Das Stargate, SG-I, die Goa'uld und alle anderen Charaktere, die in der Serie "STARGATE SG-I" vorkommen, zusammen mit den Namen, Titeln und der Hintergrundgeschichte unterliegen dem Copyright von MGM-UA Worldwide Television, Gekko Film Corp., Glassner/Wright Double Secret Productions und Stargate SG-I Prod. Ltd. Partnership. Diese Fanfic-Geschichte will diese Rechte nicht verletzen und dient nur zu Unterhaltungszwecken. Alle anderen Charaktere, die Idee für die Geschichte und die Geschichte selbst sind Eigentum des Autors.


 

 

Das Geheimnis der Palacer 1

 

 

Es schien ein einfacher Job zu werden. Der Planet war wohl unbewohnt. In einer Entfernung von ca. 20 Meilen hatte das UAV eine Felsformation gesehen, die auffällig aus der sonstigen Umgebung herausstach. Hammond hatte den Einsatz für 0800 angesetzt, um diese genauer zu untersuchen.

 

Viel zu früh für Daniels Geschmack. Er stopfte noch schnell ein paar zusätzliche Batterien für seine Aufnahmegeräte in sein Gepäck und schloss seinen Rucksack. Er wusste schon jetzt, welche Miene Jack ziehen würde, wenn er auf den letzten Drücker in die Gate-Halle stürmen würde. Eine Mischung aus „typisch“ und „lernt er das denn nie“?

 

Daniel warf sich den Rucksack über die Schultern und spurtete los. Im Laufen klickte er die Schnallen fest. Er hatte nur wenig Lust auf diesen Trip. Eigentlich hatte er zu einem Kongreß in Boston fahren wollen. Aber dann hatte Hammond diese Mission angesetzt und das Treffen mit seinen ehemaligen Studienkollegen war geplatzt. Es waren einige der wenigen, die überhaupt noch mit ihm sprachen.

 

Er hatte fast eine Stunde mit Harry und Anne telefoniert und sie hatten ein Treffen im nächsten Monat ausgemacht.

 

*********

 

„Wo bleibt er denn wieder?“ Jack trat von einem Bein auf das andere. „Immer das Gleiche mit ihm, dabei habe ich ihm zum Geburtstag einen extra lauten Wecker geschenkt.“

 

„Soweit ich weiß, hat er immer drei gleichzeitig an.“ Sam musste grinsen. Daniel war eher eine Nachteule so wie sie. Wenn er könnte, würde er jede Nacht durcharbeiten.

 

Im gleichen Moment stürmte Daniel durch die Tür. „Na endlich.“ Jack drehte sich zum Kontrollraum und hob zum Zeichen den Arm. Sofort begann der Anwahlprozess. Ein Symbol nach dem anderen rastete ein. Jack beobachtete, wie Daniel an seiner Ausrüstung herumnestelte. Mit dem üblichen Geräusch baute sich der Ereignishorizont auf. Jack nickte noch einmal dem General hinter dem Kontrollfenster zu, bevor er sich umdrehte. „Dann mal los. Abmarsch!“

 

*********

 

Sie waren seit knapp fünf Stunden unterwegs. Sam schätzte, dass sie noch ca. eine Stunde zu marschieren hatten. Es war ziemlich heiß hier und sie alle waren schweißgebadet. Der Planet gefiel Sam nicht. Sie konnte nicht mal genau sagen warum. Vielleicht war es die Stille. Außer dem leisen Säuseln des Windes war kein Laut zu hören.

 

„Carter, wie weit ist es noch?“ Der Colonel war wieder mal leicht gereizt. „Noch etwa eine Stunde, Sir.“

 

Als sie einen kleinen Hügel erklommen, konnten sie zum ersten Mal einen Blick auf die Felsformationen werfen.

 

Diese Felsformationen waren offensichtlich nicht natürlichen Ursprungs, dafür waren sie zu korrekt angeordnet. Sie blieben alle stehen und starrten den Hügel hinab.

 

„Was ist das?“ Sam war genauso erstaunt wie ihre Teamkameraden. Die Felsen hatten eine rötliche Färbung, weniger wie Kupfer, mehr wie rötlicher Sand. In der Mitte befand sich eine hohe Felsnadel, die aus der Felsformation auffällig herausragte.

 

Jack nahm seine Sonnenbrille vom Gesicht und fuhr sich durch die Haare. Dieses Ding sah einfach falsch aus. Die mittlere Felsnadel sah aus, als würde sie jeden Moment umknicken, so dünn war ihre Spitze. Kreisrund darum fanden sich 7 kleinere Felsen. Im Gegensatz zur Mitte waren sie dunkel-silbrig und glänzten leicht im Sonnenlicht. Sie waren nur halb so hoch wie der Fels in ihrer Mitte.

 

Jack blickte sich zu den anderen um. „Gehe ich richtig in der Annahme, dass ihr genauso neugierig seit wie ich? Ach und, Daniel, machen Sie den Mund zu.“ Jack konnte sein Grinsen nicht verkneifen, als Daniel ihn überrascht ansah und etwas schief zurück lächelte. Sam lächelte und nickte langsam. „Na dann los.“

 

Sie brauchten nur noch eine Viertelstunde bis sie die Felsen erreicht hatten. Sam nahm gleich ihren Rucksack ab, um ihre Ausrüstung auszupacken. Hastig zog sie ein Meßgerät heraus und begann auf der Stelle die Felsen zu sondieren.

 

Daniel stand wie gebannt am Fuße der Felsen. Für einen Moment schien er sich das Ganze nur ansehen zu wollen. Jack kannte Daniel aber gut genug, um zu wissen, dass das noch nicht alles war. Daniel zog sich seine ledernen Handschuhe aus und legte fast andächtig seine Hand an den Fels. „AHHhhrgh!“ Ruckartig zog Daniel seine rechte Hand zurück. „Es ist heiß!“ Er hielt sich die Hand und drehte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Jack um.

 

„Sie können ja auch von nichts die Finger lassen, Daniel.“ Jack ging zu ihm herüber und drehte Daniels Hand. Auch er spürte nun die Wärme, die von den Felsen ausging. Daniels Hand rötete sich bereits und er zuckte zusammen, als Jack sie berührte. „Carter, wir brauchen die Brandsalbe.“ Erste kleine Blasen zeigten sich an den Fingerkuppen. „Halb so wild, Daniel, aber das wird ´ne Weile weh tun. Vielleicht sind Sie dann beim nächsten Mal etwas vorsichtiger.“ Er sah Daniel grinsend ins Gesicht. „Obwohl ich daran ehrlich gesagt nicht glaube.“

 

Die nächsten 5 Minuten versorgte Jack die Hand, während Teal´c die Umgebung sicherte und Sam weitere Untersuchungen durchführte.

 

„Und Carter, was haben wir hier?“

 

„Ehrlich gesagt, keine Ahnung, Sir. Die Hitze wird durch das hohe energetische Potential im Fels erzeugt. Aber wieso, weshalb und warum ... ich weiß es nicht.“

 

„Sie und keine Ahnung?“

 

„O´Neill!“ Teal´c stürmte vom Hügel hinter den Felsen. Seine Stimme verriet, dass etwas nicht stimmte und alle reagierten entsprechend alarmiert.

 

„Was gibt es?“ Jack lief auf ihn zu. „Hinter diesem Hügel befindet sich eine Transporterplattform.“

 

„Eine was?!“ Jack war sichtlich überrascht. Warum sollte sich ausgerechnet hier eine Transporterplattform befinden? Auch Daniel und Sam sahen erstaunt aus. „Hätte das UAV die nicht entdecken müssen?“ Er drehte sich zu Sam um, doch die zuckte nur ratlos mit den Schultern.

 

„Die Plattform liegt sehr versteckt. Sieht aus, als wollte man es verbergen.“

 

„Gut. Carter! Sie bleiben mit Daniel hier und versuchen rauszufinden, was es mit dem Ding hier auf sich hat. Teal´c und ich schauen uns das noch einmal an. Seien Sie wachsam, vielleicht sind wir hier doch nicht so allein, wie wir dachten.“

 

*********

 

Sam packte ihre Meßgeräte wieder weg. Sie hatte eine Menge Daten gesammelt, aber trotzdem keine brauchbaren Ergebnisse gefunden. Sie hatte keine Ahnung, was der Zweck dieser Felsen war. Sie nahm ihre Wasserflasche und ließ sich neben Daniel auf dem Boden nieder.

 

„Wie geht’s der Hand?“

 

Daniel krümmte vorsichtig die Finger und sah Sam mit leicht verzerrtem Lächeln an. „Super!“

 

Sam grinste. „Na klar! Ne Idee, wozu das hier gut sein könnte?“

 

„Nun, ich habe keine Schriftzeichen gefunden. Keine Symbole, einfach gar nichts. Trotzdem bin ich mir sicher, dass es einem kulturellen Zweck dient oder diente. Vielleicht eine Versammlungs- oder Kultstätte.“ Sam bot ihm die Flasche und Daniel nahm einen tiefen Schluck. Keiner von ihnen merkte, was sich hinter ihnen tat.

 

„Das einzig Seltsame, dass ich fand, war eine kreisförmige Vertiefung am Fuße der mittleren Felsnadel. Sie ist recht gro....“

 

Weiter kam Daniel nicht. Blaue Blitze umzuckten Sam und ließen sie mit einem Aufschrei zur Seite kippen. Daniel konnte sich gerade noch umdrehen und einen Schatten hinter sich erkennen, bevor ihn etwas hart im Gesicht traf. Er verlor nicht gleich das Bewußtsein und bekam noch mit, wie ihn jemand am Fuß ergriff und mit sich zog. Dann wurde es schwarz um ihn herum.

 

*********

 

„Die Plattform scheint bereits seit längerem nicht mehr genutzt worden zu sein.“ Teal`c strich mit der Hand über den Boden, der mit einer dicken Dreckschicht bedeckt war.

 

Jack beobachtete mißtrauisch die Umgebung. Er traute dem Frieden nicht. „Ich denke, wir brechen hier ab. Carter hat bis wir zurück sind eine Menge Daten gesammelt und Daniel seine Videos gedreht. Die beiden haben genug zum Auswerten.“ Jack betrachtete noch einmal mißtrauisch die Plattform. „Die beiden können das auf der Erde analysieren“

 

Damit machten sie sich auf den Weg zurück. Jack schritt zügig voran. Es machte keinen Sinn länger hier zu bleiben, es sei denn Sam und Daniel hätten irgend etwas neues herausgefunden. Als sie der Hügelkuppel näher kamen hörten sie ungewöhnliche Geräusche und Jack machte dem Jaffa gleich ein warnendes Handzeichen und duckte sich. Langsam pirschten sie sich an die Kuppe.

 

„Verflucht!“ Was sie dort zu sehen bekamen, hatten sie nicht erwartet. Jack griff zu seinem Feldstecher, doch sah er auch so, was dort vor sich ging. Fünf Jaffa standen um Sam und Daniel herum. Gerade beugte sich einer hinab und schien die Fesseln der beiden zu kontrollieren. Jack nahm nun doch den Feldstecher zur Hilfe.

 

Sam und Daniel waren anscheinend bewußtlos, jedenfalls hielten sie ihre Augen geschlossen. An Daniels Wange konnte er Blut erkennen. Diese verfluchten Schlangenköpfe... Man hatte beiden die Hände und Füße am Rücken zusammengebunden und ihnen Knebel in den Mund gesteckt. Jack konnte keine weiteren Jaffa erkennen.

 

„Ich sehe keine Bewachung.“ Auch Teal´c schien dem Braten auch nicht zu trauen.

 

„In Ordnung. Wir umrunden sie und versuchen, sie von der Felsformation aus zu überraschen.“

 

„Hältst du das für klug, O´Neill?“

 

„Nein.“ Er sah den Jaffa eindringlich an. Sie wussten beide, dass dies nach einer Falle roch, doch sie konnten Daniel und Sam auch nicht ihrem Schicksal überlassen.

 

*********

 

Sie hatten sich im großen Bogen den Felsen genähert, ohne auf weitere Spuren zu stoßen. Vielleicht waren es tatsächlich nur fünf. Jack umrundete vorsichtig die mittlere Felsnadel und spähte um die Ecke. Er wusste, dass Teal´c sich von der anderen Seite auf die Stelle zu bewegte.

 

Als er vorsichtig um die Ecke sah, hielt er verdutzt in seiner Bewegung inne. Da war niemand. „Teal´c“ Jack hatte sofort zum Mikro gegriffen. „Da stimmt was nicht. Sie sind weg.“ Sie hatten die Stelle nicht die ganze Zeit in der Sicht gehabt, als sie die Position gewechselt hatten.

 

„Ich sehe sie auch nicht.“ Beide traten vorsichtig hervor, stets darauf bedacht sich gegenseitig zu decken. „Die Transporterplattform!“ Jack war so überzeugt von dem Gedanken, dass er seine Deckung verließ und in Richtung Hügel stürmte. Sie würden vielleicht 5 Minuten brauchen. Er hoffte, sie kamen noch rechtzeitig um ihre Freunde zu befreien. Waren sie erst mal abtransportiert, wäre ihre Spur nur schwer zu verfolgen.

 

Hinter sich hörte er die schweren Schritte des Jaffa. Er kam ins Stolpern, als er den Hügel hinauf rannte. Als er sich gerade wieder aufrichten wollte, schlug vor ihm der Schuß einer Stabwaffe ein und schleuderte Dreck und Gestein in sein Gesicht. „Arghhhh.“ Er warf sich auf den Boden und versuchte, sich so klein wie möglich zu machen. Er konnte nichts sehen. „Meine Augen.“ Er erwartete, dass um ihn herum nun das Chaos aus Waffenfeuer losbrach, doch nichts passierte. Er rieb sich mit dem Ärmel durchs Gesicht und blinzelte. Nur schemenhaft nahm er an der Hügelkuppe einen Schatten war. „Teal`c, was ist los?“

 

Er wunderte sich, dass der Jaffa nicht schoss. Ein weiteres Blinzeln und er erkannte den Grund dafür. Zwei Jaffa standen dort und hielten vor sich Sam und Daniel als lebende Schilde. Beide hatten ein Messer am Hals. Sie schienen noch immer ohne Bewußtsein zu sein.

 

„Nehmt die Waffen herunter und eure Freunde werden etwas länger leben.“ Um seine Drohung zu unterstreichen, zog der linke von ihnen, Daniel an seinen Fesseln in die Höhe und rammte ihm sein Knie in den Magen. Daniel stöhnte leise auf.

 

„Hey, hey, langsam. Ist ja schon gut.“ Jack legte vorsichtig seine Waffe vor sich ab. Er kniete noch immer. Er hörte, wie auch Teal`c hinter ihm seine Stabwaffe fallen ließ.

 

Kaum war dies geschehen, traten die weiteren Jaffa hervor und packten O`Neill und Teal`c und brachten sie mit ihren Freunden zurück in die Senke mit den Felsen. Jack wurde grob gepackt und seine Arme wurden ihm schmerzhaft auf den Rücken gedreht. Er spürte, wie sie ihm Fesseln anlegten und festzurrten. Teal´c erhielt die gleiche Behandlung.

 

Sam und Daniel hatte man direkt neben ihnen auf den Boden fallen lassen. Sam begann sich langsam zu drehen. Sie schien das Bewußtsein wieder zu erlangen. Die Wachen ließen sie einfach liegen und hatten ihnen keine Knebel verpasst.

 

„Carter, Carter? Können Sie mich hören?“ Jack fluchte innerlich. Sie hatten sich wie Anfänger angestellt. „Teal’c, wer sind diese Kerle?“

 

„Sie gehören zu Beset.“

 

„Wer soll das denn sein?“

 

„Sie ist nur eine schwache Goa´uld. Aber sie steht unter dem Schutz von Anubis.“

 

„Schweige, Schol´va!“ Ein Fußtritt traf den Jaffa in der Seite. „Unsere Göttin wird sich über diesen Fang freuen. Anubis wird sie reich belohnen.“

 

„Woher wusstet ihr, dass wir hier sind?“ Jack stellte sich diese Frage schon die ganze Zeit.

 

„Wir haben nicht euch gesucht. Ihr seid nicht die Einzigen, die Anubis verärgert haben.“

 

Damit drehte sich die Wache wieder um. Daniel begann sich derweil auch wieder zu rühren. Leise stöhnend krümmte er sich.

 

„Daniel? Alles in Ordnung?“ Jack wusste, dass es nicht so war. Aber er nahm trotz allem beruhigt zur Kenntnis, wie Daniel sich darauf konzentrierte, leicht zu nicken. Er hatte scheinbar Probleme mit der Atmung. Beide hatten einen stramm sitzenden Knebel verpasst bekommen und Jack sah mit Sorge, dass Daniels linke Gesichtsseite immer mehr anschwoll.

 

Die Jaffa schienen heftig zu diskutieren. Dann drehte sich einer von ihnen abrupt um und rannte im Laufschritt in Richtung Stargate. Entweder um Verstärkung zu holen oder zu einem versteckten Gleiter zu gelangen. Die Gefangenen wurden von den anderen ignoriert.

 

Daniels Atem ging immer schwerer. „Ruhig, Daniel. Langsam atmen, ganz langsam.“ Bei den letzten beiden Worten war Jacks Stimme immer leiser geworden. Er versuchte, Daniel damit zu beruhigen. Doch Daniels Augen weiteten sich immer mehr und Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Als Daniels Augen anfingen, sich nach oben zu verdrehen, fluchte Jack lauthals. Sams Augen drückten die gleiche Sorge aus. „Daniel!“

 

„He, ihr verdammten Schlangenköpfe, macht ihm den Knebel ab!“ Jacks Stimme schnappte vor Wut beinahe über. „Er erstickt.“

 

Der Anführer der Gruppe kam zu ihnen rüber und bei seinem selbstgefälligen Grinsen packte Jack erst recht die Wut. „Wenn ihr uns umbringen wollt, dann...“

 

Weiter kam er nicht. Der Jaffa trat ihm brutal in den Bauch. „Arrrggghh!“ Der Jaffa blieb über ihm stehen.

 

„Schweige, Mensch!“ Jack starrte ihn wütend an. Ein Blick zur Seite zeigte ihm, dass Daniel kurz vorm Kollaps stand.

 

„Nein!!!“ Er konnte dies nicht zulassen, er konnte nicht zulassen, dass Daniel hier elendig erstickte. Ein weiterer Tritt traf schmerzhaft seine Rippen und ließ ihn zusammenzucken und seine Augen schließen.

 

Jack erwartete weitere Tritte, doch nichts passierte. Als er die Augen öffnete, sah er dass der Jaffa sich umgewandt hatte und starr in der Gegend stand. Irritiert sah er zu Teal’c und Sam hinüber, die ebenfalls in die gleiche Richtung starrten. Jack versuchte, an dem Jaffa vorbei zu schauen. Er hörte ein statisches Knistern.


„Was ist denn jetzt los? Kannst du blö...“ Ein Brausen und Tosen erhob sich und Jack registrierte, dass es aus Richtung der Felsnadeln kam. In diesem Moment trat der Jaffa zur Seite und stolperte verwirrt zu seinen Kameraden zurück. Panik stand in ihren Augen. Jack riss nun ebenfalls seine Augen auf.

 

Die äußeren Felsen begannen zu glühen und statische Energie abzugeben. Die meisten Blitze zuckten zur mittleren Spitze, einige schlugen im Umfeld ein. Nun begann auch die innere Felsnadel leicht zu strahlen. Ein sanftes Rot legte sich über die ganze Szene. Fast im gleichen Moment fuhr ein leuchtender rötlicher Strahl in die Felsnadel. Nur für einen kurzen Augenblick, bevor er wieder erlosch.

 

Stille stand nun über der Senke. Nur das leise Röcheln Daniels war zu hören. Daniel! Jack sah erschrocken zu dem jungen Wissenschaftler. Sein Blick wanderte von Daniel zu den Felsen und verblüfft sah er, wie die von ihnen entdeckte Vertiefung im Fels zu verschwimmen und zu leuchten begann. Das Licht ließ ihn die Augen zusammenkneifen. Als das Licht nachließ und er die Augen öffnete, sah er den Schatten einer schlanken zierlichen jungen Frau vor dem Licht.

 

*********

 

Langsam trat die junge Frau aus dem Lichtkreis und aus dem Steinkreis hervor. Ihre Schritte waren geschmeidig und grazil. Sie trug ein wehendes, weißes Gewand, dass ihre gute Figur sanft umspielte.

 

Sie blieb direkt vor Daniel stehen und beugte sich zu ihm hinab. Die Jaffa schienen sie überhaupt nicht zu kümmern. Sanft legte sie ihre Hand um Daniels Kopf und erlöste den jungen Wissenschaftler von dem Knebel. Daniel sog keuchend die Luft ein und krampfte sich in einem starken Hustenanfall zusammen.

 

Die junge Frau kniete sich vor Daniel hin und legte beruhigend ihre Hand an seine Wange und zwang ihn so, ihr in die Augen zu sehen. Daniel beruhigte sich schlagartig. Wie gebannt starrte er in ihre Augen. Seine Freunde betrachteten die ganze Szene fasziniert.

 

Jack wollte sie gerade ansprechen, als sie sich erhob und ihm den Rücken kehrte. Sie marschierte stolz und erhaben auf die zur Salzsäule erstarrten Jaffa zu. In der Hand hielt sie noch immer Daniels blutigen Knebel. Sie hob ihn in Augenhöhe und stimmte einen leisen Singsang an. Die Jaffa griffen sich plötzlich an die Kehle und rissen ihre Augen auf.

 

Sie schienen keine Luft zu bekommen und sanken auf die Knie. Das ganze Schauspiel dauerte nur eine Minute, dann lagen die vier Jaffa bewußtlos auf dem Boden. Lächelnd drehte sich die junge Frau zum SG1 Team herum.

Sie beugte sich hinab und löste Jacks Fesseln. Jack rieb sich die Handgelenke und konnte sich nicht mehr zurück halten.

 

„Wer bist du?“ Jack machte sich daran, Sams Fesseln zu lösen.

 

„Mein Name ist Finn!“

 

Jack löste Sams Knebel. „Alles in Ordnung, Carter?“

 

„Ja.“ Sie rieb sich die Handgelenke und befeuchtete ihre Lippen. Dann rutschte sie zu Daniel und Finn herüber. Sie stützte Daniels Rücken von hinten, als er sich aufsetzte und den Kopf hielt. Jack befreite in dieser Zeit Teal´c von seinen Fesseln.

 

„Woher kommst du, Finn?“ Sam sah ihr neugierig entgegen. „Und wie hast du das gemacht?“ Sie deutete zu den am Boden liegenden Jaffa. Doch Finn gab keine Antwort. Sam war fasziniert von dieser Frau, von ihrer Art, ihrem Erscheinen, ihrem Aussehen. Eine Aura der Selbstsicherheit und Ruhe umgab sie, gleichzeitig wirkte sie jungendlich unverbraucht.

 

„Wir reden später. Es werden mehr kommen, ich bringe euch fort von hier.“

 

„Alles klar, soll uns recht sein.“ Jack war hinzugetreten und half Daniel auf, der noch immer etwas wackelig auf den Beinen war. Jack vermutete eine leichte Gehirnerschütterung, doch sie hatten keine Wahl. Teal´c sicherte die Senke, während Sam den jungen Wissenschaftler von der anderen Seite stützte „Und wohin soll’s gehen? Ich meine, das Gate wird in Kürze vor Jaffa wimmeln und die alte Plattform dahinten.... nun ... wohin geht die Reise?“

 

Jack war misstrauisch. Sie schickten sich an, dieser Frau blind zu vertrauen. Das widerstrebte ihm. Andererseits hatte sie das Team gerettet und außerdem war es nicht ratsam, hier lange zu verweilen.

 

„Wir gehen zu meinem Volk.“ Damit wies sie mit der Hand auf die erleuchtete Fläche am Fuße der Felsnadel.

 

„Ähm, und das hältst du für ´ne gute Idee? Wurmlöcher sind ja o.K., aber das Ding...“

 

„Ihr braucht euch keine Sorgen machen. Es wird eine weite und doch kurze Reise zugleich. Dort wartet mein Volk und eure Wunden werden versorgt werden. Ich bin keine Heilerin. Ich bin eine Kämpferin.“

 

Sam war recht erstaunt. Eine Kämpferin. Das passte irgendwie nicht zu der zierlichen Person vor ihnen. Sie trug auch keine Waffen.

 

„Kommt.“ Finn ging voraus und Jack und Sam sahen sich an. Als Sam still nickte war die Sache klar. Sie würden ihr folgen.

 

„Teal´c, wir ziehen ab.“ Jack und Sam griffen Daniel unter den Arm. „Kommen Sie, Daniel.“

 

Als sie vor dem Portal standen, streckte Finn ihre Arme in den Himmel und stimmte erneut diesen Singsang an, der schon die Jaffa aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Das Portal erstrahlte wieder und dieses Mal entsprang der rötliche Strahl der Felsnadel. Finn drehte sich um.

 

„Folgt mir, einer nach dem anderen. Ich werde euch auf der anderen Seite erwarten. Ihr seid diese Form des Reisens nicht gewohnt. Ihr werdet euch anschließend unwohl fühlen, doch man wird euch gleich helfen.“ Damit wandte sie sich um und betrat das Portal. Ein Aufleuchten und sie war fort.

 

„Ähm, unwohl fühlen? Also ich weiß nicht, ob das wirklich eine so gute Idee ist. Wir kennen sie schließlich kaum.“ Jack hatte schon immer eine Antipathie gegen solche Sachen gehabt.

 

„Ich denke, diese Wahl ist gut, O`Neill. Die Jaffa von Beset kommen bereits wieder zu sich.“

 

„Also gut.“ Damit trat auch er in den Lichtkreis. Ihm folgten Daniel, Sam und zuletzt Teal´c. Kaum waren sie fort, erlosch das Strahlen der Felsen. Die Jaffa versuchten zwar noch, das Portal zu erreichen, doch sie verbrannten sich nur die Finger am Fels.

 

 

Kapitel 2

 

 

Daniel wusste nicht, was mit ihm geschah. Zwar hatte er in den letzten Minuten auf dem Planeten wieder halbwegs mitbekommen was geschah, aber ihm war die ganze Zeit schwindelig gewesen. Und schlecht. Als er endlich wieder Luft bekommen hatte, waren ihm die Schmerzen in seinem Gesicht wieder bewusster geworden. Es tat höllisch weh. Seine Hand auch.

 

Und dann hatte er in ihre Augen gesehen. Und die Schmerzen waren weg. Er wusste nicht wieso, wusste nicht was sie damit zu tun hatte, aber er versank in diesen Augen. Tiefblau und kristallklar, wie ein Bergsee. Und nun war er in dieses Licht gegangen. Es war nicht wie beim Stargate. Es tat weh.

 

Er hatte das Gefühl, auseinandergerissen und gleichzeitig zerquetscht zu werden. Es wurde rot um ihn, dann schwarz und am Ende raste er auf ein Licht zu. Grell und schmerzhaft. Und dann war es vorbei. Vor ihm krümmte sich Jack am Boden und auch ihm wurden die Knie weich. Übelkeit stieg in ihm auf und Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. Hinter sich hörte er Sam und Teal´c eintreffen und zu Boden sinken.

 

Als er wieder hochblickte, sah er Finn vor sich stehen. „Bleib liegen. Hilfe ist unterwegs.“ Hinter Finn öffnete sich ein großer Raum, alles war in gedämpftes, rötliches Licht getaucht. Und plötzlich schimmerte die Luft hinter ihr. Fünf Schemen materialisierten sich.

 

Alle trugen helle, edle und luftige Kleidung. Wie die von Finn bewegte sie sich bei jeder Bewegung mit. Sie hielten jeder einen Kristall in den Händen, der ein warmes Licht ausstrahlte.

 

Eine Frau trat hervor, langes blondes Haar fiel über ihre Schultern. Sie berührte Finn leicht an der Schulter. „Sind sie das?“

 

„Ja, Xaveria! Sie sind verletzt und der Transfer hat ihnen geschadet. Wir müssen sie zur Heilerin bringen.“

 

„Gut, wir dürfen keine Zeit verlieren. OneLie und Ghani, ihr kümmert euch um die Frau. Finn, du hilfst ihm.“ Damit wies sie auf Daniel. „Winnie und Shima, ihr helft ihrem Anführer.“ Damit half sie Finn, Daniel aufzurichten. Daniel wunderte sich. Was war mit Teal´c? Doch als er sich umsah, war der Jaffa bereits wieder auf den Beinen. Manchmal war so ein Symbiont schon praktisch.

 

Von jeweils zwei Frauen gestützt, geleitete man sie in die Mitte des Raumes. Daniel hatte weiche Knie und sank immer wieder zusammen. Finn und, wie hatte ihre Retterin sie genannt – Xaveria – waren stärker als angenommen. Trotz ihres eher zarten Körperbaus hielten sie ihn mühelos. Auch Jack und Sam wurden eher getragen als gestützt. Teal´cs Gang war noch etwas wackelig. Plötzlich wurden sie wieder in weiches Licht getaucht.

 

Als es verblasste befanden sie sich in einem Raum mit Betten. Auch hier war der Raum von indirektem Licht erfüllt, das ihm eine warme Atmosphäre gab. Eigentlich sahen diese Betten eher aus wie Tische mit einer weichen Oberfläche. Daniel wurde an das erste geführt. Während sich Xaveria gleich abwandte und den Raum verließ, half Finn ihm auf das Bett. Daniel sank nach hinten und Finn beugte sich über ihn. „Schließe deine Augen, Daniel. Das hilft gegen die Übelkeit und den Kopfschmerz. Du musst entspannen.“

 

Daniel schloss die Augen. Finn hatte recht, er wurde ruhiger und die Übelkeit ließ fast augenblicklich nach. Es war ein seltsames Gefühl. Er spürte, dass irgendwas mit ihm nicht stimmte. Er öffnete die Augen. Finn war nicht mehr neben ihm. Irritiert sah er nach rechts und entdeckte sie einige Meter entfernt. Sie sprach mit Teal´c. Sein Kopf wanderte nach links. Neben ihm lag Sam.

 

Ihr Gesicht war kalkweiß und auch ihre Augen waren geschlossen. Neben ihr stand eine der Frauen und strich ihr sanft mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn. Sie sah Daniels Blick und lächelte. OneLie, ja, er war sich fast sicher. Wer waren sie nur ? Sie hatten etwas an sich, er konnte es nicht beschreiben.

 

Jack lag vermutlich ein Bett weiter. An seinem Lager stand niemand. Vermutlich waren sie gegangen als er für den Moment die Augen geschlossen hatte. Plötzlich drehte sich alles. Sein Kopf wanderte erneut nach rechts. Schatten kamen durch die Pforten. Ihm war schwindelig. Die Augen schließen hatte sie gesagt... dann wurde es dunkel. Wie durch Watte nahm er neue Stimmen wahr.

 

*********

 

Finn hätte dies nicht tun sollen. Ihr Geheimnis war nun in Gefahr. Eines der am besten gehüteten des Universums. Ihr Volk mußte im Verborgenen leben, zu gering war ihre Anzahl. Und nun hatte Finn diese Menschen hierher gebracht. Und einen Jaffa.

 

Tanagra betrat in Begleitung ihrer Helfer und der Kämpferin Xaveria den Raum. OneLie stand bei der jungen Frau und versorgte sie. Der junge Mann auf dem ersten Lager sah zu ihnen herüber, doch dann schlossen sich seine Augen, ohne zu verstehen was er sah.

 

„Finn, wie konntest du sie holen? Du gefährdest uns alle.“

 

„Verzeih, Heilerin. Ich sah das Geschehen im Spiegel. Sie waren in Not und wir hatten die Möglichkeit zu helfen.“

 

„Aber sie sind von Tau´ri, keine Wissenden.“

 

„Aber wir wissen viel über sie. Sie sind gut. Jung und nicht immer weise, aber gut.“ Finn ereiferte sich und Teal´c neben ihr zog verwundert die Augenbraue hoch. Er hatte vor langer Zeit gelernt, zu warten bis seine Zeit kommt. Und so schwieg er auch jetzt.

 

„Tanagra. Sie hat recht. Die Zeit ist reif. Unsere Freunde haben uns oft von ihnen berichtet. Und ihre Berichte waren positiv.“ Xaveria mischte sich mit leiser Stimme in diese Diskussion ein. „Sie müssen leben. Denke an die Worte Minnesoas.“

 

Die Heilerin schwieg für einen Moment. „Doch Finn war nicht berechtigt zu diesem Entschluss. Sie hat ihr Volk ohne zu fragen in eine ungewisse Zukunft gestürzt.“

 

„Verzeih meine eigenmächtige Handlung, Ratsherrin. Ich meinte, das Richtige zu tun.“

 

Tanagra würdigte sie noch eines ungehaltenen Blickes und nickte dann. Damit wandte sie sich Teal´c zu. „Deinen Freunden wird geholfen werden.“ Mit einem Wink rief sie ihre Helfer heran. „Rosha, Alluju – richtet die Kristallfelder aus. Wir müssen ihre Körper wieder in Einklang mit der Realität bringen.“

 

„Und nun zu dir, Jaffa. Du dürftest keine körperlichen Beeinträchtigungen spüren.“

 

„Mein Symbiont scheint mich zu schützen.“

 

„Du bist der erste Jaffa, der den Lichtkanal bereist. Wir haben keine Erfahrung, wie es sich auf dich auswirkt.“

 

„Was ist mit meinen Freunden?“

 

„Ihre Körper vertragen den Transfer nicht. Ihre Zellen sind durcheinander geraten. Wir müssen sie wieder ausrichten. Es dauert nicht lang.“ Sie trat an Daniels Bett und entnahm ihrer Tasche einen Kristallstab von ungefähr 20 cm Länge und hielt ihn über Daniels Körper. Alluju und Rosha taten es ihr bei Sam und Jack gleich.

 

Teal´cs Freunde sahen schlecht aus. Ihre Gesichter waren blaß und von Schweiß bedeckt und ihre Hände zitterten neben ihren Körpern. Außer den Heilern traten nun alle an den Rand des Raumes und Teal´c folgte ihrem Beispiel.

 

Tanagra und ihre Helferinnen senkten die Köpfe und begannen zu summen, ganz leise. Ein schimmerndes Licht breitete sich in Wellen über die Körper seiner Freunde aus und hüllte sie ein. Es erinnerte ihn an das Licht auf P4X-347, dem Lustpalast der Goa´uld. Es übte eine ähnliche Faszination auf ihn aus. Der Prozess dauerte lange, länger als er erwartet hatte und er schien den Heilerinnen Kraft zu kosten. Tanagras Hände begannen zu zittern und Schweiß stand auf ihrer Stirn.

 

Finn, die bisher an seiner Seite gestanden hatte, trat neben sie und streckte ihre Hand ebenfalls zum Kristall aus.

 

*********

 

Jack hatte Kopfschmerzen. Zumindest war es das Erste, was er registrierte. Er hielt die Augen geschlossen und versuchte sich zu erinnern... Finn und der Transfer. Er war zusammengebrochen. Er sollte wohl besser die Augen öffnen, wenn er mehr erfahren wollte.

 

Das Erste, was er sah, war ein Licht über ihm. Es war sanft und indirekt. So sehr er sich auch bemühte, er konnte keine Lichtquelle identifizieren. Es war still hier.

 

„O´Neill. Wie fühlst du dich?“ Teal´c trat in seinen Sichtkreis.

 

„Hey Kumpel. Ähm, wie nach 10 Bier. Was ist passiert? Wo sind Carter und Daniel?“

 

„Sie schlafen noch.“

 

„Wie lange war ich weg?“

 

„Sechs Stunden. Dein Körper mußte sich erholen.“

 

„Hilf mir auf.“ Jack drückte sich hoch und mit der Hilfe des Jaffa schaffte er es, sich auf die Kante zu setzen, auch wenn sich der Raum noch ein wenig zu drehen schien. „Wo sind denn unsere starken Retterinnen geblieben?“

 

„Sie beraten sich.“

 

„Worüber?“

 

„Unser Schicksal.“

 

„Na toll, ich neige allerdings dazu, mein Schicksal selbst zu bestimmen. Wer sind die denn überhaupt?“ Jack hasste es, wenn er keinen Einfluß auf das Geschehen hatte. Als Anführer eines Teams musste er jederzeit die Kontrolle behalten...

 

„Sie haben mir ihre Namen genannt, aber nicht den Namen ihres Volkes.“ Teal´c hatte versucht, sie danach zu fragen, hatte aber keinen Erfolg gehabt. „Sie scheinen viel über uns zu wissen.“

 

„Woher? Sind das Hellseher oder was?“

 

„Sie sprachen von Verbündeten, die für uns Fürsprache gehalten haben.“ Jack verstand gar nichts mehr.

 

„Lass uns Carter und Daniel wecken.“ Damit stellte er sich auf die Füße und war für einen Moment nicht sicher, ob dies eine gute Idee gewesen war. „Wow.“ Doch dann verschwanden die Schwindelgefühle genauso schnell wie sie gekommen waren.

 

Auch Sam war bereits wach. Sie hatte ihnen zugehört und öffnete die Augen als Jack an ihre Liege trat. Teal´c sah derweil nach Daniel. „Hi, Carter? Alles klar?“

 

„Ich denke schon. Helfen Sie mir auf?“

 

„Klar.“ Sam saß auf der Kante und blickte zu Daniel, der sich ebenfalls aufrichtete. Sein Gesicht sah besser aus. Zwar war die Rißwunde auf seiner Wange noch da, doch eine dünne Schicht bläulicher Salbe bedeckte sie und die Schwellung war verschwunden. Vorsichtig betastete Daniel seine Wange.

 

„Was ist mit Ihrer Hand?“ Daniel bewegte sie zuerst vorsichtig, dann mit mehr Zuversicht.

 

„Sie wurde von den Fähigen geheilt, genauso wie der Rest von euch.“ Alle vier drehten überrascht die Köpfe. Eine Tür hatte sich geöffnet und in ihrem Rahmen stand eine Gestalt.

 

„Ähm. Hi. Also wir würden gerne wissen, wo wir hier sind.“ Jack holte einmal mit der Hand aus. „Ich meine, dieser Laden hier ist echt beeindruckend, aber...“

 

„Schweige! Ich wurde beauftragt, euch zum Rat zu führen.“ Sie senkte kurz den Kopf und Jack hätte schwören können, gleich die verzerrte Stimme eines Tok´ra zu hören. Was ihn am meisten erschreckte, war die Tatsache, dass er damit recht hatte. „Ich bin Sythazen von den Tok´ra. Verzeiht meiner Wirtin JoJa. Sie ist noch nie einem Tau´ri begegnet. Wir weilen schon seit einiger Zeit bei unseren Verbündeten.“

 

„Verbündete?“ Jack konnte es nicht fassen. Dass diese Tok´ra aber auch nie mit offenen Karten spielen konnten. „Meint ihr nicht, ihr hättet uns mal etwas davon erzählen können?“

 

„Dieses Volk ist sehr scheu. Folgt mir nun.“ Damit wandte sich die Frau um und ging hinaus. Sie trug keine normale Tok´ra-Kleidung, sondern ein wehendes Gewand und, so mußte sich auch Jack eingestehen, sie war wunderschön.

 

„Na dann mal los. Ich platze vor Neugier.“

 

„Jack, halten Sie sich etwas zurück.“ Daniel hielt Jack am Arm und blickte ihm eindringlich in die Augen. Er wusste, die Botschaft war angekommen, auch wenn Jack nach Außen ein anderes Bild zeigte.

 

„Wegen der Tok´ra?“

 

„Nein, nicht wegen der Tok´ra.“ Damit ließ er Jack los, der sich gleich durch die Tür begab.

 

*********

 

JoJa führte sie durch eine große Halle und bog dann in einen langen Tunnel ein. Sie schritt zügig aus und der weiche Stoff ihres Kleides umspielte ihre Beine. Sie sah wirklich sehr schön aus. Jack konnte nicht anders als ihre langen Beine zu bewundern. Er legte den Kopf schief. Im gleichen Moment trat ihm von hinten jemand in die Hacken und er geriet ins Straucheln. „Autsch, passt doch au....“

 

„Verzeihung, Sir!“

 

Jack blickte sich überrascht um. War nicht eben noch Daniel hinter ihm gewesen? Sam grinste ihn breit an, kein bisschen entschuldigend. Da steckte die pure Absicht dahinter. Da er sich nicht sicher war, wie blöd er aus der Wäsche guckte, drehte er sich lieber wieder um. Und als wäre das alles nicht genug, wäre er beinahe in JoJa hinein gerannt, die stehen geblieben war und sich zu ihnen umdrehte.

 

„Ups.“ Er konnte sich gerade noch abfangen, obwohl eine Kollision mit ihr vielleicht auch nicht so übel gewesen wäre. Aber dann hätte er vermutlich wieder ein Bein zwischen die Füße bekommen.

 

„Ich möchte euch warnen.“ Es war JoJa, die jetzt sprach und ihre Stimme klang so ganz anders als die ihres Symbionten. Sie war zart und weich und für eine Frau ungewohnt tief. „Sie sind ein sehr scheues Volk und sehr mächtig. Seid vorsichtig mit dem, was ihr sagt.“

 

Sam schob sich nach vorn. „Wie heißt dieses Volk und wo sind wir?“

 

„Sie nennen sich das Volk der Palacer. Sie sind ein sehr altes Volk und das Bündnis zwischen uns ist so alt wie es die Tok´ra sind.“

 

„Und was passiert jetzt?“

 

„Ich weiß es nicht, die Palacer legen viel Wert auf Geheimhaltung. Kaum einem Volk in diesem Universum ist ihre Existenz bekannt.“

 

„Und warum?“ Daniel hing regelrecht fasziniert an JoJas Lippen. Doch die Wirtin schwieg, statt dessen senkte sie den Kopf und überließ es dem Symbionten, darauf zu antworten. „Ich darf es euch nicht sagen. Auch ich muss mich den Wünschen des Rates beugen. Folgt mir.“

 

Kapitel 3

 

Die Tok´ra führte sie durch eine Pforte. Als sie die Tür öffnete, offenbarte sich ihnen das Wunderbarste, das ihnen je vor die Augen gekommen war. Jedenfalls konnte sich Daniel nicht erinnern, je so etwas gesehen zu haben.

Der Saal war rund und durchmaß bestimmt 50 Meter. Seine Wände waren von wehenden Tüchern verhüllt. Die Tücher boten ein breites Spektrum an Rot- und Orangetönen. Ein bißchen erinnerte es ihn an die Farben in einem buddhistischen Tempel. Lichtquellen hinter den Tüchern ließen die Farben atemberaubend intensiv leuchten.

 

„Wow.“ Auch Jack und der Rest des Teams stand mit offenem Mund am Eingang des Saals. Doch Jacks Ausruf galt eher der Decke. Vielmehr dem Nicht-Vorhanden-Sein einer solchen. Lichtstrahlen durchzogen den oberen Teil des Raumes. Auch hier herrschten Rottöne vor. Die Decke des Raumes verlief sich irgendwann in heller Unendlichkeit, nur ab und zu von einem Lichtstrahl durchzogen.

 

Sythazen, bzw. JoJa, gab ihnen mit einer Handbewegung zu verstehen, weiter vor zu treten. Der Raum wurde an einer Seite von Tüchern geteilt. Als sie vor dem Vorhang standen, wurde er angehoben und Daniel sah ein Podest mit vielen Kissen und Tüchern. Dort saßen 5 Personen und blickten ihnen erwartungsvoll entgegen.

 

„Tretet näher.“ Tanagra erhob sich und wies auf eine Kissengruppe, die ihnen gegenüber lag. Daniel nickte ihr dankend zu. Er überließ Sam den Vortritt und ließ sich dann auf ein großes grünes Kissen nieder. Zu seiner Rechten saß Sam und links von ihm nahmen Jack und Teal´c Platz. Die Tok´ra blieb an ihrer Seite stehen.

 

„Ich freue mich, dass ihr euch wieder erholt habt.“ Auch Tanagra nahm wieder ihren Platz ein.

 

„Dank eurer guten Betreuung.“ Daniel wollte versuchen, gleich zu Anfang das Eis zu brechen. Dies waren eindeutig die Führerinnen dieses Volkes. Sie strahlten Souveränität, Ruhe und Erhabenheit aus. Ihre Aura war gewaltig. Daniel sah mit einem Seitenblick, dass auch Jack sich dieser Aura nicht entziehen konnte. Daniel meinte, eine Menge Respekt in den Augen seines Freundes zu entdecken. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder den fünf Personen vor sich zu. „Ohne eure Hilfe wären wir vielleicht bereits tot.“

 

Ganz links saß eine Frau in blauen Gewändern. Ein schwarzer Stirnreif mit einem Edelstein in der Mitte zierte sie. Sie erhob mit einer langsamen Bewegung die Arme und klatschte einmal laut in die Hände.

 

Zwei junge Mädchen betraten den Saal und hielten vier Tabletts in der Hand. Sie beeilten sich, diese vor den Tau´ri und dem Jaffa abzustellen. „Danke Antares.“ Sie nickte auch der zweiten jungen Frau dankend zu.

„Greift zu und esst und trinkt. Eure Körper brauchen Energie.“ Tanagra nickte ihnen aufmunternd zu. „Es ist sicher für euch genießbar.“

 

Daniel versuchte eine der kleinen Früchte. Sie sah aus wie eine grün-gelbe Erdbeere und schmeckte süß-säuerlich. Auch Sam und Jack aßen. Es war ein wenig, als hinge ihr Leben davon ab, Nahrung aufzunehmen. Eigentlich hatten sie viele Fragen, aber dies war nebensächlich für den Moment.

 

Doch dann ergriff Tanagra wieder das Wort. „Ihr habt sicherlich viele Fragen. Wir können sie euch nicht alle beantworten. Doch wir haben uns beraten, auch mit Sythazen, der Vertreterin unserer gemeinsamen Freunde.“

 

Daniel legte die Frucht, die er bereits zum Mund geführt hatte, wieder zurück. Jack murmelte sich irgend etwas in den Bart. Es klang ein wenig wie `Und so was nennt sich Freunde. Elende Heimlichtuerei.` Jacks Antipathie den Tok´ra gegenüber war allgemein bekannt. Daniel hoffte nur, er riss sich zusammen.

„Wir nennen uns die Palacer und wir sind ein sehr altes Volk. Uns gibt es bereits, seitdem das Sternentor für Reisen genutzt wird. Doch nutzen wir es selbst nicht.“ Sie machte eine kurze Pause. „Wir haben hier lange darüber beraten, ob wir euch Tau´ri unsere Existenz offenbaren sollen. Ihr seid ein sehr junges Volk.“   

 

„Ähm, das hat man uns schon sehr oft gesagt.“ Jack hatte anscheinend wieder etwas Oberwasser.

 

„Weil ihr es seid. Der Krieg, in dem ihr derweil eine große Rolle spielt, ist ebenfalls sehr alt und wir haben gelernt, eher im Verborgenen zu arbeiten. Auch die Tok´ra haben dies über die Jahrtausende eurer Zeitrechnung getan.“ Damit nickte sie der Tok´ra zu. „Nicht ohne Grund.“

 

Daniel hatte das Gefühl, dass sich die Palacer noch immer nicht sicher waren, ob sie ihnen alles erzählen sollten. „Unser Volk, die Tau´ri, wurde und wird von den Goa´uld seit Jahrtausenden versklavt und wir haben gelernt. Sicher ist unsere Welt in vielen Dingen nicht reif. Wir führen Kriege auf unserem Planeten und viele Menschen sind schwach.“ Daniel atmete tief durch. Was er hier sagte, war gewagt. „Aber wir haben uns in den letzten Jahren als würdig erwiesen. Wir haben an der Seite der Tok´ra gekämpft und unsere Reife in vielen Situationen bewiesen.“

 

„So ist es uns bekannt, Daniel Jackson.“

 

„Dann beurteilt uns bitte danach. Die Asgard, die Nox, die Tok´ra - sie alle haben uns ihr Vertrauen geschenkt. Schenkt uns auch Eures.“

 

„Du sprichst weise.“ Die Frau im blauen Gewand erhob sich und ging auf ihn zu. „Mein Name ist recht schwierig auszusprechen, aber in eure Sprache übersetzt heißt er Engelsstaub.“ Sie reicht Daniel einen kleinen Gegenstand und setzte sich wieder.

 

„Was ist das?“ Daniel drehte das Medaillon, ein weißer Kristall eingefaßt in ein silbriges Metall, in den Händen.

 

„Ihr werdet heute viel lernen. Wir, der hohe Rat der Weisen unseres Volkes, haben beschlossen, euch von uns zu erzählen. Dieses dort in deiner Hand ist ein Zeichen unseres Vertrauens.“ Engelsstaub zeigte nun auf die anderen. „Tanagra, unsere Heilerin, habt ihr bereits kennen gelernt. Zu meiner Rechten möchte ich euch nun Bellalien vorstellen.“ Die schlanke dunkelhaarige Frau beugte ihren Kopf zur Begrüßung. Daniel war sie gleich am Anfang durch ihre Augen aufgefallen. Eine tiefe Traurigkeit lag in ihnen und er hatte das Gefühl, in ihnen zu versinken. Ihr beige-gelbes Gewand unterstrich ihren dunklen Teint. Farben schienen in der Kultur der Palacer eine hohe Bedeutung zu haben.

 

„Ich freue mich, Euch kennen zu lernen. Wir haben viel über Euch gehört.“

 

„Auch wir freuen uns, Bellalien. Ich hoffe, was Ihr hörtet, war immer positiv.“ Daniel versuchte, sich an ihren Sprachstil anzupassen.

 

„Nein! Nicht immer.“

 

Engelsstaub ergriff wieder das Wort. „Und nun möchte ich euch Meriamon vorstellen, Lehrmeisterin unseres Volkes.“ Die Frau mit dem rötlich blonden Haar am Rande der Gruppe nickte ihnen zu. Auch sie trug wehende Stoffe, doch war ihr Erscheinungsbild etwas zurückhaltender. Ihr Kleid war sehr individuell geschnitten und erinnerte ein wenig an eine römische Toga. Die Haare hatte sie kunstvoll hochgesteckt und alles in allem strahlte sie große Würde aus. „Seid gegrüßt, Menschen von Tau´ri und auch du Jaffa. Wir wissen, dass Euer Volk viel erleiden musste und dieser Weg auch noch heute der Eure ist. Sollten wir uns Euch anvertrauen, so wird es eure Zukunft hoffentlich positiv beeinflussen.“

 

„Wir danken Dir, Meriamon.“

 

Nun fehlte nur noch eine der Frauen. Sie hatte dem Gespräch die ganze Zeit mit gesenktem Kopf gelauscht. Ihr Erscheinungsbild war so individuell wie das der anderen. Wie Finn trug sie so eine Art Mix aus Hosenanzug und Kleid in tiefem Rot. Ein um ihr Stirn gebundenes schwarzes Tuch fiel leicht über ihre Schulter und reichte fast bis auf den Boden. Im Gegensatz zu den anderen Palacern war sie die erste mit kurzem schwarzen Haar, in dem sich das Rot der Kleidung wiederholte.

 

Daniel war ein wenig überrascht, als sie nun den Kopf hob und das Wort ergriff. „Nun fehlt noch mein Name. Mich nennt man Minnesoa. Aber Namen sind wie Schall und Rauch. Eure Namen hörte man in den letzten Zyklen häufiger in diesem Universum. Unsere Namen jedoch nicht. Wir haben gelernt, uns im Verborgenen zu halten und das Gesetz des Schweigens ist das höchste in unserer Kultur.“

 

„Wir...“ Daniel wollte beteuern, dass sie nicht vorhatten ihr Geheimnis preiszugeben. Die Frau jedoch unterbrach ihn mit kräftiger und eindringlicher Stimme, schaffte es dabei jedoch, eine Wärme in ihre Stimme zu legen, die Daniel verblüffte.

 

„Schweige noch, Daniel Jackson! Wir wissen, dass eure Absichten gut sind. Das sind sie immer, es schmälert jedoch nicht unsere Gefahr. Wir sind nur sehr wenige, wir müssen unser Volk schützen. Daher tolerieren wir auch keine Fehler.“ Mit diesen Worten blickt sie zur Seite. Daniel hatte Finn gar nicht kommen hören und war überrascht, sie hinter sich stehen zu sehen. Die junge Frau wirkte sehr blass. Daniel war sich fast sicher, dass er das, was jetzt folgen sollte, nicht mochte.

 

„Finn, du hast die unsrigen in große Gefahr gebracht.“

 

„Ich weiß, Minnesoa. Ich bitte um euer Urteil.“ Alle fünf Frauen erhoben sich und Daniel sah sich verwirrt zu Jack und Sam um. Teal´c saß hinter ihm, außerhalb seines Blickfeldes. Sam sah ernst zu Finn hinüber. Sie mussten die Gesetze dieses Volkes respektieren, aber innerlich zerriss es sie. Jack schien protestieren zu wollen, doch Daniel schüttelte verstohlen den Kopf. Er wunderte sich eh, dass Jack bisher so schweigsam war.

 

Andererseits hatten sie in den vergangenen Jahren gelernt, dem anderen zu vertrauen und Jack schien Daniel dieses Mal sein Vertrauen zu schenken und sich zu beherrschen.

 

Finn verbeugte sich und verschwand plötzlich in einem Lichtblitz. Sie war fort, hatte einfach aufgehört zu existieren...

 

„Was...?“ Nicht nur Jack schüttelte verständnislos den Kopf. „Was, verdammt, soll das? Sie hat uns doch nur geholfen, sie...“

 

„Schweig, Tau´ri!“ Tanagras scharfe Stimme schnitt ihm das Wort ab.

 

„Ich denke ja ga...“ Jack kam in Fahrt und im Grunde genommen hatte Daniel nicht vor, ihn zu bremsen. Wie konnte dieses Volk so grausam sein und Finns Leben einfach beenden? Doch im gleichen Moment erhellte ein erneuter Blitz den Raum und Finn stand wieder vor ihnen. Jedoch nicht sehr lang. Mit Tränen im Gesicht starrte sie die Ratsfrauen an. Dann brach sie bitterlich weinend zusammen.

 

„Finn musste lernen, zunächst an ihr Volk zu denken, dann an andere. Wir haben ihr gezeigt, welche Folgen ihr Handeln haben könnte. Schein und Sein sind in unserem Volk entscheidende Faktoren. Finn sollte aus ihrem Fehler lernen. Wir haben ihr dabei geholfen.“

 

Sam hielt es nicht mehr auf ihrem Platz. Sie erhob sich und ging zu Finn. Vorsichtig umarmte sie das Mädchen, das ihretwegen so viel Leid ertragen musste. Finn erhob sich zögernd und lächelte Sam aus ihrem tränennassen Gesicht entgegen. „Ich danke dir. Es ist schon in Ordnung. Ich habe gesehen und gelernt.“

 

„Aber, ...?“

 

„Nein, Samantha Carter, es ist in Ordnung.“

 

*********

 

Finn schien die Strafe, worin auch immer diese bestanden hatte, zu akzeptieren und hatte den Raum mit JoJa schweigend verlassen. Nicht ohne den Menschen von der Erde vorher aufmunternd zuzulächeln.

 

Daniel wollte nun endlich mehr erfahren. Das war ja alles gut und schön. Aber woher kam dieses Volk und worin bestand seine Besonderheit? „Ihr scheint alles über uns zu wissen. Wir wollen keine Gefahr für euch sein. Wir wollen euch verstehen und vielleicht die Basis für eine freundschaftliche Beziehung schaffen. Woher kommt euer Volk?“

 

„Es existiert schon seit Urzeiten. Länger als die Tok´ra, länger als die Goa´uld und länger als wir uns selbst erinnern können.“ Minnesoas Blick schien in die Ferne zu schweifen. „Man könnte uns als Reisende bezeichnen.“

 

„Reisende?“ Sams Neugier war geweckt.

 

„Ja, Major Carter. Reisende der Welten. Das Universum, wie ihr es kennt, ist groß. Das Universum der Palacer ist größer. Es gibt immer viele Welten einer Welt. Wir bereisen sie alle und lernen alle Varianten kennen.“

 

Sam dämmerte langsam, wen sie hier vor sich hatte, doch das war so phantastisch. Das konnte nicht sein.

 

„Wir wandern zwischen den Welten. Daher benutzen wir auch nicht die Tore.“

 

„Ihr reist zwischen den Dimensionen?“ Sam war fasziniert. Doch wie stellten sie das an? Auch bei ihnen müsste nach ihrem Verständnis das Kaskadenproblem auftreten. „Unendliche Realitäten. Aber wie? Wir haben vor einiger Zeit etwas entdeckt, das wir den Quantenspiegel nennen. Doch es gab Probleme.“

 

„Das ist uns bekannt. Unsere Priesterin hat es beobachtet.“ Minnesoa nickte wissend. „Andere Völker würden an den Folgen des Versuches, andere Dimensionen zu bereisen, sterben. Auch Euer Schicksal wäre besiegelt gewesen, hätte Tanagra die schädlichen Nebenwirkungen nicht aufgehoben.“

 

„Aber das bedeutet ja, dass wir nicht mehr in unserer Dimension sind?“ Sams Gedanken rasten. Wie war so etwas möglich? „Aber warum könnt Ihr unbeschadet reisen? Bei Euch müsste es doch ebenfalls zu einem Kaskadeneffekt kommen, wenn Ihr die Dimension wechselt.“

 

Das Schweigen daraufhin war fast unangenehm, bis Bellalien sanft erwiderte „Wir sind einzigartig. Wir entstammen nur dieser Dimension, wir nennen sie Emdol. In keiner der anderen Dimensionen stießen wir auf Wesen wie uns. Hier sind wir auch sicher vor jedweder Verfolgung, da diese Dimension ansonsten unbewohnt ist.“ Sie atmete tief durch und auch Sam sah nun die Traurigkeit in ihren Augen, die bereits Daniel aufgefallen war. Nun war auch klar, warum sie so problemlos durch die Dimensionen reisen konnten. Sie stießen nie auf sich selbst.

 

„Das Wissen um unseren Ursprung ist verloren gegangen, in der Geschichte der Zeit. Auch wissen wir nicht, ob unser Ursprung wirklich in dieser Dimension liegt. Dieser Umstand und die geringe Anzahl unseres Volkes lässt uns die Vernichtung fürchten. Die meisten von uns sind sehr alt und nur wenige Junge kommen nach.“

 

Jack war neugierig geworden. „Ihr sprecht immer von eurer geringen Zahl. Darf man fragen, wie viele es von euch noch gibt?“

 

Tanagras feste Stimme erklang. „Wir verlieren immer wieder jemanden im Chaos der Dimensionen. Zwar hütet die Priesterin unsere Wege, aber auch sie kann nicht alles sehen. Nur 263 von uns sind übrig in 15 Dimensionen.“

 

„So wenige?“ Daniels Stimme war die Verblüffung anzuhören. Für einen Moment herrschte Schweigen. Auch die Palacer schienen diese Tatsache nicht all zu oft offen auszusprechen.

 

„Und wir werden verfolgt, wann immer wir entdeckt werden. Man fürchtet uns und greift uns an. Viel zu oft verloren wir die jungen Kämpferinnen bei dem Versuch, jemandem zu helfen.“

 

„Nur wenige Goa´uld sind sich unserer Existenz bewusst. Doch einige haben begonnen, uns zu suchen.“

 

„Dann weiß Anubis von eurer Existenz.“ Jack war jetzt klar, auf wen die Jaffa gewartet hatten.

 

„Ja. Dieser Ort war ein Treffpunkt zwischen den Tok´ra eurer Dimension und unserem Volke.“

 

„Und die Tok´ra haben dieses Geheimnis immer gehütet.“ JoJa kam hinter einem der Vorhänge hervorgetreten, doch sie überließ ihrer Symbiontin Sythazen die Kontrolle über ihren Körper. „Anubis hat jedoch in der letzten Zeit vielen Tok´ra den Tod gebracht. Wir können nicht sicher sein, dass ihm entsprechende Informationen verborgen geblieben sind.“

 

„Wohl wahr, Sythazen, wir können diesen Planeten nicht mehr aufsuchen, es wäre zu gefährlich.“ Meriamon nickte traurig.

 

Die Tok´ra senkte kurz den Kopf und überließ wieder der Wirtin JoJa die Macht über den Körper. „Die Priesterin Jadda schickt mich zu euch. Sie bittet euch zu ihr und einen Vertreter der Tau´ri. Gefahr droht.“

 

Daniel blickte Jack fragend an, doch dieser nickte nur. Jack hatte den Eindruck, dass bei diesem Volk eher Daniels Fähigkeiten gefragt waren. Dafür standen die Asgard halt mehr auf ihn.

 

Meriamon klatschte in die Hände und Finn betrat erneut den Raum. „Führe unsere Freunde in ihr Quartier. Wer von euch wird uns begleiten?“

 

Daniel erhob sich. „Ich würde euch gern begleiten.“ Daniels Neugier war gigantisch. Reisen zwischen den Dimensionen...

 

„Gut. Folge uns.“ Damit erhoben sich alle und verließen mit der Tok´ra den Saal durch ein großes Portal. Jack, Sam und Teal´c schauten ihnen und Daniel noch nach.

 

„Gut und was machen wir schönes in der Zwischenzeit?“ Er sah Finn erwartungsvoll an. Ein breites Grinsen auf dem Gesicht. „Nun ich meine, wie wäre es mit einer kleinen Privatführung?“

 

„Ich kann Euch nicht alles zeigen, aber ich verspreche, es wird interessant für Euch. Folgt mir.“

 

Sam beeilte sich, neben ihr Schritt zu halten. „Würdest Du uns einige Fragen beantworten?“

 

„Wenn ich darf.“

 

„Ihr reist also tatsächlich durch die Dimensionen? Wie?“ Sams Neugier als Wissenschaftlerin war geweckt.

 

„Wie das Sternentor Portale zu anderen Welten öffnet, öffnen wir Portale zu anderen Dimensionen, ähnlich eurem Dimensionsspiegel.“ Sie durchschritten erneut einen langen Gang. Die Wände wölbten sich in tiefen Blau um sie herum.

 

„Und was ist das mit dieser Priesterin, ich meine, dient Ihr auch einem Gott?“

 

„Nein, nein!! Unsere Priesterin huldigt keinem Gott. Sie ist die Bewahrerin unseres Volkes. Sie bewahrt die Geschichten der Dimensionen. Sie ist Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unseres Volkes. Ohne sie würden wir uns in den Welten verirren.“

 

„Beeindruckend!“ Jack zog die Augenbrauen hoch. „Dann wird unserem Dannyboy ja ´ne richtige Ehre zu Teil.“

 

Sie kamen an das Ende des Ganges und vor ihnen öffnete sich erneut ein großer Raum. „Auch auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole: Wow!“ Jack konnte nur anerkennend nicken. Diese Wesen verstanden etwas von Schönheit. Denn nicht anders konnte man das hier beschreiben.

 

Auch hier herrschten die Farben Rot und Orange vor. Der ganze Raum war vielleicht 10 m hoch und schien als eine Art Dorfmittelpunkt fungieren. Von der Decke hingen wehende bunte Tücher. Am Rand des Raumes standen leichte große Zelte. Alles war voller Leben. Viele Palacer schienen sich hier aufzuhalten und zu leben. Sie standen in kleinen Gruppen beieinander und redeten oder sie saßen um niedrige Tische herum.

 

Sanftes Stimmenwirrwarr erfüllte den Raum. „Kommt, ich stelle euch einigen Leuten vor.“ Finn schien richtig begeistert zu sein von der Idee. Jack mochte das Mädchen. Es strahlte soviel unschuldige Kraft aus. Jung, frisch und unverbraucht.

 

Sie lief auf eine Gruppe junger Frauen zu. Jack fragte sich, ob es hier überhaupt irgendwelche Männer gab.

 

„Das sind Kes, Xaveria und Rosha. Xaveria kennt ihr bereits. Sie ist eine unserer stärksten Kriegerinnen.“

 

„Ich begrüße euch erneut bei uns, Menschen von Tau´ri. Auch dich Master Teal´c Ich bin erfreut zu sehen, dass es euch besser geht.“

 

„Ähm, Danke. Du bist also eine Kriegerin, aber ihr tragt keine Waffen. Wie kämpft ihr gegen eure Feinde?“

 

„Wenn ihr erlaubt, erkläre ich dies.“ Finn schnitt Xaveria regelrecht das Wort ab. „Ich glaube, ich kann es ihnen veranschaulichen. Erinnert ihr euch, was auf dem Planeten mit den Jaffa passierte?“

 

„Ja.“ Sam hatte noch gut vor Augen, wie die Jaffa sich an den Hals griffen. „Es schien als würden sie ersticken.“

 

„Ich habe ihnen diese Vorstellung impliziert. Sie hatten Daniel dem Erstickungstod nahegebracht und ich habe ihnen dasselbe Gefühl vermittelt. Normalerweise ist es schwierig mehrere Wesen gleichzeitig zu beeinflussen, da ein Augenkontakt unumgänglich ist. Doch diese Jaffa waren zu überrascht gewesen.“

 

„Ihr könnt Gedanken übertragen?“ Sam war wirklich verblüfft. Dies war wirklich ein sehr faszinierendes Volk.

 

Xaveria ergriff wieder das Wort. „Nicht wirklich Gedanken, nur Bilder, Gefühle oder Vorstellungen. Wir können auch keine Gedanken lesen. Unsere Gegner sehen dank uns vor ihren Augen eine andere Realität als die Wirklichkeit.“

 

„Cool.“ Jack war schwer beeindruckt. Wenn es ihnen gelang, dieses Volk für sie zu gewinnen war das ein großer Erfolg. Hammond wäre begeistert.

 

„Doch wir können dies nicht nur als Waffe nutzen, sondern auch zur Heilung.“ Die junge Frau an Xaverias Seite klinkte sich nun in das Gespräch ein. Sie trug eine gelbe Tunika und hatte kurzes blondes Haar. Sie war noch sehr jung. „Mein Name ist Rosha. Ihr werdet euch nicht mehr an mich erinnern. Ich half Tanagra bei eurer Heilung.“

 

„Ich erinnere mich sehr wohl wie du meinen Freunden geholfen hast. Wir schulden dir unseren Dank.“

 

„Danke. Es ist das erste Mal, dass ein Jaffa unsere Welt kennenlernt. Wir kennen euch nur als unsere Feinde.“

 

„Es gibt bereits viele wie mich und es werden immer mehr. Viele Jaffa schwören den falschen Göttern ab.“

 

„Und dies ist Kes, meine Schwester. Auch sie ist bereits eine Kämpferin, auch wenn sie ihre Fähigkeiten noch nicht dort draußen unter Beweis stellen musste.“

 

Das junge Mädchen wirkte ein wenig verlegen. „Meine Schwester übertreibt. Ich bin noch in der Ausbildung, aber bald soll ich Xaverias Gruppe angehören.“

 

„Und vielleicht früher als du denkst, Kes.“ Xaveria drehte sich zu Jack. Der Colonel konnte nicht umhin, ihren grazilen, aber starken Körper zu bewundern. Doch bevor es wieder peinlich wurde und Sam ihm in die Hacken trat, wandte er schnell seinen Blick ab. „Ich habe viel von euren Kämpfen gegen die Goa´uld gehört, Colonel O´Neill.“

 

„Echt? Nun ja...wir waren recht erfolgreich in den letzten Jahren.“ Jack grinste geschmeichelt.

 

„Wir selbst suchen nicht den Kampf. Doch weichen wir ihm auch nicht aus. Unsere Gesetze binden uns allerdings, das Leben zu schützen. Wir nutzen daher keine Waffen, nur unseren Geist.“

 

„Apropos Waffen – ich fühle mich irgendwie nackt. Du hast nicht zufällig...“

 

„Eure Waffen befinden sich an einem sicheren Ort. Ihr erhaltet sie später zurück. Hier benötigt ihr sie nicht.“ Xaveria sagte dies mit einer solchen Bestimmtheit, die keinen Widerspruch zuließ.

 

Finn ergriff Sam auffordernd am Arm. „Kommt mit, ich führe euch weiter herum.“

 

Kapitel 4

 

Daniel schritt hinter den Ratsfrauen einen hellen Gang entlang. Die Tok’ra ging an Tanagras Seite. Er wusste gar nicht, was er sagen sollte. Dieses Volk war derart unglaublich. Er fragte sich, wie alt dieses Volk sein musste und wie alt jedes Mitglied von ihnen sein könnte. Gut, Finn war sehr jung. Aber Meriamon, Tanagra, Minnesoa, Engelsstaub und Bellalien strahlten eine solche Ruhe und Weisheit aus. So etwas erwartete man sonst nur bei grauhaarigen und altersgebeugten Wesen, denen man ihre Jahre an Erfahrung auch ansah.

 

Diese Frauen waren so anders als alles was er kannte. Er umspielte mit der rechten Hand das Medaillon, das sie ihm gegeben hatten. Irgendwie war es wie damals, als er das erste Mal nach Abydos reiste und er das Auge des Ra um den Hals trug. Wo wäre er heute ohne dieses Medaillon?

 

Er begriff dies als Chance. Wieder waren sie einer fortschrittlichen Rasse begegnet und man hatte ihnen Einblicke in ihre Welt geboten. Sie waren keine der vier von P3X-972 bekannten alten Rassen, sie hatten all die Jahrtausende so verborgen gelebt wie kaum ein anderes Volk. Daniel würde alles daran setzen, sich dieses Vertrauens würdig zu erweisen.

 

„Komm, Daniel Jackson.“ Minnesoa hatte sich zu ihm umgedreht. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er zurückgefallen war. Sie wartete bis er auf gleicher Höhe war und schritt dann neben ihm entlang. Der Gang schien gar kein Ende zu nehmen.

 

„Du siehst aufgeregt aus, Mensch.“

 

„Der Gedanke, dass ihr die Dimensionen bereist, ist für mich einfach phantastisch. Wir haben in den letzten Jahren soviel gesehen, das wir uns nie erträumt hätten und jetzt euer Volk...“

 

„Das Reisen in den Dimensionen ist nicht immer einfach.“

 

„Ich bin bisher zweimal in eine andere Dimension gereist und keine der Erfahrungen war eine wirklich gute Erfahrung.“

 

„Du sprichst klug. Man wird mit seinem eigenem Leben oder dessen Nichtexistenz konfrontiert. Das ist für die Menschen wie auch für die Tok’ra nicht einfach. In der einen Dimension bist du glücklich, in der nächsten ist deine Gefährtin bereits des Todes oder von einem Symbionten übernommen worden.“

 

Daniel schwieg. Er dachte an Sha´re, an Kawalski, Sarah und all die Menschen, die sie an die Goa´uld verloren hatten.

 

„Wir wissen um euer Schicksal.“ Minnesoas Blick schien zu durchdringen. Er hatte das Gefühl, all seine Verluste waren für sie offen lesbar.

 

„Woher?“

 

„Vieles wissen wir durch unsere Tok’rafreunde. Den Rest wissen wir durch unsere Priesterin Jadda. Sie überwacht unsere Wege im Netz der Dimensionen und auch die unserer Freunde. Ohne sie wüssten wir nicht, wo wir gebraucht werden und wohin uns unsere Wege führen. Sie bewahrt und behütet.“

 

Daniels Neugier wuchs mit jedem Satz.

 

Sie erreichten ein Portal, das mit hellen Tüchern verhangen war. „Was du nun siehst, ist das Herz unseres Volkes.“

 

*********

 

Tanagra schob eines der Tücher beiseite und winkte Daniel heran. Gemeinsam betraten sie den dahinter liegenden Raum. Und wieder stand er sprachlos da. Dieser Raum war so ganz anders. Alles war in hellen Tönen gehalten. Der Saal war wiederum rund. In der Mitte befand sich ein rundes Podest, das von Tüchern verhüllt war. Dahinter erkannte er Schatten, die sich hin und her bewegten.

 

„Hallo, Mensch von Tau´ri.“ Vor Daniel stand schon wieder ein neues Gesicht. „Wir freuen uns, dir alles zu zeigen, während der Rat mit der Priesterin spricht.“ Daniel beobachtete, wie die Ratsfrauen eine Treppe hinaufstiegen, die sich das Podest hinauf wand.

 

„Mein Name ist Pawnee.“

 

„Ähm...Hallo. Daniel Jackson.“

 

„Ich weiß.“ Sie winkte ihn heran. Sie war gekleidet wie dieser Raum gestaltet war. Sie trug einen sandfarbenen hellen Hosenanzug und eine Kette mit einem gelben Kristall hing um ihren Hals. „Dies ist das Herz unseres Volkes. Hier verfolgen wir unsere Wege.“

 

„Wie?“

 

Pawnee nahm ihn bei der Hand und führte ihn um das Podest herum. Über allem war das Geräusch leise summender Maschinen zu hören, etwas, das er hier nicht erwartet hatte. Als er die andere Seite des Raumes erblicken konnte, blieb er für einen kurzen Moment verblüfft stehen. Vor ihm an der Wand war ein Kreis aus Tafeln angebracht. Sie schimmerten silbrig in dem Dämmerlicht, das hier herrschte.

 

„Was ist das hier?“ „Hier werden die Wege aller Palacer überwacht. Jede Tafel steht für eine Dimension.“ Als Daniel näher trat, sah er Schriftzeichen auf den Tafeln. Unterhalb von ihnen saß eine Person vor einem Pult.

 

„Jeder von uns wandert zwischen den Dimensionen und damit wir den Überblick nicht verlieren, erfassen wir alle Transfers. Dafür ist Bi´lle zuständig. Sie überwacht die Transfers.“

 

„Ich grüße dich, Tau´ri.“ Damit wandte sich die Frau auch gleich wieder ihrer Arbeit zu. Daniel besah sich die Tafeln. Sie schienen aus einer Art Metall zu bestehen, es sah fast wie Silber aus. Die Schriftzeichen kamen Daniel seltsam vertraut vor. „Was steht dort?“

 

„Namen, alle Namen. Oh, du kannst sie ja nicht lesen.“

 

„Nein, obwohl die Zeichen mir vertraut vorkommen.“

 

„Warte, ich zeige dir, was dort steht. Bitte sieh mir in die Augen.“ Pawnee drückte seine Hand und sah ihn mit ihren tiefgrünen Augen eindringlich an. Er merkte keine Veränderung, außer dass seine Hand sich wohlig warm anfühlte. „Und nun lies!“

 

„Aber wie...“ Daniel drehte sich zu den Tafeln und glaubte seinen Augen im ersten Moment nicht. Alles lag klar vor ihm. Namen über Namen. Was hatte Tanagra gesagt? 263 Palacer gab es dort draußen. Jede Tafel eine Dimension. „Da. Das ist diese Dimension.“ Er hatte eine Tafel entdeckt und deren ersten zwei Namen waren ihm direkt ins Auge gestochen. Minnesoa und Xaveria. Auf dieser Tafel fanden sich noch viele andere Namen.

 

Er besah sich auch die anderen Dimensionen. Meist waren es nur kleine Gruppen zwischen 10 und 30 Namen. Es war faszinierend, er konnte alles lesen.

 

„Wir geben den verschiedenen Realitäten Namen. Dies," sie wies auf eine Tafel mit ca. 40 Namen "ist das SaJaCor´nerr. Hier, das ist H´sals, eine sehr seltsame, aber schöne Dimension.“ Daniel sah die Namen jeweils oben auf den Platten, auch wenn er nicht immer wagte, sie auszusprechen. Auch viele der Namen waren ihm in dieser Hinsicht ein Rätsel.

 

Einad, Ydalecaps, Y´Tac – all diese Namen wirkten sehr fremd. Leichter war es mit Namen wie Lexa, Ybba, Anderla - diese Namen waren wesentlich gängiger. Er konnte sich schon Jack bei dem Versuch vorstellen, diese auszusprechen. Nun verstand er auch Engelsstaub, die ihnen lieber gleich die Übersetzung nannte. Er fragte sich, welche Übersetzungen sich hinter den anderen Namen verbergen könnten.

 

„Ich sehe, das fasziniert Dich.“ Bi´lle sah lächelnd zu ihm hinauf. „Pass auf. Sieh dir diese Tafel an. YnnaDG´irl wird gleich diese Dimension verlassen.“ Sie wies auf eine der oberen Tafeln und Daniel beobachtete, wie sich der Name plötzlich auflöste. Vielmehr bildeten sich die erhabenen Schriftzeichen zurück.

 

„Und wo ist sie hin?“ Daniels Blick schweifte über die Tafeln und blieb an der großen, die diese Dimension erfasste, hängen. Fasziniert beobachtete er, wie sich fast wie von Geisterhand Zeichen auf der Oberfläche bildeten.

 

„Daniel Jackson, der Rat wünscht Dich nun zu sprechen. Folge mir.“ Daniel war etwas überrascht gewesen, die Stimme der Tok´ra hinter sich zu vernehmen. Gern wäre er noch geblieben. Was würde Sam darum geben, das hier zu sehen?

 

*********

 

Finn schien geradezu begeistert, ihnen alles zeigen zu dürfen. Sam mochte das junge Mädchen, sie war so unbeschwert. Sie schien die kurze Episode in der Ratshalle schon wieder gut weggesteckt zu haben. Sam beeilte sich etwas, um aufzuholen und neben ihr zu gehen. Eigentlich wollte sie auch Jack zuvorkommen. Sie schmunzelte und blickte sich kurz zu ihm um. Er schien mehr von der Tatsache fasziniert zu sein, dass dieses Volk aus so vielen Frauen bestand, als dass er das Potential erkannte, das in Dimensionsreisen ruhte.

 

Jack hatte den Blick bemerkt. Er zog die Augenbrauen hoch und formte mit dem Mund ein entrüstetes „Waaaas?“ Sams Grinsen wurde breiter und sie drehte sich wieder um, ohne Jack aufzuklären. Unverbesserlich der Kerl!

 

„Hier, dies werden eure Quartiere sein.“ Finn hatte sie in einen weiteren Saal geführt. Dort befanden sich einige Stoffzelte. „Dieses ist für dich, Teal´c. Und jenes ist für euch beide.“

 

„Ähm...Finn.“ Sam war etwas irritiert.

 

Jack rettete die Situation. „He, Teal´c, darf ich bei dir schlafen?“ Nicht, dass sie beide nicht schon beieinander geschlafen hatten, aber er wusste doch die Form zu wahren.

 

„Oh. Entschuldigt. Ich dachte, ihr zwei seid ein Paar.“ Finn errötete leicht.

 

„Nicht so wild, Finn. Es ist schon in Ordnung.“ Sam warf Jack einen wissenden Blick zu. „Finn, würdest du uns erzählen, was im Ratsraum passiert ist. Als du plötzlich verschwunden warst.“

 

„Ich wurde in eine alternative Dimension versetzt.“

 

„Einfach so?“

 

„Nun, ganz so einfach wie es aussieht ist es eigentlich nicht. Jedenfalls wurde mir diese Realität gezeigt, um mir vor Augen zu führen, welche Folgen mein unbedachtes Tun hätte haben können.“ Finn senkte einen Moment traurig den Kopf. „Es war sehr schlimm. Ihr seid bei dem Transfer umgekommen und ...die Jaffa...“ Tränen blitzen in ihren Augen.

 

*********

 

„Daniel Jackson. Dies ist ein bedeutsamer Tag für euch und uns. Schon lange beobachten wir die Tau´ri.“ Die Priesterin nickte ihm zur Begrüßung zu. „Wir haben ein Problem. Anubis bedroht uns und die Verbindung zu den Tok´ra. Wir haben beschlossen einzugreifen, um unsere Freunde zu schützen. Wir fragen uns, ob ihr uns begleiten möchtet.“

 

„Die Tok´ra in unserer Dimension sind unsere Verbündeten. Ich denke, ich kann für uns alle sprechen, dass wir uns geehrt fühlen, euch an eurer Seite beizustehen.“ Damit nickte er auch Sythazen zu. Nun eigentlich war er sich gar nicht so sicher, für sie alle sprechen zu können, bedachte man Jacks Antipathie, was die Tok´ra anging. Aber so konnten sie vielleicht ihren Wert für dieses Bündnis beweisen.

 

„Wir freuen uns, dieses zu hören.“ Für einen Moment schien die Priesterin abwesend zu sein, so als hörte sie nach innen. Sie senkte kurz den Blick.

 

„Unsere Geschichte reicht weit zurück, bis in die Anfänge eurer Zivilisation. Und noch weiter zurück.“

 

„Wir finden in unserer Mythologie viele Legenden über Reisende zwischen den Welten. Habt ihr jemals die Erde besucht?“

 

Wieder senkte die Bewahrerin des Wissens ihr Haupt. „Ja, viele Male in der Zeit Ra´s. Als er das Volk beherrschte. Doch er ließ uns verfolgen wie dereinst Baal das Wesen Omorocca verfolgte und tötete. Die Erde war damals ein dunkler Ort. Bis dein Volk sich erhob und sich von der Geißel der Goa´uld lossagte.“ Sie sah Daniel mit traurigen Augen an. „Viele unseres Volkes verloren wir in dieser Zeit.“

 

„Die Priesterin Jadda bewahrt all das Wissen um diese Zeit und vermittelt es den Jungen. Doch auch für sie liegt unsere Herkunft in Dunkelheit.“ Minnesoas Einwand brachte Daniel zum Nachdenken. Woher kamen sie?

 

„Daniel Jackson. Du bist ein Forscher. Du weißt um das Schicksal eures Volkes. Ich werde dir eure Welt zeigen. Komm zu mir und habe keine Angst.“

 

Daniel trat vor und die Priesterin streckte ihre Arme aus, um seinen Kopf zu umfassen. Sie sah ihm tief in die Augen und Daniel hatte kurz das Gefühl zu fallen. Doch dann war er sich sicher zu schweben. Er raste regelrecht durch die Luft. Wolken fetzten an ihm vorbei und Bilder begannen auf ihn einzustürmen. Große Schlachten ebenso wie die Geburt eines Kindes. Er konnte die Flut der Bilder kaum fassen. Ein Junge in der Wüste, in panischer Angst allein gelassen von seinem Stamm. Mutig und ängstlich zugleich blickt der Knabe in den Himmel, der erfüllt ist von brausendem Wind und Blitzen. Der Junge sah etwas mächtiges auf die Erde hinab fahren. Und wie Blitze tauchten weitere Bilder in seinem Kopf auf.

 

Von nun an fristete er ein klägliches Dasein. Nur selten war sein Verstand wach genug, um zu verstehen was geschah. Etwas hatte von seinem Körper Besitz ergriffen. Sein Name war nicht länger Yssim. Es war ein langes Leben voller Grausamkeiten. Ra. Der Gott hatte sich ihn zum Werkzeug seiner Macht gemacht. Weitere Bilder zogen vorbei. Bilder von Hathor. Bilder der großen Pyramiden. Babel, Rom und Pompeji. Immer weiter ging die Reise und verlor sich letztendlich in der Dunkelheit.

 

„Es ist gut.“ Als Daniel diese Worte hörte, spürte er, dass er am Boden lag. Jemand stützte seinen Rücken. Vorsichtig blinzelte er und schlug letztendlich die Augen auf.

 

„Es ist schwierig, alle Eindrücke zu ertragen, insbesondere wenn man dies zum ersten Mal erlebt. Komm, ich helfe dir hoch.“ Es war Minnesoa, die ihm nun aufhalf. Schwindel erfasste ihn kurz, doch die Frau hielt ihn sicher. Erst jetzt wurde er zum ersten Mal gewahr, dass sie alleine waren.

 

„Wie...wie lange war ich weg?“

 

„Nicht lange. Doch die anderen bereiten sich auf den Transfer vor. Die Priesterin ruht, auch für sie war es anstrengend. Sie kennt alle Geschichten, aber sie zu vermitteln, kostet sie immer Kraft. Folge mir.“

 

„Wohin?“

 

„Zu deinen Freunden. Wir wollen sie informieren. Wir haben eine Gruppe zusammengestellt. Ihr werdet uns begleiten.“

 

„Wohin begleiten wir euch?“

 

„In eine unserer 15 Heimatdimensionen. Sie heißt Yeksihw und dort lebt nur eine kleine Anzahl unseres Volkes. Es ist eine Art Außenposten. Ja. Ich denke, so würdet ihr es nennen. Anubis hat das dortige Portal entdeckt und droht unsere Freunde dort gefangen zu nehmen. Wir müssen ihnen helfen und das Portal vernichten, damit das Geheimnis bewahrt bleibt.“

 

Kapitel 5

 

Es waren nur ein oder zwei Stunden vergangen. Minnesoa hatte ihn zu seinen Freunden gebracht. Als er die Situation erläuterte, blickte ihn Jack etwas genervt an.

 

„Und Sie hatten nichts besseres zu tun als unsere Hilfe für die Tok´ra anzubieten. Ich finde, wir helfen denen in unserer Dimension schon oft genug aus der Patsche und die überschlagen sich nicht gerade vor Dankbarkeit. Ich find das echt etwas viel verlangt, auch allen anderen Dimensionen auszuhelfen.“

 

„Jack! Es geht nicht nur um die Tok´ra, sondern auch um die Existenz dieses Volkes. Und ganz nebenbei, was geschähe, wenn Anubis in Besitz dieser Fähigkeiten gelänge? Er würde das Uni...die Universen in ein Chaos stürzen.“ Daniel ereiferte sich regelrecht.

 

„Ok.“ Jack griff nach seiner Mütze und stand erwartungsvoll auf.

 

„Ok?“ Daniel war verblüfft. Jack überraschte ihn immer wieder. „Einfach so? Keine abfälligen Bemerkungen. Gar nichts?“

 

„Nein.“ Jack drehte sich um und grinste die wartende Sam an. Finn kam zum Tor hinein.

 

„Ich werde euch begleiten und Kes auch. Sie gehört jetzt ebenfalls zu Xaverias Team. Folgt mir, ihr findet eure Ausrüstung dort.“

 

Finn führte sie wieder durch viele Gänge. Irgendwie war die Vorliebe der Palacer die gleiche wie bei den Tok´ra. „Sag mal Finn, wie sieht dieser Planet eigentlich aus, kommt ihr denn auch mal ans Tageslicht?“ Sam war schon aufgefallen, dass die meisten Palacer einen sehr hellen Teint hatten.

 

„Ich war noch nie oben, keiner von uns Jungen. Der Planet ist unbewohnbar, daher sucht uns hier auch niemand. Die ganze Dimension ist unbewohnt.“ Sam schüttelte verblüfft den Kopf.

 

Finn führte sie in den großen Saal, den sie bereits von ihrer Ankunft her kannten, obwohl Sam diesen Moment nur dunkel in Erinnerung hatte. Ganz im Gegensatz zu dem Gefühl der Übelkeit, die der Transfer ausgelöst hatte. Dieses Gefühl würde sie wohl nie vergessen. Und nun würden sie schon wieder einen Transfer durchführen.

 

Im Saal herrschte geschäftiges Treiben. Palacer standen in der Nähe der Pforte und es war ein Kommen und Gehen. Sythazen/JoJa war ebenso dort wie Xaverias Team. Sam erkannte einige Gesichter. Kes, Rosha, Tanagra und Engelsstaub, Winnie und Shima. Aber auch viele unbekannte Gesichter. Daniel neben ihr begrüßte zwei Frauen die rechts vom Portal standen.

 

„Hey, Carter, Teal´c, hierher.“ Sam drehte sich zum Colonel um. Dieser wies stumm nickend in eine bestimmte Richtung. „Schnappen wir uns unsere Ausrüstung.“

 

„Aye, Sir.“ Sam folgte ihrem Vorgesetzten mit Teal´c in die Ecke des Raumes, in der ihre Rucksäcke und Waffen lagen. Sam sah aus den Augenwinkeln, dass Daniel zu sehr ins Gespräch vertieft war und beschloss, ihm seine Ausrüstung mitzubringen.

 

Mit Daniels Rucksack über dem Arm trat sie wenige Minuten später an ihn heran. „Oh. Danke, Sam. Darf ich Ihnen Pawnee und Bi´lle vorstellen. Sie sind Wissenschaftler wie Sie.“

 

„Bitte hört mir alle zu.“ Sam erkannte Meriamons Stimme und wandte sich um. „Wir werden gleich einen Transfer nach Yeksihw durchführen. Die Menschen von Tau´ri und ihr Jaffa-Freund werden uns bei unserer Aufgabe helfen. Auch Sythazen wird uns begleiten.“

 

Sie nickte in ihre Richtung. „Bi´lle wird euch einige Ausrüstungsgegenstände mitgeben, die uns hilfreich sein können. Das Team besteht aus Xaveria, Winnie, Kes, Finn, Shima und OneLie. Rosha wird uns mit ihren Heilkräften unterstützen.“

 

„Ähm, könnte mir noch mal jemand erklären, wohin die Reise nun eigentlich geht? Ich meine, die Tok´ra unserer Dimension neigen ja auch dazu, uns im Unklaren zu lassen, aber ich stehe nicht wirklich drauf.“

 

„Wir werden Yeksihw aufsuchen. Es ist eine Dimension, in der vieles anders ist als bei euch. Dort gibt es einen Außenposten unter der Führung von Noiram. Sie und ihr Team führen Forschungen durch. Anscheinend hat Anubis unsere Freunde, die Tok´ra, überfallen und dort von ihrem Aufenthaltsort erfahren. Noirams Team besteht nicht wirklich aus Kämpferinnen, wir werden sie und unsere Tok’rafreunde herausholen. Wir müssen mit Wachen am Portal rechnen.“

 

„Geht doch.“ Jack schulterte seinen Rucksack und sah Xaveria erwartungsvoll an.

 

„Auch ich werde euch begleiten.“ Alle drehten sich zu Engelsstaub herum. „Ich sehe Besorgnis in deinem Gesicht, Samantha Carter.“

 

„Nun, beim ersten Transfer ...“ Sam suchte nach den richtigen Worten.

 

„Was sie sagen will ist, dass das Ganze ziemlich ätzend war. Oder besser: Es tat höllisch weh und mir war speiübel danach. Wird das jetzt auch wieder so sein? Habt ihr nicht so etwas wie unseren Dimensionsspiegel, also das war echt ein Klacks dadurch.“

 

„Jack O´Neill, ich kann eure Sorge verstehen, leider ist das nicht unsere Art des Reisens. Aber keine Angst, wir haben vorgesorgt. Bi´lle, würdest du ihnen die Schilde geben?“ Die Wissenschaftlerin der Palacer reicht jedem von ihnen ein kleines Gerät. Jack drehte es zwischen seinen Fingern, eine schmale Scheibe aus silbrigem Metall. So dünn, dass es bei jeder seiner Bewegungen nachgab.

 

„Ihr könnt es auf euren Handrücken kleben. Einmal aufgeklebt ist es nur schwer wieder zu lösen. Es bildet eine Art Schutzschirm um euren Körper, der die gefährlichen Nebenwirkungen aufhebt.“ Sam klebte die flache Scheibe mit dem seltsamen Symbol auf ihren linken Handrücken. Sie verspürte ein kurzes Kribbeln und das Symbol änderte kurz seine silbrige Farbe. Irgendwie sah es wie eine Treppe aus, die an- und abstieg.

 

Engelsstaub trat vor das Portal und begann leise zu summen. Fast augenblicklich war der Raum von rötlichem Licht erfüllt. „Der Rat wünscht euch eine gute und sichere Reise. Bringt unsere Freunde heim.“ Damit drehte sich Meriamon mit Tanagra um und ging. Sam sah ihnen noch kurz hinterher. Sie hatte noch immer Respekt vor diesem Transfer. Sie sah, wie zuerst Finn, dann Rosha und Xaveria das Portal durchschritten. Daniel zögerte kurz, dann schloss er die Augen und schritt hindurch. Als Jack an der Reihe war, drehte er sich zu Sam um.

 

„Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Gang durch das Stargate?“ Dabei hatte er ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Oh ja. Und ob sie sich daran erinnerte. Sie hatte voller Ehrfurcht vor dem Ereignishorizont gestanden und für einen Moment die ganze Welt um sich herum vergessen. Sie erinnerte sich wie sie mit der Hand über die Oberfläche gegangen war, bis ein Stoß zwischen ihren Rippen sie auf die andere Seite befördert hatte. „Nach Ihnen, Sir.“ Jack zog die Augenbraue hoch, drehte sich um und war verschwunden. Zwei Minuten später hatten sie alle die andere Seite erreicht.

 

Sam hörte Jack gerade noch sagen „Wow!“

 

*********

 

Xaveria hatte Daniel direkt in Deckung gezogen, Rosha, Sythazen und Finn hockten hinter einem Felsen auf der rechten Seite. „Wir sind nicht allein.“ Als Daniel über den Fels blickte, sah er in einiger Entfernung eine Gruppe Jaffa lagern. Einige waren bereits aufgesprungen und starrten zu ihnen hinüber. Es war nur eine Frage der Zeit bis sie das Feuer eröffneten.

 

Als Jack und Sam das Tor passierten, hoben die Jaffa ihre Stabwaffen und begannen das Feuer zu eröffnen. Die Entladungen ließen vor Jack die Erde aufspritzen und er stieß Sam und die gerade eintreffende Engelsstaub in die Deckung der Felsen. Gleichzeitig eröffnete er das Feuer und Daniel sah, wie einer der Feinde zu Boden fiel. Ein weiterer Blitz schlug direkt neben Daniel ein. Dreck wirbelte ihm in die Augen und für den Moment konnte er nicht sehen, was vor sich ging.

 

Plötzlich stellten die Jaffa das Feuer ein. Daniel hob verblüfft den Kopf, wischte sich die tränenden Augen und sah sie ihre Waffen wegwerfen. „Was...?“ Alles geschah so schnell. Er sah Finn und Xaveria hinter sich aufrecht stehend, den Blick zu ihren Feinden gerichtet. Sie summten leise und ihr Blick war starr. Daniel schwieg lieber, um sie nicht in ihrer Konzentration zu stören.

 

Gleichzeitig erreichten die letzten Teammitglieder die Dimension. Teal´c suchte gleich Deckung. Shima, Winnie und OneLie rannten auf die verbliebenen fünf Jaffa zu. Mit den Füßen kickten sie die Waffen der verblüfften Wachen weg. Jack näherte sich ebenfalls dem Geschehen, während die anderen sich langsam aus der Deckung wagten. „Cool!“

 

Die Jaffa knieten mittlerweile am Boden und wirkten irgendwie schläfrig. Was geschah hier? Daniel sah sich fragend um. „Wir haben sie davon überzeugt, dass ihre Waffen glühen und nun werden sie sehr müde.“

 

„Aber wie?“ Daniel hatte weder etwas von den Vorgängen während ihrer Gefangennahme mitbekommen noch die Erklärung von Finn gehört. Sam trat neben ihn. „Es ist eine Art von Suggestion.“ Sie nahm einen Schluck aus der Wasserflasche. Faszinierend. Dieses Volk steckte voller Überraschungen, daher trugen sie auch keine Waffen.

 

„Daniel, wo bleiben Sie denn?“ Jack starrte ihn erwartungsvoll an. Winnie und Shima kümmerten sich derweil um die Gefangenen, die mittlerweile friedlich schlummerten. Sie wurden gut verschnürt und dann mit Teal´cs Hilfe hinter die Felsen geschleift. „So, das war leicht! Wie geht´s denn jetzt weiter?“ Jack blickte Xaveria auffordernd an.

 

„Wir müssen zum Außenposten vordringen. Er ist einige Stunden Fußmarsch entfernt.“

 

„Stunden? Können wir uns nicht einfach dahin teleportieren?“ Er unterstrich die Aussage mit einer ausholenden Geste.

 

„Leider nein.“ Damit marschierte Xaveria los und ihre Kämpferinnen schlossen sich an.

 

„War ja nur so eine Idee.“ Er sah kurz zu Sam hinüber und stiefelte dann mit einem etwas beleidigten Gesichtsausdruck hinter den Palacern hinterher. Rosha und Sam schlossen sich an.

 

„Komm, Daniel Jackson. Machen wir uns auf den Weg.“ Engelsstaub wartete auf ihn, während Teal´c mit JoJa den Schluss bildete. Daniel nahm sich zum ersten Mal Zeit, diesen Planeten genauer zu betrachten. Er erinnerte ihn an Abydos. Jack würde innerlich vermutlich wieder grummeln, er hasste Wüstenplaneten. Daniel fühlte sich auf ihnen wie zuhause. „Woran denkst du, Daniel Jackson?“

 

„Ähm...an....“ Daniel war etwas überrascht von der Frage. Woran dachte er, wenn er an Abydos dachte? Sha´re. Manchmal war das alles schon in so weiter Ferne, aber Sha´res Gesicht blieb ihm immer klar vor seinen Augen. „An meine Frau.“

 

„Du hast sie verloren?“

 

„Ja.“ Er hatte sie verloren und seitdem war er auf der Suche, auf der Suche nach einem neuen Sinn in seinem Leben. „Entschuldige, das weckt hier viele Erinnerungen.“ Daniel versuchte, die trüben Gedanken abzuschütteln. „Kannst du mir etwas über Yeksihw erzählen? Warum forscht ihr hier in dieser Dimension?“

 

„Es ist eine spezielle Parallelwelt. Hier ist vieles anders als ihr es kennt und doch zugleich so ähnlich. Wir haben hier Spuren unserer Vergangenheit gefunden.“

 

„Und jetzt erforscht ihr sie. Faszinierende Sache, das kann ich aus Erfahrung bestätigen.“ Daniel lächelte. Manchmal ging seine eigentliche Berufung in der jetzigen Arbeit etwas unter.

 

„Dieser Planet heißt in eurer Dimension Abydos. Er....“

 

„Abydos? Aber dann...“ Daniels Gedanken fuhren Achterbahn. Dann könnte sie hier sein. „Ich habe auf Abydos gelebt. Meine Frau...“

 

„Beruhige dich, das ist uns bekannt. Darum habe ich das Gespräch mit dir gesucht. Dies ist nicht das Abydos, das du kennst. Zwar hat Ra hier geherrscht, doch er ist schon lange fort und nicht wieder gekehrt. Niemand weiß, wo er geblieben ist.“

 

„Du meinst, Ra spielt hier keine Rolle?“ Daniel war völlig verwirrt.

 

„Nein. Abydos fällt unter die Herrschaft von Bastet und Bastet dient Anubis. In dieser Dimension wurde Kasuf in jungen Jahren getötet.“

 

„Und...“ Daniel atmete tief ein, seine Hoffnungen zerstoben wie der Sand vor seinen Füßen. „dann wurden auch Skaa´ra und meine Frau nie geboren.“

 

„Richtig.“ Bei diesen Worten zog es sich in Daniel zusammen.

 

„Jack sollte dies auch wissen. Skaa´ra war für ihn wie ein Sohn.“ Daniels Gedanken kreisten. Was würde sie noch erwarten? War es wie in der ersten Parallelwelt, auf der er bereits nicht mehr existierte? Allmählich verstand er, warum den Palacern eine solche Traurigkeit anhaftete und nur sie zwischen den Dimensionen reisten und warum das alles so anstrengend war. Sowohl körperlich, wie seelisch. Wie hatte Minnesoa gesagt? `Man wird mit seinem eigenem Leben oder dessen Nichtexistenz konfrontiert. In der einen Dimension bist du glücklich, in der nächsten ist deine Gefährtin bereits des Todes.`

 

Erst jetzt begriff er die volle Tragweite dieses Satzes. „Engelsstaub? Was ist mit mir? Lebe ich in dieser Dimension?“ Seine Neugier überwog vor der Angst.

 

„Ja. Daniel Jackson, du lebst in dieser Dimension. Es gibt auch ein Stargateprogramm. Doch es verlief vieles anders, als du es in Erinnerung hast.“

 

„Ihr werdet aber auch auf bekannte Gesichter treffen.“ Daniel drehte sich überrascht zu Sythazen um. „Ihr werdet, wenn alles gut geht, auf Selmak treffen.“

 

„Ist er wie in unserer Dimension Symbiont von Major Carters Vater?“ Auch Teal´c konnte sich der Faszination der verdrehten Tatsachen nicht ganz entziehen. „Nein. Sein Wirt heißt Cream. Es kam nie zu einer Begegnung zwischen Jacob Carter und den Tok´ra. Hier starb er an seinem Krebsleiden auf der Erde.“

 

Daniel mußte schon wieder schlucken. Er wollte nicht mehr hören. Wie breit musste das Wissen der Palacer sein. Erst jetzt begriff er, was es hieß, die Wege und Dimensionen zu bewahren. Wie unterschiedlich die Welten sein konnten.

 

Kapitel 6

 

Sie waren seit über zwei Stunden unterwegs. Jack war inzwischen zurückgefallen und lief direkt hinter Kes und neben Daniel. Es war heiß und ihm und Daniel lief der Schweiß über das Gesicht. Daniel hatte ihm erzählt, dass sie sich auf Abydos befanden, dass Skaa´ra und Sha´re hier jedoch nie geboren wurden. Seitdem war Jack sehr still geworden. Beide verbanden viele Erinnerungen an diesen Planeten.

 

Jack warf einen Seitenblick zu seinem Freund. Daniel hatte sich sehr lange mit Engelsstaub unterhalten. Irgendwann war er neugierig geworden und hatte sich zurückfallen lassen. Er hatte noch einige Gesprächsfetzen auffangen können. Seitdem schien Daniel unablässig zu grübeln. „Was geht in Ihrem Kopf vor, Daniel?“

 

„Dieses Universum ist so anders. Engelsstaub erzählte von der Geschichte Abydos, von den Goa´uld und der Erde.“ Er machte eine ausholende Geste. „Vieles ist anders. Ich bin am Stargateprogramm beteiligt. Unsere erste Reise führte uns nach Abydos. Doch dort begegneten wir weder Ra noch Kasuf. Wir erfuhren von den Goa´uld ohne zu realisieren, welche Bedrohung sie für die Erde darstellen. Wir führen Expeditionen durch um mehr über sie zu erfahren.“

 

„Hört sich nicht grad spannend an. Gibt’s Details?“ Jack konnte es nicht bestreiten, auch er war neugierig. „Was ist mit Apophis?“

 

„Er lebt und ist einer der Verbündeten von Anubis. Anscheinend leitet ein gewisser General Jack O´Neill das Stargatecenter.“ Daniel grinste Jack breit an.

 

„Echt?“ Jack wunderte sich eigentlich, er hätte nicht gedacht, dass er zum Schreibtischtäter taugte.

 

„Was....?!“ Jack hörte etwas. Alarmiert blickte er in den Himmel. Dieses Geräusch kannte er. Auch die anderen sahen irritiert nach oben. Man erkannte gleich, dass Xaveria eine Führerin und Kämpferin war. Sie sah sich bereits nach Deckung um. All dies registrierte Jack in einem Bruchteil einer Sekunde. „Alles in Deckung. Daniel, Kes! Hinter die Dünen.“

 

Das Problem würde die mangelnde Deckung sein. In dieser kargen Landschaft gab es nur wenig, das sie verbergen würde. Zwei Todesgleiter kamen von vorn auf sie zugeflogen. Er sah, wie Xaveria mit einigen ihrer Begleiterinnen hinter einer Düne in Deckung hechtete. Sam, Finn und Engelsstaub rannten auf eine Felsgruppe zu. Das war gut, dort waren sie sicher. Aber noch hatten sie die Felsen nicht erreicht.

 

„Sie haben uns entdeckt!“ Teal´c hatte sich hingekniet, um besser zielen zu können. Jack nahm seine Waffe und legte an. Teal´c eröffnete das Feuer und fast augenblicklich scherten die zwei Gleiter auseinander und beschrieben einen Bogen in entgegengesetzter Richtung. Teal´cs Schuß war vorbei gegangen und Jacks Kugeln konnten eh nicht viel ausrichten.

 

„In Deckung, Kumpel. Die kommen gleich wieder.“ Und Jack sollte Recht behalten. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Sams Gruppe auf der gegenüber liegenden Seite die Felsen erreicht hatte. Kes und Daniel duckten sich links von ihm hinter einer viel zu kleinen Sanddüne. Normalerweise hätte er sie woanders hin gescheucht, aber es gab nichts in Reichweite der zwei, was besseren Schutz bot.

 

„O´Neill!“ Jack konzentrierte sich wieder auf die Gleiter. Einer der beiden kam hinter Sams Gruppe angeflogen, der zweite näherte sich hinter Jack der Gruppe. Sie wollten sie in die Zange nehmen. Jack sah Sam die Position wechseln und auf den Gleiter zielen. Jack beschloss, sich auf den Angreifer hinter sich zu konzentrieren. Er hockte hinter einem Busch, aber der Pilot schien ihn doch gesehen zu haben. Als Einschläge der Energiewaffen den Boden vor ihm aufspritzen ließen, konnte sich Jack nur noch zur Seite werfen. Er spürte die Hitze der Treffer und heiße Gesteinssplitter trafen schmerzhaft sein Gesicht.

 

Er hörte Stabwaffenfeuer hinter sich und wusste, dass Teal´c das Feuer eröffnet hatte. Er hatte die Augen zusammengekniffen. Sie brannten. Er spürte, wie der Boden unter weiteren Einschlägen erzitterte.

 

*********

 

„Sir?! Können Sie mich hören? Alles in Ordnung? Sir?“ Sams Stimme irritierte ihn einen Moment, dann griff er zum Funkgerät. „Alles klar, Major.“ Jack rieb sich die Augen und blinzelte in die Sonne. Er hörte Teal´c neben sich. Dieser sah ihn besorgt an.

 

„Wie sieht es aus?“ Jack fühlte Blut an seiner Wange entlang laufen und wischte es sich mit dem Ärmel weg. Autsch. „Es blutet.“ Jetzt war auch klar, warum ihn der Jaffa so besorgt angesehen hatte.

 

„Nicht mein Gesicht. Die Lage.“

 

„Ich habe einen getroffen, aber nicht gut genug, um ihn zum Absturz zu bringen. Sie scheinen einen neuen Angriff zu planen.“

 

„Na toll!“ Jack blickte besorgt zu Kes und Daniel in ihrer schlechten Deckung. Er griff zum Funkgerät. „Major, können die Palacer irgendwas erreichen? Bei der schlechten Deckung schießen die uns ab wie Tontauben.“

  

„Sir, negativ, Sir.“ Dafür müssten sie ihnen in die Augen blicken. Xaveria und die anderen versuchen, sich über eine Mulde weg zu schleichen.“

 

„Gut! Ein paar weniger, um die wir uns Sorgen machen müssen. Halten Sie den Kopf unten, Major.“ Er hörte, wie die Gleiter sich wieder näherten.

 

„Wo sind sie, Teal´c?“ Er sah sich um, konnte das Geräusch jedoch nicht orten ... Bis einer der Gleiter plötzlich im Tiefflug hinter einer großen Düne hervorkam. Er raste genau auf den Felsen mit Sam zu. „Carter! Volle Deckung!“

 

Treffer auf Treffer schlug in die Felsen ein und außer einer Staubwolke und aufgespritztem Sand war nichts zu sehen. Unablässig feuerte Teal´c neben ihm seine Stabwaffe ab. Jack sah sich um, wo war der zweite Gleiter?

In diesem Moment tauchte er direkt hinter Daniel und Kes auf. Die beiden hatten ihn noch nicht bemerkt. „Teal´c! Dort!“ Damit eröffnete Jack das Feuer, in der Hoffnung, den Piloten ablenken zu können.

 

Er sah Daniel herumfahren und auf die Einschläge vor ihn starren. ´Spring, Daniel. Spring!` schnellte es Jack durch den Kopf. Wie in Zeitlupe beobachtete er, wie sich die Einschläge den beiden näherten. Jack wusste, dass sein Freund immer mehr wie ein Soldat reagieren konnte. Zu oft hatte ihr Leben von solch schnellen Reaktion abgehangen. Er hoffte, dass Daniel auch dieses Mal schnell genug reagierte. Daniel griff Kes und versuchte, sie zur Seite zu ziehen. Doch sie würden es kaum schaffen. Zu kurz war die Zeit.

 

Dann passierte alles gleichzeitig. Teal´c hinter ihm hatte zu dem neuen Angreifer herumgeschwenkt und traf ihn mit einer Salve am Heck der Maschine. Gleichzeitig veränderte dies die Flugbahn des Gleiters. Doch er schoss unvermindert weiter. Jack konnte nicht erkennen, wo Daniel und das Mädchen abgeblieben waren. Zuviel Rauch versperrte ihm die Sicht.

 

Und plötzlich war es wieder still. Jack richtete sich auf und stürmte zur Sanddüne. Der Rauch brannte ihm in den Augen und er sah im ersten Moment nur zwei Schatten am Boden liegen. Nein! Das durfte nicht sein. Der Qualm verzog sich nur langsam. Hinter sich hörte Jack die schweren Schritte Teal´cs. „Sir!“ Das Funkgerät krächzte. Gut. Carter war in Ordnung. „Engelsstaub ist verletzt.“ Verflucht, diese Mission stand eindeutig unter keinem guten Stern.

 

Er warf sich neben der größeren Person in den Sand. Es war, wie vermutet Daniel. „Daniel?!“ Er berührte ihn am Arm und zögerte kurz. Er rührte sich nicht. Dann tasteten seine Finger an Daniels Hals nach dem Puls. Für einen Moment hatte er sich nicht getraut, Gewissheit zu haben. „Er lebt.“ Er atmete innerlich auf, dass sein Freund einen kräftigen Puls hatte.

 

„Das Mädchen auch. Sie ist schwer verletzt.“ Jack sah sich um. Sie mussten hier weg. Einen weiteren Angriff würden sie hier nicht überstehen. „Teal´c, du nimmst Daniel, ich kümmere mich um die Kleine.“ Damit hob er das zierliche Mädchen vorsichtig hoch und drehte sich in Richtung Felsformation. Das war zur Zeit die definitiv beste Deckung. Neben ihm schulterte der Jaffa Daniel und begann zügig in Carters Richtung zu laufen.

 

Sie waren fast angekommen als Jack wieder das Geräusch eines sich nähernden Gleiters hörte. Teal´c hatte grade den Felsen erreicht und Sam nahm ihn die Stabwaffe ab, damit er Daniel ablegen konnte. Als sie den Todesgleiter hinter Jack ankommen sah, reagierte sie instinktiv und riss die Waffe hoch. „Runter, Sir!!“

 

Jack warf sich mit dem Mädchen in den Sand und legte sich schützend über sie. Gleichzeitig schoss Sam und ein Kreischen sowie das Verstummen der Schüsse sagten ihm, dass sie einen Treffer gelandet hatte. Vorsichtig hob er den Kopf und sah, wie der Gleiter eine dichte schwarze Rauchwolke hinter sich herzog und hinter den Dünen verschwand. Sekunden später hörte er eine Explosion.

 

Unter ihm stöhnte Kes und sofort widmete er seine Aufmerksamkeit wieder dem Mädchen. Vorsichtig hob er es an und legte die letzten Meter bis zu Felsen zurück. „Was ist mit dem zweiten, Carter?“

 

„Anscheinend ist er weg. Teal´cs Treffer scheint doch besser gewesen zu sein als es zunächst schien. Kommen Sie, Sir. Legen Sie Kes hierhin.“ Jack ließ das Mädchen vorsichtig von seinen Armen gleiten und Sam begann gleich, sie zu versorgen. Jack setzte sich erst mal hin. Engelsstaub lehnte mit blassem Gesicht an einem Felsen und nickte ihm dankbar zu. Sie hielt sich den Arm und blickte dann wieder sorgenvoll zu dem jungen Mitglied ihres Volkes. Sie senkte kurz den Kopf. „Xaveria wird gleich mit Rosha hier sein.“

 

Jack rutschte zu Teal´c und Daniel hinüber. Daniels Augen waren noch immer fest geschlossen und unterhalb seines rechten Auges hatte ihn irgendwas getroffen und eine größer werdende Schwellung hinterlassen. Die Haut war leicht aufgeplatzt und ein dünner Blutfaden sickerte heraus. Es war fast die gleiche Stelle wie beim Überfall durch die Jaffa, doch davon war kaum noch etwas zu sehen. „Daniel! Können Sie mich hören?“

 

Seine Augenlieder schienen zu flattern, dann öffnete er sie ganz. „Jack?“ Diese Frage kam so ungläubig aus seinem Mund, dass Jack grinsen mußte. „Was dachten Sie denn? Apophis persönlich?“

 

Daniel versuchte zu grinsen, was aber nach Jacks Meinung ein wenig misslang. „O´Neill, wir sollten uns besser zurückziehen. Hier werden wir nicht lange allein bleiben.“

 

„Du hast recht, Teal´c.“ Er sah, wie sich Daniel an die Seite unter die Jacke griff. „Daniel, sonst alles in Ordnung? Können Sie gehen?“ Daniel wollte mit dem Kopf nicken, hielt aber mitten in der Bewegung inne. „Solange ich nicht nicke, geht es, denke ich.“

 

„Bleiben Sie noch einen Moment sitzen. Carter, wie geht es ihr?“ Er sah OneLie, Rosha und die anderen kommen. Sie mussten schnellstens von hier verschwinden und sich einen anderen Weg zum Stützpunkt suchen.

„Nicht gut.“

 

„Gut, Teal´c?“ Der Jaffa beugte sich und hob Kes mit Leichtigkeit an. Jack nahm ihm die Stabwaffe ab. „Kommen Sie, Daniel.“ Er half dem jungen Wissenschaftler auf, während Sam ihre Ausrüstung wieder aufnahm.

 

„Kes!“ Finn stürmte heran und verharrte geschockt vor dem Jaffa. Zärtlich und mit zitternder Hand strich sie ihrer jungen Schwester über das blasse Gesicht. „Kes.“

 

Xaveria stützte Engelsstaub. „Finn! Bitte hilf mir.“ Jack bewunderte Xaveria für ihre Intuition, das junge Mädchen von ihrer Sorge um Kes abzulenken. „Rosha wird sich gleich um sie kümmern, sobald wir eine sichere Stelle finden.“ Finn nickte ihr stumm zu. Verzweiflung lag in ihren Augen.

 

*********

 

Sie waren alle müde. Sie hatten kurze Zeit in einer Oase gerastet und Rosha hatte sich um Kes gekümmert. Daniel hatte neben Rosha gesessen, als sie mit dem Kristall ein Feld erzeugte, das Kes vollständig einhüllte. Bläuliches Licht umgab das Mädchen, das zuletzt sehr schlecht aussah. Sie hatte eine tiefe Wunde am Hals und viel Blut verloren. Doch dann hatte sie einen tiefen Atemzug getan und langsam die Augen aufgeschlagen.

 

Jetzt saß sie an einen Stein gelehnt und hatte die Augen geschlossen und schlief. Finn saß ihr gegenüber und wischte ihr den Schweiß von der Stirn. Sie war so zärtlich in ihren Bewegungen. Daniel versuchte, sich bequemer hinzusetzen, aber ein stechender Schmerz in der Seite ließ ihn das ganze lieber wieder aufgeben. Er hatte sich wohl eine Rippe angeknackst.

 

„Daniel? Alles in Ordnung?“ Sam entging aber auch nichts. Sie sah ihn skeptisch an und reichte ihm die Wasserflasche. „Halb so wild.“ Er betastete sein Gesicht und zuckte zusammen. Rosha hatte ihn mit einer Salbe behandelt und die Wunde hatte sich gleich geschlossen. Rosha schlief nun, die Heilung von Kes hatte sie viel Kraft gekostet. Daniel und Engelsstaub hatten daher auf ihre Kräfte verzichtet, bis sie sich wieder etwas erholt hatte.

 

Sam hockte sich neben ihn und beobachtete die Gruppe. Die Stimmung war im Keller. Nichts war gelaufen wie es sollte. Xaveria, Sythazen und Engelsstaub, die den Arm in einer Schlinge trug, saßen abseits beieinander und unterhielten sich leise. Xaverias Miene war sehr ernst. Der Colonel war mit Teal´c unterwegs, um das Gelände zu erkunden.

 

Der Rest saß oder lag im Schatten und ruhte sich aus, während Shima Wache hielt.

 

„Sam, in dieser Welt ist alles so anders. Als ich damals auf die andere Seite wechselte, kannte mich dort niemand. Ich frage mich, was uns hier noch alles erwarten wird.“ Daniel dachte an die Hilflosigkeit und Einsamkeit in der Dimension, in der Apophis die Erde angriff.

 

„Das weiß man vorher nie.“ Daniel hörte Schritte. Jack und Teal´c kehrten zurück. Er sah, wie sich Xaveria und die Ratsfrau erwartungsvoll erhoben und ihnen entgegen gingen. Sie trafen sich alle an dem Felsen, an dem Daniel lehnte.

 

„Sir, was haben Sie gesehen?“ Sam reichte ihm die Wasserflasche, die sie zuvor auch Daniel angeboten hatte. Jacks Gesicht war von der Sonne leicht gerötet und von Schweiß bedeckt. Auch seine Wunde im Gesicht war inzwischen verschorft. Er nahm seinen Rucksack ab und hockte sich hin. Dann nahm er sein Messer aus der Scheide am Bein und begann einige Linien in den Sand zu zeichnen.

 

„Laut Xaveria befindet sich ihr geheimer Außenposten hier.“ Er wies auf einen Kreis auf der rechten Seite. „Er liegt tief unter der Erde verborgen.“ Er zog eine Linie. „Das ist ein altes ausgetrocknetes Bachbett, das von Westen am Lager der Goa´uld vorbeiführt. An seinem Ende liegt laut Xaveria ein geheimer Zugang. Das ist unser Ziel.“

 

„Wie nah ist das Lager?“ Sam betrachtete die Zeichnung. „Zu nah, als das wir ungesehen und ungehört an den Wachen vorbeikommen würden.“ O´Neill schüttelte den Kopf. Aber Engelsstaub hatte vorhin nochmals unterstrichen, wie wichtig die dort lagernden Forschungsergebnisse waren. Sie mussten die Station unbedingt erreichen.

 

„Und wenn wir es nachts versuchen würden?“ Jack dachte darüber nach. Es war riskant, aber andererseits hatten sie kaum eine andere Wahl. „Schwierig.“

 

„Aber nicht unmöglich.“ Teal´c blickte mit ernster Miene in die Runde. „Vielleicht helfen uns die Fähigkeiten der Palacer bei einer Entdeckung.“

 

„Wenn wir unserem Feind in die Augen sehen können, ist er uns ausgeliefert.“ Engelsstaub stand direkt neben Jack. Sie warf einen Seitenblick zu der schlafenden Rosha und Kes. „Aber gegen die Todesgleiter sind wir machtlos.“

 

„Gut, dann machen wir es so.“ Er erhob sich und setzte sich neben Daniel. „Ich würde sagen, alle ruhen sich noch etwas aus bevor es dunkel wird. Teal´c? Übernimmst du die erste Wache?“ Der Jaffa nickte seinem Freund stumm zu. Damit zog Jack sich seine Mütze ins Gesicht und lehnte sich wie Daniel an den warmen Felsen.

 

Auch Daniel schloss wieder seine Augen. Schlafen war eine gute Idee. Zwar tat seine Seite bei jedem Atemzug etwas weh, aber schon nach kurzer Zeit fiel er in einen unruhigen Schlaf. Er träumte. Aberwitziger weise war ihm dies sogar bewusst. Vor sich sah er wieder die Bilder von Ra, die ihm Jadda übermittelt hatte.

 

Und dann sah er seine Frau vor sich, an dem Tag als er sie auf Abydos kennenlernte. Dieser Planet rief so viele Erinnerungen hervor. Er streckte seinen Arm aus, um Sha´re an der Wange zu berühren, doch sie entglitt ihm. Ihr Gesicht verlor sich in silbrigen Schwaden. Statt dessen stürmten Bilder von Apophis und Skaa´ra auf ihn ein. Er sah sich an Bord des Mutterschiffes beim Angriff auf die Erde; Hathor, wie sie ihn beeinflußte und wieder Apophis auf Nee´tu. Er schüttelte den Kopf, er wollte nicht an diese Dinge erinnert werden. Es sollte aufhören und plötzlich sah er, wie sich ein Sarkophag über seinem Gesicht schloß. „Neeeiinn.“ Er versuchte, den Deckel mit den Armen offen zuhalten. „Neeeeeeeeeeeeeeein!“

 

„Daniel! Hey. Hören Sie auf, um sich zu schlagen. Daniel!“ Erschrocken riss er die Augen auf und sah Jack, der seine Arme festhielt. Anspannung und Sorge zeigte sich in seinem Gesicht. „Daniel. Es war nur ein Traum.“

 

„Ich ..., ich weiß.“ Ja. Er wusste es, nur ein Traum... „Ich...“ Ein leichter Schmerz durchzuckte seine lädierte Seite. „Es ist dieser Planet.“

 

„Ich weiß, Daniel.“ Und Daniel war sich tatsächlich sicher, dass Jack es nachvollziehen konnte, auch er verband sehr viel mit Abydos. Engelsstaub hockte sich neben sie. Erst jetzt wurde er gewahr, dass es bereits dunkel war. Sie setzte sich Daniel gegenüber und sah ihm in die Augen. Er verlor sich kurz in dem Blick und sein bis dahin noch rasender Puls beruhigte sich schlagartig. Jack beobachtete sie. Auch er war von trüben Gedanken eingeholt worden. Sie alle hatten in den vergangenen Jahren viel erlebt und gerade Daniel hatte viele Verluste verkraften müssen.

 

Sie alle hatten Verluste erlitten. Und Abydos stand für sehr viele Verluste.

 

„Wir sollten aufbrechen.“ Xaveria erschien hinter ihnen.

 

Engelsstaub schloss die Augen und öffnete sie gleich wieder. „Es ist schwer, andere Realitäten zu akzeptieren. Auch wenn der Verstand es versteht, die Seele hat immer zu kämpfen.“

 

ENDE

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Geheimnis der Palacer Teil 2

 

Kapitel 7

 

Sie waren wieder auf dem Weg. Tiefe Dunkelheit lag über der Wüste. Sie bildeten eine stumme Kolonne. Jack führte sie an, Teal´c bildete den Schluss. Sam befand sich mit Daniel ungefähr in der Mitte des Trosses. Sie hatten bereits das Flussbett erreicht und liefen alle in geduckter Haltung. Kaum ein Ton war zu hören. Die leichtfüßigen Palacerinnen erzeugten kaum einen Laut. Sam hob kurz den Kopf und sah, dass die Feuer des Goa’uld-Lagers nicht mehr weit waren.

 

Sie reduzierten ihr Tempo, von nun an nur noch darauf bedacht, keine Geräusche zu erzeugen. Hier war die Dunkelheit nicht ganz so undurchdringbar. Die vielen Feuer des Lagers erhellten den Himmel. Sam duckte sich noch tiefer in die Schatten des Bachbettes. Daniel lief direkt vor ihr. Sam sah im Halbdunkel, dass er sich mit der Hand die Seite hielt. Sie vermutete, dass er sich mindestens eine Rippe angebrochen hatte, doch manchmal konnte er genauso unvernünftig sein wie der Colonel.

 

Eine Hand legte sich auf ihren Arm und Sam sah sich überrascht um. Es war Rosha. Sie blickte erst zu Daniel und dann zu ihr. "Er hat Schmerzen?" Sie flüsterte es so leise, dass Sam es beinahe nicht verstanden hätte. Stumm nickte sie.

 

Rosha nickte ihr zu und schob sich vorsichtig an ihr vorbei. Daniel schlich sich unvermindert weiter. Immer wieder beugte er sich nach vorn und krümmte sich. So konnte es nicht weitergehen. Daniel brauchte nur geräuschvoll umzukippen und die ganze Aktion wäre verloren.

 

Plötzlich stockte die Kolonne. Sam sah, wie alle in Deckung gingen und folgte ihrem Beispiel. Sie beobachtete den Rand und erkannte schnell den Grund dafür. Zwei Jaffa traten an den Rand des Flussbetts und unterhielten sich.

 

Sam drückte sich noch tiefer an den Felsen, neben dem sie lag.

 

Die Jaffa ließen ihren Blick über die Wüste schweifen. Der Colonel musste mit Xaveria direkt zu ihren Füßen liegen.

 

Erschrocken hörte sie ein Geräusch vom Anfang der Kolonne. Es hörte sich an wie ein kleiner Stein, der einen Abhang hinunter rollte. Sie konnte nur hoffen, dass es weit genug entfernt war, als dass die Jaffa dies hören konnten.

 

Aber da hatte sie sich zu früh gefreut. Sie drückte sich wie alle noch tiefer in die Schatten.

 

Die Jaffa hatten sich in Richtung des Geräusches gedreht und starrten angestrengt in Sams Richtung. Sam hatte das Gefühl, die Wachen würden gleich ihren Herzschlag hören, so raste ihr Puls. Das Lager war groß. Eine Entdeckung würde in einer Katastrophe enden. Auch wenn die Palacer über die Fähigkeit der Suggestion verfügten, Sam wusste nicht, ob sie auch mit einer solchen Übermacht fertig würden.

 

Sie zuckte zusammen, als sie neben sich einen leisen Tierruf hörte. Es hörte sich an wie das Fiepen eines kleinen Welpen. Sie brauchte einen Moment, bis sie merkte, dass der Ton von Daniel ausging. Er erklang ein zweites Mal und Sam sah, wie die Wachen sich in ihre Richtung drehten. Sie sprachen miteinander. Sam hörte ein leises Lachen. Ein weiteres lautes Lachen erschallte und damit fiel Sam ein Stein vom Herzen. Die Jaffa drehten sich um und gingen wieder ins Lager zurück.

 

Daniel wandte sich zu ihr um und Sam konnte ein Grinsen in seinem Gesicht erkennen. Sie hob fragend ihre Schultern und rückte näher an ihn heran. Sie wagte nur leise zu flüstern. "Was war denn das, Daniel?"

 

"Ein Schattenwolf und sein Lockruf.", kam es leise zurück. "Sehr verbreitet auf Abydos." Daniel hatte sich zu ihr umgedreht und grinste sie ein wenig verlegen an. "Sie scheinen ihm schon begegnet zu sein." Daniel hielt sich noch immer die Seite und Rosha rückte näher an ihn heran. Vorsichtig, fast zärtlich, zog sie seine Hand fort.

 

Sam beobachtete, wie Rosha ihre Hand auf seine Seite legte. Daniel zuckte kurz und stieß die Luft vor Schmerz aus.

 

Rosha nahm mit der anderen Hand ihren Kristall und hob Daniels Hemd an, um die Hand mit dem Kristall darunter zu führen. Sie war klug genug, das Leuchten des Kristalls mit Daniels Hemd zu verbergen, auch wenn Sam es sehen konnte. Das ganze dauerte nur eine kurze Minute, dann zog Rosha ihre Hand zurück.

 

Sam bemerkte, wie sich Daniel zum ersten Mal seit Stunden schmerzfrei aufrichtete. Sie nickte Rosha dankend zu.

 

"Carter? Was ist da los? Wo bleiben Sie?" O´Neills Stimme war ungeduldig. Sie hatten die Kommunikation auf ein Minimum beschränkt und die Funkgeräte sehr leise gestellt. "Sind unterwegs, Sir."

 

Damit gab sie Daniel und Rosha ein Zeichen, sich wieder in Gang zu setzten. Leise schlichen sie weiter und erreichten bald den Colonel. Dieser wollte sich gerade wieder umwenden, um in gebückter Haltung weiter zu gehen, als ihn Xaveria runterdrückte. Sie drehte sich und gab den anderen Zeichen unten zu bleiben.

 

*********

 

Bewegung war in das Lager gekommen. Rufe ertönten und die Jaffa schienen sich auf eine Ankunft vorzubereiten.

 

Jack sah vorsichtig über den Rand des Bachbettes. Xaveria tat es ihm gleich. Was sie sahen, blieb den anderen verborgen, doch alle Blicke richteten sich in den Himmel. Das helle Singen eines sich nähernden Tel´tac übertönte sämtliche Geräusche aus dem Lager.

 

Jack und Xaveria duckten sich wieder, aus Angst, der Lichtkegel des Schiffes würde sie erfassen. Der Lichtstrahl streifte über die Wüste und kam immer näher. Die vielen Wachen schauten dem Schiff entgegen und somit in die Richtung, in der sie geduckt lagen. Der Lichtkegel streifte kurz das Bachbett, um dann über dem Lager zum Stillstand zu kommen.

 

Jack hob wieder den Kopf, um zu sehen, wer dort ankam. Er nahm sein Nachtsichtgerät zur Hilfe. Eine große verhüllte Gestalt stieg aus. Vielleicht Anubis persönlich. Er sah, wie zwei Jaffa sich vor ihm verneigten. Der Goa’uld machte eine wegwerfende Geste und die Jaffa zogen sich zurück.

 

Von rechts kam Aufruhr auf. Vier Gefangene wurden herangeführt. Jack konnte nicht erkennen, um wen es sich handelte. Die verhüllte Gestalt trat an den ersten heran und sprach vermutlich zu ihnen. Plötzlich zog Jack eine Hand mit einem kräftigen Ruck wieder herunter. Verwundert sah er sich um und in Xaverias ernstes Gesicht. Sie hielt ihren Finger vor den Mund. Sie sah ihm tief in die Augen und für den Moment sah er nichts, dann tauchten drei Jaffa aus dem Dunkeln auf und blickten zu ihm hinüber. Parallel hörte er in seinem Kopf Xaverias Stimme.

 

"Erschrecke nicht. So können sie uns nicht hören. Sie haben uns entdeckt und kommen hierher. Überlasst dies uns."

 

Damit verschwanden die Bilder und Xaverias Stimme und Jack sah wieder das stumm lächelnde Gesicht Xaverias.

 

Ebenfalls stumm nickte er ihr zu. Es war ein seltsames Gefühl gewesen, ihre Stimme in sich zu hören. Neben ihm rührten sich Shima und Winnie und schoben sich an Jack vorbei zu ihrer Anführerin. Jack hörte bereits die schweren Schritte der Wachen. Sie schritten zügig in ihre Richtung. Es schien kein Zweifel daran zu bestehen, dass sie, vielleicht im Lichtkegel, etwas bemerkt hatten. Jack sah nach rechts, wo sich die anderen versteckten.

 

Plötzlich stockten die Schritte kurz vorm Rand. Jack sah nach links, wo Shima, Xaveria und Winnie nach oben blickten. Jack folgte ihrem Blick und sah sich den drei Wachen Auge in Auge gegenüber. Doch sie registrierten ihn gar nicht. Ihre Blicke waren von den Palacer-Frauen gefangen worden und diese ließen sie nicht mehr los. Trotz der leichten Dunkelheit erkannte er den erstaunten Gesichtsausdruck der feindlichen Jaffa.

 

Dann drehten diese einfach dem Flussbett den Rücken zu und gingen zurück. Xaveria tippte Jack, der ihnen noch etwas verdutzt nachsah, auf die Schulter. Hinter ihr sah er, wie sich Winnie und Shima bereits weiter vorwärts schlichen. Xaveria sah ihn an und Jack wusste bereits, was nun kam. Ihre Stimme erschallte in seinem Kopf.

 

"Sie werden jeden, der etwas hört oder sieht, davon überzeugen, dass es nur ein auf Abydos heimischer Schattenwolf war. Ziehen wir weiter."

 

Jack sah noch einmal zu dem Tel´tac. Doch dort war niemand mehr zu sehen. Die Eingänge hatten sich geschlossen und die Maschine hob langsam vom Boden ab. Wer immer diese Gefangenen waren, ihnen stand ein schlimmes Schicksal bevor. Er hoffte, dass es sich nicht um die Palacer handelte, deretwegen sie dieses Wagnis auf sich genommen hatten.

 

*********

 

Noch immer bedeckte Dunkelheit die Wüste. Inzwischen hatten sie alle das Ende des Bachbettes erreicht und befanden sich in sicherer Entfernung zum Lager. OneLie machte sich vor ihnen an einem Fels zu schaffen. Sie strich etwas Erde am Fuße beiseite, so dass eine kleine Plattform freigelegt wurde. Finn kam ihr zu Hilfe, während Xaveria an Jacks Seite trat. Der war jetzt doch neugierig. "Was ist ein Schattenwolf?"

 

"Ein etwas größeres Beuteltier. Sein Fell ist schwarz-weiß gestreift und eigentlich passt es gar nicht in diese Wüstenlandschaft. Es ist von einem anderen Planeten hierher gekommen und hat sich vermehrt. Es jagt nur in der Dunkelheit, um nicht entdeckt zu werden. Jeder Jaffa kennt diese Tiere."

 

"Das ist wahr. Auf Chu´lak spielen die kleinen Kinder mit diesem Tier. Jeder kennt seinen Ruf." Damit warf Teal´c dem grinsenden Daniel einen Seitenblick zu. Jack blickte zwischen beiden hin und her. "Hab ich was verpasst?"

 

Sam, Daniel und Teal´c grinsten sich an, doch keiner sah sich genötigt, den etwas genervt guckenden Colonel aufzuklären.

 

"Wir können nun den Stützpunkt erreichen. Folgt uns zu zweit." Damit stellten sich Xaveria und Engelsstaub auf die Plattform. Ein Lichtschimmer umfing sie und im nächsten Moment waren sie verschwunden. Als Jack auf die Plattform treten wollte, hielt ihn Finn zurück. "Warte noch."

 

"Warum?"

 

"Eure Physiologie würde einen Sicherheitsvorgang in Gang setzen. Engelsstaub wird ihn deaktivieren."

 

"Nur mal so aus Neugier, was wäre, wenn sie das nicht täte?" Jack sah Finn mit hochgezogenen Augenbrauen fragend an.

 

"Es würde euch ins Nichts transferieren." Finn lächelte ihn unschuldig an. Jack konnte es nicht fassen. Dieses sanfte Volk...und dann so was.

 

"Nett!" Jack nahm einen Schluck aus der Wasserflasche.

 

Sie warteten ungefähr zwei Minuten, dann trat Shima auf die Transporterfläche und streckte Jack erwartungsvoll die Hand entgegen. "Jetzt ist es ungefährlich."

 

"Und da bist Du dir ganz sicher? Ich meine, nicht, dass die da unten nicht klargekommen sind und wir einfach im Nirgendwo zerblasen werden?" Jack konnte seine Skepsis nicht leugnen.

 

"Ganz sicher." Nun, dann wollte er mal. Jack trat auf die Plattform und sofort spürte er ein angenehmes Kribbeln in seinem Körper. Es durchfuhr ihn wie ein leichter Schauder und er schloss die Augen kurz. Als er sie wieder öffnete, sah er in Engelsstaubs Augen.

 

"Wow!" Jack stolperte von der Plattform. Man fühlte sich ein wenig wie Captain Kirk bei seinem ersten Außeneinsatz. "Nettes Teil. Ihr habt nicht zufällig ein paar davon über? Unser General Hammond wäre sicherlich begeistert."

 

Hinter ihm erhellte erneut ein Lichtschimmer den Raum. Sam und OneLie kamen an. Ihnen folgte Daniel mit Winnie.

 

Ein nettes Pärchen die zwei, wie sie so eng nebeneinander standen. Daniel war nun schon recht lange allein. Eine Freundin würde ihm vermutlich gut tun. Ein erneuter Lichtschein signalisierte die Ankunft von Teal´c und Finn. Ihnen folgte, diesmal allein, die Tok´ra. Der letzte Transfer brachte letztendlich noch Rosha und Kes in die unterirdischen Räume.

 

Jack nahm sich zum ersten Mal Zeit, sich genauer umzusehen. Ein Tok´ratunnel. Eindeutig. Das Design ließ keinen Zweifel zu. "Und? Wo geht’s lang?"

 

"Folgt mir." JoJa schritt zügig aus. Man merkte ihrem Gesicht die Sorge um die Mitglieder ihres Volkes an. Xaveria hatte Jack erklärt, dass hier drei Mitglieder der Tok´ra arbeiteten. Sie folgten ihr im Eilschritt. Jack verlor irgendwann die Orientierung, zu viele Quergänge hatten sie bereits passiert. Doch irgendwann reduzierte die Tok´ra ihr Tempo und blieb letztendlich vor einem runden Tor stehen. Sie waren alle ein wenig aus der Puste nach dem zügigen Marsch.

 

Sie trat beiseite und gab Engelsstaub den Weg frei. Diese legte ihre Hand auf eine Sensorfläche. Für Jack sah es aus wie ein Handflächenscanner. Unter der Hand begann die Fläche rot zu pulsieren und kurze Zeit später öffnete sich dieses Portal. In dem Raum, der sich vor ihnen auftat, herrschte ein bläuliches Licht und die dort anwesenden Personen drehten sich von ihren Kontrollpanelen zu den Ankömmlingen um. Erleichterung lag in ihren Blicken.

 

Kapitel 8

 

Sam war neugierig. Wie sehr hatte sie Daniel darum beneidet, in das Kontrollzentrum der Palacer eingeladen zu werden. Nun würde sie selbst Zeuge ihrer Technik werden. Das war der Zeitpunkt, an dem bei ihr die Wissenschaftlerin die Oberhand über den Major gewann. Sythazen und Engelsstaub betraten direkt vor ihr den Raum. Sam folgte ihnen mit den anderen. Eine junge Frau und ein Mann kamen ihnen entgegen.

 

"Wir freuen uns, euch zu sehen, Rätin. Wir erwarteten eure Hilfe sehnsüchtig." Die junge Frau nickte ihnen zu. Sie trug ihr Haar kurz, eine Seltenheit bei den Palacern, wie Sam herausgefunden hatte. In ihren Augen erkannte sie die Verzweiflung.

 

"Sei gegrüßt, Noiram. Auch dir ein Willkommen, Selmak." Sam traute ihren Ohren nicht. Selmak, wie kam der Symbiont hierher? Und wo war ihr Vater? Sams Gedanken begannen zu kreisen. Natürlich, wenn sie den Tok´ra noch nicht begegnet waren ... dann würde es auch keine Rettung für ihren Vater geben. Tausend Fragen kamen ihr in den Sinn, doch sie hielt sich zurück. Sie wusste, hier war vieles anders... wie anders begann sie gerade zu erahnen. Sam wurde von OneLie an die Seite gedrängt, die sich einen Weg durch den Eingang bahnte. Ihr Blick glitt suchend durch den Raum. Verwirrt sah sie sich um. "Wo ist sie? Wo ist meine Schwester?"

 

"TwoLie ist nicht hier." Noiram trat an das junge Mädchen heran. "Sie wurde zusammen mit P´mav gefangen genommen, als sie versuchten, unsere beiden Tok´rafreunde zu beschützen. Auch sie gerieten in die Hände unserer Feinde."

 

OneLie schien in ihrer Bewegung regelrecht zu erstarren. Ihr Gesicht wurde aschfahl und sie sah hilflos zu Xaveria, als erwartete sie von der Kämpferin Trost und Hilfe zugleich. "Dann befinden sie sich nun an Bord eines Mutterschiffes. Wir sahen, wie sie abtransportiert wurden." Xaveria trat an Noiram vorbei. "Lefuet, ich grüße auch Dich."

 

Lefuet war sehr hochgewachsen und drahtig. Eigentlich sah sie gar nicht wie eine Wissenschaftlerin aus. Sie beugte ihren Kopf zur Begrüßung, ähnlich wie es Teal´c manchmal tat.

 

"Beraten wir uns." Engelsstaub bat sie, weiter in den Raum zu kommen. Das ließ sich Sam nicht zweimal sagen.

 

Auch die anderen ließen sich nicht lange bitten. Alle waren müde vom langen Marsch. Xaverias Team setzte sich in der Mitte des Raumes auf den Boden. Sam wunderte sich etwas. Vielleicht, weil sie es gewohnt war, bei Besprechungen an einem Tisch zu sitzen. Auch Engelsstaub, die Tok´ra und Noiram nahmen in der Mitte Platz.

 

Noiram machte eine einladende Bewegung. "Setzt euch, Menschen von Tau´ri."

 

Sam hatte gerade einen der großen Wandbildschirme - ja, so könnte man diese überdimensionalen Flächen mit ständig wechselnden Diagrammen nennen - beobachtet. Ihre Technik schien weit fortgeschritten zu sein, aber nicht von ihr bestimmt. Sam kannte inzwischen viele Zivilisationen, in denen Technologie nur Mittel zum Zweck war und nicht das Leben der Menschen dominierte. Und den gleichen Eindruck hatte sie hier. Alles war dezent und es schien nur das Nötigste an Terminals und Konsolen zu sein. Nicht so minimalistisch wie die Technik der Asgard, dafür sehr ästhetisch.

 

Am liebsten würde sie Noiram Löcher in den Bauch fragen. Als sie in ihr erwartungsvolles Gesicht sah, stellte sie dies aber erstmal zurück. Es galt zunächst, die Gefangenen zu befreien. Daher folgte sie dem Beispiel der anderen, die ebenfalls Platz genommen hatten. Auch Selmak und sein Wirt Cream. Er setzte sich direkt neben Sam und das irritierte sie. Was war mit ihrem Vater?

 

*********

 

Es war dunkel. Man hatte ihr direkt bei ihrer Gefangennahme eine schwarze Kapuze über den Kopf gezogen. Vage erinnerte sie sich an den schmerzhaften blauen Lichtblitz, der sie traf. Seitdem war alles nur Dunkelheit. Starke Hände zerrten sie voran. P´mav versuchte anhand der Geräusche zu verstehen, was passierte.

 

Als sie erwacht war, waren ihre Hände gefesselt gewesen. Sie hatte am Boden gelegen und neben sich noch jemanden gespürt. TwoLie, da war sie sich sicher. Vermutlich hatte man sie alle vier gefangen genommen. P´mav und TwoLie hatten versucht, die zwei Tok´ra zu schützen. Sie hatten den angreifenden Jaffa vorgegaukelt, sich einer Feuerwand gegenüber zu sehen.

 

Die Jaffa hatten ihre Waffen fallengelassen und waren vor der imaginären Feuerwand zurückgeschreckt. Doch es hatte alles nichts geholfen. P´mav hatte gesehen, wie Sajaon neben ihr unter einer blauen Blitzentladung zusammenbrach. Die Tok´ra hatte hinter ihr gekniet und ihnen den Rücken gedeckt. P´mav arbeitete nun schon recht lange in dieser Dimension und ihr waren ihre Tok´ra Freunde ans Herz gewachsen. Besorgt hatte sie beobachtet, wie Sajaon auf den Boden sank und dort leblos liegen geblieben war.

 

Während TwoLie und die zweite Tok´ra Wylie weiterhin die Jaffa vor ihnen in Schach hielten, sich P´mav der Bedrohung von hinten zugewandt. Doch mehr als sich herum zu drehen, schaffte sie nicht mehr, als sie das gleiche Schicksal wie Sajaon ereilte. Die Welt um sie herum war in Dunkelheit und Schmerz versunken.

 

Das nächste, was sie wahrnahm, war die Kapuze über ihrem Kopf. Anscheinend waren diese Jaffa sich der Fähigkeiten der Palacer bewusst. Anubis war ein gefährlicher Gegner, in vielen Dimensionen. Nur wenige waren noch vor ihm sicher. Noiram hatte ihr berichtet, wie Anubis in der Feff-Dimension eine ganze Rasse ausgelöscht hatte, nur weil sie Lord Apophis angebetet hatte. Sie war sehr ernst geworden bei dieser Schilderung. Immer wieder hatte Noiram sie gewarnt, vor Anubis auf der Hut zu sein. Und nun war sie seine Gefangene.

 

Eine Flucht war aussichtslos gewesen, zu fest und schmerzhaft schnürten die Fesseln ihre Arme und Beine ab.

 

Neben sich hatte sie Wylie stöhnen gehört, als kurz darauf große, grobe Hände nach ihr gegriffen und sie hochgezogen hatten. Man hatte sie in das Lager der Jaffa geschafft und P`mav hatte ein sich näherndes Tel´tac bemerkt. Wenn sie erst auf seinem Schiff waren, gab es keine Rettung mehr.

 

Man hatte sie achtlos in das Schiff geworfen, wie eine Ware. Noch immer spürte sie schmerzhaft ihre Schulter, die sie sich beim Fallen verdreht hatte. Und nun schleifte man sie endlose Gänge entlang. Plötzlich blieben die Wachen mit ihr stehen und drückten sie auf den Boden nieder. "Knie nieder vor deinem Gott Anubis." Die Wachen schienen den Raum wieder zu verlassen.

 

P´mav fragte sich, wo ihre Gefährtinnen waren. Man hatte sie durch die hallenden Gänge geführt, immer das laute Klacken der Rüstungen auf dem Boden neben sich hörend. Nun herrschte Stille. Kein Geräusch war zu hören. Sie nahm nur ihren Puls wahr, der immer schneller schlug. Eigentlich war sie immer sehr mutig, fast schon leichtsinnig, aber nun kroch in ihr die Angst hoch.

 

*********

 

"Dann ist ja alles klar. Wir kapern uns ein Tel´tac, treten Anubis in seinen Goa´uld-Arsch und holen eure Freunde da raus." Jack sah Zustimmung heischend in die Runde. "Oder was?"

 

Daniel konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Als er in die Runde blickte, sah er, dass es den anderen nicht viel besser erging.

 

"Sir? So einfach wird es nicht werden." Sie hatten alle einstimmig beschlossen, alles Notwendige zu tun, um die Gefangenen aus den Fängen des Goa´uld zu befreien. Noiram hatte ihnen von ihrer Arbeit und dieser Dimension berichtet. Anubis hatte hier vermutlich bereits vor 100 Jahren seinen Erzfeind Ra getötet und alle anderen Goa´uld unter seine Herrschaft gezwungen. Zu seinem Gefolge gehörten so vertraut klingende Namen wie Bastet, Seth, Lord Apophis und Ni´irti. Daniel hatte innerlich den Kopf geschüttelt. Eine feine Gesellschaft.

 

Ra hatte lange Zeit über Abydos geherrscht, doch jetzt war der Planet verwaist. Die Bevölkerung war versklavt und verschleppt worden. Daniel dachte wieder wehmütig an seine Frau, Kasuf, Skaa’ra und all die anderen. Hätte es auch in ihrer Dimension so weit kommen können? Die Erde stand noch am Anfang ihres Stargate-Programmes und hatte bereits einige Reisen nach Abydos unternommen. Allerdings schienen sie sich der Gefahren durch die Goa´uld nicht bewusst zu sein. Lefuet hatte eines ihrer Teams beobachtet. Das erste Team hatte aus 5 Menschen bestanden, angeführt von niemand anderem als General Jack O´Neill. Daniel amüsierte sich noch immer über Jacks Gesicht bei diesen Worten. Eine Mischung aus: `Ich bin halt in jeder Dimension der Held` und Ungläubigkeit.

 

Um mehr zu erfahren, hatte Lefuet das Team mit auf die Erde begleitet. Niemand hatte sie bemerkt, da sie die Menschen nach gewohnter Palacer-Art beeinflusst hatte. Alle hielten sie für ein Mitglied eines Einsatzteams. Daniel konnte sich das gut vorstellen, bedachte man, dass niemand von ihnen Lt. Taylor bzw. Kaiael als Außerirdischen erkannt hatte. Und der Re´ol hatte sich ganze 3 Wochen als 5. Mitglied von SG-1 ausgeben können, ohne, dass es jemandem aufgefallen war.

 

Sam, Jack und Daniel hatten gebannt Lefuets Bericht gelauscht. Auch Teal´c verfolgte ihre Geschichte mit großen Augen. Es war seltsam, etwas über sich zu hören und es gleichzeitig gar nicht zu sein. Da sie die Neugier von SG-1 ahnte, berichtete Lefuet auch, was sie über sie erfahren hatte. Die Menschen auf der Erde waren sich der Bedrohung durch die Goa´uld nicht bewusst, da sie ihnen noch nicht begegnet waren. Sie hatten auf Abydos zwar Spuren ihrer Zivilisation gefunden, aber mehr nicht. Nach der ersten erfolgreichen Reise durch das Gate hatte ein General Jack O´Neill das Kommando über Cheyenne Mountain übernommen. Lefuet war auch Doc Fraiser begegnet, die, wie in ihrer eigenen Dimension, die medizinische Abteilung leitete.

 

Dr. Carter leitete als Astrophysikerin die Wissenschaftsabteilung. Sam hatte irritiert aus der Wäsche geguckt. Kein Militär und auch kaum Missionen. Daniel fragte sich, wie es sein würde, wenn man ihm erzählen würde, er hätte nie Archäologie studiert. Seltsame Vorstellung.

 

"Was ist mit Teal´c?" Jack hatte Lefuet fragend angesehen. Daniel verstand, worauf Jack hinaus wollte. In der Dimension in der Apophis die Erde angriff, war Master Teal´c der Primus des Goa´uld gewesen. Er war nie auf Jack getroffen und hatte auch nie die Wahl zwischen den Tau´ri und seinem Gott treffen müssen. Daniel ahnte die Antwort bereits. Hier hatte die Entführung der Menschen von Abydos nie statt gefunden. "Wir kennen ihn hier nicht."

 

Daniel griff zu seinem Rucksack. Eigentlich war alles besprochen und er sah, dass auch Sam ihr Zeug packte. Es war wichtig zu erfahren, wie die Situation in dieser Dimension war. Engelsstaub hatte es noch mal unterstrichen, warum es für die Palacer so wichtig war, unentdeckt zu bleiben.

 

"Unsere einzige Möglichkeit der Abwehr ist die Fähigkeit der Suggestion. Ohne sie sind wir verwundbar. Wir mussten bereits viele Dimensionen verlassen, da sie nicht sicher waren. Sie fanden schnell heraus, dass wir Augenkontakt benötigen."

 

"Sie benutzen ihre Masken." Jack hatte das Problem gleich verstanden. Durch die Masken waren die Augen der Jaffa verborgen und die Beeinflussung eines Goa´uldsymbionten in seinem Wirten war fast unmöglich.

 

"Ja. Wir werden auch diese Dimension räumen, auch wenngleich wir dadurch viel verlieren. Das Leben unseres Volkes geht vor. Jedes Leben ist wichtig. Hoffen wir, dass wir P´mav, TwoLie und unsere Tok´ra-Freunde retten können."

 

Alle hatten inzwischen stumm ihre Sachen gegriffen. Wie Jack gesagt hatte, Tel´tac kapern und die vier befreien. Aber Daniel musste Sam recht geben, auch er glaubte nicht an eine einfache Befreiung. Sollte Anubis um die Fähigkeiten der Palacer wissen, waren ihre Chancen gering.

 

Kapitel 9

 

P´mav hörte Stoff rascheln. Es hörte sich an, als würde jemand aufstehen. Die sich nähernden Schritte bestätigten ihre Vermutung. P´mav´s Atem beschleunigte sich. Nein. Er sollte nicht merken, wie viel Angst sie hatte. Die Schritte verharrten neben ihr und für einige Sekunden herrschte Stille.

 

"Du zitterst!" Die Stimme neben ihrem Ohr ließ die junge Palacerin zusammenzucken. Die Stimme des Goa´uld war unwirklich verzerrt. In ihr schwang soviel Böses mit, P´mav konnte es direkt spüren. Ihre feinen Häärchen richteten sich alarmiert auf und schickten einen Schauer über ihren Rücken.

 

Eine Hand berührte sie am Arm und strich an ihrer Haut entlang. Weitere Schauer folgten dem Ersten. Was wollte er und vor allem, wer war er? Sie hörte seinen Atem und seine Schritte als er begann, um sie herum zu gehen.

 

"Schon lange bin ich auf der Suche nach eurem Volk. Ihr seid ein geheimnisvolles Volk. Mit beeindruckenden Fähigkeiten." Die Schritte verharrten direkt vor ihr. "Wie lautet dein Name?"

 

P´mav biss sich auf die Lippen. Sie würde gar nicht mit ihm reden. Sie war stark und er könnte sie fragen, was er wollte. Andererseits war es vielleicht sicherer, ihn nicht zu provozieren.

 

"Sprich!" Die Stimme klang erzürnt. Vermutlich war Anubis in dieser Dimension keinen Widerspruch gewohnt.

 

"Mein Name ist P´mav." Sie war verblüfft, wie sicher ihre Stimme klang. Ihre Stimme entsprach in keinem Fall ihrer Gemütslage.

 

"Oh, du kannst ja doch reden." Sie hörte ihn an seiner Kleidung nesteln. Plötzlich spürte sie wieder seine Hand. Er schien den Strick um ihren Hals lösen zu wollen. P´mav spürte, wie sich das Seil löste und er die Kapuze griff. Langsam zog er sie ihr vom Kopf.

 

P´mav musste blinzeln. Überall standen Fackeln und erhellten den sonst dunklen Raum. Sie hob den Kopf. Vor ihr erhob sich ein großer Schatten. Sie konnte nur seine dunklen Umrisse erkennen, sein Gesicht lag im Schatten seiner Kapuze. Beide sprachen kein Wort und starrten sich an. Sie musste etwas tun und jetzt hatte sie die Chance dafür. Konzentriert versuchte sie, in der Dunkelheit der Schatten seine Augen zu erkennen. Was sollte sie ihm...ja, das war gut.

 

Sie sah, wie er stutzte, als sie ihm weismachen wollte, Bastet zu sein. P´mav wusste, dass Bastet ihm treu ergeben war und eine wunderschöne Wirtin hatte. Vielleicht konnten ihre Reize Anubis lange genug irritieren. Sie legte all ihre Kraft in diese Projektion. Zwar hatte sie keine Idee, wie sie ihre Fesseln loswerden sollte, doch den Versuch war es wert.

 

Schweiß perlte von ihrer Oberlippe, doch Anubis stand noch immer vor ihr und beobachtete sie ungerührt. Sie konnte seine Augen nicht richtig sehen, vielleicht lag es daran.

 

"Nicht schlecht, aber dein Versuch ist fehlgeschlagen." Daraufhin ließ er ein lang anhaltendes abschätziges Lachen ertönen. Er verspottete sie. "Du wirst deine Fähigkeiten nicht bei mir anwenden können. Aber du wirst mir dienen. Ich werde alles erfahren. Du wirst mir erzählen, wohin euer Portal führt und wie es funktioniert. Auch wo der Rest deines Volkes lebt. Du wirst mir alles erzählen."

 

"Niemals!" P´mav spie das Wort regelrecht aus. "Niemals werde ich dir unsere Geheimnisse verraten. Eher sterbe ich, als das Überleben meines Volkes zu riskieren."

 

"Das kann ich einrichten. Aber ich habe nicht geplant, dich zu töten. Vielmehr wirst du mir noch lange dienen." Dabei lachte er diabolisch und klatschte in die Hände. Zwei Jaffa betraten in voller Rüstung den Raum. Ihre Helme waren hoch geklappt und P´mav sah nur die künstlichen roten Augen der Schakalsmasken. Doch was ihren Blick bannte, war der Gegenstand, den einer von ihnen in den Händen hielt.

 

Ein schlankes, hohes, durchsichtiges Gefäß. Er stellte es auf ein kleines Podest neben Anubis Thron. P´mav´s schlimmste Albträume schienen sich zu erfüllen. In dem Glaskubus schwamm ein ausgewachsener Symbiont.

 

*********

 

Das Tel´tac stand gut bewacht am Rande des Lagers und im Grunde gab es keine Möglichkeit, ungesehen die Fläche davor zu überqueren. Besorgt hatte Jack festgestellt, dass viele der Wachen ihre Helme trugen. Damit war der Vorteil der Palacer dahin. Vielleicht auch nicht ganz. In Jacks Kopf reifte ein Plan. Sie lagen wieder im ausgetrockneten Flußbett und warteten auf ihre Chance.

 

Noiram war mit Selmak und den Tok´ra Suam und Lenari im Forschungsstützpunkt geblieben, um das Verlassen dieser Dimension vorzubereiten. Noiram hatte noch einmal unterstrichen, wie wichtig ihre Forschungen hier gewesen waren. Wie hatte sie gesagt? `Anubis wird nicht ein Staubkorn von uns finden, wenn wir den Stützpunkt zerstört haben.`

 

Doch nun musste er sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Sam lag neben ihm und sah über die Kuppe. Sie hatten sich entschieden, nicht mit allen das Mutterschiff zu betreten. Der Rest würde sich in der Nähe des Portals sammeln und auf sie warten.

 

"Xaveria." Jack flüsterte ihren Namen, zu nah waren sie den Wachen. Innerhalb weniger Sekunden schob sich diePalacerin an seine Seite. "Wir brauchen ein paar Kostüme." Er grinste die junge Frau an und diese nickte wissend.

 

"Wie viele?"

 

"Fünf!"

 

"Wartet."

 

Xaveria winkte Winnie, Shima und Kes, ihr zu folgen. Ohne ein Geräusch schlichen sie um das Lager. Auf der rechten Seite befanden sich die Unterkünfte. Dort standen einige Zelte. Jack beobachtete, wie die vier Frauen an eines dieser Zelte heranschlichen. Sie hoben die hintere Plane an und verschwanden darin. Kein Geräusch drang herüber und niemand schien aufmerksam geworden zu sein.

 

Dann kam Bewegung auf. Die Frauen tauchten auf und jede von ihnen schleppte ein beachtliches Paket. Jack hatte ein wenig Bedenken, dass die ganze Aktion zu laut wurde, aber die waren unbegründet. Xaveria lächelte Jack zufrieden an. "Sie hätten ihre Helme beim Schlafen auflassen sollen."

 

Jack nahm Shima einen der Helme ab und setzte ihn dem verdutzten Daniel auf, der neben ihm hockte. "Passt!"

 

Zehn Minuten später waren sie soweit. Fünf Jaffa und ihre vier Gefangenen machten sich zum Abmarsch bereit. Xaveria und SG-1 hatten sich in die Uniformen gezwängt. OneLie hatte darauf bestanden, sie zu begleiten. Sie wollte unbedingt zu ihrer Schwester. Jack war gar nicht begeistert, es war schlecht, wenn OneLie im Kampf von der Sorge um ihre Schwester TwoLie hin und her gerissen wurde. Doch Jack hatte zugestimmt und so war sie eine der getarnten Gefangenen.

 

Auch Lefuet, Rosha und Winnie ließen sich grade von Kes und Finn provisorische Fesseln anlegen. Alles musste glaubhaft wirken, da sie sich nicht auf die Fähigkeiten der Palacer berufen konnten. Speziell um das Tel´tac fanden sich fast nur Wachen mit Helm. Sythazen und ihre Wirtin JoJa beobachteten derweil das Lager, um sicher zu gehen, dass sie nicht in ihren Vorbereitungen überrascht wurden.

 

Daniel und Sam waren bereits fertig und standen abmarschbereit neben Engelsstaub. Die Rätin würde die Zurückbleibenden in die Nähe des Dimensionsportals bringen und dort warten. Jack hoffte schwer, dass sie sich alle dort wieder trafen und in ihre Dimension heimkehren konnten.

 

Ihm gefiel diese Dimension nicht. Hier war irgendwie alles verkehrt. Kein Ra, keine Abydonier, kein Teal´c, all dies war irgendwie falsch. Er fragte sich allerdings, wie er General Hammond bei der Rückkehr alles erklären sollte.Vielleicht begleitete Lefuet sie ja und gaukelte dem General irgendeine tolle Geschichte vor.

 

"Los geht´s." Sie hatte sich entschlossen, zuerst Richtung Portal zu gehen und das Lager von dort aus zu betreten. Das hatte den Vorteil, dass sie nicht das ganze Lager durchqueren mussten. Wenn sie Glück hatten, vermutete man, dass sie die Gefangenen am Portal geschnappt hatten.

 

Teal´c führte den ganzen Zug gen Süden und schwenkte dann wieder Richtung Lager.

 

*********

 

"Jaffa, Aray Kree!" ("Bleib, wo du bist.") Einer der Wächter stoppte ihre Kolonne. "Nanb'tu'qua?" (Wer bist du?)

 

"Talmak (mein Name ist) Master C´laet. Tek ma tec."

 

"Ba'ja'kakma'te Master C´laet." (Ich grüße dich auch.)

 

Sam hatte sich weiter hinten in die Kolonne eingereiht, da sie für die Rüstung etwas zu klein war. Eine

aufmerksamen Beobachter wäre dies vielleicht aufgefallen, daher hielt sie es für klüger, sich im Hintergrund zu halten. Sie beobachtete, wie Teal´c und die Wache redeten. Neben ihr stand Winnie. Ihre Hände umschlossen einander krampfhaft. Sie alle waren nervös. Selbst wenn sie das Tel´tac ohne Probleme erreichen würden, waren sie noch lange nicht auf dem Mutterschiff.

 

"Hi´ato C´laet!" (Geh weiter.)

 

Sam atmete auf. Anscheinend war ihre Maskerade erfolgreich. Sie sah, wie Teal´c sich kurz vor der Wache verbeugte und dann an ihr vorbei schritt. Jack hinter ihr stieß Rosha in den Rücken, um sie vorwärts zu treiben. Alles musste glaubhaft wirken. Sam ergriff Winnie am Arm und zerrte sie vorwärts.

 

Sam passierte den Anführer der Wache, der sich alles ansah. Durch seinen Helm konnte man nicht sehen, ob er ihnen traute oder nicht. Sam hatte ein ungutes Gefühl. Der beobachtete sie viel zu aufmerksam.

 

"Dan´nei!" Sam zuckte zusammen, als der Jaffa hinter ihr rief. Sams Gedanken rasten. Sie kannte das Wort. Zu oft waren sie auf Goa´uld gestoßen, als dass nicht ein paar Brocken hängengeblieben wären. `Warte´, das konnte nur bedeuten, ihm war etwas aufgefallen. Sam schloss ihre Hand unauffällig um die Zat und drehte sich um. Er hatte nicht sie persönlich angesprochen, es schien jedoch die richtige Reaktion zu sein.

 

"Shak´ti´qua! Habt ihr nicht den Befehl unseres Herrn gehört? Den Gefangenen sind die Augen zu verdecken. C-Chel nok!" Damit warf er Sam einige Tücher zu. Sam verstand zwar nicht alles, was er sagte, aber immerhin, worauf er hinaus wollte. Sie reichte Jack hinter ihr einige der Tücher und gemeinsam beeilten sie sich, den jungen Frauen die Augen zu verhüllen.

 

Als dies geschehen war, drehte sich die Wache um und entfernte sich. Sam atmete innerlich auf und nickte dem Colonel kurz zu. Der Weg war frei.

 

Teal´c marschierte auf das Tel´tac zu und wartete am Eingang, bis es alle betreten hatten. Er aktivierte das Portal und der Eingang schloß sich mit einem Zischen. Sie waren nicht allein. Zwei Piloten hielten sich im Schiff ständig bereit. Sie hatten sich erhoben. Teal´c trat vor sie und verneigte sich kurz. "Kree tall, Jaffa." Die beiden Jaffa drehten sich um und begaben sich auf die Pilotensessel. Gleichzeitig scheuchten Sam, Xaveria und Daniel die angeblichen Gefangenen in den Laderaum des Schiffes.

 

Sie hatten sich darauf geeinigt, die Piloten erst etwas später in das Land der Träume zu schicken, damit niemand am Boden etwas merkte. Sam spürte, wie sich das Schiff in den Himmel erhob und drehte sich erwartungsvoll zu Teal´c und Jack herum. Die beiden standen hinter den Piloten und zogen ihre Zats. Der Colonel und Teal´c griffen an ihre Helme und offenbarten ihre Gesichter.

 

Die beiden Piloten hatten das Geräusch wohl gehört, denn sie blickten sich irritiert um. Im gleichen Moment zuckten blaue Blitze zu ihnen hinüber und ließen sie auf ihren Plätzen zusammensinken. Jack grinste selbstgefällig zu Teal´c hinüber. "Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert."

 

Sam griff an ihren Helm. Auch sie konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Sie gab Daniel ein  Zeichen, dass alles in Ordnung war und er begann, den Palacerinnen die Augenbinden abzunehmen. Kein schlechter Anblick, unser Daniel als Befreier junger hübscher Frauen. Sam schüttelte belustigt den Kopf. Nicht nur, dass Jack bei diesen Frauen Stilaugen bekam, jetzt auch noch Danny.

 

"Das war doch ein Klacks, oder?"

 

"Ja, Sir." Teal´c und Jack zogen die beiden Piloten von ihren Sitzen und schleiften sie nach hinten, wo sich Winnie und Lefuet daran machten, sie zu fesseln. Sam nahm am Steuer Platz und Teal´c gesellte sich zu ihr. "Was nun?"

 

"Wir landen. Sollten die Wachen dort auch Helme tragen, ziehen wir die Schau noch mal ab."

 

Kapitel 10

 

Der Flug verlief ohne Probleme. Daniel hielt den schweren Helm unter dem Arm. Er hoffte nur, das Ding nicht noch einmal tragen zu müssen. Sein Vorbesitzer hatte eindeutig ein Transpirationsproblem. Die `Gefangenen` hatten sich mit Zats bewaffnet und warteten.

 

Daniel hörte das vertraute Geräusch der Landedüsen. Eigentlich verdammt seltsam, dass ihm das schon vertraut vorkam. Er starrte neugierig nach vorn. Dort standen Teal´c, Jack und Sam und sahen sich im Hangar um. "Alles klar, Leute. Sie tragen keine Helme. Anscheinend hat uns niemand angekündigt." Daniel hörte hinter sich ein Aufatmen.

 

"Endlich können wir wieder eingreifen." OneLie streifte ihre provisorischen Fesseln ab. Daniel konnte die Frauen verstehen. Nichts war schlimmer als zur Untätigkeit verdammt zu sein, vor allem, wenn man wie OneLie einen geliebten Menschen in Gefahr wusste. Daniel legte zufrieden den Helm und die lästige Rüstung ab. Sie würde nur hinderlich sein. Und der Helm drückte schmerzhaft auf sein lädiertes Gesicht. Jack, Xaveria und Sam folgten seinem Beispiel.

 

"Überlasst die Wachen getrost uns." Xaverias Blick drückte Zufriedenheit und Selbstsicherheit aus. Hier war sie mit ihren Kämpferinnen in ihrem Element. "Lefuet. OneLie. Ihr kümmert euch um die Wachen. Ich schlage vor, ihr schickt sie schlafen." Dabei grinste sie verschlagen zu ihren Begleiterinnen herüber. "Winnie, wir beide sichern sie ab."

 

Xaveria hatte es Daniel erklärt. Während sich zwei von ihnen um den Feind kümmerten, sicherten immer einige dasTerrain. Sollten dann unverhofft weitere Feinde auftauchen, konnten sie oft nicht schnell genug in den Fokus aufgenommen werden und stellten eine Bedrohung für sie dar.

 

Teal´c betätigte den Türmechanismus und Lefuet und OneLie traten hinaus. Daniel konnte nicht sehen, was passierte und drängte nach vorn an die Frontscheibe. Er sah wie zwei, nein drei Wachen zu Boden sanken, während sie gleichzeitig gebannt Richtung Tel´tac starrten. "Alles klar. Ich glaube das war’s. Xaveria, ich schlage vor, eine von euch bleibt hier, um das Tel´tac zu sichern. Wir wollen ja irgendwann wieder nach Hause." Jack verließ das Schiff und Daniel folgte ihm.

 

Xaveria bestimmte Rosha, beim Schiff zu bleiben. Daniel schritt durch den Hangar, während die anderen die schlafenden Wachen fesselten und außer Sicht zerrten, als plötzlich ein Jaffa durch die Tür kam. Er blieb wie angewurzelt stehen. Daniel sah ihm direkt in die Augen. Aber sie waren wohl beide zu erschrocken um zu reagieren. Doch während Daniel noch wie erstarrt blieb, wirbelte der Jaffa seine Stabwaffe herum. Daniel machte sich bereit, in Deckung zu springen, als blaue Blitze den Jaffa zuckend zusammensacken ließen. Daniel drehte sich um und sah Jack rechts hinter sich, die Zat noch im Anschlag.

 

"Ähm. Danke." Daniels Hände zitterten noch leicht. Jack grinste nur. "Gern geschehen. Können wir dann?"

 

Daniel nickte nur. Er machte einige Schritte nach vorn und ergriff den Jaffa am Arm. Es kostete ihn einige Mühe, ihn ebenfalls außer Sicht zu schleppen.

 

"Gut. Teal´c, Carter. Ihr sucht im Gefängnistrakt nach den Vermissten. OneLie und Winnie werden euch begleiten." Xaveria nickte dazu.

 

"Und Sie, Sir?"

 

"Nun, Dannyboy, meine Wenigkeit, sowie Xaveria und Lefuet werden Anubis einen kleinen Besuch abstatten."

 

"Halten Sie das für klug, Sir?" Daniel konnte Sams Bedenken verstehen. Auch er hatte Jack bei dieser Aussage etwas verwirrt angesehen.

 

"Ehrlich gesagt? Nein, Carter, ich denke sogar, dass es ein wenig leichtsinnig ist." Dabei grinste Jack von einem Ohr zum anderen. "Aber die Chance, Anubis in den Hintern zu treten kann man sich doch nicht entgehen lassen, oder?"

 

Erwartungsvoll sah er in die Runde. "Nein, Sir. Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen."

 

*********

 

OneLie schritt zügig aus. Ungeduld und Sorge bestimmten ihre Gedanken. Der Jaffa führte sie an, während Samantha Carter sie nach hinten sicherte. OneLie machte sich große Sorgen. Sie war die ältere von ihnen beiden.

TwoLie war auf ihrem ersten Einsatz auf Yeksihw. Sie hatte Finns Sorge um ihre kleine Schwester beim Angriff der Todesgleiter gut verstehen können.

 

Jedes Leben innerhalb der Palacerwelten wurde hoch gehalten. Familienbindungen waren jedoch noch stärker und bedeuteten in ihrer Gesellschaft sehr viel. Teal´c hatte ihnen gesagt, das sie drei Decks tiefer mußten, um zu den Arrestzellen zu gelangen. Die Gänge wirkten auf sie wie ausgestorben. Nur goldene Wände, übersät mit Hieroglyphen. Die Basis der Palacer mit ihren Farben strahlte immer so viel Leben aus, der Vergleich zur Kultur der Goa´uld war jedesmal irritierend.

 

Teal´c hob warnend die Hand und im gleichen Moment wusste auch OneLie weshalb. Schritte ertönten im Gang vor ihr. Schnelle Schritte, die auf sie zu kamen. Teal´c winkte sie in die Deckung. Quergänge mit Nischen boten das ideale Versteck, doch OneLie war ungeduldig. Sie würde sie einfach schlafen schicken, sie brauchten sich nicht verstecken. Ihre Wut übernahm ihr Denken und sie begann sich nach vorn zu schieben.

 

Eine Hand griff sie sanft, aber bestimmt an der Schulter. OneLie war wütend und sie wollte ihre Wut auf die Jaffa entladen. Wer wagte...sie drehte sich wutentbrannt um und blickte in die Augen der Tau’ri-Frau. Ihre Wut zerstob wie eine Staubwolke im Wind. In diesen Augen lag so viel Verständnis, so viel Ruhe und Selbstvertrauen. OneLie fühlte sich, auch wenn kein Wort zwischen ihnen fiel, verstanden und merkte, wie sie sich beruhigte.

 

Die Schritte wurden lauter. Sie waren direkt vor ihnen, dann neben ihnen. OneLie presste sich an die goldene Wand und dann wurden die Schritte wieder leiser und verstummten schließlich ganz. Sie atmete hörbar aus. Sie musste sich besser unter Kontrolle haben, so würde sie TwoLie nicht helfen können.

 

Gleichzeitig saß ihre Schwester TwoLie zwei Decks tiefer in der Arrestzelle auf dem Boden. Sie hatte ihren Kopf in ihre Hände gelegt und dachte verzweifelt an ihre Gefährtin P´mav. Sie hatten sie schon vor geraumer Zeit abgeholt und mit jeder Minute stieg ihre Sorge. Man hatte ihnen die Augenbinden und Fesseln abgenommen. Hatte TwoLie im ersten Moment noch gehofft, dadurch endlich wieder etwas bewirken zu können, wurde sie bitter enttäuscht. Alle Wachen, die Ihnen gegenüber traten, hatten ihre Helme fest geschlossen.

 

Wylie und Sajaon saßen ihr gegenüber. Die beiden Tok´ra hatten seit ihrer Gefangennahme kaum ein Wort gesprochen. TwoLie wußte, das Wylie bereits einmal in die Fänge der Goa´uld geraten war. Den Erzählungen nach, war sie damals nur mit Mühe entkommen.

 

"Hört ihr das?" TwoLie war ein wenig überrascht, dass Sajaon sprach, da sie sich seit Stunden anschwiegen. Doch dann hörte sie auch etwas. Sie konnte es nicht ganz einordnen. Vielleicht brachten sie endlich ihre Freundin P´mav zurück. Unruhe entstand vor der Tür.

 

"Was kann das sein?" TwoLie zog sich an die hintere Wand zurück. Was, wenn sie nun die nächsten abholen und foltern würden?

 

TwoLie sah wie sich die Tür langsam öffnete und rechnete mit ihrer Abholung. Doch mit dem, was sie dort sah, hätte sie nie gerechnet. Ihre Schwester OneLie blickte ihr entgegen. Erleichterung stand in ihrem Gesicht und auch TwoLie begann wieder zu hoffen.

 

*********

 

Jack und sein Team strebten weiterhin die Brücke an. Sie hatten nur noch wenige Decks vor sich und wenige Wachen waren ihnen bisher begegnet. Jack vermutete, dass die meisten von ihnen auf der Planetenoberfläche waren.

 

Jack führte sein Team an. In Mutterschiffen kannte er sich mittlerweile bestens aus. Daniel war direkt hinter ihm und Xaveria bildete den Schluß. Die beiden Palacerinnen würden ihre Kräfte vermutlich nicht einsetzen können, alle Jaffa trugen Helme. Was auch Vorteile hatte. Ihr Gesichtsfeld war stark eingegrenzt und so stellte es keine Schwierigkeit dar, sich ungesehen in den Nischen zu verstecken.

 

Die vier Jaffa, denen sie ein Deck tiefer begegnet waren, hatten Daniel und er mit ihren Zats außer Gefecht gesetzt. Jack hatte den Jaffa die Waffen abgenommen und zwei Zats an Xaveria und Lefuet weitergegeben.

 

Xaveria hatte zunächst abwehrend die Arme gehoben, doch Jack hatte keinen Widerspruch geduldet. Die Palacer verabscheuten Waffen, doch Jack hatte ihr klargemacht, dass es in diesem Falle nicht ohne ging und die Zats ihre Opfer schließlich nur betäubten.

 

"Sir." Jacks Mikro knackte und er gab den anderen Zeichen, sich in die Nischen zurückzuziehen.

 

"Was gibt es, Carter?"

 

"Wir haben die Arrestzellen erreicht und TwoLie, Sajaon und Wylie gefunden. Es geht ihnen gut." Jack hört wie Xaveria hinter ihm erleichtert ausatmete. "Was ist mit der vierten Gefangenen?"

 

"Das wissen wir nicht. P´mav wurde vor ca. einer Stunde von den Wachen abgeholt." Jack überlegte. Vermutlich hatte man sie zu Anubis gebracht. Diese Schlangenköpfe ergötzten sich immer gern an ihren Gefangenen.

 

"Gut. Carter. Sie ziehen sich zum Hangar zurück und warten dort. Wir werden versuchen diese P´mav zu finden. Wir sind nicht mehr weit von der Brücke entfernt."

 

"Geht klar, Sir. Seien Sie vorsichtig."

 

"Ach... und Carter. Vielleicht könnten Sie noch ein kleines Ablenkungsmanöver vorbereiten, damit wir nachher gut verschwinden können. Ihnen fällt bestimmt etwas ein."

 

"Wird gemacht." Jack schmunzelte. Carters Ideenreichtum war unerschöpflich. Er war schon jetzt gespannt, wie groß der Rums werden würde.

 

"Gut. Gehen wir eure Freundin holen." Er nickte den Palacerinnen aufmunternd zu und schob sich weiter vor.

 

Sie hatten nur noch zwei Decks und die Anzahl der Wachen erhöhte sich. Sie brauchten unbedingt eine Idee. An der nächsten Ecke stoppte Jack. Vor ihm stand ein einzelner Jaffa an der Wand gegenüber. Er drehte ihnen den Rücken zu und schien eine Schalttafel zu bedienen. Das war ihre Chance.

 

Er winkte Xaveria zu sich heran. Mit der Hand gab er ihr zu verstehen, was sie vorhatten. Xaveria nickte verstehend.

Die Aktion würde ihnen freien Zugang zur Kommandobrücke und Anubis Quartieren verschaffen. Der Rüstung nach war er ein höher gestellter Krieger. Seine ganze Haltung strahlte dies aus.

 

Langsam schlichen Jack und Xaveria vorwärts, darauf bedacht keinen Ton von sich zu geben. Daniel und Lefuet deckten sie, falls noch weitere Jaffa auf dem Flur auftauchen würden. Das Wichtigste war die Überraschung. Leise schlich Jack weiter. Xaveria hielt sich hinter seiner Schulter, um rechtzeitig reagieren zu können.

 

Der Jaffa schien zunächst nichts von der Bedrohung hinter seinem Rücken zu ahnen, aber Jack achtete auf jede Regung des Hünen. Als der Jaffa leicht den Kopf hob und ins nirgendwo zu starren schien, reagierte Jack blitzschnell.

 

Er sprang den letzten Meter an den Mann heran und griff ihm von hinten an die Helmverriegelung. Mit einem Klacken öffnete sich das Helmvisier und gab das Gesicht eines finster blickenden Jaffa frei. Der Jaffa hatte schnell reagiert und packte Jack bereits am Kragen, als er plötzlich inne hielt.

 

Erschrocken ließ er Jack los und trat einen Schritt zurück. Der Plan hatte funktioniert, aber er war schon ein wenig verwundert, als der Jaffa sich auch noch vor ihm verneigte. Ein Blick nach hinten ließ ihn Xaverias konzentriertes, aber auch amüsiertes Gesicht sehen. "Er denkt, er habe Anubis vor sich. Möchtest Du ihm ein paar Befehle erteilen?"

 

"Ähm, na wenn das so ist... wollte schon immer mal Gott spielen. Cool!"

 

Kapitel 11

 

Sie zitterte am ganzen Körper. Der Jaffa hatte sich hinter sie gestellt und hielt die junge Frau an den Schultern. Der zweite hatte in einer Wandnische an Anubis Seite Stellung bezogen. Anubis beobachtete sie. Dessen düstere Ausstrahlung erfüllte den ganzen Raum und schien ihr die Luft zum atmen zu nehmen. Der Kubus mit dem Symbionten stand auf einem Podest neben ihr.

 

Aus den Augenwinkeln sah sie jede Windung des Wurms in seinem Glas. In P´mav stieg Übelkeit empor. Sie kannte zwar die Symbiose bei den Tok´ra, für sich konnte sie sich das jedoch nicht vorstellen. Allein der Gedanke dieses Untier in sich zu wissen... Ekel stieg in ihr hoch.

 

"Ich sehe, du hast Angst." Seine Stimme klang düster und drohend in ihren Ohren. "Du hast allen Grund dazu."

 

Damit griff Anubis in den Kubus und entnahm ihm mit geschicktem Griff den Symbionten. Dieser wand sich in seinen Händen. P´mav schloß angewidert ihre Augen. Sie konnte es nicht sehen. Doch dann kam ihr ein Gedanke. Zwar konnte sie einen Goa´uld in seinem Wirten nur schwer beeinflussen, den Symbionten jedoch... Der Wirt bekam die Beeinflussung der Palacer nicht mit, sein Geist war inaktiv. Die Augen des Symbionten blieben den Palacern in der Regel verborgen, nicht jedoch in diesem Fall.

 

Es war schwierig. Die Gedanken eines Symbionten waren von solch einer fremden Struktur, schwer zu fassen.

Anubis hielt ihn nun genau vor ihr und P´mav erfasste ein kalter Schauer. Sie versuchte es, doch sie spürte keine Reaktion bei der Goa´uldlarve. Anubis setzte sie auf ihrer Schulter ab und das Gefühl, sie auf der Haut zu spüren, lies sie erneut erzittern.

 

P´mav schloß die Augen. Sie konnte nicht mehr und wartete nur noch. Wartete auf das unvermeidliche. Der Symbiont würde in sie eindringen. Er würde ihr Schmerzen bereiten und ihr Selbst dann auslöschen. Es hatte nichts genützt.

Sie hatte es nicht geschafft den Symbionten auf das neue Ziel zu lenken. Sie hatte ihn versucht zu irritieren, ihm ein neues Ziel schmackhaft zu machen. Sie spürte, wie er über ihren Nacken glitt und inne hielt.

 

*********

 

Jack sah vorsichtig um die Ecke. Sie hatten die Brücke ohne weitere Probleme erreicht. Ihr neuer Jaffa-Freund hatte allen Wachen befohlen abzuziehen. Praktisch, so ein Privatjaffa.

 

Innerlich schaltete Jack aber schnell wieder um. Er versuchte in dem dunklen Raum etwas zu erkennen. Es gab zwei Zugänge. Danny und Xaveria hatten sich an der anderen Tür postiert. Sie hatten vereinbart auf Jacks Signal hin den Raum zu stürmen. Doch Jack konnte nicht sehen, wie viele Jaffa sich hier aufhielten.

 

Er sah Anubis. Die dunkle Gestalt stand hinter einem großen, breitschultrigen Jaffa. Beide schienen auf etwas vor ihnen Stattfindendes fixiert zu sein. Er hatte einfach keine freie Sicht. Er gab Lefuet ein Zeichen noch zu warten und griff zum Mikro. "Daniel?" Er sprach mit gedämpfter Stimme um seinen Standort nicht zu verraten.

 

"Ich höre."

 

"Daniel. Können Sie sehen was dort abgeht?"

 

"Sie kniet vor ihm. Irgend etwas passiert da." Jack konnte Daniels Aufregung hören. "Oh mein Gott. Jack. Er hat einen Symbionten angelegt. Wir müssen etwas tun."

 

"Werden wir, Daniel. Warte..."

 

Jack kam nicht dazu die Worte zu Ende zu sprechen. Ein Schrei durchschnitt die Stille des Saales. Er kam nicht wie Jacks es erwartet hatte von einer Frauenstimme, sondern von einem Mann. Jack konnte noch immer nichts erkennen, doch er wußte, dass es Zeit wurde einzugreifen. Vielleicht waren mögliche Wachen zu sehr abgelenkt um rechtzeitig zu reagieren.

 

Er sprang aus der Deckung und wollte gerade Daniel zurufen, als er sah, dass dieser bereits seine Deckung aufgegeben hatte. Jack sah Daniel vorstürmen und beeilte sich Schritt zu halten, um ihm gegebenenfalls Deckung zu geben.

 

Die Szene vor ihm schien zu unwirklich zu sein um der Realität zu entstammen. Er sah den Jaffa, wie er zu Boden stürzte und sich wand. Erst auf dem zweiten Blick sah er was der Jaffa verzweifelt mit beiden Händen gepackt hielt.

Der Symbiont hatte sich in seinen Hals gebohrt. Jack konnte sich nicht erklären was dies sollte. Es war ein Kampf, den die Jaffawache nicht gewinnen konnte. Der Symbiont zuckte und schlängelte sich und entwand sich letztendlich dem Griff des Jaffas. Dies alles schien fast in Zeitlupe zu geschehen, wie immer, wenn viele Dinge auf einmal geschahen.

 

Anubis Gestalt schien zu erstarren. Ob nun vor Schreck über die Eindringlinge oder das seltsame Verhalten des Symbionten, war Jack egal. Sie mussten die Chance nutzen. Die Palacerin hatte sich umgewandt und starrte ihnen schreckensbleich entgegen. Jack verlor keine Zeit und feuerte seine Zat ab. Doch Anubis hatte bereits seinen Arm erhoben und im gleichen Moment einen Energiestoß durch seine Handspange Jack und Lefuet entgegen geschleudert.

 

Die blauen Energieentladungen der Zat zerstoben im Raum als sie auf die von Anubis freigesetzte Energie traf. Jack spürte wie sie ihn anhob und zurückschleuderte. Aus den Augenwinkel sah er auch Daniel und Xaveria am Rande der Entladung zu Boden gehen. Er traf Lefuet und riss sie mit zurück. Für einen Moment wurde Jack schwarz vor Augen. Er fühlte nur wie er auf der Palacerin zu liegen kam. Er hörte Lefuet keuchen und beeilte sich zur Seite zu rollen. Noch immer war sein Kopf nicht ganz klar.

 

*********

 

Daniel fand sich ebenfalls am Boden wieder. Xaveria war gleich neben ihm zu Boden gegangen. Besorgt blickte er zu Jack und Lefuet hinüber, die kurz vor der hinteren Wand lagen und sich kaum rührten. Daniel wusste nicht, wie oft Jack schon von einer Handspange gegen eine Wand geschleudert worden war. Doch bisher hatte er das immer halbwegs überstanden.

 

Daniel wandte seine Aufmerksamkeit wieder Anubis zu. Dieser stand noch immer hinter P´mav. Die junge Frau sah mit schreckensgeweiteten Augen über die Schulter zu Daniel hinüber. Flehentlich sah sie ihn an. Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben. Anubis lächelte süffisant und nickte kurz. Ein Jaffa, der Daniels Blicken bisher verborgen geblieben war, trat hervor, griff das Mädchen am Arm und zerrte es hoch.

 

Daniel hob seine Zat. Er konnte nicht zulassen, dass der Jaffa das Mädchen wegbrachte. Anubis schien ihn und Xaveria nicht für eine Gefahr zu halten, vielleicht, weil sie noch immer am Boden lagen. Stattdessen beugte sich der Goa´uld zu dem leblosen Jaffa zu seinen Füßen hinab. Daniel sah so etwas wie Verwunderung in seinem Gesicht.

Der zweite Jaffa begann die sich sträubende P´mav mit sich zu zerren. Daniel zögerte nicht länger und feuerte auf ihn und das Mädchen. Blaue Blitze umschlossen sie und beide gingen zu Boden.

 

Daniel war selbst einmal in einer solchen Lage gewesen, als der Ashrak ihn bedrohte. Damals hatte Teal´c ihn mit diesem Schuß gerettet. Anubis starrte ihn wütend an und hob drohend seine Hand mit der Spange.

 

Daniel nahm wahr, dass Xaveria sich hinter ihm erhob. "Anubis, Du wirst unser Volk nicht länger jagen." Ihr Blick konzentrierte sich auf ihn, doch Anubis senkte ruckartig den Kopf und entzog der Palacerin somit den Blickkontakt. Er schwankte leicht. Die Attacke hatte ihn nicht unbeeindruckt gelassen.

 

"Eure Fähigkeiten sind enorm und ich werde sie zu nutzen wissen." Daniel warf einen kurzen Blick zu Jack und Lefuet hinüber. Lefuet schien noch bewusstlos, während Jack es schon wieder bis auf die Knie geschafft hatte. Aber von beiden war in diesem Moment keine Hilfe zu erwarten.

 

"Niemals wird eine von uns Dir dienen, Goa´uld. Wir sind ein freies Volk." Daniel spürte die Erregung in Xaverias Stimme. Die sonst so ruhige und ausgeglichene Kämpferin glühte vor Wut und hob ihre Zat. Daniel erhob sich neben ihr vorsichtig. Er befürchtete mit einer raschen Bewegung die gespannte Situation zum Explodieren zu bringen.

 

Auch er hob seine Zat, wohlwissend, dass Anubis mit Sicherheit über einen Schutzschild verfügte.

 

"Ihr droht mir?" Anubis ließ ein arrogantes Schnauben ertönen. Er trat einen Schritt vor. P´mav lag nun genau zu seinen Füßen. Mit einem Mal riss er den rechten Arm hoch und zielte auf den von dieser Reaktion völlig überraschten Daniel. Daniel versuchte noch vor dem Schlag zurückzuweichen. Nichts desto trotz traf ihn der Arm grob seitlich am Kopf und lies ihn zurücktaumeln. Der Schlag hatte ihn auch am Hals getroffen und für einen Moment blieb ihm die Luft weg. Die Dunkelheit des Pel´tak schien noch dunkler zu werden, doch Daniel wehrte sich mit aller Kraft gegen die drohende Ohnmacht.

 

Xaveria sah sich Anubis nun allein gegenüber. Wild feuerte sie ihre Zat ab, doch die Energiestrahlen zerstoben an der Oberfläche des von Anubis schnell aktivierten Schutzschildes.

 

"Gib es auf. Du wirst mich nicht besiegen. Euer Volk wird mir dienen und sie wird meine erste Sklavin sein." Er beugte sich zu P´mav hinab und zog sie hoch. "Du jedoch, wirst nicht mehr gebraucht."

 

Damit hob Anubis seine Hand und die Energie seiner Handspange traf Xaverias Stirn mit aller Gewalt. Die Schmerzen ließen sie auf die Knie sinken. Alles um sie herum war nur noch Schmerz.

 

Daniel griff sich an den Hals und versuchte sich zu konzentrieren. Das Ganze war absolut nicht nach Plan gelaufen.

 

*********

 

Sam kniete neben der Kontrolltafel. Es war die fünfte und letzte Ladung die sie legte. Sie hatte sich möglichst effektreiche Stellen ausgesucht. Die Schilde, die Energieversorgung und zur Zeit hockte sie an der Schalttafel für die Bucht der Todesgleiter. Das sollte ihnen eine sichere Flucht ermöglichen.

 

Sam war bisher kaum Jaffas begegnet. Der Großteil der Mannschaft befand sich wohl auf Abydos. Die wenigen, die ihr über den Weg liefen, hatten sie entweder nicht gesehen oder bekamen von ihr eine Ladung mit der Zat verpasst.

In den Gängen kündigten sich die Jaffas mit ihren hallenden Schritten meist gut an und gaben ihr Gelegheitauszuweichen.

 

Teal´c war bei den anderen am Tel´tac geblieben und hielt Wache. Zwar war es riskant ohne Rückendeckung los zu ziehen, doch diese Entscheidung hatte nicht mal Worte bedurft. Der Jaffa und sie hatten sich nach O´Neills Funkspruch nur stumm zugenickt, als sie ihre Tasche ergriff.

 

Sam machte auch diese Ladung scharf. Alle fünf Bomben waren auf Fernzündung eingestellt. Sie packte ihre Sachen zusammen und schulterte ihren Rucksack. Jetzt musste sie nur noch zurück zum Schiff. Sie hoffte O´Neill und Daniel kamen da oben klar. Eigentlich hätten sie sich längst melden müssen.

 

*********

 

Daniel versuchte seinen Blick zu klären, während er seinen schmerzenden Hals massierte. Verschwommen sah er Xaveria vor Anubis knien, der mit dem zweiten Arm die bewusstlose P´mav hielt. Xaverias Gesicht verzerrte sich vor Schmerz und Daniel wusste aus leidiger Erfahrung, dass sie das nicht mehr lange durchhielt. Der Schmerz raubte einem die Sinne. Alles um einen herum verschmolz zu einem Gemisch aus fernen Reizen. Kein klarer Gedanke war mehr möglich und dann folgte besinnungslose Schwärze. Er musste etwas tun.

 

Anubis hatte seinen Schutzschild nicht mehr aktiviert, doch Daniel hatte bei dem unerwarteten Schlag seine Zat verloren. Zudem hielt Anubis die jüngere Palacerin in seinen Armen und Daniel wollte nicht riskieren, sie mit einem zweiten Treffer zu töten.

 

"Daniel!"

 

Daniels Kopf fuhr herum. Jack, er hatte ihn fast vergessen. Der Colonel kniete mit verzerrtem Gesicht, sich die Seite haltend, neben Lefuet. In seine Hand hielt er sein Messer. Anscheinend hatte auch er seine Waffe verloren. Daniel hob den Arm um ihm zu signalisieren, dass er verstanden hatte. Jack warf, doch vermutlich behinderte ihn seine Verletzung, denn das Messer landete klirrend zwischen Daniel und Anubis.

 

Anubis konzentrierte sich weiterhin auf die Palacerinnen. Vielleicht war es aber auch die allen Goa´uld inne wohnende Arroganz, die ihn die beiden angeschlagenen Männer ignorieren ließ.

 

Daniel zögerte nicht lange und warf sich nach vorn. Mit einem sicheren Griff schnappte er sich das Messer. Er hatte seitlich gestanden und er wusste, er würde nur eine Chance haben.

 

Er rammte den Goa´uld mit seinem ganzen aufgenommenen Schwung. Anubis hatte ihn kommen sehen und wütend aufgeheult. Er entließ Xaveria aus dem Fokus seiner Handspange. Daniel sah sie aus den Augenwinkeln heraus zusammenbrechen. Anubis ließ auch P´mav aus seinem Griff, die langsam das Bewusstsein wieder zu erlangen schien. Doch der Goa´uld war zu langsam.

 

Daniel brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Gemeinsam flogen sie zu Boden und noch bevor sie aufkamen, rammte Daniel ihm das Messer tief in die Brust. Daniel wusste, dass er eigentlich den Symbionten im Nacken treffen musste. Da ihm dies aber aus seiner Position nicht möglich erschien, hatte er sich für die empfindlichste Stelle des Wirten entschieden, das Herz.

 

Der Körper unter ihm erschlaffte und ein dumpfes Stöhnen entwich seinem Mund. Daniel traute dem Frieden nicht und drehte den Körper unter ihm vorsichtig von der Seite auf den Rücken. Die Augen waren geöffnet und starrten stumm an ihm vorbei. Daniel ließ seinen Kopf erschöpft auf die Brust sinken. Erst jetzt merkte er das Adrenalin, das seinen Körper durchflutete. Er ließ das Messer los und betrachtete seine mit Blut verschmierte Hand. Sie zitterte. Eigentlich begann sein ganzer Körper zu zittern.

 

"Daniel?! Alles o.k.?"

 

Jacks Stimme hatte einen besorgten Unterton. Er kannte Daniel gut, Nahkampf war nicht unbedingt seine Sache. Erst durch das Stargateprogramm hatte er gelernt Waffen zu nutzen und sie auch einzusetzen. Aber leicht würde ihm das wohl nie fallen.

 

"Ich weiss nicht. Ich denke schon." Daniels Kopf hing noch immer auf seiner Brust. Jetzt blickte er auf, atmete tief durch und sah rechts über die Schulter. Lefuet lehnte blass an der Wand. Eine riesige Platzwunde zog sich über ihre Stirn und blutete stark. Wie viel Zeit war vergangen? Fünf Minuten? Daniel hatte jegliches Zeitgefühl verloren.

 

Jack kam wackelig zum stehen und sah sich nach seiner Waffe um. "Alles klar bei Euch Xaveria?" Daniel drehte den Kopf weiter. Xaveria kniete am Boden und hielt sich den Kopf. P´mav saß neben ihr und blickte sich desorientiert um.

 

Plötzlich spürte Daniel Bewegung. Ein stahlharter Griff legte sich um seinen Hals und drückte zu.  Daniel starrte in Anubis Gesicht. Seine Gesichtszüge waren vor Wut entstellt und seine Augen glühten im Zorn auf. Er hätte auf Nummer sicher gehen sollen, schoss es Daniel durch den Kopf.

 

Daniel rang nach Atem. Seine Hände versuchte verzweifelt den Griff zu lösen. Panik stieg in ihm auf. Doch der Griff war zu stark. Daniel hatte das Gefühl, seine Luftröhre würde zerquetscht, soviel Kraft lag in dieser Hand.

 

"Daniel!" Wie durch Watte nahm er den besorgten Ausruf Jacks war. Er konnte seinen Blick nicht von Anubis Augen lösen. Ein diabolisches Grinsen überzog es, als er auch seine zweite Hand hob und auf Daniels Brust legte. Die Handspange glühte kurz auf und Daniel spürte ein Stechen in seiner Brust. Wenn Anubis die Handspange vollends aktivierte war er tot. Nur kurz blitzte dieser Gedanke durch seinen Kopf. Verzweifelt versuchte er sich aus dem Griff zu befreien, als ein Knall ertönte.

 

Daniel hatte das Gefühl, sein Trommelfell würde platzen. Der Schuss hatte sich direkt hinter ihm gelöst. Auf Anubis Stirn war ein kleines Loch entstanden aus dem nun langsam Blut in die starren Augen floss. Das Leuchten erstarb, diese Wunde konnte auch der stärkste Goa´uld nicht mehr heilen. Daniel bog die verkrampfte Hand um seinen Hals auseinander, die leblos auf den Boden sank.

 

Er zog verzweifelt Sauerstoff in seine Lungen und ließ sich zurückfallen. Er wollte nur noch hier weg. Hinter ihm stand Jack mit seiner Waffe. Sein Rücken traf Jacks Beine und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Mit einem Stöhnen ging er mit Daniel zu Boden.

 

*********

 

Für den Moment sagte niemand etwas. Alle brauchten die Zeit um wieder in der Realität Fuß zu fassen. Jack fasste sich als erster wieder und versuchte es mit seinem typischen Sarkasmus. "Sie brauchen einen alten Mann nicht gleich vor Dankbarkeit von den Beinen zu holen."

 

Daniel starrte ihn an. Seine linke Hand umfasste noch immer seinen Hals, an dem sich bereits die Haut bläulich verfärbte. Er versuchte etwas zu sagen, doch er brachte nur ein Krächzen zustande. Also schwieg er lieber. Doch Daniel brauchte nichts zu sagen. Jack verstand auch so, dass er nur Danke sagen wollte. Dabei wären sie ohne Daniels Mut vermutlich längst alle tot.

 

"Gut, sehen wir zu, dass wir hier verschwinden. Wer kann noch laufen?"

 

Daniel hob müde den Arm. Jack musste schmunzeln, unverwüstlich, ihr Spacemonkey. Auch P´mav nickte ihm zu. Sie hatte sich soweit von der Zat erholt und begann bereits Xaveria auf die Beine zu helfen. Diese hielt noch immer beide Hände vor ihre Stirn, als könne sie den Schmerz einfach rausdrücken.

 

"Okay, Daniel, Sie helfen mir mit Lefuet." Jack humpelte zur Tür. "Ich denke meine Befehlsgewalt als Anubis Doppelgänger ist abgelaufen. Der Schuss dürfte bald einige Jaffa auf den Plan rufen und dafür fühle ich mich eindeutig nicht fit genug." Jack griff zum Funkgerät.

 

"Major?"

 

Es dauerte einige Sekunden bis Carter sich meldete. "Ja, Sir?"

 

"Wir wären dann abmarschbereit. Vorläufig hatten wir genug Action hier. Haben Sie einen bequemen Weg für uns? Ich meine, so ganz ohne irgendwelchen Energiewaffenstress und so..." Vermutlich würde sie jetzt wieder grinsen.

 

"Ich denke das kriegen wir hin. Sir. Wo sind Sie?"

 

"Nun ja, noch bei Anubis, allerdings wusste er unsere Gesellschaft nicht zu schätzen."

 

"Gut, Sir. Vermeiden Sie Deck 10, dort habe ich eine Ladung plaziert. Ausserdem die Energieversorgung, die Andockbuchten der Todesgleiter, die Schildgeneratoren..."

 

"Carter!!! Ich wollte eine Ablenkung, kein Mienenfeld! Woher soll ich wissen, wo ich da lang muss? Sieht doch immer alles gleich aus." Jack wollte nicht so gereizt klingen und es tat ihm auch gleich leid. Aber der angeschlagene Trupp hinter ihm hielt keine Umwege durch, mal abgesehen von seinen Rippen. Eine kurze Pause entstand.

 

"Gut, Sir. Gehen Sie drei Decks tiefer. Ich komme Ihnen entgegen, dann nehmen wir alle zusammen den Ringtransporter auf dieser Ebene."

 

"Das ist doch mal ein guter Vorschlag. Geben Sie uns ein wenig Zeit...., wir... nun wir humpeln etwas."

 

Jack hatte nicht vor Carter zu beunruhigen, aber als er sich umsah, konnte er nur den Kopf schütteln. Anubis hatte sie fast geschafft. Keiner von ihnen ging ohne Blessuren von diesem Deck. Man durfte nie den Fehler begehen, diese Schlangenköpfe zu unterschätzen.

 

Seine Seite schmerzte fürchterlich. Es war nicht das erste Mal, dass er sich ein paar Rippen brach. Dieses Gefühl kannte er zu genüge. Mit der Rechten betastete er die dicke Beule an seinem Hinterkopf, die ihn fast zu lange ausgeknockt hatte. Daniel tauchte an seiner Seite auf. Er kniete sich neben Lefuet und zog ein Verbandspäckchen aus seiner Hosentasche. "Daniel, wir müssen los."

 

"Einen Moment, Jack." Daniels Stimme war kaum mehr als ein Krächzen und er musste gleich husten. Schnell wickelte er den Verband um Lefuets Stirn und knotete ihn grob zusammen. Bei Janet wäre er damit garantiert durchgefallen, aber hier reichte es vollkommen aus. Daniel hatte auch ihre Waffen eingesammelt und reichte Jack seine Zat. Vermutlich würden sie die noch brauchen. Daniel half der Verletzten auf die Beine und begann erneut zu husten und sich an den Hals zu greifen. "Geht es?"

 

"Nur, wenn ich nicht atme, aber das wäre wohl keine gute Idee." Der bissige Kommentar zeigte Jack, dass Daniel es schon schaffen würde. "Dann sparen Sie sich zumindest das Reden, hört sich fürchterlich an."

 

"Also?" Damit setzten sie sich in Bewegung. Daniel und Jack gingen mit Lefuet voran, wobei Jack Daniel die meiste Last überlassen musste. Seine Seite nahm ihm fast die Luft zum atmen. Xaveria, gestützt von der zierlichen P´mav, folgte ihnen.

 

Kapitel 12

 

Sam schlich sich vorwärts. Sie hatte kurz mit Teal´c gesprochen. Er würde das Schiff klar machen und sie mit dem Ringtransporter herausholen. Der Funkspruch des Colonels hatte sie etwas beunruhigt. Anscheinend war dort oben nicht alles glatt gegangen. Nun mussten sie nur noch entkommen. Immer mehr Wachen rannten durch die Korridore.

 

Irgendwie wirkte alles recht unkoordiniert, als hätten sie widersprüchliche Befehle. Die meisten waren jedoch auf dem Weg zu den oberen Decks.

 

Inszwischen befand sie sich im Gang mit dem Ringtransporter. Alles war ruhig. Sie sicherte mit ihrer Waffe den Korridor, entschloss sich dann jedoch, den Ringtransporter vorsorglich auszurichten. Wer wusste schon, wie schnell sie fliehen mussten.

 

Vorsichtig spähte sie in den Gang, dann schlich sie an der Wand entlang bis zur Kontrolltafel und aktivierte sie. Zischend hob sich das Tor. Im gleichen Moment krächzte das Funkgerät.

 

"Carter! Wir brauchen Ihre Ablenkung jetzt!"

 

Die Dringlichkeit in der Stimme ihres Vorgesetzten ließ sie sofort reagieren. Sie drehte sich halb herum zu ihrem Rucksack und zog mit einem Griff die Fernzündung heraus, ohne zu sehen, was sich hinter der Tür offenbarte. Als sie wieder nach vorn blickte, gewahrte sie einen Hünen von Jaffa vor sich. Er schien nicht minder überrascht. Er trug seinen Helm nicht, so dass sie seine Überraschung sehen konnte. Aber im Gegensatz zu ihr, hielt er seine Schusswaffe feuerbereit in den Händen, während Sam die Fernzündung in der rechten Hand hielt und ihre Linke nur wenige Zentimeter neben ihrer Waffe schwebte.

 

Sie entschloss sich zum Frontalangriff. Sie wünschte sie hätte genug Zeit, die Ladungen zu zünden, doch tot wäre sie dazu sicher nicht mehr in der Lage. Daher konzentrierte sie sich vollends auf den Jaffa und schwang ihr Bein hoch. Zwar waren die Jaffa in ihren Rüstungen gut gepolstert, sie hoffte trotzdem den Krieger mit einem Tritt in seinen Solarplexus aus der Fassung zu bringen. Gleichzeitig schlug sie seine Stabwaffe zur Seite, die sich donnernd neben ihr entlud.

 

"Carter?!!!" Sie musste die Ladungen zünden. Der Colonel und Daniel waren eindeutig in Schwierigkeiten. Aus der Ferne hörte sie Waffenfeuer. Der Jaffa war von ihrer Attacke zwar überrascht, aber wenig beeindruckt. Er schwang dieWaffe zurück und traf sie schmerzhaft am Arm.

 

Die Zündung entglitt ihr und flog in den Transporterraum. Ihr Rucksack behinderte sie und auf dieser kurzen Distanz kam sie mit ihrer MP auch nicht weiter. Der Jaffa sprang sie nun wütend an und riss sie zu Boden. Sam hatte das Gefühl jeglicher Sauerstoff würde aus ihren Lungen gedrückt. Mit der linken Hand wehrte sie einen Schwinger ab, während ihre Rechte hektisch nach etwas an ihrem Bein suchte.

 

Der Jaffa holte erneut aus und ein Hieb traf sie schmerzhaft in der Seite. Übelkeit stieg in ihr auf. Gleichzeitig umschloss ihre Hand den gesuchten Gegenstand. Sie zerrte die Zat heraus und hielt sie dem Jaffa direkt unter das Gesicht. Dieser zuckte zurück, entließ sie jedoch nicht aus seiner Umklammerung.

 

Auf so kurzer Distanz war ein Schuss mehr als riskant.

 

Doch sie hatte keine Wahl. Sie zog durch und im gleichen Moment umfingen blaue Energiestrahlen das Gesicht ihres Gegners und fanden ihren Weg über seinen ganzen Körper auch zu ihr. Schmerz durchfuhr ihre Glieder. Sie spürte noch wie der Jaffa sie losließ, dann umfing sie Dunkelheit.

 

*********

 

"Carter!? Verflucht! Das gibt es doch nicht." Sie saßen fest. Ein großer Trupp Jaffa verperrte ihnen den einzigen Weg. Alle trugen Helme, so dass die Fähigkeiten der Palacer ihnen nicht viel nutzten. Daniel und P´mav lagen mit Xaveria links des Ganges in Deckung, während Jack auf der anderen Seite über der wieder bewusstlosen Lefuet stand und verzweifelt versuchte seinen Major zu erreichen.

 

Erneut schlug eine Stabwaffenentladung über seinem Kopf ein. P´mav hatte sich auf den Boden gelegt und feuerte unablässig, um die Jaffa in ihrer Deckung zu halten. Jack bewunderte die Zähigkeit der Kleinen. Daniel blickte besorgt zu ihm herüber. Der junge Wissenschaftler hatte einen Streifschuss am Bein abbekommen. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, weiterhin auf die Wachen zu feuern.

 

"Sie muss es schaffen. Sie muss. Sonst war alles umsonst." Jack neigte eigentlich nicht zu Selbstgesprächen... aber hier war definitiv niemand, der ihm zuhörte. Allein hätten Daniel und er es vielleicht geschafft, aber nicht mit den Verletzten.

 

"Teal´c! Was ist da los?"

 

"Ich weiss es nicht, O´Neill. Soll ich kommen?"

 

"Negativ! Bring das Schiff und die anderen hier heraus."

 

Erneut schlug eine Salve direkt vor ihm ein und deckte ihn mit Splittern ein. "Arghhh!" Wo steckte Carter bloss?

 

Er nahm erneut das Mikro zur Hand. "Carter!!!"

 

*********

 

"Carter!!!" Wie aus weiter Ferne schien dieser Ruf sie aus der Dunkelheit zu holen. Jack, Daniel – sie waren in Gefahr. Sie musste zu sich kommen. Sie spürte, dass sie auf der Seite lag und begann vorsichtig die Augen zu öffnen. Alles verschwamm, doch sie gab nicht auf. Vor ihr lag der Transporterraum. Verschwommen sah sie die Fernzündung auf der anderen Seite liegen. Sie musste es schaffen. Sie versuchte auf die Knie zu kommen, aber das war aussichtslos. Schwindel und Übelkeit erfassten sie.

 

Mit fahrigen Fingern öffnete sie die Schultergurte ihres Rucksackes und begann sich seitwärts in den Torraum zu rollen. Sie stoppte, als die Übelkeit sie würgen ließ. Nur noch wenige Zentimeter.

 

"Carter!!!!!!!!!!"

 

Sie streckte den Arm aus und zog das Gerät an sich heran. Mit einem Finger kippte sie alle fünf Kippschalter um, während sie gleichzeitig hinter sich ein Geräusch hörte.

 

Das ganze Schiff erzitterte, als endlich die Ladungen detonierten.

 

*********

 

Jack atmete erleichtert auf, als der Boden unter ihm erzitterte. Das ganze Schiff schien zu erbeben. Für einen kurzen Moment erstarb das Waffenfeuer. Das Schiff schien sich zur Seite zu neigen und die Lichter flackerten. Jack drehte sich verdutzt herum, als sich hinter ihm ein Schott zu Boden senkte. Na toll, nun war ihnen auch noch der Rückweg verschlossen.

 

"Jack!" Daniels krächzende Stimme lenkte seine Aufmerksamkeit wieder nach vorn. Auch bei den Jaffa hatte sich ein Schott geschlossen. Vermutlich eine Fehlfunktion. Gut gemacht, Carter. Nur zwei Jaffa waren auf dieser Seite des Schotts verblieben und sahen sich nun in der Unterzahl. Sie begannen wild zu feuern. Doch Jack konterte mit einer Handgranate. Gegen alle Jaffa hätte sie ihm nichts gebracht, so sah die Lage anders aus.

 

"Deckung!" Jack drehte sich weg und beugte sich schützend über Lefuet. Nach dem Knall herrschte bedrückende Stille in dem Gang. "Sehen wir zu, dass wir Carter finden." Damit wies er auf den letzten verbliebenen offenen Quergang.

 

*********

 

Eine Hand umfasste ihren Knöchel und zerrte sie in die Mitte des Raumes. Anscheinend hatte der Jaffa die Entladung besser als sie weggesteckt. Er hielt wütend seinen Zat in der Hand und zielte auf sie. Doch er drückte nicht ab. Stattdessen erhob er sich und forderte sie mit einer Handbewegung auf, es ihm nachzutun. Anscheinend wollte er sie gefangen nehmen.

 

Sam erhob sich langsam auf die Knie. Sie musste Zeit gewinnen. Sie spürte, dass die Bomben den gewünschten Effekt erzielten und grinste. Der Jaffa blickte sie irritiert an. Sam wusste, das Mutterschiff würde nun vermutlich antriebslos im All hängen und unwiderruflich von der Schwerkraft des Planeten angezogen werden. Das Ende war, vor allem ohne Schilde, unausweichlich.

 

Anscheinend begriff auch der Jaffa die Situation. Sein Gesicht zeigte Wut und Sam meinte in seinem Augen einen Entschluss zu sehen. Mit einem Klicken aktivierte er die Zat und richtete sie genau auf ihr Gesicht. Eine zweite Entladung in so kurzer Zeit wäre vermutlich tödlich.

 

Sie hatte keine Chance mehr. Sie konnte den Zündmechanismus nach ihm werfen, aber was sollte das bringen.

 

Blaue Blitze umschlossen plötzlich ihren Gegner und ließen ihn zu Boden sinken. Dahinter tauchte die Gestalt von Daniel auf, die Zat noch erhoben in der Hand.

 

"Daniel!" Er sah mitgenommen aus. "Danke. Wo sind die anderen?"

 

"Die sind gleich hier. Ich habe Daniel vorgeschickt. Wir dachten uns schon, dass Sie etwas Hilfe gebrauchen könnten und er war etwas fitter als ich." Damit bog Colonel O´Neill um die Ecke. Er stützte Lefuet, die benommen an seiner Seite hing. Auch Xaveria wurde gestützt. Ein junges Mädchen half ihr, vermutlich die letzte der verschleppten Palacerinnen. Alle sahen mehr als angeschlagen aus. Der Colonel hielt sich mit einer Hand die Rippen.

 

Daniel wollte zu einer Antwort ansetzen, doch O´Neill schnitt ihm das Wort ab. "Na? Wir hatten uns doch darauf geeinigt, dass Sie eine Weile den Mund halten." Daniel grinste ihn gequält an und lächelte Sam schulterzuckend an.

 

"Er hat Redeverbot. Die Stimmbänder, Sie wissen?" Damit half er Lefuet sich auf den Boden niederzulassen. Sam konnte die blauen Flecke an Daniels Hals sehen und fragte lieber nicht nach. "Carter?" Er hielt ihr die Hand entgegen, um ihr vom Boden aufzuhelfen. "Wären Sie so freundlich die Tür zu schließen? Wir haben da den ein oder anderen verärgert..."

 

"Geht klar, Sir." Erleichterung schwang in ihrer Stimme mit. Sie waren wieder zusammen. Sie bediente die Kontrollen, die Tür schloss sich zischend und ... plötzlich schüttelte es sie. Sie hielt sich an der Wand fest um den Boden nicht unter den Füßen zu verlieren. Es war ein Gefühl, als würde es sie zerreißen. Alles um sie herum war plötzlich doppelt da. Zwei erschrocken blickende Daniels und auch zwei Jacks. Sie hob ihre Hand. Sie konnte sie einfach nicht fokussieren.

 

"Carter? Großer Gott!" Und mit einem Mal war es wieder vorbei. Sie schwankte leicht. "Carter. Was ist mit Ihrer Plakette? Das war eines dieser Kaskadingsbums."

 

"Kaskadeneffekt.", kam Daniels rauhe Stimme.

 

"Meine...?" Sie sah verwirrt zu ihrer Hand. Sie war weg. Hektisch suchte sie den Boden um sich herum ab. Nichts.

 

Vielleicht draußen, als die Stabwaffe des Jaffas sie am Arm getroffen hatte. Sie drehte sich zur Tür. "Sir, sie liegt vermutlich draußen." Sie hörten alle die Geräusche vor der Tür. Die Wachen hatten ihren Fluchtweg entdeckt und versuchten sicher gerade die Tür zu öffnen.

 

"Zu spät, Carter. Xaveria, wie lange hält sie ohne Schutz durch?"

 

Die Palacerin hob den Kopf und sah Jack mit verschleierten Augen an. "Vielleicht einen Tag, vielleicht aber auch nur eine Stunde."

 

"Teal´c!"

 

"Ja, O´Neill."

 

"Wo seid ihr?"

 

"Wir befinden uns außerhalb des Mutterschiffes. Es driftet bereits in die Atmosphäre des Planeten. Ihr solltet das Schiff nun verlassen."

 

"Haben wir vor, Teal´c. Mach Dich bereit."

 

"Alle in den Ring." Sie sammelten sich alle innerhalb des Kreises. Es war eng, aber sie wussten nicht ob sie noch genug Zeit für einen weiteren Transport hatten. Jack hielt Lefuet aufrecht.

 

"In Ordnung, Carter, los." Sam aktivierte den Mechanismus und sprang zu ihnen herüber. Im gleichen Moment ereilte sie ein erneuter Kaskadenschock und ließ sie zuckend vor ihnen zusammenbrechen. Die Ringe würden sie ohne Zweifel erwischen. Daniel zögerte nicht eine Sekunde und warf sich gegen sie. Gemeinsam rutschten sie aus dem Kreis, wärend nur Zentimeter hinter Daniels Kopf die Ringe auf den Boden niedersanken. Jack konnte nicht mehr eingreifen. Das Nächste was er wahrnahm, war Roshas besorgtes Gesicht, als sie im Tel´tak auftauchten.

 

*********

 

Sam schüttelte sich unter ihm und zuckte. Daniel hatte keine Ahnung, wie sich das anfühlen musste. So schnell wie der Schockeffekt kam, war er auch schon wieder vorbei.

 

Sam sah ihn verwirrt an.

 

"Danke, Daniel. Sehen wir zu, dass wir hier wegkommen." Daniel konnte ihr nur stumm zunicken. Während er Sam hoch half, wurden die Geräusche vor der Tür lauter.

 

"Was muss ich tun, Sam?" Daniel erschrak aufs Neue vor seiner Stimme. Sie waren sich einig, dass Daniel die Kontrollen bediente, damit sie nicht wieder vor dem gleichen Problem standen.

 

Sam schleppte sich erschöpft in die Mitte der Ringe, diese Schocks raubten ihre Kraft. "Nur noch auf das grüne Licht drücken."

 

Daniel schritt zur Schalttafel. Im gleichen Moment begann sich das Tor zischend zu öffnen. Unzählige Jaffabeine tauchten auf. Daniel hechtete mit einem Schritt zur Tür und aktivierte die Ringe. Anschließend rollte er sich mit einem Sprung in den Fokus des Kreises, wo Sam ihn auffing. Daniels Blick haftete an der Tür. Dort legten die Jaffas ihre Waffen an. Ein vermutlich voreilig abgefeuerter Stabwaffenschuss schlug direkt vor Daniel ein, als sich die Ringe endlich senkten. Das vertraute helle Licht umfing sie und das Nächste was Daniel erblickte, war Jacks besorgtes Gesicht.

 

"Alles klar bei Euch?"

 

"Ja Sir, dank Daniel?"

 

Daniel fühlte wie ihm das Blut ins Gesicht stieg. Jack hielt sich noch immer die Seite. Daniel blickte herum. Der ganze Raum wirkte überfüllt. An der Wand kümmerte sich Rosha um Xaveria und Lefuet. Xaveria lächelte ihm müde zu.

 

"Was ist mit dem Mutterschiff, Sir?"

 

"Das macht sich grad zur Bruchlandung auf dem Planeten auf. Gute Arbeit, Major."

 

"Danke, Sir!"

 

Sam, Jack und Daniel standen mühsam auf und schlurften gemeinsam nach vorn zu Teal´c. Jack ließ sich stöhnend in den Kopilotensessel sinken.

 

***

 

"Bist du in Ordnung, O´Neill?"

 

"Wie man es nimmt. Mir hat´s ein paar Rippen zerdeppert, Daniels Hals ist in die Schraubzwinge geraten und Sam hat ihr Kaskadenschutzschild verbummelt. Aber alles in allem ist es doch schön, wenn ein Plan gelingt, oder?"

 

Jack war eigentlich gar nicht so heiter aufgelegt, wie er vielleicht klang. Das war knapp gewesen und noch war es nicht ganz vorbei. Er würde erst beruhigt sein, wenn sie alle wieder heil die Dimension gewechselt hatten. Er erinnerte sich noch gut an diese Kaskadeneffekte bei der anderen Sam. Sie waren immer stärker geworden. Er hoffte sie konnten rechtzeitig zurück sein um etwas dagegen zu tun.

 

"Holen wir die anderen ab und dann nichts wie weg."

 

"Das Tor wird noch immer bewacht sein." Teal´c drehte sich erstaunt zu Daniel herum.

 

"Eigentlich habe ich ihm Redeverbot erteilt, weil er sich so anhört, aber er hört ja nie auf mich."

 

Daniel grinste ihn schief an und ließ sich neben einer der Fluchtkapseln zu Boden sinken. Er sah müde aus. Jack konzentrierte sich wieder auf das vor ihnen liegende Problem. Er hoffte, dass sie die Wachen irgendwie überlisten konnten. Sam gesellte sich zu Daniel, doch bevor sie richtig saß, krampfte sie erneut und Sams Bild verschwamm vor Jacks Augen. So schlimm war es damals nie gewesen. Da war er sich sicher. "Carter." Daniel ergriff ihren Arm und versuchte sie zu halten.

 

Es war wieder vorbei. Kraftlos sank sie neben Daniel zusammen, der stützend seinen Arm um sie legte. Rosha stand neben ihnen in der Tür zum Frachtraum. "Wir müssen uns beeilen. Der Prozess ist schon weit fortgeschritten."

 

"Kannst Du ihr nicht helfen?" Jack fühlte sich hilflos und er hatte Angst seinen Major zu verlieren. Sam zu verlieren. Er sah, dass Rosha zögerte. "Versuch es bitte."

 

"Es übersteigt ihre Kräfte." Xaveria war hinter Rosha aufgetaucht und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter.

 

"Ich werde versuchen den Prozess zu verlangsamen. Aber ich weiß nicht, ob es mir gelingen wird."

 

"Bitte versuche es." Sam lag erschöpft in Daniels Armen und Jack hatte das Gefühl, an Daniels Stelle sitzen zu müssen. Doch er wusste, Sam war bei ihm gut aufgehoben. Rosha beugte sich zu ihr hinunter und begann einen Kristall aus ihrer Tasche zu ziehen.

 

"O´Neill!" Jack zwang sich seine Sorgen zurückzustellen und sich wieder auf die Gefahren für die ganze Gruppe zu konzentrieren. Je schneller er die Gruppen wieder zusammenführte, um so schneller konnten sie die Dimension verlassen. Er würde dafür sorgen, dass ihr nichts geschah.

 

"Dort hinten ist der Treffpunkt."

 

"Gut, keine Jaffas in Sicht." Jack beugte sich nach vorn um besser sehen zu können. Ein schmerzlicher Stich in der Seite erinnerte ihn an seine Rippen. Wenn dies alles vorrüber war, brauchte er erstmal Urlaub. "Lande dort in dem kleinen Wald, bei der Lichtung."

 

Kapitel 13

 

Teal´c stand mit der Hälfte des Teams aus Palacern und Tok´ra auf der anderen Seite des Portals bereit. Sie hatten sich ohne weitere Probleme zusammengefunden und waren auf dem Weg zum Dimensionsportal. Noiram hatte sie geführt, da sie den Planeten am besten kannte.

 

Der Transporter wäre zu auffällig gewesen. Insgesamt waren sie 19 Personen. Jack hatte ein ungutes Gefühl. Daniel und Sam waren in seiner Gruppe. Sam wurde von Rosha und Kes gestützt. Sie hatten bereits dreimal anhalten müssen, da sie wieder einen Kaskadenschock erlitten hatte. Engelsstaub hatte es ihm erklärt. Wenn Sam am kritischen Punkt angelangt war, würde sie einfach aufhören zu existieren. Jack hatte schon jetzt das Gefühl, dass Sam bei jedem Schockanfall mehr und mehr vor seinen Augen verschwamm.

 

Jack hatte angeboten, seine Plakette an Sam zu übergeben, doch Rosha erklärte ihm, dass sie genau für den Benutzer eingestellt waren und es Sam nichts nützen würde. Ohne das junge Mädchen, das all seine Kraft opferte, wäre es schon längst zu spät gewesen.

 

Daniel blieb immer in Sams Nähe. Das beruhigte Jack, so konnte er sich auf seine Aufgabe konzentrieren.

 

"O´Neill?"

 

"Ja, Teal´c?" Der Jaffa und seine Begleiter mussten nun genau gegenüber sein.

 

"Ich sehe fast 20 Wachen."

 

Verflucht, das hatte Jack befürchtet. Er schaute ungeduldig in den Himmel. Dort war deutlich das Mutterschiff zu sehen, das unaufhörlich auf Abydos niedersank. Die Hitze des Eintritts ließ am Himmel einen grossen Feuerball erscheinen. Auch Jack sah nun die Jaffawachen. Fast alle richteten ihren Blick gen Himmel zum Feuerball. Sie diskutierten wild durcheinander.

 

Zu viele. Aber wenn ihr Plan aufging, würde sich ihre Anzahl bald verringen. Erwartungsvoll blickte er in den dämmrigen Himmel. Ja, da war es. "Alles klar, Teal´c. Es geht los."

 

Das Tel´tak schwebte plötzlich über ihren Köpfen und sie alle duckten sich unwillkürlich. Teal´c hatte den Autopiloten des Transportschiffes dazu genutzt, es ohne Piloten hierher fliegen zu lassen. Die bereits mehr als beunruhigten Jaffa folgten mit ihren Blicken ebenfalls dem Tel´tac, das langsam an Höhe verlor und hinter einer Hügelkuppe zur Landung ansetzte.

 

Einer der Jaffa rief einigen der Männer etwas zu. Ungefähr 12 von ihnen setzten sich unverzüglich in Bewegung und verschwanden hinter dem Hügel. Der Plan funktionierte.

 

Shima, Winnie und Finn befanden sich neben ihm hinter einer Kuppe. Sie hatten sich alle mit Zats bewaffnet. Auf Tealc´s Seite standen Sajaon, Wylie und P´mav bereit.

 

Daniel passte auf den Rest auf, außerdem machte ihm das Laufen zu schaffen. Nicht, dass es Jack besser erging. Er sah sich ein letztes Mal um. Sam hing schlaff in Kes´Armen...

 

Jack wartete noch eine Minute, dann nahm er das Mikro zur Hand, während er gleichzeitig seine Zat bereit hielt. "Los, Teal´c." Sekunden später war der Raum vor dem Dimensionstor von blauen Blitzen erfüllt. Ein Jaffa nach dem anderen brach zusammen und sank auf den Boden. Nur drei hatten sich mit einem Sprung in Deckung werfen können, der Rest hatte keine Chance.

 

Jack zielte erneut. Sie mussten die drei schnell ausschalten. Jederzeit konnten die anderen Wachen zurückkehren. Er zielte und traf einen weiteren, der zuckend zusammenbrach. Die beiden anderen schossen wild in ihre Richtung.

Shima neben ihm wurde von einer Entladung getroffen und sank zu Boden. Jack zog sie in Deckung und hielt schützend seinen Körper über sie, als eine Stabwaffe den Boden neben ihnen aufspritzen lies.

 

Jack zielte erneut. Er sah wie eine Zat von der anderen Seite einen der Jaffa erwischte. Der angeschossene riss im Fallen seinen Kameraden aus der Deckung und Jack nutzte die Gelegenheit. Ein gezielter Schuss ließ auch den letzten ihrer Gegner zusammenbrechen.

 

"Alles klar. Der Weg ist frei." Jack drehte sich auffordernd zu den anderen herum, während er  gleichzeitig Teal´cs Team per Funk um Rückendeckung bat. "Macht schon."

 

Finn war bereits auf dem Weg zum Portal, um es zu aktivieren. Jack beugte sich wieder zu Shima hinab, die bereits langsam wieder zu sich kam. Sie öffnetete ihrer flatternden Lieder und er lächelte sie an. "Beim nächsten mal solltest Du den Kopf einziehen." Er half ihr sich aufzurichten und übergab sie der Fürsorge der Tok´ra JoJa/Sythazen.

 

Jack wartete, bis alle an ihm vorbei waren und auf den Transfer in die Emdol-Dimension warteten. Finn stand vor dem Portal und es dauerte nur Sekunden und das gewohnte Leuchten der Felsen öffnete ihnen den Weg zurück. Finn schritt gleich hindurch. Kes und Engelsstaub trugen Sam an das Portal heran.

 

Sie hatten vereinbart, sie zuerst zurück zu schicken. Doch noch bevor sie das Tor erreichten, kam es erneut zu einem Kaskadenversagen. Jacks Herz krampfte sich zusammen. Nicht jetzt. Sie alle hielten den Atem an und starrten zu ihr hinüber. Ihr Gesicht verblasste und verzerrte sich und es schien Jack, als wolle es nicht enden. Und dann war es vorrüber. Leblos und schlaff blieb sie in Kes und Engelsstaubs Armen hängen. Rosha eilte heran.

 

Jack atmete auf. Sie war noch hier unten ihnen und als Rosha ihm stumm zunickte, gewann er seine Fassung wieder. "Bringt sie durch. Schnell!" Kes und die Ratsfrau zögerten keine Sekunde und schritten hindurch. Gut.

 

"O´Neill. Ihr müsst Euch beeilen." Die Stimme des Jaffa riss sie alle aus ihrer Starre. Rosha folgte als nächste. Winnie stütze den humpelnden Daniel und gemeinsam durchschritten sie ebenfalls den Lichtkreis.

 

Jack wartete ungeduldig bis auch Shima und JoJa als letzte seines Teams durch das Tor gingen. Teal´c und seine Verstärkung kamen von der anderen Seite angerannt. "Alles klar, Teal´c. Ihr seid die Letzten." Teal´c bezog neben ihm Stellung. Sajaon, und Wylie verschwanden ebenfalls aus dieser Dimension, als auf der Hügelkuppe die ersten Jaffa erschienen. Sofort eröffneten sie das Feuer.

 

Nur die junge P´mav fehlte noch. Doch diese machte keine Anstalten das Tor zu durchschreiten. "Geht." Sie schob die beiden Richtung Licht. "Ich werde hinter euch das Tor für immer versiegeln." Immer näher kamen die Einschläge der Stabwaffen und Jack zögerte nicht. P´mav hatte bewiesen, wie zäh sie war. Er hatte keinen Zweifel daran, dass sie auch dies schaffen würde.

 

Jack schritt ins Licht und es sog ihn regelrecht auf. Als es ihn auf der anderen Seite ausspuckte, sah er in die erwartungsvollen Gesichter ihrer neuen Freunde. Er sah noch wie Teal´c Sam anhob und gemeinsam mit Rosha davon trug. Am liebsten wäre er mit gegangen, doch noch waren nicht alle wieder hier. Er drehte sich um und sah erwartungsvoll zurück. Das Licht begann zu flackern und plötzlich schritt P´mav aus dem Licht heraus. Sie grinste und direkt hinter ihr erlosch das Leuchten.

 

Es war vorüber.

 

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Im Stargatecenter der Yeksihw-Dimension machte sich ein Team bereit das Tor zu durchschreiten. Der General stand hinter dem Kontrollfenster des Besprechungsraumes und sah gespannt zum Tor hinab. Er hatte es gehasst diesen Job zu übernehmen. Er war kein Mensch für den Schreibtisch. Er müsste sich dort unter zum Einsatz bereit machen, nicht Major Ka.

 

Frustriert sah er zum Rest des Teams hinab. Am meisten interessierte ihn die junge Astrophysikerin Samantha Carter. Vielleicht war der Job doch nicht so schlecht. Eigentlich hatte er nach der Scheidung nicht vorgehabt in den

aktiven Dienst zurückzukehren, aber bei diesen Aussichten. Gut, sie war Wissenschaftlerin, aber bei diesen Beinen konnte man über diese kleine Unzulänglichkeit locker hinwegsehen.

 

"Sir." Etwas genervt drehte sich General O´Neill um. "Alles klar für die Mission."

 

"Das seh ich selbst." Der General machte sich auf den Weg in den Kontrollraum. Der Techniker begann den Planeten anzuwählen. O´Neill glaubte nicht, dass sie diesesmal etwas Tolles finden würden, aber dieser junge Wissenschaftler, Jackson, hatte ihn so lange genervt, dass er einfach zugestimmt hatte. Dieser Jackson eben stand direkt neben Dr. Carter. Er sah sie sich angeregt unterhalten. Sie lachte grad amüsiert auf. Wissenschaftler unter sich! Aber er beschloss das im Auge zu behalten. Diesen Archäologen würde er schon ausstechen.

 

Ein Chevron nach dem anderen rastete ein und allmählich wichen die Gespräche der Anspannung. Mit einem‚Wusch’ öffnete sich das Tor und eine Sonde setzte sich in Bewegung.

 

"Kontakt in fünf,..."

 

Jack O´Neill dachte daran gleich Sarah anzurufen... Er hatte Charlie für dieses Wochenende. Er hatte dem Jungen versprochen, ihn mit zum Angeln zu nehmen.

 

"...in vier, in drei,..."

 

Der ganze Job hier war nicht sein Ding. Er wollte eigentlich längst aussteigen, aber irgendwer da oben hatte wohl etwas dagegen. Er beobachtete weiter das Team unter ihm. Dieser Jackson nieste grad mal wieder, obwohl ihn Doc Frasier mit Antiallergika regelrecht bombardierte. Der Kerl hatte beim letzten Trip eine Höhle gefunden, voll mit diesen Zeichen. Seitdem hatte er Jack nur noch genervt. Er hatte darauf bestanden, dass Dr. Carter sich das ansah.

 

"...in zwei, in eins...."

 

Nun gut, sollte er ein bisschen in diesem Riesensandkasten herum wühlen....

 

"Sonde hat Ziel erreicht."

 

Gebannt starrte er auf den Monitor, als sich das Bild klärte. "Was...!?" Etwas Riesiges, Brennendes... Etwas..., es schien vom Himmel zu stürzen... Das Bild verschwand. "Verflucht."

 

"Sir... wir haben den Kontakt zur Sonde verloren. Wir ....Sir! Das Wurmloch destabilisiert sich."

 

Der General griff zum Mikro und sah hinunter in den Gateraum. Das blaue Licht des Ereignishorizontes begann zu wabern und erlosch plötzlich.

 

"Wiederanwahl." Er drückte den Sendeknopf. "Major Ka. Mission verschoben Dr. Carter, ich brauche Antworten.

 

Kommen Sie rauf."

 

Zehn Minuten später saßen sie im Besprechungsraum und General O´Neill fasste zusammen. "Sie glauben also, es war ein Komet?"

 

Die junge Wissenschaftlerin strich ihre langen Haare aus dem Gesicht. "Was sonst? Das wir es nicht wieder anwählen können, scheint dies zu bestätigen."

 

"Irgendwelche Optionen?"

 

Daniel Jackson räusperte sich geräuschvoll. "Doktor Jackson?"

 

"Ich konnte einige der Zeichen in der Höhle filmen und ... nun ich denke es sind Adressen."

 

"Adressen wohin?" Der junge Mann sah ihn an, als wäre er ein schwerfälliges Kind. "Zu anderen Welten."

 

Epilog

 

Jack saß in einem der Zelte, die man für sie hergerichtet hatte. Sie alle waren von Tanagra geheilt worden, auch Jacks Rippen. Nur Daniels Stimme hatte noch immer ein ziemlich krächzenden Unterton. Sam lag neben ihm auf einer Pritsche und schlief. Sie waren noch rechtzeitig hier gewesen.

 

Er hatte beschlossen hier zu warten, bis sie erwachte. Plötzlich bewegten sich die Vorhänge. Daniel und Teal´c traten ein. Der Jaffa trug ein Tablett mit sich. "Hi, Jack."

 

"Hi, was ist das?"

 

"Nun wir dachten uns Du könntest etwas zwischen die Zähne gebrauchen. Sie schläft noch immer?"

 

"Ja." Teal´c stellte das Tablett auf einem kleinen Tisch ab.

 

"Wir haben mit dem Rat gesprochen. Wenn Sam wieder fit ist, bringen sie uns zurück in unsere Dimension. Zwei Tok´ra namens Ast´ra und Jasada wird uns begleiten. Sie werden Kontakt zu den Tok´ra herstellen, da unsere Codes vermutlich mittlerweile gesperrt sind."

 

"Gute Idee. Hammond wird uns das eh nie glauben."

 

"Ähm... eine Bedingung ist, niemandem von ihnen zu erzählen. Wirklich niemandem."

 

"Na dann überlegt Euch mal eine nette Geschichte. Ihr schreibt dann den Bericht."

 

Daniel und Teal´c standen etwas verloren herum. "Ähm, nun... wir werden uns noch ein wenig umschauen."

 

"Macht das und passt auf, dass Ihr in der richtigen Dimension bleibt..." Damit verliessen sie das Zelt. Jack sah ihnen eine Weile hinterher, ganz in seinen Gedanken versunken.

 

Sie hatten es überstanden. Ja, auch Sam würde bald wieder zu sich kommen. Jack dachte nach. Dieses Volk mit all seinen fantastischen Eigenschaften war doch so verletzlich. Er hatte mittlerweile verstanden, warum sie die Goa´uld so fürchteten. Sie konnte die Augen der Symbionten ja nicht sehen. Bei den Jaffas hatten sie leichtes Spiel. Jack fragte sich woher sie wohl stammten. Sie wussten es ja selbst nicht einmal. Daniel war ganz Feuer und Flamme, mit Noiram und ihren Kolleginnen darüber zu diskutieren.

 

Die Suche der Palacer nach ihrer Geschichte würde wohl weitergehen. Aber ohne SG-1. Er hatte die Nase voll davon, immer in anderen Dimensionen aushelfen zu müssen, es hätte ihnen fast das Leben gekostet. Sie hatten Zuhause selbst genug zu tun. Aber wer wusste schon, wann sich ihre Wege wieder kreuzen würden...

 

"Sir?" Sein Kopf ruckte herum.

 

ENDE