Rating: PG
Pairing: Daniel/other
Staffel: Ende 7. Staffel
Type: xmas
Anmerkung: Morgens im Bett kam die Idee und mittags war die Story schon fertig. Ich wünsche euch allen eine schöne Weihnachtszeit und solltet ihr traurig sein, wünsche ich euch einen Menschen, wie ihn Daniel findet. Mein Dank geht an Min fürs Betan und an Bille für den Antrieb zu dieser Story. Ich würde mich über Feedback freuen und lade euch in mein Gästebuch ein. Diese Geschichte widme ich mal unserem Snakehead. *zwinker*
Inhalt: Eine Christmas-Quadrologie. Wie verbringen die Mitglieder von SG-1 Weihnachten am Beginn der 8. Staffel. Hier geht es um Daniels Einsamkeit und jemanden, der ihm hilft.


Spuren des Lebens

Er nahm sich ein Glas aus dem Schrank und griff im Halbdunkel zur daneben stehenden Flasche und ging leise und barfuss in Richtung Wohnzimmer. Es war dunkel und spät, er wollte sie nicht wecken und so setzte er sich still auf die Couch. Sein Blick glitt zum Fenster, wo lautlos der Schnee herabfiel. Die ganze Welt schien um ihn herum still zu stehen, dabei tat sie es doch nie. Das wusste er nur zu gut.

Er lauschte, doch nichts war zu hören. Nichts außer seinen unruhigen Gedanken. Es war ein seltsamer Tag gewesen. Die meisten im Stützpunkt hatten sich frei genommen, um bei ihren Familien zu sein. Nachmittags hatte er noch mit Jack zusammengegessen, während Sam bereits bei ihrem Pete war. Es schien Jack nichts auszumachen, doch er kannte seinen Freund besser. Dass Sam jemanden gefunden hatte, dass sie diesen Tag nicht mit ihm verbrachte, schmerzte ihn und so hatte Jack es mit vielen albernen Bemerkungen zu überspielen versucht, wie sehr er darunter litt.

Daniel zog die Beine an und umschlang sie, während er weiter in den von der Straßenlaterne schwach beleuchteten Schnee vor seinem Wohnzimmerfenster starrte. Er fröstelte in seinen Boxershorts, der Rest seiner Kleidung war irgendwo in der Wohnung verstreut und hier lag auch keine Decke.

Er war mit Teal´c und Jack vom Stützpunkt aus in die Stadt gefahren und sie hatten sich das üppigste Steak gegönnt, das Daniel je gegessen hatte. Sie hatten viel gelacht und gemeinsam in Erinnerungen geschwelgt. Der Laden war fast leer gewesen, da jeder normale Mensch zuhause im Kreis seiner Familie oder Freunde war. Wer ging schon am ersten Weihnachtsabend ein Steak essen? Der Besitzer des Steakhouses wohl auch nicht, denn gegen 21.00 Uhr signalisierte er ihnen höflich, dass das Restaurant nun aufgrund des Feiertages schloss.

Sie hatten noch eine Weile unschlüssig und zitternd auf der Straße gestanden. Dicke Schneeflocken fielen vom Himmel und dank der seit Tagen anhaltenden Kälte bildete sich bereits über allem eine dicke weiße Schicht. Daniel wohnte nur drei Blocks weiter und irgendwie faszinierte ihn der Schnee. Vielleicht lag es an den vielen Wüsten, in denen er gelebt und gearbeitet hatte. Schnee war für ihn etwas besonderes, faszinierendes. Er wollte ihn genießen und so verabschiedete Daniel sich von seinen Freunden und stapfte durch den tiefen Schnee nach Hause.

Daniel streckte die Beine und griff zur Flasche, um sich einzuschenken. Mit leisem Glucksen lief die Flüssigkeit ins Glas. Er drehte sich kurz um, denn ihm kam dieses Geräusch in dieser Stille doch ungewöhnlich laut vor. Es war gut, nicht alleine gewesen zu sein. Er hatte diese Nähe gebraucht und als er ihr im Park begegnet war und ihr Lächeln sah, musste er sie einfach ansprechen. Alyssa. Ein schöner Name, eine schöne Frau und an diesem Abend so einsam wie er.

Er nahm das Glas an den Mund und trank einen Schluck. Der Whiskey brannte wie Feuer und als der Alkohol seine Kehle herunterrann, spürte er ihn bereits im ganzen Körper, so intensiv wie er heute alles erlebte. Er stellte das Glas ab und lehnte sich zurück.

„Kriege ich auch einen?“

Daniel zuckte überrascht zusammen. Er hatte Alyssa nicht kommen hören und nun stand sie direkt neben ihm an der Couch. Sie hatte sich in die Bettdecke gewickelt und lächelte ihn unsicher an. Ihr Anblick, ihre schlanken Schultern schimmerten im Licht der Laterne, raubte ihm den Atem. Ihre Augen, tiefblau, hatten ihn vom ersten Moment an gefesselt.

„Sicher!“ Er wollte sich hochdrücken, doch sie hielt ihn am Arm zurück. „Lass nur. Ich trinke bei dir mit.“ Damit setzte sie sich zu ihm und lehnte sich wie selbstverständlich bei ihm an.

Es war eine unkomplizierte Beziehung, beide brauchten sie Nähe und nicht mehr. Vielleicht würden sie sich wieder treffen, aber wer wusste das jetzt und hier. Es gab keine Ansprüche, jeder gab seine Wärme dem anderen und das war es. Daniel sog den Duft ihrer Haare ein und lächelte.

„Was ist?“

„Du riechst gut.“

Sie nahm Daniels Glas vom Tisch, nippte von dem scharfen Alkohol und grinste ihn frech an über den Glasrand hinweg an.

„Und du schmeckst gut.“

Etwas verblüfft war er über diese Aussage schon, andererseits weckte sie in ihm auch etwas.

Alyssa stellte das Glas ab und schmiegte sich an ihn. Sie zog die Decke über ihre Beine und ihre Haut an seiner fühlte sich warm an. Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter an und das lange blonde Haar fiel auf seine Brust herab. Er nahm seinen Arm und legte ihn um ihre Schultern, während seine linke Hand begann, mit ihren Locken zu spielen. Auch sie ging auf Entdeckungsreise. Ihre warmen Hände wanderten über seine Brust und glitten über seinen Bauch.

„Was ist das?“ Irritiert sah er in ihre im Halbdunkel liegenden Augen. Dann begriff er, als sie mit ihren Fingern vorsichtig seine rechte Schulter entlang fuhr. Bitter erinnerte sich an die Verletzung, die ihm Teal´c in der anderen Realität zugefügt hatte als er in Apophis Namen die Erde eroberte. Daniel hatte gehofft, dies alles heute hinter sich lassen zu können, doch auch jetzt am Weihnachtsabend mit einer wunderschönen Frau an seiner Seite holte ihn sein wirkliches Leben ein.

„Du willst nicht darüber reden?“ Ihre Hand verharrte auf der Narbe seiner ersten Stabwaffenverletzung und es war als würde er erneut getroffen werden.

„Es würde weh tun und außerdem ... ich darf nicht.“ Doch die Wärme ihrer Hand vertrieb den Schmerz und Daniel entspannte sich wieder etwas.

„Gib mir deine Hand.“

„Was?“ Doch sie gab keine Antwort, sondern griff sanft seine Hand und führte sie an ihren Bauch. Daniel folgte ihren Bewegungen und tastete eine Narbe an der Seite ihres Bauchnabels. Sie war erschreckend groß und Daniel schluckte.

„Wie ist das passiert?“ Daniel konnte nicht anders, Alyssa begann ihn zu faszinieren.

„Ich arbeite in einer Bank-Filiale.“ Sie begann wieder seinen Körper zu erkunden, während sie weitersprach. „Vor zwei Jahren kamen zwei Maskierte in den Kassenraum und verlangten Geld. Der Sicherheitsbeamte wollte den Helden spielen und am Ende waren drei Menschen tot.“

„Das tut mir leid.“

„Wieso sollte es dir leid tun. Das passiert halt, sagte mir zumindest der Polizist. Eigentlich kann ich glücklich sein, der Querschläger hat mein Herz verfehlt und ich lebe noch.“ Sie griff zum Glas und stürzte den Rest hinunter, so als wolle sie mit dem Thema abschließen. „Ja, ich lebe noch.“

Es war eine fast kämpferische Feststellung. Sie zog die Decke höher und drückte sich weiter an ihn. Ihre warme Haut wärmte die seine und Daniel genoss jeden Zentimeter von ihr. Auch sie trug nicht viel unter der Decke und so saßen sie eine Weile stumm da und genossen die Haut des anderen an sich. Daniel sah in ihr Gesicht. Ihre Augen waren geschlossen. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, er beugte sich hinüber und berührte ihre Lippen, die den Kuss vorsichtig erwiderten.

Als sie sich lösten, hatte sie ihre Augen geöffnet. „Wofür war der?“

„Für deine Wärme.“ Sie legte die Beine hoch ließ ihren Kopf auf seinen Schoß sinken. „Du bist ein spannender Mensch, Daniel Jackson. Erzählst du mir von dir?“

Er schüttelte langsam den Kopf. Nein, was sollte er ihr auch erzählen. Er durfte es ja gar nicht. „Ich kann nicht.“

„Du kannst nicht, oder du willst nicht?“ Daniel schwieg, doch Alyssa schien es zu akzeptieren, denn ihre Hände wanderten stumm seine Brust hinauf und streichelten ihn. Ihre Hand verharrte kurz bei der Narbe. „Dann muss ich es halt so herausfinden.“ Sie setzte sich auf, fuhr mit der Hand durch seine Haare und zog ihn sanft zu sich.


Sie versanken beide in einem innigen Kuss und Daniel wünschte sich, er würde niemals enden. Er schlang seine Arme um sie und zog sie zu sich. Atemlos trennten sie sich voneinander.

„Ich habe noch eine gefunden!“ Sie zwickte ihn in die Seite und erst jetzt gewahrte er ihre Hand an seiner Blinddarmnarbe. Er musste grinsen und zwickte sie zurück.

„Der Blinddarm. Ganz langweilige Sache.“ Im Stillen aber dachte er anders, denn dieser Blinddarm hatte ihn zur Untätigkeit verdammt als seine Freunde in höchster Gefahr schwebten.

„Langweilig? Du doch nicht.“ Sie stupste ihn. Überschwänglich drückte sie sich hoch und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Hast du noch mehr?“

„Was?“

„Na Spuren deines Lebens.“ Sie sah ihn ernst an und aller Überschwang war aus ihrer Stimme gewichen. Daniel hatte das Gefühl, sie blicke auf den Grund seiner Seele. Vor ihr fühlte er sich nackt. Nun eigentlich war er dies auch fast, stellte er fest. Aber da war etwas anderes, tieferes. Alyssa war eine neutrale Person für ihn, niemand der ihn kannte, vor dem er sich verstellen musste. Manchmal fiel es ihm schwer, seine Gefühle zuzulassen, auch wenn es innerlich in ihm brodelte. Alyssa hat eine Tür geöffnet und nun bekam er sie nicht mehr zu.

„Jeder von uns trägt Spuren, positive wie negative. Jedes Lachen spiegelt sich in unseren Zügen wieder.“ Er fuhr mit der Hand über ihre Mundwinkel. „Du lachst gern, das sieht man hier.“ Er küsste sie sanft auf die Wange.

„Ist es bei dir anders?“ Auch sie begann, sein Gesicht zu streicheln und fuhr mit ihren zarten Fingern seine Konturen nach. „Was hat sich in dein Gesicht eingegraben? Welche Narben trägst du in dir?“

So tief war noch selten jemand in ihn gedrungen, hatte Daniel so angerührt wie jetzt Alyssa und er nahm ihre Hand und führte sie an sein rechtes Bein. Ihre Finger tasteten die tiefe, noch sehr frische Narbe aus Südamerika.

„Ich reise sehr viel, ich bin Archäologe und das hier ...das ist eine Schusswunde, die ich in Honduras abbekommen habe.“ Damals hatte er es fast nicht glauben können als Jack vor ihm stand, um ihn da rauszuholen. Es war nicht das erste Mal gewesen. Jack war immer für ihn da gewesen.

„Dann haben wir etwas gemeinsam. Uns hat beide eine Kugel getroffen.“ Er sagte ihr besser nicht, dass er damals von einem Zombie verfolgt worden war. Denn spätestens dort hörte die Ähnlichkeit ihrer beiden Leben mit Sicherheit auf und morgen würden sie vermutlich wieder getrennte Wege gehen.

„Ich denke, wir haben nicht nur dabei Ähnlichkeiten.“ Ihr dankbares Lächeln war wunderschön. „Ich möchte dir ganz nahe sein. Das Leben ist einsam genug.“

Daniel zog sie näher an sich und schlang sie fest in seine Arme. Nähe und Wärme. Ja, auch er sehnte sich nach nichts anderem und vermisste es viel zu oft. Seine Freunde waren für ihn da, doch außerhalb des Cheyenne Mountain führte er ein einsames Leben. Seine Gedanken wanderten nach Abydos und den Verlust, den er empfunden hatte, nachdem sie alle aufgestiegen waren. Auch wenn er sich am Anfang nicht an sein Leben erinnern konnte, mit jedem Bild aus seiner Vergangenheit, das er neu entdeckte, wuchs auch der Schmerz über den Verlust seiner Familie.

Sha´re fehlte ihm. Zu Weihnachten hatte er ihr auf Abydos einen Weihnachtsbaum aufgemalt. Sie hatte ihn fragend angesehen und es für ein Tier gehalten, Bäume gab es auf dem kargen Wüstenplaneten nicht.

So viele Menschen verbrachten diese Tage im Kreis ihrer Lieben, seine waren nicht bei ihm. An seine Eltern dachte er nur selten, sie waren zu früh gestorben und sein Großvater und er... Nun, in dem Moment, wo sie wieder zueinander gefunden hatten, war er fort gegangen. Er vermisste so viele. Janet hatte eine große Lücke hinterlassen, doch wenigstens war Cassy bei Sam und Pete in diesen Tagen gut aufgehoben.

Und auch Sarah führte ihr eigenes Leben. Nach ihrer Befreiung als Wirtin von Osiris hatte sie sich ganz zurückgezogen. Daniel und sie hatten nicht gewusst, wie sie miteinander umgehen sollten. Zu schwierig war es für Sarah, ihre Zeit als Wirtin zu verarbeiten und so sahen sie sich nur sehr selten. Vielleicht war sie heute Abend so einsam wie er gewesen. Vielleicht hätte er sie anrufen sollen.

„Woran denkst du?“ Alyssas Frage riss ihn aus seinen Gedanken.

„An die Menschen, deren Nähe ich nicht mehr spüren kann.“

Alyssa schwieg und griff nach seiner Hand. Ihre Finger schlangen sich um die seinen und so hielten sie sich gegenseitig fest.

„Doch du kannst sie spüren, sie sind alle mit uns hier.“ Er blickte zu ihr und sah Tränen über ihre Wangen laufen. Daniel beugte sich hinüber und küsste sie auf die Wange. Der salzige Geschmack ihrer Tränen ließ sie noch enger beisammen sein. Daniel erkannte, dass nicht nur er jemanden verloren hatte. „Wie hieß er?“

„Michael.“

Alyssa blickte ihm tief in die Augen, so als suche sie einen Rettungsanker, während sie Daniel von ihrem Verlobten erzählte. Krebs hatte die Diagnose geheißen und nun war sie allein.

„Aber er ist hier, auch jetzt.“ Sagte sie fest. „Er ist immer bei mir, hier in meinem Herzen. Ich weiß es. Und auch dich begleiten sie. Das weiß ich.“ Alyssa hatte ausgesprochen, was er sich wünschte. Daniel hörte ihr zu und vor seinem Auge tauchten Bilder auf. Ja, sie waren alle hier.

„Danke.“

Alyssa schaute irritiert auf. „Wofür?“

„Dass du heute hier bei mir bist.“ Daniel küsste sie und aus dem Kuss wurde eine innige Umarmung. Nein, er war nicht allein, hier und jetzt war sie bei ihm und er wollte sie in all ihrer Nähe spüren. Immer mehr ließ er sich in diesen Kuss fallen und auch Alyssa schien ihn nicht enden lassen zu wollen.

Ihre Hände berührten ihn am ganzen Körper und pressten ihn fest an sie. Sie waren wie zwei Ertrinkende, die sich aneinander klammerten. Mit jeder Minute der Zärtlichkeit und Hingabe steigerte sich ihre Erregung. Daniels Gedanken schwirrten und jetzt und hier zählte nur Alyssa.

Er wollte sie spüren, wollte ihr nah sein und auch sie war dazu bereit, als sie sich langsam zurücklehnte und ihre Beine teilte. Daniel zögerte und sah sich um, so als erwartete er, Sha´re hinter sich stehen zu sehen. Ein absurder Gedanke, doch er fühlte sich ihr in diesem Moment, mit dieser fremden Frau, so nah wie selten.

Alyssa nahm ihre Hand und drehte sein Gesicht dem ihren zu. „Komm. Es ist gut so.“

Damit zog sie ihn zu sich heran und Daniel versank mit ihr in Lust und Erregung. Gemeinsam ließen sie ihrem Schmerz freien Lauf und er entwickelte eine Lust, die Daniel kaum verstand. Im Moment der entfesselten Ekstase kamen ihm auch die Tränen und Alyssa küsste sie hinfort, wie er zuvor bei ihr.

Es dämmerte bereits, als sie engumschlungen zur Ruhe kamen. Noch immer fielen dicke weiße Flocken vom Himmel und vor dem Fenster türmte sich der Schnee.

„Frohe Weihnachten, Daniel.“ Ein Lächeln umspielte sein Gesicht. Ja, es war Weihnachten und er war beschenkt worden.


© 11/2004 Jadda