Verluste

Serie: SG Atlantis

2. Staffel

Anmerkung: Sollte eine 1000-Wörter-Story werden, als ich aber hörte es dürften für den Drabble-Wettbewerb zur Battlestar-Atlantia nur 100 sein müssen, hab ich noch ein paar Worte eingefügt und eine kurze Geschichte daraus gemacht, die euch hoffentlich gefällt.

Inhalt: Eine Freundschaft zwischen Kollegen und ein Geschenk, das erinnern hilft.

Pairing: Grodin/Weir

Disclaimer: von wegen mir gehört an der Story nichts und den MGM-Leuten gehört alles. 


Dr. Elizabeth Weir stand an der Balustrade und sah zum Sternentor hinab. Sie erinnerte sich noch gut an die sich überschlagenden Gedanken, als sie das erste Mal das Stargate im Cheyenne-Mountain gesehen hatte. Welche Möglichkeiten sich dadurch boten und welche Verantwortung man ihr mit der Leitung des Stützpunktes auflasten wollte. Damals war sie von Selbstzweifeln und ihrer gleichzeitigen Neugier hin und her gerissen gewesen.

Doch all dies lag lange zurück, auch wenn in Wirklichkeit erst wenige Monate seit dem vergangen waren. Alles hatte sich so schnell entwickelt und manchmal fragte sie sich, ob dies der richtige Weg für sie gewesen war, vor allem wenn sie an ihr Zuhause dachte. Es brach ihr fast das Herz, als sie die Nachricht für Mark aufgezeichnet hatte. Würde er es verstehen?

Unten sah sie Carson in einem Gespräch mit Dr. Zelenka vertieft. Sie alle teilten dieses Schicksal, denn sie alle hatten ihr altes Leben hinter sich gelassen. Elizabeth war stolz auf ihr Team, das es in kurzer Zeit geschafft hatte, diese Stadt zum Leben zu erwecken und gleichzeitig war sie sich ihrer Schuld bewusst. Sie hatten die Wraith geweckt und damit alle Wesen dieser Galaxie einer unermesslichen Gefahr ausgesetzt. Die Wraith waren ein erschreckender Gegner und nichts fürchteten sie alle mehr, als dass es ihnen gelingen könnte über Atlantis die Erde zu erreichen. Das durfte nicht geschehen und dafür setzten sie all ihre Kräfte ein.

„Dr. Weir!“ Elizabeth sah sich irritiert um, sie hatte Peter Grodin gar nicht bemerkt. Er würde in wenigen Stunden mit McKay zu dem verlassenen Kampfsatteliten aufbrechen und versuchen diesen zu aktivieren. Das war vermutliche ihre letzte Chance, die Wraith-Schiffe abzuwehren.

„Peter. Wie weit sind sie?“

„Wir werden bald aufbrechen. Ich wollte ihnen das hier geben.“

Elizabeth nahm die kleine Kiste aus den Händen des Wissenschaftlers entgegen. Sie hatte von Anfang an sehr eng mit Peter zusammengearbeitet und sie hatte ihn schätzen gelernt. Der junge Brite war genauso brillant wie sympathisch und in den ersten Tagen auf der Antarktisstation war er ihre große Stütze gewesen. „Was ist das?“

„Ich habe es in einer der unteren Ebenen in einem zerstörten Labor gefunden. Ich denke es sollte ihnen gehören und da wir nicht wissen...“ Peter stockte.

Sie waren sich beide bewusst, dass sie sich vielleicht nicht wieder sahen und dieser Gedanke schmerzte Elizabeth. Peter war ihr in all den Monaten ein Freund geworden, auf dessen Urteil sie sich immer verlassen hatte. Aber vielleicht ereilte sie alle schon bald der Tod, sollten Peter und Rodney den Satteliten nicht zum Leben erwecken können. Sie vertrieb die dunklen Gedanken und besah sich die kleine schmucklose Kiste. Vorne befand sich eine kleine Vertiefung und Elizabeth nutzte sie um den Deckel vorsichtig anzuheben.

In der Kiste befand sich ein dunkelblaues Samttuch und darauf ruhte ein länglicher blassroter Kristall. Erneut sah sie Peter fragend an. „Das ist wunderschön! Aber warum...?

„Weil er ihnen gehört.“

„Mir!?“ Diese Aussage verblüffte Elizabeth. Vorsichtig strich sie mit den Fingern über die glatte Oberfläche.

„Erinnern sie sich an das Labor auf Ebene 17?“

Nur zu gut erinnerte sie sich an dieses spezielle Labor. Dort hatte John ihr altes Ich in einer Stasekammer gefunden. Es war ein verwirrendes Erlebnis gewesen sich selbst zu treffen und sie hätte gerne länger Gelegenheit gehabt mit ihr zu sprechen. Sie hatte soviel zu erzählen gehabt. Stumm nickte sie und fuhr weiterhin an den Kanten des Kristalls entlang.

„Ich fand den Stein in einer Schatulle neben der Stasekammer und habe ihn untersucht. Er gehörte ihnen.“ Er lächelte. „Sie fragen sich sicher woher ich das weiß“

Elizabeth nickte stumm.

„Ich habe ihn wie gesagt untersucht und es handelt sich um einen Datenträger.“

„Einen Datenträger, aber... ?“ Ihre Aufregung wuchs. Vielleicht erhielt sie so die Chance noch mehr ihrer eigenen Geschichte zu erfahren. Sie hatte noch so viele Fragen.

„Ja, er enthält eine Aufzeichnung, die Sie sich in Ruhe ansehen sollten.“ Peter lächelte sie an. „Es wird Ihnen gefallen.“

„Sie haben sie gesehen?“

„Nicht alles, ich dachte mir, es ist zu persönlich und habe abgebrochen, als ich wusste, worum es sich handelte.“ Elizabeth hatte von Peter Grodin nichts anderes erwartet, sie wusste, warum sie ihn so schätzte.

„Ich danke Ihnen Peter.“

Der junge Brite nickte ihr lächelnd und Elizabeth erwiderte das Nicken. „Kommen sie gesund zurück, Peter.“

„Das werde ich!“

***

Elizabeth saß in ihrem Büro und hatte die Hände ins Gesicht gestützt. Sie atmete tief durch und nahm die Hände hinab und sah auf den Bildschirm vor ihr. Die Liste, die vor ihrem Auge stand, hatte sie die Hände vor das Gesicht schlagen lassen. Eine Verlustliste, schmerzlich lang.

Sie hatten es geschafft und die Wraith geschlagen. Elizabeth konnte es manchmal selbst nicht glauben, doch sie hatten gesiegt. Doch zu welch hohem Preis? Sie tippte einen weiteren Namen ein. Von der Verstärkung der Erde waren nicht viele Soldaten übrig geblieben und auch ihr ursprüngliches Team hatte schmerzliche Verluste erlitten. Zwar hatten sie Lt. Ford wieder gefunden, doch zu viele fehlten und ob Aiden wieder auf die Beine kam, war noch abzuwarten. Dieser Kampf war an keinem von ihnen spurlos vorüber gegangen und Atlantis leckte seine Wunden.

Ein letzter Name stand noch aus und dieser schmerzte sie besonders. Ihre Finger schwebten unschlüssig über der Tastatur. Peter Grodin war das erste Opfer des Verteidigungskampfes geworden und nun bildete er den Abschluss dieser traurigen Liste.

Peter Grodin.

Ihre Finger tippten einen Buchstaben nachdem anderen ein und danach drückte sie den Speicherknopf. War es das? War dies alles was blieb? Ein Name auf einer Liste? Er hatte voller Überzeugung gesagt, er würde wiederkommen und doch war er das erste Opfer gewesen.

Es klopfte.

Elizabeth holte tief Luft und wischte sich mit der rechten Hand über das Gesicht. „Ja bitte!“

Dr. Zelenka öffnete vorsichtig die Tür und steckte zaghaft seinen Kopf in den Raum. „Störe ich?“

„Nein! Kommen Sie ruhig herein.“

Zögernd trat er vor ihren Schreibtisch und schien nicht zu wissen, wo er anfangen sollte. In seinen Händen hielt er eine kleine Box und in diesem Moment fiel ihr etwas ein, was sie über all die Ereignisse der letzten Tage völlig vergessen hatte. Peters Geschenk, das ihr jetzt wie ein Abschiedsgeschenk vorkam, der Kristall steckte noch immer in ihrer Jackentasche. Sie hätte ihn über die Ereignisse fast vergessen. Nachdem Peter gegangen war, hatten sich die Ereignisse überschlagen und sie hatte nicht mehr daran gedacht.

„Ich habe hier die persönlichen Nachrichten der Teammitglieder... die...“ Er verstummte und Elizabeth, aus ihren Gedanken gerissen, nahm die Box mit den persönlichen Nachrichten schweigend entgegen. „Ich dachte, die Familien sollten sie erhalten, wenn sie ihnen...“

„Ich danke Ihnen.“ Man sah ihm an, wie unwohl er sich fühlte und so griff er schnell zur Türklinke und zog sich zurück. Niemand beneidete sie um ihren Job in solchen Stunden, auch Elizabeth würde gerne darauf verzichten. Doch jemand musste den Angehörigen mitteilen, dass ihre Söhne, Töchter, Partner oder Freunde gestorben waren und es war ihre Aufgabe dies mit Gefühl zu tun.

Als Dr. Zelenka die Tür hinter sich geschlossen hatte, holte sie Peters Geschenk hervor und schob es in das Abspielgerät, dass sie seit diesem Tage bereitstehen hatte. Für einen Moment blieb der Bildschirm dunkel, doch dann sah sie in ihr eigenes Gesicht. Es war jung, noch nicht vom Alter gekennzeichnet. „Hallo Elizabeth! Ich vermute du hast viele Fragen und ich will sie dir beantworten.“ Sie hoffte, dass Peters Nachricht auch die seinen so trösten würde, wie diese Nachricht sie.