Short
Cuts - Pfeilhagel
PG, 6. Staffel
Inhalt: Das Team erforscht einen fremden Planeten und gerät in die Wirren eines blutigen Bürgerkrieges.
Anmerkung: Zunächst ein Danke an meine Beta Jolinar_Jackson. Dann ein Hinweis zum Titel. Ich habe mit „Der Verrat“ bereits einmal eine recht kurze Geschichte geschrieben und auch diese war sicher nicht die letzte ihrer Art. Meine Shortstorys werde ich also demnächst in Anlehnung an einen klasse Film immer „Short Cuts“ nennen. Wie immer der Hinweis auf gern gesehenes Feedback und meine Website www.jadda.de. Viel Spaß, vor allem für die Whumper unter euch!
*****
Sam wischte sich den Schweiß von der Stirn, sie waren nun seit Stunden unterwegs und hatten keinen Schutz vor der Sonne. Nur die Schatten der hölzernen Gitterstäbe unterbrachen die sengenden Sonnenstrahlen und warfen ein unruhiges Licht auf ihre Gesichter. Jonas stand vorne an den Gitterstäben und blickte in die Fahrtrichtung des Gefängniswagens.
Der unkomfortable und grob zusammengezimmerte Holzkäfig wurde von zwei Pferden gezogen und sie waren jetzt bereits seit Stunden in der sengenden Sonne unterwegs. Die Truppen der Holay hatten sie gefangen genommen und alle Hinweise darauf, dass sie in friedlicher Mission unterwegs waren, schienen nicht zu fruchten. Die Holay befanden sich im Krieg und hielten sie für Spione der Vaday.
Sam hatte noch immer nicht begriffen, worum es in diesem Krieg eigentlich ging. Jack hatte geflucht und die Leute angeschrieen, aber die Holay waren dermaßen paranoid, so etwas hatte Sam noch nicht erlebt. Für die Holay stand fest, dass SG-1 einen Anschlag auf ihren Herrscher geplant hatten und nun sollten sie zum Hauptlager gebracht werden, um dort hingerichtet zu werden.
Man hatte ihnen die Waffen und Ausrüstung abgenommen und in diesen fahrbaren hölzernen Käfig gesperrt. Diese Kultur war mehr als rückständig und normalerweise hätten sie einen Ausbruchsversuch gestartet. Doch ihr Wagen befand sich in mitten einer Kompanie schwer bewaffneter Soldaten. Ihr Anführer ritt auf einem Pferd seinen Fußtruppen voran.
Die Soldaten waren mit Schwertern, Speeren und Armbrüsten bewaffnet und trugen Kleidung, die Sam an Bilder von Wikingerhorden erinnerte. Jack stand an der Rückseite des Käfigs, während Teal´c und Sam in der Mitte auf dem Boden saßen. Im Grunde warteten sie alle auf eine Gelegenheit zur Flucht. Hammond würde sie vorerst nicht vermissen und so mussten sie sich selbst helfen.
„Was glaubt ihr, wie lange das noch geht?“ Jonas hielt sich an einer der Holzgitterstäbe fest und streckte sich. Seine Muskeln waren vermutlich vom langen Sitzen auf dem harten Boden in der letzten Nacht verspannt. „Ich meine, warum müssen die uns über den halben Planeten schleifen, um uns hinzurichten? Das könnten die doch auch einfacher haben?“
„Vielleicht stehen sie darauf, ihre Feinde gut durch serviert zu bekommen.“ Jack wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sam hob den Arm und wischte sich ebenfalls den Schweiß aus dem Gesicht. Sie alle waren angespannt, die Ruckelei des groben Wagens zerrte an ihren Nerven.
Ein Aufschrei aus den Reihen der Soldaten erregte ihre Aufmerksamkeit. Neben ihrem Wagen sank einer der Soldaten von einem Pfeil getroffen in sich zusammen. Sam war alarmiert und auch Teal´cs Körper reagierte angespannt und gewarnt.
Sam sah sich um, sie hatte schon lange nicht mehr auf die Landschaft geachtet und stellte nun fest, dass sie eine tiefe Talsenke durchquerten. Die Soldaten, Sam schätzte sie auf ungefähr hundert, standen dicht gedrängt und marschierten nur langsam. Der ideale Ort für eine Falle.
Ein Geräusch irritierte Sam und sie konnte es nicht zuordnen. Es war wie ein Sirren, das immer lauter und lauter wurde.
„Arrrgh!!!“
Sam ruckte herum und sah Jonas, der sich vor Schmerz krümmte. Zuerst konnte Sam nicht erkennen, was passiert war und wurde durch unzählige Schmerzensschreie, die um ihr Gefängnis ertönten, abgelenkt.
Teal´c sprang auf und stützte den jungen Kelowianer. Nun sah auch Sam den Pfeil, der seine Hand von außen an die Gitterstäbe nagelte. Um sie herum brach ein Chaos aus Schmerzensschreien und dem unwirtlichen Geräusch heransurrender Pfeile aus. Sam sah wie Teal´c Jonas aus seiner misslichen Lage befreite, als ein weiterer Pfeil den jungen Mann am gleichen Arm traf und in ihre Richtung schleuderte.
Pfeile surrten an ihr vorbei oder blieben in den Holzstreben stecken. Sie hatten hier überhaupt keine Deckung und der Pfeilhagel schien nicht enden zu wollen. Teal´c griff schützend nach Jonas und versuchte ihn zu Boden zu drücken, als er selber zusammenzuckte und mit Jonas fiel. Sam sah, dass einer der Pfeile den Jaffa in der Seite getroffen hatte.
Sam war reglerecht paralysiert von all den Schreien und Stöhnen um sie herum. Es war unbeschreiblich und Sam kauerte sich schützend in die hintere Ecke des Käfigs. Sie spürte einen Arm, der sich um sie legte und wurde Jack gewahr, der wie sie versuchte, den Pfeilen so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten.
Überall schlugen Pfeile ein und Sam hielt sich die Arme vor das Gesicht. Sie spürte einen schneidenden Schmerz an ihrem Oberarm. Jack hielt weiterhin schützend den Arm um sie, als er plötzlich erschlaffte. In Sam herrschte Panik, sie würde die nächste sein, sie alle würden hier nicht mehr herauskommen.
Dieser Angriff war so überraschend gekommen, hatte sie überrollt wie eine Welle und Sam hörte nur Schreie und Surren und genauso schnell wie es begonnen hatte, war es vorbei. Das Sirren hörte auf, das Stöhnen und Schreien nicht.
Sam ließ die Arme sinken und sah sich um. Die meisten Soldaten jenseits der Gitterstäbe lagen am Boden, die anderen suchten ihr Heil in der Flucht. Sams Verstand rotierte und sie versuchte, ihre Sinne wieder zusammen zu bekommen. Sie musste ihren Freunden helfen. Sie war Soldatin und sie musste sich wie eine solche verhalten. Sam überprüfte kurz die leicht blutende Streifschusswunde an ihrem linken Oberarm und drehte sich dann zu ihrem Vorgesetzten um, der neben ihr am Boden hockte und sich nicht rührte.
„Sir!“ Sie lehnte den zusammengesunkenen Jack an die rückwärtige Wand. Ein Peil steckte tief in seiner Schulter, viel zu nahe an seinem Herzen und der Colonel reagierte nicht. Sam überprüfte seinen Puls. Beruhigt spürte sie das regelmäßige Pochen unter der Haut.
Sam wandte den Kopf nach vorne und
befürchtete das schlimmste, nachdem sie zuvor Jonas und Teal´c hatte fallen
sehen. Jonas lehnte an der Seite der Gitterstäbe und hielt sich mit
schmerzverzerrtem Gesicht den linken Arm. Sam stockte der Atmen, als sie einen
Pfeil in seiner Hand und einen weiteren in seinem Arm sah. Der zweite Pfeil
hatte den Arm regelrecht längs durchbohrt nach dem er unterhalb des Ellbogens
eingedrungen und erst im Oberarm wieder ausgetreten war.
Jonas schien ihren Blick zu spüren und sah zu ihre herüber. Ohne ein Wort zu sagen wanderte sein Blick zu Teal´c der, neben ihm am Boden lag und sich die Seite hielt. Der Pfeil hatte ihn unterhalb des Rippenbogens durchstoßen und ragte an seinem Rücken wieder heraus.
In Sam drohte die Panik wieder Oberhand zu gewinnen, doch das durfte sie nicht erlauben, ihre Freunde brauchte ihre Hilfe. Jonas Verletzungen waren nicht lebensbedrohlich und Teal´c schien ihren Blick zu bemerken.
„Sorge dich um O´Neill, mein Symbiont wird das schaffen, aber es wird dauern.“ Teal´c schien das mit letzter Kraft gesagt zu haben und schloss kurz die Augen. Doch dann öffnete er sie wieder. „Aber du musst den Pfeil heraus ziehen.“
„Ja.. klar!“ Sam warf noch kurz einen Blick auf Jack und vergewisserte sich, dass sie ihn kurz allein lassen konnte. Während sie nach vorn kroch, sah sie hinaus. Die meisten Verletzten riefen um Hilfe, die nicht kam, denn alle Soldaten, die es noch konnten, hatten die Flucht ergriffen. Von den Angreifern fehlte jede Spur. Doch damit konnte sie sich jetzt nicht abgeben, hier zählte jetzt nur das Leben ihres Teams und das erforderte ihre ganze Kraft.
Sie setzte sich seitlich des Jaffa und besah sich die Wunde. Sie sah sich nach einem Hilfsmittel um, mit dem sie die Pfeilspitze kappen konnte. Ein am Boden liegender Pfeil kam ihr gerade recht. Sie legte beide Hände an den Schaft, der in Teal´cs Seite steckte.
„Das wird jetzt weh tun!“ Sam brach den Pfeil durch, Teal´c zuckte zusammen und stöhnte leicht. Mit der anderen Pfeilspitze bearbeitete sie die Bruchstelle, damit keine Splitter stecken blieben. „Ich zähle bis drei.“
Sam setzte sich zurecht, sie musste ihn in einem Rutsch herausziehen. „eins – zwei – drei!“ Mit einem Ruck zog sie, Teal´c stöhnte auf und erschlaffte unter ihren Händen. Sie lies den blutgetränkten Pfeil sinken und starrte auf die nun stark blutende Wunde. Sie brauchte etwas zum Verbinden, einen solchen Blutverlust würde selbst der Symbiont nicht kurieren können.
„Hier!“ Sam sah zu der Hand, die ihr ein Verbandspäckchen und ein Tuch reichte. Jonas musste das Verbandmaterial in seinen Taschen gehabt haben, die Soldaten hatten ihnen Gott sei Dank nicht alles abgenommen. Jonas lächelte gequält. Er musste sehr starke Schmerzen haben, sie würde sich auch um seine Verletzungen kümmern müssen.
„Danke.“ Sam riss das Tuch entzwei, stopfte die beiden Teile in die Wunden und legte dann den Verband an. Mehr konnte sie nicht tun, den Rest musste Junior erledigen. Nach getaner Arbeit verharrte sie und sah zu Jonas hinüber.
Hinter dem jungen Mann erkannte sie Reiter herankommen. Ein Seitenblick zum Colonel überzeugte sie davon, dass er noch immer atmete und überrascht stellte sie fest, dass er sogar die Augen geöffnet hatte und ebenfalls zu den Reitern herüber starrte.
„Sir?“ Sam war erleichtert ihn bei Bewusstsein zu sehen. „Wie fühlen sie sich?“
„Wie am Spieß. Was ist mit Teal´c?“
„Das liegt jetzt in der Macht des Symbionten.“
„Kümmern Sie sich um Jonas.“
„Aber Sir, ich sollte erst Ihr...“
„Das ist ein Befehl!“ Sam sah zwischen Jonas und Jack hin und her. Sie war zwar anderer Meinung, aber der Blick in das schmerzerfüllte Gesicht des jungen Mannes überzeugte sie. Mit den Pfeilen im Arm war er im Notfall zu stark gehandicapt, jede Bewegung würde schmerzen.
Sam nestelte an ihrer Westentasche und zog einen Injektor mit einem starken Schmerzmittel heraus. Auch die waren den Wachen entgangen. Sie hockte sich an Jonas Seite, der noch immer an den Gitterstäben lehnte. Geschrei wurde außerhalb laut, als die Angreifer durch die Reihen ihrer Opfer strichen und allen Verletzten den Gnadenstoss gaben. Sam hoffte, dass ihre Bemühungen hier nicht umsonst waren. Mit einem Auge behielt sie die Angreifer im Auge, während sie Jonas die Injektion in den rechten Arm drückte.
„Es wird gleich wirken.“ Sam wusste, dass die Entfernung der Pfeile nicht leicht sein würde und sah skeptisch zu ihrem Patienten.
„Ist schon in Ordnung, Sam, die Schmerzen lassen schon nach.“ Jonas lächelte sie an und Sam war fasziniert, dass er sein charmantes Lächeln sogar in einer solchen Situation auf den Lippen hatte. Es täuschte sie aber nicht über die Realität hinweg. “Jonas, ich befürchte, das wird nicht lange so bleiben.“
„Bitte. Fang an.“ Sam griff an den Pfeil, der seine Hand durchbohrt hatte.
„Hast du noch mehr Verbandsmaterial?“
„Ja, in der Hosentasche!“ Jonas nickte in Richtung seines linken Beines. Es war ihm unmöglich selbst daran zu kommen. Allein der Versuch ließ ihn aufstöhnen.
„Leg dich besser hin, Jonas.“ Sie erhielt keinen Wiederspruch und so ließ er sich langsam und vorsichtig auf die rechte Seite sinken. Sam warf wieder einen nervösen Blick hinaus. Die Reiter, vermutlich Angehörige der Vaday, schienen mit ihrer blutigen Arbeit fertig zu sein und ein einzelner näherte sich langsam ihrem Gefängnis. Als er ihren Blick wahrnahm, hielt er inne und starrte sie stumm an.
Sam konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit. Der Pfeil hatte viel Schaden an der Hand hinterlassen. Auch ohne Arztdiplom konnte sie durchschlagene Knochen und Sehnen diagnostizieren, sie würde die Hand und vermutlich auch den Arm schienen müssen.
Ein Blick zu dem fremden Reiter zeigte ihr, dass er sie noch immer beobachtete. Sam umfasste vorsichtig den Schaft und brach die Spitze des ersten Pfeils ab. Jonas stöhnte auf, doch sie konnte noch so vorsichtig arbeiten, die Schmerzen waren unvermeidlich. Sie hoffte, dass das Schmerzmittel dem etwas die Spitze nahm.
Mit einem Ruck zog sie den Pfeil heraus. Kaum war der Fremdkörper entfernt, floss das Blut aus der Wunde und Sam beeilte sich einen stabilen Druckverband anzulegen. Sie nutzte den zerbrochenen Pfeil, um die Hand zumindest provisorisch zu fixieren. Jonas hatte währenddessen kaum einen Ton von sich gegeben, aber er zitterte am ganzen Leib und Sam vermutete einen leichten Schock, der sich nun nach und nach bemerkbar machte.
Jonas Augen waren auf seinen blutenden Arm fixiert. „Hey, Jonas. Janet kriegt das nachher schon wieder hin. Du musst nur durchhalten. Ich nehme mir jetzt den anderen Pfeil vor, okay?“
Jonas versuchte, das Zittern zu unterdrücken und nickte. „Fang einfach an!“
Das sagte Jonas so einfach! Der Pfeil hatte sich unterhalb des Ellbogens längs durch den Arm gebohrt und war im Oberarm an der Innenseite wieder ausgetreten. Sam wollte sich gar nicht vorstellen, welchen Schaden er im Innern angerichtet hatte.
Jonas Arm war durch den Pfeil leicht angewinkelt und verdreht, Sam wusste gar nicht, wo sie ansetzen sollte. Sie brach zunächst wieder die Spitze ab und wischte sich den Schweiß aus der Stirn. Jonas fixierte sie mit seinen Augen. Sam lächelte und mit einem starken Ruck, zog sie den Fremdkörper aus der Wunde.
Der Schmerz schien in Jonas zu explodieren und er schrie ihn hinaus, nur um dann von der Bewusstlosigkeit erlöst zu werden. Sam sah zu dem Reiter auf, doch der starrte sie weiter reglos an.
Sam fragte sich, was das alles sollte, während sie die Wunde verband und aus ihrem Hemd eine Armbinde zusammenknotete. Warum waren sie angegriffen worden? Warum verharrte ihr Anführer – und für nichts anderes hielt sie den Mann in dieser Regungslosigkeit. Sam war sich sicher, einen Vaday vor sich zu haben und dank der Grausamkeit dieses Angriffes erwartete sie nichts Gutes von diesem Volk.
Sam prüfte noch einmal Jonas Puls und kontrollierte auch noch den von Teal’c! Sie sah sich zu ihrem Vorgesetzten um, der das Bewusstsein ebenfalls wieder verloren hatte. Vielleicht war das auch besser so und sie bereitete sich innerlich auf die Entfernung eines vierten Pfeiles vor.
Plötzlich nahm sie Bewegung war. Ein Mann trat an den Reiter und sprach zu ihm, während er gleichzeitig auf den Gefängniskäfig deutete. Sam konnte nichts verstehen, aber der Reiter nickte stumm. Dann wandte er sich um und gab seinen Männern Anordnungen.
Einige der Männer machten den Weg für den Wagen frei, zwei weitere spannten den Wagen ab, da die Zugpferde ebenfalls ein Opfer ihres Pfeilhagels geworden waren. Sam ruckte überrascht den Kopf herum, als einer der Männer Wasserflaschen durch die Stäbe schob. Sie hatten seit Stunden trotz Hitze keine Getränke bekommen und Sam griff dankbar zu. Als sie die Wasserflasche zum Mund führte, fiel ihr Blick auf ihre blutverschmierten Hände. Sie musste jetzt stark sein für ihre Kameraden, die alle um sie herum lagen.
Erst jetzt ließ sie ihren Gefühlen freien Lauf und das Zittern in ihren Fingern zu. Sie wusste nicht, was jetzt geschehen würde, aber sie würde alles tun um ihre Freunde am Leben zu erhalten, egal was es sie kosten würde. Sie blickte zu Jack und den Pfeil, der in seiner Schulter steckte. Sie riss sich zusammen und bereite sich darauf vor, den Pfeil zu entfernen, während die Soldaten um sie herum eine Plane als Sonnenschutz über den Gitterkäfig warfen.
***
Stunden später lehnte sie müde und erschöpft an der Wand. Der Wagen schwankte und ruckelte auf seinem unebenen Weg und Sam fragte sich, wohin die Reise ging. Durch die Plane konnte sie nichts sehen und in ihrer Isolation wünschte sei sich, wenigstens einer ihres Teams würde das Bewusstsein wieder erlangen.
Ab und an hörte sie Geschrei in fremder Sprache, ansonsten hatte keiner der Männer das Gespräch mit ihr gesucht. Sam sah zu ihren Freunden. Jacks Zustand verschlechterte sich zusehends. Sam war es nicht gelungen, den tief steckenden Pfeil aus seiner Schulter zu ziehen.
Sam war sehr besorgt, sie hatte versucht mit den Soldaten zu reden, vielleicht hatten sie ihre Ausrüstung gefunden. Zwar hatte sie gerade genug Verbandsmaterial in den Taschen ihrer Uniformen gefunden, aber leider keine Desinfektionsmittel. Es war ihre größte Sorge, dass sich die Wunden infizierten.
Teal´c befand sich tiefer Meditation, um die Heilung durch seinen Symbionten zu fördern. Wenigstens um ihn brauchte Sam sich nicht all zu viel Sorgen machen, aber sie wünschte sich, ihre Sorgen mit dem Jaffa teilen zu können. Jonas hatte bei jeder Bodenwelle aufgestöhnt. Sam hatte versucht die gebrochenen Knochen so gut wie möglich zu schienen, aber die Schmerzmittelinjektion hatte bestimmt keine Wirkung mehr, zuviel Zeit war vergangen.
Plötzlich begannen Jonas Lider zu flattern und er schlug die Augen auf. „Sam?“
„Ich bin hier, Jonas.“ Sie rutschte an seine Seite.
„Was ist passiert, wohin fahren wir?“ Dabei sah er auf seinen Arm herunter und schien erleichtert festzustellen, dass beide Pfeile entfernt waren.
„Wir sind seit Stunden unterwegs, ich weiß nur nicht wohin. Was macht der Arm?“
„Er schmerzt höllisch, aber wenn ich mich nicht bewege, nicht atme und nicht rede geht es eigentlich.“ Jonas versuchte, sein übliches Gute-Laune-Lächeln aufzusetzen, was ordentlich misslang. Jonas sah zum Colonel. „Und wie geht es ihm?“
„Ich wäre beruhigter, wenn sich Janet um ihn kümmern könnte. Um euch alle!“ Sam konnte nicht umhin, sich überfordert zu fühlen. Sie war keine Ärztin und hatte auch keine Ausrüstung zur Verfügung.
„Du hast dein Bestes getan.“
„Aber es reicht nicht.“ Sam versuchte erneut unter der Plane hindurch zu sehen, erkannte aber nichts. „Wenn sie uns hier noch lange durch die Gegend karren, wird er es nicht schaffen.“
Jonas nickte stumm vor sich hin und atmete tief durch. Sam griff zu einer der Wasserflaschen, öffnete und reichte sie ihm. „Du musst etwas trinken, Jonas.“ Sie sah ihren fragenden Blick.
„Sie scheinen um unser Wohl besorgt zu sein. Auf ihre Art.“ Sam wusste auch nicht was sie von all dem halten sollte. Wie es aussah, wollten diese Männer ihnen nichts böses, eine große Hilfe waren sie jedoch auch nicht und letztlich waren es ihre vier Pfeile, die sie aus den Wunden hatte ziehen müssen.
Plötzlich hielt der Wagen an und Rufe ertönten. Sam wünschte sich diese Sprache zu verstehen. Sie spürte Unruhe um den Wagen und unvermittelt wurde auf einer Seite die Plane hochgeschlagen. Sam kniff die Augen zusammen, da die Helligkeit in ihren Augen stach. Doch schon bald gewöhnte sie sich daran und erkannte den Anführer der Soldaten. Dieser nickte einem davon zu und dieser öffnete den Käfig.
Sam drängte es danach zu fragen, wo sie waren, was dies alles sollte, aber irgendwie fühlte sie, dass ihr Gegenüber den ersten Schritt machen musste. „Du bist eine starke Frau!“
Sam war erstaunt, dass der Vaday ihre Sprache kannte. In seiner Stimme erkannte sie ehrliche Anerkennung.
„Ihr gehört nicht hierher. Dies ist unser Krieg, nicht der Eure. Ihr geht jetzt!“
„Gehen? Wohin denn?“ Sam sah sich zu ihren verletzten Kameraden um. Diese Aussage war mehr als wiedersinnig.
Der Anführer wies mit langem Arm nach links und Sam sah irritiert um den Rand ihres Gefängnisses. Das Stargate! Die Männer hatten sie zurück gebracht. Sam sah sich zu dem fremden Mann um und nickte ihm wissend zu. „Wir danken Dir!“
Sie handelte schnell und versuchte Teal´c aus seiner Meditation zu wecken. Der Jaffa öffnete die Augen. „Ich brauche deine Hilfe, Teal´c“
„Wir werden gehen, du musst Jack tragen. Schaffst du das?“
Der Jaffa nickte stumm. Die Soldaten machte keine Anstalten ihnen zu helfen sondern sahen nur zu, als Sam Jonas aus dem Käfig half und Richtung Stargate führte. Sie gab die Erdadresse ein und wartete ungeduldig auf die Verbindung. Während Teal´c Jack durch den Ereignishorizont trug, sah sich Sam noch einmal zum Anführer der Vaday um. Sie nickten sich zu und dann riss er sein Pferd herum und rief einige Kommandos. Seine Truppen setzten sich unvermittelt in Bewegung. Niemand beachtete sie mehr.
„Gehen wir, Sam!“ Jonas hatte Recht. Auf diesem Planeten hatten sie nichts zu suchen und so half sie Jonas in Richtung des Gates.