Das Stargate, SG-I, die Goa'uld und alle anderen Charaktere, die in der Serie "STARGATE SG-I" vorkommen, zusammen mit den Namen, Titeln und der Hintergrundgeschichte unterliegen dem Copyright von MGM-UA Worldwide Television, Gekko Film Corp., Glassner/Wright Double Secret Productions und Stargate SG-I Prod. Ltd. Partnership. Diese Fanfic-Geschichte will diese Rechte nicht verletzen und dient nur zu Unterhaltungszwecken. Alle anderen Charaktere, die Idee für die Geschichte und die Geschichte selbst sind Eigentum des Autors.
Es
schien ein einfacher Job zu werden. Der Planet war wohl unbewohnt. In einer Entfernung von ca. 20 Meilen hatte das UAV eine Felsformation
gesehen, die auffällig aus der sonstigen Umgebung herausstach. Hammond hatte
den Einsatz für 0800 angesetzt, um diese genauer zu untersuchen.
Viel zu früh für Daniels
Geschmack. Er stopfte noch schnell ein paar zusätzliche Batterien für seine
Aufnahmegeräte in sein Gepäck und schloss seinen Rucksack. Er wusste schon
jetzt, welche Miene Jack ziehen würde, wenn er auf den letzten Drücker in die
Gate-Halle stürmen würde. Eine Mischung aus „typisch“ und „lernt er das
denn nie“?
Daniel warf sich den Rucksack
über die Schultern und spurtete los. Im Laufen klickte er die Schnallen fest.
Er hatte nur wenig Lust auf diesen Trip. Eigentlich hatte er zu einem Kongreß
in Boston fahren wollen. Aber dann hatte Hammond diese Mission angesetzt und das
Treffen mit seinen ehemaligen Studienkollegen war geplatzt. Es waren einige der
wenigen, die überhaupt noch mit ihm sprachen.
Er hatte fast eine Stunde mit
Harry und Anne telefoniert und sie hatten ein Treffen im nächsten Monat
ausgemacht.
*********
„Wo bleibt er denn wieder?“
Jack trat von einem Bein auf das andere. „Immer das Gleiche mit ihm, dabei
habe ich ihm zum Geburtstag einen extra lauten Wecker geschenkt.“
„Soweit ich weiß, hat er
immer drei gleichzeitig an.“ Sam musste grinsen. Daniel war eher eine
Nachteule so wie sie. Wenn er könnte, würde er jede Nacht durcharbeiten.
Im gleichen Moment stürmte
Daniel durch die Tür. „Na endlich.“ Jack drehte sich zum Kontrollraum und
hob zum Zeichen den Arm. Sofort begann der Anwahlprozess. Ein Symbol nach dem
anderen rastete ein. Jack beobachtete, wie Daniel an seiner Ausrüstung
herumnestelte. Mit dem üblichen Geräusch baute sich der Ereignishorizont auf.
Jack nickte noch einmal dem General hinter dem Kontrollfenster zu, bevor er sich
umdrehte. „Dann mal los. Abmarsch!“
*********
Sie waren seit knapp fünf
Stunden unterwegs. Sam schätzte, dass sie noch ca. eine Stunde zu marschieren
hatten. Es war ziemlich heiß hier und sie alle waren schweißgebadet. Der
Planet gefiel Sam nicht. Sie konnte nicht mal genau sagen warum. Vielleicht war
es die Stille. Außer dem leisen Säuseln des Windes war kein Laut zu hören.
„Carter, wie weit ist es
noch?“ Der Colonel war wieder mal leicht gereizt. „Noch etwa eine Stunde,
Sir.“
Als sie einen kleinen Hügel
erklommen, konnten sie zum ersten Mal einen Blick auf die Felsformationen
werfen.
Diese Felsformationen waren
offensichtlich nicht natürlichen Ursprungs, dafür waren sie zu korrekt
angeordnet. Sie blieben alle stehen und starrten den Hügel hinab.
„Was ist das?“ Sam war
genauso erstaunt wie ihre Teamkameraden. Die Felsen hatten eine rötliche Färbung,
weniger wie Kupfer, mehr wie rötlicher Sand. In der Mitte befand sich eine hohe
Felsnadel, die aus der Felsformation auffällig herausragte.
Jack nahm seine Sonnenbrille
vom Gesicht und fuhr sich durch die Haare. Dieses Ding sah einfach falsch aus.
Die mittlere Felsnadel sah aus, als würde sie jeden Moment umknicken, so dünn
war ihre Spitze. Kreisrund darum fanden sich 7 kleinere Felsen. Im Gegensatz zur
Mitte waren sie dunkel-silbrig und glänzten leicht im Sonnenlicht. Sie waren
nur halb so hoch wie der Fels in ihrer Mitte.
Jack blickte sich zu den
anderen um. „Gehe ich richtig in der Annahme, dass ihr genauso neugierig seit
wie ich? Ach und, Daniel, machen Sie den Mund zu.“ Jack konnte sein Grinsen
nicht verkneifen, als Daniel ihn überrascht ansah und etwas schief zurück lächelte.
Sam lächelte und nickte langsam. „Na dann los.“
Sie brauchten nur noch eine
Viertelstunde bis sie die Felsen erreicht hatten. Sam nahm gleich ihren Rucksack
ab, um ihre Ausrüstung auszupacken. Hastig zog sie ein Meßgerät heraus und
begann auf der Stelle die Felsen zu sondieren.
Daniel stand wie gebannt am Fuße
der Felsen. Für einen Moment schien er sich das Ganze nur ansehen zu wollen.
Jack kannte Daniel aber gut genug, um zu wissen, dass das noch nicht alles war.
Daniel zog sich seine ledernen Handschuhe aus und legte fast andächtig seine
Hand an den Fels. „AHHhhrgh!“ Ruckartig zog Daniel seine rechte Hand zurück.
„Es ist heiß!“ Er hielt sich die Hand und drehte sich mit schmerzverzerrtem
Gesicht zu Jack um.
„Sie können ja auch von
nichts die Finger lassen, Daniel.“ Jack ging zu ihm herüber und drehte
Daniels Hand. Auch er spürte nun die Wärme, die von den Felsen ausging.
Daniels Hand rötete sich bereits und er zuckte zusammen, als Jack sie berührte.
„Carter, wir brauchen die Brandsalbe.“ Erste kleine Blasen zeigten sich an
den Fingerkuppen. „Halb so wild, Daniel, aber das wird ´ne Weile weh tun.
Vielleicht sind Sie dann beim nächsten Mal etwas vorsichtiger.“ Er sah Daniel
grinsend ins Gesicht. „Obwohl ich daran ehrlich gesagt nicht glaube.“
Die nächsten 5 Minuten
versorgte Jack die Hand, während Teal´c die Umgebung sicherte und Sam weitere
Untersuchungen durchführte.
„Und Carter, was haben wir
hier?“
„Ehrlich gesagt, keine
Ahnung, Sir. Die Hitze wird durch das hohe energetische Potential im Fels
erzeugt. Aber wieso, weshalb und warum ... ich weiß es nicht.“
„O´Neill!“ Teal´c stürmte
vom Hügel hinter den Felsen. Seine Stimme verriet, dass etwas nicht stimmte und
alle reagierten entsprechend alarmiert.
„Was gibt es?“ Jack lief
auf ihn zu. „Hinter diesem Hügel befindet sich eine Transporterplattform.“
„Eine was?!“ Jack war
sichtlich überrascht. Warum sollte sich ausgerechnet hier eine
Transporterplattform befinden? Auch Daniel und Sam sahen erstaunt aus. „Hätte
das UAV die nicht entdecken müssen?“ Er drehte sich zu Sam um, doch die
zuckte nur ratlos mit den Schultern.
„Die Plattform liegt sehr
versteckt. Sieht aus, als wollte man es verbergen.“
„Gut. Carter! Sie bleiben mit
Daniel hier und versuchen rauszufinden, was es mit dem Ding hier auf sich hat.
Teal´c und ich schauen uns das noch einmal an. Seien Sie wachsam, vielleicht
sind wir hier doch nicht so allein, wie wir dachten.“
*********
Sam packte ihre Meßgeräte
wieder weg. Sie hatte eine Menge Daten gesammelt, aber trotzdem keine
brauchbaren Ergebnisse gefunden. Sie hatte keine Ahnung, was der Zweck dieser
Felsen war. Sie nahm ihre Wasserflasche und ließ sich neben Daniel auf dem
Boden nieder.
„Wie geht’s der Hand?“
Daniel krümmte vorsichtig die
Finger und sah Sam mit leicht verzerrtem Lächeln an. „Super!“
Sam grinste. „Na klar! Ne
Idee, wozu das hier gut sein könnte?“
„Nun, ich habe keine
Schriftzeichen gefunden. Keine Symbole, einfach gar nichts. Trotzdem bin ich mir
sicher, dass es einem kulturellen Zweck dient oder diente. Vielleicht eine
Versammlungs- oder Kultstätte.“ Sam bot ihm die Flasche und Daniel nahm einen
tiefen Schluck. Keiner von ihnen merkte, was sich hinter ihnen tat.
„Das einzig Seltsame, dass
ich fand, war eine kreisförmige Vertiefung am Fuße der mittleren Felsnadel.
Sie ist recht gro....“
Weiter kam Daniel nicht. Blaue
Blitze umzuckten Sam und ließen sie mit einem Aufschrei zur Seite kippen.
Daniel konnte sich gerade noch umdrehen und einen Schatten hinter sich erkennen,
bevor ihn etwas hart im Gesicht traf. Er verlor nicht gleich das Bewußtsein und
bekam noch mit, wie ihn jemand am Fuß ergriff und mit sich zog. Dann wurde es
schwarz um ihn herum.
*********
„Die Plattform scheint
bereits seit längerem nicht mehr genutzt worden zu sein.“ Teal`c strich mit
der Hand über den Boden, der mit einer dicken Dreckschicht bedeckt war.
Jack beobachtete mißtrauisch
die Umgebung. Er traute dem Frieden nicht. „Ich denke, wir brechen hier ab.
Carter hat bis wir zurück sind eine Menge Daten gesammelt und Daniel seine
Videos gedreht. Die beiden haben genug zum Auswerten.“ Jack betrachtete noch
einmal mißtrauisch die Plattform. „Die beiden können das auf der Erde
analysieren“
Damit machten sie sich auf den
Weg zurück. Jack schritt zügig voran. Es machte keinen Sinn länger hier zu
bleiben, es sei denn Sam und Daniel hätten irgend etwas neues herausgefunden.
Als sie der Hügelkuppel näher kamen hörten sie ungewöhnliche Geräusche und
Jack machte dem Jaffa gleich ein warnendes Handzeichen und duckte sich. Langsam
pirschten sie sich an die Kuppe.
„Verflucht!“ Was sie dort
zu sehen bekamen, hatten sie nicht erwartet. Jack griff zu seinem Feldstecher,
doch sah er auch so, was dort vor sich ging. Fünf Jaffa standen um Sam und
Daniel herum. Gerade beugte sich einer hinab und schien die Fesseln der beiden
zu kontrollieren. Jack nahm nun doch den Feldstecher zur Hilfe.
Sam und Daniel waren
anscheinend bewußtlos, jedenfalls hielten sie ihre Augen geschlossen. An
Daniels Wange konnte er Blut erkennen. Diese verfluchten Schlangenköpfe... Man
hatte beiden die Hände und Füße am Rücken zusammengebunden und ihnen Knebel
in den Mund gesteckt. Jack konnte keine weiteren Jaffa erkennen.
„Ich sehe keine Bewachung.“
Auch Teal´c schien dem Braten auch nicht zu trauen.
„In Ordnung. Wir umrunden sie
und versuchen, sie von der Felsformation aus zu überraschen.“
„Hältst du das für klug, O´Neill?“
„Nein.“ Er sah den Jaffa
eindringlich an. Sie wussten beide, dass dies nach einer Falle roch, doch sie
konnten Daniel und Sam auch nicht ihrem Schicksal überlassen.
*********
Sie hatten sich im großen
Bogen den Felsen genähert, ohne auf weitere Spuren zu stoßen. Vielleicht waren
es tatsächlich nur fünf. Jack umrundete vorsichtig die mittlere Felsnadel und
spähte um die Ecke. Er wusste, dass Teal´c sich von der anderen Seite auf die
Stelle zu bewegte.
Als er vorsichtig um die Ecke
sah, hielt er verdutzt in seiner Bewegung inne. Da war niemand. „Teal´c“
Jack hatte sofort zum Mikro gegriffen. „Da stimmt was nicht. Sie sind weg.“
Sie hatten die Stelle nicht die ganze Zeit in der Sicht gehabt, als sie die
Position gewechselt hatten.
„Ich sehe sie auch nicht.“
Beide traten vorsichtig hervor, stets darauf bedacht sich gegenseitig zu decken.
„Die Transporterplattform!“ Jack war so überzeugt von dem Gedanken, dass er
seine Deckung verließ und in Richtung Hügel stürmte. Sie würden vielleicht 5
Minuten brauchen. Er hoffte, sie kamen noch rechtzeitig um ihre Freunde zu
befreien. Waren sie erst mal abtransportiert, wäre ihre Spur nur schwer zu
verfolgen.
Hinter sich hörte er die
schweren Schritte des Jaffa. Er kam ins Stolpern, als er den Hügel hinauf
rannte. Als er sich gerade wieder aufrichten wollte, schlug vor ihm der Schuß
einer Stabwaffe ein und schleuderte Dreck und Gestein in sein Gesicht.
„Arghhhh.“ Er warf sich auf den Boden und versuchte, sich so klein wie möglich
zu machen. Er konnte nichts sehen. „Meine Augen.“ Er erwartete, dass um ihn
herum nun das Chaos aus Waffenfeuer losbrach, doch nichts passierte. Er rieb
sich mit dem Ärmel durchs Gesicht und blinzelte. Nur schemenhaft nahm er an der
Hügelkuppe einen Schatten war. „Teal`c, was ist los?“
Er wunderte sich, dass der
Jaffa nicht schoss. Ein weiteres Blinzeln und er erkannte den Grund dafür. Zwei
Jaffa standen dort und hielten vor sich Sam und Daniel als lebende Schilde.
Beide hatten ein Messer am Hals. Sie schienen noch immer ohne Bewußtsein zu
sein.
„Nehmt die Waffen herunter
und eure Freunde werden etwas länger leben.“ Um seine Drohung zu
unterstreichen, zog der linke von ihnen, Daniel an seinen Fesseln in die Höhe
und rammte ihm sein Knie in den Magen. Daniel stöhnte leise auf.
„Hey,
hey, langsam. Ist
ja schon gut.“ Jack legte vorsichtig seine Waffe vor sich ab. Er kniete noch
immer. Er hörte, wie auch Teal`c hinter ihm seine Stabwaffe fallen ließ.
Kaum war dies geschehen, traten
die weiteren Jaffa hervor und packten O`Neill und Teal`c und brachten sie mit
ihren Freunden zurück in die Senke mit den Felsen. Jack wurde grob gepackt und
seine Arme wurden ihm schmerzhaft auf den Rücken gedreht. Er spürte, wie sie
ihm Fesseln anlegten und festzurrten. Teal´c erhielt die gleiche Behandlung.
Sam und Daniel hatte man direkt
neben ihnen auf den Boden fallen lassen. Sam begann sich langsam zu drehen. Sie
schien das Bewußtsein wieder zu erlangen. Die Wachen ließen sie einfach liegen
und hatten ihnen keine Knebel verpasst.
„Carter, Carter? Können Sie
mich hören?“ Jack fluchte innerlich. Sie hatten sich wie Anfänger
angestellt. „Teal’c, wer sind diese Kerle?“
„Sie gehören zu Beset.“
„Wer soll das denn sein?“
„Sie ist nur eine schwache
Goa´uld. Aber sie steht unter dem Schutz von Anubis.“
„Schweige, Schol´va!“ Ein
Fußtritt traf den Jaffa in der Seite. „Unsere Göttin wird sich über diesen
Fang freuen. Anubis wird sie reich belohnen.“
„Woher wusstet ihr, dass wir
hier sind?“ Jack stellte sich diese Frage schon die ganze Zeit.
„Wir haben nicht euch
gesucht. Ihr seid nicht die Einzigen, die Anubis verärgert haben.“
Damit drehte sich die Wache
wieder um. Daniel begann sich derweil auch wieder zu rühren. Leise stöhnend krümmte
er sich.
„Daniel? Alles in Ordnung?“
Jack wusste, dass es nicht so war. Aber er nahm trotz allem beruhigt zur
Kenntnis, wie Daniel sich darauf konzentrierte, leicht zu nicken. Er hatte
scheinbar Probleme mit der Atmung. Beide hatten einen stramm sitzenden Knebel
verpasst bekommen und Jack sah mit Sorge, dass Daniels linke Gesichtsseite immer
mehr anschwoll.
Die Jaffa schienen heftig zu
diskutieren. Dann drehte sich einer von ihnen abrupt um und rannte im
Laufschritt in Richtung Stargate. Entweder um Verstärkung zu holen oder zu
einem versteckten Gleiter zu gelangen. Die Gefangenen wurden von den anderen
ignoriert.
Daniels Atem ging immer
schwerer. „Ruhig, Daniel. Langsam atmen, ganz langsam.“ Bei den letzten
beiden Worten war Jacks Stimme immer leiser geworden. Er versuchte, Daniel damit
zu beruhigen. Doch Daniels Augen weiteten sich immer mehr und Schweißperlen
standen auf seiner Stirn. Als Daniels Augen anfingen, sich nach oben zu
verdrehen, fluchte Jack lauthals. Sams Augen drückten die gleiche Sorge aus.
„Daniel!“
„He, ihr verdammten
Schlangenköpfe, macht ihm den Knebel ab!“ Jacks Stimme schnappte vor Wut
beinahe über. „Er erstickt.“
Der Anführer der Gruppe kam zu
ihnen rüber und bei seinem selbstgefälligen Grinsen packte Jack erst recht die
Wut. „Wenn ihr uns umbringen wollt, dann...“
Weiter kam er nicht. Der Jaffa
trat ihm brutal in den Bauch. „Arrrggghh!“ Der Jaffa blieb über ihm stehen.
„Schweige, Mensch!“ Jack
starrte ihn wütend an. Ein Blick zur Seite zeigte ihm, dass Daniel kurz vorm
Kollaps stand.
„Nein!!!“ Er konnte dies
nicht zulassen, er konnte nicht zulassen, dass Daniel hier elendig erstickte.
Ein weiterer Tritt traf schmerzhaft seine Rippen und ließ ihn zusammenzucken
und seine Augen schließen.
Jack erwartete weitere Tritte,
doch nichts passierte. Als er die Augen öffnete, sah er dass der Jaffa sich
umgewandt hatte und starr in der Gegend stand. Irritiert sah er zu Teal’c und
Sam hinüber, die ebenfalls in die gleiche Richtung starrten. Jack versuchte, an
dem Jaffa vorbei zu schauen. Er hörte ein statisches Knistern.
„Was ist denn jetzt los? Kannst du blö...“ Ein Brausen und Tosen erhob sich
und Jack registrierte, dass es aus Richtung der Felsnadeln kam. In diesem Moment
trat der Jaffa zur Seite und stolperte verwirrt zu seinen Kameraden zurück.
Panik stand in ihren Augen. Jack riss nun ebenfalls seine Augen auf.
Die äußeren Felsen begannen
zu glühen und statische Energie abzugeben. Die meisten Blitze zuckten zur
mittleren Spitze, einige schlugen im Umfeld ein. Nun begann auch die innere
Felsnadel leicht zu strahlen. Ein sanftes Rot legte sich über die ganze Szene.
Fast im gleichen Moment fuhr ein leuchtender rötlicher Strahl in die Felsnadel.
Nur für einen kurzen Augenblick, bevor er wieder erlosch.
Stille stand nun über der
Senke. Nur das leise Röcheln Daniels war zu hören. Daniel! Jack sah
erschrocken zu dem jungen Wissenschaftler. Sein Blick wanderte von Daniel zu den
Felsen und verblüfft sah er, wie die von ihnen entdeckte Vertiefung im Fels zu
verschwimmen und zu leuchten begann. Das Licht ließ ihn die Augen
zusammenkneifen. Als das Licht nachließ und er die Augen öffnete, sah er den
Schatten einer schlanken zierlichen jungen Frau vor dem Licht.
*********
Langsam trat die junge Frau aus
dem Lichtkreis und aus dem Steinkreis hervor. Ihre Schritte waren geschmeidig
und grazil. Sie trug ein wehendes, weißes Gewand, dass ihre gute Figur sanft
umspielte.
Sie blieb direkt vor Daniel
stehen und beugte sich zu ihm hinab. Die Jaffa schienen sie überhaupt nicht zu
kümmern. Sanft legte sie ihre Hand um Daniels Kopf und erlöste den jungen
Wissenschaftler von dem Knebel. Daniel sog keuchend die Luft ein und krampfte
sich in einem starken Hustenanfall zusammen.
Die junge Frau kniete sich vor
Daniel hin und legte beruhigend ihre Hand an seine Wange und zwang ihn so, ihr
in die Augen zu sehen. Daniel beruhigte sich schlagartig. Wie gebannt starrte er
in ihre Augen. Seine Freunde betrachteten die ganze Szene fasziniert.
Jack wollte sie gerade
ansprechen, als sie sich erhob und ihm den Rücken kehrte. Sie marschierte stolz
und erhaben auf die zur Salzsäule erstarrten Jaffa zu. In der Hand hielt sie
noch immer Daniels blutigen Knebel. Sie hob ihn in Augenhöhe und stimmte einen
leisen Singsang an. Die Jaffa griffen sich plötzlich an die Kehle und rissen
ihre Augen auf.
Sie schienen keine Luft zu
bekommen und sanken auf die Knie. Das ganze Schauspiel dauerte nur eine Minute,
dann lagen die vier Jaffa bewußtlos auf dem Boden. Lächelnd drehte sich die
junge Frau zum SG1 Team herum.
Sie beugte sich hinab und löste
Jacks Fesseln. Jack rieb sich die Handgelenke und konnte sich nicht mehr zurück
halten.
„Wer bist du?“ Jack machte
sich daran, Sams Fesseln zu lösen.
„Mein Name ist Finn!“
Jack löste Sams Knebel.
„Alles in Ordnung, Carter?“
„Ja.“ Sie rieb sich die
Handgelenke und befeuchtete ihre Lippen. Dann rutschte sie zu Daniel und Finn
herüber. Sie stützte Daniels Rücken von hinten, als er sich aufsetzte und den
Kopf hielt. Jack befreite in dieser Zeit Teal´c von seinen Fesseln.
„Woher kommst du, Finn?“
Sam sah ihr neugierig entgegen. „Und wie hast du das gemacht?“ Sie deutete
zu den am Boden liegenden Jaffa. Doch Finn gab keine Antwort. Sam war fasziniert
von dieser Frau, von ihrer Art, ihrem Erscheinen, ihrem Aussehen. Eine Aura der
Selbstsicherheit und Ruhe umgab sie, gleichzeitig wirkte sie jungendlich
unverbraucht.
„Wir reden später. Es werden
mehr kommen, ich bringe euch fort von hier.“
„Alles klar, soll uns recht
sein.“ Jack war hinzugetreten und half Daniel auf, der noch immer etwas
wackelig auf den Beinen war. Jack vermutete eine leichte Gehirnerschütterung,
doch sie hatten keine Wahl. Teal´c sicherte die Senke, während Sam den jungen
Wissenschaftler von der anderen Seite stützte „Und wohin soll’s gehen? Ich
meine, das Gate wird in Kürze vor Jaffa wimmeln und die alte Plattform
dahinten.... nun ... wohin geht die Reise?“
Jack war misstrauisch. Sie
schickten sich an, dieser Frau blind zu vertrauen. Das widerstrebte ihm.
Andererseits hatte sie das Team gerettet und außerdem war es nicht ratsam, hier
lange zu verweilen.
„Wir gehen zu meinem Volk.“
Damit wies sie mit der Hand auf die erleuchtete Fläche am Fuße der Felsnadel.
„Ähm, und das hältst du für
´ne gute Idee? Wurmlöcher sind ja o.K., aber das Ding...“
„Ihr braucht euch keine
Sorgen machen. Es wird eine weite und doch kurze Reise zugleich. Dort wartet
mein Volk und eure Wunden werden versorgt werden. Ich bin keine Heilerin. Ich
bin eine Kämpferin.“
Sam war recht erstaunt. Eine Kämpferin.
Das passte irgendwie nicht zu der zierlichen Person vor ihnen. Sie trug auch
keine Waffen.
„Kommt.“ Finn ging voraus
und Jack und Sam sahen sich an. Als Sam still nickte war die Sache klar. Sie würden
ihr folgen.
„Teal´c, wir ziehen ab.“
Jack und Sam griffen Daniel unter den Arm. „Kommen Sie, Daniel.“
Als sie vor dem Portal standen,
streckte Finn ihre Arme in den Himmel und stimmte erneut diesen Singsang an, der
schon die Jaffa aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Das Portal erstrahlte
wieder und dieses Mal entsprang der rötliche Strahl der Felsnadel. Finn drehte
sich um.
„Folgt mir, einer nach dem
anderen. Ich werde euch auf der anderen Seite erwarten. Ihr seid diese Form des
Reisens nicht gewohnt. Ihr werdet euch anschließend unwohl fühlen, doch man
wird euch gleich helfen.“ Damit wandte sie sich um und betrat das Portal. Ein
Aufleuchten und sie war fort.
„Ähm, unwohl fühlen? Also
ich weiß nicht, ob das wirklich eine so gute Idee ist. Wir kennen sie schließlich
kaum.“ Jack hatte schon immer eine Antipathie gegen solche Sachen gehabt.
„Ich denke, diese Wahl ist
gut, O`Neill. Die Jaffa von Beset kommen bereits wieder zu sich.“
„Also gut.“ Damit trat auch
er in den Lichtkreis. Ihm folgten Daniel, Sam und zuletzt Teal´c. Kaum waren
sie fort, erlosch das Strahlen der Felsen. Die Jaffa versuchten zwar noch, das
Portal zu erreichen, doch sie verbrannten sich nur die Finger am Fels.
Kapitel
2
Daniel
wusste nicht, was mit ihm geschah. Zwar hatte er in den letzten Minuten auf dem Planeten wieder halbwegs mitbekommen
was geschah, aber ihm war die ganze Zeit schwindelig gewesen. Und schlecht. Als
er endlich wieder Luft bekommen hatte, waren ihm die Schmerzen in seinem Gesicht
wieder bewusster geworden. Es tat höllisch weh. Seine Hand auch.
Und dann hatte er in ihre Augen
gesehen. Und die Schmerzen waren weg. Er wusste nicht wieso, wusste nicht was
sie damit zu tun hatte, aber er versank in diesen Augen. Tiefblau und
kristallklar, wie ein Bergsee. Und nun war er in dieses Licht gegangen. Es war
nicht wie beim Stargate. Es tat weh.
Er hatte das Gefühl,
auseinandergerissen und gleichzeitig zerquetscht zu werden. Es wurde rot um ihn,
dann schwarz und am Ende raste er auf ein Licht zu. Grell und schmerzhaft. Und
dann war es vorbei. Vor ihm krümmte sich Jack am Boden und auch ihm wurden die
Knie weich. Übelkeit stieg in ihm auf und Schweiß bildete sich auf seiner
Stirn. Hinter sich hörte er Sam und Teal´c eintreffen und zu Boden sinken.
Als er wieder hochblickte, sah
er Finn vor sich stehen. „Bleib liegen. Hilfe ist unterwegs.“ Hinter Finn öffnete
sich ein großer Raum, alles war in gedämpftes, rötliches Licht getaucht. Und
plötzlich schimmerte die Luft hinter ihr. Fünf Schemen materialisierten sich.
Alle trugen helle, edle und
luftige Kleidung. Wie die von Finn bewegte sie sich bei jeder Bewegung mit. Sie
hielten jeder einen Kristall in den Händen, der ein warmes Licht ausstrahlte.
Eine Frau trat hervor, langes
blondes Haar fiel über ihre Schultern. Sie berührte Finn leicht an der
Schulter. „Sind sie das?“
„Ja, Xaveria! Sie sind
verletzt und der Transfer hat ihnen geschadet. Wir müssen sie zur Heilerin
bringen.“
„Gut, wir dürfen keine Zeit
verlieren. OneLie und Ghani, ihr kümmert euch um die Frau. Finn, du hilfst
ihm.“ Damit wies sie auf Daniel. „Winnie und Shima, ihr helft ihrem Anführer.“
Damit half sie Finn, Daniel aufzurichten. Daniel wunderte sich. Was war mit Teal´c?
Doch als er sich umsah, war der Jaffa bereits wieder auf den Beinen. Manchmal
war so ein Symbiont schon praktisch.
Von jeweils zwei Frauen gestützt,
geleitete man sie in die Mitte des Raumes. Daniel hatte weiche Knie und sank
immer wieder zusammen. Finn und, wie hatte ihre Retterin sie genannt – Xaveria
– waren stärker als angenommen. Trotz ihres eher zarten Körperbaus hielten
sie ihn mühelos. Auch Jack und Sam wurden eher getragen als gestützt. Teal´cs
Gang war noch etwas wackelig. Plötzlich wurden sie wieder in weiches Licht
getaucht.
Als es verblasste befanden sie
sich in einem Raum mit Betten. Auch hier war der Raum von indirektem Licht erfüllt,
das ihm eine warme Atmosphäre gab. Eigentlich sahen diese Betten eher aus wie
Tische mit einer weichen Oberfläche. Daniel wurde an das erste geführt. Während
sich Xaveria gleich abwandte und den Raum verließ, half Finn ihm auf das Bett.
Daniel sank nach hinten und Finn beugte sich über ihn. „Schließe deine
Augen, Daniel. Das hilft gegen die Übelkeit und den Kopfschmerz. Du musst
entspannen.“
Daniel schloss die Augen. Finn
hatte recht, er wurde ruhiger und die Übelkeit ließ fast augenblicklich nach.
Es war ein seltsames Gefühl. Er spürte, dass irgendwas mit ihm nicht stimmte.
Er öffnete die Augen. Finn war nicht mehr neben ihm. Irritiert sah er nach
rechts und entdeckte sie einige Meter entfernt. Sie sprach mit Teal´c. Sein
Kopf wanderte nach links. Neben ihm lag Sam.
Ihr Gesicht war kalkweiß und
auch ihre Augen waren geschlossen. Neben ihr stand eine der Frauen und strich
ihr sanft mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn. Sie sah Daniels Blick und lächelte.
OneLie, ja, er war sich fast sicher. Wer waren sie nur ? Sie hatten etwas an
sich, er konnte es nicht beschreiben.
Jack lag vermutlich ein Bett
weiter. An seinem Lager stand niemand. Vermutlich waren sie gegangen als er für
den Moment die Augen geschlossen hatte. Plötzlich drehte sich alles. Sein Kopf
wanderte erneut nach rechts. Schatten kamen durch die Pforten. Ihm war
schwindelig. Die Augen schließen hatte sie gesagt... dann wurde es dunkel. Wie
durch Watte nahm er neue Stimmen wahr.
*********
Finn hätte dies nicht tun
sollen. Ihr Geheimnis war nun in Gefahr. Eines der am besten gehüteten des
Universums. Ihr Volk mußte im Verborgenen leben, zu gering war ihre Anzahl. Und
nun hatte Finn diese Menschen hierher gebracht. Und einen Jaffa.
Tanagra betrat in Begleitung
ihrer Helfer und der Kämpferin Xaveria den Raum. OneLie stand bei der jungen
Frau und versorgte sie. Der junge Mann auf dem ersten Lager sah zu ihnen herüber,
doch dann schlossen sich seine Augen, ohne zu verstehen was er sah.
„Finn, wie konntest du sie
holen? Du gefährdest uns alle.“
„Verzeih, Heilerin. Ich sah
das Geschehen im Spiegel. Sie waren in Not und wir hatten die Möglichkeit zu
helfen.“
„Aber sie sind von Tau´ri,
keine Wissenden.“
„Aber wir wissen viel über
sie. Sie sind gut. Jung und nicht immer weise, aber gut.“ Finn ereiferte sich
und Teal´c neben ihr zog verwundert die Augenbraue hoch. Er hatte vor langer
Zeit gelernt, zu warten bis seine Zeit kommt. Und so schwieg er auch jetzt.
„Tanagra. Sie hat recht. Die
Zeit ist reif. Unsere Freunde haben uns oft von ihnen berichtet. Und ihre
Berichte waren positiv.“ Xaveria mischte sich mit leiser Stimme in diese
Diskussion ein. „Sie müssen leben. Denke an die Worte Minnesoas.“
Die Heilerin schwieg für einen
Moment. „Doch Finn war nicht berechtigt zu diesem Entschluss. Sie hat ihr Volk
ohne zu fragen in eine ungewisse Zukunft gestürzt.“
„Verzeih meine eigenmächtige
Handlung, Ratsherrin. Ich meinte, das Richtige zu tun.“
Tanagra würdigte sie noch
eines ungehaltenen Blickes und nickte dann. Damit wandte sie sich Teal´c zu.
„Deinen Freunden wird geholfen werden.“ Mit einem Wink rief sie ihre Helfer
heran. „Rosha, Alluju – richtet die Kristallfelder aus. Wir müssen ihre Körper
wieder in Einklang mit der Realität bringen.“
„Und nun zu dir, Jaffa. Du dürftest
keine körperlichen Beeinträchtigungen spüren.“
„Mein Symbiont scheint mich
zu schützen.“
„Du bist der erste Jaffa, der
den Lichtkanal bereist. Wir haben keine Erfahrung, wie es sich auf dich
auswirkt.“
„Was ist mit meinen
Freunden?“
„Ihre Körper vertragen den
Transfer nicht. Ihre Zellen sind durcheinander geraten. Wir müssen sie wieder
ausrichten. Es dauert nicht lang.“ Sie trat an Daniels Bett und entnahm ihrer
Tasche einen Kristallstab von ungefähr 20 cm Länge und hielt ihn über Daniels
Körper. Alluju und Rosha taten es ihr bei Sam und Jack gleich.
Teal´cs Freunde sahen schlecht
aus. Ihre Gesichter waren blaß und von Schweiß bedeckt und ihre Hände
zitterten neben ihren Körpern. Außer den Heilern traten nun alle an den Rand
des Raumes und Teal´c folgte ihrem Beispiel.
Tanagra und ihre Helferinnen
senkten die Köpfe und begannen zu summen, ganz leise. Ein schimmerndes Licht
breitete sich in Wellen über die Körper seiner Freunde aus und hüllte sie
ein. Es erinnerte ihn an das Licht auf P4X-347, dem Lustpalast der Goa´uld. Es
übte eine ähnliche Faszination auf ihn aus. Der Prozess dauerte lange, länger
als er erwartet hatte und er schien den Heilerinnen Kraft zu kosten. Tanagras Hände
begannen zu zittern und Schweiß stand auf ihrer Stirn.
Finn, die bisher an seiner
Seite gestanden hatte, trat neben sie und streckte ihre Hand ebenfalls zum
Kristall aus.
*********
Jack hatte Kopfschmerzen.
Zumindest war es das Erste, was er registrierte. Er hielt die Augen geschlossen
und versuchte sich zu erinnern... Finn und der Transfer. Er war
zusammengebrochen. Er sollte wohl besser die Augen öffnen, wenn er mehr
erfahren wollte.
Das Erste, was er sah, war ein
Licht über ihm. Es war sanft und indirekt. So sehr er sich auch bemühte, er
konnte keine Lichtquelle identifizieren. Es war still hier.
„O´Neill. Wie fühlst du
dich?“ Teal´c trat in seinen Sichtkreis.
„Hey Kumpel. Ähm, wie nach
10 Bier. Was ist passiert? Wo sind Carter und Daniel?“
„Sie schlafen noch.“
„Wie lange war ich weg?“
„Sechs Stunden. Dein Körper
mußte sich erholen.“
„Hilf mir auf.“ Jack drückte
sich hoch und mit der Hilfe des Jaffa schaffte er es, sich auf die Kante zu
setzen, auch wenn sich der Raum noch ein wenig zu drehen schien. „Wo sind denn
unsere starken Retterinnen geblieben?“
„Sie beraten sich.“
„Worüber?“
„Unser Schicksal.“
„Na toll, ich neige
allerdings dazu, mein Schicksal selbst zu bestimmen. Wer sind die denn überhaupt?“
Jack hasste es, wenn er keinen Einfluß auf das Geschehen hatte. Als Anführer
eines Teams musste er jederzeit die Kontrolle behalten...
„Sie haben mir ihre Namen
genannt, aber nicht den Namen ihres Volkes.“ Teal´c hatte versucht, sie
danach zu fragen, hatte aber keinen Erfolg gehabt. „Sie scheinen viel über
uns zu wissen.“
„Woher? Sind das Hellseher
oder was?“
„Sie sprachen von Verbündeten,
die für uns Fürsprache gehalten haben.“ Jack verstand gar nichts mehr.
„Lass uns Carter und Daniel
wecken.“ Damit stellte er sich auf die Füße und war für einen Moment nicht
sicher, ob dies eine gute Idee gewesen war. „Wow.“ Doch dann verschwanden
die Schwindelgefühle genauso schnell wie sie gekommen waren.
Auch Sam war bereits wach. Sie
hatte ihnen zugehört und öffnete die Augen als Jack an ihre Liege trat. Teal´c
sah derweil nach Daniel. „Hi, Carter? Alles klar?“
„Ich denke schon. Helfen Sie
mir auf?“
„Klar.“ Sam saß auf der
Kante und blickte zu Daniel, der sich ebenfalls aufrichtete. Sein Gesicht sah
besser aus. Zwar war die Rißwunde auf seiner Wange noch da, doch eine dünne
Schicht bläulicher Salbe bedeckte sie und die Schwellung war verschwunden.
Vorsichtig betastete Daniel seine Wange.
„Was ist mit Ihrer Hand?“
Daniel bewegte sie zuerst vorsichtig, dann mit mehr Zuversicht.
„Sie wurde von den Fähigen
geheilt, genauso wie der Rest von euch.“ Alle vier drehten überrascht die Köpfe.
Eine Tür hatte sich geöffnet und in ihrem Rahmen stand eine Gestalt.
„Ähm. Hi. Also wir würden
gerne wissen, wo wir hier sind.“ Jack holte einmal mit der Hand aus. „Ich
meine, dieser Laden hier ist echt beeindruckend, aber...“
„Schweige! Ich wurde
beauftragt, euch zum Rat zu führen.“ Sie senkte kurz den Kopf und Jack hätte
schwören können, gleich die verzerrte Stimme eines Tok´ra zu hören. Was ihn
am meisten erschreckte, war die Tatsache, dass er damit recht hatte. „Ich bin
Sythazen von den Tok´ra. Verzeiht meiner Wirtin JoJa. Sie ist noch nie einem
Tau´ri begegnet. Wir weilen schon seit einiger Zeit bei unseren Verbündeten.“
„Verbündete?“ Jack konnte
es nicht fassen. Dass diese Tok´ra aber auch nie mit offenen Karten spielen
konnten. „Meint ihr nicht, ihr hättet uns mal etwas davon erzählen können?“
„Dieses Volk ist sehr scheu.
Folgt mir nun.“ Damit wandte sich die Frau um und ging hinaus. Sie trug keine
normale Tok´ra-Kleidung, sondern ein wehendes Gewand und, so mußte sich auch
Jack eingestehen, sie war wunderschön.
„Na dann mal los. Ich platze
vor Neugier.“
„Jack, halten Sie sich etwas
zurück.“ Daniel hielt Jack am Arm und blickte ihm eindringlich in die Augen.
Er wusste, die Botschaft war angekommen, auch wenn Jack nach Außen ein anderes
Bild zeigte.
„Wegen der Tok´ra?“
„Nein, nicht wegen der Tok´ra.“
Damit ließ er Jack los, der sich gleich durch die Tür begab.
*********
JoJa führte sie durch eine große
Halle und bog dann in einen langen Tunnel ein. Sie schritt zügig aus und der
weiche Stoff ihres Kleides umspielte ihre Beine. Sie sah wirklich sehr schön
aus. Jack konnte nicht anders als ihre langen Beine zu bewundern. Er legte den
Kopf schief. Im gleichen Moment trat ihm von hinten jemand in die Hacken und er
geriet ins Straucheln. „Autsch, passt doch au....“
„Verzeihung, Sir!“
Jack blickte sich überrascht
um. War nicht eben noch Daniel hinter ihm gewesen? Sam grinste ihn breit an,
kein bisschen entschuldigend. Da steckte die pure Absicht dahinter. Da er sich
nicht sicher war, wie blöd er aus der Wäsche guckte, drehte er sich lieber
wieder um. Und als wäre das alles nicht genug, wäre er beinahe in JoJa hinein
gerannt, die stehen geblieben war und sich zu ihnen umdrehte.
„Ups.“ Er konnte sich
gerade noch abfangen, obwohl eine Kollision mit ihr vielleicht auch nicht so übel
gewesen wäre. Aber dann hätte er vermutlich wieder ein Bein zwischen die Füße
bekommen.
„Ich möchte euch warnen.“
Es war JoJa, die jetzt sprach und ihre Stimme klang so ganz anders als die ihres
Symbionten. Sie war zart und weich und für eine Frau ungewohnt tief. „Sie
sind ein sehr scheues Volk und sehr mächtig. Seid vorsichtig mit dem, was ihr
sagt.“
Sam schob sich nach vorn.
„Wie heißt dieses Volk und wo sind wir?“
„Sie nennen sich das Volk der
Palacer. Sie sind ein sehr altes Volk und das Bündnis zwischen uns ist so alt
wie es die Tok´ra sind.“
„Und was passiert jetzt?“
„Ich weiß es nicht, die
Palacer legen viel Wert auf Geheimhaltung. Kaum einem Volk in diesem Universum
ist ihre Existenz bekannt.“
„Und warum?“ Daniel hing
regelrecht fasziniert an JoJas Lippen. Doch die Wirtin schwieg, statt dessen
senkte sie den Kopf und überließ es dem Symbionten, darauf zu antworten.
„Ich darf es euch nicht sagen. Auch ich muss mich den Wünschen des Rates
beugen. Folgt mir.“
Kapitel
3
Die Tok´ra führte sie durch
eine Pforte. Als sie die Tür öffnete, offenbarte sich ihnen das Wunderbarste,
das ihnen je vor die Augen gekommen war. Jedenfalls konnte sich Daniel nicht
erinnern, je so etwas gesehen zu haben.
Der Saal war rund und durchmaß
bestimmt 50 Meter. Seine Wände waren von wehenden Tüchern verhüllt. Die Tücher
boten ein breites Spektrum an Rot- und Orangetönen. Ein bißchen erinnerte es
ihn an die Farben in einem buddhistischen Tempel. Lichtquellen hinter den Tüchern
ließen die Farben atemberaubend intensiv leuchten.
„Wow.“ Auch Jack und der
Rest des Teams stand mit offenem Mund am Eingang des Saals. Doch Jacks Ausruf
galt eher der Decke. Vielmehr dem Nicht-Vorhanden-Sein einer solchen.
Lichtstrahlen durchzogen den oberen Teil des Raumes. Auch hier herrschten Rottöne
vor. Die Decke des Raumes verlief sich irgendwann in heller Unendlichkeit, nur
ab und zu von einem Lichtstrahl durchzogen.
Sythazen, bzw. JoJa, gab ihnen
mit einer Handbewegung zu verstehen, weiter vor zu treten. Der Raum wurde an
einer Seite von Tüchern geteilt. Als sie vor dem Vorhang standen, wurde er
angehoben und Daniel sah ein Podest mit vielen Kissen und Tüchern. Dort saßen
5 Personen und blickten ihnen erwartungsvoll entgegen.
„Tretet näher.“ Tanagra
erhob sich und wies auf eine Kissengruppe, die ihnen gegenüber lag. Daniel
nickte ihr dankend zu. Er überließ Sam den Vortritt und ließ sich dann auf
ein großes grünes Kissen nieder. Zu seiner Rechten saß Sam und links von ihm
nahmen Jack und Teal´c Platz. Die Tok´ra blieb an ihrer Seite stehen.
„Ich freue mich, dass ihr
euch wieder erholt habt.“ Auch Tanagra nahm wieder ihren Platz ein.
„Dank eurer guten
Betreuung.“ Daniel wollte versuchen, gleich zu Anfang das Eis zu brechen. Dies
waren eindeutig die Führerinnen dieses Volkes. Sie strahlten Souveränität,
Ruhe und Erhabenheit aus. Ihre Aura war gewaltig. Daniel sah mit einem
Seitenblick, dass auch Jack sich dieser Aura nicht entziehen konnte. Daniel
meinte, eine Menge Respekt in den Augen seines Freundes zu entdecken. Er wandte
seine Aufmerksamkeit wieder den fünf Personen vor sich zu. „Ohne eure Hilfe wären
wir vielleicht bereits tot.“
Ganz links saß eine Frau in
blauen Gewändern. Ein schwarzer Stirnreif mit einem Edelstein in der Mitte
zierte sie. Sie erhob mit einer langsamen Bewegung die Arme und klatschte einmal
laut in die Hände.
Zwei junge Mädchen betraten
den Saal und hielten vier Tabletts in der Hand. Sie beeilten sich, diese vor den
Tau´ri und dem Jaffa abzustellen. „Danke Antares.“ Sie nickte auch der
zweiten jungen Frau dankend zu.
„Greift zu und esst und
trinkt. Eure Körper brauchen Energie.“ Tanagra nickte ihnen aufmunternd zu.
„Es ist sicher für euch genießbar.“
Daniel versuchte eine der
kleinen Früchte. Sie sah aus wie eine grün-gelbe Erdbeere und schmeckte süß-säuerlich.
Auch Sam und Jack aßen. Es war ein wenig, als hinge ihr Leben davon ab, Nahrung
aufzunehmen. Eigentlich hatten sie viele Fragen, aber dies war nebensächlich für
den Moment.
Doch dann ergriff Tanagra
wieder das Wort. „Ihr habt sicherlich viele Fragen. Wir können sie euch nicht
alle beantworten. Doch wir haben uns beraten, auch mit Sythazen, der Vertreterin
unserer gemeinsamen Freunde.“
Daniel legte die Frucht, die er
bereits zum Mund geführt hatte, wieder zurück. Jack murmelte sich irgend etwas
in den Bart. Es klang ein wenig wie `Und so was nennt sich Freunde. Elende
Heimlichtuerei.` Jacks Antipathie den Tok´ra gegenüber war allgemein bekannt.
Daniel hoffte nur, er riss sich zusammen.
„Wir nennen uns die Palacer
und wir sind ein sehr altes Volk. Uns gibt es bereits, seitdem das Sternentor für
Reisen genutzt wird. Doch nutzen wir es selbst nicht.“ Sie machte eine kurze
Pause. „Wir haben hier lange darüber beraten, ob wir euch Tau´ri unsere
Existenz offenbaren sollen. Ihr seid ein sehr junges Volk.“
„Ähm, das hat man uns schon
sehr oft gesagt.“ Jack hatte anscheinend wieder etwas Oberwasser.
„Weil ihr es seid. Der Krieg,
in dem ihr derweil eine große Rolle spielt, ist ebenfalls sehr alt und wir
haben gelernt, eher im Verborgenen zu arbeiten. Auch die Tok´ra haben dies über
die Jahrtausende eurer Zeitrechnung getan.“ Damit nickte sie der Tok´ra zu.
„Nicht ohne Grund.“
Daniel hatte das Gefühl, dass
sich die Palacer noch immer nicht sicher waren, ob sie ihnen alles erzählen
sollten. „Unser Volk, die Tau´ri, wurde und wird von den Goa´uld seit
Jahrtausenden versklavt und wir haben gelernt. Sicher ist unsere Welt in vielen
Dingen nicht reif. Wir führen Kriege auf unserem Planeten und viele Menschen
sind schwach.“ Daniel atmete tief durch. Was er hier sagte, war gewagt.
„Aber wir haben uns in den letzten Jahren als würdig erwiesen. Wir haben an
der Seite der Tok´ra gekämpft und unsere Reife in vielen Situationen
bewiesen.“
„So ist es uns bekannt,
Daniel Jackson.“
„Dann beurteilt uns bitte
danach. Die Asgard, die Nox, die Tok´ra - sie alle haben uns ihr Vertrauen
geschenkt. Schenkt uns auch Eures.“
„Du sprichst weise.“ Die
Frau im blauen Gewand erhob sich und ging auf ihn zu. „Mein Name ist recht
schwierig auszusprechen, aber in eure Sprache übersetzt heißt er
Engelsstaub.“ Sie reicht Daniel einen kleinen Gegenstand und setzte sich
wieder.
„Was ist das?“ Daniel
drehte das Medaillon, ein weißer Kristall eingefaßt in ein silbriges Metall,
in den Händen.
„Ihr werdet heute viel
lernen. Wir, der hohe Rat der Weisen unseres Volkes, haben beschlossen, euch von
uns zu erzählen. Dieses dort in deiner Hand ist ein Zeichen unseres
Vertrauens.“ Engelsstaub zeigte nun auf die anderen. „Tanagra, unsere
Heilerin, habt ihr bereits kennen gelernt. Zu meiner Rechten möchte ich euch
nun Bellalien vorstellen.“ Die schlanke dunkelhaarige Frau beugte ihren Kopf
zur Begrüßung. Daniel war sie gleich am Anfang durch ihre Augen aufgefallen.
Eine tiefe Traurigkeit lag in ihnen und er hatte das Gefühl, in ihnen zu
versinken. Ihr beige-gelbes Gewand unterstrich ihren dunklen Teint. Farben
schienen in der Kultur der Palacer eine hohe Bedeutung zu haben.
„Ich freue mich, Euch kennen
zu lernen. Wir haben viel über Euch gehört.“
„Auch wir freuen uns,
Bellalien. Ich hoffe, was Ihr hörtet, war immer positiv.“ Daniel versuchte,
sich an ihren Sprachstil anzupassen.
„Nein! Nicht immer.“
Engelsstaub ergriff wieder das
Wort. „Und nun möchte ich euch Meriamon vorstellen, Lehrmeisterin unseres
Volkes.“ Die Frau mit dem rötlich blonden Haar am Rande der Gruppe nickte
ihnen zu. Auch sie trug wehende Stoffe, doch war ihr Erscheinungsbild etwas zurückhaltender.
Ihr Kleid war sehr individuell geschnitten und erinnerte ein wenig an eine römische
Toga. Die Haare hatte sie kunstvoll hochgesteckt und alles in allem strahlte sie
große Würde aus. „Seid gegrüßt, Menschen von Tau´ri und auch du Jaffa.
Wir wissen, dass Euer Volk viel erleiden musste und dieser Weg auch noch heute
der Eure ist. Sollten wir uns Euch anvertrauen, so wird es eure Zukunft
hoffentlich positiv beeinflussen.“
„Wir danken Dir, Meriamon.“
Nun fehlte nur noch eine der
Frauen. Sie hatte dem Gespräch die ganze Zeit mit gesenktem Kopf gelauscht. Ihr
Erscheinungsbild war so individuell wie das der anderen. Wie Finn trug sie so
eine Art Mix aus Hosenanzug und Kleid in tiefem Rot. Ein um ihr Stirn gebundenes
schwarzes Tuch fiel leicht über ihre Schulter und reichte fast bis auf den
Boden. Im Gegensatz zu den anderen Palacern war sie die erste mit kurzem
schwarzen Haar, in dem sich das Rot der Kleidung wiederholte.
Daniel war ein wenig überrascht,
als sie nun den Kopf hob und das Wort ergriff. „Nun fehlt noch mein Name. Mich
nennt man Minnesoa. Aber Namen sind wie Schall und Rauch. Eure Namen hörte man
in den letzten Zyklen häufiger in diesem Universum. Unsere Namen jedoch nicht.
Wir haben gelernt, uns im Verborgenen zu halten und das Gesetz des Schweigens
ist das höchste in unserer Kultur.“
„Wir...“ Daniel wollte
beteuern, dass sie nicht vorhatten ihr Geheimnis preiszugeben. Die Frau jedoch
unterbrach ihn mit kräftiger und eindringlicher Stimme, schaffte es dabei
jedoch, eine Wärme in ihre Stimme zu legen, die Daniel verblüffte.
„Schweige noch, Daniel
Jackson! Wir wissen, dass eure Absichten gut sind. Das sind sie immer, es schmälert
jedoch nicht unsere Gefahr. Wir sind nur sehr wenige, wir müssen unser Volk schützen.
Daher tolerieren wir auch keine Fehler.“ Mit diesen Worten blickt sie zur
Seite. Daniel hatte Finn gar nicht kommen hören und war überrascht, sie hinter
sich stehen zu sehen. Die junge Frau wirkte sehr blass. Daniel war sich fast
sicher, dass er das, was jetzt folgen sollte, nicht mochte.
„Finn, du hast die unsrigen
in große Gefahr gebracht.“
„Ich weiß, Minnesoa. Ich
bitte um euer Urteil.“ Alle fünf Frauen erhoben sich und Daniel sah sich
verwirrt zu Jack und Sam um. Teal´c saß hinter ihm, außerhalb seines
Blickfeldes. Sam sah ernst zu Finn hinüber. Sie mussten die Gesetze dieses
Volkes respektieren, aber innerlich zerriss es sie. Jack schien protestieren zu
wollen, doch Daniel schüttelte verstohlen den Kopf. Er wunderte sich eh, dass
Jack bisher so schweigsam war.
Andererseits hatten sie in den
vergangenen Jahren gelernt, dem anderen zu vertrauen und Jack schien Daniel
dieses Mal sein Vertrauen zu schenken und sich zu beherrschen.
Finn verbeugte sich und
verschwand plötzlich in einem Lichtblitz. Sie war fort, hatte einfach aufgehört
zu existieren...
„Was...?“ Nicht nur Jack
schüttelte verständnislos den Kopf. „Was, verdammt, soll das? Sie hat uns
doch nur geholfen, sie...“
„Schweig, Tau´ri!“
Tanagras scharfe Stimme schnitt ihm das Wort ab.
„Ich denke ja ga...“ Jack
kam in Fahrt und im Grunde genommen hatte Daniel nicht vor, ihn zu bremsen. Wie
konnte dieses Volk so grausam sein und Finns Leben einfach beenden? Doch im
gleichen Moment erhellte ein erneuter Blitz den Raum und Finn stand wieder vor
ihnen. Jedoch nicht sehr lang. Mit Tränen im Gesicht starrte sie die Ratsfrauen
an. Dann brach sie bitterlich weinend zusammen.
„Finn musste lernen, zunächst
an ihr Volk zu denken, dann an andere. Wir haben ihr gezeigt, welche Folgen ihr
Handeln haben könnte. Schein und Sein sind in unserem Volk entscheidende
Faktoren. Finn sollte aus ihrem Fehler lernen. Wir haben ihr dabei geholfen.“
Sam hielt es nicht mehr auf
ihrem Platz. Sie erhob sich und ging zu Finn. Vorsichtig umarmte sie das Mädchen,
das ihretwegen so viel Leid ertragen musste. Finn erhob sich zögernd und lächelte
Sam aus ihrem tränennassen Gesicht entgegen. „Ich danke dir. Es ist schon in
Ordnung. Ich habe gesehen und gelernt.“
„Aber, ...?“
*********
Finn
schien die Strafe, worin auch immer diese bestanden hatte, zu akzeptieren und
hatte den Raum mit JoJa schweigend
verlassen. Nicht ohne den Menschen von der Erde vorher aufmunternd zuzulächeln.
Daniel wollte nun endlich mehr
erfahren. Das war ja alles gut und schön. Aber woher kam dieses Volk und worin
bestand seine Besonderheit? „Ihr scheint alles über uns zu wissen. Wir wollen
keine Gefahr für euch sein. Wir wollen euch verstehen und vielleicht die Basis
für eine freundschaftliche Beziehung schaffen. Woher kommt euer Volk?“
„Es existiert schon seit
Urzeiten. Länger als die Tok´ra, länger als die Goa´uld und länger als wir
uns selbst erinnern können.“ Minnesoas Blick schien in die Ferne zu
schweifen. „Man könnte uns als Reisende bezeichnen.“
„Reisende?“ Sams Neugier
war geweckt.
„Ja,
Major Carter. Reisende
der Welten. Das Universum, wie ihr es kennt, ist groß. Das Universum der
Palacer ist größer. Es gibt immer viele Welten einer Welt. Wir bereisen sie
alle und lernen alle Varianten kennen.“
Sam dämmerte langsam, wen sie
hier vor sich hatte, doch das war so phantastisch. Das konnte nicht sein.
„Wir wandern zwischen den
Welten. Daher benutzen wir auch nicht die Tore.“
„Ihr reist zwischen den
Dimensionen?“ Sam war fasziniert. Doch wie stellten sie das an? Auch bei ihnen
müsste nach ihrem Verständnis das Kaskadenproblem auftreten. „Unendliche
Realitäten. Aber wie? Wir haben vor einiger Zeit etwas entdeckt, das wir den
Quantenspiegel nennen. Doch es gab Probleme.“
„Das ist uns bekannt. Unsere
Priesterin hat es beobachtet.“ Minnesoa nickte wissend. „Andere Völker würden
an den Folgen des Versuches, andere Dimensionen zu bereisen, sterben. Auch Euer
Schicksal wäre besiegelt gewesen, hätte Tanagra die schädlichen
Nebenwirkungen nicht aufgehoben.“
„Aber das bedeutet ja, dass
wir nicht mehr in unserer Dimension sind?“ Sams Gedanken rasten. Wie war so
etwas möglich? „Aber warum könnt Ihr unbeschadet reisen? Bei Euch müsste es
doch ebenfalls zu einem Kaskadeneffekt kommen, wenn Ihr die Dimension
wechselt.“
Das Schweigen daraufhin war
fast unangenehm, bis Bellalien sanft erwiderte „Wir sind einzigartig. Wir
entstammen nur dieser Dimension, wir nennen sie Emdol. In keiner der anderen
Dimensionen stießen wir auf Wesen wie uns. Hier sind wir auch sicher vor
jedweder Verfolgung, da diese Dimension ansonsten unbewohnt ist.“ Sie atmete
tief durch und auch Sam sah nun die Traurigkeit in ihren Augen, die bereits
Daniel aufgefallen war. Nun war auch klar, warum sie so problemlos durch die
Dimensionen reisen konnten. Sie stießen nie auf sich selbst.
„Das Wissen um unseren
Ursprung ist verloren gegangen, in der Geschichte der Zeit. Auch wissen wir
nicht, ob unser Ursprung wirklich in dieser Dimension liegt. Dieser Umstand und
die geringe Anzahl unseres Volkes lässt uns die Vernichtung fürchten. Die
meisten von uns sind sehr alt und nur wenige Junge kommen nach.“
Jack war neugierig geworden.
„Ihr sprecht immer von eurer geringen Zahl. Darf man fragen, wie viele es von
euch noch gibt?“
Tanagras feste Stimme erklang.
„Wir verlieren immer wieder jemanden im Chaos der Dimensionen. Zwar hütet die
Priesterin unsere Wege, aber auch sie kann nicht alles sehen. Nur 263 von uns
sind übrig in 15 Dimensionen.“
„So wenige?“ Daniels Stimme
war die Verblüffung anzuhören. Für einen Moment herrschte Schweigen. Auch die
Palacer schienen diese Tatsache nicht all zu oft offen auszusprechen.
„Und wir werden verfolgt,
wann immer wir entdeckt werden. Man fürchtet uns und greift uns an. Viel zu oft
verloren wir die jungen Kämpferinnen bei dem Versuch, jemandem zu helfen.“
„Nur wenige Goa´uld sind
sich unserer Existenz bewusst. Doch einige haben begonnen, uns zu suchen.“
„Dann weiß Anubis von eurer
Existenz.“ Jack war jetzt klar, auf wen die Jaffa gewartet hatten.
„Ja. Dieser Ort war ein
Treffpunkt zwischen den Tok´ra eurer Dimension und unserem Volke.“
„Und die Tok´ra haben dieses
Geheimnis immer gehütet.“ JoJa kam hinter einem der Vorhänge hervorgetreten,
doch sie überließ ihrer Symbiontin Sythazen die Kontrolle über ihren Körper.
„Anubis hat jedoch in der letzten Zeit vielen Tok´ra den Tod gebracht. Wir können
nicht sicher sein, dass ihm entsprechende Informationen verborgen geblieben
sind.“
„Wohl wahr, Sythazen, wir können
diesen Planeten nicht mehr aufsuchen, es wäre zu gefährlich.“ Meriamon
nickte traurig.
Die Tok´ra senkte kurz den
Kopf und überließ wieder der Wirtin JoJa die Macht über den Körper. „Die
Priesterin Jadda schickt mich zu euch. Sie bittet euch zu ihr und einen
Vertreter der Tau´ri. Gefahr droht.“
Daniel blickte Jack fragend an,
doch dieser nickte nur. Jack hatte den Eindruck, dass bei diesem Volk eher
Daniels Fähigkeiten gefragt waren. Dafür standen die Asgard halt mehr auf ihn.
Meriamon klatschte in die Hände
und Finn betrat erneut den Raum. „Führe unsere Freunde in ihr Quartier. Wer
von euch wird uns begleiten?“
Daniel erhob sich. „Ich würde
euch gern begleiten.“ Daniels Neugier war gigantisch. Reisen zwischen den
Dimensionen...
„Gut. Folge uns.“ Damit
erhoben sich alle und verließen mit der Tok´ra den Saal durch ein großes
Portal. Jack, Sam und Teal´c schauten ihnen und Daniel noch nach.
„Gut und was machen wir schönes
in der Zwischenzeit?“ Er sah Finn erwartungsvoll an. Ein breites Grinsen auf
dem Gesicht. „Nun ich meine, wie wäre es mit einer kleinen Privatführung?“
„Ich kann Euch nicht alles
zeigen, aber ich verspreche, es wird interessant für Euch. Folgt mir.“
Sam beeilte sich, neben ihr
Schritt zu halten. „Würdest Du uns einige Fragen beantworten?“
„Wenn ich darf.“
„Ihr reist also tatsächlich
durch die Dimensionen? Wie?“ Sams Neugier als Wissenschaftlerin war geweckt.
„Wie das Sternentor Portale
zu anderen Welten öffnet, öffnen wir Portale zu anderen Dimensionen, ähnlich
eurem Dimensionsspiegel.“ Sie durchschritten erneut einen langen Gang. Die Wände
wölbten sich in tiefen Blau um sie herum.
„Und was ist das mit dieser
Priesterin, ich meine, dient Ihr auch einem Gott?“
„Nein, nein!! Unsere
Priesterin huldigt keinem Gott. Sie ist die Bewahrerin unseres Volkes. Sie
bewahrt die Geschichten der Dimensionen. Sie ist Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft unseres Volkes. Ohne sie würden wir uns in den Welten verirren.“
„Beeindruckend!“ Jack zog
die Augenbrauen hoch. „Dann wird unserem Dannyboy ja ´ne richtige Ehre zu
Teil.“
Sie kamen an das Ende des
Ganges und vor ihnen öffnete sich erneut ein großer Raum. „Auch auf die
Gefahr, dass ich mich wiederhole: Wow!“ Jack konnte nur anerkennend nicken.
Diese Wesen verstanden etwas von Schönheit. Denn nicht anders konnte man das
hier beschreiben.
Auch hier herrschten die Farben
Rot und Orange vor. Der ganze Raum war vielleicht 10 m hoch und schien als eine
Art Dorfmittelpunkt fungieren. Von der Decke hingen wehende bunte Tücher. Am
Rand des Raumes standen leichte große Zelte. Alles war voller Leben. Viele
Palacer schienen sich hier aufzuhalten und zu leben. Sie standen in kleinen
Gruppen beieinander und redeten oder sie saßen um niedrige Tische herum.
Sanftes Stimmenwirrwarr erfüllte
den Raum. „Kommt, ich stelle euch einigen Leuten vor.“ Finn schien richtig
begeistert zu sein von der Idee. Jack mochte das Mädchen. Es strahlte soviel
unschuldige Kraft aus. Jung, frisch und unverbraucht.
Sie lief auf eine Gruppe junger
Frauen zu. Jack fragte sich, ob es hier überhaupt irgendwelche Männer gab.
„Das sind Kes, Xaveria und
Rosha. Xaveria kennt ihr bereits. Sie ist eine unserer stärksten
Kriegerinnen.“
„Ich begrüße euch erneut
bei uns, Menschen von Tau´ri. Auch dich Master Teal´c Ich bin erfreut zu
sehen, dass es euch besser geht.“
„Ähm, Danke. Du bist also
eine Kriegerin, aber ihr tragt keine Waffen. Wie kämpft ihr gegen eure
Feinde?“
„Wenn ihr erlaubt, erkläre
ich dies.“ Finn schnitt Xaveria regelrecht das Wort ab. „Ich glaube, ich
kann es ihnen veranschaulichen. Erinnert ihr euch, was auf dem Planeten mit den
Jaffa passierte?“
„Ja.“ Sam hatte noch gut
vor Augen, wie die Jaffa sich an den Hals griffen. „Es schien als würden sie
ersticken.“
„Ich habe ihnen diese
Vorstellung impliziert. Sie hatten Daniel dem Erstickungstod nahegebracht und
ich habe ihnen dasselbe Gefühl vermittelt. Normalerweise ist es schwierig
mehrere Wesen gleichzeitig zu beeinflussen, da ein Augenkontakt unumgänglich
ist. Doch diese Jaffa waren zu überrascht gewesen.“
„Ihr könnt Gedanken übertragen?“
Sam war wirklich verblüfft. Dies war wirklich ein sehr faszinierendes Volk.
Xaveria ergriff wieder das
Wort. „Nicht wirklich Gedanken, nur Bilder, Gefühle oder Vorstellungen. Wir können
auch keine Gedanken lesen. Unsere Gegner sehen dank uns vor ihren Augen eine
andere Realität als die Wirklichkeit.“
„Cool.“ Jack war schwer
beeindruckt. Wenn es ihnen gelang, dieses Volk für sie zu gewinnen war das ein
großer Erfolg. Hammond wäre begeistert.
„Doch wir können dies nicht
nur als Waffe nutzen, sondern auch zur Heilung.“ Die junge Frau an Xaverias
Seite klinkte sich nun in das Gespräch ein. Sie trug eine gelbe Tunika und
hatte kurzes blondes Haar. Sie war noch sehr jung. „Mein Name ist Rosha. Ihr
werdet euch nicht mehr an mich erinnern. Ich half Tanagra bei eurer Heilung.“
„Ich erinnere mich sehr wohl
wie du meinen Freunden geholfen hast. Wir schulden dir unseren Dank.“
„Danke. Es ist das erste Mal,
dass ein Jaffa unsere Welt kennenlernt. Wir kennen euch nur als unsere
Feinde.“
„Es gibt bereits viele wie
mich und es werden immer mehr. Viele Jaffa schwören den falschen Göttern
ab.“
„Und dies ist Kes, meine
Schwester. Auch sie ist bereits eine Kämpferin, auch wenn sie ihre Fähigkeiten
noch nicht dort draußen unter Beweis stellen musste.“
Das junge Mädchen wirkte ein
wenig verlegen. „Meine Schwester übertreibt. Ich bin noch in der Ausbildung,
aber bald soll ich Xaverias Gruppe angehören.“
„Und vielleicht früher als
du denkst, Kes.“ Xaveria drehte sich zu Jack. Der Colonel konnte nicht umhin,
ihren grazilen, aber starken Körper zu bewundern. Doch bevor es wieder peinlich
wurde und Sam ihm in die Hacken trat, wandte er schnell seinen Blick ab. „Ich
habe viel von euren Kämpfen gegen die Goa´uld gehört, Colonel O´Neill.“
„Echt? Nun ja...wir waren
recht erfolgreich in den letzten Jahren.“ Jack grinste geschmeichelt.
„Wir selbst suchen nicht den
Kampf. Doch weichen wir ihm auch nicht aus. Unsere Gesetze binden uns
allerdings, das Leben zu schützen. Wir nutzen daher keine Waffen, nur unseren
Geist.“
„Apropos Waffen – ich fühle
mich irgendwie nackt. Du hast nicht zufällig...“
„Eure Waffen befinden sich an
einem sicheren Ort. Ihr erhaltet sie später zurück. Hier benötigt ihr sie
nicht.“ Xaveria sagte dies mit einer solchen Bestimmtheit, die keinen
Widerspruch zuließ.
Finn ergriff Sam auffordernd am
Arm. „Kommt mit, ich führe euch weiter herum.“
Kapitel
4
Daniel schritt hinter den
Ratsfrauen einen hellen Gang entlang. Die Tok’ra ging an Tanagras Seite. Er
wusste gar nicht, was er sagen sollte. Dieses Volk war derart unglaublich. Er
fragte sich, wie alt dieses Volk sein musste und wie alt jedes Mitglied von
ihnen sein könnte. Gut, Finn war sehr jung. Aber Meriamon, Tanagra, Minnesoa,
Engelsstaub und Bellalien strahlten eine solche Ruhe und Weisheit aus. So etwas
erwartete man sonst nur bei grauhaarigen und altersgebeugten Wesen, denen man
ihre Jahre an Erfahrung auch ansah.
Diese Frauen waren so anders
als alles was er kannte. Er umspielte mit der rechten Hand das Medaillon, das
sie ihm gegeben hatten. Irgendwie war es wie damals, als er das erste Mal nach
Abydos reiste und er das Auge des Ra um den Hals trug. Wo wäre er heute ohne
dieses Medaillon?
Er begriff dies als Chance.
Wieder waren sie einer fortschrittlichen Rasse begegnet und man hatte ihnen
Einblicke in ihre Welt geboten. Sie waren keine der vier von P3X-972 bekannten
alten Rassen, sie hatten all die Jahrtausende so verborgen gelebt wie kaum ein
anderes Volk. Daniel würde alles daran setzen, sich dieses Vertrauens würdig
zu erweisen.
„Komm, Daniel Jackson.“
Minnesoa hatte sich zu ihm umgedreht. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er zurückgefallen
war. Sie wartete bis er auf gleicher Höhe war und schritt dann neben ihm
entlang. Der Gang schien gar kein Ende zu nehmen.
„Du siehst aufgeregt aus,
Mensch.“
„Der Gedanke, dass ihr die
Dimensionen bereist, ist für mich einfach phantastisch. Wir haben in den
letzten Jahren soviel gesehen, das wir uns nie erträumt hätten und jetzt euer
Volk...“
„Das Reisen in den
Dimensionen ist nicht immer einfach.“
„Ich bin bisher zweimal in
eine andere Dimension gereist und keine der Erfahrungen war eine wirklich gute
Erfahrung.“
„Du sprichst klug. Man wird
mit seinem eigenem Leben oder dessen Nichtexistenz konfrontiert. Das ist für
die Menschen wie auch für die Tok’ra nicht einfach. In der einen Dimension
bist du glücklich, in der nächsten ist deine Gefährtin bereits des Todes oder
von einem Symbionten übernommen worden.“
Daniel schwieg. Er dachte an
Sha´re, an Kawalski, Sarah und all die Menschen, die sie an die Goa´uld
verloren hatten.
„Wir wissen um euer
Schicksal.“ Minnesoas Blick schien zu durchdringen. Er hatte das Gefühl, all
seine Verluste waren für sie offen lesbar.
„Woher?“
„Vieles wissen wir durch
unsere Tok’rafreunde. Den Rest wissen wir durch unsere Priesterin Jadda. Sie
überwacht unsere Wege im Netz der Dimensionen und auch die unserer Freunde.
Ohne sie wüssten wir nicht, wo wir gebraucht werden und wohin uns unsere Wege führen.
Sie bewahrt und behütet.“
Daniels Neugier wuchs mit jedem
Satz.
Sie erreichten ein Portal, das
mit hellen Tüchern verhangen war. „Was du nun siehst, ist das Herz unseres
Volkes.“
*********
Tanagra schob eines der Tücher
beiseite und winkte Daniel heran. Gemeinsam betraten sie den dahinter liegenden
Raum. Und wieder stand er sprachlos da. Dieser Raum war so ganz anders. Alles
war in hellen Tönen gehalten. Der Saal war wiederum rund. In der Mitte befand
sich ein rundes Podest, das von Tüchern verhüllt war. Dahinter erkannte er
Schatten, die sich hin und her bewegten.
„Hallo, Mensch von Tau´ri.“
Vor Daniel stand schon wieder ein neues Gesicht. „Wir freuen uns, dir alles zu
zeigen, während der Rat mit der Priesterin spricht.“ Daniel beobachtete, wie
die Ratsfrauen eine Treppe hinaufstiegen, die sich das Podest hinauf wand.
„Mein Name ist Pawnee.“
„Ähm...Hallo.
Daniel Jackson.“
„Ich weiß.“ Sie winkte ihn
heran. Sie war gekleidet wie dieser Raum gestaltet war. Sie trug einen
sandfarbenen hellen Hosenanzug und eine Kette mit einem gelben Kristall hing um
ihren Hals. „Dies ist das Herz unseres Volkes. Hier verfolgen wir unsere
Wege.“
„Wie?“
Pawnee nahm ihn bei der Hand
und führte ihn um das Podest herum. Über allem war das Geräusch leise
summender Maschinen zu hören, etwas, das er hier nicht erwartet hatte. Als er
die andere Seite des Raumes erblicken konnte, blieb er für einen kurzen Moment
verblüfft stehen. Vor ihm an der Wand war ein Kreis aus Tafeln angebracht. Sie
schimmerten silbrig in dem Dämmerlicht, das hier herrschte.
„Was ist das hier?“ „Hier
werden die Wege aller Palacer überwacht. Jede Tafel steht für eine
Dimension.“ Als Daniel näher trat, sah er Schriftzeichen auf den Tafeln.
Unterhalb von ihnen saß eine Person vor einem Pult.
„Jeder von uns wandert
zwischen den Dimensionen und damit wir den Überblick nicht verlieren, erfassen
wir alle Transfers. Dafür ist Bi´lle zuständig. Sie überwacht die
Transfers.“
„Ich grüße dich, Tau´ri.“
Damit wandte sich die Frau auch gleich wieder ihrer Arbeit zu. Daniel besah sich
die Tafeln. Sie schienen aus einer Art Metall zu bestehen, es sah fast wie
Silber aus. Die Schriftzeichen kamen Daniel seltsam vertraut vor. „Was steht
dort?“
„Namen, alle Namen. Oh, du
kannst sie ja nicht lesen.“
„Nein, obwohl die Zeichen mir
vertraut vorkommen.“
„Warte, ich zeige dir, was
dort steht. Bitte sieh mir in die Augen.“ Pawnee drückte seine Hand und sah
ihn mit ihren tiefgrünen Augen eindringlich an. Er merkte keine Veränderung,
außer dass seine Hand sich wohlig warm anfühlte. „Und nun lies!“
„Aber wie...“ Daniel drehte
sich zu den Tafeln und glaubte seinen Augen im ersten Moment nicht. Alles lag
klar vor ihm. Namen über Namen. Was hatte Tanagra gesagt? 263 Palacer gab es
dort draußen. Jede Tafel eine Dimension. „Da. Das ist diese Dimension.“ Er
hatte eine Tafel entdeckt und deren ersten zwei Namen waren ihm direkt ins Auge
gestochen. Minnesoa und Xaveria. Auf
dieser Tafel fanden sich noch viele andere Namen.
Er besah sich auch die anderen
Dimensionen. Meist waren es nur kleine Gruppen zwischen 10 und 30 Namen. Es war
faszinierend, er konnte alles lesen.
„Wir geben den verschiedenen
Realitäten Namen. Dies," sie wies auf eine Tafel mit ca. 40 Namen
"ist das SaJaCor´nerr. Hier, das ist H´sals, eine sehr seltsame, aber schöne
Dimension.“ Daniel sah die Namen jeweils oben auf den Platten, auch wenn er
nicht immer wagte, sie auszusprechen. Auch viele der Namen waren ihm in dieser
Hinsicht ein Rätsel.
Einad, Ydalecaps, Y´Tac –
all diese Namen wirkten sehr fremd. Leichter war es mit Namen wie Lexa, Ybba,
Anderla - diese Namen waren wesentlich gängiger. Er konnte sich schon Jack bei
dem Versuch vorstellen, diese auszusprechen. Nun verstand er auch Engelsstaub,
die ihnen lieber gleich die Übersetzung nannte. Er fragte sich, welche Übersetzungen
sich hinter den anderen Namen verbergen könnten.
„Ich sehe, das fasziniert
Dich.“ Bi´lle sah lächelnd zu ihm hinauf. „Pass auf. Sieh dir diese Tafel
an. YnnaDG´irl wird gleich diese Dimension verlassen.“ Sie wies auf eine der
oberen Tafeln und Daniel beobachtete, wie sich der Name plötzlich auflöste.
Vielmehr bildeten sich die erhabenen Schriftzeichen zurück.
„Und wo ist sie hin?“
Daniels Blick schweifte über die Tafeln und blieb an der großen, die diese
Dimension erfasste, hängen. Fasziniert beobachtete er, wie sich fast wie von
Geisterhand Zeichen auf der Oberfläche bildeten.
„Daniel Jackson, der Rat wünscht
Dich nun zu sprechen. Folge mir.“ Daniel war etwas überrascht gewesen, die
Stimme der Tok´ra hinter sich zu vernehmen. Gern wäre er noch geblieben. Was würde
Sam darum geben, das hier zu sehen?
*********
Finn schien geradezu
begeistert, ihnen alles zeigen zu dürfen. Sam mochte das junge Mädchen, sie
war so unbeschwert. Sie schien die kurze Episode in der Ratshalle schon wieder
gut weggesteckt zu haben. Sam beeilte sich etwas, um aufzuholen und neben ihr zu
gehen. Eigentlich wollte sie auch Jack zuvorkommen. Sie schmunzelte und blickte
sich kurz zu ihm um. Er schien mehr von der Tatsache fasziniert zu sein, dass
dieses Volk aus so vielen Frauen bestand, als dass er das Potential erkannte,
das in Dimensionsreisen ruhte.
Jack hatte den Blick bemerkt.
Er zog die Augenbrauen hoch und formte mit dem Mund ein entrüstetes
„Waaaas?“ Sams Grinsen wurde breiter und sie drehte sich wieder um, ohne
Jack aufzuklären. Unverbesserlich der Kerl!
„Hier, dies werden eure
Quartiere sein.“ Finn hatte sie in einen weiteren Saal geführt. Dort befanden
sich einige Stoffzelte. „Dieses ist für dich, Teal´c. Und jenes ist für
euch beide.“
„Ähm...Finn.“ Sam war
etwas irritiert.
Jack rettete die Situation.
„He, Teal´c, darf ich bei dir schlafen?“ Nicht, dass sie beide nicht schon
beieinander geschlafen hatten, aber er wusste doch die Form zu wahren.
„Oh. Entschuldigt. Ich
dachte, ihr zwei seid ein Paar.“ Finn errötete leicht.
„Nicht so wild, Finn. Es ist
schon in Ordnung.“ Sam warf Jack einen wissenden Blick zu. „Finn, würdest
du uns erzählen, was im Ratsraum passiert ist. Als du plötzlich verschwunden
warst.“
„Ich wurde in eine
alternative Dimension versetzt.“
„Einfach so?“
„Nun, ganz so einfach wie es
aussieht ist es eigentlich nicht. Jedenfalls wurde mir diese Realität gezeigt,
um mir vor Augen zu führen, welche Folgen mein unbedachtes Tun hätte haben können.“
Finn senkte einen Moment traurig den Kopf. „Es war sehr schlimm. Ihr seid bei
dem Transfer umgekommen und ...die Jaffa...“ Tränen blitzen in ihren Augen.
*********
„Daniel Jackson. Dies ist ein
bedeutsamer Tag für euch und uns. Schon lange beobachten wir die Tau´ri.“
Die Priesterin nickte ihm zur Begrüßung zu. „Wir haben ein Problem. Anubis
bedroht uns und die Verbindung zu den Tok´ra. Wir haben beschlossen
einzugreifen, um unsere Freunde zu schützen. Wir fragen uns, ob ihr uns
begleiten möchtet.“
„Die Tok´ra in unserer
Dimension sind unsere Verbündeten. Ich denke, ich kann für uns alle sprechen,
dass wir uns geehrt fühlen, euch an eurer Seite beizustehen.“ Damit nickte er
auch Sythazen zu. Nun eigentlich war er sich gar nicht so sicher, für sie alle
sprechen zu können, bedachte man Jacks Antipathie, was die Tok´ra anging. Aber
so konnten sie vielleicht ihren Wert für dieses Bündnis beweisen.
„Wir freuen uns, dieses zu hören.“
Für einen Moment schien die Priesterin abwesend zu sein, so als hörte sie nach
innen. Sie senkte kurz den Blick.
„Unsere Geschichte reicht
weit zurück, bis in die Anfänge eurer Zivilisation. Und noch weiter zurück.“
„Wir finden in unserer
Mythologie viele Legenden über Reisende zwischen den Welten. Habt ihr jemals
die Erde besucht?“
Wieder senkte die Bewahrerin
des Wissens ihr Haupt. „Ja, viele Male in der Zeit Ra´s. Als er das Volk
beherrschte. Doch er ließ uns verfolgen wie dereinst Baal das Wesen Omorocca
verfolgte und tötete. Die Erde war damals ein dunkler Ort. Bis dein Volk sich
erhob und sich von der Geißel der Goa´uld lossagte.“ Sie sah Daniel mit
traurigen Augen an. „Viele unseres Volkes verloren wir in dieser Zeit.“
„Die Priesterin Jadda bewahrt
all das Wissen um diese Zeit und vermittelt es den Jungen. Doch auch für sie
liegt unsere Herkunft in Dunkelheit.“ Minnesoas Einwand brachte Daniel zum
Nachdenken. Woher kamen sie?
„Daniel Jackson. Du bist ein
Forscher. Du weißt um das Schicksal eures Volkes. Ich werde dir eure Welt
zeigen. Komm zu mir und habe keine Angst.“
Daniel trat vor und die
Priesterin streckte ihre Arme aus, um seinen Kopf zu umfassen. Sie sah ihm tief
in die Augen und Daniel hatte kurz das Gefühl zu fallen. Doch dann war er sich
sicher zu schweben. Er raste regelrecht durch die Luft. Wolken fetzten an ihm
vorbei und Bilder begannen auf ihn einzustürmen. Große Schlachten ebenso wie
die Geburt eines Kindes. Er konnte die Flut der Bilder kaum fassen. Ein Junge in
der Wüste, in panischer Angst allein gelassen von seinem Stamm. Mutig und ängstlich
zugleich blickt der Knabe in den Himmel, der erfüllt ist von brausendem Wind
und Blitzen. Der Junge sah etwas mächtiges auf die Erde hinab fahren. Und wie
Blitze tauchten weitere Bilder in seinem Kopf auf.
Von nun an fristete er ein klägliches
Dasein. Nur selten war sein Verstand wach genug, um zu verstehen was geschah.
Etwas hatte von seinem Körper Besitz ergriffen. Sein Name war nicht länger
Yssim. Es war ein langes Leben voller Grausamkeiten. Ra. Der Gott hatte sich ihn
zum Werkzeug seiner Macht gemacht. Weitere Bilder zogen vorbei. Bilder von
Hathor. Bilder der großen Pyramiden. Babel, Rom und Pompeji. Immer weiter ging
die Reise und verlor sich letztendlich in der Dunkelheit.
„Es ist gut.“ Als Daniel
diese Worte hörte, spürte er, dass er am Boden lag. Jemand stützte seinen Rücken.
Vorsichtig blinzelte er und schlug letztendlich die Augen auf.
„Es ist schwierig, alle Eindrücke
zu ertragen, insbesondere wenn man dies zum ersten Mal erlebt. Komm, ich helfe
dir hoch.“ Es war Minnesoa, die ihm nun aufhalf. Schwindel erfasste ihn kurz,
doch die Frau hielt ihn sicher. Erst jetzt wurde er zum ersten Mal gewahr, dass
sie alleine waren.
„Wie...wie lange war ich
weg?“
„Nicht lange. Doch die
anderen bereiten sich auf den Transfer vor. Die Priesterin ruht, auch für sie
war es anstrengend. Sie kennt alle Geschichten, aber sie zu vermitteln, kostet
sie immer Kraft. Folge mir.“
„Wohin?“
„Zu deinen Freunden. Wir
wollen sie informieren. Wir haben eine Gruppe zusammengestellt. Ihr werdet uns
begleiten.“
„Wohin begleiten wir euch?“
„In eine unserer 15
Heimatdimensionen. Sie heißt Yeksihw und dort lebt nur eine kleine Anzahl
unseres Volkes. Es ist eine Art Außenposten. Ja. Ich denke, so würdet ihr es
nennen. Anubis hat das dortige Portal entdeckt und droht unsere Freunde dort
gefangen zu nehmen. Wir müssen ihnen helfen und das Portal vernichten, damit
das Geheimnis bewahrt bleibt.“
Kapitel
5
Es waren nur ein oder zwei
Stunden vergangen. Minnesoa hatte ihn zu seinen Freunden gebracht. Als er die
Situation erläuterte, blickte ihn Jack etwas genervt an.
„Und Sie hatten nichts
besseres zu tun als unsere Hilfe für die Tok´ra anzubieten. Ich finde, wir
helfen denen in unserer Dimension schon oft genug aus der Patsche und die überschlagen
sich nicht gerade vor Dankbarkeit. Ich find das echt etwas viel verlangt, auch
allen anderen Dimensionen auszuhelfen.“
„Jack! Es geht nicht nur um
die Tok´ra, sondern auch um die Existenz dieses Volkes. Und ganz nebenbei, was
geschähe, wenn Anubis in Besitz dieser Fähigkeiten gelänge? Er würde das
Uni...die Universen in ein Chaos stürzen.“ Daniel ereiferte sich regelrecht.
„Ok.“ Jack griff nach
seiner Mütze und stand erwartungsvoll auf.
„Ok?“ Daniel war verblüfft.
Jack überraschte ihn immer wieder. „Einfach so? Keine abfälligen
Bemerkungen. Gar nichts?“
„Nein.“ Jack drehte sich um
und grinste die wartende Sam an. Finn kam zum Tor hinein.
„Ich werde euch begleiten und
Kes auch. Sie gehört jetzt ebenfalls zu Xaverias Team. Folgt mir, ihr findet
eure Ausrüstung dort.“
Finn führte sie wieder durch
viele Gänge. Irgendwie war die Vorliebe der Palacer die gleiche wie bei den Tok´ra.
„Sag mal Finn, wie sieht dieser Planet eigentlich aus, kommt ihr denn auch mal
ans Tageslicht?“ Sam war schon aufgefallen, dass die meisten Palacer einen
sehr hellen Teint hatten.
„Ich war noch nie oben,
keiner von uns Jungen. Der Planet ist unbewohnbar, daher sucht uns hier auch
niemand. Die ganze Dimension ist unbewohnt.“ Sam schüttelte verblüfft den
Kopf.
Finn führte sie in den großen
Saal, den sie bereits von ihrer Ankunft her kannten, obwohl Sam diesen Moment
nur dunkel in Erinnerung hatte. Ganz im Gegensatz zu dem Gefühl der Übelkeit,
die der Transfer ausgelöst hatte. Dieses Gefühl würde sie wohl nie vergessen.
Und nun würden sie schon wieder einen Transfer durchführen.
Im Saal herrschte geschäftiges
Treiben. Palacer standen in der Nähe der Pforte und es war ein Kommen und
Gehen. Sythazen/JoJa war ebenso dort wie Xaverias Team. Sam erkannte einige
Gesichter. Kes, Rosha, Tanagra und Engelsstaub, Winnie und Shima. Aber auch
viele unbekannte Gesichter. Daniel neben ihr begrüßte zwei Frauen die rechts
vom Portal standen.
„Hey, Carter, Teal´c,
hierher.“ Sam drehte sich zum Colonel um. Dieser wies stumm nickend in eine
bestimmte Richtung. „Schnappen wir uns unsere Ausrüstung.“
„Aye, Sir.“ Sam folgte
ihrem Vorgesetzten mit Teal´c in die Ecke des Raumes, in der ihre Rucksäcke
und Waffen lagen. Sam sah aus den Augenwinkeln, dass Daniel zu sehr ins Gespräch
vertieft war und beschloss, ihm seine Ausrüstung mitzubringen.
Mit Daniels Rucksack über dem
Arm trat sie wenige Minuten später an ihn heran. „Oh. Danke, Sam. Darf ich
Ihnen Pawnee und Bi´lle vorstellen. Sie sind Wissenschaftler wie Sie.“
„Bitte hört mir alle zu.“
Sam erkannte Meriamons Stimme und wandte sich um. „Wir werden gleich einen
Transfer nach Yeksihw durchführen. Die Menschen von Tau´ri und ihr
Jaffa-Freund werden uns bei unserer Aufgabe helfen. Auch Sythazen wird uns
begleiten.“
Sie nickte in ihre Richtung.
„Bi´lle wird euch einige Ausrüstungsgegenstände mitgeben, die uns hilfreich
sein können. Das Team besteht aus Xaveria, Winnie, Kes, Finn, Shima und OneLie.
Rosha wird uns mit ihren Heilkräften unterstützen.“
„Ähm, könnte mir noch mal
jemand erklären, wohin die Reise nun eigentlich geht? Ich meine, die Tok´ra
unserer Dimension neigen ja auch dazu, uns im Unklaren zu lassen, aber ich stehe
nicht wirklich drauf.“
„Wir werden Yeksihw
aufsuchen. Es ist eine Dimension, in der vieles anders ist als bei euch. Dort
gibt es einen Außenposten unter der Führung von Noiram. Sie und ihr Team führen
Forschungen durch. Anscheinend hat Anubis unsere Freunde, die Tok´ra, überfallen
und dort von ihrem Aufenthaltsort erfahren. Noirams Team besteht nicht wirklich
aus Kämpferinnen, wir werden sie und unsere Tok’rafreunde herausholen. Wir müssen
mit Wachen am Portal rechnen.“
„Geht doch.“ Jack
schulterte seinen Rucksack und sah Xaveria erwartungsvoll an.
„Auch ich werde euch
begleiten.“ Alle drehten sich zu Engelsstaub herum. „Ich sehe Besorgnis in
deinem Gesicht, Samantha Carter.“
„Nun, beim ersten Transfer
...“ Sam suchte nach den richtigen Worten.
„Was sie sagen will ist, dass
das Ganze ziemlich ätzend war. Oder besser: Es tat höllisch weh und mir war
speiübel danach. Wird das jetzt auch wieder so sein? Habt ihr nicht so etwas
wie unseren Dimensionsspiegel, also das war echt ein Klacks dadurch.“
„Jack O´Neill, ich kann eure
Sorge verstehen, leider ist das nicht unsere Art des Reisens. Aber keine Angst,
wir haben vorgesorgt. Bi´lle, würdest du ihnen die Schilde geben?“ Die
Wissenschaftlerin der Palacer reicht jedem von ihnen ein kleines Gerät. Jack
drehte es zwischen seinen Fingern, eine schmale Scheibe aus silbrigem Metall. So
dünn, dass es bei jeder seiner Bewegungen nachgab.
„Ihr könnt es auf euren
Handrücken kleben. Einmal aufgeklebt ist es nur schwer wieder zu lösen. Es
bildet eine Art Schutzschirm um euren Körper, der die gefährlichen
Nebenwirkungen aufhebt.“ Sam klebte die flache Scheibe mit dem seltsamen
Symbol auf ihren linken Handrücken. Sie verspürte ein kurzes Kribbeln und das
Symbol änderte kurz seine silbrige Farbe. Irgendwie sah es wie eine Treppe aus,
die an- und abstieg.
Engelsstaub trat vor das Portal
und begann leise zu summen. Fast augenblicklich war der Raum von rötlichem
Licht erfüllt. „Der Rat wünscht euch eine gute und sichere Reise. Bringt
unsere Freunde heim.“ Damit drehte sich Meriamon mit Tanagra um und ging. Sam
sah ihnen noch kurz hinterher. Sie hatte noch immer Respekt vor diesem Transfer.
Sie sah, wie zuerst Finn, dann Rosha und Xaveria das Portal durchschritten.
Daniel zögerte kurz, dann schloss er die Augen und schritt hindurch. Als Jack
an der Reihe war, drehte er sich zu Sam um.
„Erinnern Sie sich noch an
Ihren ersten Gang durch das Stargate?“ Dabei hatte er ein breites Grinsen auf
dem Gesicht. Oh ja. Und ob sie sich daran erinnerte. Sie hatte voller Ehrfurcht
vor dem Ereignishorizont gestanden und für einen Moment die ganze Welt um sich
herum vergessen. Sie erinnerte sich wie sie mit der Hand über die Oberfläche
gegangen war, bis ein Stoß zwischen ihren Rippen sie auf die andere Seite befördert
hatte. „Nach Ihnen, Sir.“ Jack zog die Augenbraue hoch, drehte sich um und
war verschwunden. Zwei Minuten später hatten sie alle die andere Seite
erreicht.
Sam hörte Jack gerade noch
sagen „Wow!“
*********
Xaveria hatte Daniel direkt in
Deckung gezogen, Rosha, Sythazen und Finn hockten hinter einem Felsen auf der
rechten Seite. „Wir sind nicht allein.“ Als Daniel über den Fels blickte,
sah er in einiger Entfernung eine Gruppe Jaffa lagern. Einige waren bereits
aufgesprungen und starrten zu ihnen hinüber. Es war nur eine Frage der Zeit bis
sie das Feuer eröffneten.
Als Jack und Sam das Tor
passierten, hoben die Jaffa ihre Stabwaffen und begannen das Feuer zu eröffnen.
Die Entladungen ließen vor Jack die Erde aufspritzen und er stieß Sam und die
gerade eintreffende Engelsstaub in die Deckung der Felsen. Gleichzeitig eröffnete
er das Feuer und Daniel sah, wie einer der Feinde zu Boden fiel. Ein weiterer
Blitz schlug direkt neben Daniel ein. Dreck wirbelte ihm in die Augen und für
den Moment konnte er nicht sehen, was vor sich ging.
Plötzlich stellten die Jaffa
das Feuer ein. Daniel hob verblüfft den Kopf, wischte sich die tränenden Augen
und sah sie ihre Waffen wegwerfen. „Was...?“ Alles geschah so schnell. Er
sah Finn und Xaveria hinter sich aufrecht stehend, den Blick zu ihren Feinden
gerichtet. Sie summten leise und ihr Blick war starr. Daniel schwieg lieber, um
sie nicht in ihrer Konzentration zu stören.
Gleichzeitig erreichten die
letzten Teammitglieder die Dimension. Teal´c suchte gleich Deckung. Shima,
Winnie und OneLie rannten auf die verbliebenen fünf Jaffa zu. Mit den Füßen
kickten sie die Waffen der verblüfften Wachen weg. Jack näherte sich ebenfalls
dem Geschehen, während die anderen sich langsam aus der Deckung wagten.
„Cool!“
Die Jaffa knieten mittlerweile
am Boden und wirkten irgendwie schläfrig. Was geschah hier? Daniel sah sich
fragend um. „Wir haben sie davon überzeugt, dass ihre Waffen glühen und nun
werden sie sehr müde.“
„Aber wie?“ Daniel hatte
weder etwas von den Vorgängen während ihrer Gefangennahme mitbekommen noch die
Erklärung von Finn gehört. Sam trat neben ihn. „Es ist eine Art von
Suggestion.“ Sie nahm einen Schluck aus der Wasserflasche. Faszinierend.
Dieses Volk steckte voller Überraschungen, daher trugen sie auch keine Waffen.
„Daniel, wo bleiben Sie
denn?“ Jack starrte ihn erwartungsvoll an. Winnie und Shima kümmerten sich
derweil um die Gefangenen, die mittlerweile friedlich schlummerten. Sie wurden
gut verschnürt und dann mit Teal´cs Hilfe hinter die Felsen geschleift. „So,
das war leicht! Wie geht´s denn jetzt weiter?“ Jack blickte Xaveria
auffordernd an.
„Wir müssen zum Außenposten
vordringen. Er ist einige Stunden Fußmarsch entfernt.“
„Stunden? Können wir uns
nicht einfach dahin teleportieren?“ Er unterstrich die Aussage mit einer
ausholenden Geste.
„Leider nein.“ Damit
marschierte Xaveria los und ihre Kämpferinnen schlossen sich an.
„War ja nur so eine Idee.“
Er sah kurz zu Sam hinüber und stiefelte dann mit einem etwas beleidigten
Gesichtsausdruck hinter den Palacern hinterher. Rosha und Sam schlossen sich an.
„Komm, Daniel Jackson. Machen
wir uns auf den Weg.“ Engelsstaub wartete auf ihn, während Teal´c mit JoJa
den Schluss bildete. Daniel nahm sich zum ersten Mal Zeit, diesen Planeten
genauer zu betrachten. Er erinnerte ihn an Abydos. Jack würde innerlich
vermutlich wieder grummeln, er hasste Wüstenplaneten. Daniel fühlte sich auf
ihnen wie zuhause. „Woran denkst du, Daniel Jackson?“
„Ähm...an....“ Daniel war
etwas überrascht von der Frage. Woran dachte er, wenn er an Abydos dachte? Sha´re.
Manchmal war das alles schon in so weiter Ferne, aber Sha´res Gesicht blieb ihm
immer klar vor seinen Augen. „An meine Frau.“
„Du hast sie verloren?“
„Ja.“ Er hatte sie verloren
und seitdem war er auf der Suche, auf der Suche nach einem neuen Sinn in seinem
Leben. „Entschuldige, das weckt hier viele Erinnerungen.“ Daniel versuchte,
die trüben Gedanken abzuschütteln. „Kannst du mir etwas über Yeksihw erzählen?
Warum forscht ihr hier in dieser Dimension?“
„Es ist eine spezielle
Parallelwelt. Hier ist vieles anders als ihr es kennt und doch zugleich so ähnlich.
Wir haben hier Spuren unserer Vergangenheit gefunden.“
„Und jetzt erforscht ihr sie.
Faszinierende Sache, das kann ich aus Erfahrung bestätigen.“ Daniel lächelte.
Manchmal ging seine eigentliche Berufung in der jetzigen Arbeit etwas unter.
„Dieser Planet heißt in
eurer Dimension Abydos. Er....“
„Abydos? Aber dann...“
Daniels Gedanken fuhren Achterbahn. Dann könnte sie hier sein. „Ich habe auf
Abydos gelebt. Meine Frau...“
„Beruhige dich, das ist uns
bekannt. Darum habe ich das Gespräch mit dir gesucht. Dies ist nicht das
Abydos, das du kennst. Zwar hat Ra hier geherrscht, doch er ist schon lange fort
und nicht wieder gekehrt. Niemand weiß, wo er geblieben ist.“
„Du meinst, Ra spielt hier
keine Rolle?“ Daniel war völlig verwirrt.
„Nein. Abydos fällt unter
die Herrschaft von Bastet und Bastet dient Anubis. In dieser Dimension wurde
Kasuf in jungen Jahren getötet.“
„Und...“ Daniel atmete tief
ein, seine Hoffnungen zerstoben wie der Sand vor seinen Füßen. „dann wurden
auch Skaa´ra und meine Frau nie geboren.“
„Richtig.“ Bei diesen
Worten zog es sich in Daniel zusammen.
„Jack sollte dies auch
wissen. Skaa´ra war für ihn wie ein Sohn.“ Daniels Gedanken kreisten. Was würde
sie noch erwarten? War es wie in der ersten Parallelwelt, auf der er bereits
nicht mehr existierte? Allmählich verstand er, warum den Palacern eine solche
Traurigkeit anhaftete und nur sie zwischen den Dimensionen reisten und warum das
alles so anstrengend war. Sowohl körperlich, wie seelisch. Wie hatte Minnesoa
gesagt? `Man wird mit seinem eigenem Leben oder dessen Nichtexistenz
konfrontiert. In der einen Dimension bist du glücklich, in der nächsten ist
deine Gefährtin bereits des Todes.`
Erst jetzt begriff er die volle
Tragweite dieses Satzes. „Engelsstaub? Was ist mit mir? Lebe ich in dieser
Dimension?“ Seine Neugier überwog vor der Angst.
„Ja. Daniel Jackson, du lebst
in dieser Dimension. Es gibt auch ein Stargateprogramm. Doch es verlief vieles
anders, als du es in Erinnerung hast.“
„Ihr werdet aber auch auf
bekannte Gesichter treffen.“ Daniel drehte sich überrascht zu Sythazen um.
„Ihr werdet, wenn alles gut geht, auf Selmak treffen.“
„Ist er wie in unserer
Dimension Symbiont von Major Carters Vater?“ Auch Teal´c konnte sich der
Faszination der verdrehten Tatsachen nicht ganz entziehen. „Nein. Sein Wirt
heißt Cream. Es kam nie zu einer Begegnung zwischen Jacob Carter und den Tok´ra.
Hier starb er an seinem Krebsleiden auf der Erde.“
Daniel mußte schon wieder
schlucken. Er wollte nicht mehr hören. Wie breit musste das Wissen der Palacer
sein. Erst jetzt begriff er, was es hieß, die Wege und Dimensionen zu bewahren.
Wie unterschiedlich die Welten sein konnten.
Sie waren seit über zwei
Stunden unterwegs. Jack war inzwischen zurückgefallen und lief direkt hinter
Kes und neben Daniel. Es war heiß und ihm und Daniel lief der Schweiß über
das Gesicht. Daniel hatte ihm erzählt, dass sie sich auf Abydos befanden, dass
Skaa´ra und Sha´re hier jedoch nie geboren wurden. Seitdem war Jack sehr still
geworden. Beide verbanden viele Erinnerungen an diesen Planeten.
Jack warf einen Seitenblick zu
seinem Freund. Daniel hatte sich sehr lange mit Engelsstaub unterhalten.
Irgendwann war er neugierig geworden und hatte sich zurückfallen lassen. Er
hatte noch einige Gesprächsfetzen auffangen können. Seitdem schien Daniel
unablässig zu grübeln. „Was geht in Ihrem Kopf vor, Daniel?“
„Dieses Universum ist so
anders. Engelsstaub erzählte von der Geschichte Abydos, von den Goa´uld und
der Erde.“ Er machte eine ausholende Geste. „Vieles ist anders. Ich bin am
Stargateprogramm beteiligt. Unsere erste Reise führte uns nach Abydos. Doch
dort begegneten wir weder Ra noch Kasuf. Wir erfuhren von den Goa´uld ohne zu
realisieren, welche Bedrohung sie für die Erde darstellen. Wir führen
Expeditionen durch um mehr über sie zu erfahren.“
„Hört sich nicht grad
spannend an. Gibt’s Details?“ Jack konnte es nicht bestreiten, auch er war
neugierig. „Was ist mit Apophis?“
„Er lebt und ist einer der
Verbündeten von Anubis. Anscheinend leitet ein gewisser General Jack O´Neill
das Stargatecenter.“ Daniel grinste Jack breit an.
„Echt?“ Jack wunderte sich
eigentlich, er hätte nicht gedacht, dass er zum Schreibtischtäter taugte.
„Was....?!“ Jack hörte
etwas. Alarmiert blickte er in den Himmel. Dieses Geräusch kannte er. Auch die
anderen sahen irritiert nach oben. Man erkannte gleich, dass Xaveria eine Führerin
und Kämpferin war. Sie sah sich bereits nach Deckung um. All dies registrierte
Jack in einem Bruchteil einer Sekunde. „Alles in Deckung. Daniel, Kes! Hinter
die Dünen.“
Das Problem würde die
mangelnde Deckung sein. In dieser kargen Landschaft gab es nur wenig, das sie
verbergen würde. Zwei Todesgleiter kamen von vorn auf sie zugeflogen. Er sah,
wie Xaveria mit einigen ihrer Begleiterinnen hinter einer Düne in Deckung
hechtete. Sam, Finn und Engelsstaub rannten auf eine Felsgruppe zu. Das war gut,
dort waren sie sicher. Aber noch hatten sie die Felsen nicht erreicht.
„Sie haben uns entdeckt!“
Teal´c hatte sich hingekniet, um besser zielen zu können. Jack nahm seine
Waffe und legte an. Teal´c eröffnete das Feuer und fast augenblicklich
scherten die zwei Gleiter auseinander und beschrieben einen Bogen in
entgegengesetzter Richtung. Teal´cs Schuß war vorbei gegangen und Jacks Kugeln
konnten eh nicht viel ausrichten.
„In Deckung, Kumpel. Die
kommen gleich wieder.“ Und Jack sollte Recht behalten. Aus den Augenwinkeln
sah er, dass Sams Gruppe auf der gegenüber liegenden Seite die Felsen erreicht
hatte. Kes und Daniel duckten sich links von ihm hinter einer viel zu kleinen
Sanddüne. Normalerweise hätte er sie woanders hin gescheucht, aber es gab
nichts in Reichweite der zwei, was besseren Schutz bot.
„O´Neill!“ Jack
konzentrierte sich wieder auf die Gleiter. Einer der beiden kam hinter Sams
Gruppe angeflogen, der zweite näherte sich hinter Jack der Gruppe. Sie wollten
sie in die Zange nehmen. Jack sah Sam die Position wechseln und auf den Gleiter
zielen. Jack beschloss, sich auf den Angreifer hinter sich zu konzentrieren. Er
hockte hinter einem Busch, aber der Pilot schien ihn doch gesehen zu haben. Als
Einschläge der Energiewaffen den Boden vor ihm aufspritzen ließen, konnte sich
Jack nur noch zur Seite werfen. Er spürte die Hitze der Treffer und heiße
Gesteinssplitter trafen schmerzhaft sein Gesicht.
Er hörte Stabwaffenfeuer
hinter sich und wusste, dass Teal´c das Feuer eröffnet hatte. Er hatte die
Augen zusammengekniffen. Sie brannten. Er spürte, wie der Boden unter weiteren
Einschlägen erzitterte.
*********
„Sir?! Können Sie mich hören?
Alles in Ordnung? Sir?“ Sams Stimme irritierte ihn einen Moment, dann griff er
zum Funkgerät. „Alles klar, Major.“ Jack rieb sich die Augen und blinzelte
in die Sonne. Er hörte Teal´c neben sich. Dieser sah ihn besorgt an.
„Wie sieht es aus?“ Jack fühlte
Blut an seiner Wange entlang laufen und wischte es sich mit dem Ärmel weg.
Autsch. „Es blutet.“ Jetzt war auch klar, warum ihn der Jaffa so besorgt
angesehen hatte.
„Nicht mein Gesicht. Die
Lage.“
„Ich habe einen getroffen,
aber nicht gut genug, um ihn zum Absturz zu bringen. Sie scheinen einen neuen
Angriff zu planen.“
„Na toll!“ Jack blickte
besorgt zu Kes und Daniel in ihrer schlechten Deckung. Er griff zum Funkgerät.
„Major, können die Palacer irgendwas erreichen? Bei der schlechten Deckung
schießen die uns ab wie Tontauben.“
„Sir, negativ, Sir.“ Dafür
müssten sie ihnen in die Augen blicken. Xaveria und die anderen versuchen, sich
über eine Mulde weg zu schleichen.“
„Gut! Ein paar weniger, um
die wir uns Sorgen machen müssen. Halten Sie den Kopf unten, Major.“ Er hörte,
wie die Gleiter sich wieder näherten.
„Wo sind sie, Teal´c?“ Er
sah sich um, konnte das Geräusch jedoch nicht orten ... Bis einer der Gleiter
plötzlich im Tiefflug hinter einer großen Düne hervorkam. Er raste genau auf
den Felsen mit Sam zu. „Carter! Volle Deckung!“
Treffer auf Treffer schlug in
die Felsen ein und außer einer Staubwolke und aufgespritztem Sand war nichts zu
sehen. Unablässig feuerte Teal´c neben ihm seine Stabwaffe ab. Jack sah sich
um, wo war der zweite Gleiter?
In diesem Moment tauchte er
direkt hinter Daniel und Kes auf. Die beiden hatten ihn noch nicht bemerkt.
„Teal´c! Dort!“ Damit eröffnete Jack das Feuer, in der Hoffnung, den
Piloten ablenken zu können.
Er sah Daniel herumfahren und
auf die Einschläge vor ihn starren. ´Spring, Daniel. Spring!` schnellte es
Jack durch den Kopf. Wie in Zeitlupe beobachtete er, wie sich die Einschläge
den beiden näherten. Jack wusste, dass sein Freund immer mehr wie ein Soldat
reagieren konnte. Zu oft hatte ihr Leben von solch schnellen Reaktion
abgehangen. Er hoffte, dass Daniel auch dieses Mal schnell genug reagierte.
Daniel griff Kes und versuchte, sie zur Seite zu ziehen. Doch sie würden es
kaum schaffen. Zu kurz war die Zeit.
Dann passierte alles
gleichzeitig. Teal´c hinter ihm hatte zu dem neuen Angreifer herumgeschwenkt
und traf ihn mit einer Salve am Heck der Maschine. Gleichzeitig veränderte dies
die Flugbahn des Gleiters. Doch er schoss unvermindert weiter. Jack konnte nicht
erkennen, wo Daniel und das Mädchen abgeblieben waren. Zuviel Rauch versperrte
ihm die Sicht.
Und plötzlich war es wieder
still. Jack richtete sich auf und stürmte zur Sanddüne. Der Rauch brannte ihm
in den Augen und er sah im ersten Moment nur zwei Schatten am Boden liegen.
Nein! Das durfte nicht sein. Der Qualm verzog sich nur langsam. Hinter sich hörte
Jack die schweren Schritte Teal´cs. „Sir!“ Das Funkgerät krächzte. Gut.
Carter war in Ordnung. „Engelsstaub ist verletzt.“ Verflucht, diese Mission
stand eindeutig unter keinem guten Stern.
Er warf sich neben der größeren
Person in den Sand. Es war, wie vermutet Daniel. „Daniel?!“ Er berührte ihn
am Arm und zögerte kurz. Er rührte sich nicht. Dann tasteten seine Finger an
Daniels Hals nach dem Puls. Für einen Moment hatte er sich nicht getraut,
Gewissheit zu haben. „Er lebt.“ Er atmete innerlich auf, dass sein Freund
einen kräftigen Puls hatte.
„Das Mädchen auch. Sie ist
schwer verletzt.“ Jack sah sich um. Sie mussten hier weg. Einen weiteren
Angriff würden sie hier nicht überstehen. „Teal´c, du nimmst Daniel, ich kümmere
mich um die Kleine.“ Damit hob er das zierliche Mädchen vorsichtig hoch und
drehte sich in Richtung Felsformation. Das war zur Zeit die definitiv beste
Deckung. Neben ihm schulterte der Jaffa Daniel und begann zügig in Carters
Richtung zu laufen.
Sie waren fast angekommen als
Jack wieder das Geräusch eines sich nähernden Gleiters hörte. Teal´c hatte
grade den Felsen erreicht und Sam nahm ihn die Stabwaffe ab, damit er Daniel
ablegen konnte. Als sie den Todesgleiter hinter Jack ankommen sah, reagierte sie
instinktiv und riss die Waffe hoch. „Runter, Sir!!“
Jack
warf sich mit
dem Mädchen in den Sand und legte sich schützend über sie. Gleichzeitig
schoss Sam und ein Kreischen sowie das Verstummen der Schüsse sagten ihm, dass
sie einen Treffer gelandet hatte. Vorsichtig hob er den Kopf und sah, wie der
Gleiter eine dichte schwarze Rauchwolke hinter sich herzog und hinter den Dünen
verschwand. Sekunden später hörte er eine Explosion.
Unter ihm stöhnte Kes und
sofort widmete er seine Aufmerksamkeit wieder dem Mädchen. Vorsichtig hob er es
an und legte die letzten Meter bis zu Felsen zurück. „Was ist mit dem
zweiten, Carter?“
„Anscheinend ist er weg. Teal´cs
Treffer scheint doch besser gewesen zu sein als es zunächst schien. Kommen Sie,
Sir. Legen Sie Kes hierhin.“ Jack ließ das Mädchen vorsichtig von seinen
Armen gleiten und Sam begann gleich, sie zu versorgen. Jack setzte sich erst mal
hin. Engelsstaub lehnte mit blassem Gesicht an einem Felsen und nickte ihm
dankbar zu. Sie hielt sich den Arm und blickte dann wieder sorgenvoll zu dem
jungen Mitglied ihres Volkes. Sie senkte kurz den Kopf. „Xaveria wird gleich
mit Rosha hier sein.“
Jack rutschte zu Teal´c und
Daniel hinüber. Daniels Augen waren noch immer fest geschlossen und unterhalb
seines rechten Auges hatte ihn irgendwas getroffen und eine größer werdende
Schwellung hinterlassen. Die Haut war leicht aufgeplatzt und ein dünner
Blutfaden sickerte heraus. Es war fast die gleiche Stelle wie beim Überfall
durch die Jaffa, doch davon war kaum noch etwas zu sehen. „Daniel! Können Sie
mich hören?“
Seine Augenlieder schienen zu
flattern, dann öffnete er sie ganz. „Jack?“ Diese Frage kam so ungläubig
aus seinem Mund, dass Jack grinsen mußte. „Was dachten Sie denn? Apophis persönlich?“
Daniel versuchte zu grinsen,
was aber nach Jacks Meinung ein wenig misslang. „O´Neill, wir sollten uns
besser zurückziehen. Hier werden wir nicht lange allein bleiben.“
„Du hast recht, Teal´c.“
Er sah, wie sich Daniel an die Seite unter die Jacke griff. „Daniel, sonst
alles in Ordnung? Können Sie gehen?“ Daniel wollte mit dem Kopf nicken, hielt
aber mitten in der Bewegung inne. „Solange ich nicht nicke, geht es, denke
ich.“
„Bleiben Sie noch einen
Moment sitzen. Carter, wie geht es ihr?“ Er sah OneLie, Rosha und die anderen
kommen. Sie mussten schnellstens von hier verschwinden und sich einen anderen
Weg zum Stützpunkt suchen.
„Nicht gut.“
„Gut, Teal´c?“ Der Jaffa
beugte sich und hob Kes mit Leichtigkeit an. Jack nahm ihm die Stabwaffe ab.
„Kommen Sie, Daniel.“ Er half dem jungen Wissenschaftler auf, während Sam
ihre Ausrüstung wieder aufnahm.
„Kes!“ Finn stürmte heran
und verharrte geschockt vor dem Jaffa. Zärtlich und mit zitternder Hand strich
sie ihrer jungen Schwester über das blasse Gesicht. „Kes.“
Xaveria stützte Engelsstaub.
„Finn! Bitte hilf mir.“ Jack bewunderte Xaveria für ihre Intuition, das
junge Mädchen von ihrer Sorge um Kes abzulenken. „Rosha wird sich gleich um
sie kümmern, sobald wir eine sichere Stelle finden.“ Finn nickte ihr stumm
zu. Verzweiflung lag in ihren Augen.
*********
Sie waren alle müde. Sie
hatten kurze Zeit in einer Oase gerastet und Rosha hatte sich um Kes gekümmert.
Daniel hatte neben Rosha gesessen, als sie mit dem Kristall ein Feld erzeugte,
das Kes vollständig einhüllte. Bläuliches Licht umgab das Mädchen, das
zuletzt sehr schlecht aussah. Sie hatte eine tiefe Wunde am Hals und viel Blut
verloren. Doch dann hatte sie einen tiefen Atemzug getan und langsam die Augen
aufgeschlagen.
Jetzt saß sie an einen Stein
gelehnt und hatte die Augen geschlossen und schlief. Finn saß ihr gegenüber
und wischte ihr den Schweiß von der Stirn. Sie war so zärtlich in ihren
Bewegungen. Daniel versuchte, sich bequemer hinzusetzen, aber ein stechender
Schmerz in der Seite ließ ihn das ganze lieber wieder aufgeben. Er hatte sich
wohl eine Rippe angeknackst.
„Daniel? Alles in Ordnung?“
Sam entging aber auch nichts. Sie sah ihn skeptisch an und reichte ihm die
Wasserflasche. „Halb so wild.“ Er betastete sein Gesicht und zuckte
zusammen. Rosha hatte ihn mit einer Salbe behandelt und die Wunde hatte sich
gleich geschlossen. Rosha schlief nun, die Heilung von Kes hatte sie viel Kraft
gekostet. Daniel und Engelsstaub hatten daher auf ihre Kräfte verzichtet, bis
sie sich wieder etwas erholt hatte.
Sam hockte sich neben ihn und
beobachtete die Gruppe. Die Stimmung war im Keller. Nichts war gelaufen wie es
sollte. Xaveria, Sythazen und Engelsstaub, die den Arm in einer Schlinge trug,
saßen abseits beieinander und unterhielten sich leise. Xaverias Miene war sehr
ernst. Der Colonel war mit Teal´c unterwegs, um das Gelände zu erkunden.
Der Rest saß oder lag im
Schatten und ruhte sich aus, während Shima Wache hielt.
„Sam, in dieser Welt ist
alles so anders. Als ich damals auf die andere Seite wechselte, kannte mich dort
niemand. Ich frage mich, was uns hier noch alles erwarten wird.“ Daniel dachte
an die Hilflosigkeit und Einsamkeit in der Dimension, in der Apophis die Erde
angriff.
„Das weiß man vorher nie.“
Daniel hörte Schritte. Jack und Teal´c kehrten zurück. Er sah, wie sich
Xaveria und die Ratsfrau erwartungsvoll erhoben und ihnen entgegen gingen. Sie
trafen sich alle an dem Felsen, an dem Daniel lehnte.
„Sir, was haben Sie
gesehen?“ Sam reichte ihm die Wasserflasche, die sie zuvor auch Daniel
angeboten hatte. Jacks Gesicht war von der Sonne leicht gerötet und von Schweiß
bedeckt. Auch seine Wunde im Gesicht war inzwischen verschorft. Er nahm seinen
Rucksack ab und hockte sich hin. Dann nahm er sein Messer aus der Scheide am
Bein und begann einige Linien in den Sand zu zeichnen.
„Laut Xaveria befindet sich
ihr geheimer Außenposten hier.“ Er wies auf einen Kreis auf der rechten
Seite. „Er liegt tief unter der Erde verborgen.“ Er zog eine Linie. „Das
ist ein altes ausgetrocknetes Bachbett, das von Westen am Lager der Goa´uld
vorbeiführt. An seinem Ende liegt laut Xaveria ein geheimer Zugang. Das ist
unser Ziel.“
„Wie nah ist das Lager?“
Sam betrachtete die Zeichnung. „Zu nah, als das wir ungesehen und ungehört an
den Wachen vorbeikommen würden.“ O´Neill schüttelte den Kopf. Aber
Engelsstaub hatte vorhin nochmals unterstrichen, wie wichtig die dort lagernden
Forschungsergebnisse waren. Sie mussten die Station unbedingt erreichen.
„Und wenn wir es nachts
versuchen würden?“ Jack dachte darüber nach. Es war riskant, aber
andererseits hatten sie kaum eine andere Wahl. „Schwierig.“
„Aber nicht unmöglich.“
Teal´c blickte mit ernster Miene in die Runde. „Vielleicht helfen uns die Fähigkeiten
der Palacer bei einer Entdeckung.“
„Wenn wir unserem Feind in
die Augen sehen können, ist er uns ausgeliefert.“ Engelsstaub stand direkt
neben Jack. Sie warf einen Seitenblick zu der schlafenden Rosha und Kes. „Aber
gegen die Todesgleiter sind wir machtlos.“
„Gut,
dann machen wir es so.“ Er erhob sich und setzte sich neben Daniel. „Ich würde
sagen, alle ruhen sich noch etwas aus bevor es dunkel wird. Teal´c? Übernimmst
du die erste Wache?“ Der Jaffa nickte seinem Freund stumm zu. Damit zog Jack
sich seine Mütze ins Gesicht und lehnte sich wie Daniel an den warmen Felsen.
Auch Daniel schloss wieder
seine Augen. Schlafen war eine gute Idee. Zwar tat seine Seite bei jedem Atemzug
etwas weh, aber schon nach kurzer Zeit fiel er in einen unruhigen Schlaf. Er träumte.
Aberwitziger weise war ihm dies sogar bewusst. Vor sich sah er wieder die Bilder
von Ra, die ihm Jadda übermittelt hatte.
Und dann sah er seine Frau vor
sich, an dem Tag als er sie auf Abydos kennenlernte. Dieser Planet rief so viele
Erinnerungen hervor. Er streckte seinen Arm aus, um Sha´re an der Wange zu berühren,
doch sie entglitt ihm. Ihr Gesicht verlor sich in silbrigen Schwaden. Statt
dessen stürmten Bilder von Apophis und Skaa´ra auf ihn ein. Er sah sich an
Bord des Mutterschiffes beim Angriff auf die Erde; Hathor, wie sie ihn beeinflußte
und wieder Apophis auf Nee´tu. Er schüttelte den Kopf, er wollte nicht an
diese Dinge erinnert werden. Es sollte aufhören und plötzlich sah er, wie sich
ein Sarkophag über seinem Gesicht schloß. „Neeeiinn.“ Er versuchte, den
Deckel mit den Armen offen zuhalten. „Neeeeeeeeeeeeeeein!“
„Daniel! Hey. Hören Sie auf,
um sich zu schlagen. Daniel!“ Erschrocken riss er die Augen auf und sah Jack,
der seine Arme festhielt. Anspannung und Sorge zeigte sich in seinem Gesicht.
„Daniel. Es war nur ein Traum.“
„Ich ..., ich weiß.“ Ja.
Er wusste es, nur ein Traum... „Ich...“ Ein leichter Schmerz durchzuckte
seine lädierte Seite. „Es ist dieser Planet.“
„Ich weiß, Daniel.“ Und
Daniel war sich tatsächlich sicher, dass Jack es nachvollziehen konnte, auch er
verband sehr viel mit Abydos. Engelsstaub hockte sich neben sie. Erst jetzt
wurde er gewahr, dass es bereits dunkel war. Sie setzte sich Daniel gegenüber
und sah ihm in die Augen. Er verlor sich kurz in dem Blick und sein bis dahin
noch rasender Puls beruhigte sich schlagartig. Jack beobachtete sie. Auch er war
von trüben Gedanken eingeholt worden. Sie alle hatten in den vergangenen Jahren
viel erlebt und gerade Daniel hatte viele Verluste verkraften müssen.
„Wir sollten aufbrechen.“
Xaveria erschien hinter ihnen.
Engelsstaub schloss die Augen
und öffnete sie gleich wieder. „Es ist schwer, andere Realitäten zu
akzeptieren. Auch wenn der Verstand es versteht, die Seele hat immer zu kämpfen.“
ENDE
Kapitel
7
Sie waren wieder auf dem Weg.
Tiefe Dunkelheit lag über der Wüste. Sie bildeten eine stumme Kolonne. Jack führte
sie an, Teal´c bildete den Schluss. Sam befand sich mit Daniel ungefähr in der
Mitte des Trosses. Sie hatten bereits das Flussbett erreicht und liefen alle in
geduckter Haltung. Kaum ein Ton war zu hören. Die leichtfüßigen Palacerinnen
erzeugten kaum einen Laut. Sam hob kurz den Kopf und sah, dass die Feuer des
Goa’uld-Lagers nicht mehr weit waren.
Sie reduzierten ihr Tempo, von
nun an nur noch darauf bedacht, keine Geräusche zu erzeugen. Hier war die
Dunkelheit nicht ganz so undurchdringbar. Die vielen Feuer des Lagers erhellten
den Himmel. Sam duckte sich noch tiefer in die Schatten des Bachbettes. Daniel
lief direkt vor ihr. Sam sah im Halbdunkel, dass er sich mit der Hand die Seite
hielt. Sie vermutete, dass er sich mindestens eine Rippe angebrochen hatte, doch
manchmal konnte er genauso unvernünftig sein wie der Colonel.
Eine Hand legte sich auf ihren
Arm und Sam sah sich überrascht um. Es war Rosha. Sie blickte erst zu Daniel
und dann zu ihr. "Er hat Schmerzen?" Sie flüsterte es so leise, dass
Sam es beinahe nicht verstanden hätte. Stumm nickte sie.
Rosha nickte ihr zu und schob
sich vorsichtig an ihr vorbei. Daniel schlich sich unvermindert weiter. Immer
wieder beugte er sich nach vorn und krümmte sich. So konnte es nicht
weitergehen. Daniel brauchte nur geräuschvoll umzukippen und die ganze Aktion wäre
verloren.
Plötzlich stockte die Kolonne.
Sam sah, wie alle in Deckung gingen und folgte ihrem Beispiel. Sie beobachtete
den Rand und erkannte schnell den Grund dafür. Zwei Jaffa traten an den Rand
des Flussbetts und unterhielten sich.
Sam drückte sich noch tiefer
an den Felsen, neben dem sie lag.
Die Jaffa ließen ihren Blick
über die Wüste schweifen. Der Colonel musste mit Xaveria direkt zu ihren Füßen
liegen.
Erschrocken hörte sie ein Geräusch
vom Anfang der Kolonne. Es hörte sich an wie ein kleiner Stein, der einen
Abhang hinunter rollte. Sie konnte nur hoffen, dass es weit genug entfernt war,
als dass die Jaffa dies hören konnten.
Aber da hatte sie sich zu früh
gefreut. Sie drückte sich wie alle noch tiefer in die Schatten.
Die Jaffa hatten sich in Richtung des Geräusches gedreht und starrten angestrengt in Sams Richtung. Sam hatte das Gefühl, die Wachen würden gleich ihren Herzschlag hören, so raste ihr Puls. Das Lager war groß. Eine Entdeckung würde in einer Katastrophe enden. Auch wenn die Palacer über die Fähigkeit der Suggestion verfügten, Sam wusste nicht, ob sie auch mit einer solchen Übermacht fertig würden.
Sie zuckte zusammen, als sie
neben sich einen leisen Tierruf hörte. Es hörte sich an wie das Fiepen eines
kleinen Welpen. Sie brauchte einen Moment, bis sie merkte, dass der Ton von
Daniel ausging. Er erklang ein zweites Mal und Sam sah, wie die Wachen sich in
ihre Richtung drehten. Sie sprachen miteinander. Sam hörte ein leises Lachen.
Ein weiteres lautes Lachen erschallte und damit fiel Sam ein Stein vom Herzen.
Die Jaffa drehten sich um und gingen wieder ins Lager zurück.
Daniel wandte sich zu ihr um
und Sam konnte ein Grinsen in seinem Gesicht erkennen. Sie hob fragend ihre
Schultern und rückte näher an ihn heran. Sie wagte nur leise zu flüstern.
"Was war denn das, Daniel?"
"Ein Schattenwolf und sein
Lockruf.", kam es leise zurück. "Sehr verbreitet auf Abydos."
Daniel hatte sich zu ihr umgedreht und grinste sie ein wenig verlegen an.
"Sie scheinen ihm schon begegnet zu sein." Daniel hielt sich noch
immer die Seite und Rosha rückte näher an ihn heran. Vorsichtig, fast zärtlich,
zog sie seine Hand fort.
Sam beobachtete, wie Rosha ihre
Hand auf seine Seite legte. Daniel zuckte kurz und stieß die Luft vor Schmerz
aus.
Rosha nahm mit der anderen Hand
ihren Kristall und hob Daniels Hemd an, um die Hand mit dem Kristall darunter zu
führen. Sie war klug genug, das Leuchten des Kristalls mit Daniels Hemd zu
verbergen, auch wenn Sam es sehen konnte. Das ganze dauerte nur eine kurze
Minute, dann zog Rosha ihre Hand zurück.
Sam bemerkte, wie sich Daniel
zum ersten Mal seit Stunden schmerzfrei aufrichtete. Sie nickte Rosha dankend
zu.
"Carter? Was ist da los?
Wo bleiben Sie?" O´Neills Stimme war ungeduldig. Sie hatten die
Kommunikation auf ein Minimum beschränkt und die Funkgeräte sehr leise
gestellt. "Sind unterwegs, Sir."
Damit gab sie Daniel und Rosha
ein Zeichen, sich wieder in Gang zu setzten. Leise schlichen sie weiter und
erreichten bald den Colonel. Dieser wollte sich gerade wieder umwenden, um in
gebückter Haltung weiter zu gehen, als ihn Xaveria runterdrückte. Sie drehte
sich und gab den anderen Zeichen unten zu bleiben.
*********
Bewegung war in das Lager
gekommen. Rufe ertönten und die Jaffa schienen sich auf eine Ankunft
vorzubereiten.
Jack sah vorsichtig über den
Rand des Bachbettes. Xaveria tat es ihm gleich. Was sie sahen, blieb den anderen
verborgen, doch alle Blicke richteten sich in den Himmel. Das helle Singen eines
sich nähernden Tel´tac übertönte sämtliche Geräusche aus dem Lager.
Jack und Xaveria duckten sich
wieder, aus Angst, der Lichtkegel des Schiffes würde sie erfassen. Der
Lichtstrahl streifte über die Wüste und kam immer näher. Die vielen Wachen
schauten dem Schiff entgegen und somit in die Richtung, in der sie geduckt
lagen. Der Lichtkegel streifte kurz das Bachbett, um dann über dem Lager zum
Stillstand zu kommen.
Jack hob wieder den Kopf, um zu
sehen, wer dort ankam. Er nahm sein Nachtsichtgerät zur Hilfe. Eine große verhüllte
Gestalt stieg aus. Vielleicht Anubis persönlich. Er sah, wie zwei Jaffa sich
vor ihm verneigten. Der Goa’uld machte eine wegwerfende Geste und die Jaffa
zogen sich zurück.
Von rechts kam Aufruhr auf.
Vier Gefangene wurden herangeführt. Jack konnte nicht erkennen, um wen es sich
handelte. Die verhüllte Gestalt trat an den ersten heran und sprach vermutlich
zu ihnen. Plötzlich zog Jack eine Hand mit einem kräftigen Ruck wieder
herunter. Verwundert sah er sich um und in Xaverias ernstes Gesicht. Sie hielt
ihren Finger vor den Mund. Sie sah ihm tief in die Augen und für den Moment sah
er nichts, dann tauchten drei Jaffa aus dem Dunkeln auf und blickten zu ihm hinüber.
Parallel hörte er in seinem Kopf Xaverias Stimme.
"Erschrecke nicht. So können
sie uns nicht hören. Sie haben uns entdeckt und kommen hierher. Überlasst dies
uns."
Damit verschwanden die Bilder
und Xaverias Stimme und Jack sah wieder das stumm lächelnde Gesicht Xaverias.
Ebenfalls stumm nickte er ihr
zu. Es war ein seltsames Gefühl gewesen, ihre Stimme in sich zu hören. Neben
ihm rührten sich Shima und Winnie und schoben sich an Jack vorbei zu ihrer Anführerin.
Jack hörte bereits die schweren Schritte der Wachen. Sie schritten zügig in
ihre Richtung. Es schien kein Zweifel daran zu bestehen, dass sie, vielleicht im
Lichtkegel, etwas bemerkt hatten. Jack sah nach rechts, wo sich die anderen
versteckten.
Plötzlich stockten die
Schritte kurz vorm Rand. Jack sah nach links, wo Shima, Xaveria und Winnie nach
oben blickten. Jack folgte ihrem Blick und sah sich den drei Wachen Auge in Auge
gegenüber. Doch sie registrierten ihn gar nicht. Ihre Blicke waren von den
Palacer-Frauen gefangen worden und diese ließen sie nicht mehr los. Trotz der
leichten Dunkelheit erkannte er den erstaunten Gesichtsausdruck der feindlichen
Jaffa.
Dann drehten diese einfach dem
Flussbett den Rücken zu und gingen zurück. Xaveria tippte Jack, der ihnen noch
etwas verdutzt nachsah, auf die Schulter. Hinter ihr sah er, wie sich Winnie und
Shima bereits weiter vorwärts schlichen. Xaveria sah ihn an und Jack wusste
bereits, was nun kam. Ihre Stimme erschallte in seinem Kopf.
"Sie werden jeden, der
etwas hört oder sieht, davon überzeugen, dass es nur ein auf Abydos heimischer
Schattenwolf war. Ziehen wir weiter."
Jack sah noch einmal zu dem Tel´tac.
Doch dort war niemand mehr zu sehen. Die Eingänge hatten sich geschlossen und
die Maschine hob langsam vom Boden ab. Wer immer diese Gefangenen waren, ihnen
stand ein schlimmes Schicksal bevor. Er hoffte, dass es sich nicht um die
Palacer handelte, deretwegen sie dieses Wagnis auf sich genommen hatten.
*********
Noch immer bedeckte Dunkelheit
die Wüste. Inzwischen hatten sie alle das Ende des Bachbettes erreicht und
befanden sich in sicherer Entfernung zum Lager. OneLie machte sich vor ihnen an
einem Fels zu schaffen. Sie strich etwas Erde am Fuße beiseite, so dass eine
kleine Plattform freigelegt wurde. Finn kam ihr zu Hilfe, während Xaveria an
Jacks Seite trat. Der war jetzt doch neugierig. "Was ist ein
Schattenwolf?"
"Ein etwas größeres
Beuteltier. Sein Fell ist schwarz-weiß gestreift und eigentlich passt es gar
nicht in diese Wüstenlandschaft. Es ist von einem anderen Planeten hierher
gekommen und hat sich vermehrt. Es jagt nur in der Dunkelheit, um nicht entdeckt
zu werden. Jeder Jaffa kennt diese Tiere."
"Das ist wahr. Auf Chu´lak
spielen die kleinen Kinder mit diesem Tier. Jeder kennt seinen Ruf." Damit
warf Teal´c dem grinsenden Daniel einen Seitenblick zu. Jack blickte zwischen
beiden hin und her. "Hab ich was verpasst?"
Sam, Daniel und Teal´c
grinsten sich an, doch keiner sah sich genötigt, den etwas genervt guckenden
Colonel aufzuklären.
"Wir können nun den Stützpunkt
erreichen. Folgt uns zu zweit." Damit stellten sich Xaveria und Engelsstaub
auf die Plattform. Ein Lichtschimmer umfing sie und im nächsten Moment waren
sie verschwunden. Als Jack auf die Plattform treten wollte, hielt ihn Finn zurück.
"Warte noch."
"Warum?"
"Eure Physiologie würde
einen Sicherheitsvorgang in Gang setzen. Engelsstaub wird ihn
deaktivieren."
"Nur mal so aus Neugier,
was wäre, wenn sie das nicht täte?" Jack sah Finn mit hochgezogenen
Augenbrauen fragend an.
"Es würde euch ins Nichts
transferieren." Finn lächelte ihn unschuldig an. Jack konnte es nicht
fassen. Dieses sanfte Volk...und dann so was.
"Nett!" Jack nahm
einen Schluck aus der Wasserflasche.
Sie warteten ungefähr zwei
Minuten, dann trat Shima auf die Transporterfläche und streckte Jack
erwartungsvoll die Hand entgegen. "Jetzt ist es ungefährlich."
"Und da bist Du dir ganz
sicher? Ich meine, nicht, dass die da unten nicht klargekommen sind und wir
einfach im Nirgendwo zerblasen werden?" Jack konnte seine Skepsis nicht
leugnen.
"Ganz sicher." Nun,
dann wollte er mal. Jack trat auf die Plattform und sofort spürte er ein
angenehmes Kribbeln in seinem Körper. Es durchfuhr ihn wie ein leichter
Schauder und er schloss die Augen kurz. Als er sie wieder öffnete, sah er in
Engelsstaubs Augen.
"Wow!" Jack stolperte
von der Plattform. Man fühlte sich ein wenig wie Captain Kirk bei seinem ersten
Außeneinsatz. "Nettes Teil. Ihr habt nicht zufällig ein paar davon über?
Unser General Hammond wäre sicherlich begeistert."
Hinter ihm erhellte erneut ein
Lichtschimmer den Raum. Sam und OneLie kamen an. Ihnen folgte Daniel mit Winnie.
Ein nettes Pärchen die zwei,
wie sie so eng nebeneinander standen. Daniel war nun schon recht lange allein.
Eine Freundin würde ihm vermutlich gut tun. Ein erneuter Lichtschein
signalisierte die Ankunft von Teal´c und Finn. Ihnen folgte, diesmal allein,
die Tok´ra. Der letzte Transfer brachte letztendlich noch Rosha und Kes in die
unterirdischen Räume.
Jack nahm sich zum ersten Mal
Zeit, sich genauer umzusehen. Ein Tok´ratunnel. Eindeutig. Das Design ließ
keinen Zweifel zu. "Und? Wo geht’s lang?"
"Folgt mir." JoJa
schritt zügig aus. Man merkte ihrem Gesicht die Sorge um die Mitglieder ihres
Volkes an. Xaveria hatte Jack erklärt, dass hier drei Mitglieder der Tok´ra
arbeiteten. Sie folgten ihr im Eilschritt. Jack verlor irgendwann die
Orientierung, zu viele Quergänge hatten sie bereits passiert. Doch irgendwann
reduzierte die Tok´ra ihr Tempo und blieb letztendlich vor einem runden Tor
stehen. Sie waren alle ein wenig aus der Puste nach dem zügigen Marsch.
Sie trat beiseite und gab
Engelsstaub den Weg frei. Diese legte ihre Hand auf eine Sensorfläche. Für
Jack sah es aus wie ein Handflächenscanner. Unter der Hand begann die Fläche
rot zu pulsieren und kurze Zeit später öffnete sich dieses Portal. In dem
Raum, der sich vor ihnen auftat, herrschte ein bläuliches Licht und die dort
anwesenden Personen drehten sich von ihren Kontrollpanelen zu den Ankömmlingen
um. Erleichterung lag in ihren Blicken.
Kapitel
8
Sam war neugierig. Wie sehr
hatte sie Daniel darum beneidet, in das Kontrollzentrum der Palacer eingeladen
zu werden. Nun würde sie selbst Zeuge ihrer Technik werden. Das war der
Zeitpunkt, an dem bei ihr die Wissenschaftlerin die Oberhand über den Major
gewann. Sythazen und Engelsstaub betraten direkt vor ihr den Raum. Sam folgte
ihnen mit den anderen. Eine junge Frau und ein Mann kamen ihnen entgegen.
"Wir freuen uns, euch zu
sehen, Rätin. Wir erwarteten eure Hilfe sehnsüchtig." Die junge Frau
nickte ihnen zu. Sie trug ihr Haar kurz, eine Seltenheit bei den Palacern, wie
Sam herausgefunden hatte. In ihren Augen erkannte sie die Verzweiflung.
"Sei gegrüßt, Noiram.
Auch dir ein Willkommen, Selmak." Sam traute ihren Ohren nicht. Selmak, wie
kam der Symbiont hierher? Und wo war ihr Vater? Sams Gedanken begannen zu
kreisen. Natürlich, wenn sie den Tok´ra noch nicht begegnet waren ... dann würde
es auch keine Rettung für ihren Vater geben. Tausend Fragen kamen ihr in den
Sinn, doch sie hielt sich zurück. Sie wusste, hier war vieles anders... wie
anders begann sie gerade zu erahnen. Sam wurde von OneLie an die Seite gedrängt,
die sich einen Weg durch den Eingang bahnte. Ihr Blick glitt suchend durch den
Raum. Verwirrt sah sie sich um. "Wo ist sie? Wo ist meine Schwester?"
"TwoLie ist nicht
hier." Noiram trat an das junge Mädchen heran. "Sie wurde zusammen
mit P´mav gefangen genommen, als sie versuchten, unsere beiden Tok´rafreunde
zu beschützen. Auch sie gerieten in die Hände unserer Feinde."
OneLie schien in ihrer Bewegung
regelrecht zu erstarren. Ihr Gesicht wurde aschfahl und sie sah hilflos zu
Xaveria, als erwartete sie von der Kämpferin Trost und Hilfe zugleich.
"Dann befinden sie sich nun an Bord eines Mutterschiffes. Wir sahen, wie
sie abtransportiert wurden." Xaveria trat an Noiram vorbei. "Lefuet,
ich grüße auch Dich."
Lefuet war sehr hochgewachsen
und drahtig. Eigentlich sah sie gar nicht wie eine Wissenschaftlerin aus. Sie
beugte ihren Kopf zur Begrüßung, ähnlich wie es Teal´c manchmal tat.
"Beraten wir uns."
Engelsstaub bat sie, weiter in den Raum zu kommen. Das ließ sich Sam nicht
zweimal sagen.
Auch die anderen ließen sich
nicht lange bitten. Alle waren müde vom langen Marsch. Xaverias Team setzte
sich in der Mitte des Raumes auf den Boden. Sam wunderte sich etwas. Vielleicht,
weil sie es gewohnt war, bei Besprechungen an einem Tisch zu sitzen. Auch
Engelsstaub, die Tok´ra und Noiram nahmen in der Mitte Platz.
Noiram machte eine einladende
Bewegung. "Setzt euch, Menschen von Tau´ri."
Sam hatte gerade einen der großen
Wandbildschirme - ja, so könnte man diese überdimensionalen Flächen mit ständig
wechselnden Diagrammen nennen - beobachtet. Ihre Technik schien weit
fortgeschritten zu sein, aber nicht von ihr bestimmt. Sam kannte inzwischen
viele Zivilisationen, in denen Technologie nur Mittel zum Zweck war und nicht
das Leben der Menschen dominierte. Und den gleichen Eindruck hatte sie hier.
Alles war dezent und es schien nur das Nötigste an Terminals und Konsolen zu
sein. Nicht so minimalistisch wie die Technik der Asgard, dafür sehr ästhetisch.
Am liebsten würde sie Noiram Löcher
in den Bauch fragen. Als sie in ihr erwartungsvolles Gesicht sah, stellte sie
dies aber erstmal zurück. Es galt zunächst, die Gefangenen zu befreien. Daher
folgte sie dem Beispiel der anderen, die ebenfalls Platz genommen hatten. Auch
Selmak und sein Wirt Cream. Er setzte sich direkt neben Sam und das irritierte
sie. Was war mit ihrem Vater?
*********
Es war dunkel. Man hatte ihr
direkt bei ihrer Gefangennahme eine schwarze Kapuze über den Kopf gezogen. Vage
erinnerte sie sich an den schmerzhaften blauen Lichtblitz, der sie traf. Seitdem
war alles nur Dunkelheit. Starke Hände zerrten sie voran. P´mav versuchte
anhand der Geräusche zu verstehen, was passierte.
Als sie erwacht war, waren ihre
Hände gefesselt gewesen. Sie hatte am Boden gelegen und neben sich noch
jemanden gespürt. TwoLie, da war sie sich sicher. Vermutlich hatte man sie alle
vier gefangen genommen. P´mav und TwoLie hatten versucht, die zwei Tok´ra zu
schützen. Sie hatten den angreifenden Jaffa vorgegaukelt, sich einer Feuerwand
gegenüber zu sehen.
Die Jaffa hatten ihre Waffen
fallengelassen und waren vor der imaginären Feuerwand zurückgeschreckt. Doch
es hatte alles nichts geholfen. P´mav hatte gesehen, wie Sajaon neben ihr unter
einer blauen Blitzentladung zusammenbrach. Die Tok´ra hatte hinter ihr gekniet
und ihnen den Rücken gedeckt. P´mav arbeitete nun schon recht lange in dieser
Dimension und ihr waren ihre Tok´ra Freunde ans Herz gewachsen. Besorgt hatte
sie beobachtet, wie Sajaon auf den Boden sank und dort leblos liegen geblieben
war.
Während TwoLie und die zweite
Tok´ra Wylie weiterhin die Jaffa vor ihnen in Schach hielten, sich P´mav der
Bedrohung von hinten zugewandt. Doch mehr als sich herum zu drehen, schaffte sie
nicht mehr, als sie das gleiche Schicksal wie Sajaon ereilte. Die Welt um sie
herum war in Dunkelheit und Schmerz versunken.
Das nächste, was sie wahrnahm,
war die Kapuze über ihrem Kopf. Anscheinend waren diese Jaffa sich der Fähigkeiten
der Palacer bewusst. Anubis war ein gefährlicher Gegner, in vielen Dimensionen.
Nur wenige waren noch vor ihm sicher. Noiram hatte ihr berichtet, wie Anubis in
der Feff-Dimension eine ganze Rasse ausgelöscht hatte, nur weil sie Lord
Apophis angebetet hatte. Sie war sehr ernst geworden bei dieser Schilderung.
Immer wieder hatte Noiram sie gewarnt, vor Anubis auf der Hut zu sein. Und nun
war sie seine Gefangene.
Eine Flucht war aussichtslos
gewesen, zu fest und schmerzhaft schnürten die Fesseln ihre Arme und Beine ab.
Neben sich hatte sie Wylie stöhnen
gehört, als kurz darauf große, grobe Hände nach ihr gegriffen und sie
hochgezogen hatten. Man hatte sie in das Lager der Jaffa geschafft und P`mav
hatte ein sich näherndes Tel´tac bemerkt. Wenn sie erst auf seinem Schiff
waren, gab es keine Rettung mehr.
Man hatte sie achtlos in das
Schiff geworfen, wie eine Ware. Noch immer spürte sie schmerzhaft ihre
Schulter, die sie sich beim Fallen verdreht hatte. Und nun schleifte man sie
endlose Gänge entlang. Plötzlich blieben die Wachen mit ihr stehen und drückten
sie auf den Boden nieder. "Knie nieder vor deinem Gott Anubis." Die
Wachen schienen den Raum wieder zu verlassen.
P´mav fragte sich, wo ihre Gefährtinnen
waren. Man hatte sie durch die hallenden Gänge geführt, immer das laute
Klacken der Rüstungen auf dem Boden neben sich hörend. Nun herrschte Stille.
Kein Geräusch war zu hören. Sie nahm nur ihren Puls wahr, der immer schneller
schlug. Eigentlich war sie immer sehr mutig, fast schon leichtsinnig, aber nun
kroch in ihr die Angst hoch.
*********
"Dann ist ja alles klar.
Wir kapern uns ein Tel´tac, treten Anubis in seinen Goa´uld-Arsch und holen
eure Freunde da raus." Jack sah Zustimmung heischend in die Runde.
"Oder was?"
Daniel konnte sich ein
Schmunzeln nicht verkneifen. Als er in die Runde blickte, sah er, dass es den
anderen nicht viel besser erging.
"Sir? So einfach wird es
nicht werden." Sie hatten alle einstimmig beschlossen, alles Notwendige zu
tun, um die Gefangenen aus den Fängen des Goa´uld zu befreien. Noiram hatte
ihnen von ihrer Arbeit und dieser Dimension berichtet. Anubis hatte hier
vermutlich bereits vor 100 Jahren seinen Erzfeind Ra getötet und alle anderen
Goa´uld unter seine Herrschaft gezwungen. Zu seinem Gefolge gehörten so
vertraut klingende Namen wie Bastet, Seth, Lord Apophis und Ni´irti. Daniel
hatte innerlich den Kopf geschüttelt. Eine feine Gesellschaft.
Ra hatte lange Zeit über
Abydos geherrscht, doch jetzt war der Planet verwaist. Die Bevölkerung war
versklavt und verschleppt worden. Daniel dachte wieder wehmütig an seine Frau,
Kasuf, Skaa’ra und all die anderen. Hätte es auch in ihrer Dimension so weit
kommen können? Die Erde stand noch am Anfang ihres Stargate-Programmes und
hatte bereits einige Reisen nach Abydos unternommen. Allerdings schienen sie
sich der Gefahren durch die Goa´uld nicht bewusst zu sein. Lefuet hatte eines
ihrer Teams beobachtet. Das erste Team hatte aus 5 Menschen bestanden, angeführt
von niemand anderem als General Jack O´Neill. Daniel amüsierte sich noch immer
über Jacks Gesicht bei diesen Worten. Eine Mischung aus: `Ich bin halt in jeder
Dimension der Held` und Ungläubigkeit.
Um mehr zu erfahren, hatte
Lefuet das Team mit auf die Erde begleitet. Niemand hatte sie bemerkt, da sie
die Menschen nach gewohnter Palacer-Art beeinflusst hatte. Alle hielten sie für
ein Mitglied eines Einsatzteams. Daniel konnte sich das gut vorstellen, bedachte
man, dass niemand von ihnen Lt. Taylor bzw. Kaiael als Außerirdischen erkannt
hatte. Und der Re´ol hatte sich ganze 3 Wochen als 5. Mitglied von SG-1
ausgeben können, ohne, dass es jemandem aufgefallen war.
Sam, Jack und Daniel hatten
gebannt Lefuets Bericht gelauscht. Auch Teal´c verfolgte ihre Geschichte mit
großen Augen. Es war seltsam, etwas über sich zu hören und es gleichzeitig
gar nicht zu sein. Da sie die Neugier von SG-1 ahnte, berichtete Lefuet auch,
was sie über sie erfahren hatte. Die Menschen auf der Erde waren sich der
Bedrohung durch die Goa´uld nicht bewusst, da sie ihnen noch nicht begegnet
waren. Sie hatten auf Abydos zwar Spuren ihrer Zivilisation gefunden, aber mehr
nicht. Nach der ersten erfolgreichen Reise durch das Gate hatte ein General Jack
O´Neill das Kommando über Cheyenne Mountain übernommen. Lefuet war auch Doc
Fraiser begegnet, die, wie in ihrer eigenen Dimension, die medizinische
Abteilung leitete.
Dr. Carter leitete als
Astrophysikerin die Wissenschaftsabteilung. Sam hatte irritiert aus der Wäsche
geguckt. Kein Militär und auch kaum Missionen. Daniel fragte sich, wie es sein
würde, wenn man ihm erzählen würde, er hätte nie Archäologie studiert.
Seltsame Vorstellung.
"Was ist mit Teal´c?"
Jack hatte Lefuet fragend angesehen. Daniel verstand, worauf Jack hinaus wollte.
In der Dimension in der Apophis die Erde angriff, war Master Teal´c der Primus
des Goa´uld gewesen. Er war nie auf Jack getroffen und hatte auch nie die Wahl
zwischen den Tau´ri und seinem Gott treffen müssen. Daniel ahnte die Antwort
bereits. Hier hatte die Entführung der Menschen von Abydos nie statt gefunden.
"Wir kennen ihn hier nicht."
Daniel griff zu seinem
Rucksack. Eigentlich war alles besprochen und er sah, dass auch Sam ihr Zeug
packte. Es war wichtig zu erfahren, wie die Situation in dieser Dimension war.
Engelsstaub hatte es noch mal unterstrichen, warum es für die Palacer so
wichtig war, unentdeckt zu bleiben.
"Unsere einzige Möglichkeit
der Abwehr ist die Fähigkeit der Suggestion. Ohne sie sind wir verwundbar. Wir
mussten bereits viele Dimensionen verlassen, da sie nicht sicher waren. Sie
fanden schnell heraus, dass wir Augenkontakt benötigen."
"Sie benutzen ihre
Masken." Jack hatte das Problem gleich verstanden. Durch die Masken waren
die Augen der Jaffa verborgen und die Beeinflussung eines Goa´uldsymbionten in
seinem Wirten war fast unmöglich.
"Ja. Wir werden auch diese
Dimension räumen, auch wenngleich wir dadurch viel verlieren. Das Leben unseres
Volkes geht vor. Jedes Leben ist wichtig. Hoffen wir, dass wir P´mav, TwoLie
und unsere Tok´ra-Freunde retten können."
Alle hatten inzwischen stumm
ihre Sachen gegriffen. Wie Jack gesagt hatte, Tel´tac kapern und die vier
befreien. Aber Daniel musste Sam recht geben, auch er glaubte nicht an eine
einfache Befreiung. Sollte Anubis um die Fähigkeiten der Palacer wissen, waren
ihre Chancen gering.
Kapitel
9
P´mav hörte Stoff rascheln.
Es hörte sich an, als würde jemand aufstehen. Die sich nähernden Schritte
bestätigten ihre Vermutung. P´mav´s Atem beschleunigte sich. Nein. Er sollte
nicht merken, wie viel Angst sie hatte. Die Schritte verharrten neben ihr und für
einige Sekunden herrschte Stille.
"Du zitterst!" Die
Stimme neben ihrem Ohr ließ die junge Palacerin zusammenzucken. Die Stimme des
Goa´uld war unwirklich verzerrt. In ihr schwang soviel Böses mit, P´mav
konnte es direkt spüren. Ihre feinen Häärchen richteten sich alarmiert auf
und schickten einen Schauer über ihren Rücken.
Eine Hand berührte sie am Arm
und strich an ihrer Haut entlang. Weitere Schauer folgten dem Ersten. Was wollte
er und vor allem, wer war er? Sie hörte seinen Atem und seine Schritte als er
begann, um sie herum zu gehen.
"Schon lange bin ich auf
der Suche nach eurem Volk. Ihr seid ein geheimnisvolles Volk. Mit
beeindruckenden Fähigkeiten." Die Schritte verharrten direkt vor ihr.
"Wie lautet dein Name?"
P´mav biss sich auf die
Lippen. Sie würde gar nicht mit ihm reden. Sie war stark und er könnte sie
fragen, was er wollte. Andererseits war es vielleicht sicherer, ihn nicht zu
provozieren.
"Sprich!" Die Stimme
klang erzürnt. Vermutlich war Anubis in dieser Dimension keinen Widerspruch
gewohnt.
"Mein Name ist P´mav."
Sie war verblüfft, wie sicher ihre Stimme klang. Ihre Stimme entsprach in
keinem Fall ihrer Gemütslage.
"Oh, du kannst ja doch
reden." Sie hörte ihn an seiner Kleidung nesteln. Plötzlich spürte sie
wieder seine Hand. Er schien den Strick um ihren Hals lösen zu wollen. P´mav
spürte, wie sich das Seil löste und er die Kapuze griff. Langsam zog er sie
ihr vom Kopf.
P´mav musste blinzeln. Überall
standen Fackeln und erhellten den sonst dunklen Raum. Sie hob den Kopf. Vor ihr
erhob sich ein großer Schatten. Sie konnte nur seine dunklen Umrisse erkennen,
sein Gesicht lag im Schatten seiner Kapuze. Beide sprachen kein Wort und
starrten sich an. Sie musste etwas tun und jetzt hatte sie die Chance dafür.
Konzentriert versuchte sie, in der Dunkelheit der Schatten seine Augen zu
erkennen. Was sollte sie ihm...ja, das war gut.
Sie sah, wie er stutzte, als
sie ihm weismachen wollte, Bastet zu sein. P´mav wusste, dass Bastet ihm treu
ergeben war und eine wunderschöne Wirtin hatte. Vielleicht konnten ihre Reize
Anubis lange genug irritieren. Sie legte all ihre Kraft in diese Projektion.
Zwar hatte sie keine Idee, wie sie ihre Fesseln loswerden sollte, doch den
Versuch war es wert.
Schweiß perlte von ihrer
Oberlippe, doch Anubis stand noch immer vor ihr und beobachtete sie ungerührt.
Sie konnte seine Augen nicht richtig sehen, vielleicht lag es daran.
"Nicht schlecht, aber dein
Versuch ist fehlgeschlagen." Daraufhin ließ er ein lang anhaltendes abschätziges
Lachen ertönen. Er verspottete sie. "Du wirst deine Fähigkeiten nicht bei
mir anwenden können. Aber du wirst mir dienen. Ich werde alles erfahren. Du
wirst mir erzählen, wohin euer Portal führt und wie es funktioniert. Auch wo
der Rest deines Volkes lebt. Du wirst mir alles erzählen."
"Niemals!" P´mav
spie das Wort regelrecht aus. "Niemals werde ich dir unsere Geheimnisse
verraten. Eher sterbe ich, als das Überleben meines Volkes zu riskieren."
"Das kann ich einrichten.
Aber ich habe nicht geplant, dich zu töten. Vielmehr wirst du mir noch lange
dienen." Dabei lachte er diabolisch und klatschte in die Hände. Zwei Jaffa
betraten in voller Rüstung den Raum. Ihre Helme waren hoch geklappt und P´mav
sah nur die künstlichen roten Augen der Schakalsmasken. Doch was ihren Blick
bannte, war der Gegenstand, den einer von ihnen in den Händen hielt.
Ein schlankes, hohes,
durchsichtiges Gefäß. Er stellte es auf ein kleines Podest neben Anubis Thron.
P´mav´s schlimmste Albträume schienen sich zu erfüllen. In dem Glaskubus
schwamm ein ausgewachsener Symbiont.
*********
Das Tel´tac stand gut bewacht
am Rande des Lagers und im Grunde gab es keine Möglichkeit, ungesehen die Fläche
davor zu überqueren. Besorgt hatte Jack festgestellt, dass viele der Wachen
ihre Helme trugen. Damit war der Vorteil der Palacer dahin. Vielleicht auch
nicht ganz. In Jacks Kopf reifte ein Plan. Sie lagen wieder im ausgetrockneten
Flußbett und warteten auf ihre Chance.
Noiram war mit Selmak und den
Tok´ra Suam und Lenari im Forschungsstützpunkt geblieben, um das Verlassen
dieser Dimension vorzubereiten. Noiram hatte noch einmal unterstrichen, wie
wichtig ihre Forschungen hier gewesen waren. Wie hatte sie gesagt? `Anubis wird
nicht ein Staubkorn von uns finden, wenn wir den Stützpunkt zerstört haben.`
Doch nun musste er sich auf das
Hier und Jetzt konzentrieren. Sam lag neben ihm und sah über die Kuppe. Sie
hatten sich entschieden, nicht mit allen das Mutterschiff zu betreten. Der Rest
würde sich in der Nähe des Portals sammeln und auf sie warten.
"Xaveria." Jack flüsterte
ihren Namen, zu nah waren sie den Wachen. Innerhalb weniger Sekunden schob sich
diePalacerin an seine Seite. "Wir brauchen ein paar Kostüme." Er
grinste die junge Frau an und diese nickte wissend.
"Wie viele?"
"Fünf!"
"Wartet."
Xaveria winkte Winnie, Shima
und Kes, ihr zu folgen. Ohne ein Geräusch schlichen sie um das Lager. Auf der
rechten Seite befanden sich die Unterkünfte. Dort standen einige Zelte. Jack
beobachtete, wie die vier Frauen an eines dieser Zelte heranschlichen. Sie hoben
die hintere Plane an und verschwanden darin. Kein Geräusch drang herüber und
niemand schien aufmerksam geworden zu sein.
Dann kam Bewegung auf. Die
Frauen tauchten auf und jede von ihnen schleppte ein beachtliches Paket. Jack
hatte ein wenig Bedenken, dass die ganze Aktion zu laut wurde, aber die waren
unbegründet. Xaveria lächelte Jack zufrieden an. "Sie hätten ihre Helme
beim Schlafen auflassen sollen."
Jack nahm Shima einen der Helme
ab und setzte ihn dem verdutzten Daniel auf, der neben ihm hockte.
"Passt!"
Zehn Minuten später waren sie
soweit. Fünf Jaffa und ihre vier Gefangenen machten sich zum Abmarsch bereit.
Xaveria und SG-1 hatten sich in die Uniformen gezwängt. OneLie hatte darauf
bestanden, sie zu begleiten. Sie wollte unbedingt zu ihrer Schwester. Jack war
gar nicht begeistert, es war schlecht, wenn OneLie im Kampf von der Sorge um
ihre Schwester TwoLie hin und her gerissen wurde. Doch Jack hatte zugestimmt und
so war sie eine der getarnten Gefangenen.
Auch Lefuet, Rosha und Winnie
ließen sich grade von Kes und Finn provisorische Fesseln anlegen. Alles musste
glaubhaft wirken, da sie sich nicht auf die Fähigkeiten der Palacer berufen
konnten. Speziell um das Tel´tac fanden sich fast nur Wachen mit Helm. Sythazen
und ihre Wirtin JoJa beobachteten derweil das Lager, um sicher zu gehen, dass
sie nicht in ihren Vorbereitungen überrascht wurden.
Daniel und Sam waren bereits
fertig und standen abmarschbereit neben Engelsstaub. Die Rätin würde die Zurückbleibenden
in die Nähe des Dimensionsportals bringen und dort warten. Jack hoffte schwer,
dass sie sich alle dort wieder trafen und in ihre Dimension heimkehren konnten.
Ihm gefiel diese Dimension
nicht. Hier war irgendwie alles verkehrt. Kein Ra, keine Abydonier, kein Teal´c,
all dies war irgendwie falsch. Er fragte sich allerdings, wie er General Hammond
bei der Rückkehr alles erklären sollte.Vielleicht begleitete Lefuet sie ja und
gaukelte dem General irgendeine tolle Geschichte vor.
"Los geht´s." Sie
hatte sich entschlossen, zuerst Richtung Portal zu gehen und das Lager von dort
aus zu betreten. Das hatte den Vorteil, dass sie nicht das ganze Lager
durchqueren mussten. Wenn sie Glück hatten, vermutete man, dass sie die
Gefangenen am Portal geschnappt hatten.
Teal´c führte den ganzen Zug
gen Süden und schwenkte dann wieder Richtung Lager.
*********
"Jaffa,
Aray Kree!" ("Bleib,
wo du bist.") Einer der Wächter stoppte ihre Kolonne.
"Nanb'tu'qua?" (Wer bist du?)
"Talmak (mein Name ist)
Master C´laet. Tek ma tec."
"Ba'ja'kakma'te Master C´laet."
(Ich grüße dich auch.)
Sam hatte sich weiter hinten in
die Kolonne eingereiht, da sie für die Rüstung etwas zu klein war. Eine
aufmerksamen Beobachter wäre
dies vielleicht aufgefallen, daher hielt sie es für klüger, sich im
Hintergrund zu halten. Sie beobachtete, wie Teal´c und die Wache redeten. Neben
ihr stand Winnie. Ihre Hände umschlossen einander krampfhaft. Sie alle waren
nervös. Selbst wenn sie das Tel´tac ohne Probleme erreichen würden, waren sie
noch lange nicht auf dem Mutterschiff.
"Hi´ato
C´laet!" (Geh
weiter.)
Sam atmete auf. Anscheinend war
ihre Maskerade erfolgreich. Sie sah, wie Teal´c sich kurz vor der Wache
verbeugte und dann an ihr vorbei schritt. Jack hinter ihr stieß Rosha in den Rücken,
um sie vorwärts zu treiben. Alles musste glaubhaft wirken. Sam ergriff Winnie
am Arm und zerrte sie vorwärts.
Sam passierte den Anführer der
Wache, der sich alles ansah. Durch seinen Helm konnte man nicht sehen, ob er
ihnen traute oder nicht. Sam hatte ein ungutes Gefühl. Der beobachtete sie viel
zu aufmerksam.
"Dan´nei!" Sam
zuckte zusammen, als der Jaffa hinter ihr rief. Sams Gedanken rasten. Sie kannte
das Wort. Zu oft waren sie auf Goa´uld gestoßen, als dass nicht ein paar
Brocken hängengeblieben wären. `Warte´, das konnte nur bedeuten, ihm war
etwas aufgefallen. Sam schloss ihre Hand unauffällig um die Zat und drehte sich
um. Er hatte nicht sie persönlich angesprochen, es schien jedoch die richtige
Reaktion zu sein.
"Shak´ti´qua!
Habt
ihr nicht den Befehl unseres Herrn gehört? Den Gefangenen sind die Augen zu
verdecken. C-Chel nok!" Damit warf er Sam einige Tücher zu. Sam verstand
zwar nicht alles, was er sagte, aber immerhin, worauf er hinaus wollte. Sie
reichte Jack hinter ihr einige der Tücher und gemeinsam beeilten sie sich, den
jungen Frauen die Augen zu verhüllen.
Als dies geschehen war, drehte
sich die Wache um und entfernte sich. Sam atmete innerlich auf und nickte dem
Colonel kurz zu. Der Weg war frei.
Teal´c marschierte auf das Tel´tac
zu und wartete am Eingang, bis es alle betreten hatten. Er aktivierte das Portal
und der Eingang schloß sich mit einem Zischen. Sie waren nicht allein. Zwei
Piloten hielten sich im Schiff ständig bereit. Sie hatten sich erhoben. Teal´c
trat vor sie und verneigte sich kurz. "Kree tall, Jaffa."
Die beiden Jaffa
drehten sich um und begaben sich auf die Pilotensessel. Gleichzeitig scheuchten
Sam, Xaveria und Daniel die angeblichen Gefangenen in den Laderaum des Schiffes.
Sie hatten sich darauf
geeinigt, die Piloten erst etwas später in das Land der Träume zu schicken,
damit niemand am Boden etwas merkte. Sam spürte, wie sich das Schiff in den
Himmel erhob und drehte sich erwartungsvoll zu Teal´c und Jack herum. Die
beiden standen hinter den Piloten und zogen ihre Zats. Der Colonel und Teal´c
griffen an ihre Helme und offenbarten ihre Gesichter.
Die beiden Piloten hatten das
Geräusch wohl gehört, denn sie blickten sich irritiert um. Im gleichen Moment
zuckten blaue Blitze zu ihnen hinüber und ließen sie auf ihren Plätzen
zusammensinken. Jack grinste selbstgefällig zu Teal´c hinüber. "Ich
liebe es, wenn ein Plan funktioniert."
Sam griff an ihren Helm. Auch
sie konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Sie gab Daniel ein
Zeichen, dass alles in Ordnung war und er begann, den Palacerinnen die
Augenbinden abzunehmen. Kein schlechter Anblick, unser Daniel als Befreier
junger hübscher Frauen. Sam schüttelte belustigt den Kopf. Nicht nur, dass
Jack bei diesen Frauen Stilaugen bekam, jetzt auch noch Danny.
"Das war doch ein Klacks,
oder?"
"Ja, Sir." Teal´c
und Jack zogen die beiden Piloten von ihren Sitzen und schleiften sie nach
hinten, wo sich Winnie und Lefuet daran machten, sie zu fesseln. Sam nahm am
Steuer Platz und Teal´c gesellte sich zu ihr. "Was nun?"
"Wir landen. Sollten die
Wachen dort auch Helme tragen, ziehen wir die Schau noch mal ab."
Kapitel
10
Der Flug verlief ohne Probleme.
Daniel hielt den schweren Helm unter dem Arm. Er hoffte nur, das Ding nicht noch
einmal tragen zu müssen. Sein Vorbesitzer hatte eindeutig ein
Transpirationsproblem. Die `Gefangenen` hatten sich mit Zats bewaffnet und
warteten.
Daniel hörte das vertraute Geräusch
der Landedüsen. Eigentlich verdammt seltsam, dass ihm das schon vertraut
vorkam. Er starrte neugierig nach vorn. Dort standen Teal´c, Jack und Sam und
sahen sich im Hangar um. "Alles klar, Leute. Sie tragen keine Helme.
Anscheinend hat uns niemand angekündigt." Daniel hörte hinter sich ein
Aufatmen.
"Endlich können wir
wieder eingreifen." OneLie streifte ihre provisorischen Fesseln ab. Daniel
konnte die Frauen verstehen. Nichts war schlimmer als zur Untätigkeit verdammt
zu sein, vor allem, wenn man wie OneLie einen geliebten Menschen in Gefahr
wusste. Daniel legte zufrieden den Helm und die lästige Rüstung ab. Sie würde
nur hinderlich sein. Und der Helm drückte schmerzhaft auf sein lädiertes
Gesicht. Jack, Xaveria und Sam folgten seinem Beispiel.
"Überlasst die Wachen
getrost uns." Xaverias Blick drückte Zufriedenheit und Selbstsicherheit
aus. Hier war sie mit ihren Kämpferinnen in ihrem Element. "Lefuet.
OneLie. Ihr kümmert euch um die Wachen. Ich schlage vor, ihr schickt sie
schlafen." Dabei grinste sie verschlagen zu ihren Begleiterinnen herüber.
"Winnie, wir beide sichern sie ab."
Xaveria hatte es Daniel erklärt.
Während sich zwei von ihnen um den Feind kümmerten, sicherten immer einige
dasTerrain. Sollten dann unverhofft weitere Feinde auftauchen, konnten sie oft
nicht schnell genug in den Fokus aufgenommen werden und stellten eine Bedrohung
für sie dar.
Teal´c betätigte den Türmechanismus
und Lefuet und OneLie traten hinaus. Daniel konnte nicht sehen, was passierte
und drängte nach vorn an die Frontscheibe. Er sah wie zwei, nein drei Wachen zu
Boden sanken, während sie gleichzeitig gebannt Richtung Tel´tac starrten.
"Alles klar. Ich glaube das war’s. Xaveria, ich schlage vor, eine von
euch bleibt hier, um das Tel´tac zu sichern. Wir wollen ja irgendwann wieder
nach Hause." Jack verließ das Schiff und Daniel folgte ihm.
Xaveria bestimmte Rosha, beim
Schiff zu bleiben. Daniel schritt durch den Hangar, während die anderen die
schlafenden Wachen fesselten und außer Sicht zerrten, als plötzlich ein Jaffa
durch die Tür kam. Er blieb wie angewurzelt stehen. Daniel sah ihm direkt in
die Augen. Aber sie waren wohl beide zu erschrocken um zu reagieren. Doch während
Daniel noch wie erstarrt blieb, wirbelte der Jaffa seine Stabwaffe herum. Daniel
machte sich bereit, in Deckung zu springen, als blaue Blitze den Jaffa zuckend
zusammensacken ließen. Daniel drehte sich um und sah Jack rechts hinter sich,
die Zat noch im Anschlag.
"Ähm. Danke."
Daniels Hände zitterten noch leicht. Jack grinste nur. "Gern geschehen. Können
wir dann?"
Daniel nickte nur. Er machte
einige Schritte nach vorn und ergriff den Jaffa am Arm. Es kostete ihn einige Mühe,
ihn ebenfalls außer Sicht zu schleppen.
"Gut. Teal´c, Carter. Ihr
sucht im Gefängnistrakt nach den Vermissten. OneLie und Winnie werden euch
begleiten." Xaveria nickte dazu.
"Und Sie, Sir?"
"Nun, Dannyboy, meine
Wenigkeit, sowie Xaveria und Lefuet werden Anubis einen kleinen Besuch
abstatten."
"Halten Sie das für klug,
Sir?" Daniel konnte Sams Bedenken verstehen. Auch er hatte Jack bei dieser
Aussage etwas verwirrt angesehen.
"Ehrlich gesagt? Nein,
Carter, ich denke sogar, dass es ein wenig leichtsinnig ist." Dabei grinste
Jack von einem Ohr zum anderen. "Aber die Chance, Anubis in den Hintern zu
treten kann man sich doch nicht entgehen lassen, oder?"
Erwartungsvoll sah er in die
Runde. "Nein, Sir. Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen."
*********
OneLie schritt zügig aus.
Ungeduld und Sorge bestimmten ihre Gedanken. Der Jaffa führte sie an, während
Samantha Carter sie nach hinten sicherte. OneLie machte sich große Sorgen. Sie
war die ältere von ihnen beiden.
TwoLie war auf ihrem ersten
Einsatz auf Yeksihw. Sie hatte Finns Sorge um ihre kleine Schwester beim Angriff
der Todesgleiter gut verstehen können.
Jedes Leben innerhalb der
Palacerwelten wurde hoch gehalten. Familienbindungen waren jedoch noch stärker
und bedeuteten in ihrer Gesellschaft sehr viel. Teal´c hatte ihnen gesagt, das
sie drei Decks tiefer mußten, um zu den Arrestzellen zu gelangen. Die Gänge
wirkten auf sie wie ausgestorben. Nur goldene Wände, übersät mit
Hieroglyphen. Die Basis der Palacer mit ihren Farben strahlte immer so viel
Leben aus, der Vergleich zur Kultur der Goa´uld war jedesmal irritierend.
Teal´c hob warnend die Hand
und im gleichen Moment wusste auch OneLie weshalb. Schritte ertönten im Gang
vor ihr. Schnelle Schritte, die auf sie zu kamen. Teal´c winkte sie in die
Deckung. Quergänge mit Nischen boten das ideale Versteck, doch OneLie war
ungeduldig. Sie würde sie einfach schlafen schicken, sie brauchten sich nicht
verstecken. Ihre Wut übernahm ihr Denken und sie begann sich nach vorn zu
schieben.
Eine Hand griff sie sanft, aber
bestimmt an der Schulter. OneLie war wütend und sie wollte ihre Wut auf die
Jaffa entladen. Wer wagte...sie drehte sich wutentbrannt um und blickte in die
Augen der Tau’ri-Frau. Ihre Wut zerstob wie eine Staubwolke im Wind. In diesen
Augen lag so viel Verständnis, so viel Ruhe und Selbstvertrauen. OneLie fühlte
sich, auch wenn kein Wort zwischen ihnen fiel, verstanden und merkte, wie sie
sich beruhigte.
Die Schritte wurden lauter. Sie
waren direkt vor ihnen, dann neben ihnen. OneLie presste sich an die goldene
Wand und dann wurden die Schritte wieder leiser und verstummten schließlich
ganz. Sie atmete hörbar aus. Sie musste sich besser unter Kontrolle haben, so würde
sie TwoLie nicht helfen können.
Gleichzeitig saß ihre
Schwester TwoLie zwei Decks tiefer in der Arrestzelle auf dem Boden. Sie hatte
ihren Kopf in ihre Hände gelegt und dachte verzweifelt an ihre Gefährtin P´mav.
Sie hatten sie schon vor geraumer Zeit abgeholt und mit jeder Minute stieg ihre
Sorge. Man hatte ihnen die Augenbinden und Fesseln abgenommen. Hatte TwoLie im
ersten Moment noch gehofft, dadurch endlich wieder etwas bewirken zu können,
wurde sie bitter enttäuscht. Alle Wachen, die Ihnen gegenüber traten, hatten
ihre Helme fest geschlossen.
Wylie und Sajaon saßen ihr
gegenüber. Die beiden Tok´ra hatten seit ihrer Gefangennahme kaum ein Wort
gesprochen. TwoLie wußte, das Wylie bereits einmal in die Fänge der Goa´uld
geraten war. Den Erzählungen nach, war sie damals nur mit Mühe entkommen.
"Hört ihr das?"
TwoLie war ein wenig überrascht, dass Sajaon sprach, da sie sich seit Stunden
anschwiegen. Doch dann hörte sie auch etwas. Sie konnte es nicht ganz
einordnen. Vielleicht brachten sie endlich ihre Freundin P´mav zurück. Unruhe
entstand vor der Tür.
"Was kann das sein?"
TwoLie zog sich an die hintere Wand zurück. Was, wenn sie nun die nächsten
abholen und foltern würden?
TwoLie sah wie sich die Tür
langsam öffnete und rechnete mit ihrer Abholung. Doch mit dem, was sie dort
sah, hätte sie nie gerechnet. Ihre Schwester OneLie blickte ihr entgegen.
Erleichterung stand in ihrem Gesicht und auch TwoLie begann wieder zu hoffen.
*********
Jack und sein Team strebten
weiterhin die Brücke an. Sie hatten nur noch wenige Decks vor sich und wenige
Wachen waren ihnen bisher begegnet. Jack vermutete, dass die meisten von ihnen
auf der Planetenoberfläche waren.
Jack führte sein Team an. In
Mutterschiffen kannte er sich mittlerweile bestens aus. Daniel war direkt hinter
ihm und Xaveria bildete den Schluß. Die beiden Palacerinnen würden ihre Kräfte
vermutlich nicht einsetzen können, alle Jaffa trugen Helme. Was auch Vorteile
hatte. Ihr Gesichtsfeld war stark eingegrenzt und so stellte es keine
Schwierigkeit dar, sich ungesehen in den Nischen zu verstecken.
Die vier Jaffa, denen sie ein
Deck tiefer begegnet waren, hatten Daniel und er mit ihren Zats außer Gefecht
gesetzt. Jack hatte den Jaffa die Waffen abgenommen und zwei Zats an Xaveria und
Lefuet weitergegeben.
Xaveria hatte zunächst
abwehrend die Arme gehoben, doch Jack hatte keinen Widerspruch geduldet. Die
Palacer verabscheuten Waffen, doch Jack hatte ihr klargemacht, dass es in diesem
Falle nicht ohne ging und die Zats ihre Opfer schließlich nur betäubten.
"Sir." Jacks Mikro
knackte und er gab den anderen Zeichen, sich in die Nischen zurückzuziehen.
"Was gibt es,
Carter?"
"Wir haben die
Arrestzellen erreicht und TwoLie, Sajaon und Wylie gefunden. Es geht ihnen
gut." Jack hört wie Xaveria hinter ihm erleichtert ausatmete. "Was
ist mit der vierten Gefangenen?"
"Das wissen wir nicht. P´mav
wurde vor ca. einer Stunde von den Wachen abgeholt." Jack überlegte.
Vermutlich hatte man sie zu Anubis gebracht. Diese Schlangenköpfe ergötzten
sich immer gern an ihren Gefangenen.
"Gut. Carter. Sie ziehen
sich zum Hangar zurück und warten dort. Wir werden versuchen diese P´mav zu
finden. Wir sind nicht mehr weit von der Brücke entfernt."
"Geht klar, Sir. Seien Sie
vorsichtig."
"Ach... und Carter.
Vielleicht könnten Sie noch ein kleines Ablenkungsmanöver vorbereiten, damit
wir nachher gut verschwinden können. Ihnen fällt bestimmt etwas ein."
"Wird gemacht." Jack
schmunzelte. Carters Ideenreichtum war unerschöpflich. Er war schon jetzt
gespannt, wie groß der Rums werden würde.
"Gut. Gehen wir eure
Freundin holen." Er nickte den Palacerinnen aufmunternd zu und schob sich
weiter vor.
Sie hatten nur noch zwei Decks
und die Anzahl der Wachen erhöhte sich. Sie brauchten unbedingt eine Idee. An
der nächsten Ecke stoppte Jack. Vor ihm stand ein einzelner Jaffa an der Wand
gegenüber. Er drehte ihnen den Rücken zu und schien eine Schalttafel zu
bedienen. Das war ihre Chance.
Er winkte Xaveria zu sich
heran. Mit der Hand gab er ihr zu verstehen, was sie vorhatten. Xaveria nickte
verstehend.
Die Aktion würde ihnen freien
Zugang zur Kommandobrücke und Anubis Quartieren verschaffen. Der Rüstung nach
war er ein höher gestellter Krieger. Seine ganze Haltung strahlte dies aus.
Langsam schlichen Jack und
Xaveria vorwärts, darauf bedacht keinen Ton von sich zu geben. Daniel und
Lefuet deckten sie, falls noch weitere Jaffa auf dem Flur auftauchen würden.
Das Wichtigste war die Überraschung. Leise schlich Jack weiter. Xaveria hielt
sich hinter seiner Schulter, um rechtzeitig reagieren zu können.
Der Jaffa schien zunächst
nichts von der Bedrohung hinter seinem Rücken zu ahnen, aber Jack achtete auf
jede Regung des Hünen. Als der Jaffa leicht den Kopf hob und ins nirgendwo zu
starren schien, reagierte Jack blitzschnell.
Er sprang den letzten Meter an
den Mann heran und griff ihm von hinten an die Helmverriegelung. Mit einem
Klacken öffnete sich das Helmvisier und gab das Gesicht eines finster
blickenden Jaffa frei. Der Jaffa hatte schnell reagiert und packte Jack bereits
am Kragen, als er plötzlich inne hielt.
Erschrocken ließ er Jack los
und trat einen Schritt zurück. Der Plan hatte funktioniert, aber er war schon
ein wenig verwundert, als der Jaffa sich auch noch vor ihm verneigte. Ein Blick
nach hinten ließ ihn Xaverias konzentriertes, aber auch amüsiertes Gesicht
sehen. "Er denkt, er habe Anubis vor sich. Möchtest Du ihm ein paar
Befehle erteilen?"
"Ähm, na wenn das so
ist... wollte schon immer mal Gott spielen. Cool!"
Kapitel
11
Sie zitterte am ganzen Körper.
Der Jaffa hatte sich hinter sie gestellt und hielt die junge Frau an den
Schultern. Der zweite hatte in einer Wandnische an Anubis Seite Stellung
bezogen. Anubis beobachtete sie. Dessen düstere Ausstrahlung erfüllte den
ganzen Raum und schien ihr die Luft zum atmen zu nehmen. Der Kubus mit dem
Symbionten stand auf einem Podest neben ihr.
Aus den Augenwinkeln sah sie
jede Windung des Wurms in seinem Glas. In P´mav stieg Übelkeit empor. Sie
kannte zwar die Symbiose bei den Tok´ra, für sich konnte sie sich das jedoch
nicht vorstellen. Allein der Gedanke dieses Untier in sich zu wissen... Ekel
stieg in ihr hoch.
"Ich sehe, du hast
Angst." Seine Stimme klang düster und drohend in ihren Ohren. "Du
hast allen Grund dazu."
Damit griff Anubis in den Kubus
und entnahm ihm mit geschicktem Griff den Symbionten. Dieser wand sich in seinen
Händen. P´mav schloß angewidert ihre Augen. Sie konnte es nicht sehen. Doch
dann kam ihr ein Gedanke. Zwar konnte sie einen Goa´uld in seinem Wirten nur
schwer beeinflussen, den Symbionten jedoch... Der Wirt bekam die Beeinflussung
der Palacer nicht mit, sein Geist war inaktiv. Die Augen des Symbionten blieben
den Palacern in der Regel verborgen, nicht jedoch in diesem Fall.
Es war schwierig. Die Gedanken
eines Symbionten waren von solch einer fremden Struktur, schwer zu fassen.
Anubis hielt ihn nun genau vor
ihr und P´mav erfasste ein kalter Schauer. Sie versuchte es, doch sie spürte
keine Reaktion bei der Goa´uldlarve. Anubis setzte sie auf ihrer Schulter ab
und das Gefühl, sie auf der Haut zu spüren, lies sie erneut erzittern.
P´mav schloß die Augen. Sie
konnte nicht mehr und wartete nur noch. Wartete auf das unvermeidliche. Der
Symbiont würde in sie eindringen. Er würde ihr Schmerzen bereiten und ihr
Selbst dann auslöschen. Es hatte nichts genützt.
Sie hatte es nicht geschafft
den Symbionten auf das neue Ziel zu lenken. Sie hatte ihn versucht zu
irritieren, ihm ein neues Ziel schmackhaft zu machen. Sie spürte, wie er über
ihren Nacken glitt und inne hielt.
*********
Jack sah vorsichtig um die
Ecke. Sie hatten die Brücke ohne weitere Probleme erreicht. Ihr neuer
Jaffa-Freund hatte allen Wachen befohlen abzuziehen. Praktisch, so ein
Privatjaffa.
Innerlich schaltete Jack aber
schnell wieder um. Er versuchte in dem dunklen Raum etwas zu erkennen. Es gab
zwei Zugänge. Danny und Xaveria hatten sich an der anderen Tür postiert. Sie
hatten vereinbart auf Jacks Signal hin den Raum zu stürmen. Doch Jack konnte
nicht sehen, wie viele Jaffa sich hier aufhielten.
Er sah Anubis. Die dunkle
Gestalt stand hinter einem großen, breitschultrigen Jaffa. Beide schienen auf
etwas vor ihnen Stattfindendes fixiert zu sein. Er hatte einfach keine freie
Sicht. Er gab Lefuet ein Zeichen noch zu warten und griff zum Mikro.
"Daniel?" Er sprach mit gedämpfter Stimme um seinen Standort nicht zu
verraten.
"Ich höre."
"Daniel. Können Sie sehen
was dort abgeht?"
"Sie kniet vor ihm. Irgend
etwas passiert da." Jack konnte Daniels Aufregung hören. "Oh mein
Gott. Jack. Er hat einen Symbionten angelegt. Wir müssen etwas tun."
"Werden wir, Daniel.
Warte..."
Jack kam nicht dazu die Worte
zu Ende zu sprechen. Ein Schrei durchschnitt die Stille des Saales. Er kam nicht
wie Jacks es erwartet hatte von einer Frauenstimme, sondern von einem Mann. Jack
konnte noch immer nichts erkennen, doch er wußte, dass es Zeit wurde
einzugreifen. Vielleicht waren mögliche Wachen zu sehr abgelenkt um rechtzeitig
zu reagieren.
Er sprang aus der Deckung und
wollte gerade Daniel zurufen, als er sah, dass dieser bereits seine Deckung
aufgegeben hatte. Jack sah Daniel vorstürmen und beeilte sich Schritt zu
halten, um ihm gegebenenfalls Deckung zu geben.
Die Szene vor ihm schien zu
unwirklich zu sein um der Realität zu entstammen. Er sah den Jaffa, wie er zu
Boden stürzte und sich wand. Erst auf dem zweiten Blick sah er was der Jaffa
verzweifelt mit beiden Händen gepackt hielt.
Der Symbiont hatte sich in
seinen Hals gebohrt. Jack konnte sich nicht erklären was dies sollte. Es war
ein Kampf, den die Jaffawache nicht gewinnen konnte. Der Symbiont zuckte und
schlängelte sich und entwand sich letztendlich dem Griff des Jaffas. Dies alles
schien fast in Zeitlupe zu geschehen, wie immer, wenn viele Dinge auf einmal
geschahen.
Anubis Gestalt schien zu
erstarren. Ob nun vor Schreck über die Eindringlinge oder das seltsame
Verhalten des Symbionten, war Jack egal. Sie mussten die Chance nutzen. Die
Palacerin hatte sich umgewandt und starrte ihnen schreckensbleich entgegen. Jack
verlor keine Zeit und feuerte seine Zat ab. Doch Anubis hatte bereits seinen Arm
erhoben und im gleichen Moment einen Energiestoß durch seine Handspange Jack
und Lefuet entgegen geschleudert.
Die blauen Energieentladungen
der Zat zerstoben im Raum als sie auf die von Anubis freigesetzte Energie traf.
Jack spürte wie sie ihn anhob und zurückschleuderte. Aus den Augenwinkel sah
er auch Daniel und Xaveria am Rande der Entladung zu Boden gehen. Er traf Lefuet
und riss sie mit zurück. Für einen Moment wurde Jack schwarz vor Augen. Er fühlte
nur wie er auf der Palacerin zu liegen kam. Er hörte Lefuet keuchen und beeilte
sich zur Seite zu rollen. Noch immer war sein Kopf nicht ganz klar.
*********
Daniel fand sich ebenfalls am
Boden wieder. Xaveria war gleich neben ihm zu Boden gegangen. Besorgt blickte er
zu Jack und Lefuet hinüber, die kurz vor der hinteren Wand lagen und sich kaum
rührten. Daniel wusste nicht, wie oft Jack schon von einer Handspange gegen
eine Wand geschleudert worden war. Doch bisher hatte er das immer halbwegs überstanden.
Daniel wandte seine
Aufmerksamkeit wieder Anubis zu. Dieser stand noch immer hinter P´mav. Die
junge Frau sah mit schreckensgeweiteten Augen über die Schulter zu Daniel hinüber.
Flehentlich sah sie ihn an. Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben. Anubis lächelte
süffisant und nickte kurz. Ein Jaffa, der Daniels Blicken bisher verborgen
geblieben war, trat hervor, griff das Mädchen am Arm und zerrte es hoch.
Daniel hob seine Zat. Er konnte
nicht zulassen, dass der Jaffa das Mädchen wegbrachte. Anubis schien ihn und
Xaveria nicht für eine Gefahr zu halten, vielleicht, weil sie noch immer am
Boden lagen. Stattdessen beugte sich der Goa´uld zu dem leblosen Jaffa zu
seinen Füßen hinab. Daniel sah so etwas wie Verwunderung in seinem Gesicht.
Der zweite Jaffa begann die
sich sträubende P´mav mit sich zu zerren. Daniel zögerte nicht länger und
feuerte auf ihn und das Mädchen. Blaue Blitze umschlossen sie und beide gingen
zu Boden.
Daniel war selbst einmal in
einer solchen Lage gewesen, als der Ashrak ihn bedrohte. Damals hatte Teal´c
ihn mit diesem Schuß gerettet. Anubis starrte ihn wütend an und hob drohend
seine Hand mit der Spange.
Daniel nahm wahr, dass Xaveria
sich hinter ihm erhob. "Anubis, Du wirst unser Volk nicht länger
jagen." Ihr Blick konzentrierte sich auf ihn, doch Anubis senkte ruckartig
den Kopf und entzog der Palacerin somit den Blickkontakt. Er schwankte leicht.
Die Attacke hatte ihn nicht unbeeindruckt gelassen.
"Eure Fähigkeiten sind
enorm und ich werde sie zu nutzen wissen." Daniel warf einen kurzen Blick
zu Jack und Lefuet hinüber. Lefuet schien noch bewusstlos, während Jack es
schon wieder bis auf die Knie geschafft hatte. Aber von beiden war in diesem
Moment keine Hilfe zu erwarten.
"Niemals wird eine von uns
Dir dienen, Goa´uld. Wir sind ein freies Volk." Daniel spürte die
Erregung in Xaverias Stimme. Die sonst so ruhige und ausgeglichene Kämpferin glühte
vor Wut und hob ihre Zat. Daniel erhob sich neben ihr vorsichtig. Er befürchtete
mit einer raschen Bewegung die gespannte Situation zum Explodieren zu bringen.
Auch er hob seine Zat,
wohlwissend, dass Anubis mit Sicherheit über einen Schutzschild verfügte.
"Ihr droht mir?"
Anubis ließ ein arrogantes Schnauben ertönen. Er trat einen Schritt vor. P´mav
lag nun genau zu seinen Füßen. Mit einem Mal riss er den rechten Arm hoch und
zielte auf den von dieser Reaktion völlig überraschten Daniel. Daniel
versuchte noch vor dem Schlag zurückzuweichen. Nichts desto trotz traf ihn der
Arm grob seitlich am Kopf und lies ihn zurücktaumeln. Der Schlag hatte ihn auch
am Hals getroffen und für einen Moment blieb ihm die Luft weg. Die Dunkelheit
des Pel´tak schien noch dunkler zu werden, doch Daniel wehrte sich mit aller
Kraft gegen die drohende Ohnmacht.
Xaveria sah sich Anubis nun
allein gegenüber. Wild feuerte sie ihre Zat ab, doch die Energiestrahlen
zerstoben an der Oberfläche des von Anubis schnell aktivierten Schutzschildes.
"Gib es auf. Du wirst mich
nicht besiegen. Euer Volk wird mir dienen und sie wird meine erste Sklavin
sein." Er beugte sich zu P´mav hinab und zog sie hoch. "Du jedoch,
wirst nicht mehr gebraucht."
Damit hob Anubis seine Hand und
die Energie seiner Handspange traf Xaverias Stirn mit aller Gewalt. Die
Schmerzen ließen sie auf die Knie sinken. Alles um sie herum war nur noch
Schmerz.
Daniel griff sich an den Hals
und versuchte sich zu konzentrieren. Das Ganze war absolut nicht nach Plan
gelaufen.
*********
Sam kniete neben der
Kontrolltafel. Es war die fünfte und letzte Ladung die sie legte. Sie hatte
sich möglichst effektreiche Stellen ausgesucht. Die Schilde, die
Energieversorgung und zur Zeit hockte sie an der Schalttafel für die Bucht der
Todesgleiter. Das sollte ihnen eine sichere Flucht ermöglichen.
Sam war bisher kaum Jaffas
begegnet. Der Großteil der Mannschaft befand sich wohl auf Abydos. Die wenigen,
die ihr über den Weg liefen, hatten sie entweder nicht gesehen oder bekamen von
ihr eine Ladung mit der Zat verpasst.
In den Gängen kündigten sich
die Jaffas mit ihren hallenden Schritten meist gut an und gaben ihr
Gelegheitauszuweichen.
Teal´c war bei den anderen am
Tel´tac geblieben und hielt Wache. Zwar war es riskant ohne Rückendeckung los
zu ziehen, doch diese Entscheidung hatte nicht mal Worte bedurft. Der Jaffa und
sie hatten sich nach O´Neills Funkspruch nur stumm zugenickt, als sie ihre
Tasche ergriff.
Sam machte auch diese Ladung
scharf. Alle fünf Bomben waren auf Fernzündung eingestellt. Sie packte ihre
Sachen zusammen und schulterte ihren Rucksack. Jetzt musste sie nur noch zurück
zum Schiff. Sie hoffte O´Neill und Daniel kamen da oben klar. Eigentlich hätten
sie sich längst melden müssen.
*********
Daniel versuchte seinen Blick
zu klären, während er seinen schmerzenden Hals massierte. Verschwommen sah er
Xaveria vor Anubis knien, der mit dem zweiten Arm die bewusstlose P´mav hielt.
Xaverias Gesicht verzerrte sich vor Schmerz und Daniel wusste aus leidiger
Erfahrung, dass sie das nicht mehr lange durchhielt. Der Schmerz raubte einem
die Sinne. Alles um einen herum verschmolz zu einem Gemisch aus fernen Reizen.
Kein klarer Gedanke war mehr möglich und dann folgte besinnungslose Schwärze.
Er musste etwas tun.
Anubis hatte seinen
Schutzschild nicht mehr aktiviert, doch Daniel hatte bei dem unerwarteten Schlag
seine Zat verloren. Zudem hielt Anubis die jüngere Palacerin in seinen Armen
und Daniel wollte nicht riskieren, sie mit einem zweiten Treffer zu töten.
"Daniel!"
Daniels Kopf fuhr herum. Jack,
er hatte ihn fast vergessen. Der Colonel kniete mit verzerrtem Gesicht, sich die
Seite haltend, neben Lefuet. In seine Hand hielt er sein Messer. Anscheinend
hatte auch er seine Waffe verloren. Daniel hob den Arm um ihm zu signalisieren,
dass er verstanden hatte. Jack warf, doch vermutlich behinderte ihn seine
Verletzung, denn das Messer landete klirrend zwischen Daniel und Anubis.
Anubis konzentrierte sich
weiterhin auf die Palacerinnen. Vielleicht war es aber auch die allen Goa´uld
inne wohnende Arroganz, die ihn die beiden angeschlagenen Männer ignorieren ließ.
Daniel zögerte nicht lange und
warf sich nach vorn. Mit einem sicheren Griff schnappte er sich das Messer. Er
hatte seitlich gestanden und er wusste, er würde nur eine Chance haben.
Er rammte den Goa´uld mit
seinem ganzen aufgenommenen Schwung. Anubis hatte ihn kommen sehen und wütend
aufgeheult. Er entließ Xaveria aus dem Fokus seiner Handspange. Daniel sah sie
aus den Augenwinkeln heraus zusammenbrechen. Anubis ließ auch P´mav aus seinem
Griff, die langsam das Bewusstsein wieder zu erlangen schien. Doch der Goa´uld
war zu langsam.
Daniel brachte ihn aus dem
Gleichgewicht. Gemeinsam flogen sie zu Boden und noch bevor sie aufkamen, rammte
Daniel ihm das Messer tief in die Brust. Daniel wusste, dass er eigentlich den
Symbionten im Nacken treffen musste. Da ihm dies aber aus seiner Position nicht
möglich erschien, hatte er sich für die empfindlichste Stelle des Wirten
entschieden, das Herz.
Der Körper unter ihm
erschlaffte und ein dumpfes Stöhnen entwich seinem Mund. Daniel traute dem
Frieden nicht und drehte den Körper unter ihm vorsichtig von der Seite auf den
Rücken. Die Augen waren geöffnet und starrten stumm an ihm vorbei. Daniel ließ
seinen Kopf erschöpft auf die Brust sinken. Erst jetzt merkte er das Adrenalin,
das seinen Körper durchflutete. Er ließ das Messer los und betrachtete seine
mit Blut verschmierte Hand. Sie zitterte. Eigentlich begann sein ganzer Körper
zu zittern.
"Daniel?! Alles
o.k.?"
Jacks Stimme hatte einen
besorgten Unterton. Er kannte Daniel gut, Nahkampf war nicht unbedingt seine
Sache. Erst durch das Stargateprogramm hatte er gelernt Waffen zu nutzen und sie
auch einzusetzen. Aber leicht würde ihm das wohl nie fallen.
"Ich weiss nicht. Ich
denke schon." Daniels Kopf hing noch immer auf seiner Brust. Jetzt blickte
er auf, atmete tief durch und sah rechts über die Schulter. Lefuet lehnte blass
an der Wand. Eine riesige Platzwunde zog sich über ihre Stirn und blutete
stark. Wie viel Zeit war vergangen? Fünf Minuten? Daniel hatte jegliches
Zeitgefühl verloren.
Jack kam wackelig zum stehen
und sah sich nach seiner Waffe um. "Alles klar bei Euch Xaveria?"
Daniel drehte den Kopf weiter. Xaveria kniete am Boden und hielt sich den Kopf.
P´mav saß neben ihr und blickte sich desorientiert um.
Plötzlich spürte Daniel
Bewegung. Ein stahlharter Griff legte sich um seinen Hals und drückte zu. Daniel starrte in Anubis Gesicht. Seine Gesichtszüge waren
vor Wut entstellt und seine Augen glühten im Zorn auf. Er hätte auf Nummer
sicher gehen sollen, schoss es Daniel durch den Kopf.
Daniel rang nach Atem. Seine Hände
versuchte verzweifelt den Griff zu lösen. Panik stieg in ihm auf. Doch der
Griff war zu stark. Daniel hatte das Gefühl, seine Luftröhre würde
zerquetscht, soviel Kraft lag in dieser Hand.
"Daniel!" Wie durch
Watte nahm er den besorgten Ausruf Jacks war. Er konnte seinen Blick nicht von
Anubis Augen lösen. Ein diabolisches Grinsen überzog es, als er auch seine
zweite Hand hob und auf Daniels Brust legte. Die Handspange glühte kurz auf und
Daniel spürte ein Stechen in seiner Brust. Wenn Anubis die Handspange vollends
aktivierte war er tot. Nur kurz blitzte dieser Gedanke durch seinen Kopf.
Verzweifelt versuchte er sich aus dem Griff zu befreien, als ein Knall ertönte.
Daniel hatte das Gefühl, sein
Trommelfell würde platzen. Der Schuss hatte sich direkt hinter ihm gelöst. Auf
Anubis Stirn war ein kleines Loch entstanden aus dem nun langsam Blut in die
starren Augen floss. Das Leuchten erstarb, diese Wunde konnte auch der stärkste
Goa´uld nicht mehr heilen. Daniel bog die verkrampfte Hand um seinen Hals
auseinander, die leblos auf den Boden sank.
Er zog verzweifelt Sauerstoff
in seine Lungen und ließ sich zurückfallen. Er wollte nur noch hier weg.
Hinter ihm stand Jack mit seiner Waffe. Sein Rücken traf Jacks Beine und
brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Mit einem Stöhnen ging er mit Daniel zu
Boden.
*********
Für den Moment sagte niemand
etwas. Alle brauchten die Zeit um wieder in der Realität Fuß zu fassen. Jack
fasste sich als erster wieder und versuchte es mit seinem typischen Sarkasmus.
"Sie brauchen einen alten Mann nicht gleich vor Dankbarkeit von den Beinen
zu holen."
Daniel starrte ihn an. Seine
linke Hand umfasste noch immer seinen Hals, an dem sich bereits die Haut bläulich
verfärbte. Er versuchte etwas zu sagen, doch er brachte nur ein Krächzen
zustande. Also schwieg er lieber. Doch Daniel brauchte nichts zu sagen. Jack
verstand auch so, dass er nur Danke sagen wollte. Dabei wären sie ohne Daniels
Mut vermutlich längst alle tot.
"Gut, sehen wir zu, dass
wir hier verschwinden. Wer kann noch laufen?"
Daniel hob müde den Arm. Jack
musste schmunzeln, unverwüstlich, ihr Spacemonkey. Auch P´mav nickte ihm zu.
Sie hatte sich soweit von der Zat erholt und begann bereits Xaveria auf die
Beine zu helfen. Diese hielt noch immer beide Hände vor ihre Stirn, als könne
sie den Schmerz einfach rausdrücken.
"Okay, Daniel, Sie helfen
mir mit Lefuet." Jack humpelte zur Tür. "Ich denke meine
Befehlsgewalt als Anubis Doppelgänger ist abgelaufen. Der Schuss dürfte bald
einige Jaffa auf den Plan rufen und dafür fühle ich mich eindeutig nicht fit
genug." Jack griff zum Funkgerät.
"Major?"
Es dauerte einige Sekunden bis
Carter sich meldete. "Ja, Sir?"
"Wir wären dann
abmarschbereit. Vorläufig hatten wir genug Action hier. Haben Sie einen
bequemen Weg für uns? Ich meine, so ganz ohne irgendwelchen Energiewaffenstress
und so..." Vermutlich würde sie jetzt wieder grinsen.
"Ich denke das kriegen wir
hin. Sir. Wo sind Sie?"
"Nun ja, noch bei Anubis,
allerdings wusste er unsere Gesellschaft nicht zu schätzen."
"Gut, Sir. Vermeiden Sie
Deck 10, dort habe ich eine Ladung plaziert. Ausserdem die Energieversorgung,
die Andockbuchten der Todesgleiter, die Schildgeneratoren..."
"Carter!!! Ich wollte eine
Ablenkung, kein Mienenfeld! Woher soll ich wissen, wo ich da lang muss? Sieht
doch immer alles gleich aus." Jack wollte nicht so gereizt klingen und es
tat ihm auch gleich leid. Aber der angeschlagene Trupp hinter ihm hielt keine
Umwege durch, mal abgesehen von seinen Rippen. Eine kurze Pause entstand.
"Gut, Sir. Gehen Sie drei
Decks tiefer. Ich komme Ihnen entgegen, dann nehmen wir alle zusammen den
Ringtransporter auf dieser Ebene."
"Das ist doch mal ein
guter Vorschlag. Geben Sie uns ein wenig Zeit...., wir... nun wir humpeln
etwas."
Jack hatte nicht vor Carter zu
beunruhigen, aber als er sich umsah, konnte er nur den Kopf schütteln. Anubis
hatte sie fast geschafft. Keiner von ihnen ging ohne Blessuren von diesem Deck.
Man durfte nie den Fehler begehen, diese Schlangenköpfe zu unterschätzen.
Seine Seite schmerzte fürchterlich.
Es war nicht das erste Mal, dass er sich ein paar Rippen brach. Dieses Gefühl
kannte er zu genüge. Mit der Rechten betastete er die dicke Beule an seinem
Hinterkopf, die ihn fast zu lange ausgeknockt hatte. Daniel tauchte an seiner
Seite auf. Er kniete sich neben Lefuet und zog ein Verbandspäckchen aus seiner
Hosentasche. "Daniel, wir müssen los."
"Einen Moment, Jack."
Daniels Stimme war kaum mehr als ein Krächzen und er musste gleich husten.
Schnell wickelte er den Verband um Lefuets Stirn und knotete ihn grob zusammen.
Bei Janet wäre er damit garantiert durchgefallen, aber hier reichte es
vollkommen aus. Daniel hatte auch ihre Waffen eingesammelt und reichte Jack
seine Zat. Vermutlich würden sie die noch brauchen. Daniel half der Verletzten
auf die Beine und begann erneut zu husten und sich an den Hals zu greifen.
"Geht es?"
"Nur, wenn ich nicht atme,
aber das wäre wohl keine gute Idee." Der bissige Kommentar zeigte Jack,
dass Daniel es schon schaffen würde. "Dann sparen Sie sich zumindest das
Reden, hört sich fürchterlich an."
"Also?" Damit setzten
sie sich in Bewegung. Daniel und Jack gingen mit Lefuet voran, wobei Jack Daniel
die meiste Last überlassen musste. Seine Seite nahm ihm fast die Luft zum
atmen. Xaveria, gestützt von der zierlichen P´mav, folgte ihnen.
Kapitel
12
Sam schlich sich vorwärts. Sie
hatte kurz mit Teal´c gesprochen. Er würde das Schiff klar machen und sie mit
dem Ringtransporter herausholen. Der Funkspruch des Colonels hatte sie etwas
beunruhigt. Anscheinend war dort oben nicht alles glatt gegangen. Nun mussten
sie nur noch entkommen. Immer mehr Wachen rannten durch die Korridore.
Irgendwie wirkte alles recht
unkoordiniert, als hätten sie widersprüchliche Befehle. Die meisten waren
jedoch auf dem Weg zu den oberen Decks.
Inszwischen befand sie sich im
Gang mit dem Ringtransporter. Alles war ruhig. Sie sicherte mit ihrer Waffe den
Korridor, entschloss sich dann jedoch, den Ringtransporter vorsorglich
auszurichten. Wer wusste schon, wie schnell sie fliehen mussten.
Vorsichtig spähte sie in den
Gang, dann schlich sie an der Wand entlang bis zur Kontrolltafel und aktivierte
sie. Zischend hob sich das Tor. Im gleichen Moment krächzte das Funkgerät.
"Carter! Wir brauchen Ihre
Ablenkung jetzt!"
Die Dringlichkeit in der Stimme
ihres Vorgesetzten ließ sie sofort reagieren. Sie drehte sich halb herum zu
ihrem Rucksack und zog mit einem Griff die Fernzündung heraus, ohne zu sehen,
was sich hinter der Tür offenbarte. Als sie wieder nach vorn blickte, gewahrte
sie einen Hünen von Jaffa vor sich. Er schien nicht minder überrascht. Er trug
seinen Helm nicht, so dass sie seine Überraschung sehen konnte. Aber im
Gegensatz zu ihr, hielt er seine Schusswaffe feuerbereit in den Händen, während
Sam die Fernzündung in der rechten Hand hielt und ihre Linke nur wenige
Zentimeter neben ihrer Waffe schwebte.
Sie entschloss sich zum
Frontalangriff. Sie wünschte sie hätte genug Zeit, die Ladungen zu zünden,
doch tot wäre sie dazu sicher nicht mehr in der Lage. Daher konzentrierte sie
sich vollends auf den Jaffa und schwang ihr Bein hoch. Zwar waren die Jaffa in
ihren Rüstungen gut gepolstert, sie hoffte trotzdem den Krieger mit einem Tritt
in seinen Solarplexus aus der Fassung zu bringen. Gleichzeitig schlug sie seine
Stabwaffe zur Seite, die sich donnernd neben ihr entlud.
"Carter?!!!" Sie
musste die Ladungen zünden. Der Colonel und Daniel waren eindeutig in
Schwierigkeiten. Aus der Ferne hörte sie Waffenfeuer. Der Jaffa war von ihrer
Attacke zwar überrascht, aber wenig beeindruckt. Er schwang dieWaffe zurück
und traf sie schmerzhaft am Arm.
Die Zündung entglitt ihr und
flog in den Transporterraum. Ihr Rucksack behinderte sie und auf dieser kurzen
Distanz kam sie mit ihrer MP auch nicht weiter. Der Jaffa sprang sie nun wütend
an und riss sie zu Boden. Sam hatte das Gefühl jeglicher Sauerstoff würde aus
ihren Lungen gedrückt. Mit der linken Hand wehrte sie einen Schwinger ab, während
ihre Rechte hektisch nach etwas an ihrem Bein suchte.
Der Jaffa holte erneut aus und
ein Hieb traf sie schmerzhaft in der Seite. Übelkeit stieg in ihr auf.
Gleichzeitig umschloss ihre Hand den gesuchten Gegenstand. Sie zerrte die Zat
heraus und hielt sie dem Jaffa direkt unter das Gesicht. Dieser zuckte zurück,
entließ sie jedoch nicht aus seiner Umklammerung.
Auf so kurzer Distanz war ein
Schuss mehr als riskant.
Doch sie hatte keine Wahl. Sie
zog durch und im gleichen Moment umfingen blaue Energiestrahlen das Gesicht
ihres Gegners und fanden ihren Weg über seinen ganzen Körper auch zu ihr.
Schmerz durchfuhr ihre Glieder. Sie spürte noch wie der Jaffa sie losließ,
dann umfing sie Dunkelheit.
*********
"Carter!? Verflucht! Das
gibt es doch nicht." Sie saßen fest. Ein großer Trupp Jaffa verperrte
ihnen den einzigen Weg. Alle trugen Helme, so dass die Fähigkeiten der Palacer
ihnen nicht viel nutzten. Daniel und P´mav lagen mit Xaveria links des Ganges
in Deckung, während Jack auf der anderen Seite über der wieder bewusstlosen
Lefuet stand und verzweifelt versuchte seinen Major zu erreichen.
Erneut schlug eine
Stabwaffenentladung über seinem Kopf ein. P´mav hatte sich auf den Boden
gelegt und feuerte unablässig, um die Jaffa in ihrer Deckung zu halten. Jack
bewunderte die Zähigkeit der Kleinen. Daniel blickte besorgt zu ihm herüber.
Der junge Wissenschaftler hatte einen Streifschuss am Bein abbekommen. Das
hinderte ihn jedoch nicht daran, weiterhin auf die Wachen zu feuern.
"Sie muss es schaffen. Sie
muss. Sonst war alles umsonst." Jack neigte eigentlich nicht zu Selbstgesprächen...
aber hier war definitiv niemand, der ihm zuhörte. Allein hätten Daniel und er
es vielleicht geschafft, aber nicht mit den Verletzten.
"Teal´c! Was ist da
los?"
"Ich weiss es nicht, O´Neill.
Soll ich kommen?"
"Negativ! Bring das Schiff
und die anderen hier heraus."
Erneut schlug eine Salve direkt
vor ihm ein und deckte ihn mit Splittern ein. "Arghhh!" Wo steckte
Carter bloss?
Er nahm erneut das Mikro zur
Hand. "Carter!!!"
*********
"Carter!!!" Wie aus
weiter Ferne schien dieser Ruf sie aus der Dunkelheit zu holen. Jack, Daniel –
sie waren in Gefahr. Sie musste zu sich kommen. Sie spürte, dass sie auf der
Seite lag und begann vorsichtig die Augen zu öffnen. Alles verschwamm, doch sie
gab nicht auf. Vor ihr lag der Transporterraum. Verschwommen sah sie die Fernzündung
auf der anderen Seite liegen. Sie musste es schaffen. Sie versuchte auf die Knie
zu kommen, aber das war aussichtslos. Schwindel und Übelkeit erfassten sie.
Mit fahrigen Fingern öffnete
sie die Schultergurte ihres Rucksackes und begann sich seitwärts in den Torraum
zu rollen. Sie stoppte, als die Übelkeit sie würgen ließ. Nur noch wenige
Zentimeter.
"Carter!!!!!!!!!!"
Sie streckte den Arm aus und
zog das Gerät an sich heran. Mit einem Finger kippte sie alle fünf
Kippschalter um, während sie gleichzeitig hinter sich ein Geräusch hörte.
Das ganze Schiff erzitterte,
als endlich die Ladungen detonierten.
*********
Jack atmete erleichtert auf,
als der Boden unter ihm erzitterte. Das ganze Schiff schien zu erbeben. Für
einen kurzen Moment erstarb das Waffenfeuer. Das Schiff schien sich zur Seite zu
neigen und die Lichter flackerten. Jack drehte sich verdutzt herum, als sich
hinter ihm ein Schott zu Boden senkte. Na toll, nun war ihnen auch noch der Rückweg
verschlossen.
"Jack!" Daniels krächzende
Stimme lenkte seine Aufmerksamkeit wieder nach vorn. Auch bei den Jaffa hatte
sich ein Schott geschlossen. Vermutlich eine Fehlfunktion. Gut gemacht, Carter.
Nur zwei Jaffa waren auf dieser Seite des Schotts verblieben und sahen sich nun
in der Unterzahl. Sie begannen wild zu feuern. Doch Jack konterte mit einer
Handgranate. Gegen alle Jaffa hätte sie ihm nichts gebracht, so sah die Lage
anders aus.
"Deckung!" Jack
drehte sich weg und beugte sich schützend über Lefuet. Nach dem Knall
herrschte bedrückende Stille in dem Gang. "Sehen wir zu, dass wir Carter
finden." Damit wies er auf den letzten verbliebenen offenen Quergang.
*********
Eine Hand umfasste ihren Knöchel
und zerrte sie in die Mitte des Raumes. Anscheinend hatte der Jaffa die
Entladung besser als sie weggesteckt. Er hielt wütend seinen Zat in der Hand
und zielte auf sie. Doch er drückte nicht ab. Stattdessen erhob er sich und
forderte sie mit einer Handbewegung auf, es ihm nachzutun. Anscheinend wollte er
sie gefangen nehmen.
Sam erhob sich langsam auf die
Knie. Sie musste Zeit gewinnen. Sie spürte, dass die Bomben den gewünschten
Effekt erzielten und grinste. Der Jaffa blickte sie irritiert an. Sam wusste,
das Mutterschiff würde nun vermutlich antriebslos im All hängen und
unwiderruflich von der Schwerkraft des Planeten angezogen werden. Das Ende war,
vor allem ohne Schilde, unausweichlich.
Anscheinend begriff auch der
Jaffa die Situation. Sein Gesicht zeigte Wut und Sam meinte in seinem Augen
einen Entschluss zu sehen. Mit einem Klicken aktivierte er die Zat und richtete
sie genau auf ihr Gesicht. Eine zweite Entladung in so kurzer Zeit wäre
vermutlich tödlich.
Sie hatte keine Chance mehr.
Sie konnte den Zündmechanismus nach ihm werfen, aber was sollte das bringen.
Blaue Blitze umschlossen plötzlich
ihren Gegner und ließen ihn zu Boden sinken. Dahinter tauchte die Gestalt von
Daniel auf, die Zat noch erhoben in der Hand.
"Daniel!" Er sah
mitgenommen aus. "Danke. Wo sind die anderen?"
"Die sind gleich hier. Ich
habe Daniel vorgeschickt. Wir dachten uns schon, dass Sie etwas Hilfe gebrauchen
könnten und er war etwas fitter als ich." Damit bog Colonel O´Neill um
die Ecke. Er stützte Lefuet, die benommen an seiner Seite hing. Auch Xaveria
wurde gestützt. Ein junges Mädchen half ihr, vermutlich die letzte der
verschleppten Palacerinnen. Alle sahen mehr als angeschlagen aus. Der Colonel
hielt sich mit einer Hand die Rippen.
Daniel wollte zu einer Antwort
ansetzen, doch O´Neill schnitt ihm das Wort ab. "Na? Wir hatten uns doch
darauf geeinigt, dass Sie eine Weile den Mund halten." Daniel grinste ihn
gequält an und lächelte Sam schulterzuckend an.
"Er hat Redeverbot. Die
Stimmbänder, Sie wissen?" Damit half er Lefuet sich auf den Boden
niederzulassen. Sam konnte die blauen Flecke an Daniels Hals sehen und fragte
lieber nicht nach. "Carter?" Er hielt ihr die Hand entgegen, um ihr
vom Boden aufzuhelfen. "Wären Sie so freundlich die Tür zu schließen?
Wir haben da den ein oder anderen verärgert..."
"Geht klar, Sir."
Erleichterung schwang in ihrer Stimme mit. Sie waren wieder zusammen. Sie
bediente die Kontrollen, die Tür schloss sich zischend und ... plötzlich schüttelte
es sie. Sie hielt sich an der Wand fest um den Boden nicht unter den Füßen zu
verlieren. Es war ein Gefühl, als würde es sie zerreißen. Alles um sie herum
war plötzlich doppelt da. Zwei erschrocken blickende Daniels und auch zwei
Jacks. Sie hob ihre Hand. Sie konnte sie einfach nicht fokussieren.
"Carter? Großer
Gott!" Und mit einem Mal war es wieder vorbei. Sie schwankte leicht.
"Carter. Was ist mit Ihrer Plakette? Das war eines dieser
Kaskadingsbums."
"Kaskadeneffekt.",
kam Daniels rauhe Stimme.
"Meine...?" Sie sah
verwirrt zu ihrer Hand. Sie war weg. Hektisch suchte sie den Boden um sich herum
ab. Nichts.
Vielleicht draußen, als die
Stabwaffe des Jaffas sie am Arm getroffen hatte. Sie drehte sich zur Tür.
"Sir, sie liegt vermutlich draußen." Sie hörten alle die Geräusche
vor der Tür. Die Wachen hatten ihren Fluchtweg entdeckt und versuchten sicher
gerade die Tür zu öffnen.
"Zu spät, Carter.
Xaveria, wie lange hält sie ohne Schutz durch?"
Die Palacerin hob den Kopf und
sah Jack mit verschleierten Augen an. "Vielleicht einen Tag, vielleicht
aber auch nur eine Stunde."
"Teal´c!"
"Ja,
O´Neill."
"Wo seid ihr?"
"Wir befinden uns außerhalb
des Mutterschiffes. Es driftet bereits in die Atmosphäre des Planeten. Ihr
solltet das Schiff nun verlassen."
"Haben wir vor, Teal´c.
Mach Dich bereit."
"Alle in den Ring."
Sie sammelten sich alle innerhalb des Kreises. Es war eng, aber sie wussten
nicht ob sie noch genug Zeit für einen weiteren Transport hatten. Jack hielt
Lefuet aufrecht.
"In Ordnung, Carter,
los." Sam aktivierte den Mechanismus und sprang zu ihnen herüber. Im
gleichen Moment ereilte sie ein erneuter Kaskadenschock und ließ sie zuckend
vor ihnen zusammenbrechen. Die Ringe würden sie ohne Zweifel erwischen. Daniel
zögerte nicht eine Sekunde und warf sich gegen sie. Gemeinsam rutschten sie aus
dem Kreis, wärend nur Zentimeter hinter Daniels Kopf die Ringe auf den Boden
niedersanken. Jack konnte nicht mehr eingreifen. Das Nächste was er wahrnahm,
war Roshas besorgtes Gesicht, als sie im Tel´tak auftauchten.
*********
Sam schüttelte sich unter ihm
und zuckte. Daniel hatte keine Ahnung, wie sich das anfühlen musste. So schnell
wie der Schockeffekt kam, war er auch schon wieder vorbei.
Sam sah ihn verwirrt an.
"Danke, Daniel. Sehen wir
zu, dass wir hier wegkommen." Daniel konnte ihr nur stumm zunicken. Während
er Sam hoch half, wurden die Geräusche vor der Tür lauter.
"Was muss ich tun,
Sam?" Daniel erschrak aufs Neue vor seiner Stimme. Sie waren sich einig,
dass Daniel die Kontrollen bediente, damit sie nicht wieder vor dem gleichen
Problem standen.
Sam schleppte sich erschöpft
in die Mitte der Ringe, diese Schocks raubten ihre Kraft. "Nur noch auf das
grüne Licht drücken."
Daniel schritt zur Schalttafel.
Im gleichen Moment begann sich das Tor zischend zu öffnen. Unzählige
Jaffabeine tauchten auf. Daniel hechtete mit einem Schritt zur Tür und
aktivierte die Ringe. Anschließend rollte er sich mit einem Sprung in den Fokus
des Kreises, wo Sam ihn auffing. Daniels Blick haftete an der Tür. Dort legten
die Jaffas ihre Waffen an. Ein vermutlich voreilig abgefeuerter Stabwaffenschuss
schlug direkt vor Daniel ein, als sich die Ringe endlich senkten. Das vertraute
helle Licht umfing sie und das Nächste was Daniel erblickte, war Jacks
besorgtes Gesicht.
"Alles klar bei
Euch?"
"Ja Sir, dank
Daniel?"
Daniel fühlte wie ihm das Blut
ins Gesicht stieg. Jack hielt sich noch immer die Seite. Daniel blickte herum.
Der ganze Raum wirkte überfüllt. An der Wand kümmerte sich Rosha um Xaveria
und Lefuet. Xaveria lächelte ihm müde zu.
"Was ist mit dem
Mutterschiff, Sir?"
"Das macht sich grad zur
Bruchlandung auf dem Planeten auf. Gute Arbeit, Major."
"Danke, Sir!"
Sam, Jack und Daniel standen mühsam
auf und schlurften gemeinsam nach vorn zu Teal´c. Jack ließ sich stöhnend in
den Kopilotensessel sinken.
***
"Bist du in Ordnung, O´Neill?"
"Wie man es nimmt. Mir hat´s
ein paar Rippen zerdeppert, Daniels Hals ist in die Schraubzwinge geraten und
Sam hat ihr Kaskadenschutzschild verbummelt. Aber alles in allem ist es doch schön,
wenn ein Plan gelingt, oder?"
Jack war eigentlich gar nicht
so heiter aufgelegt, wie er vielleicht klang. Das war knapp gewesen und noch war
es nicht ganz vorbei. Er würde erst beruhigt sein, wenn sie alle wieder heil
die Dimension gewechselt hatten. Er erinnerte sich noch gut an diese
Kaskadeneffekte bei der anderen Sam. Sie waren immer stärker geworden. Er
hoffte sie konnten rechtzeitig zurück sein um etwas dagegen zu tun.
"Holen wir die anderen ab
und dann nichts wie weg."
"Das Tor wird noch immer
bewacht sein." Teal´c drehte sich erstaunt zu Daniel herum.
"Eigentlich habe ich ihm
Redeverbot erteilt, weil er sich so anhört, aber er hört ja nie auf
mich."
Daniel grinste ihn schief an
und ließ sich neben einer der Fluchtkapseln zu Boden sinken. Er sah müde aus.
Jack konzentrierte sich wieder auf das vor ihnen liegende Problem. Er hoffte,
dass sie die Wachen irgendwie überlisten konnten. Sam gesellte sich zu Daniel,
doch bevor sie richtig saß, krampfte sie erneut und Sams Bild verschwamm vor
Jacks Augen. So schlimm war es damals nie gewesen. Da war er sich sicher.
"Carter." Daniel ergriff ihren Arm und versuchte sie zu halten.
Es war wieder vorbei. Kraftlos
sank sie neben Daniel zusammen, der stützend seinen Arm um sie legte. Rosha
stand neben ihnen in der Tür zum Frachtraum. "Wir müssen uns beeilen. Der
Prozess ist schon weit fortgeschritten."
"Kannst Du ihr nicht
helfen?" Jack fühlte sich hilflos und er hatte Angst seinen Major zu
verlieren. Sam zu verlieren. Er sah, dass Rosha zögerte. "Versuch es
bitte."
"Es übersteigt ihre Kräfte."
Xaveria war hinter Rosha aufgetaucht und legte ihr beruhigend eine Hand auf die
Schulter.
"Ich werde versuchen den
Prozess zu verlangsamen. Aber ich weiß nicht, ob es mir gelingen wird."
"Bitte versuche es."
Sam lag erschöpft in Daniels Armen und Jack hatte das Gefühl, an Daniels
Stelle sitzen zu müssen. Doch er wusste, Sam war bei ihm gut aufgehoben. Rosha
beugte sich zu ihr hinunter und begann einen Kristall aus ihrer Tasche zu
ziehen.
"O´Neill!" Jack
zwang sich seine Sorgen zurückzustellen und sich wieder auf die Gefahren für
die ganze Gruppe zu konzentrieren. Je schneller er die Gruppen wieder zusammenführte,
um so schneller konnten sie die Dimension verlassen. Er würde dafür sorgen,
dass ihr nichts geschah.
"Dort hinten ist der
Treffpunkt."
"Gut, keine Jaffas in
Sicht." Jack beugte sich nach vorn um besser sehen zu können. Ein
schmerzlicher Stich in der Seite erinnerte ihn an seine Rippen. Wenn dies alles
vorrüber war, brauchte er erstmal Urlaub. "Lande dort in dem kleinen Wald,
bei der Lichtung."
Kapitel
13
Teal´c stand mit der Hälfte
des Teams aus Palacern und Tok´ra auf der anderen Seite des Portals bereit. Sie
hatten sich ohne weitere Probleme zusammengefunden und waren auf dem Weg zum
Dimensionsportal. Noiram hatte sie geführt, da sie den Planeten am besten
kannte.
Der Transporter wäre zu auffällig
gewesen. Insgesamt waren sie 19 Personen. Jack hatte ein ungutes Gefühl. Daniel
und Sam waren in seiner Gruppe. Sam wurde von Rosha und Kes gestützt. Sie
hatten bereits dreimal anhalten müssen, da sie wieder einen Kaskadenschock
erlitten hatte. Engelsstaub hatte es ihm erklärt. Wenn Sam am kritischen Punkt
angelangt war, würde sie einfach aufhören zu existieren. Jack hatte schon
jetzt das Gefühl, dass Sam bei jedem Schockanfall mehr und mehr vor seinen
Augen verschwamm.
Jack hatte angeboten, seine
Plakette an Sam zu übergeben, doch Rosha erklärte ihm, dass sie genau für den
Benutzer eingestellt waren und es Sam nichts nützen würde. Ohne das junge Mädchen,
das all seine Kraft opferte, wäre es schon längst zu spät gewesen.
Daniel blieb immer in Sams Nähe.
Das beruhigte Jack, so konnte er sich auf seine Aufgabe konzentrieren.
"O´Neill?"
"Ja, Teal´c?" Der
Jaffa und seine Begleiter mussten nun genau gegenüber sein.
"Ich sehe fast 20
Wachen."
Verflucht, das hatte Jack befürchtet.
Er schaute ungeduldig in den Himmel. Dort war deutlich das Mutterschiff zu
sehen, das unaufhörlich auf Abydos niedersank. Die Hitze des Eintritts ließ am
Himmel einen grossen Feuerball erscheinen. Auch Jack sah nun die Jaffawachen.
Fast alle richteten ihren Blick gen Himmel zum Feuerball. Sie diskutierten wild
durcheinander.
Zu viele. Aber wenn ihr Plan
aufging, würde sich ihre Anzahl bald verringen. Erwartungsvoll blickte er in
den dämmrigen Himmel. Ja, da war es. "Alles klar, Teal´c. Es geht
los."
Das Tel´tak schwebte plötzlich
über ihren Köpfen und sie alle duckten sich unwillkürlich. Teal´c hatte den
Autopiloten des Transportschiffes dazu genutzt, es ohne Piloten hierher fliegen
zu lassen. Die bereits mehr als beunruhigten Jaffa folgten mit ihren Blicken
ebenfalls dem Tel´tac, das langsam an Höhe verlor und hinter einer Hügelkuppe
zur Landung ansetzte.
Einer der Jaffa rief einigen
der Männer etwas zu. Ungefähr 12 von ihnen setzten sich unverzüglich in
Bewegung und verschwanden hinter dem Hügel. Der Plan funktionierte.
Shima, Winnie und Finn befanden
sich neben ihm hinter einer Kuppe. Sie hatten sich alle mit Zats bewaffnet. Auf
Tealc´s Seite standen Sajaon, Wylie und P´mav bereit.
Daniel passte auf den Rest auf,
außerdem machte ihm das Laufen zu schaffen. Nicht, dass es Jack besser erging.
Er sah sich ein letztes Mal um. Sam hing schlaff in Kes´Armen...
Jack wartete noch eine Minute,
dann nahm er das Mikro zur Hand, während er gleichzeitig seine Zat bereit
hielt. "Los, Teal´c." Sekunden später war der Raum vor dem
Dimensionstor von blauen Blitzen erfüllt. Ein Jaffa nach dem anderen brach
zusammen und sank auf den Boden. Nur drei hatten sich mit einem Sprung in
Deckung werfen können, der Rest hatte keine Chance.
Jack zielte erneut. Sie mussten
die drei schnell ausschalten. Jederzeit konnten die anderen Wachen zurückkehren.
Er zielte und traf einen weiteren, der zuckend zusammenbrach. Die beiden anderen
schossen wild in ihre Richtung.
Shima neben ihm wurde von einer
Entladung getroffen und sank zu Boden. Jack zog sie in Deckung und hielt schützend
seinen Körper über sie, als eine Stabwaffe den Boden neben ihnen aufspritzen
lies.
Jack zielte erneut. Er sah wie
eine Zat von der anderen Seite einen der Jaffa erwischte. Der angeschossene riss
im Fallen seinen Kameraden aus der Deckung und Jack nutzte die Gelegenheit. Ein
gezielter Schuss ließ auch den letzten ihrer Gegner zusammenbrechen.
"Alles klar. Der Weg ist
frei." Jack drehte sich auffordernd zu den anderen herum, während er
gleichzeitig Teal´cs Team per Funk um Rückendeckung bat. "Macht
schon."
Finn war bereits auf dem Weg
zum Portal, um es zu aktivieren. Jack beugte sich wieder zu Shima hinab, die
bereits langsam wieder zu sich kam. Sie öffnetete ihrer flatternden Lieder und
er lächelte sie an. "Beim nächsten mal solltest Du den Kopf
einziehen." Er half ihr sich aufzurichten und übergab sie der Fürsorge
der Tok´ra JoJa/Sythazen.
Jack wartete, bis alle an ihm
vorbei waren und auf den Transfer in die Emdol-Dimension warteten. Finn stand
vor dem Portal und es dauerte nur Sekunden und das gewohnte Leuchten der Felsen
öffnete ihnen den Weg zurück. Finn schritt gleich hindurch. Kes und
Engelsstaub trugen Sam an das Portal heran.
Sie hatten vereinbart, sie
zuerst zurück zu schicken. Doch noch bevor sie das Tor erreichten, kam es
erneut zu einem Kaskadenversagen. Jacks Herz krampfte sich zusammen. Nicht
jetzt. Sie alle hielten den Atem an und starrten zu ihr hinüber. Ihr Gesicht
verblasste und verzerrte sich und es schien Jack, als wolle es nicht enden. Und
dann war es vorrüber. Leblos und schlaff blieb sie in Kes und Engelsstaubs
Armen hängen. Rosha eilte heran.
Jack atmete auf. Sie war noch
hier unten ihnen und als Rosha ihm stumm zunickte, gewann er seine Fassung
wieder. "Bringt sie durch. Schnell!" Kes und die Ratsfrau zögerten
keine Sekunde und schritten hindurch. Gut.
"O´Neill.
Ihr
müsst Euch beeilen." Die Stimme des Jaffa riss sie alle aus ihrer Starre.
Rosha folgte als nächste. Winnie stütze den humpelnden Daniel und gemeinsam
durchschritten sie ebenfalls den Lichtkreis.
Jack wartete ungeduldig bis
auch Shima und JoJa als letzte seines Teams durch das Tor gingen. Teal´c und
seine Verstärkung kamen von der anderen Seite angerannt. "Alles klar, Teal´c.
Ihr seid die Letzten." Teal´c bezog neben ihm Stellung. Sajaon, und Wylie
verschwanden ebenfalls aus dieser Dimension, als auf der Hügelkuppe die ersten
Jaffa erschienen. Sofort eröffneten sie das Feuer.
Nur die junge P´mav fehlte
noch. Doch diese machte keine Anstalten das Tor zu durchschreiten.
"Geht." Sie schob die beiden Richtung Licht. "Ich werde hinter
euch das Tor für immer versiegeln." Immer näher kamen die Einschläge der
Stabwaffen und Jack zögerte nicht. P´mav hatte bewiesen, wie zäh sie war. Er
hatte keinen Zweifel daran, dass sie auch dies schaffen würde.
Jack schritt ins Licht und es
sog ihn regelrecht auf. Als es ihn auf der anderen Seite ausspuckte, sah er in
die erwartungsvollen Gesichter ihrer neuen Freunde. Er sah noch wie Teal´c Sam
anhob und gemeinsam mit Rosha davon trug. Am liebsten wäre er mit gegangen,
doch noch waren nicht alle wieder hier. Er drehte sich um und sah erwartungsvoll
zurück. Das Licht begann zu flackern und plötzlich schritt P´mav aus dem
Licht heraus. Sie grinste und direkt hinter ihr erlosch das Leuchten.
Es war vorüber.
*********
Im Stargatecenter der
Yeksihw-Dimension machte sich ein Team bereit das Tor zu durchschreiten. Der
General stand hinter dem Kontrollfenster des Besprechungsraumes und sah gespannt
zum Tor hinab. Er hatte es gehasst diesen Job zu übernehmen. Er war kein Mensch
für den Schreibtisch. Er müsste sich dort unter zum Einsatz bereit machen,
nicht Major Ka.
Frustriert sah er zum Rest des
Teams hinab. Am meisten interessierte ihn die junge Astrophysikerin Samantha
Carter. Vielleicht war der Job doch nicht so schlecht. Eigentlich hatte er nach
der Scheidung nicht vorgehabt in den
aktiven Dienst zurückzukehren,
aber bei diesen Aussichten. Gut, sie war Wissenschaftlerin, aber bei diesen
Beinen konnte man über diese kleine Unzulänglichkeit locker hinwegsehen.
"Sir." Etwas genervt
drehte sich General O´Neill um. "Alles klar für die Mission."
"Das seh ich selbst."
Der General machte sich auf den Weg in den Kontrollraum. Der Techniker begann
den Planeten anzuwählen. O´Neill glaubte nicht, dass sie diesesmal etwas
Tolles finden würden, aber dieser junge Wissenschaftler, Jackson, hatte ihn so
lange genervt, dass er einfach zugestimmt hatte. Dieser Jackson eben stand
direkt neben Dr. Carter. Er sah sie sich angeregt unterhalten. Sie lachte grad
amüsiert auf. Wissenschaftler unter sich! Aber er beschloss das im Auge zu
behalten. Diesen Archäologen würde er schon ausstechen.
Ein Chevron nach dem anderen
rastete ein und allmählich wichen die Gespräche der Anspannung. Mit
einem‚Wusch’ öffnete sich das Tor und eine Sonde setzte sich in Bewegung.
"Kontakt in fünf,..."
Jack O´Neill dachte daran
gleich Sarah anzurufen... Er hatte Charlie für dieses Wochenende. Er hatte dem
Jungen versprochen, ihn mit zum Angeln zu nehmen.
"...in vier, in
drei,..."
Der ganze Job hier war nicht
sein Ding. Er wollte eigentlich längst aussteigen, aber irgendwer da oben hatte
wohl etwas dagegen. Er beobachtete weiter das Team unter ihm. Dieser Jackson
nieste grad mal wieder, obwohl ihn Doc Frasier mit Antiallergika regelrecht
bombardierte. Der Kerl hatte beim letzten Trip eine Höhle gefunden, voll mit
diesen Zeichen. Seitdem hatte er Jack nur noch genervt. Er hatte darauf
bestanden, dass Dr. Carter sich das ansah.
"...in zwei, in
eins...."
Nun gut, sollte er ein bisschen
in diesem Riesensandkasten herum wühlen....
"Sonde hat Ziel
erreicht."
Gebannt starrte er auf den
Monitor, als sich das Bild klärte. "Was...!?" Etwas Riesiges,
Brennendes... Etwas..., es schien vom Himmel zu stürzen... Das Bild verschwand.
"Verflucht."
"Sir... wir haben den
Kontakt zur Sonde verloren. Wir ....Sir! Das Wurmloch destabilisiert sich."
Der General griff zum Mikro und
sah hinunter in den Gateraum. Das blaue Licht des Ereignishorizontes begann zu
wabern und erlosch plötzlich.
"Wiederanwahl." Er drückte
den Sendeknopf. "Major Ka. Mission verschoben Dr. Carter, ich brauche
Antworten.
Kommen Sie rauf."
Zehn Minuten später saßen sie
im Besprechungsraum und General O´Neill fasste zusammen. "Sie glauben
also, es war ein Komet?"
Die junge Wissenschaftlerin
strich ihre langen Haare aus dem Gesicht. "Was sonst? Das wir es nicht
wieder anwählen können, scheint dies zu bestätigen."
"Irgendwelche
Optionen?"
Daniel Jackson räusperte sich
geräuschvoll. "Doktor Jackson?"
"Ich konnte einige der
Zeichen in der Höhle filmen und ... nun ich denke es sind Adressen."
"Adressen wohin?" Der
junge Mann sah ihn an, als wäre er ein schwerfälliges Kind. "Zu anderen
Welten."
Epilog
Jack saß in einem der Zelte,
die man für sie hergerichtet hatte. Sie alle waren von Tanagra geheilt worden,
auch Jacks Rippen. Nur Daniels Stimme hatte noch immer ein ziemlich krächzenden
Unterton. Sam lag neben ihm auf einer Pritsche und schlief. Sie waren noch
rechtzeitig hier gewesen.
Er hatte beschlossen hier zu
warten, bis sie erwachte. Plötzlich bewegten sich die Vorhänge. Daniel und
Teal´c traten ein. Der Jaffa trug ein Tablett mit sich. "Hi, Jack."
"Hi, was ist das?"
"Nun wir dachten uns Du könntest
etwas zwischen die Zähne gebrauchen. Sie schläft noch immer?"
"Ja." Teal´c stellte
das Tablett auf einem kleinen Tisch ab.
"Wir haben mit dem Rat
gesprochen. Wenn Sam wieder fit ist, bringen sie uns zurück in unsere
Dimension. Zwei Tok´ra namens Ast´ra und Jasada wird uns begleiten. Sie werden
Kontakt zu den Tok´ra herstellen, da unsere Codes vermutlich mittlerweile
gesperrt sind."
"Gute Idee. Hammond wird
uns das eh nie glauben."
"Ähm... eine Bedingung
ist, niemandem von ihnen zu erzählen. Wirklich niemandem."
"Na dann überlegt Euch
mal eine nette Geschichte. Ihr schreibt dann den Bericht."
Daniel und Teal´c standen
etwas verloren herum. "Ähm, nun... wir werden uns noch ein wenig
umschauen."
"Macht das und passt auf,
dass Ihr in der richtigen Dimension bleibt..." Damit verliessen sie das
Zelt. Jack sah ihnen eine Weile hinterher, ganz in seinen Gedanken versunken.
Sie hatten es überstanden. Ja,
auch Sam würde bald wieder zu sich kommen. Jack dachte nach. Dieses Volk mit
all seinen fantastischen Eigenschaften war doch so verletzlich. Er hatte
mittlerweile verstanden, warum sie die Goa´uld so fürchteten. Sie konnte die
Augen der Symbionten ja nicht sehen. Bei den Jaffas hatten sie leichtes Spiel.
Jack fragte sich woher sie wohl stammten. Sie wussten es ja selbst nicht einmal.
Daniel war ganz Feuer und Flamme, mit Noiram und ihren Kolleginnen darüber zu
diskutieren.
Die Suche der Palacer nach
ihrer Geschichte würde wohl weitergehen. Aber ohne SG-1. Er hatte die Nase voll
davon, immer in anderen Dimensionen aushelfen zu müssen, es hätte ihnen fast
das Leben gekostet. Sie hatten Zuhause selbst genug zu tun. Aber wer wusste
schon, wann sich ihre Wege wieder kreuzen würden...
"Sir?" Sein Kopf
ruckte herum.
ENDE