Titel: CSI Las Vegas - Gefangen in der Dunkelheit
Eine weitere meiner CSI-Geschichten um Greg Sanders. Er und Seine Kollegen ermitteln in der Wüste, als sich plötzlich die Erde unter ihnen auftut.
„Was wollten diese Kerle in diesem
Loch!?“ Sara war sichtlich genervt und stieß mit dem Fuß gegen eine rostige
Dose. Greg verstand sie nur zu gut. Der ganze Fall war ein Rätsel. Mitten in
der Wüste war eine Luxuslimousine gefunden worden. Am Steuer ein Geschäftsmann
aus Texas mit einer 9mm Kugel im Hinterkopf. Sie hatten ihn schnell
identifizieren können und auch Reifenspuren eines Jeeps gefunden, mit dem die Täter
wohl geflohen sind.
Aber
damit waren ihre Erfolge auch schon beendet. Sie kannte weder den Grund für die
weite Reise des Texaners, noch das Motiv der Tat. Geld und Papiere waren im Auto
ebenso verblieben, wie die goldene Rolex.
Nick
hatte das GPS-Daten des Wagens ausgewertet und herausgefunden, dass der Wagen
von Houston, Texas direkt bis in die Wüste gefahren waren. Es hatte nur wenige
Stops gegeben. Eine Tankstelle, zu der Catherine und Langston unterwegs waren
und einen kurzen Stop hier.
Greg
sah sich um. Die Hitze flirrte über dem Boden und lies die ganze Szenerie
unwirklich erscheinen. Mitten in der Wüste, am Fuße eines Geröllhügels stand
eine alte verfallene Lagerhalle. Hier war sicherlich seit Jahrzehnten keiner
mehr gewesen. Nick schoß ein paar Fotos von Reifenspuren. „Der Jeep war
ebenfalls hier. Wir sind hier in jedem Fall richtig.“
Greg
griff zur Flasche und nahm einen tiefen Schluck. Die Hitze hier in der Wüste
war unerträglich. Was wollte Frank Meyers hier bloß? Bestimmt nichts Legales
und dafür hatte er die Quittung bekommen. Die Frage blieb nur wieso und durch
wen.
„Hey,
hier sind einige Zigarettenkippen. Anscheinend hat hier jemand längere Zeit
gewartet.“ Sie zog einen Beutel hervor während Nick zu ihr herüber kam und
ein Foto schoß. „Wow, russische Zigaretten sieht man hier nicht so häufig!“
Greg
ging weiter und sah sich die Halle an. Mehr als baufällig hingen die Türen nur
halb in den Angeln. Er nahm die Kamera zur Hand als er einige Fußspuren an der
Hintertür entdeckte. Sie schienen frisch und waren gut zu erkennen. Nach
einigen Aufnahmen schob er vorsichtig die Tür auf. Auch hier lagen Zigaretten.
Die Halle war größtenteils leer, nur in der Mitte stand ein Tisch und eine
Leiter ragte aus einer Luke am Boden.
Greg
schoß ein Foto und ging näher. Auf dem Tisch lagen einige große Blätter,
Karten, wie es aussah. „Greg?“
„Ja!
Ich bin hier drin!“ Er ging näher an den Tisch und schoß ein paar Bilder der
Karten bevor er sie vorsichtig auseinander schob. Das sah aus wie Karten eines
Stollensystems. So langsam bildete sich ein Bild. Vermutlich war das an der
Leiter der Zugang eines Stollensystems. Vielleicht eine alte Silbermine, davon
gab es hier in der Gegend einige. Vorsichtig näherte er sich der Leiter und
versuchte einen Blick nach unten. Dort war alles tiefschwarz und er versuchte
erst gar nicht die Dunkelheit mit seiner Taschenlampe zu durchdringen.
„Was
haben wir hier?“ Greg sah auf. Nick hatte mit Sara die Halle betreten.
„Sieht
aus wie eine verlassene Mine. Irgendwas haben die Kerle hier zu tun gehabt.“
Nick ging an der Hallenwand entlang während Sara noch weitere Zigarettenkippen
eintütete. Greg trat noch einmal an die Pläne und sah sie durch. Auf den
ersten Blick sah er die Daten unten am Rand. Demnach war die Mine schlappe 200
Jahre alt.
Er
schrak auf, als er ein Knirschen hörte. Staub rieselte von einigen der
Dachbalken auf die Pläne herab. „Wow!“
Auch
Nick hatte es bemerkt. „Irre ich mich oder hat die Erde gerade gebebt?“
„Du irrst dich nicht, ich hab es
auch gespürt.“ Sara war in ihrer hockenden Position nahe der Tür verharrt.
„Die
Mine unter uns scheint laut dieser Papiere 200 Jahre alt, vielleicht ist der
Untergrund nicht mehr ganz stabil.“ Greg drehte sich vorsichtig zur Luke um,
aus der eine leichte Staubwolke hervorstieg.
Nick
war nur wenige Meter entfernt, als die Erde erneut in Bewegung geriet. Fast fühlte
es sich an als würde der Sand unter ihm absinken. Ein leises Grollen drang aus
dem Schacht.
„Greg,
verschwinde da von dem Loch! Wir sollten hier raus, wenn das Erdreich ins
Rutschen gerät stürzt die Halle in sich zusammen.“ Nick stand vielleicht 7
Meter von Greg entfernt bei diesem Satz und Greg nickte nur stumm. Innerlich
wusste er bereits, dass es zu spät für ihn sein würde. Der Sand unter ihm
bewegte sich.
„Verschwindet!“
Er schrie es hinaus, wurde aber von einem lauten Krachen unter ihm übertönt
und dann verlor er das Gleichgewicht, als der Sand unter ihm in Bewegung geriet.
„Greg!“
Verzweifelt und erfolglos versuchte der junge Tatortermittler nach irgendetwas
zu greifen.
Das Krachen erstarb für einen Moment und er sah verzweifelt zu Sara die der Szenerie mit großen Augen folgte. Er lag am Boden und spürte, dass seine Beine in der Luft hingen und er weiter hinab rutschte. Nur langsam, aber er konnte es nicht aufhalten. Er blickte hektisch zurück und sah die Ränder des Mineneinstiegs immer weiter abbrechen. Das Loch würde ihn verschlingen. Panisch begann er mit den Beinen zu rudern um weg zu kommen. Er sah das entsetzte Gesicht seines Freundes Nick bevor ihn die Dunkelheit verschluckte.
***
„Greg!“
Unwirkliche
Stille entstand als das Grollen und Knirschen erstarb. Greg war verschwunden und
in der Halle hatte sich ein ungefähr fünf Meter breites Loch aufgetan, in das
noch immer Sand nachrutschte. Das konnte doch nicht wahr sein. Er sah Sara die
versuchte sich dem Loch vorsichtig
zu nähern und schon gefährlich nah herangetreten war. „Nicht Sara. Bleib wo
du bist.“
„Aber
wir müssen doch…“ Tränen standen in ihren Augen und sie sah verzweifelt zu
ihm.
„Nein
Sara, das ganze hier kann jeden Moment zusammenbrechen. Geh zurück, du musst
hier raus und Hilfe holen.“
„Aber…“
Sie sah nervös zur Decke, die wieder begonnen hatte zu knirschen. Nick sah, wie
das Loch weiter nachrutschte und ihm nach und nach den Raum nahm zur Tür zu
gelangen.
„Nick!!
Beeil dich!“ Er musste versuchen über den Rand zu springen und die andere
Seite zu erreichen. Hier würde alles einstürzen, da war er jetzt sicher. Auch
der Boden unter seinen Füßen geriet bereits in Bewegung und er nahm all seine
Kraft zusammen und sprang. Zu kurz.
Nick
merkte es gleich und das letzte was er sah war Sara´s entsetztes Gesicht bevor
es ihn in die Tiefe riß. Sand füllte seine Augen, seinen Mund und er merkte
wie er von Gegenständen getroffen wurde. Der Sturz schien endlos und endete
abrupt und schmerzhaft.
***
Sara
stolperte zurück, doch es war zu spät! Der Boden sackte nun vollständig weg
und würde nach Nick und Greg auch sie verschlingen. Die Wände bogen sich und
von oben vielen Teile der Decke herab. Sie hechtete zurück, doch auch sie gerät
ins Rutschen. Ihre Hände griffen in den losen Sand und fanden keinen Halt. Sie
ruderte mit den Armen aber es nützte nichts, sie rutschte immer tiefer.
Sand
drang in ihre Augen und nahm ihr die Sicht. Noch immer versuchte sie irgendetwas
zu greifen. Schmerzhaft schlugen ihre Hände gegen die Wand des einstürzenden
Schachtes und gegen etwas Hartes. Sara griff instinktiv zu. Ihr Fall wurde
abrupt gestoppt und ihre Arme schmerzten als ihr ganzes Gewicht plötzlich daran
hing. Sie keuchte und versuchte den Kopf gesenkt zu halten, weil noch immer Sand
und Trümmer herunterrutschten.
Sie
wusste nur eins, sie musste festhalten, komme was wolle. Der Sand nahm ihr den
Atem und die Sicht aber sie klammerte sich fest. Nach und nach beruhigte sich
das Erdreich und auch das Getöse lies nach. Sara schüttelte den Kopf um den
Sand loszuwerden und den Blick wieder frei zu bekommen. Sie lebte! Sie konnte es
kaum fassen aber auch nicht, was zuvor mit ihren Freunden geschehen war. Sie
zwinkerte und versuchte in all diesem Staub irgendwas zu erkennen.
Es
raubte ihr den Atem, als sie sah wie tief sie gerutscht war. Das Loch lag im
fahlen Licht ungefähr 10 Meter über ihr und noch immer rutschte am Rand Sand
herunter. Teile des Lagerhallendachs hingen gefährlich über dem Loch. Ein Stück
Metall rutschte auf sie zu und sie drückte sich so gut wie möglich an die
Wand. Es streifte sie schmerzhaft am Rücken und sie schnappte nach Luft.
Sie
sah hinab und versuchte irgendwas zu erkennen, doch in der Dunkelheit konnte sie
nur Schemen erkennen. „Greg? Nick? Seid ihr in Ordnung?“
Sara
versuchte mit den Füßen Halt zu finden und fand einen klitzekleinen Vorsprung
durch den sie ihre Arme ein wenig entlasten konnte. Doch lange würde sie es
hier nicht aushalten. Zum erstenmal nahm sie war woran ihr Leben hing. Ihre
Finger hatten ein Kabel greifen können. Es sah nicht sehr vertrauenswürdig
aus.
Ihr
tat alles weh aber noch mehr schmerzte sie, keine Antwort von ihren Freunden zu
bekommen. „Nick?!“ Nichts! „Greg?!“
Jetzt
glaubte sie etwas zu hören, doch sie war sich nicht sicher. Ihre Gedanken
rasten. Was sollte sie tun. Sie schätzte ihre Möglichkeiten ab hinauf zu
klettern und verwarf diesen Gedanken schnell. Das würde sie nicht schaffen. Unmöglich!
Sie
sah nach unten. Dort waren ihre Freunde und brauchten ihre Hilfe. Wie tief
mochte es darunter gehen? Sie suchte nach weiteren Möglichkeiten hinab zu
gelangen und tastete mit dem linken Bein vorsichtig zu einem kleinen Vorsprung.
***
Nicks Kopf dröhnte und er hatte
Schwierigkeiten beim Atmen. Hustend krümmte er sich zusammen. Er hatte keine
Ahnung wie lang er hier schon lag und er fühlte mit der Hand seine Stirn.
Irgendwas hatte ihn am Kopf getroffen und ihm war übel. Alles war dunkel um ihn
herum und er spürte etwas auf sich liegen. Sand! Er sog die Luft keuchend ein.
Nein. Das durfte nicht sein. Das ertrug er nicht. Sein Puls beschleunigte sich
und er merkte, dass er immer mehr in Panik geriet.
Er
presste seine Daumen in seine Hände. Das hatte seine Therapeutin ihm
beigebracht damit er nach seiner Entführung Panikattacken durchbrechen konnte.
Er spürte wie er langsam runterkam. Einen klaren Gedanken fassen! Er musste
klar denken können!
Er
lag am Grunde des Schachtes und hatte überlebt. Alles tat ihm weh, vor allem
seine Stirn und seine Schulter. Noch immer war ihm schwindelig. Er zuckte
zusammen als ein Schrei ertönte und weiterer Sand und Trümmer auf ihn
herunterfielen. Er warf sich zur Seite und hielt die Arme schützend über
seinen Kopf.
„Arghhh!“
Neben ihm landete etwas Schweres und als er sich umsah lag eine stöhnende Sara
neben ihm.
„Sara?“
Er hustete und auch Sara schien nach Atem zu ringen. Der ganze Schacht war von
aufgewirbeltem Staub erfüllt und raubte ihnen den Sauerstoff. „Bist du in
Ordnung?“
Eine
fast lächerliche Frage, sie würde sich nicht besser fühlen als er selbst. Mit
der rechten Hand tastete er nach seiner Tasche und fand die kleine Taschenlampe.
Als der schmale Lichtkegel den Staubschleier durchdrang beruhigte sich sein Puls
langsam. Saras Gesicht tauchte im Licht auf.
„Sara?“
„Es
geht, was ist mit dir? Du blutest!“ Er tastete vorsichtig an seine Stirn und
zuckte zusammen. Er war mächtig aufgeschlagen. „Nicht so wild!“
„Was
ist mit Greg?“ Nick biß sich auf die Lippen. Er war so auf sich und Sara
konzentriert gewesen und begann nun hektisch mit der Lampe den Schuttberg
abzuleuchten. „Ich weiß nicht, ich hab ihn nicht gesehen. Greg!“
Auch
Sara begann zu rufen. „Greg!“ Im Schein der Taschenlampe sahen sie Balken,
Erde, Rohre und Trümmerstücke. Sie konnten froh sein davon nicht erschlagen
worden zu sein.
„Ich…
hier!“ Gregs dünne Stimme drang zu ihnen. Nick konnte es kaum fassen, sie
hatten alle drei überlebt, auch wenn ihre Situation nicht rosig war.
„Wir
kommen zu dir! Halt aus.“ Er wandte sich an Sara. „Siehst du ihn?“
Sie
schüttelte den Kopf. „Nein, aber
ich glaub es kam von da.“ Sie deutet auf einige verkeilte Balken. Sie schob
sich langsam voran und hielt sich dabei kurz die Hüfte. Sie waren beide
angeschlagen aber jetzt galt es erst einmal Greg zu finden. Nick blickte kurz
nach oben. Jederzeit konnten weitere Trümmer herabfallen.
***
Sara
rieb sich die verdreckten Augen und versuchte in all dem Staub etwas zu
erkennen. Ihre Freunde lebten. Das war das entscheidende, jetzt mussten sie nur
noch lebend hier raus. Ihre Hüfte schmerzte und ihre Hände waren blutig und
aufgeschürft, doch Nick sah noch schlimmer aus. Eine böse Platzwunde blutete
stark an seiner Stirn und er bewegte sich sehr unsicher.
Sie
robbte über den Sand und schob sich vorwärts. „Greg? Wo steckst du?“
„Hier!“
Sie sah eine Hand hinter einem Balken auftauchen und kraftlos wieder zurücksinken.
Nick und sie sahen sich mit einem Chaos aus Trümmern gegenüber unter dem ihr
Kollege begraben lag. Sie versuchte sich vorsichtig an der Seite
herunterzulassen. Greg lag unter einigen Brettern und Unmengen von Erde.
„Greg, bist du verletzt?“
„Ich..
ich weiß nicht wirklich. Ich kann mich nicht wirklich bewegen…. nicht richtig
atmen.“ Sara schob ein Brett zur Seite und begann die Erde vorsichtig mit den
Händen abzutragen und biß sich auf die Zähne, als ihre zerschundenen Hände
schmerzten.
„Wir
holen dich da raus. Beweg dich einfach nicht und laß uns alles machen.“ Nick
rüttelte vorsichtig an einem der Bretter und schob es dann zur Seite. „Aaaargh!“
Gregs
Gesicht verzog sich schmerzverzerrt und Sara zog scharf die Luft ein, als sie
das viele Blut sah. Das zersplitterte Ende eines Holzbalkens steckte in Gregs
Seite und sein grünes T-Shirt war blutverschmiert und zerrissen. Auch Nick sah
es und hielt inne. „Das sieht nicht gut aus!“
Sie
brauchten eine halbe Ewigkeit Greg aus den verkeilten Brettern zu befreien. Sara
schob den letzten Sand zur Seite und sah wieder nach oben. Immer wieder rutschte
Sand nach und drohte sie erneut zu verschütten. „Wir müssen hier weg
Nick!“
Nick
zog sein Halstuch ab und drückte es Greg auf die blutende aber wohl oberflächliche
Risswunde an seinem Bauch. Ein gesplitterter Balken hatte ihn übel erwischt.
„Ich weiß, aber wohin?“ Er reichte ihr die Taschenlampe. „Wir müssen
dieses Teil entfernen. Leuchte mir bitte!“ Nick strich Greg etwas Dreck aus
dem Gesicht. „Das wird jetzt weh tun aber es geht nicht anders. So können wir
dich hier nicht wegbringen.“
Greg
nickte mit zusammengebissenen Zähnen und schloß in Erwartung des Schmerzes
seine Augen. Nicks Hand zitterte doch dann griff er beherzt zu und zog das lange
Holzstück aus seiner Seite. Greg bäumte sich auf und sackte dann zusammen.
Sara zerriß das T-Shirt unter ihrer Weste und drückte es auf die Wunde.
„Nick! Wir müssen hier weg.“
Nicks
Taschenlampe leuchtete den Schuttberg entlang und offenbarte einen Tunnel.
„Wir sollten dort hin. Wenn dort oben etwas nachrutscht überleben wir das
nicht. Er sah zu Greg, der kaum bei Bewusstsein war. „Hilf mir mal den Rest
hier beiseite zu räumen.“
Sie
beeilten sich und warfen immer wieder nervöse Blicke nach oben. Greg stöhnte,
als Nick einen weiteren Balken von seinem Fuß hob und schlug die Augen wieder
auf.
„Was…?“
Greg verzog vor Schmerzen das
Gesicht. Er hatte viel abbekommen.
„Wir
müssen hier raus Greg. Glaubst du, du kannst aufstehen?“
Greg
richtete sich mit Saras Hilfe vorsichtig auf und drückte sich das Shirt weiter
auf die Wunde. Er schnappte vor Schmerz nach Luft. „Mein Knöchel…“
Nick
ignorierte den Schmerz in seiner Schulter und griff seinen Freund unter die Arme
um ihn hoch zu ziehen. „Zusammen kriegen wir das schon hin.“ Nicks
Zuversicht wurde durch ein Krachen über ihm gedämpft. Wieder erzitterten die Wände
des Schachtes und er sah wie sich ein Schatten über die Öffnung legte.
„Sara! Schnell! Hier kommt gleich alles runter!“ Doch Sara hatte schon auf
der anderen Seite Gregs Arm genommen und zog ihn vorwärts, während sie immer
wieder angsterfüllt nach oben blickte.
Nick
konnte nachher nicht mehr sagen, wie sie es überhaupt geschafft hatten. Greg
konnte sich kaum auf den Beinen halten und sie zogen ihn einfach mit sich. Nick
erinnerte sich gestolpert zu sein, gegen Schutt gestoßen zu sein und einfach
immer nur ein Bein vor das andere gesetzt zu haben, während um ihn herum die Hölle
losbrach.
Der
Lärm der herabstürzenden Trümmer war infernalisch und alles schien in
Bewegung zu geraten. Einmal strauchelten sie und rappelten sich mühselig wieder
auf. Der Staub raubte ihm den Atem und er hatte das Gefühl nicht einen Schritt
mehr schaffen zu können. Hinter ihnen herrschte das Chaos und sie stolperten
weiter und weiter in den Stollen hinein um der Schuttwolke zu entkommen. Doch
dann ging es einfach nicht mehr, sie sahen nichts mehr und der Staub schien überall.
Nick stolperte erneut und riß im Fallen seine Freunde mit. Nick schloß die
Augen und blieb liegen, darauf konzentriert den letzten Rest Sauerstoff in die
Lungen zu kriegen. Das Knallen und Rumpeln wollte kein Ende nehmen und er hatte
das Gefühl der ganze Berg wäre in Bewegung geraten.
Nur
langsam nahm das Zittern des Bodes ab und dann war es plötzlich still in der
Dunkelheit. Nick hob vorsichtig den Kopf. Der Staub war überall und er konnte
nicht wirklich etwas sehen. Greg lag verkrümmt und regungslos als dunkler
Schatten neben ihm. Die Sicht war fast bei Null, er hatte die Lampe bei ihrer
Flucht verloren. Doch irgendwo kam ein schwaches Licht her.
„Nick?“
Sara! Nick tastete um sich und drückt sich dann vorsichtig hoch. Ein stechender
Schmerz durchzuckte seine lädierte Schulter. „Ja.“ Er tastete in der
Dunkelheit über Greg hinweg und konnte ihre Hand greifen. „Ich bin hier!“
Nick
sah nun auch seine Taschenlampe durch die Staubschleier. Sie lag zwei Meter
entfernt und beleuchtete mit ihrem Lichtkegel eine der Seitenwände und eine
riesige Wand aus Trümmerstücken an der Stelle, wo sie Greg vor wenigen Minuten
noch befreit hatten. „Das war knapp.“ Er hustete.
Auch
Sara zwang der Staub zu husten und zu würgen, doch er legte sich bereits
langsam. Sara drückte sich vorsichtig hoch und ging einen humpelnden Schritt
auf den Schutt zu.
Sie sah sich zu Nick um. „Wie sollen wir hier je wieder raus?“
***
Er
hatte auf Saras Frage keine Antwort gehabt, aber das war auch egal zu diesem
Zeitpunkt. Jetzt hatten sie erst mal überlebt und nur das zählte. Nick hatte
sich zurückgeschoben und vorsichtig an die Stollenwand gelehnt. Seine Schulter
wollte nicht aufhören zu schmerzen und er brauchte einen Moment.
Sara
holte die Taschenlampe und setzte sich neben Greg und sah nach ihm. „Er hat
das Bewusstsein verloren und seine Seite blutet noch immer. Wir brauchen so
etwas wie einen Druckverband.“ Sie dachte kurz nach und zog sich dann den Gürtel
ab und fixierte damit das T-Shirt auf der Wunde.
„Sieh
mal nach seinem Knöchel!“ Nick sah Sara zu, wie sie vorsichtig das rechte
Hosenbein hochschob und den Schuh öffnete. Der Knöchel war tiefblau und
angeschwollen. „Laß den Schuh besser an, damit ist der Knöchel
stabilisiert.“ Sara nickte und sah zu ihm herüber. Ihr Gesicht war von Dreck
verschmiert und eine Strähne lag ihr quer über der Stirn.
„Was
ist mit dir?“
„Meine
Schulter!“
Sara
kam zum ihm öffnete ihm vorsichtig Weste und Hemd. Ihre Hand strich über
seinen Schulterknochen und er sog scharf die Luft ein. „Scheint aber nicht
gebrochen zu sein.“ Sie beugte sich zu Greg zurück und zog auch ihm den Gürtel
ab. „Ich mache dir eine Schlinge für den Arm.“
„Danke!“
Nick hielt den Atem an, als Sara den Arm in die Schlinge legte. Sie setze sich
neben ihn an die Wand und so saßen sie dort eine ganze Weile. Sie mussten erst
einmal zur Ruhe kommen um einen klaren Gedanken zu fassen. Zudem lag noch immer
Staub in der Luft, der ihnen das Atmen erschwerte.
***
Sara
wusste nicht wie lange sie dort gesessen hatten. Ihr Kopf dröhnte und langsam
fiel ihr das einatmen wieder leichter. Sie hatte sich ein Stück Stoff vor den
Mund gebunden, das sie jetzt herunter zog. „Nick!“
„Ja?“
„Was
machen wir jetzt?“
„Keine
Ahnung… irgendwie überleben?“
Sara
musste schmunzeln. „Vermutlich die beste Option die wir haben.“
„Ich
brauche noch einen Moment, ok? Dann schauen wir uns mal um.“
Sara
sah zu ihm herüber und die Schmerzen in seinem Gesicht. Auch ihr war
schwindelig, aber sie mussten sich zusammennehmen um hier heraus zu kommen.
„O.k.“
Sara
sah wieder zu Greg, dessen Kopf sie auf ihren Schoß gebettet hatte. Sein Atem
ging etwas rasselnd, aber gleichmäßig. Er war noch immer ohne Bewusstsein.
Sara leuchtete noch einmal den Tunnel entlang zu dem Berg aus Trümmern. Sie
konnte es nicht fassen, dass sie diesen Absturz überhaupt überlebt hatten.
„Wir
sollten die Batterien schonen.“
„Was?
Ach so.“ Nick hatte Recht und sie deaktivierte die Lampe. Die Dunkelheit
umschloss sie in beängstigender Weise. Sara hatte das Gefühl es drücke ihr
die Luft ab. Sie erschrak für den Moment, als Nick ihre Hand ergriff und drückte.
„Wir schaffen das schon.“
„Meinst
du?“
„Ja!
Ich gelte eher als Realist, denn als Optimist. Man wird uns suchen und finden.
Es kann nur eine Weile dauern und das ist das Problem. Wie geht es Greg?“
„Nicht
so gut.“ Sara kontrollierte wiederholt seinen Puls. „Er braucht einen
Arzt.“
„Ja.
Schalte mal das Licht ein.“ Sie sah im Lichtkegel wie Nick sich schwerfällig
erhob und vorsichtig ein paar Schritte in den Tunnel hinein ging. „Ich werde
mal die Gegend erkunden. Bleib du bei Greg.“
Sara
nickte und gab ihm die Lampe. „Bitte sei vorsichtig.“
***
Frustriert
sah Nick auf die vielen sich verzweigenden Gänge. Wenn er weiterging lief er
Gefahr sich zu verlaufen und den Weg nicht zurück zu finden. Er rieb sich die
schmerzende Schulter. Die Tunnel sahen nicht wirklich stabil aus und überall
fanden sich Spuren der früheren Arbeiter. Er sah Schaufeln und alte Balken,
aber wenig was ihnen weiterhalf. Und es war erstaunlich kalt hier unten.
Es
brachte alles nichts, diese Tunnel waren einfach
zu unübersichtlich, auch wenn er sich sicher war, dass es einen Ausgang
geben musste. Er drehte um und ging vorsichtig zurück.
Minuten
später trat Nick um die letzte Biegung und sah seine Freunde an der Stollenwand
sitzen. Saras Kopf war zurück gesunken. Greg lag noch immer auf ihren Schoß.
Er legte die gefundene Decke über ihn und überprüfte den Verband an seinem
Bauch. Er war blutdurchtränkt.
„Sara?“
Nick rüttelte vorsichtig an ihrer Schulter.
„Was?“
Ihr Kopf fuhr hoch. „Nick?“
„Ja.
Geht es dir gut?“
„Ja,
ich bin nur eingeschlafen glaube ich. Hast du etwas gefunden?“
„Nun
ja, viele weitere Tunnel die aussehen wie dieser. Nur leider hab ich keine
Ahnung welcher der richtige ist.“
„Und
wenn wir warten?“ Sie sah ihn fragend an und rückte sich zurecht. „Ich
mein…“
„Sara,
über uns liegen Tonnen von Schutt und wer weiß wann wir überhaupt vermisste
werden. Jede dieser Minen hat einen Eingang. Den müssen wir nur finden. Aber
wir sind alle in keiner guten Verfassung und können es uns nicht erlauben uns
hier in der Dunkelheit zu verirren.“
„Die
Lampe wird auch nicht ewig durchhalten.“
Nick
lehnte sich neben sie an die Wand und rieb sich die Schulter. Selbst wenn sie
den Weg hinausfanden. Sie würden Greg tragen müssen und das über eine lange
Strecke hinweg.
„Wir..
wir müssen nach unten!“ Nick fuhr herum, als er Gregs brüchige Stimme hörte.
Sein Freund sah ihn aus einem blassen Gesicht entgegen. Er sah müde aus, aber
es schien ihm besser zu gehen.
„Hey
Kumpel. Wie geht es dir?“
„Weiß
nicht recht, ich glaube mittelmäßig.“ Greg atmete tief durch und versuchte
zu lächeln.
„Was
meinst du mit „nach unten“ Greg?“ Sara sah ihn fragend an.
Greg
hob den Arm und rieb sich etwas Dreck aus dem Gesicht. Greg sah nicht besser als
sie aus. Sie waren alle über und über mit Staub bedeckt und hatten unzählige
Schürf- und Schnittwunden an allen erdenklichen Stellen. „Ich hab oben auf
dem Tisch Pläne liegen sehen. Nur kurz und ich glaube mich daran zu erinnern,
dass die ganze Mine sehr vertikal ausgerichtet war. Unzählige Ebenen die Tief
in den Berg reichten.“
„Das
könnte passen! Die Lagerhalle lag auf einem Plateau.“ Greg nickte. „Ich…
ich weiß nicht ob ich das richtig behalten habe, aber ich denke wir müssen
nach unten. Es ging alles so schnell... ich weiß auch nicht…!“
„Hey
Greg. Alles gut! Das ist mehr als wir vorher wussten. Wie sieht es aus? Sollen
wir es angehen?“ Greg sah zu ihm hinauf und Nick wusste genau was es dachte.
Er hatte Bedenken.
„OK,
wir müssen aufpassen uns nicht zu verirren. Wir brauchen etwas um die
Wegkreuzungen zu markieren.“
Sara
kramte in ihrer West und holte ein Stück Markierungskreide heraus. „Ein guter
CSI ist immer vorbereitet!“ Sie lächelte das erste mal seit sie hier unten
gelandet waren. „Damit müsste es gehen.“
Doch
Nick wusste dass dies nicht ihr größtes Problem war. „Kannst du dich
aufsetzten Greg?“
„Ich
werde es versuchen.“ Sara half ihm und er kam mühsam hoch. Er hielt sich
seine Seite atmete einmal tief durch. „Aber sitzend kommen wir hier nicht
raus.“
„Wie geht’s dem Knöchel?“ Sara
sah besorgt zu Nick und Greg tastete ich kurz ab und schüttelte den Kopf.
„Ich weiß nicht… vielleicht holt ihr mich besser später hier ab… “
Nick schüttelte energisch den Kopf. „Wenn wir schon vorwärts zweifeln kommen wir nirgendwo an! Wir versuchen es einfach und wir zwei helfen dir.“
***
Sara
wusste nicht wie lange sie bereits unterwegs waren und keuchte erschöpft. Sie
hatten einen Weg hinab gefunden, doch er war mehr als beschwerlich. Teile der
Tunnel waren schon eingestürzt und es ging zeitweise sehr steil herunter.
Mehrfach hatten sie schon Pausen einlegen müssen. Greg hielt sich tapfer. Jeder
Schritt viel ihm schwer, doch er beschwerte sich nicht. Sie und Nick stützten
ihn so gut es ging.
Doch
sie kamen noch immer quälend langsam voran. Sie stolperte erneut, strauchelte
und stieß schmerzhaft gegen die scharfkantige Felswand. Nick fing sie auf.
„Wir sollten vielleicht eine kleine Pause einlegen. Ich könnte den Weg vor
uns schon mal überprüfen.“
Sara
wollte das eigentlich nicht, aber ein Seitenblick zeigte ihr, dass Greg diese
Pause noch dringender brauchte als sie. „Einverstanden. Ruhen wir uns einen
Moment aus.“ Sie half Greg sich auf einem Felsvorsprung niederzulassen und
setzte sich dann selbst hin. Nick hatte diese Erkundungstouren schon zuvor
gemacht und ihnen die ein oder andere Sackgasse erspart. Nur die Dunkelheit, die
sie dann umfing war unangenehm und sie wartete immer auf die Rückkehr des
Lichtkegels.
„In
Ordnung. Bin gleich wieder da.“ Nick und das Licht verschwanden hinter der nächsten
Biegung. Der Stollen ging bereits seit einer geraumen Weile bergab und sie
hofften hier bald heraus zu sein. Sara lehnte sich zurück und brachte ihren
Puls wieder zur Ruhe.
Sie
wusste nicht wie viel Zeit in der Dunkelheit vergangen war als sie einen Schrei
hörte. Das war Nick! „Sara!“
Sara
sah die Hand nicht vor Augen und tastete sich hoch. „Greg. Bleib hier!“
„Wüsste
auch nicht wohin…“ Sara tastete sich weiter und stieß mehr als einmal
schmerzhaft irgendwo an. Das musste die Biegung sein und jetzt sah sie am Ende
des Tunnels auch einen schwachen Lichtschein. Sie beschleunigte ihren Schritt.
„Nick! Wo bist du?“
„Ich
bin hier, ich… beeil dich!“ Die Stimme klang angestrengt und sie
beschleunigte ihre Schritte. Der Lichtschein kam hinter einem Vorsprung her und
als sie diesen umrundete schrak sie zurück. Vor ihr tat sich ein tiefer Abgrund
auf. Der Stollen endete in einem Schacht, der in die Tiefe führte und Nick hing
halb über dem Abgrund. Durch seine lädierte Schulter konnte er sich
offensichtlich nicht wieder hinaufziehen. Sie verlor keine Zeit und zog ihn mit
aller Kraft hinauf. Minuten später lagen sie beide noch immer keuchend am
Boden.
„Ich
glaube ich habe den Weg nach unten gefunden!“ Nick grinste sie an.
„Das
nennst du einen Weg?“ Sara beugte sich über den Rand. „Das geht ganz schön
weit runter. Wie sollen wir das schaffen, falls das überhaupt der richtige Weg
ist?“ Sie rollte sich wieder weg. „Nick, das ist Wahnsinn!“
„Es wird nicht anders gehen. Sieh mal dahinten.“ Er wies auf eine alte Kiste am Ende einer Nische. Sara stand auf und sah hinein. Das konnte tatsächlich klappen! „Alles klar. Ich hole Greg. Du wartest hier!“
***
Sara
half Greg sich zu setzen und er sank müde zurück. Das hielt er nicht mehr
lange durch. Seine Seite schmerzte und der Verband unter seinen Fingern war
durchgefeuchtet. Er hatte einfach keine Kraft mehr und sein Fuß war nur noch
ein Schmerz. Aber Sara war gnadenlos und trieb ihn immer wieder an und jetzt
sollte er sich auch noch abseilen.
„Ihr
seid wahnsinnig!“
„Wissen
wir! Los komm! Ich lege dir das Seil an.“ Sara wand das alte, wenig Vertrauen
erweckende, Tau um seine Hüfte. Wir lassen dich langsam runter. Das klappt
schon.“
Greg
saß bereits mit den Beinen über der Kante und Nick überprüfte nochmals die
Taue. Er würde unten das Seil lösen und mit der Lampe wieder nach oben
schicken. Das hieß er durfte nicht ohnmächtig werden, hatte aber schon jetzt
Schwierigkeiten klar zu sehen. Der Blutverlust schwächte ihn. „Du schaffst
das Greg!“
Minuten
später hing er am Seil, dass ihm schmerzhaft in die Hüfte schnitt. Er keuchte
obwohl alle Anstrengung bei seinen Freunden lag, die ihn nach und nach herabließen.
Er leuchtete mit der Lampe hinab und sah einen kleinen Tunnel der unter ihm
auftauchte. Sie hatten zuvor einen Stein in die Dunkelheit hinabgeworfen und dem
Geräusch nach musste es hier nicht allzu weit hinab gehen. Immer wieder lösten
sich kleine Steinbrocken von der Kante über die das Seil gespannt war und
prasselten auf ihn hinab. Er passierte den Tunnel, doch dieser war im Schein der
Taschenlampe kaum noch als solcher zu erkennen, Geröll versperrte den Zugang
und so lies er sich weiter hinab.
„Greg,
wie sieht`s aus?“ Das war Nick, dem man die Anstrengung in der Stimme anhörte.
Doch Greg kam nicht zum Antworten, denn ein weiterer Schwall Erde rieselte ihm
von oben entgegen während er gleichzeitig schmerzhaft mit dem Fuß gegen etwas
Hartes stieß. „Argh…!“
Er kämpfte gegen die Dunkelheit an, die ihn zu erfassen drohte. Er
konnte nicht mehr und es wäre so verlockend gewesen einfach die Augen zu schließen.
„Greg? Sag was!“
Das
war Sara. Greg blinzelte den Dreck aus seinen Augen und sah nach oben. Er konnte
nichts erkennen also konzentrierte er sich wieder auf seinen Job und wand den
Lichtstrahl nach unten. „Da… da ist der Grund und ein Tunnel… langsam!“
Als
er den Boden endlich berührte blieb er für einen Moment erschöpft liegen,
doch dann leuchtete er den dunklen Gang aus, der sich zu seiner rechten öffnete.
Das sah gut aus und am meisten gefiel ihm der Luftzug, den er spürte. Sollte
das hier wirklich der Gang sein, der sie aus dem Dunkel hinausführte? Er löste
hektisch das Tau und band die Lampe wieder daran fest. Dann zog er zweimal daran
und beobachtete wie das Licht der Lampe unruhig wieder hinauf wanderte und ihn
in der Dunkelheit zurück lies. Er robbte vorsichtig rückwärts in den Gang
hinein um nicht erneut von Geröll getroffen zu werden und versuchte die bedrückende
Schwärze zu ignorieren. Er merkte gar nicht, wie er erschöpft einschief.
„Greg!
Hey? Alles ok?“ Er brauchte einen Moment, doch dann erkannte er Nicks Stimme.
„Greg?“
„Ja.
Was…“ Nick saß neben ihm und schaute immer wieder hinauf. Er konnte nicht
lange weggedämmert sein, denn Sara war noch nicht unten angekommen. Vorsichtig
drückte er sich im Schein der Taschenlampe an der Wand hoch.
„Warte,
ich helfe dir.“ Nick griff ihm unter die Schulter und zog ihn etwas höher.
Greg keuchte. Der Schmerz wollte nicht wirklich nachlassen. In einem Schwall aus
Schutt und Geröll landete nun auch Sara neben ihm und hustete bei all dem
Staub. Nick zog sie zu sich in den Gang und sie alle blieben müde und erschöpft
sitzen. „Wir sollten eine Pause machen! Wir sind erschöpft und müde.“ Nick
schaltete die Lampe aus. Wir ruhen uns etwas aus und dann gehen wir weiter,
einverstanden?“
Greg
nickte, sich bewusst, dass seine Freunde es nichts sehen konnten. Er hörte
nicht mehr ob Sara antwortete sondern schlief umgehend ein.
***
Nick
knipste das Licht wieder an und sah sich um. Sara und Greg schliefen an die Wand
gelehnt. Nick stand leise auf und ging ein Stück den Gang hinauf. Die Luft war
hier viel besser aber der Gang auch viel schmaler und jetzt auf dem zweiten
Blick offenbarte sich auch der schlechte Zustand des Tunnels. An einer Stelle
war er eingebrochen, lies aber noch einen ausreichenden Durchgang. Nick bückte
sich unter einem unsicher aussehenden Balken. Es gab viele dieser alten
verlassenen Minen und er hatte schon mal einen Fall gehabt. Es war einige Jahre
her und sie hatten damals eine Drogenbande ausheben können.
Die
Minen waren tückisch. Er schob sich vorsichtig weiter voran und musste sich
immer weiter bücken. Der halbe Tunnel war verschüttet und er musste sich mächtig
verbiegen um weiter durch zu kommen, doch dann öffnete er sich in eine
Weggabelung. Alles klar, mehr brauchte er vorerst nicht zu sehen. Er sah besorgt
zur Decke. Das sah nicht wirklich stabil aus.
Als
er zurückkehrte blinzelte ihm Sara bereits entgegen. „Hi? Was gefunden?“
„Nicht
wirklich, aber immerhin scheint das hier keine Sackgasse zu sein. Wird aber
nicht einfacher.“ Er lies sich neben ihr nieder. „Wie geht es Greg?“
„Weiß nicht. Er fühlt sich heiß
an und ich bekommen ihn nicht wirklich wach.“ Sie strich ihrem jungen Kollegen
noch mal durch das schweißnasse Haar. „Greg? Komm schon, wach auf. Es geht
weiter!“
Greg
stöhnte und drehte sich vorsichtig um. Nick nahm war, das die Hand an seiner
Seite blutverschmiert war. „Ich… ich kann nicht mehr weiter. „Ich…“
„Kommt
nicht in Frage! Du schaffst das Greg!“ Nick nahm das Zittern in seinen Händen
war. Greg würde das nicht mehr lange durchhalten und einfach zusammenbrechen.
Vielleicht mussten sie ihn irgendwann tragen und wenn das nicht mehr ging würden
sie Hilfe holen müssen. Greg musste solange durchhalten wie es ging. „Greg.
Es geht nicht anders.“
„Wenn wir dir helfen, wird es schon
gehen. Komm Greg. Komm hoch!“ Sara
griff zu und auch Nick zog ihn mit hoch. Greg kam wackelig zum stehen. Nick stützte
ihn, als seine Beine nachzugeben drohten, doch dann schien er sich zu fangen.
„Geht es?“
„Vielleicht.“
Kam es keuchend zurück.
„Dann
lass uns gehen.“ Nick leuchtete ihnen den Weg. „Da vorne wird es etwas
enger.“
***
Sara
war müde und alle Knochen taten ihr weh. Sara hatte das Gefühl kaum einen
Schritt mehr weiter zu können. Sie hatten enge Stellen hinter sich gebracht,
die ihnen allen viel Kraft gekostet hatten. Sie mussten doch endlich hier raus
kommen! Nick trieb sie immer weiter voran obwohl auch er immer öfter ins
Stolpern geriet.
„Nick…“
Greg hing schwer zwischen ihnen. „Nick, halt an.“
Ihr
Kollege stoppte. „Sara, wir müssen weiter. Spürst du nicht die Luft? Es ist
nicht mehr weit.“
Sara
schüttelte energisch den Kopf. „Es geht nicht mehr!“ Sie begann auf die
Knie zu sinken und Nick lies Greg neben sie herabsinken. Sara betete den Kopf
ihres Kollegen auf ihren Oberschenkeln. Auf Gregs Stirn stand kalter Schweiß
und er zitterte, während seine Augen fest geschlossen blieben. Nick ließ sich
neben ihr nieder. „Er kann nicht mehr und wir auch nicht!“
„Ich
weiß!“ Nick leuchtete den Gang entlang. „Ich denke aber wir sind dem
Ausgang nah.“
„Ruh
dich etwas aus und dann schauen wir gemeinsam einfach nach.“ Sie strich über
Gregs Gesicht. „Er ist ganz heiß!“
Sara
sah besorgt zu Nick der vorsichtig nach Gregs Wunde sah. „Wir müssen ihn bald
hier rausbekommen. Er muss zu einem Arzt.“ Nick lehnte sich zurück an die
Wand. „Wir alle sollten mal zum Arzt.“
„Wie
geht es deiner Schulter?“
„Ich
versuche sie zu ignorieren. Mit mäßigem Erfolg.“ Nick schaltete das Licht
aus um die Batterie zu schonen. Sara erschrak für einen Moment, denn die
Dunkelheit umfing sie wie ein schwarzer Umhang. Sie war bedrückend und
furchteinflössend. Sie hatte enge Räume noch nie gemocht. „Denkst du sie
suchen schon nach uns?“
„Bestimmt.
Wir sind gestern so gegen 17.00 Uhr an der Mine gewesen. Damit sind wir hier
bereist seit fast 18 Stunden drin.“
„Was?
Solange? Aber…“ Sara dachte nach. „…dann haben sie uns bestimmt schon
vermisst und suchen uns. Unser Wagen steht noch an der Halle… falls da noch
eine Halle ist.“
„Oder
ein Auto.“ Nick suchte ihre Hand und umschloss ihre Finger. „Sie werden uns
hier nicht finden, daher müssen wir uns selbst helfen und weitergehen.“
„Ja.
Ich weiß, aber Greg schafft das nicht mehr.“ Sara strich ihm erneut über die
heiße Stirn.
Die Taschenlampe flammte wieder auf
und Sara bedeckte sich kurz die Augen bis sie sich an das Licht gewöhnt hatte.
„Ich
schau mal um die nächste Ecke. Versuch du ihn wach zu bekommen, ja? Ob wir ihn
hier lassen sollte er selbst entscheiden. Schließlich können wir ihm keine
Lampe da lassen.“
Nick stand mühsam und keuchend wieder auf und wankte sich die Schulter haltend den Gang weiter. Sara beugte sich zu Greg und rüttelte ihn sanft. „Greg! Greg, hörst du mich? Mach bitte die Augen auf.“
***
Nick
stolperte vorwärts. Er wollte es nicht zugeben, aber auch er war am Ende seiner
Kräfte und brauchte eine Pause, war sich aber sicher dem Ziel nahe zu sein. Die
Luft zog durch diesen Tunnel und sie war warm, als käme sie direkt von draussen.
Er stützte sich auf einen Felsen und verschnaufte kurz. Er hatte gerade 30
Meter zurückgelegt und war schon am Ende.
Er
zögerte. Was war das? Irgendetwas hatte ihn irritiert. Da! Da war es wieder!
Ein Klirren. Da, schon wieder! Nick sah vorsichtig um die Ecke und sah einen
Lichtstrahl am Ende des Tunnels. Vorsichtig ging er weiter. Dieses Licht war künstlich.
Wer sollte denn hier sein? Vielleicht der Suchtrupp? Nick beschleunigte die
Schritte. Endlich waren sie gerettet!
Das
Licht wurde immer heller und er hörte Stimmen. Ärgerliche Stimmen! Da stimmte
etwas nicht. Vorsichtig blieb er hinter der nächsten Ecke stehen und lauschte.
Das war kein Rettungstrupp. Er sah vorsichtig herüber und sah im Schein eines
Strahlers zwei Kerle verschiedene Flaschen in Kisten verpacken. Das ganze sah
aus wie ein Lager und die beiden schienen mehr als nervös. „Beeil dich schon
Hank. Die Bullen werden nicht lange brauchen diesen Eingang der Mine zu finden.
Bis dahin müssen wir weg sein.“
„Mach
mich nicht an. Du musstest den Kerl ja unbedingt erschießen.“ Hank hob eine
der Kisten auf einen kleinen Handwagen.
„Ach
leck mich doch! Woher sollte ich wissen, das dieser texanische Cowboy uns
abzocken wollte?“ Die beiden Männer verließen sein Sichtfeld kurz. Nicks
Gedanken rasten. Das mussten die Kerle sein, die sie suchten. Und sie
versperrten ihnen den Weg hinaus. Er sah einen Tisch, auf dem eine
Maschinenpistole und ging davon aus, dass die beiden auch ansonsten bewaffnet
waren.
Nick lehnte sich wieder zurück und wandte sich um. Das war ein Problem.
***
Er
wankte den Gang hinunter und bald tauchten seine Kollegen im Schein seiner Lampe
auf. Bei aller Sorge stellte er erfreut fest, dass Greg ihm aus müden Augen
entgegen sah. „Hey. Da bist du ja wieder.“
„Hey
Nick.“ Greg hielt tapfer durch, doch wenn sie darauf warteten bis die Kerle da
vorn weg waren würde Greg die Zeit davon rennen. „Hast du den Ausgang
gefunden?“
„Ja
Greg, aber wir haben da ein zwei klitzekleine Probleme.“
Sara
und Greg sahen ihn fragend an. „Ihr erinnert euch an unseren toten Texaner?
Seine Geschäftspartner haben da vorne ihr Lager und sind leider gut
bewaffnet.“
„Was?“
Sara sah besorgt zu Greg. Auch sie wusste, dass ihnen die Zeit davon rannte.
„Können wir die Kerle überwältigen?“
„Das
wäre mehr als riskant. Zunächst mal sollten wir näher ran um mitzubekommen,
wann die Kerle verschwinden.“
Eine
halbe Stunde später lagen sie hinter einem Fels verborgen und beobachteten die
zwei Männer, die noch immer Kisten hinaustrugen. Greg lehnte erschöpft an der
Wand, während Sara und Nick jeder Bewegung in der Höhle verfolgten. „Kommen
wir an eine der Waffen?“
Nick
schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, Sara. Vielleicht sollten wir noch
warten.“
Sie
sahen weiter zur Höhle hinüber. „Nick, es sieht nicht so aus als wenn die so
bald fertig sind.“ Da musste er ihr Recht geben. Die Kerle waren zwar unablässig
am packen, aber die Höhle war voller Kisten. Gerade kamen sie wieder zurück
und holten die nächste Fuhre ab. „Na gut. Ich hab auf dem Tisch ein
Maschinengewehr gesehen. Wenn wir daran kommen könnten wir die Kerle vielleicht
überwältigen. Aber…“
„Kein
aber Nick. Wir sollten es versuchen.“ Sara hockte sich neben Greg. „Du
bleibst hier. Wir holen dich später.“ Greg nickte. „Seid vorsichtig…“
„Sind
wir.“ Sie stand wieder auf und sah über den Rand des Felsbrockens.
Nick
beobachtete die Höhle. Wieder kam einer der Männer hinein und hob einer der
Kisten an. „Jetzt Sara! Solange der Kerl draußen ist.“
Sara und Nick bewegten sich mit höchster
Vorsicht aus dem Stollen hinaus. Die ganze Höhle stand mit Kisten und kleinen
Ampullen voll. Auf der gegenüberliegenden Seite standen zwei Tische mit
Laborausrüstung. Ein illegales Labor. Nick sah zum Ausgang. Helles Licht
schimmerte durch den Staub und jeden Moment konnten die beiden Kerle wieder
auftauchen. „Nick? Wo ist die Waffe?“ Er sah sich um und auf dem Tisch lag
kein Gewehr mehr. Es war weg! Verflucht. Sie mussten zurück…
„Na
wen haben wir denn da?“ Nick schrak zusammen und wandte sich um. „Hey Hank!
Du hattest Recht. Da war was. Zwei dreckstarrende Cops wie es aussieht.“
Der zweite Mann kam hinter einem Kistenstapel hervor, die Waffe im Anschlag. „Los Hände hoch und keine Bewegung!“
***
Er
fuhr hoch und die Dunkelheit umfing ihn noch immer. Greg hatte Schmerzen und ihm
war fürchterlich kalt und er war allein. Nick und Sara hatten gesagt er solle
warten. Er musste weggedämmert sein. Die beiden müssten längst wieder da
sein. Er atmete tief durch und drückte sich dann hoch. Es tat höllisch weh,
aber er musste wissen was los war.
Er
stützte sich auf dem Felsbrocken ab und sah Richtung Höhle. Stimmen waren zu hören.
Aufgeregt. Er schob sich weiter heran, darauf bedacht seinen Knöchel nicht zu
belasten. Der Schmerz beraubte ihn bereits jetzt fast seiner Sinne. „Was
machen wir mit denen?“
Greg
schob sich unaufhaltsam vorwärts, doch dann fand er nichts mehr um sich abzustützen
und sank unvermittelt auf den Boden. Schmerzen durchzuckten seine Seite und er
unterdrückte ein Stöhnen. Ihm war schwindelig, schob sich aber weiter vor und
spähte um die Ecke. Einige Kisten versperrten ihm den Blick, aber er sah Sara
auf dem Boden liegen. Ihre Hände waren auf den Rücken gefesselt und ein Knebel
steckte in ihrem Mund. Hier war etwas grundlegend schief gelaufen. Wieder hörte
er die beiden, die ihnen das alles hier eingebrockt hatten. „Was schon? Wir müssen
die beiden loswerden. Aber das erledigt sich von selbst, wenn wir das ganze hier
hochjagen.“
Greg
sog die Luft ein. Das war nicht gut und alles hing nun an ihm. Doch er fühlte
sich ganz und gar nicht fit genug mal eben die Welt zu retten. Er konnte nicht
laufen und klappte jeden Moment zusammen. Doch er beschloss es in jedem Fall zu
versuchen und schob sich langsam vorwärts. Hinter einem Kistenstapel hielt er
inne und sah sich um. Sara und Nick lagen im hinteren Teil der Höhle, während
die Männer weiterhin Kisten herausschleppten. „Nick…“
Gregs
Stimme hatte keine Kraft mehr, aber Nick hatte ihn gehört und sah zu ihm herüber.
Auch er lag am Boden und war gefesselt und geknebelt. Er schüttelte den Kopf
als er Greg erkannte. „Glaubst du der neue Käufer ist verlässlich?“ Greg
duckte sich wieder in den Schatten der Kisten. „Das will ich schwer hoffen,
hat uns Myers, unser Liferant, vermittelt. Der ist eigentlich verlässlich. Hast
du die Hubschrauber gehört?“
„Ja,
die Kreisen schon den ganzen Morgen da oben. Suchen vermutlich unser Pärchen
hier. Den Wagen können sie nicht sehen, aber wenn wir wegfahren sollten wir die
Südroute nehmen.“
„Und
die Explosion? Das kriegen die doch mit. Mit den Hubschraubern haben uns die
doch sofort.“ Der Kerl hob eine weitere Kiste an. „Was glaubst womit ich früher
mein Geld verdient hab? Ich krieg das schon hin. Die Lunte muss nur lang genug
sein. Schade um die Kleine, die ist süß!“
„Vergiß
es, die ist viel zu dreckig.“
„Ach
komm schon, ein bisschen Spaß wird doch wohl noch erlaubt sein. Bis gleich Süße!“
Greg wartete bis auch der andere die Höhle verlassen hatte und drückte sich
vorsichtig hoch. Er musste zu seinen Freunden rüber oder eine Waffe finden.
Beides kein leichtes unterfangen. Doch dann sah er den Koffer neben Saras Beinen
und die Pistole, die darauf abgelegt war. Es war nicht weit, aber vielleicht zu
weit für ihn. Er griff nach den Kisten und stütze sich darauf ab. Jeder
Schritt war ein Qual doch er schob sich immer weiter vorwärts. Er hörte
Schritte. Nick und Saras Blick wanderten zum Eingang doch Greg gab nicht auf und
lies sich den letzten Meter nach vorne fallen.
Mit der rechten griff er zu und drehte sich im Fallen um. Der Schmerz drohte ihm die Sicht zu verdunkeln doch das durfte nicht passieren. Er hob die Waffe und blickte in die erstaunten Gesichter zweier Männer. „Da ist ja noch einer von denen…“
***
Einer
der Männer begann zu Grinsen. „Die halbe Portion ist ja noch dreckiger als
die anderen beiden.“ Sie nahmen ihn nicht ernst. Sie hatten zwar inne gehalten
aber sie schienen sich nicht wirklich bedroht zu fühlen. Oder war es Taktik um
ihn zu verunsichern? Greg war schlecht und am liebsten wäre er einfach
umgekippt, aber er musste durchhalten. Er hob die andere Hand mit an die Waffe
um das Zittern zu unterdrücken. „Schmeißt die Waffen weg!“ Seine Stimme
klang viel zu brüchig.
„Und
wenn nicht kleiner? Du kippst doch gleich aus den Latschen, da brauchen wir doch
nur abzuwarten.“ Er grinste verwegen.
Greg
senkte die Waffe und feuerte dem Kerl direkt vor die Füße. „Waffen weg!“
Er zielte erneut auf die beiden Männer, die jetzt etwas reservierter schauten.
„Los!“ Er brachte alle Stärke die er noch besaß in seine Stimme während
er einen kurzen Seitenblick zu Sara warf. Er musste ihre Fesseln lösen, denn
lange hielt er sich nicht mehr auf den Beinen.
Der
rechte der beiden Männer rührte sich und zog langsam seine Waffe aus dem
Hosenbund und hielt sie mit den Fingerspitzen fest. „Wirf sie weg!“ Der Mann
folgte seinen Anweisungen, wenn auch betont langsam. Auch ihm musste bewusst
sein, wie wackelig er auf den Beinen war. Er zögerte doch dann lies er die
Waffe provozierend nah bei sich fallen. „Was ist mit dir?“
„Meine
Waffe hast du bereits kleiner!“ Der Kerl grinste ihn an.
Greg
konnte nicht mehr lange, das war ihm klar. Und auch Sara. Sie robbte zu ihm herüber
und hielt ihm die gefesselten Arme hin. Greg behielt die beiden im Auge und
tastete mit einer Hand nach dem Knoten. Nur mühsam konnte er das Seil lockern
und Sara zerrte ungeduldig daran. Die beiden Männer wussten genau, dass ihnen
ihre Fälle davon schwammen, wenn die Fesseln gelöst waren.
Saras Fesseln fielen herab und sie riß sich den Knebel vom Mund. „Gib mir die Waffe Greg!“ Doch Greg schüttelte den Kopf und nahm wieder beide Hände an die Waffe. „Befrei Nick!“ keuchte er und hob die Waffe mit seinen letzten Kraftreserven.
***
Nick hielt seiner Kollegin die Arme hin nachdem sie ihm den Knebel vom Mund gezogen hatte. Er hatte die ganze Situation bis jetzt hilflos mit ansehen müssen und auch er hatte erkannt, dass die beiden Kerle sich nicht so leicht geschlagen geben würden. Greg hatte richtig entschieden erst ihn zu befreien, so hatten sie mehr Chancen. Doch Greg klappte gleich zusammen, das konnte jeder sehen, auch die Gangster. Als sich seine Fesseln ausreichend gelockert hatten, nickte er Sara zu und befreite sich selbst. „Hilf Greg!“
Dann ging alles ganz schnell. Sara trat neben Greg und nahm ihm die Waffe ab. Greg sank erschöpft in sich zusammen und das war das Signal für die beiden Kerle. Der erste warf sich aus der Schussbahn und der Zweite in Richtung seiner Waffe. Sara reagierte unmittelbar und schoß, doch sie verfehlte ihr Ziel nur knapp und so kannte Hank sich seine Waffe greifen und in Deckung hechten.
Nick zog Greg hinter einen Kistenstapel in Deckung, während Sara einen zweiten Schuß abfeuerte. Direkt auf den Karton. Ein Schmerzensschrei erklang und Sekunden später kippte Hank hinter der Kiste hervor auf den Boden. Die Kugel hatte die Dünne Verpackung der Kiste einfach durchschlagen. Greg sah sich nach dem zweiten Mann um, der tiefer in die Höhle rannte. Sara versuchte ihm mit der Waffe zu folgen, hatte aber kein freies Schussfeld.
Nick sah zum Ausgang, der viel zu weit weg war. Sara schoß erneut und er hört Glas zerspringen. Über den Stapel hinweg sah er wie Flammen aufzüngelten. Das war nicht gut bei all den Chemikalien in dieser Höhle. Plötzlich zerfetzten Kugeln die Kiste vor ihm und die Maschinengewehrsalve zwang sie in Deckung. „Sara! Wir müssen hier raus!“
Die Flammen züngelten immer höher und langsam füllte sich die Höhle mit ätzendem Rauch. Eine weitere Salve traf die Wand hinter ihnen und überschüttete sie mit Gesteinssplitter, doch dann erstarb das Gewehrfeuer und wurde durch einen schmerzerfüllten Schrei abgelöst. Nick sah über den Rand der Kisten. Ihr Gegenspieler befand sich im hinteren Teil der Höhle und kämpfte gegen die Flammen, die von seinem Arm Besitz ergriffen hatten. Die Chemikalien hatten Feuer gefangen und das Feuer breitete sich rasant aus. Nick stemmte sich hoch und versuchte Greg mit hoch zu ziehen. Hier würde gleich alles in die Luft fliegen. Auch Sara steckte die Waffe weg und stützte Greg, der kaum bei Bewusstsein war.
Der Rauch raubte Nick den Atem und nur mühsam kamen sie vorwärts. Die Schreie hinter ihnen erstarben und nur das Tosen der Flammen erfüllte die Höhle. Sie schleppten sich zu dem Tunnel, der in die Freiheit führen sollte als hinter ihnen die Hölle losbrach. Eine Explosion erschütterte die Höhle und lies den Boden erbeben. Die Druckwelle warf sie nach vorne und lies sie stolpern. Hitze traf ihren Rücken und Nick konnte sich bei der Folgeexplosion nicht mehr auf den Beinen halten. Greg ging mit ihm zu Boden.
***
Sara stockte der Atem bei der zweiten Explosion die auch sie von den Beinen riß. Eine Welle aus Staub und Hitze schlug über sie und sie schnappte nach Luft. Die Augen fest geschlossen wartete sie auf weitre Explosionen und behielt recht. Ein unermessliches Getöse folgte der dritten heftigsten Explosion. Es hörte sich an als ob der ganze Berg in sich zusammenstürzte.
Schutt regnete immer stärker auf sie hinab und Sara kroch instinktiv vorwärts. Immer weiter und weiter. Langsam beruhigte sich das Beben des Bodens und nur langsam erstarben die Geräusche hinter ihr. Sie rieb sich den Dreck aus den Augen und blinzelte in der ungewohnten Helligkeit. Der Himmel, sie konnte den Himmel wieder sehen, wenn auch durch einen Staubschleier!
Sie hustete und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Sie sah sich nach ihren Freunden um, konnte sie aber in all dem Staub nicht entdecken. „Nick?!“ Angst zog ihr Herz zusammen, als sie nicht gleich eine Antwort erhielt. Sie robbte sich zurück und tastete sich durch den Staubschleier.
Dann fand sie ihre Freunde. Über und über mit Staub und Schutt bedeckt lagen sie still am Boden. Sie zog sich an ihre Seite und schob einige kleine Felssplitter von Nicks Körper und schüttelte ihn sanft. „Nick!“
Ein Stein viel ihr vom Herzen als er sich rührte und leise stöhnte. Er lag auf dem Bauch und hatte einen Arm noch immer um den leblosen Greg gelegt. Vorsichtig begann er sich umzudrehen und hielt sich dabei die verletzte Schulter. „Arghh.“ Er kam langsam hoch und Sara stütze ihn. „Geht es?“
Er nickte blieb aber recht apathisch sitzen. Sara rutschte um ihn herum und sah nach Greg. Der Staub lies sie erneut husten. Sie schob auch von seinem Rücken loses Geröll und drehte ihn vorsichtig herum. Seine Augen waren festgeschlossen und sein Mund ein schmaler Strich, doch er atmete. Sara sah zum Höhleneingang zurück, doch dort war keine Höhle mehr. Nur Staub und Geröll. Der Staub legte sich immer mehr und offenbarte seitlich der Höhle zwei Fahrzeuge. Ein Transporter und der gesuchte Jeep. Sara drückte sich müde hoch und schleppte sich zu den Fahrzeugen. Sie öffnete die Türen des Jeeps und beugte sich unter das Lenkrad. Manchmal lohnte es sich mit Verbrechen zu tun zu haben und so brauchte sie nur einen kurzen Moment den Jeep kurzzuschließen. Als der Motor lief wankte sie zu ihren Freunden zurück. Nick saß noch immer teilnahmslos neben Greg und sie begann ihn hoch zu ziehen. „Nick, komm schon. Wir müssen los.“
Nick kam nur schwer hoch und Sara musste ihn stützen. Sie hatte gehofft er würde ihr mit Greg helfen, aber Nick konnte sich kaum auf den Beinen halten. Sie zog ihn sanft zum Jeep und setzte ihn auf den Beifahrersitz. Nick lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück. Sie keuchte und lehnte sich müde an die Motorhaube und sah zu Greg hinüber. Sie sammelte sich und ging zu ihm herüber und lies sich an seiner Seite nieder.
„Greg. Wir müssen jetzt zum Jeep.“ Sie rüttelte ihn sanft, in der Hoffnung ihn halbwegs wach zu bekommen. Doch Greg reagierte gar nicht mehr. Sie strich ihm noch sanft über das schweißnasse Gesicht und hockte sich dann hinter ihn. Sie griff ihm unter die Schulter und begann zu ziehen. Sie wusste nachher nicht wie lange es gedauert hatte und wie sie es überhaupt geschafft hatte. Keuchend saß sie minutenlang hinter dem Steuer und versuchte wieder zu Atem zu kommen.
Sie blickte zur Rückbank, auf die sie Greg gelegt hatte. Dann traf ihr Blick den von Nick, der ihr zu nickte. „Fahren wir!“
***
Catherine rieb sich den Schweiß aus der Stirn. Sie war zum Zusehen verdammt und das lag ihr nicht. Sie hatten erst spät etwas von dem Unglück mitbekommen und Catherine schalte sich innerlich, dass sie nicht vorher gemerkt hatte, dass etwas nicht stimmte.
Nachdem sie an der Tankstelle keine neuen Erkenntnisse fanden hatte sie im Labor auf ihre Kollegen gewartet. Doch erst nach Stunden war sie misstrauisch geworden und mit Brass raus gefahren. Dort fanden sie neben der völlig eingestürzten Lagerhalle den Wagen ihrer Kollegen. Brass schlug Alarm und kurze Zeit später waren Rettungsspezialisten vor Ort gewesen. Wie es aussah, befanden sie sich oberhalb einer alten Silbermine, die nun eingestürzt war. Da sie die drei nirgendwo finden konnten blieb nur ein trauriger Schluss über. Catherine ging auf und ab. Das Warten machte sie wahnsinnig.
Brass kam zu ihr herüber. „Eine Hitze ist das!“ Auch Brass wischte sich den Schweiß aus der Stirn. Er reichte ihr eine Wasserflasche, die sie dankbar entgegen nahm.
„Hat der Hubschrauber schon etwas entdeckt?“
„Am Fuße des Hochplateaus steht eine Staubwolke in der Luft und nah dran ein Transporter. Nichts auffälliges, aber ich hab ein Team hingeschickt.“ Brass blickte wieder zur in sich zusammengefallenen Halle. Alles war einfach in sich zusammengeklappt und die Rettungseinheiten hatten die ersten Stunden damit verbracht alles abzustützen. Danach hatten sie begonnen zu graben, aber die Trümmer waren stark verkeilt. Ein Team in der Stadt versuchte alte Unterlagen über die Mine zu finden. Vielleicht gab es einen weiteren Zugang. Daher hatte er auch den Hubschrauber hochgeschickt.
Die Explosion und Erschütterung vor einer halben Stunde hatte alle aufgeschreckt. Was auch immer das bedeutete, er würde das herausfinden. Sie würden die drei finden. Er nahm einen Schluck Wasser. Die Hitze war unerträglich und sie flirrte über der staubigen Piste.
„Was ist das?“ Catherine wies auf einen Staubwolke, die näher kam.
„Weitere Einheiten vermute ich.“ Damit drehte sich Brass herum und ging zum Funkgerät zurück. Doch Cathrine verharrte. Es waren doch alle da! Langsam zeichnete sich ein dunkler Jeep vor der Staubwolke ab, der in einem sehr unruhigen Kurs auf die zusteuerte.
Leicht schleudernd blieb er vor ihr stehen und wirbelte erneut viel Staub auf. Er hatte sich noch nicht ganz gelegt, als sich die Fahrertür öffnete und eine verdreckte Gestalt ausstieg und sich müde an die Tür lehnte. „Sara?“ Sie glaubte kaum was sie sah. Sara wankte ihr entgegen und Catherine bemühte sich sie zu stützen. Sara sackte in ihrem Arm zusammen. „Ihr müsst ihnen helfen…“
Catherine sah zum Wagen. Nun erkannte sie auch Nick auf dem Beifahrersitz. „Ich brauche hier Hilfe!“ Sie überzeugte sich, dass sie Sara kurz alleine lassen konnte und lief zur Beifahrertür. Nick sah ihr erschöpft und verdreckt mit einem schwachen Lächeln entgegen. „Wir sind wieder da!“ Unter all dem Dreck erkannte sie verkrustetes Blut an seiner Stirn. Dann fiel ihr Blick auf die Rückbank. Auch Brass erschien jetzt auf der Fahrerseite. „Großer Gott.“
Sie ging nach hinten sah Greg reglos auf dem Rücksitz liegen. Sein Arm hing leblos vom Sitz und sein Shirt war blutdurchtränkt.
***
Die Krankenwagen waren auf dem Weg in das Pahrump Hospital und Catherine begleitete ihre Kollegen. Nick und Sara waren im zweiten Wagen. Catherine beobachtete wie die Sanitäter immer wieder Greg´s Vitalwerte kontrollierten.
Als die Sanitäter beim Jeep eingetroffen waren konnte Catherine ihre besorgten Mienen nicht übersehen. Sie hatten Greg sofort in den Krankenwagen gebracht und behandelt. Sie versorgten ihn mit Sauerstoff und Infusionen. Nick und Sara wurden in den anderen Wagen gebracht. Nick hatte wohl eine gebrochene Schulter und eine Gehirnerschütterung. Alle drei starrten vor Dreck und waren erschöpft und dehydriert. Sara hatte durchgehalten so lange es ging, doch am Ende war auch sie zusammengeklappt. Man hatte sie zitternd zu Nick in den Wagen gesetzt.
Brass würde sich um den Transporter und das verschüttete Drogenlabor kümmern. Sie konzentrierte sich nur auf ihre drei Freunde. Ihr Handy klingelte. Es war Langston. „Ray! Ja, wir sind auf dem Weg ins Krankenhaus. Gut wir treffen uns dort.“
Sie steckte das Handy wieder in ihre Jacke als ihr einer der Sanitäter ein feuchtes Tuch in die Hand drückte. „Sie können ihm den Staub vorsichtig aus dem Gesicht wischen.“ Der Mann lächelte sie aufmunternd an und kontrollierte erneut den Verband um Greg´s Bauch. Sein Bein war geschient worden, nachdem die Sanitäter vorsichtig den Schuh aufgeschnitten hatten.
Catherine legte das kühle Tuch auf seine Stirn und begann vorsichtig all den Staub aus dem Gesicht ihres jungen Kollegen zu wischen. Darunter war er so verdammt blass. Doch dann schlug er für einen kurzen Moment die Augen auf. „Greg? Greg, kannst du mich hören?“ Doch seine Augenlieder flatterten nur kurz und schlossen sich wieder. „Greg, wenn du mich hörst, alles wird wieder gut. Hörst du?“ Sie hielt seine Hand und drückte sie. Er sollte spüren, dass er nicht alleine war.
Sie hielten und die Türen wurden aufgerissen. Die Trage wurde herausgeschoben und Catherine musste die Hand loslassen. Sie folgte den Sanitätern, als er hektisch hineingeschoben wurde. Auch der andere Krankenwagen hielt nun vor der Notaufnahme und die Trage mit Nick wurde hinausgehoben. Er saß aufrecht und trug den Arm in einer Schlinge. Seine Stirn war verbunden und er sah ihr müde entgegen. Dann schoben sie ihn ebenfalls hinein und sie folgte der Trage mit ihrem Blick.
„Wie geht es ihm?“ Das war Sara. Catherine wandte sich um und setzte ihr optimistischtes Lächeln auf. „Er hat vorhin die Augen aufgemacht.“ Sie unterschlug, dass dies nur ein kurzer Augenblick war.
„Das ist gut.“ Sara stieg steif aus dem Heck des Wagens und ein Pfleger schob einen Rollstuhl heran in den sie sich müde sinken lies. Catherine begleitete Sara über die schräge Auffahrt und in die Notaufnahme.
***
Nicks Schulter war behandelt worden. Sara hatte ihn nur kurz danach gesehen. Sie hatten ihn auf sein Zimmer gebracht, doch Sara und Catherine warteten noch immer auf Nachricht von Greg. Man hatte ihn gleich in den OP geschoben und seit dem warteten sie. Sara war geröntgt worden, aber außer etlichen üblen Prellungen hatte sie nichts. Der Arzt wollte sie hier behalten, doch Sara hatte abgewunken. Sie würde sich jetzt in kein weißes Bett legen und schlafen bevor sie wusste was mit Greg war.
Sie wusste nicht wie viel Zeit vergangen war und war wohl auch kurz eingenickt, als Raymond Langston auf sie zukam. Sie stand auf und lächelte ihm müde entgegen. „Ich habe gerade mit dem Arzt gesprochen. Greg befindet sich schon im Aufwachraum. Seine Werte sind stabil und gegen die Infektion bekommt er Medikamente. Sie haben ihm einige Holzsplitter aus der Seite entfernt. Er wird sich noch einer weiteren Operation für seinen Fuß unterziehen müssen, aber damit warten sie, bis er die Infektion überwunden hat.“
Das waren eine Menge Informationen und Sara überlegte einen Moment ob das jetzt gute oder schlechte Nachrichten waren. Doch dann lächelte Ray sie an. „Er kommt wieder in Ordnung Sara.“ Sie hatte das Gefühl das alle Anspannung endlich von ihr abfiel und bemühte sich zu lächeln, spürte aber wie ihr plötzlich Tränen über die Wangen rannen. Was war nur los mit ihr. Ihre Beine schienen ihr nicht mehr gehorchen zu wollen und sie sank zurück auf den hinter ihr stehenden Stuhl. Catherine setzte sich neben sie und nahm sie in den Arm.
Was war nur mit ihr los? Sie konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten und war plötzlich unendlich müde. Alle Anspannung fiel von ihr ab. Sie war stark gewesen, doch jetzt konnte sie nicht mehr. Ohne Widerstand lies sie sich von ihren Freunden auf ein Zimmer führen und ins Bett verfrachten. Alles war gut, alles war vorbei und alles wurde wieder gut. Sie durfte jetzt schlafen und so schloß sie die Augen. Sie spürte nicht mehr wie Catherine ihr die Decke hochzog und zusammen mit Ray das Zimmer verlies.
***
Die Sonne warf ein warmes Licht in den Raum und wanderte langsam zum Bett und erreichte irgendwann Saras Gesicht und weckte sie. Catherine saß bereits seit einer Stunde im Zimmer. Sie war früh am Morgen mit Ray zum Krankenhaus gefahren um bei ihren Kollegen zu sein. Saras Augen öffneten langsam gewöhnten sich langsam an die Helligkeit und sie entdeckte ihre Freundin im Sessel. „Guten Morgen Catherine.“
„Wie fühlst du dich?“
„Etwas zerschlagen.“ Sara schob sich vorsichtig hoch und spürte gelinde gesagt jeden Knochen. „Aber ich lebe noch!“ Sie lächelte als Catherine ihr einen Kaffee hinhielt.
„Habe ich an der Schwester vorbeigeschmuggelt. Ich hoffe er ist noch warm.“ Sara nippte vorsichtig und spürte wie ein Lächeln ihre Lippen überzog. Der Kaffee kam genau richtig und weckte ihre Lebensgeister. „Bist du bereit für einen kleinen Ausflug?“ Sie sah Cathrine fragend an.
„Ja, ich denke schon.“ Zwanzig Minuten später wurde sie trotz ihrer Proteste im Rollstuhl durch die Flure geschoben. Catherine hatte keine Wiederrede geduldet und Sara hatte klein beigegeben. Sie schob sie den hellen Gang entlang an dessen Ende Ray Langston bereits auf sie wartete. „Hallo Ray!“ Natürlich ahnte Sara bereits, dass sie ihre Kollegen nun besuchen würde, konnte es aber offensichtlich nicht erwarten. Sie hatte sie auf der kurzen Strecke mit Fragen überhäuft.
Catherine war schon vorher kurz
bei ihnen gewesen und Ray hatte sich bei den Ärzten erkundigt. Allen drei ging
es den Umständen entsprechend gut, auch wenn Greg noch etwas länger brauchen würde
sich zu erholen. Für Morgen war die OP seines gebrochenen Knöchels angesetzt
und er war noch ziemlich geschwächt. Aber sie alle hatten es geschafft. Ray öffnete
die Tür und sie schob Sara hinein.
Nick saß auf der Bettkante und versuchte sich mit dem gesunden Arm einen Schuh anzuziehen. Ziemlich erfolglos. Als er Sara sah überzog sein Gesicht ein breites Grinsen. „Hi!“
„Hi!“ Sara drückte sich aus dem Rollstuhl hoch und umarmte ihren Kollegen bevor sie ihren Blick zu Greg wandern lies, der im anderen Bett lag. Ein Monitor überwachte seine Herztöne und ein dünner Schlauch versorgte ihn mit zusätzlichem Sauerstoff. In seinem Bett sah er fast so blass aus wie gestern unter all dem Staub, aber das breite Lächeln in seinem Gesicht wiedersprach diesem Eindruck.
Sara trat an ihn heran und ergriff seine Hand. „Greg! Alles klar?“
„Ja! Ich denke schon.“ Er grinste breit. „Aber Nick wollte die ganze Nacht das Licht anlassen!“
„Waren ja auch dunkel genug die letzten zwei Tage!“ Nick schlüpfte in den 2. Schuh.
Ray setzte sich auf einen der Stühle am Fenster. „Ich hab vorhin mit Brass gesprochen. Man den ersten der zwei Kerle ausgebuddelt. Das Drogenlabor war ziemlich improvisiert und der die Spuren der Chemikalien lassen sich zu einem Lieferanten zurückverfolgen, der auch das Matora-Syndikat beliefert. Vielleicht kriegen wir ja jetzt einen Fuß in diese Bande.“
Es klopfte an der Tür und dann wurde sie zaghaft geöffnet. Hodges steckte den Kopf herein und wandte sich direkt wieder um. „Hier sind wir richtig.“ Damit drückte er die Tür ganz auf und hinter ihm stürmten Archie und die anderen Freunde aus dem Labor in das Zimmer und bestürmten ihre Kollegen mit Fragen. Wendy hatte einen Blumenstrauß mitgebracht drapierte ihn auf Gregs Nachttisch. Catherine beobachtete still den Trubel um sie herum. Die drei hatten in all ihrem Unglück auch Unmengen von Glück gehabt nicht in diesen Tunnel für immer begraben zu bleiben.
Sie sah in das lächelnde Gesicht Gregs und sah auch dessen Erschöpfung. Sie sah zu Ray, der ihren Blick offensichtlich richtig deutete. Er nickte ihr zu und sie beschlossen stumm dem ganzen ein Ende zu bereiten und Greg die Erholung zu gönnen, die er brauchte. Er stand auf und begann die durcheinander redenden langsam in Richtung Tür zu schieben. „Leute, Leute! Für heute reicht es. Der Arzt hat mir gesagt wir dürfen Sara und Nick mitnehmen, aber Greg braucht jetzt etwas Ruhe!“
Wendy drückte Greg noch einen Abschiedskuss auf die Wange und schob dann den lamentierenden Hodges aus dem Zimmer. Sara half Nick in sein Hemd. Beide blieben noch kurz an Gregs Bett stehen. Catherine ging mit Ray zur Tür und sie ließen den dreien diesen Moment für sich. Ihr Zusammenhalt hatte sie da durch gebracht und war ihre Stärke.
Catherine dachte Gil. Er wäre stolz auf sein Team und sie war es auch!.
Ende
copyright Jutta Flaßhove 2011