Die
Suche Teil 3 – Das Ende der Suche
Pairing:
S/J
Rating:
G
Inhalt:
Das Team sucht vereint den Weg zurück....
Anmerkung:
Dickes Dankeschön an meine Min, die mich immer ermutigt hat, auch mal eine
Liebesgeschichte zu schreiben. Ich hoffe, sie gefällt euch. Über Feedback wäre
ich sehr glücklich.
Wiedersehen
„Teal´c,
Jack...“
Da stand sie vor ihm. Sie sah ihn
großäugig an und lächelte irgendwie ungewohnt. „Major. Schön, Sie wieder
zu sehen.“ Jack war irritiert von ihrem Verhalten und er war naß. Also wandte
er sich zunächst einmal dem lösbaren Problem zu.
Er schälte sich aus dem nassen
Regenschutz. Teal´c tat es ihm nach und trat anschließend an Sam heran.
„Major Carter, es tut gut, euch wohlbehalten wieder zu sehen.“ Damit umarmte
er sie. Doch auch ihm fiel auf, wie sich Sam unter seinen Armen versteifte.
Auch Jack entging ihr angespanntes
Gesicht nicht. Er ging zu dem breit grinsenden Jonas und setzte sich zu ihm.
„Was ist passiert. Ich meine, nachd....“ Jack konnte sehen, dass die beiden
ebenfalls viel durchgemacht hatten. Jonas würde nicht ohne Grund in diesem Bett
liegen und auch mit Carter stimmte etwas nicht.
Harin trat heran und drückte Teal´c
und Jack eine dampfende Tasse in die Hand. „Wir fanden sie im See.“
Jack war für einen Moment
irritiert von der Sanftheit in der Stimme. Lächelnd nahm er die Tasse entgegen
und nickte ihr dankend zu, während sich Harin wieder zu ihrem Mann zurückzog,
der die ganze Szene und besonders Teal´c misstrauisch beobachtete.
„Ich kann mich nicht erinnern.“
Jacks Kopf ruckte zu Carter herum. „Irgendwie ist alles weg.... ich....“
Eine kurze Pause trat ein, doch
Jonas wäre nicht Jonas, wäre er hier nicht eingesprungen. „Sie kann sich
schon wieder an einiges erinnern.“
„Was ist mit dir, Jonas Quinn?“
Teal´c legte sein Gepäck in eine Ecke.
Jonas Lächeln verschwand für
einen Moment. „Nun, ein Spaziergang steht vorläufig nicht auf dem
Programm.“ Jack drehte sich zum Fussende und hob vorsichtig die Decke an. Jack
sog kurz die Luft ein. Auch Teal´c konnte es sehen. Das sah nicht gut aus und
war sicher schmerzhaft. Vorsichtig lies er die Decke sinken und sah Jonas
aufmunternd an. Jonas lächelte, auch wenn man an einem Zucken in den
Mundwinkeln erkennen konnte, dass es ein eher aufgesetztes Lächeln war.
Sam schien sich aus ihrer Starre zu
lösen. „Er hat große Schmerzen und eine Infektion. Er braucht
Medikamente.“ Sie setzte sich wieder auf einen Stuhl neben dem Feuer. Jack
entging nicht, dass sie dies sehr vorsichtig tat. „Was ist mit Ihnen,
Carter?“
„Sie hat sich einige Rippen
verletzt.“
Jack sah, dass ihre Gastgeber etwas
zurückhaltend am Tisch saßen. „Wir möchten euch danken, dass ihr unseren
Freunden geholfen habt. Sobald der Sturm nachlässt, werden wir versuchen, euch
nicht mehr zur Last zu fallen.“
„Die Sturmzeit dauert viele
Wochen. Doch ihr seid uns hier willkommen.“ Wolman erhob sich. „Wir werden
uns zurückziehen, damit ihr reden könnt.“ Damit verließen die beiden den
Raum durch eine rückwärtige Tür.
Gedanken
Jonas schlief. Auch Jack und Teal´c
hatten sich erschöpft hingelegt. Die beiden hatten ihnen erzählt, wie sie den
Fluß abgesucht hatten. Man sah ihnen an, wie schwer dieser Weg gewesen war. Sam
hatte sich an den Tisch gesetzt, sie konnte nicht schlafen. Bilder stürmten auf
sie ein, seit ihre Kameraden zur Tür hinein gekommen waren. Ihr Blick wanderte
zu Jack.. Sie konnte ihre Gefühle nicht zuordnen.
Er war ihr Vorgesetzter Colonel,
aber in ihrem Kopf war er Jack, niemand anderes. Ihre Erinnerungen waren
verwirrend. Bilder von zärtlichen Blicken waren aufgetaucht, unausgesprochen,
Verständnis, Vertrauen, einfach Wissen. Daneben standen steife Sitzungen. Sie
erinnerte sich nie an Details, nur an kleine Momente ohne Zusammenhang.
Sam stützte ihre Hände auf und
hielt sie vor ihr Gesicht. Sie musste sich erinnern. Ein leises Geräusch lies
sie aufschrecken. Als sie den Kopf hob, sah sie Harin in der Tür stehen. Für
einen Moment verharrte sie dort, bevor sie leise die Tür hinter sich schloß.
Über ihr einfaches Hemd hatte sie ein braunes Tuch geschlungen. Leise zog sie
einen Hocker heran und setzte sich gegenüber von Sam an den Tisch.
Kein Wort war gefallen. Sam fühlte
sich wohl in der Gesellschaft dieser jungen Frau. Hier hatte sie das Gefühl, so
sein zu dürfen wie sie war. Obwohl... eigentlich wusste sie zur Zeit gar nicht
so genau, wie und wer sie war. Sie nahm die Hände wieder vor das Gesicht.
„Sam.“ Sie spürte Harins
Finger an ihrer rechten Hand. „Bitte.“
Sam nahm die Hände wieder herunter
und blickte Harin verzweifelt an. „Ich ... ich kann diese Bilder in meinem
Kopf zwar sehen, aber ich weiß nicht, was.. was sie bedeuten. Ich....“
Harins Gesicht zeigte weiter dieses
sanfte beruhigende Lächeln. „Du brauchst keine Angst vor diesen Bildern zu
haben. Sie gehören zu dir, sind ein Teil von dir und was sollte daran beängstigend
sein? Stelle dich ihnen, akzeptiere sie. Wehre dich nicht, dann wirst du alle
Antworten finden.“
„Aber ich weiß nicht...“
„Doch, du weißt es. Vertraue
deinen Gefühlen.“ Harins Blick wanderte kurz zu Jack. „Du wirst den
richtigen Weg zu ihm finden und die Bilder werden ein Sinn ergeben. Vertraue nur
dir selbst.“
Sam hatte nicht gewusst, dass die
Irritation über ihre Gefühle Jack gegenüber so offensichtlich gewesen waren.
Sie lächelte Harin verlegen an. „Versuche zu schlafen.“ Damit erhob sie
sich und ging leise zu ihrem Mann zurück. Als sich die Tür schloß, drehte
sich Jack auf seinem Lager um, hatte er ihr Gespräch gehört?
Der Wind hatte nachgelassen und zur
Zeit hatte der Regen sogar ausgesetzt. Sam erhob sich und setzte sich ans Feuer.
Ihr Blick verlor sich im Flammenspiel und mit ihm ihre Gedanken und Bilder.
Sie sah nicht, wie Jack aufblickte
und stumm zu ihr herübersah.
Atempause
Vom Sturm war am Morgen nur ein
heftig wehender Wind übrig geblieben. Als Jack aufwachte, drang bereits der
Geruch von Essen in seine Nase. Harin stand am Feuer und rührte in einer
grossen Pfanne. Draussen hörte er ebenfalls Aktivität. Jonas lag auf seinem
Lager und starrte die Decke mit verkniffenem Gesicht an.
„Guten Morgen, Jack.“ Harin
reichte ihm eine Tasse. Als Jack sich erhob, merkte er erst, wie viel Kraft ihn
die letzten Tage gekostet hatten. „Danke Harin. Morgen.“ Er war froh, die
beiden doch noch gefunden zu haben. Hier waren sie sicher, auch wenn er ein
ungutes Gefühl hatte, diesen Menschen so lange zur Last zu fallen. Die Hütte
war schlicht und die Kleidung der zwei war so einfach wie die Einrichtung.
Trotzdem teilten sie alles mit ihnen. Jack trat zu Jonas und sah durch das
kaputte Fenster.
„Hallo Colonel.“
„Hi Jonas... coole Aussicht
hier.“ Jack blickte hinaus. Wolman arbeitete an dem beschädigten Fenster und
nickte ihm begrüssend zu. Teal´c war nicht zu sehen und Sam sah er am Seeufer
stehen. Er konzentrierte sich wieder auf Jonas.
„Ich hab gehört, du warst ein
Held?“ Damit ließ er sich neben dem jungen Mann nieder und grinste ihn
aufmunternd an.
„Ich hab nur nicht losgelassen.
Das war alles.“ Jonas versuchte, sich in eine bequemere Position zu bringen,
was er mit einem schmerzverzerrtem Gesicht sofort wieder aufgab. „Was ist los,
Jonas? Wir haben noch Schmerzmittel übrig.“
„Das ist es nicht. Das rechte
Knie ist angeschwollen. Die Schiene ist nun zu stramm.“
„Na da lässt sich doch was
machen....“
„Ich weiß nur nicht, ob ich das
wirklich möchte...“ Jonas sah ihn skeptisch an. Jack bemerkte Wolman im
Fenster. „Je früher wir es tun umso besser.“ Die ruhige Stimme des Mannes
schien auch Jonas zu überzeugen, der zögerlich nickte. „Gut.“
Wolman verschwand am Fenster und
kam Sekunden später zur Tür hinein. Er setzte sich stumm an das Kopfende und
reichte Jonas einen Ledergurt. Dieser griff zögernd danach. Jack kam es so vor,
als verständen die beiden sich wortlos und als würde sich Jonas bei Wolman
sicher fühlen. Jack musste zugeben, dass der Mann eine unheimliche Güte und
Ruhe ausstrahlte, wie er sie bei einem so jungen Mann noch nicht erlebt hatte.
Jack schlug die Decke zur Seite und
sah zu Jonas. Als dieser nickte, begann er mit der Arbeit. Er bemühte sich, möglichst
vorsichtig zu sein. Das Knie war stark angeschwollen und Jonas stöhnte fürchterlich
auf, als Jack die Schienen löste. Kalter Schweiß sammelte sich auf der Stirn
des Mannes und seine Augen waren fest verschlossen. „Gleich vorbei.“ Jack
positionierte die Schiene neu und brachte die Wickeln neu an.
Nach fünf Minuten war die Prozedur
beendet und Wolman ließ den erschöpften Jonas los. Dieser spuckte keuchend den
Gurt aus. Seine Augen hielt er fest verschlossen und er war schweißgebadet.
Harin trat heran und kühlte ihm mit einem feuchten Tuch die Stirn. Auch Jack
erhob sich, nachdem er die Decke wieder über Jonas gelegt hatte. Er zog ein Päckchen
aus der Hosentasche und reichte es Harin. „Gib das in etwas Wasser und lasse
es ihn trinken. Das wird ihm die Schmerzen nehmen.“
Damit erhob er sich und ging
hinaus. Was würde er darum geben, Sam und Jonas bei Doc Fraiser in Sicherheit
zu wissen. Er blieb vor der Hütte stehen und merkte wie ihm Wolman folgte.
„Dein Freund Teal´c ist in den Wald gegangen.“ Wolman sah ihn von der Seite
an, während er seine Arbeit am Fenster wieder aufnahm. „Du bist ihr Anführer?“
„Ja. Ich bin sozusagen der
Boss.“
„Die Stürme werden sich in Kürze
fortsetzen.“ Wolman sah ihn ernst an. „Ich weiß, du denkst daran, einen Weg
zurück in die Berge zu nehmen. Doch ich kenne die Wege zu dem Ring aus Stein.
Das könnt ihr nicht schaffen.“
„Gibt es eine Ortschaft in der Nähe,
in der wir Hilfe erwarten könnten?“ Auch Jack war klar, dass sie mit Sam und
Jonas nicht weit kamen.
„Unser Heimatdorf ist fünf
Tagesmärsche entfernt.“ Jack hatte das Gefühl, Wolman hatte die Angewohnheit
nur zu sagen, was notwendig war. „Doch die Stürme werden noch heute zurückkommen.“
Damit wies er auf eine dichte Wolkenfront, die sich jenseits des Sees auftürmte.
Jack raufte sich die Haare. Er
blickte zum Ufer. Sie würden warten müssen, ob der Suchtrupp sie hier fand.
Falls sie die Schlucht überqueren konnten, falls die Nachricht gefunden
wurde und falls die anderen von ihnen zurückgelassenen Wegmarkierungen noch
existierten. Viel Zeit.
„Rede mit ihr.“ Jack blickte überrascht
zu Wolman. Er wies mit einem Kopfnicken zu Sam. „Hilf ihr.“
Jack sah zu Sam hinüber.
Annäherung
Sam war bereits früh aus der Enge
der Hütte geflüchtet. Es war kühl hier draussen, aber das tat auch gut. Der
See lag unruhig vor ihr und am Horizont türmten sich bereits dicke Sturmwolken.
Bald würde sie in die Enge der Hütte zurück müssen. Sie hatte das Gefühl,
darin nicht atmen zu können.
Sie ging auf den schmalen Pier
hinaus. Diese Welt war vielleicht manchmal ungemütlich und rauh und hätte ihr
beinahe das Leben gekostet, aber sie fühlte sich hier wohl. Vielleicht lag das
auch an Harin und Wolman, die sie beide schwer beeindruckt hatten. Doch ihre
Zeit hier würde begrenzt sein. Sie wusste, dass irgendwann der Moment gekommen
sein würde, wo es zurück ging, auf welche Art auch immer.
Am liebsten würde sie sich direkt
auf den Weg machen. Dieses untätige Warten und herum sitzen war nicht ihr Ding.
So allmählich bekam sie eine Ahnung, was überhaupt ihr Ding war. Ihre
Erinnerungen zeigten ihr Bilder von Maschinen und Laboren, immer mehr ihres
Wissens kam zurück. Strahlenwerte, Naquadahwerte und Verfallszahlen ließen
ihre Gedanken in ihrem Kopf rasen. Aber nicht nur diese Bilder fingen an sich zu
ordnen. Auch die Erinnerungen an ihren Vater und ihren Bruder und dessen Familie
waren zurückgekehrt. Und an ihre Mutter. Vor diesen schmerzhaften Erinnerungen
fürchtete sie sich am meisten und versuchte, sie gleich zurück zu drängen.
Ihre Erinnerungen trugen ihr auch
Bilder von Menschen zu, die sie schmerzlich vermisste. Daniels Verlust tat ihr
besonders weh. Daniel war ihr Freund gewesen. Es gab kaum Menschen, die ihr nahe
standen wie Daniel oder ihr Vater.
Und Jack.
Sam sah über die Schulter zur Hütte.
Wolman und Jack unterhielten sich. Sam konnte Jack...., Colonel O´Neill, nicht
einsortieren. In ihr waren sehr starke Gefühle und mit diesen umzugehen fiel
ihr schwer. Wenn sie sich richtig erinnerte, war es zwischen ihnen nie zu Zärtlichkeiten
gekommen. Aber warum lechzte ihr Inneres dann nach seinen Berührungen, nach
jedem Lächeln von ihm?
„Carter?!“
Erschrocken ruckte ihr Kopf herum,
sie konnte nicht anders, sie fühlte sich ertappt. „Jac... Sir!“
„Ähm...“ Der Colonel fuhr sich
etwas nervös durch die kurzen angegrauten Haare. „Wie geht es Ihnen?“
Diese Frage war neutral und ungefährlich
und trotzdem war sie gehemmt. „Ich weiß es nicht so genau.“
„Vielleicht kann ich da ja
helfen.“ Dieser eher flapsig daher gesagte Kommentar wirkte für einen
Aussenstehenden vielleicht nicht ganz ernst gemeint, doch Sam verstand sehr gut,
wie ernst ihm das war. „Vielleicht.“
„Also, legen Sie los... soll ich
Ihnen erzählen, wie Sie dieser Hathor so richtig in den na Sie wissen schon
getreten haben oder möchten Sie die Geschichte hören „Major Carter und wie
sie den Asteroiden durch die Erde beamte“?
Sam konnte nicht anders, sie musste
lächeln. Allmählich bekam sie eine Ahnung, woher ihre Gefühle für Jack herrührten.
„Nein wirklich, Ihr Leben ist das
reinste Heldenepos. Irgendwie schaffen Sie es ständig, mit Ihren tollen
Erfindungen und Einfällen die Welt zu retten. Nicht, dass ich immer verstehe,
was Sie da grade tun, aber es hört sich immer mächtig intelligent an.“ Jack
sah auf den See hinaus, ein selbstgefälliges Lächeln lag in seinem Gesicht.
Sam schmunzelte. Dieser Mann war ihr ein Rätsel. Doch sie beschloß, den Ball,
den er ihr zugeworfen hatte, aufzunehmen.
„Erzählen Sie mir von mir.“
Wie von selbst übernahm sie das Sie ihres Gegenübers, auch wenn sie im Kopf
nur Jack und das Du hatte. „Und von der Erde und unseren Missionen und...“
Ihre Stimme war immer leiser geworden und nun sah Jack sie fragend an. Mit jedem
Wort war ihr die Leere in ihrem Kopf bewusster geworden und damit das
schmerzliche Gefühl des Verlustes.
„Sie werden sich erinnern, Sam.
An alles.“ Jacks ruhige, eindringliche Stimme berührte sie in ihrem
Innersten.
„Auch an ... „ Sam schluckte,
sie wusste intuitiv, dass es nicht richtig war, aber es war ihre drängendste
Frage. „... an uns?“
Dem Colonel stand die Überraschung
ins Gesicht geschrieben. Sein Blick schweifte ablenkend über den See. Sam hatte
das Gefühl, zu weit gegangen zu sein. Vielleicht gab es etwas, was sie nicht
wusste. Vielleicht war sie ihm zu nahe getreten, er war schließlich ihr
Vorgesetzter.
„Ja, auch daran.“ Er sah ihr
dabei nicht in die Augen, doch sie verstand.
Aufkommende Winde
Teal´c hatte gesehen, wie karg das
Leben der Menschen auf diesem Planeten war. Er hoffte, in den Wäldern etwas
jagen zu können, um den beiden Gastgebern ihre Dankbarkeit zu beweisen. Teal´c
hatte Spuren gefunden und war ihnen in den Wald gefolgt. Teal´c gefiel diese
Welt, alles an ihr war korrekt. So rauh die Natur in den Bergen war, so sanft
waren der See und die darum liegenden Wälder.
Ein Knacken erregte seine
Aufmerksamkeit, seine Beute war nicht weit. Er hockte sich nieder und wartete,
dabei erzeugte er auf dem Boden ein Geräusch. Das wäre ihm normalerweise nicht
passiert. Er sollte bei seiner Rückkehr zur Hütte sich intensiv dem Kel´no´reem
widmen. Er musste sein inneres Gleichgewicht wieder herstellen.
Ein erneutes Knacken im Gebüsch
zeigte ihm, dass sich das Wild wieder sicher fühlte, er hatte es nicht
verscheucht. Leise duckte er sich weiter herunter und wartete. Er nahm sein
Messer aus der Scheide und hielt sich bereit. Doch seine Gedanken schweiften ab.
Bilder von Jonas auf seinem Lager tauchten vor ihm auf. Das schmerzverzerrte
Gesicht des jungen Kelowianers hatte ihn im Innersten getroffen. Er hätte die
beiden in den Fluten nicht loslassen dürfen. Teal´c rang diesen Gedanken
nieder. Er brachte nichts, weder ihm noch seinen Freunden.
Teal´c hatte darauf geachtet, sich
dem Tier gegen den Wind zu nähern. Er spürte, wie der Wind weiter auffrischte
und die Spitzen der Bäume schwingen ließ. Er würde dieses Wild erlegen und er
würde zusammen mit O´Neill seine Freunde wieder heim führen. Und wenn er
Jonas den gesamten Berg hinauftragen musste.
Teal´c hörte wie, sich das Wild
weiter näherte. Der lichte Wald bot nur wenig Deckung, er hoffte, das Tier kam
nahe genug heran, bevor es ihn witterte oder sah. Teal´c spähte um den Baum
und da war es. Es sah aus wie ein kleiner Bär. Der Jaffa kannte Bären von der
Erde. Dieses Exemplar sah wie eine kleine Version eines solchen aus. Langsam
schlich das Tier in seine Nähe. Teal´c machte sich bereit, das Tier mit einem
Messerwurf zu erlegen. Es würde sie über Tage hinweg verpflegen.
Doch irgend etwas stimmte nicht,
der Wind frischte weiter auf. Eine Böe lies die Bäume um Teal´c und seine
Beute herum erzittern. Der Jaffa sah, wie sich die Haare des Tieres aufstellten.
Und dann drehte sich der Wind und begann mit unablässigem Druck die Baumwipfel
zu beugen. Das Tier befand sich noch immer in Reichweite, Teal´c hob das Messer
zum Wurf...
„...SG... önnen... en? Hier
sp... steam...!“ Teal´c Arm stockte. Das Tier hielt eine Sekunde inne und stürmte
dann ins Unterholz. Es war fort.
Der Jaffa ließ das Messer sinken,
blickte noch kurz seiner entgangenen Beute hinterher und griff zum Funkgerät.
„Hier spricht Teal´c, SG1.“
Nichts.
Teal´c beeilte sich, den Wald zu
verlassen. Vielleicht war der Empfang ausserhalb besser. „Hö... Sie...uns?
Das UAV verst... as Sign....“
Teal´c rannte weiter und als er
die Waldgrenze passierte, sah er es. Einen kleinen Punkt am Himmel, das UAV.
„Hier Teal´c von SG1. Wenn Sie mich hören, erwarten Rettungsteams nördlich
der derzeitigen Position des UAV.“
Nichts. Der Jaffa beobachtete, wie
sich das UAV weiter in den Wind stemmte. Doch immer mehr wurde es zum Spielball
des aufkommenden Sturmes. Teal´c sah das Fluggerät taumelnd über den See
fliegen.
Kontaktaufnahme
Wolman und Harin nutzten die Zeit
bis zum Sturm. Wolman überprüfte auch die anderen Fensterläden und Harin
holte Vorräte aus einem Erdverschlag. Sie wussten beide, dass der Sturm bereits
Atem holte und dann wieder mehrere Tage wüten würde.
Harin hielt inne und beobachtete
Sam und Jack am See. Sie unterhielten sich angeregt und Harin hoffte, es würde
das richtige Thema sein. Sie erschrak, als der Jaffa Teal´c um die Hausecke bog
und plötzlich vor ihr stand. „Verzeih, ich wollte dich nicht beunruhigen.“
„Es ist schon gut.“ Sie hob den
schweren Korb an, um ihn in die Hütte zu bringen. Doch der Wind trieb ihr ihre
Haare immer wieder ins Gesicht. Der Himmel hatte sich bereits zugezogen und sie
mussten sich beeilen.
„Lass mich dies für dich und
dein ungeborenes Kind tun.“
„Danke.“ Gemeinsam schritten
sie zur Vorderfront des Gebäudes. „Du warst lange fort:“
„Ich habe versucht, Nahrung für
uns zu jagen.“
„Du hattest keinen Erfolg?“
Wolman trat aus der Tür und nahm seine Frau in die Arme.
„Nein, es kam etwas dazwischen.
Ich hatte Kontakt mit unserem Rettungstrupp.“
„Sie haben euch gefunden? Wo sind
sie?“ Harin sah ihn fragend an.
„Sie sind noch in den Bergen. Ich
konnte hiermit mit ihnen sprechen.“ Teal´c wies auf das Funkgerät. „Der
Kontakt erfolgte über ein Flugobjekt, das leider vom Sturm vernichtet wurde.“
Teal´c trug den Korb hinein. Er
war zufrieden. Er würde Jonas nicht den Berg hinauftragen müssen. Er sah zu
dem jungen Kelowianer hinüber, der erschöpft auf seinem Lager lag. Dr. Fraiser
würde sich um ihn kümmern, es war nur eine Frage der Zeit. Das UAV hatte noch
eine Meldung zugelassen, bevor es in das aufgewühlte Wasser des Sees stürzte.
Er stellte den Korb auf den Tisch
und trat wieder in die Tür zu dem jungen Paar. „Wenn dieser Sturm abflaut,
werden unsere Freunde uns abholen. Dann werdet ihr wieder euer eigenes Leben führen
können.“
Wolman nickte ihm nur zu, Harin
dagegen sah in den Himmel hinauf. „Lasst uns hineingehen, es beginnt zu
regnen.“ Sie wandte sich mit ihrem Mann um und verschwand in der Hütte
Teal´c verharrte im Türrahmen.
Hammond würde versuchen, ein Tok´ra-Schiff zu organisieren. Wenn dies nicht
klappte, würde ein Team ihrem Weg folgen, man hätte bereits eine provisorische
Brücke über die Schlucht errichtet. Er wusste nicht, wie viele Tage es noch
dauern würde, aber sie würden kommen.
O´Neill und Carter saßen noch
immer am Seeufer. Teal´c wunderte sich, dass sie keinen Schutz suchten. Die
beiden schienen zu reden. Eine Böe entriß Major Carter ihre schützende Decke
, doch der Colonel fing sie auf und legte sie ihr wieder um die Schultern.
Er sah, wie besonders dieser Moment
für seine Freunde war. Er würde ihnen die erfreuliche Nachricht nach der Rückkehr
in die Hütte mitteilen.
Die Dämme brechen
Sie hatten geredet. Die Welt um sie
herum hatten sie kaum noch wahrgenommen. Weder bemerkten sie, wie es immer
dunkler wurde, noch die ersten feinen Regentropfen. Jack hatte ihr von so vielen
Sachen erzählt und sie hatte ihn immer weiter gefragt. Sie merkte, dass er dem
Thema noch immer auswich, regelrecht drum herum redete. Doch das Gespräch war
mit der Zeit immer ruhiger geworden. Und nun saßen sie schweigsam
nebeneinander.
Der Sturm lud die Atmosphäre immer
weiter auf und die Stille die Situation zwischen ihnen. Als sie es fast nicht
mehr auszuhalten glaubte, wandte Jack sein Gesicht zu ihr und sah sie an. In
diesem Blick lagen alle unausgesprochenen Worte der letzten Jahre, lag all der
Schmerz, der zwischen ihnen stand. Und doch war dort immer noch eine Barriere.
So wie der Wind an Kraft zunahm, so
nahm auch die Spannung zu und suchte nach einem Ventil. Auch der einsetzende
Regen konnte hier nichts mehr abkühlen. Sam sah, wie sich die Regentropfen
einen Weg über Jacks Gesicht bahnten, wie einer in einem Grübchen an seinen
Mundwinkeln hängen blieb. Wie gerne hätte sie ihn jetzt berührt.
Der Wind entriß ihr plötzlich die
schützende Decke, die Jack im letzten Moment auffing. Für einen
Sekundenbruchteil stand er unschlüssig vor ihr. Sam hatte Angst, dass dieser
Vorfall nun den Moment zerstört hatte, da auch der Regen nun vollends auf sie
hernieder prasselte. Doch Jack trat nahe an sie heran und legte die Decke wieder
um sie. Dabei kam er ihr ganz nahe.
Ihre regennassen Gesichter waren
nur noch Zentimeter voneinander entfernt als sie beide in der Bewegung
innehielten. Sam war sich sicher, dass er gleich so etwas sagen würde wie:
„Es regnet, wir sollten...“
Sam konnte diesen Gedanken nicht
zuende denken, denn Jack begann, zärtlich über ihr Gesicht zu streicheln. Sie
erzitterte unter jeder Bewegung seiner Finger und schloß die Augen. Sie spürte,
wie er einen Regentropfen von ihrer Lippe wischte und behielt das Gefühl seiner
Finger an ihren Lippen für einen Moment, als sie plötzlich seine Lippen an den
ihren spürte.
Es war, als hätte der Sturm nun
alle Dämme durchbrochen und auch ihre Gefühle zueinander hatten sich nun ihren
Weg gebahnt. Immer tiefer verlor sie sich in seine Zärtlichkeit. Worte waren
jetzt überflüssig, ihre Körper hatten den Dialog übernommen.
Seine Arme legten sich um sie und
sie versanken gemeinsam in dieser Umarmung. Was störte sie der Sturm, was störte
sie ihre Situation und was störten sie die Regeln. Jetzt hier in diesem Moment,
war ihre Suche beendet, das wusste sie.
Teal´c stand noch immer lächelnd
in der Tür.
Ende