterstützen konnte. Sie war durch ihre Schulter behindert und tat sich
sehr schwer, sich voran zu schieben und der Gang war einfach zu eng, um sich
dann zu ihr umdrehen zu können.
Sam war erschöpft und wäre ohne
Jacks Hilfe nicht weit gekommen. Sie blickte ihn an, wie er versuchte, sich an
einer sehr engen Stelle vorbeizuschieben. Sein Gesicht in dieser aussichtslosen
Situation direkt vor sich zu haben, half ihr vermutlich mehr als er ahnen
konnte.
Sam dachte kurz an Jacks Blick, als
er sie im Strahl der Taschenlampe ansah, soviel hatte darin gelegen -
Erleichterung, Zufriedenheit und eine Zuneigung der besonderen Art. Natürlich
wussten sie beide um ihre Gefühle, doch nur in Situationen wie dieser ließen
sie beide diese Emotionen auch ein wenig zu.
Sie konnte ahnen, wie besessen Jack
nach ihr gesucht haben musste, umgekehrt wäre sie nicht minder rastlos auf die
Suche nach ihm gegangen. Er drehte sich zu ihr herum und sah ihr fragend ins
Gesicht.
„Was?“
Jack war sich nicht ganz sicher, wie
er Sams schmunzelnden Blick deuten sollte, wie konnte man in ihrer Situation überhaupt
schmunzeln? Andererseits liebte er sie gerade für diesen Gesichtsausdruck. Und
da lagen sie nun, dreckverschmiert, verschwitzt und ohne irgendeine Chance sich
zu umarmen. Aber Jack war sich fast sicher, dass sie sich nie näher waren als
in diesem Moment.
Er streckte seinen Arm aus und strich
ihr über die Wange, ganz leicht und sah sie dabei liebevoll an. Sie nahm seine
Hand in die ihre und drückte sie fest an ihr Gesicht. Sie wollte ihn nicht mehr
loslassen, auch wenn es bedeutete, diesen schmalen Tunnel nie mehr zu verlassen.
Die Sekunden verstrichen und keiner
von ihnen beiden sagte ein Wort oder machte eine Bewegung. Die Zeit schien für
sie still zu stehen, hier in diesem schmalen Durchlass, der kaum Raum genug zum
Atmen bot. Und doch ging ihrer beider Atem schneller als noch Minuten zuvor,
seine Hand an ihrem Gesicht.
Ein Lichtstrahl durchbrach den Moment
und beleuchtete Jack von hinten. „Colonel O’Neill! Sind Sie das?“
Jacks Hand verharrte noch einen
kurzen Moment an ihrer Wange, fest umschlossen von der ihren. Ihre Blicke waren
wie ein Versprechen als sie den Kontakt trennten und in das Hier und Jetzt zurückkehrten.
„Ja. Und wer sind Sie?“
„Captain Wilgers. So ein Wahnsinn,
hier hinein zu kriechen.“
„Sie sind doch auch hier.“
„Wir holen Sie hier raus. Haben Sie
eine Spur von Major Carter entdecken können?“
„Direkt hier vor meiner Nase. Wir
sind auf dem Weg nach draußen.“
Jack begann, sich weiter zurück zu
robben, immer darauf bedacht, das lose Erdreich nicht noch weiter zu lockern.
Das Rettungsteam war da, das bedeutete, Teal´c hatte es geschafft und jemand würde
sich um Sam und Daniel kümmern. Daniel! „Wilgers, was ist mit Dr. Jackson?“
„Keine Sorge, Colonel, er ist frei.
Dr. Fraiser kümmert sich bereits um ihn.“
Janet hatte also Teal´c begleitet,
er wusste seinen Freund in guten Händen. Ihnen fehlten jetzt nur noch wenige
Meter bis zum ersten Hohlraum und Jack schob sich langsam weiter. Sam hatte
sichtlich Mühe, voran zukommen und ihr Gesicht verzog sich immer wieder vor
Schmerz. Sie konnte nicht mehr.
Jack griff ihren gesunden Arm und
begann, sie behutsam hinter sich herzuziehen, was auch ihm nicht leicht fiel. Plötzlich
spürte er mehr Freiraum an seinen Füßen, sie hatten die Nische erreicht.
Vorsichtig zog er Sam vorwärts und Wilgers half ihm dabei, Sam weiter heraus zu
ziehen.
Sie quetschten sich gemeinsam in den
schmalen Hohlraum und verschnauften kurz. Erstmalig konnte er dem Mann hinter
sich ins Gesicht blicken. „Wilgers also?“
Der Captain nickte knapp und er
schien in Jacks Augen ein erfahrener Mann zu sein. „Na dann lass ich Ihnen
wieder den Vortritt.“ Der Rettungsspezialist stimmte erneut nickend zu und
schob sich, die Beine voran in das letzte Stück Tunnel hinein. „Kommen Sie,
Major.“
Sam nutzte den letzten Moment und
strich zärtlich an Jacks Hand entlang. Bald würden sie sich wieder als Colonel
und Major gegenüber stehen und eine solche Nähe wäre ihnen nicht möglich.
Ihre Blicke trafen sich und wieder
schien dieser Moment nicht enden zu wollen. Ein bitteres Lächeln umspielte
seinen Mund, als er Sams Arm ergriff, um sie zu stützen. Sie schob sich in den
schmalen Durchlass und strebte dem sicheren Ausgang zu. Jack folgte ihr und
schob sie von hinten. Er sah weiter vorne ein Licht den Tunnel erhellen.
***
Janet hatte sich zu Teal´c gesellt
und wippte unruhig mit den Füßen. Auch wenn sie das in den meisten Situationen
gut verbergen konnte - Geduld war noch nie ihre Stärke gewesen und jetzt wuchs
ihre Ungeduld ins Unermessliche. Mit Grauen sah sie in das dunkle Loch, es
schien viel zu schmal, als dass ein Mensch es passieren könnte.
Sie spürte die plötzliche Hektik
als sie Bewegungen in dem diffusen Dunkel ausmachen konnte. Füße tauchten auf
- Janet hielt den Atem an. Wilgers schob sich heraus.,... ja! Sie hatten
sie gefunden. Vorsichtig halfen die Männer Sam heraus und setzten sie
vorsichtig auf dem Boden ab.
„Sam!“ Janet sah sie an, doch die
Freude über die Rettung ihrer Freundin wich der Professionalität als Ärztin,
als sie sah, wie Sam sich die schmerzende Schulter hielt. Janet wollte sich
gerade zu ihr hocken, doch irgendwas ließ sie innehalten. Und im gleichen
Moment wurde ihr bewusst, dass der Boden von Vibrationen durchzogen wurde.
„Oh Gott, nein.“ Sam sah
erschrocken zu dem kleinen Durchlass, aus dem Jack noch nicht aufgetaucht war.
Sie drückte sich mit dem gesunden Arm hoch, doch das Beben wurde stärker.
„Raus, alles raus hier!“
„Aber...“ Janet wollte helfen,
doch Teal´c schob sie bestimmt zum Ausgang und wandte sich wieder dem Erdloch
zu, aus dem nun immer mehr Staub drang. Zwei der Männer hoben Sam hoch und
trugen sie hinaus, während sie sich heftig wehrte. Ihr Blick zurück sprach Bände
und auch Janet konnte es nicht fassen.
Nicht jetzt, nicht so kurz vor der
Rettung. All dies geschah in wenigen Sekunden, in denen sich das Beben noch
verstärkte. Vor Staub hustend erreichten sie das Freie, wo die Retter Sam in
sicherer Entfernung absetzten. Janet eilte zu ihrer Freundin und nahm sie in den
Arm. Sam blickte nur geschockt auf den Eingang des Tempels, aus dem das Poltern
von Gestein und die Rufe der Männer zu hören waren.
Das Beben ebbte ab und alle starrten
gebannt auf den Eingang. Sekunden vergingen wie Minuten und Janet sah, dass auch
Daniel sich auf seinem Lager aufgerichtet hatte. Eine Veränderung seines
Blickes ließ ihren Blick wieder zum Tempeleingang wandern und ihre
Erleichterung war unermesslich als Wilgers und Teal´c mit O´Neill hustend aus
der Dunkelheit gestolpert kamen. Sie hielten den Colonel gestützt.
***
Die Sonne brannte auf den Felsen und
ließ die Wüste vor Hitze flirren. Noch für Stunden würde die Hitze sich
halten, bevor die Kühle der Nacht hereinbrechen würde. Tiere harrten im kühlen
Schatten der Felsen aus und mieden jeden Sonnenstrahl.
Eine kleine schwarze Schlange zog
sich weiter zurück, als ungewohnte Laute ihre Ruhe störten.
Sie waren bereits seit einem Tag
unterwegs und kamen nur langsam voran. Janet hoffte, dass Hammond noch weitere
Verstärkung schickten würde, doch solange marschierten sie weiter. Sie hatte
Sams Schulter verarztet und darauf bestanden, dass sie mit einem der Hänger
transportiert wurde. Auch Daniel lag auf seiner Trage, festgeschnallt auf einem
der kleinen Anhänger.
Sie waren langsam unterwegs, um die
Verletzten zu schonen. Janet lief neben Daniel her und beobachtete ihn
aufmerksam. Sie hatte ihm Schmerzmittel verabreicht, damit er die Erschütterungen
besser verkraftete. Nun schlief er. Janet blickte zu Jack, der hinter Wilgers saß.
Sie hatten ihn regelrecht ausbuddeln
müssen, doch letztendlich war Aboras Tempel nicht zum Grab für ihre Freunde
geworden. Gemeinsam hatten sie es geschafft, gerade noch rechtzeitig. Und der
Blick, mit dem Jack immer wieder zu Sam hinübersah, bestärkte Janet in ihrem
Gefühl, dass da sicher viel mehr in diesem Tempel passiert war als mancher
ahnte... Janet seufzte leise und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sie
blickte zurück.
Die Sonne stand über den Hügeln,
die sie bereits weit hinter sich gelassen hatten. Dieses Tal war so trostlos,
kein Baum oder Strauch, der Schutz vor der Hitze bot. Einzig Kakteen und Geröll
gab es hier. Hier gab es kaum Leben und Janet war, froh diesen unwirtlichen
Planeten zu verlassen.
Gemeinsam mit ihren Freunden.
Ende
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