Jadda: Narben

Rating: PG

Inhalt: Sam rennt um ihr Leben ...

Anmerkung: Diese Geschichte thematisiert Folter, wem das nicht liegt, der sollte lieber nicht weiterlesen. Ansonsten ist es ein klassisches Whumping mit Jack/Sam und Sam/Janet, sowie etlichen Teammomenten.

Staffel: 7

***********

 

Sam stolperte und fiel mit den Knien schmerzhaft auf den Schotter, der den Weg bedeckte. Sie keuchte und nahm all ihre Kräfte zusammen, um sich wieder hoch zu drücken. Sie musste weiter, weiterlaufen, nicht anhalten.

 

Ihr Blick wandte sich hektisch zurück. Sie würden kommen, sicher hatten sie ihre Flucht bereits entdeckt. Bei diesem Gedanken erfasste sie erneute Panik. Sam setzte erneut ein Bein vor das andere und schwankte mit unsicherem Schritt weiter. Ihr Füße schmerzten unsäglich, als sie mit ihren blanken Füßen über den Schotter stolperte, doch sie musste weiter und so blendete sie allen Schmerz aus ihren Gedanken aus. Sie musste das Gate erreichen, nur das zählte.

 

Das zerrissene Hemd flatterte um ihren Körper und sie fror erbärmlich, doch sie setzte weiter eine Fuß vor den anderen. Sams Lungen schmerzten vor Anstrengung, sie war zu geschwächt. Sie stolperte erneut.

 

Sie konnte nicht mehr und ließ den Tränen freien Lauf. Sam glaubte, alle Kraft verloren zu haben ... wie sollte sie weiterkommen? Allein. Schmerzlich wurde ihr das Geschehene bewusst und Bilder ihrer leidenden Freunde tauchten vor ihr auf. Sie dachte zurück an all die Qualen, die auch sie hatte erleiden müssen und an Mariéf und seine leuchtenden Augen, der ihnen all das angetan hatte. Stille herrschte um sie herum, welch krasser Gegensatz zu den Schreien und dem Weinen in ihrem Gefängnis. Sie war entkommen, aber ihr fehlte die Kraft weiter zu gehen.

 

Sam wischte sich entschlossen die Tränen weg und blickte sich um. Noch waren keine Verfolger zu hören, aber das konnte sich schnell ändern, sie musste sich zusammenreißen. Sam drückte sich wieder hoch, es war nicht mehr weit. Wie lange war es her, seit sie und ihre Freunde hierher verschleppt worden waren? Sechs Tage? Sam erinnerte sich nicht genau, aber sie wusste, dass in dieser Richtung das Stargate sein musste, durch dass sie hierher gelangt waren.

 

Unendlich lang erschien ihr der Weg und immer wieder hatte sie sich ängstlich umgesehen, doch die Verfolger blieben aus. Sie musste es schaffen, für sich, für ihre Freunde, für Jack! Sam lehnte ich kurz an einen der vielen Bäume, die den Weg säumten. Da hinten musste es sein, hinter der nächsten Biegung. Doch plötzlich hörte sie ein leises Geräusch aus weiter Ferne. Ihr stockte der Atem, als das Geräusch immer weiter anschwoll. Sie waren da! Sams Herz raste, sie musste sich verstecken, denn wegrennen konnte sie nicht mehr mit ihren zerschundenen Füßen!

 

Nein! Sam versuchte sich zu beruhigen. Sie musste es bis zum Stargate schaffen, nur so hatten sie und ihre Freunde eine Chance. Sie löste sich von dem Baum und begann zu rennen. Sie wusste nicht wie sie die Schmerzen ertrug. Auch die anschwellenden Geräusche der schweren Stiefel hinter sich verdrängte sie. In ihrem Kopf gab es nur noch einen Gedanken: Lauf!

 

Vor ihr tauchte das Stargate auf, nur wenige Schritte noch. Sam strauchelte, fing sich und klammerte sich dann mit letzter Kraft an das DHD und für einen Moment war sie versucht, den Code der Erde einzuwählen. „Verflucht!“ Das ging nicht, sie würde an der Iris zerschellen.

 

Hektisch ließ sie die Finger über die Tasten gleiten, während hinter ihr das Gebrüll ihrer Verfolger immer lauter wurde. Sam zwang sich nicht, zurückzusehen und nur noch vorne zuschauen. Neben ihr schlugen die ersten Stabwaffentladungen in das Erdreich ein oder zerfaserten am Gatering. Sam verlor keine Zeit und als sie das Tor fast erreicht hatte, traf sie dieser unermessliche Schmerz.

 

***

 

Die Wachen am Gate reagierte sofort, als die ersten Zeichen einer Aktivierung zu erkennen war. Lt. Grelson drückte gleich den Alarmknopf  und brachte seine Waffe in Anschlag. Hier auf der Alphaseite gab es nur wenige unangemeldete Gateaktivierungen, allgemein herrschte relativ wenig Verkehr, ab und zu kam eine Nachschubeinheit oder Ablösung durch, ansonsten mussten die Wachen nur die ungefähr 20 Wissenschaftler auf diesem Planeten beschützen.

 

Grelson signalisierte seinen Männern in Position zu gehen und legte ebenfalls seine Waffe an und zielte auf den sich nun aufbauenden Ereignishorizont. Er lauschte angespannt auf seinen Funk, wenn es ein befreundetes Team war, würden sie sich vorher zu erkennen geben.

 

Statt dessen krachte plötzlich eine Stabwaffenentladung  an die Rückwand der Halle und hinterließ dort einen großes rauchendes Loch. Sgt. Malone hatte sich im letzten Moment zurückgeworfen und war der tödlichen Ladung entkommen. Grelson war auf das schlimmste gefasst. „In Deckung, Männer!“

 

Doch warum sollten die Goa´uld ihren Überraschungsmoment vergeuden und blind durch das Gate schießen? Eine weitere Salve raste über seinen Kopf hinweg und er duckte sich instinktiv. Eher schienen sie auf etwas zu feuern, was sich noch jenseits des Gates befand und was sie hier erlebten, war nur das Sperrfeuer. Grelson biss sich angespannt auf die Unterlippe, auch bei seinen Männern war die Spannung zu spüren. Aus den Augenwinkeln sah er Major Edson die große Halle aus Wellblech betreten. Er war der derzeitige Kommandeur der Alphaseite.

 

Plötzlich spuckte das Gate etwas aus. Eine Person fiel regelrecht hindurch und rollte bis kurz vor seine Füße, wo sie reglos liegen blieb. Von dort schien keine Gefahr zu kommen und so konzentrierte sich Grelson weiter auf das Gate, doch dieses  verlosch im gleichen Moment und zurück blieb nichts als Stille und ratlose Gesichter bei seinen Kameraden.

 

Der Lt. sah kurz verwirrt zu seinem Vorgesetzten und beugte sich dann zu der Gestalt zu seinen Füßen hinab. Sie trug eindeutig die Überreste einer Stargateuniform, auch wenn nicht viel davon übrig war. Grelson stellte nun auch fest, das der Begriff „Sie“ völlig zutraf, denn vor ihm lag offensichtlich eine Frau. Vorsichtig drehte er sie auf den Rücken und hielt dabei vorsichtig ihren Kopf. Unzählige Verletzungen überzogen ihren Körper und eine der Stabwaffen hatte an ihrer Seite doch noch ihr Ziel gefunden.

 

„Grelson, wer ist das?“ Sein Vorgesetzter kam von hinten an ihn heran und er wagte die Antwort nicht auszusprechen.

 

Er hatte sie gleich erkannt, es war Major Samantha Carter von SG-1. Vorsichtig hielt er ihren zerschundenen, schlaffen Körper in seinen Armen.

 

***

 

Die Alarmsirenen ertönten im gesamten Komplex und wie immer stürmten die Wachen in den Gateraum. Ein Sanitäterteam machte sich bereit und Walter bereitete sich vor, die Iris auf Befehl seiner Vorgesetzten umgehend zu schließen. Das war Routine, die Funkmeldung die ihn Sekunden später erreichte nicht.

 

Als kurz darauf der General die Treppe herab kam, wusste er nicht, ob sein Vorgesetzter über die Nachricht erleichtert oder besorgt sein würde.

 

„Walter. Haben wir ein Signal?“

 

„Ja! Sir! Es ist Major Edson. Wir haben eine Bildverbindung.“

 

Der General trat an den Bildschirm und nickte dem Kommandanten des Alphastützpunktes auffordernd zu. „Major?“

 

„Sir, wir haben eine Verletzte hier und würden sie gern auf die Erde bringen. Unsere medizinischen Möglichkeiten hier sind beschränkt.“

 

„Einverstanden. Walter, verständigen Sie Dr. Fraiser.“ Der General wandte sich wieder dem Bildschirm zu. „Wie ist das passiert?“

 

„Das wissen wir leider auch nicht, aber ich denke es wird Sie mehr interessieren, um wen es sich handelt.“

 

„Machen Sie es  nicht so spannend, Major!“

 

„Es ist Major Carter, Sir!“

 

„Was?!“ Das Gesicht des Generals war mehr als überrascht. „Wie?“

 

Das SG-1 Team war seit etlichen Tagen überfällig und eine Vielzahl von Teams war auf der Suche nach ihnen. Der General hatte O´Neill´s Team vor einigen sieben Tagen auf eine Mission nach P2R-747 geschickt, um eine alte Antikeranlage zu überprüfen. Als sie sich zum vereinbarten Termin nicht meldeten, hatte er SG-7 hinterher geschickt. Doch SG-1 war verschwunden gewesen und Kampfspuren deuteten daraufhin, dass sie nicht freiwillig von dort verschleppt worden waren.

 

„Sir! So wie es aussieht, hat Major Carter fliehen können, aber sie ist in einem sehr schlechten Zustand. Sie konnte uns nicht sagen, was mit ihr und dem Team geschehen war.“

 

„In Ordnung, ein Sanitätsteam steht bereit, bringen Sie Carter hierher!“ General Hammond drehte sich nachdenklich herum. Seine Sorgen um sein Vorzeigeteam hatten neue Nahrung gefunden. Er hoffte Major Carter würde Licht in dieses Dunkel bringen.

 

***

 

Janet war so schnell wie möglich in den Stargateraum gerannt, als sie hörte, dass es um ihre Freundin ging. Sie hatten sich alle seit Tagen Sorgen um Sams Team gemacht. Es geschah nicht zum ersten Mal, dass ein Team spurlos verschwand, das änderte jedoch nichts daran, dass Janet sich jedes Mal auf neue sorgte. Sam war für sie mehr als eine Kollegin, sie war eine Freundin, gehörte zur Familie.

 

Sie bog um die Ecke und stürmte mit ihrem Team im Gefolge in den Stargateraum. Das Gate war bereits aktiviert und der General wartete bereits unten an der Rampe. Janet gesellte sich zu ihm. „Gut, dass Sie da sind, Doktor.“

 

„Ja, Sir.“ Janet sah gebannt auf den Horizont. Ein Soldat trat hindurch und trat gleich an die Seite. Ihm folgte ein weiterer, der eine Bahre trug. Janet wartete nicht mehr und stürmte die Rampe hinauf. Sie erreichte die Soldaten, als auch der zweite Träger den Horizont passierte. Das Stargate schloss sich und Janet sah zum ersten Mal in das blasse Gesicht Sams. „Setzen Sie sie ab.“

 

Janet war besorgt, denn Sams Gesicht wies viele Platzwunden und blaue Flecken auf. Doch das war nicht entscheidend, vielmehr alarmierte sie die fahle Haut, der flache Atem und der Schweiß auf ihrer Haut. Was war bloß mit ihr geschehen? Einer der Sanitäter trat heran und hinter ihm konnte sie das besorgte Gesicht des Generals erkennen. „Wir müssen sie stabilisieren!“ Janet fühlte ihren Puls. Schwach! Sie hob die Decke an, die Sams Körper bedeckte und erschrak. „Wir können nicht warten, bringt sie sofort auf die Krankenstation!“

 

***

 

Der General wanderte vor dem OP auf und ab und seine Gedanken rasten. Immer wenn eines seiner Teams vermisst wurde fühlte er sich verantwortlich, denn er war es, der diese Menschen dort hinaus schickte und am meisten hasste er die Hilflosigkeit zu der er hier verdammt war. Auch jetzt konnte er Major Carter nicht helfen, er musste sich auf die Fähigkeiten der Ärzte verlassen.

 

Lt. Grelson hatte ihm einen kompletten Bericht übermittelt, doch der half ihnen nicht weiter. Noch immer wussten sie nicht woher Carter kam, wo der Rest ihres Teams war und wer ihr das angetan hatte, was so offensichtlich war.

 

Sein Major war gefoltert worden! Dieser Gedanke erschreckte den General und nicht nur Dr. Frasier hatte der Atem gestockt, als  sie die Decke angehoben hatte. Ihre Uniform war zerrissen und blutverschmiert und dort wo man die Haut sehen konnte, war sie entweder zerschnitten, verbrannt oder blau verfärbt.

 

„Sir!“

 

Er hatte Dr. Fraiser gar nicht bemerkt, so war er in seinen Gedanken vertieft gewesen. Sie trat durch die Tür und fuhr sich mit der rechten durch die Haare. Hammond sah ihrem Gesicht an, wie erschüttert sie über das vorgefallene war.

 

„Wie geht es ihr?“

 

Fraiser sah ihn erschöpft an und setzte sich auf einen der Stühle, die für die wartenden bereit standen. Ihre OP-Kleidung war blutverschmiert und ihre Hände zitterten leicht. Er wusste, dass die Frauen eng befreundet waren und auch ihm lag Samantha am Herzen, schließlich begleitete sie das Projekt seit seinen Anfängen. Die Ärztin lehnte sich zurück und sah zu ihm auf. „Wie kann jemand einem Menschen so etwas antun?“ Frasier hatte sicher schon viel gesehen, aber hier ging es um ihre Freundin. „Sam ist stabil, sie wird es schaffen.“

 

„Das sind doch gute Nachrichten.“

 

„Sind sie das?“ Dr. Fraiser schüttelte den Kopf. „Sie muss unheimliche Schmerzen ausgestanden haben.“

 

„Irgendwelche Hinweise auf den Rest des Teams?“ Der General musste herausfinden was passiert war und seine einzigste Spur war Sam.

 

„Es wird noch dauern, bis sie das Bewusstsein wiedererlangt, aber wir haben Proben von ihrer Kleidung genommen und...“ Sie hielt inne.

 

„Was haben Sie gefunden?“

 

„Blutspuren.“ Sie biss sich erneut auf die Lippen. „Wir haben sie überprüft. sie gehören Daniel und Jack.“

 

***

 

Janet saß neben dem Bett und starrte auf das fahle Gesicht ihrer Freundin. Die Krankenstation lag ruhig und verlassen da, nur am Rande nahm sie die Schwester wahr, die die anderen Patienten versorgte.

 

Um Sams Bett standen die diversen Geräte, die ihre Vitalwerte kontrollierten. Janet wünschte sich, sie hätte die Möglichkeit völlig ahnungslos wie die meisten Freunde und Angehörigen am Bett einer Patientin sitzen zu können, doch sie wusste zu viel über das, was geschehen konnte. Jeder Herzschlag, der nur ein wenig vom Rhythmus abwich ließ sie zusammenzucken und in ihrem Kopf einen Film der verschiedenen möglichen Ursachen ablaufen.

 

Sie konnte jedoch als Ärztin jetzt nichts mehr tun, Sam war bestmöglich versorgt und nicht mehr in Lebensgefahr und doch konnte Janet nicht abschalten, nicht einfach nur die Freundin am Krankenbett sein. Sie beugte sich vor und nahm Sams leblose Hand in die ihre. Sie war kalt und ein Verband schützte die Verbrennung in der Handinnenfläche. Sie selbst hatte vor Stunden diesen und viele weitere Verbände angelegt.

 

„Großer Gott, Sam, was ist nur mit dir geschehen?“ Janet hatte ihre Wunden gesäubert und mindestens 40 kleine und große Schnitte gezählt. Manche einige Tage alt, manche kaum älter als 24 Stunden. Sams Körper war übersäht von blauen Flecken, Striemen und kleinen Brandwunden. Janet wollte sich nicht ausmalen, was ihre Freundin auszustehen hatte. Sie war so schwach und Janet wünschte sich, all ihre Kraft würde durch ihre Hand auf sie übergehen.

 

„Du wirst wieder gesund werden, das kannst du mir glauben, Sam.“ Tränen rannen über ihr Gesicht. „Ich bin schließlich Ärztin, verstehst du? Ich mache dich wieder gesund und du wirst das alles vergessen!“ Janet führte ihr Gesicht an die Hand ihrer Freundin. Nichts hoffte sie mehr, als dass Sam all den erlittenen Schmerz würde verarbeiten können. Und dass der General auch den Rest des Teams würde ausfindig machen können.

 

***

 

Jack saß in einem dunklen Verlies und sein Kopf  hing ihm auf die Brust. Kein Lebenszeichen war zu erkennen und im Fackelschein war zu erkennen, wie Blut aus einer kleinen Wunde an seinem Schädel floss.

 

„Jack!“

 

Er reagierte nicht, statt dessen waren schwere Schritte zu hören, die sich unaufhaltsam den Verliesen näherten. Die Gitterstäbe warfen im Licht der Flammen ein unwirkliches Licht. Die ganze Atmosphäre erzeugte Angst und Bedrückung und diese ließ sie nicht mehr los. „Jack! Bitte...“

 

Sie ging auf ihn zu, vorbei an den Fackeln und Gittern, vorbei an den Zellen mit gequälten Menschen. Jeder Schritt schmerzte und sie wurde sich ihres eigenen Körpers bewusst. Sie setzte einen Fuß vor den anderen, aber sie konnte ihn nicht erreichen. Panik erfasste jede Faser ihres Körpers, denn sie wusste, nur sie konnte Jack beschützen.

 

Die Schritte dröhnten immer lauter in ihrem Kopf und sie riss die Hände an ihre Schläfen. Das musste aufhören, Mariéf musste aufhören! „Nein! Bitte!“

 

Sam hielt sich die Ohren zu und auf wundersame weise verschwand das Dröhnen der Schritte aus ihrem Kopf. Eine erschreckende Stille breitete sich in der Dunkelheit und Sam wusste nicht, was sie als bedrohlicher empfinden sollte.

 

Ihr Blick hing wie gebannt an Jacks Kopf. Warum rührte er sich nicht? „Jack, bitte. Du musst mich doch hören.“ Ihre Stimme schallte durch das ganze Gewölbe und Sam zuckte zusammen und sah sich erschrocken um. Was, wenn sie das gehört hatten? Doch erneut breitete sich nur Stille in der Dunkelheit aus. Sam machte einen Schritt vorwärts und dieses Mal hielt sie nichts auf.

 

Sie kniete sich neben Jack und nahm ihn beschützend in den Arm. Sein Kopf fiel gegen ihre Brust und in Sam kroch die Angst herauf. „Jack, bitte, du musst aufwachen, hörst du mich? Jack.“ Sie nahm ihre Hand und drehte sein Gesicht zu ihr.

 

„Neinnnnn!!!“ Jacks tote Augen starrten sie leblos an.

 

***

 

Janet war aus dem Schlaf hochgeschreckt als ihre Freundin zu schreien begonnen hatte. Sams Augen waren weit aufgerissen, doch Janet merkte schnell, dass sie ihre Umwelt nicht wirklich war nahm. „Nein! Bitte nicht!“ Sam schluchzte. „Das darf nicht sein! Mariéf! Aufhören!!!!!“

 

Janet versuchte Sam festzuhalten, die sich im bett aufgerichtete hatte. „Sam! Es ist alles in Ordnung. Hörst du mich? Sam!“ Janet hoffte, dass ihre Stimme zu ihr durchdrang. Doch Sams Körper verkrampfte sich immer mehr.

 

Janet wandte den Kopf nur Schwester. „Ziehen Sie eine Spritze auf, wir müssen sie beruhigen.“ Noch immer wehrte sich Sam gegen einen unbekannten Feind, den wohl nur sie sehen konnte. Als die Spritze zu wirken begann, entspannte sich ihr Körper und Janet legte sie vorsichtig zurück. Sam hatte die Augen wieder geschlossen.

 

Mit einem schnellen Blick kontrollierte Janet die Werte, die sich langsam wieder normalisierten. Sie hatte so etwas erwartet und gerade das machte ihr Sorgen. Die Mitglieder der SG-Teams mussten immer wieder traumatische Situationen überstehen, die ihre Psyche an die Grenze der Belastbarkeit brachte.

 

Wie lange hatte es gedauert, bis sich Sam vom Tode Jolinars erholt hatte oder Daniel die Sucht nach dem Sarkophag überwunden hatte. Nun lag Sam vor ihr und warf sich im Schlaf unruhig hin und her. Wenn sie aufwachte, würde sie erkennen, dass dies alles wirklich passiert war und ihre Worte deuteten darauf hin, dass auch Jack und die anderen in großer Gefahr schwebten oder vielleicht schon tot waren. Sie würde den General informieren müssen. Am liebsten würde sie Sam noch einige Tage ruhigstellen, damit zumindest ihr Körper sich erholen konnte, aber sie kannte schon jetzt die Antwort des Generals: Sie mussten herausfinden was mit Jack, Daniel und Teal´c geschehen war. Und Janet wusste, letztendlich würde auch Sam dies so wollen.

 

***

 

Das erste was sie hörte war das leise Piepen der Geräte. Wie durch Watte klang das Geräusch an ihre Ohren. Sam versuchte das Piepen zu verdrängen, sie wollte nicht wieder in die Wirklichkeit zurück. Sie versuchte in sich hineinzuhorchen und spürte nur Schmerz. Er war seltsam dumpf, vermutlich hatten Janet sie mit Schmerzmitteln voll gepumpt.

 

Sam hörte weitere Geräusche, das Klappern im Hintergrund, Stimmengemurmel und mehr. Sam versuchte die Geräusche einzuordnen, um sich vor dem Gedankenchaos in ihrem Kopf abzulenken, doch das funktionierte nicht wirklich.

 

„Sam?“ Janets Stimme drang nur langsam an ihr Bewusstsein, sie war Teil der Realität, der sie zu entfliehen suchte. In ihrem Kopf tauchten Bilder ihrer Freunde auf. Sie sah Daniel, dessen Gesicht blutüberströmt war und dessen Augen glanzlos ins Leere starrten. In Sams Kopf breitete sich wieder die Dunkelheit der Katakomben aus, in denen sie soviel Schmerz zu erleiden hatte und sie merkte, wie ihr die Wirklichkeit immer mehr entglitt.

 

Sie hörte das Stöhnen ihrer Freunde und das hämische Gelächter Mariéfs. Er hatte Sam immer wieder geschlagen oder grinsend daneben gesessen, wenn einer seiner Männer sich mit ihr beschäftigte. Dieses Lachen, sie würde nie sein Lachen vergessen.

 

„Sam? Kannst du mich hören?“ Janet! Vielleicht war es doch gar nicht so schlecht sich der Realität zu stellen, besser als diese Dunkelheit war sie allemal. Vorsichtig hob sie die Augenlieder an. Sie hatte erwartet, eine blendend helle Krankenstation um sich herum zu sehen. Statt dessen hatte man sie in einen Einzelraum verlegt, der ganze Raum lag in gedämpftem Licht. Sam drehte den Kopf leicht zur Seite und sah in Janets besorgtes Gesicht.

 

„Hi, Sam!“

 

„Janet?“

 

„Ja.“

 

„Was...?“ Die Angst in Sam nahm noch immer viel Raum ein und sie konnte nicht umhin, sich nervös umzuschauen. Es war wirklich kein Traum gewesen, sie hatte fliehen können und es bis zur Alphaseite geschafft.

 

„Ganz ruhig, Sam, du bist noch sehr geschwächt.“ Janet nahm ihre Hand in die ihre. „Wie fühlst du dich?“

 

Sam suchte nach dem richtigen Wort, doch da war nichts, alles in ihrem Innern war voller Schmerz, dem wollte sie sich nicht stellen. Sie schloss die Augen, doch das half nicht und so öffnete sie sie wieder. Janet war da, sie war ihr Rettungsanker, sie durfte nur nicht los lassen.

 

***.

 

Der General hatte sich in die hinterste Ecke des Raumes zurückgezogen um den Frauen die Privatsphäre zu geben, die sie brauchten. Dr. Fraiser hatte ihm vor einer Stunde Bericht erstattet. Major Carter war schwer traumatisiert und die Ärztin hatte ihm zu Vorsicht geraten.

 

Sie waren sich beide bewusst, dass die Rettung des SG-Teams in den schrecklichen Erinnerungen Sams zu suchen waren, doch sie musste behutsam vorgehen. Der General hatte zugestimmt, dass die Ärztin die Befragung durchführte. Eine Kamera würde alles aufzeichnen und General Hammond hoffte, genug Informationen zu bekommen, um einen Anhaltspunkt für die Suche nach O´Neill und den anderen zu finden.

 

Dr. Fraiser hatte ihm von den bereits erhaltenen Informationen erzählt, nur konnte bisher keiner damit etwas anfangen. Wie es aussah, war sein Team von einem Goa´uld gefangen genommen und verschleppt worden. Außer seinen Namen hatten sie über diesen Mariéf allerdings nichts in der Hand. Niemand wusste, wo er zu finden war und welchen Grund er hatte, ein SG-Team zu entführen und zu foltern.

 

General Hammond hatte auch Master Bra´tack kontaktieren lassen. Vielleicht konnte der alte Jaffakrieger Licht in das Dunkel bringen oder vielleicht konnte ihnen Major Carter noch den entscheidenden Hinweis geben.

 

***

.

Janet hatte Sam ein Beruhigungsmittel verabreicht, aber noch immer starrte Sam an die Decke und versuchte das Zittern in den Griff zu bekommen, dass ihren ganzen Körper erfasst hatte. Natürlich war Sam Soldatin, doch jeder Mensch hatte seine Grenzen und die waren in den letzten Tagen sichtlich überschritten worden.

 

„Sam, bist du einverstanden, dass ich Dir ein paar Fragen stelle?“

 

Es dauerte einen Moment, doch dann nickte Sam, den Blick weiter auf die Zimmerdecke gerichtet, als würde dort das Ende ihr Qual liegen. Janet legte ihre Hand beruhigend auf ihren linken Unteram.

 

„Du hast ein paar Mal einen Namen gerufen... Mariéf.“ Janet beobachtete sehr genau Sams Reaktionen und ihr ging die plötzliche Anspannung ihrer Freundin nicht. „Kannst du mir sagen, wer das ist?“

 

Janet wusste, dass sie Geduld brauchte und so ließ sie Sam ausreichend Zeit. Für den Moment lag eine ungute Stille im Raum. „Er... er ist ein Goa´uld. Er... wir waren auf P2R-747 und alles war ganz normal.“ Sam hatte ihren Blick nicht von der Decke gewandt. „Ich... wir haben eine Halle untersucht und plötzlich zuckten Blitze auf. Danach...“ Janet atmete tief ein, es war eine Falle gewesen, eindeutig, aber warum?

 

„Sie haben euch mit Zat´s  angegriffen...“

 

Sam drehte ihr den Kopf zu. „Ja!“

 

„Was ist das nächste, an das du dich wieder erinnern kannst?“ Janet versuchte ihr über den Augenkontakt soviel Vertrauen und Sicherheit wie möglich zu vermitteln. Sam schloss für einen Moment die Augen und schien sich zu sammeln.

 

„Ich bin aufgewacht.“ Sam öffnete ihre Augen wieder. „Wir waren auf einem anderen Planeten und ich lag auf einem Wagen. Wir waren alle dort – gefesselt und geknebelt.“

 

„Auf einem anderen Planeten?“

 

Sam sah sie kurz verwirrt an, verstand nicht, warum Janet sie ausgerechnet hier unterbrach. „Der Planet? Na, weil... da waren Berge und Bäume. Jack hatte sich so gefreut, dass es auf  P2R-747 kaum Vegetation gab, du weißt, was er von Bäumen hält.“ Sam muss kurz auflachen, so als stellte sie sich Jack vor ihrem inneren Auge vor, doch das Bild schien sich zu wandeln, denn sie wurde schnell wieder ernst. „Außerdem waren dort zwei Monde zu sehen, ein roter Zwerg und einer, der mich an unseren Mond erinnerte.“

 

Janet spürte, dass Sam eigentlich bei diesen Nebensächlichkeiten verbleiben wollte, die unangenehmen Themen vor sich herschiebend, doch Janet wusste, dass dem General die Zeit wegrannte.

 

„Was wollte Mariéf?“

 

Sam zuckte erneut bei der Nennung des Namens zusammen und zögerte, so als müsse sie nach der Lösung suchen. „Ich... das ist es ja! Ich weiß es nicht!“ Sam sah sie verzweifelt an. „Er hat es uns einfach angetan und gelacht. Immer wieder gelacht und ich kriege dieses Lachen nicht aus meinen Kopf..“ Sams Stimme war bei diesen Worten immer weiter angeschwollen und endete in einem hysterischem Schluchzen. Janet stand auf und setzte sich auf die Bettkante. Ihre Arme umschlangen vorsichtig den zerschundenen Körper ihrer Freundin. Über die Schultern hinweg sah sie das ernste Gesicht des Generals im Halbdunkel.

 

Janet wusste, dass sie ihre Freundin noch nicht in Ruhe lassen konnte, zu vieles lag noch im Dunkeln. Langsam löste sie sich von Sam und nahm mit der rechten ihr Gesicht in die Hand um sie dazu zu bewegen in ihre Augen zu sehen. „Sam! Vertraue mir. Wir werden sie finden und dir kann hier nichts mehr passieren. Ich werde dich nicht alleine lassen, hörst du?“

 

Sam biss sich unter Tränen auf die Lippen und schluckte. „Ja.“ Sam nickte zögerlich.

 

„Kannst du dich an irgendetwas besonderes erinnern auf diesem Planeten? Ein Gespräch deiner Wachen, ein Gebäude oder Symbole, irgendetwas?“

 

Sams Augen wanderten unruhig hin und her, als würde sie nach einer Antwort Ausschau halten und verharrten abrupt.

 

„Es war am vierten Tag, das glaube ich zumindest, da unten in den Kerkern verlierst du jedes Zeitgefühl.“

 

„Was war es?“

 

„Daniel, es war etwas was er sagte. Sie...“ Sam stockte erneut. „Sie hatten ihn ausgepeitscht und es ging ihm sehr schlecht.“ Sam kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf, als könnte sie so die grausamen Bilder loswerden. „Jack und Teal´c waren nicht bei uns und Daniel hatte so starke Schmerzen, ich... ich habe ihn in meinen Armen gehalten und...“ Vor Janets Augen bildete sich mehr und mehr ein Bild dessen, was ihre Freundin hatte durchstehen müssen. „Er redete völlig wirres Zeug. Er schien die Welt um sich herum gar nicht mehr wahrzunehmen. Er redete ständig davon, dass jemand Rache geschworen hatte.“

 

„Rache?“

 

„Ja, er wiederholte es immer wieder bis er endlich eingeschlafen war.“ Sam sah erneut zu Janet. „Im Schlaf hat er immer wieder die Worte Marun und Salawan gemurmelt.“

 

„Was bedeutet das?“

 

„Ich weiß es nicht. Ich... ich wollte bei ihm bleiben, aber sie... haben mich wieder geholt. Immer wieder, Janet! Immer wieder!“ Sam krümmte sich schluchzend in ihr Bett und schloss die Augen. „Sam, du brauchst keine Angst mehr haben, du bist in Sicherheit.“

 

„Aber was ist mit Jack? Mit Daniel und Teal´c? Ich hab sie zurückgelassen, bin einfach weggerannt! Daniel hätte mich gebraucht.“ Das hörte sich so endgültig an, Janet wollte das einfach nicht glauben. Ein schlimmer Verdacht wuchs in ihr und suchte nach Gewissheit.

 

„Sam? Lebte Daniel noch, als du fliehen konntest?“

 

Sam sah sie bitter an. „Ich weiß es nicht Janet, ich weiß es einfach nicht!“ Tränen strömten über ihr Gesicht und ihre Hände krampften sich in die Bettdecke. Sie ließ ihrer ganzen Verzweiflung freien Lauf und schloss die Augen erneut. Janet blickte den General an und sah in sein erschüttertes Gesicht.

 

Sam hatte leiden müssen und ihre Freunde litten vielleicht noch immer. Energisch machte der General auf dem Absatz kehrt. Er würde nicht ruhen, bis er die Vermissten fand, das wusste Janet. Wie unverstellbar war es, dass es für all die Qualen keinen Grund geben sollte. Wer sollte Sam schlagen, dass ihr Körper von blauen Flecken nur so übersäht war, ihr Rippen zerschlagen und ihre Finger brechen und das alles ohne irgendeinen ersichtlichen Grund? Janet strich mit der Hand über Sams Kopf, in der Hoffnung sie zu beruhigen.

 

***

 

Sie war wieder dort, alles in ihr versuchte diesem Traum zu entfliehen, doch er hielt sie gefangen. Sam spürte die schweren Ketten an ihren Handgelenken und Füßen, die ihr schmerzlich die Haut abschürften. Sie wunderte sich, dass sie dies überhaupt wahrnahm, hatte Mariéf ihr doch noch vor wenigen Stunden mit der Peitsche auf den Rücken eingeschlagen. Sie kauerte an der Wand, bemüht sich nicht anzulehnen und zitterte vor Kälte. Kein Licht fiel in ihren Kerker, alles lag in einem diffusen Dunkel und Sam hatte das Gefühl jederzeit aus jeder Richtung neue Schläge bekommen zu können, da sie das Dunkel nicht durchdringen konnte.

 

Geräusche drangen an ihr Ohr, mal aus weiter ferne und mal so nah, dass sie zusammenzuckte. Das Schlagen der Gittertüren und die brutalen Rufe der Wachen waren da noch das harmloseste, bei all den Schmerzensschreien und Stöhnen, dass an ihr Ohr drang.

 

Verzweifelt versuchte sie, die Stimmen zu erkennen, doch Mariéf zelebrierte sein Vergnügen an mehr als SG-1, denn Sam hatte viele weitere Zellen und Menschen gesehen und viele Tote. Sie hingen wie in schlechten Gruselfilmen an den Wänden. Ihre Fesseln hielten sie  aufrecht, obwohl das Leben sie schon seit langem verlassen hatte.

 

Manchmal stellte sich Sam vor, sie spielte nur in so einem Gruselschocker mit, dass alles nur eine Kulisse war, der sie jederzeit entfliehen konnte, doch die Realität holte sie alle paar Stunden ein, wenn der Goa´uld seinen Kerkermeister erneut zu ihr schickte, um sie zu holen.

 

Sam lauschte wieder, dieses Stöhnen ganz aus der Nähe, irgendetwas berührte sie daran. Sie versuchte die Dunkelheit zu durchdringen und lauschte. War es Daniel, der zuletzt bewusstlos in ihren Armen gelegen hatte? Oder Teal´c, den sie seit unendlich langer Zeit nicht mehr hatte sehen können? Immer die Angst, ob ihre Freunde noch lebten...

 

„Jack?“ Mariéf hatte sie gleich am ersten Tage getrennt, nur manchmal hatten sie eine kurze gemeinsame Zeit und gaben sich gegenseitig Trost und immer wieder stellten sie sich gegenseitig die Frage nach dem Grund des ganzen. Warum stellte man ihnen keine Fragen? Warum sprach niemand mit ihnen? Warum das alles? Sam hatte Angst um ihre Freunde, das verdrängte manchmal sogar die Angst um sich selbst. „Jack, bist du das?“

 

„S..Sam, ich...“ Die Stimme versagte ihm wieder. Sam sah in die Richtung, konnte aber nichts erkennen. Sie schob ihren Körper langsam vorwärts, bis die Ketten sie stoppten. Nun sah sie die Gitterstäbe und den dunklen Schatten dahinter. Es war Jack! Er lehnte mit dem Rücken zu ihr an den Gitterstäben und seine ganze Körperhaltung alarmierte Sam ebenso wie die Schwäche in seiner Stimme. „Jack, ich bin hier!“

 

Ganz langsam kam in den Schatten vor ihr Bewegung und der Kopf drehte sich. In dem Dunkel konnte sie sein Gesicht nicht genau erkennen, aber als er die Augen öffnete sah sie darin all den erlittenen Schmerz. Tränen rannen salzig über ihr Gesicht und brannten in den Wunden auf ihren Wangen.

 

„Oh, Jack...“ Sie war so froh ihn hier und jetzt zu sehen, er hätte bereits tot sein können, doch jetzt war er hier. Bei ihr! Sie hatte ihre Freunde seit Stunden nicht mehr gesehen und sie wusste, jeder von ihnen war an seiner Grenze angelangt oder hatte diese bereits überschritten. Niemand konnte so viel Schmerz und Verzweiflung ertragen, auch ein Jack konnte das nicht. Sie sah es deutlich in seinen Augen.

 

„Sam..“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern in dieser nur sie zwei umfassenden Stille. Sam lechzte nach jedem Wort von ihm. Wenn bald alles vorbei war, wenn ihre Kräfte verschwunden waren und nur noch der erlösende Tod vor ihnen lag, würde sie seine Stimme nie wieder hören. Es bedeutete so viel für sie ihn jetzt bei sich zu haben. Alles in ihr wollte ihn spüren, ihm nahe sein und sie streckte sich um ihn mit ihren Fingern zu erreichen. „Jack, bitte nimm meine Hand! Bitte.“ Ihr Stimme war unter den Tränen brüchig und sie unterdrückte ein Schluchzen.

 

Sie sah wie er sich drehte und den Arm ausstreckte. „Sam, du ... du musst …“ Sam versuchte sich weiter zu strecken, als Jack mit seiner Bewegung inne hielt. Etwas hielt ihn zurück, er schien zu lauschen. „Sam! Sie kommen.“ Auch Sam hörte nun die schweren Schritte und spürte die Angst, die sie zu lähmen drohte.

 

„Sam, bitte halte durch! Du hast die Kraft, i... ich weiß es. Tue es für mich! Kä...“ Er sah sich hektisch um, als seine Zellentür aufgerissen wurde und sah danach wieder in Sams Augen. Im Licht sah sie die Wunden in seinem Gesicht und erschrak. Sein Augen. Sie hatten jenen Glanz verloren, den sie so liebte. „Sam! Kämpfe! Hörst du? Du...“ Starke Arme rissen ihn von ihr fort und wo zuvor noch wenige Zentimeter Abstand zwischen ihren Fingern waren, klaffte nun eine große Lücke.

 

„Jack! Nein!“ Sie streckte sich in ihren Fesseln, riss an ihnen und ignorierte, dass ihre Wunden wieder aufrissen. „Hört auf, lasst uns doch endlich in Ruhe!“

 

Sams Blick verschwamm vor all den Tränen, als sie sah, wie die Wachen den schlaffen Körper Jacks aus dem Kerker zerrten und im Schein der Fackeln verschwanden. „Jack!!!“

 

Sam schrie allen Schmerz aus sich heraus...

 

***

 

Sam schreckte hoch und sah sich irritiert um und sah Janet mit besorgtem Blick an ihr Bett eilen. Sam rang nach Luft, sie fühlte sich wie nach einem Dauerlauf und völlig erschöpft.

 

„Sam, ganz ruhig, es ist alles in Ordnung.“

 

„Jack, ich hab ihn gesehen und dann haben sie ihn weggezogen von mir und ...“ Sam rang nach Luft. „Ich blieb allein zurück und hörte seine Schreie. Sie... ich muss zurück und sie... Janet, sie werden das nicht überleben! Ich weiß nicht wie, aber irgendwann war ich plötzlich draußen. Ich bin gerannt, immer weiter gerannt und....“

 

„Und jetzt bist du hier.“ Die sanfte beruhigende Stimme riss Sam aus ihren verzweifelten Gedanken, doch ihre Panik besiegte sie nicht.

 

„Ja, aber Jack. Er... und die anderen...“

 

Janet legte ihr die Hand auf den Arm und drückte sie zurück in die Kissen. „Sam! Bitte hör mir zu!“

 

Sie wollte sich nicht beruhigen, denn ihre Angst konnte ihr auch Kraft geben, so wie sie sie zu ihrer Flucht genutzt hatte, doch Janet war sehr bestimmt und zwang sie mit der anderen Hand ihr Gesicht zu ihr zu drehen und ihr in die Augen zu sehen.

 

„Sam. Bitte!“ Sie lächelte. Warum lächelte sie? „Es ist alles in Ordnung, Sam, sie sind hier!“

 

Sams Gedanken überschlugen sich. Sollte das etwa heißen...? „Ja, Sam, der General hat sie zusammen mit Bra´tak gefunden. Hörst du Sam, sie sind hier!“

 

„Wirklich?“

 

„Sam, du hast nur geträumt. Schau!“ Damit zog Janet mit einem Arm den Vorhang zur Seite, der ihr bisher den Blick auf den Rest des Raumes verwehrt hatte und jetzt bemerkte sie, dass man sie verlegt hatte.

 

Drei weitere Betten standen im Raum und Sam drückte sich hoch um sich zu versichern, wer in den Betten lag. Ganz hinten konnte sie viele Geräte erkennen. Sie standen um Daniels Bett, der blass und still darin lag. Sam registrierte alles mit einem Mal: Die Schläuche, die Monitore, die Atemmaske und ließ dann den Blick zum nächsten Bett schweifen. Teal´c! Auch er hatte die Augen geschlossen und einen dicken Verband um den Kopf.

 

Direkt neben ihr lag Jack. „Wie geht es ihm?“

 

„Er wird es schaffen. Sie alle werden es schaffen dank dir, aber es wird Zeit brauchen und viel Ruhe und die brauchst du auch.“

 

Sam nickte. Sie ließ Jack nicht mehr aus den Augen, akzeptierte aber, dass Janet sie vorsichtig in die Kissen zurückschob. Ja, jetzt konnte sie ausruhen, Janet hatte gesagt, sie würden es schaffen und sie vertraute ihr, aber trotzdem schloss sie nicht die Augen, sondern ließ ihren wachsamen Blick auf Jack. Sie würde nicht schlafen, sie würde warten bis er aufwachte und sie mit ihm reden konnte.

 

***

 

General Hammond stand mit Master Bra´tak an der Tür und beobachtete die Szenerie in der Krankenstation. Der alte weise Jaffa nickte vor sich hin. Sie alle waren froh SG-1 wieder gefunden zu haben. Das Team war etwas besonderes und das wussten auch die Goa´uld.

 

Bra´tak hatte dank der Beschreibung des Planeten und des Namens Marun herausgefunden, dass Anubis für all dies verantwortlich war. Mariéf war bekannt für sein Vergnügen an Grausamkeiten und seinem Gehorsam gegenüber dem mächtigsten der Goa´uld und so hatten Anubis Jaffa sie an ihn ausgeliefert. Mariéfs Fehler war es gewesen, sich zu sicher zu fühlen.

 

Anubis wusste natürlich um den Wert des SG-1 Teams und vielleicht hätte er aus der Gefangennahme auch andern nutzen ziehen können, doch welche Gründe er auch hatte, diese Menschen bedeuteten ihm gar nichts. Laut Bra´tak wollte Anubis den Tau´ri damit eine Lektion erteilen, sich nicht weiter in seine Angelegenheiten zu mischen. Aber so wahr er General Hammond hieß, der Schuss war nach hinten losgegangen. Er würde dieses Monster mit all seinen Mittel bekämpfen, nichts rechtfertigte, was er diesen vier Menschen hier angetan hatte!

 

Besorgt sah er in die vier Gesichter, die auf den weißen Kissen nur noch blasser wirkten. Es würde Zeit kosten und schmerzlich sein, das vorgefallene zu verarbeiten. Der Genesungsweg würde lang sein. Als Dr. Fraiser ihm vor einer Stunde die medizinischen Berichte vorgetragen hatte, waren ihm gestandenem Mann doch tatsächlich Tränen in die Augen gestiegen.

 

Man hatte die vier geschlagen, erniedrigt, ausgepeitscht, ihnen jede erdenkliche Art des Schmerzes zugefügt und am Ende hätte Mariéf sie vielleicht wiederbelebt und von vorn angefangen. Zwar waren alle über den Berg, Dr. Jackson würde die Lungenquetschung überstehen, Major Carters gebrochene Hände wieder verheilen, Teal´cs Symbiont seinem Wirt Kraft geben und Jack seine gebrochenen Rippen überleben und doch würden diese Tage der Qual Spuren in ihren Köpfen hinterlassen und leider auch an ihrem Körper.

 

Diese Narben zu heilen war nun ihre Aufgabe, doch der General, Bra´tak, Dr. Fraiser und all die Menschen um sie herum würden den vieren helfen und die größte Hilfe waren sie für sich selbst.

 

„Zeit ist der größte Heiler im Universum.“ Die Worte des Jaffas waren nur zu wahr.