Das Ende der Liste...
Rating: M
Staffel: 7
Anmerkung: Und wieder eine Geschichte mit Jonas und Kianna, aber auch mit
Daniel, Sam und all den anderen. Die Geschichte enthält CD, aber es stirbt
niemand vom Maincast, aber sie ist definitiv sehr traurig angelegt.
Vielen Dank an meine lieben Betas sethos und joja für ihre Unterstützung.
Inhalt: Ein Virus bedroht das SGC und am Ende hängt das leben vieler am Leben weniger...
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Sam saß auf dem Stuhl ihres Vorgesetzten General
Hammond und fühlte sich mehr als deplatziert an diesem Ort. Ihre Hand lag noch
immer auf dem Hörer des Telefons vor ihr. Sie hatte gerade mit Washington
telefoniert und erfahren, dass von außen keine Hilfe zu erwarten war.
Frustriert lehnte sie sich zurück. Das waren keine guten Nachrichten die sie
den anderen mitteilen konnte. Sie lachte innerlich auf bei diesem Gedanken. So
viele waren nicht mehr übrig, denen sie das mitteilen konnte. Sam hatte sich
selten einsamer als in diesem Moment gefühlt. Normalerweise waren hier immer
Geräusche reger Geschäftigkeit zu hören, doch der ganze Stützpunkt lag
dunkel und verlassen dar.
Es hatte alles vor drei Tagen begonnen! Niemand hatte es zunächst gemerkt, es
hatte sich wie eine normale Grippe ausgewirkt. Mitglieder verschiedener Teams
und des Wachpersonals hatten sich wegen Fieber und Schüttelfrost auf der
Krankenstation gemeldet. Nach wenigen Stunden war jedoch klar gewesen, dass dies
keine normale Grippewelle war, als sich immer mehr Mitglieder des
Stargatecenters bei Janet gemeldet hatten.
General Hammond hatte nicht lange gezögert, den Stützpunkt dicht gemacht und
Washington informiert. Alle Missionen wurden ausgesetzt und eine Quarantänestation
eingerichtet. Doch das alles hatte nicht genützt, denn was immer es war, es war
höchst aggressiv.
Sam biss sich auf die Lippen als sie auf den Zettel vor sich starrte. Es war
eine Statistik, deren Inhalt sie gerade an ihre Vorgesetzten durchgegeben hatte.
Nach 24 Stunden hatten sie bereits 12 Tote und 74 Erkrankte gehabt. Sie hatten
drei ganze Etagen zur Krankenstation umgewandelt, doch inzwischen reichten auch
diese nicht mehr aus. Sie atmete tief durch, als sie die Liste der Toten von
heute Morgen überflog. Es waren so viele Namen, so viele Menschen mit denen sie
seit Jahren zusammenarbeitete und die sie ihre Freunde nannte.
Janet versuchte mit den Wissenschaftlern zusammen den Erreger zu identifizieren
und logistische Unterstützung von außerhalb zu erhalten, doch schlussendlich
fanden sie kein Mittel gegen das Sterben. Sam versuchte, es zurück zu halten,
doch sie spürte, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten. Janet hatte gekämpft,
bis sie zusammengebrochen war.
Sam hielt die Tränen nicht mehr zurück und ließ sie über ihre Wangen laufen.
Janet und so viele andere lagen nun auf den Etagen und rangen um ihr Leben, während
die wenig Verbliebenen es ihnen so leicht wie möglich machten. Sam lag es
nicht, aufzugeben, doch die Situation war zu aussichtslos. Washington weigerte
sich, personelle Hilfe zu schicken und auch wenn alles in ihr nein schrie,
konnte sie diese Entscheidung verstehen. Dieser Erreger war aggressiver als
alles, was die Erde kannte und würde sich ausbreiten, egal, wie sehr sie auf
Sicherheit setzten. Man würde den Stützpunkt versiegeln und so würden
wenigstens Cassie und all die anderen Menschen dort draußen überleben.
Der Berg würde zu einem großen stillen Grab werden, wenn die letzten von ihnen
starben. Sam zog ihre Beine an und umklammerte sie. Sie hatte versucht stark zu
sein, doch hier und jetzt ließ sie ihrer Verzweiflung freien Lauf.
„Sam?“ Erschrocken blickte sie auf und wischte mit dem Ärmel schnell ihre
Tränen beiseite.
„Colonel.“
***
Die Luft in den Räumen wurde langsam stickig, da die Luftzirkulation
heruntergefahren wurde um die Ausbreitung zu verlangsamen. Das machte es für
die vielen Kranken noch unerträglicher. Der Raum war voller Patienten die auf
Tragen überall an den Wänden lagen. Nur wenige von ihnen konnten noch sitzen.
Sanitäter versorgten sie so weit es ging mit Infusionen, um den Flüssigkeitsverlust
auszugleichen.
Die Symptome waren immer die gleichen. Stark ansteigendes Fieber, das innerhalb
kürzester Zeit lebensbedrohliche Ausmaße annahm. Nur wer über eine gute
Konstitution verfügte hielt bisher durch und nur sehr wenige Menschen wiesen
bislang keine Symptome auf.
Zu diesen Menschen gehörte Kianna. Sie hätte eigentlich mit Jonas nach Kelowna
zurückkehren sollen, doch Janet hatte sie zunächst noch ein paar Tage
beobachten wollen und irgendwann hatten sie nicht mehr gehen können, da der
General den Stützpunkt dicht gemacht hatte.
Die vergangenen drei Tage waren schlimm für sie gewesen. Zwar kannte sie diese
Menschen kaum, doch dem Elend des Sterbens konnte sie sich nicht entziehen. Und
nun betraf sie das Sterben ganz privat, denn gestern war auch Jonas
zusammengebrochen und warf sich seitdem im Fieber von einer Seite auf die
andere. Es hatte sich bereits 24 Stunden vorher angekündigt, als das erste
Fieber von ihm Besitz ergriff.
Kianna tauchte erneut das Tuch in die Schale Wasser und legte es anschließend
auf die glühende Stirn des jungen Kelowianers. Sie und Jonas, das war ein
schwieriges Verhältnis, gerade jetzt, wo sie von dem Goa´uld befreit worden
war. Es hätte alles so schön werden können, wenn sie den Planeten nur eher hätten
verlassen können. Nun würden sie vermutlich hier mit ihm sterben.
Kianna selbst spürte nichts, sie fühlte sich wohl, etwas, das nur noch wenige
Menschen hier unten von sich sagen konnten. Sie hockte an der Seite von Jonas
Lager und sah über den Raum. Wenige Liegen entfernt zog ein Sanitäter gerade
wieder ein Tuch über ein Gesicht. Kianna meinte ihn aus der Cafeteria zu
kennen, er hatte ihr morgens einmal den Kaffee serviert und sie angelächelt.
Die meisten waren fremde Gesichter, aber auch die nette Ärztin und Daniel
rangen einen Raum weiter um ihr Überleben. In den vielen anderen Räumen lagen
auch noch der General und die meisten der Wissenschaftler. Der größte Teil würde
die nächsten Stunden nicht überleben.
Sie sah zu Jonas herab, dessen Augen nur halb geöffnet waren. „Jonas?!“ Sie
nahm das Tuch und kühlte sein Gesicht und seinen Hals. „Du musst durchhalten,
hörst du, Jonas? Lass mich nach all dem nicht allein, hörst du?!“
Sie wusste nicht ob die Worte sein Bewusstsein wirklich erreichten, doch sie
hoffte es und tauchte das Tuch erneut ins Wasser ein.
***
„Sie sollten im Bett liegen, Sir.“
„Was soll ich da? Sterben wie all die anderen?“
„Wir werden eine Lösung finden.“ Sam fand sich selbst nicht wirklich überzeugend,
aber was sonst sollte sie sagen? Sie hatten versucht die Asgard und die Tok´ra
zu kontaktieren, doch die Epidemie hatte sich zu schnell ausgebreitet.
Vermutlich war niemand mehr am Leben, wenn die Hilfe endlich eintraf.
„Ach was, ich schätze Ihr Dad steht in Kürze vor der Tür und klopft an. Er
wird Sie sicher nicht sterben lassen.“
„Er hat auch damals Daniel nicht retten können.“ Sam bereute diesen Satz in
dem Moment, in dem er ihre Lippen verlassen hatte. Daniel war damals
aufgestiegen, doch hatte dieser Verlust sie alle schwer getroffen. Er war wieder
zurückgekehrt und nun rang er im Bett neben Janet um sein Leben.
Jack sah sehr blass aus und kleine Schweißtropfen auf seiner Stirn zeugten vom
steigenden Fieber in seinem Körper. Er verließ seinen Platz im Türrahmen und
schlurfte müde zu einem Stuhl vor dem Schreibtisch. Jede Bewegung zeigte Sam,
dass auch er bald auf der Liste der Toten stehen könnte. So wie sie alle.
Es war einfach zu viel. Daniel, Janet, Jonas, General Hammond, Dr. Lee und so
viele andere kämpften nur wenige Meter entfernt um ihr Leben und sie hat keine
Idee, wie sie ihnen helfen sollte. Die Ursache ließ sich einfach nicht greifen,
sie hatten nicht einmal herausfinden können, wer der erste Infizierte war.
Jack lehnte sich zurück und schloss müde die Augen. Sam wusste, dass er
aufgestanden und hierher gekommen war, um sie aufzumuntern. Vermutlich hatte ihn
das viel Kraft gekostet, die er eigentlich für den Kampf gegen die Krankheit
brauchte. „Sir, Sie sollten sich ausruhen.“
„Ich dachte, ich helfe Ihnen hier.“
„Wobei? Wir haben alle Ergebnisse nach draußen weitergeleitet, aber da wir
den Erreger nicht identifizieren können… selbst wenn, es wird zu spät
sein.“
„Wo ist Ihr Kampfgeist?“ Jack sah sie provozierend an und ihr war klar, was
er versuchte.
„Ich weiß nicht, wo ich noch nach der Lösung suchen soll. Es mangelt auch an
Personal, ich kann die Personen, denen es noch wirklich gut geht, an zwei Händen
abzählen.“
„Vielleicht sollten Sie da ansetzen. Was haben diese Leute gemein?“
Sam überlegte. Natürlich hatte sie auch daran schon gedacht, aber bisher hatte
sich kein Muster abgebildet. Der Virus, sie ging von einem solchen aus, schien
wahllos zuzuschlagen. Teal´c schien dagegen immun, aber alle Tests mit seinem
Blut waren negativ verlaufen. Doch die Zahl der nicht Infizierten sank und somit
vielleicht auch die Zahl der unbekannten Varianten. „Ich gehe wieder ins
Labor. Aber erst bringe ich Sie wieder zu Ihrem Bett! Keine Wiederrede!“
Der Weg dauerte lang, denn der Colonel war sehr geschwächt, aber mit Sams Hilfe
ließ er sich dann erschöpft auf seinem Bett nieder. Müde und mit
geschlossenen Augen lag er dort und schnaufte ob der Anstrengung. Sam zerriss es
das Herz ihn so zu sehen. Sie wollte sich gerade umwenden, als er nach ihrer
Hand griff.
„Sam, ich werde kämpfen, weil ich weiß, dass Sie es schaffen! Geben Sie
nicht auf!“
***
Teal´c bemühte sich zu helfen, wo er konnte. Washington hatte für eine
Versorgung von außen gesorgt und so hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, die
Lieferungen, nachdem sie die Quarantäneschleuse verlassen hatten, in die
unteren Etagen zu transportieren.
Es handelte sich dabei in erster Linie um fiebersenkende Medikamente und
Infusionen, um den Patienten etwas mehr Zeit zu erkämpfen. Teal´c bedauerte
zutiefst, so viele gute Menschen sterben sehen zu müssen. Es waren gute Leute
und niemand verdiente es, so zu sterben. Er hatte Walter irgendwann bewusstlos
im Kontrollraum gefunden, jetzt war auch dieser Platz verwaist.
Immer mehr Wissenschaftler und Ärzte waren ausgefallen und nun war vom gesamten
wissenschaftlichen Team nur noch Samantha Carter übrig. Teal´c stellte den
Karton mit Infusionen ab. In den Räumen der Krankenstation lagen die Patienten
dicht an dicht. Teal´c machte sich auf den Weg die Infusionen zu verteilen.
Sein Weg führte ihn in den hinteren Bereich, wo Jonas Quinn lag. Kianna kümmerte
sich um ihn und die Patienten in diesem großen Raum, doch es waren zu viele für
eine Person. Teal´c nahm den leeren Infusionsbeutel und tauschte ihn gegen
einen neuen aus.
„Wie geht es ihm?“ Kianna hatten noch immer die Spuren der Reise ins Innere
ihres Planeten auf ihrem Gesicht, doch sah sie gesünder aus als alle anderen.
Ihre Haut war rosig und sie zeigte keine Spur von Fieber. Jonas dagegen hatte
eine fahle Gesichtsfarbe und war stark geschwächt. Sein Atem ging rasselnd.
Teal´c kannte diese Anzeichen. Jonas hatte den Kampf fast verloren, er würde
ebenso wie auch Daniel Jackson und Dr. Fraiser die nächsten Stunden nicht überleben.
„Er war vorhin kurz zu sich gekommen…“ Kianna verstummte. Auch sie wusste,
es war nur einen Frage der Zeit. „Ich kann das übernehmen.“ Sie nahm ihm
die Infusionsbeutel ab, während ihre Augen nach rechts wiesen.
Teal´c hatte noch eine wichtige Funktion übernommen und sah betroffen das drei
weitere Tragen zugedeckt waren, seit er wieder heruntergekommen war.
Er trug die Toten hinaus um Platz für weitere Patienten zu schaffen.
***
Sam hatte in den ersten Tagen noch jede Vorsichtsmaßnahme genutzt, jetzt
verzichtete sie sogar auf den Mundschutz. Sie strich durch die Reihen der
Patienten und näherte sich dem Bett von Janet. Ihre Freundin lag blass und
zitternd unter der Decke und ihr Atem ging nur noch stoßweise. Jedes Mal hatte
sie Angst, ein zugedecktes Bett vorzufinden. Jedes Mal atmete sie erleichtert
auf, dass sie noch immer dort war.
Sam trat an das Bett und griff die Hand Janets. Ihre Haut fühlte sich kalt und
feucht an und sie drückte sie, doch ihr Druck wurde nicht erwidert. „Janet,
ich weiß nicht ob du mich hörst, aber du musst noch etwas durchhalten. Hörst
du? Du musst leben, nicht für mich. Für Cassie. Sie braucht dich!“
Sam hatte nicht wirklich eine Reaktion erwartet. Sie nahm ihre andere Hand und
streichelte sie zärtlich an der Wange. Sie wusste, es war vielleicht auch ein
Abschied für immer. Sie ließ los und trat einen Schritt zurück. Nur wenige
Meter entfernt lag Daniel. Das durfte einfach nicht sein. Nicht so! Nicht all
ihre Freunde! Sie trat auch an Daniels Bett und legte ihre Hand auf seine.
Daniel hatte ihr lange geholfen, aber gestern Abend hatte auch er sich nicht
mehr auf den Beinen halten können. Nun lag er in tiefer Bewusstlosigkeit und
zitterte stark.
„Ich werde mich gut um die beiden kümmern!“ Sam schrak bei den Worten auf
und blickte in das erschöpfte Gesicht Kiannas. Die junge Frau kümmerte sich
aufopfernd um all die Menschen, die sie doch kaum kannte. Im Hintergrund sah sie
Teal´c, der einen leblosen Körper anhob und mit ihm den Raum verließ.
„Wie geht es Jonas?“ Es war ein großes Unglück für die Beiden, es war
reiner Zufall, dass sie sich ausgerechnet jetzt im Stargate-Center aufhielten.
„Er hält durch.“ Sie wirkte erschöpft wie alle, die noch auf den Beinen
waren. Auch Sam konnte in manchen Momenten die Augen kaum offen halten. Doch sie
hatte keine Zeit sich auszuruhen, der Erreger ließ ihnen diese Chance einfach
nicht. Sam dachte erneut über die Worte des Colonels nach. „Was haben diese
Menschen gemein?“
„Bitte?“
Sam hatte gar nicht gemerkt, dass sie den Satz nicht nur gedacht hatte. In ihrem
Kopf formte sich langsam ein Gedanke. „Kianna, fühlen Sie sich krank?“
„Nein! Müde, aber nein, ich fühle mich gut.“ Kianna sah sie fragend an.
„Ich auch!“ Sams Gedanken wanderten zu einer Situation vor vielen Jahren,
als Daniel einer von Marchellos Erfindungen ausgesetzt gewesen war. Damals war
Sam immun gewesen, weil die Reste Jolinars in ihr die Waffe in ihrem Körper
deaktivierten. Auch Kianna war gerade von einem Goa´uld befreit worden, in
ihrem Körper musste es noch von Spuren des Symbionten wimmeln.
Sam wandte sich hektisch einem Instrumentenschrank zu und entnahm ihm eine
Spritze. Sie ärgerte sich über ihre Dummheit, es lag die ganze Zeit vor ihr
und sie hatte es nicht gesehen. Sie wusste natürlich noch nicht, ob sie Recht
hatte, aber sie hatte wieder einen kleinen Hoffnungsfunken. „Kianna, ich
brauche Ihr Blut!“
***
Kianna kümmerte sich weiter um die Patienten und Teal´c trug immer mehr
Menschen aus dem Raum. Die Lage wurde zusehends dramatischer und Kianna wusste
kaum noch, wem sie zuerst helfen sollte. Außer ihr waren noch drei Männer des
Wachpersonals auf den Beinen. Sam hatte ihre Blutprobe mit in ihr Labor genommen
und war nun schon seit einer Stunde weg.
Sie trat an Jonas Lager heran. Der junge Mann lag zitternd unter seiner Decke
und das Tuch auf seiner Stirn war verrutscht. Kianna hatte sich nach der
Entfernung des Symbionten gefragt, wie die Beziehung zu Jonas weitergehen würde.
Es war soviel zwischen ihnen geschehen.
Aber ihn hier so leiden zu sehen, brach ihr das Herz. Sie nahm das Tuch und
tauchte es erneut in das Wasser und wrang es aus. Vorsichtig tupfte sie ihm den
Schweiß ab und kühlte seinen Nacken mit dem Tuch. Tränen schossen ihr in die
Augen. Sie und Jonas sollten eigentlich an einem Neuanfang stehen, nicht an
ihrem gemeinsamen Ende.
„Kianna!“ Sam kam mit Teal´c auf sie zu. In ihrer Hand hielt sie drei
Ampullen.
„Ich habe hier vielleicht das Gegenmittel, aber ich konnte es nicht testen.
Entweder bringt es sie um oder hilft ihnen. Ich denke wir haben keine andere
Wahl.“
„Aber wem geben wir es? Es sind so viele, die nicht mehr viel Zeit haben.“
Kianna dachte an Jonas. Wie sehr hoffte sie auf diese Rettung.
„Wir geben es zunächst dem medizinischen Personal.“
Sie alle wussten, dass es Patienten gab, die das Gegenmittel dringender
brauchten, doch es war die logische Konsequenz zunächst die Ärzte zu
behandeln, auch wenn es für enge Freunde das Todesurteil bedeuten konnte.
Kianna nickte.
„Gut.“ Sam wandte sich den Betten mit Janet und ihren Kollegen zu. Minuten
später hatten sie das Serum aus Kiannas Blut verabreicht. „Vermutlich wirkt
mein Blut nicht mehr, es ist zu lange her, aber wir sollten auch das
versuchen.“ Damit zog sie drei weitere Ampullen aus ihrer Jackentasche.
„Wann wird es wirken?“ Der Jaffa sah fragend zu Sam hinüber.
„Wer weiß! Vielleicht gar nicht. Kianna und ich sind die einzigen hier, die
mal Wirt für einen Symbionten waren, damals konntest du Dank des gegenmittels
Marchellos Erfindung überleben, vielleicht sind die Spuren der Symbionten in
unserem Blut der Grund, das Kianna und ich noch immer auf den Beinen sind.“
„Eine sehr vage Hoffnung Samantha Carter.“
„Immerhin! Ich sollte Washington informieren. Bitte überwacht ihre Werte. Ich
komme gleich wieder.“ Kianna hatte nachgedacht, wenn sie das Serum nur aus
ihrem Blut gewinnen konnte, hatten sie ein Problem. Sie sah die vielen Kranken
und ihr Blick blieb am Lager von Jonas hängen.
„Sam! Warten Sie. Wir.. wir können nicht warten.“
Teal´c und Sam sahen ihr beide stirnrunzelnd entgegen.
„Wenn es funktioniert braucht ihr mein Blut. Viel Blut.“
Sam nickte. Sie mussten schon jetzt anfangen das Serum zu produzieren und zu
verteilen und es würde zu wenig für alle sein. Ihnen rannte die Zeit davon.
„Gut, gehen wir.“
***
Sam rieb sich müde über das Gesicht. Sie hatte Unmengen an Kaffee getrunken
doch noch immer fielen ihr die Augen zu. Die Zentrifuge vor ihr drehte sich und
sorgte für die nächste Ladung Serum. Sam blickte zur Seite, wo Kianna mit
geschlossenen Augen auf einer Pritsche lag. Die junge Kelowianerin war bald am
Ende ihrer Kraft, soviel Blut hatte sie gespendet. Die rote Flüssigkeit lief
langsam aus ihrem Arm. Bald würde sie aufhören müssen, oder sie riskierte ihr
Leben.
Ein Geräusch schreckte sie auf. Teal´c trat herein und setzte sich zu ihr.
„Ich habe das Serum weiteren 20 Patienten verabreicht.“
„Irgendwelche Veränderungen?“
„Einige der Patienten schlafen jetzt ruhiger. Wie geht es ihr?“ Er wies mit
dem Kopf zu Kianna, die sein Reinkommen gar nicht bemerkt haben zu schien..
„Sie hält durch.“ Die Zentrifuge beendete ihre Arbeit und Sam griff zur
Ampulle. „Bleib du bei Kianna, es warten noch viele!“
Damit machte sie sich auf den Weg zu den kranken Menschen. Sie wollte sich
selbst vom Zustand Janets und ihrer Freunde überzeugen.
***
Sam stand an Janets Seite und überprüfte ihren Puls. Gut! Er hatte sich
beruhigt und sie schien ruhiger. Sam hatte in ihrer rechten ein Fiebermessgerät
und schluckte. Sie hoffte innerlich so sehr, dass ihre Temperatur gesunken war
und hielt ihr das Gerät mit zitternder Hand an ihr Ohr. Ein Piepen
signalisierte, dass die Messung erfolgreich war und tief durchatmend warf sie
einen Blick auf das Display. Noch vor wenigen Stunden hatte es eine
lebensbedrohliche Höhe des Fiebers angezeigt. Jetzt wies es eine Temperatur von
nur noch 39,5 auf.
„Jaaaa!“ Sam schossen erneut Tränen in die Augen, doch diesmal aus
Erleichterung. „Janet! Hörst du, Janet? Du wirst es schaffen! Wir alle werden
es schaffen!“ Natürlich war es bis dahin noch ein langer Weg und sie musste
sich zunächst versichern, dass auch das Fieber der anderen beiden Probanten
gesunken war. Zehn Minuten später war sie beruhigt. Sie musste es Jack erzählen
und machte sich auf den Weg in den Nebenraum. Doch ihr Vorgesetzter lag ohne
Bewusstsein auf seinem Lager, das Kissen von Schweiß durchtränkt.
Es ging ihm sichtlich schlecht. Sam kontrollierte noch mal das Band an seinem
rechten Arm, um sich zu versichern, dass er das Gegenmittel bekommen hatte. Es
war da, aber es ging ihm eher schlechter als besser.
„Nicht für alle kommt die Hilfe vielleicht rechtzeitig, Samantha Carter.“
Erschrocken wandte sie sich um, als sie die Stimme des Jaffa hörte. Er lehnte müde
gegen den Türrahmen und auch in seinem Gesicht stand die Sorge. Er hatte
ausgesprochen, was auch ihr klar war. Doch sie wollte und konnte nicht
akzeptieren noch mehr Menschen zu verlieren.
„Janet geht es besser. Das Serum wirkt scheinbar. Wir sollten weitermachen.“
„Das sind gute Nachrichten.“ Teal´c nickte ihr zu. „O´Neill ist ein Kämpfer,
er wird nicht aufgeben, ebenso wenig wie du.“
Sam konnte ein Lächeln nicht verkneifen. Ja, Aufgeben war nicht gerade ihr
Metier. Doch die guten Nachrichten konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass
die Menschen um sie herum noch immer starben. Für manche von ihnen kam die
Hilfe zu spät.
„Wie geht es Kianna?“
„Sie ruht sich aus. Sie ist sehr geschwächt.“ Sam machte sich Sorgen.
Kianna überforderte sich, ihr Blut würde nicht reichen um alle mit Serum zu
versorgen. Sie hatten es zunächst den schwersten Fällen verabreicht, einige
warteten noch immer auf das Mittel.
„Ich weiß, Teal´c. Sie muss eine Pause machen, sonst gefährdet sie ihr
Leben. Die leichteren Fälle werden warten müssen, bis sie sich wieder etwas
erholt hat.“ Sam warf wieder einen Blick zu Jacks Bett. Ihr fiel es schwer
diese Geduld aufzubringen, sah sie doch wie die Frauen und Männer mit denen sie
sonst zusammenarbeitete litten.
„Ich werde nach ihr sehen.“ Sam schätze, dass noch mindestens 40 Menschen
auf das Gegenmittel warteten und auch jetzt konnten sie nicht sicher sein, dass
es bei allen wirkte. Sie durchschritt zügig die Korridore und betrat den
Aufzug. Sie würde die Listen noch aktualisieren müssen und Washington
informieren. So vieles musste getan werden und die Opfer der Seuche würden,
wenn sie es schafften, erst wieder zu Kräften kommen müssen. Sie würde
Washington bitten, vielleicht doch einige Ärzte in den Berg zu schleusen, um
ihnen zu helfen.
Als sie um die Ecke des Labors bog sah sie gleich zu Kianna und erstarrte. Sam
sog die Luft tief ein und biss sich auf die Lippen.
***
Teal´c saß am Bett des jungen Kelowianers. Inzwischen waren einige Ärzte
eingetroffen, um die vielen Menschen zu versorgen, die noch sich langsam
erholten. In ihren Schutzanzügen wirkten sie wie Fremdkörper, aber der Jaffa
war dankbar für die Unterstützung.
Samantha Carter hatte weiterhin die kommissarische Leitung des Stützpunktes und
nach Tagen endlich wieder einige Stunden schlafen können. Sie hatte große
Verantwortung getragen und dank ihr würden viele Menschen dieses Unglück überleben.
Auch Jonas ging es besser, sein Fieber hatte sich gesenkt, aber wie alle anderen
Patienten war er noch sehr geschwächt und schlief die meiste Zeit.
Janet Frasier und einigen anderen ging es bereits wieder so gut, dass sie etwas
zu sich nehmen konnten. Ein Team aus Wissenschaftlern saß derweil an den Proben
und versuchte herauszufinden, was all dies ausgelöst hatte. Das Serum schien
den Körper gegen weitere Krankheitssymptome zu immunisieren.
Es würde vermutlich Wochen dauern, bis wieder Normalität im Stützpunkt Einzug
nehmen würde. Die meisten brauchten Zeit, bis der Körper sich vollends
regenerierte.
Aber auch die Lücken waren nicht so schnell zu füllen. Ganze SG-Teams hatten
ihre Leben verloren und beim technischen und wissenschaftlichen Personal sah es
nicht besser aus.
Jonas ruhiger Atem zeigte, dass wenigstens er über den Berg war. Auch seinen
Freunden ging es besser. O´Neill und Dr. Jackson waren ebenso auf dem Weg der
Besserung wie General Hammond.
Einer der letzten Verstorbenen, den er in den Lagerräumen auf den unteren
Ebenen gebracht hatte, war der sympathische Sgt. Siler. Er hatte als einer der
ersten Symptome aufgewiesen, aber dank seiner guten Konstitution länger als
alle anderen durchgehalten. Das Serum hatte ihm nicht mehr helfen können, sein
Körper war zu sehr geschwächt gewesen.
„Was..?“ Jonas schien zu sich zu kommen und öffnete vorsichtig die Augen
und sah sich verwirrt um. „Teal´c…“
„Ich freue mich zu sehen, dass es dir besser geht Jonas Quinn. Du solltest
versuchen etwas zu trinken.“ Er griff nach einem Glas Wasser neben dem Bett
und hielt es dem jungen Mann entgegen. Mit der Rechten stützte er ihn, während
Jonas vorsichtig ein paar Schlucke nahm, nur, um dann wieder kraftlos ins Kissen
zurück zu sinken.
„Was ist passiert?“ Er wandte den Kopf zur Seite und sah zu den andern
Betten. „Ist es vorbei?“
„Wir hoffen es. Die meisten sind auf dem Weg der Besserung so wie du.“ Teal´c
hatte nicht vor ihm zu erzählen, wie viele Menschen wirklich gestorben waren.
„Wo ist Kianna?“ Der Jaffa hatte mit dieser Frage gerechnet. „Sie hat sich
um mich gekümmert.“
„In der Tat. Sie hat auch den anderen Menschen geholfen.“ Er sah Jonas
eindringlich an.
„Aber wo ist sie?“ Er war irritiert, das sah man ihm an und Teal´c wappnete
sich innerlich, ihm die traurige Nachricht zu sagen.
„Deine Freundin Kianna war eine große starke Frau voller Mut. Sie hat für
die Menschen hier und auch dir ihr Leben geschenkt. Ich werde ihre Tapferkeit
und ihre Erinnerung in Ehren halten.“
Für einen Moment schien Jonas nicht zu verstehen, was er ihm mitteilen wollte,
doch dann schien die traurige Wahrheit zu ihm vorzudringen.
***
Sam saß erneut in Hammonds Büro. Nur wenig Licht fiel durch die Scheibe in den
Raum und dieses Mal war sie froh um die Stille, die dieser Raum ihr bot. Sie
wollte keine Fragen mehr beantworten. Sie wollte niemandem mehr mitteilen müssen,
wer es alles nicht geschafft hatte.
Wenn es dem General besser ging, würde er viele Briefe zu schreiben haben und
sie war froh nicht diejenige sein zu müssen, die den Angehörigen die traurige
Nachricht übermitteln musste. So viele gute Menschen hatten es nicht geschafft.
Wie schon 24 Stunden zuvor lagen vor ihr Zettel. Es war eine handschriftliche
Namensliste. Eine traurige Namensliste. Alphabetisch neutral reihte sich Name an
Name und mit einem bitteren Geschmack im Mund blätterte sie Seite um Seite um.
Sam dachte an Kianna. Sie war froh, dass Teal´c es übernommen hatte, Jonas die
traurige Nachricht zu sagen. Als sie in ihr Labor zurückgekommen war, hatte die
junge Frau leblos auf der Pritsche gelegen. Ihre Haut war fahl gewesen und ihre
Augen geschlossen.
Sam hatte die Situation gleich erfasst. Gegen ihren Rat hatte Kianna sich
entschlossen, mehr Blut zu spenden, um noch mehr Leben zu retten, auch auf die
Gefahr hin an diesem Blutverlust zu sterben. An ihrem Arm hing die Kanüle und
ein voller Beutel ihres Blutes. Sam hatte nach ihrem Puls getastet, doch dieser
war kaum noch tastbar gewesen. Minuten später war Kianna in ihren Armen
gestorben. Sams Blut hatte zu wenig des Wirkstoffes enthalten und so hatte alle
Last auf der jungen Kelowianerin gelegen. Auch sie war dadurch ein Opfer der
Seuche geworden.
Sam war optimistisch, dass sie den Erreger bald identifizieren konnten, das
Wichtigste war für sie gewesen, Zeit zu gewinnen und das hatte Kiannas Blut
ihnen erlaubt. Ihr eigenes hatte nicht mehr genug Spuren ihres Symbionten
gehabt.
Sam lehnte sich zurück in den Sessel und dachte an die nächsten Wochen. Sie würden
viele gute Leute ersetzen müssen, einige der Teams waren noch dort draußen,
obwohl die meisten auf die Alphaseite ausweichen konnten. Sam würde zu gern
schlafen, doch sie war das Bindeglied zwischen dem Stützpunkt und den
Verantwortlichen außerhalb. Sie wusste, sie würde noch viele Entscheidungen
treffen müssen, bis sie abgelöst wurde und ausruhen konnte.
Sam beugte sich wieder vor und schrieb Kiannas Namen an das Ende der Liste.
Danach stand sie auf und verließ das dunkle Büro.
© 2008 Jadda