Titel: Was geschah...?

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Inhalt: Ein verletzter Rückkehrer wirft viele Fragen auf und deren Antworten gefallen niemanden.


Jack versuchte den Schlägen auszuweichen und tänzelte vor ihm von einer Seite zur anderen. Schweiß rann unter seiner Schutzmaske hervor und Teal´c zweifelte, dass sein Freund dies noch lange durchhielt.

Seit Jahren trainierten sie bereits gemeinsam und noch immer behielt sein Gegenüber den Ehrgeiz, den Jaffa endlich einmal zu besiegen. Teal´c bemühte sich stets, seine Überlegenheit seinem Freund gegenüber nicht zu offensichtlich auszuspielen.

"O´Neill, sollen wir den Kampf fortsetzen?“

"Was?“ Jack tänzelte erneut vor und versuchte, einen Treffer mit der Rechten zu landen. Der Jaffa duckte sich geschickt und fast automatisch zur Seite. „Jetzt wo ich gerade so richtig in Fahrt komme?“

Teal´c erwiderte darauf nichts, er wusste wie erschöpft O´Neill war und vernachlässigte kurz seine Deckung, um ihm eine Chance zu geben. Jack wäre kein guter Kämpfer, würde er diese Chance nicht wahrnehmen und so holte er aus und traf den Jaffa leicht an der rechten Kopfseite. Doch seine Arme waren müde und so entwickelte der Schlag kaum Kraft. Teal´c jedoch holte direkt aus und nutzte die fehlende Deckung aus.

Sein Schlag war nur leicht wie er meinte, doch traf er O´Neill so überraschend, dass dieser rückwärts auf die grüne Matte knallte. Jack schüttelte sich und versuchte, den Blick wieder klar zu bekommen. Mühsam drückte er sich vom Boden wieder hoch.

Teal´c machte sich Sorgen, doch er konnte Jack auch nicht einfach gewinnen lassen, das würde dessen Stolz nicht zulassen. „Wie wäre es mit einem Unentschieden,  O`Neill?“

Jack legte den Kopf leicht schräg und sah sein Gegenüber skeptisch an. „Wieso? Ist es dir zu anstrengend?“

Bevor der Jaffa sich eine geschickte Antwort überlegen konnte, ertönte lautstark der Alarm und unterbrach sie. Jack grinste und reichte ihm die Hand. „Einverstanden. Wir vertagen das.“

Teal´c nickte seinem Gegner zu und folgte O´Neill auf dem Weg hinaus. Sie streiften sich die Handschuhe ab und Jack bemühte sich, seinen Schweiß aus dem Gesicht zu wischen, während er die letzten Stufen zum Kontrollraum nahm.

Teal´c folgte ihm und richtete seinen Blick gleich auf die verschlossene Iris. Die Wachmannschaft ging in Position und legte die Waffen an. Auch Major Carter kam herein und ihr Blick galt nicht dem Gate. Für sie waren die Angaben auf den Bildschirmen wesentlich aussagekräftiger. „Welche Adresse, Walter?“

***

Sam war in ihrem Labor gewesen, als der Alarm ausgelöst wurde. SG-1 hatte ein paar Tage frei gehabt und sie hatte sich einigen Untersuchungen und Projekten gewidmet. Nur zu selten kam sie dazu, in  Ruhe zu arbeiten und so war ihr diese Zeit sehr wertvoll. Doch ein Alarm war nicht an der Tagesordnung und hatte ihre Neugier geweckt.

Sie nickte ihrem Vorgesetzten und Teal´c kurz zu und konzentrierte sich gleich auf die Daten. Ihre Teamkameraden schienen beim üblichen Boxtraining gewesen zu sein und vermutlich war es wieder einmal ein Unentschieden gewesen. General Hammond war zurzeit im Pentagon und so hatte Colonel O´Neill den Oberbefehl über das SGC, was auch zur Zwangspause ihres Teams geführt hatte. Nur Jonas war Off-world unterwegs und begleitete SG-11 auf einer Mission, nachdem deren Wissenschaftsoffizier nach einem Sturz auf der Krankenstation gelandet war.

Gebannt erwartete sie das Eintreffen eines ID-Codes. Zurzeit waren sieben Teams draußen und alle wurden erst später zurückerwartet.

„Carter?“ Die Stimme ihres Vorgesetzten enthielt eine Portion Ungeduld.

"Nichts, Sir.“

Alle warteten gebannt, doch nichts geschah. Das war ungewöhnlich, denn sollte es eins ihrer eigenen Teams sein, musste der ID-Code längst durchgekommen sein. Sam begann sich Sorgen zu machen, als plötzlich ein Signal auf dem Bildschirm erschien.

„Eingehender Code... es ist SG-11.“

„Öffnen Sie die Iris!“

Sam war schneller als der wachhabende Offizier und öffnete die Irisblende. Ungeduldig sah sie wieder auf und warf immer wieder einen Blick auf  die Anzeigen. Irgendetwas kam durch das Gate, doch als sie wieder aufsah, trat nur eine einzige Person durch den Ereignishorizont. Es hatte etwas unwirkliches, die Gestalt bewegte sich irgendwie seltsam. Es war ganz sicher ein Mitglied von SG-11, aber erst, als er den Kopf hob, erkannte sie Jonas.

Irgendetwas stimmte nicht. Das Gate schloss sich, ohne dass der Rest des Teams die Erde erreichte und Jonas stand nur still da.

Sie warf ihren Kameraden einen fragenden Blick zu und erntete die gleiche Verwunderung, die auch ihr innewohnte. Jonas schwankte leicht und hielt sich mit einer Hand am Geländer fest.

„Kommt.“ Es hatte der Aufforderung ihres Vorgesetzten gar nicht bedurft. Sie hatte sich bereits umgewandt und begab sich Richtung Torraum.

***

Die Schutztür glitt zur Seite und O´Neill schritt zügig hindurch. Hier stimmte etwas ganz gewaltig nicht. Wo war der Rest des SG-11-Teams und warum sah Jonas so schlecht aus? Irgendetwas war vorgefallen und er nahm sich vor, dies herauszufinden.

Als er auf die Rampe zutrat, stand Jonas noch immer leicht schwankend dort und blickte mit starrem und bleichem Gesicht ins Nichts. Doch im gleichen Moment brach er zusammen und viel auf die Knie.

„Jonas!“ Jack beschleunigte seinen Gang, doch er kam zu spät um Jonas aufzufangen, der nun gänzlich zusammenbrach und somit vornüber kippte.

„Sir! Sehen Sie nur.“ Ja, Jack sah es. Ein Messer steckte bis zum Schaft im Rücken des jungen Mannes. Das sah nicht gut aus. Er kniete sich neben Jonas und legte zwei Finger an seinen Hals. Erleichterung durchflutete ihn, als er einen Puls spürte.

„Medizinisches Notfallteam in den Gate-Room!“

Sam und er saßen hilflos neben dem Verletzten, dessen Atem nur flach wahrnehmbar war. Jack ging davon aus, dass diese Verletzungen tödlich sein könnten. Mit Carters Hilfe drehte er ihn vorsichtig auf die Seite, damit er besser atmen konnte. Er warf ihr einen besorgten Blick zu.

„Sir. Das ist eines unserer Messer.“

„Ich weiß, Carter.“ Was war bloß geschehen? Janet stürmte die Rampe hinauf und Sam und er überließen den jungen Kelowianer ihren fähigen Händen. Sie zögerte nicht lange und wies die Sanitäter an, ihn auf die Krankenstation zu bringen.

***

Es war später Abend und normalerweise war es um diese Zeit sehr ruhig auf der Krankenstation, sah man vom gleichmäßigen Piepen der Kontrollgeräte ab. Doch heute ging es hektisch zu. Janet zog sich den Mundschutz vom Gesicht und riss sich frustriert den OP-Kittel herunter. Sechs Stunden hatte sie operiert und wann immer sie eine Blutungsquelle gestoppt hatte, trat ein neues Problem auf.

Sie hatte ihn stabilisieren können, aber ob Jonas dies durchstand, war noch längst nicht sicher. Das Messer hätte nicht mehr Schaden anrichten können. Es hatte die Wirbelsäule gestreift, eine Rippe durchschlagen und den linken Lungenflügel stark beschädigt. Die Knochensplitter hatte sie alle entfernen können und die Lunge hatte sie wieder zusammengenäht, aber der Blutverlust machte dem jungen Mann mindestens genauso schwer zu schaffen.

Janet ging zu einem Tablett und nahm das schwere Messer hoch. Sie hatte es in einen Beutel gesteckt und betrachtete es. Bisher hatte niemand eine Antwort darauf gefunden, warum dieses Messer in Jonas Rücken steckte. „Sgt. Riggs. Bitte bringen Sie das Messer zu Major Carter.“

„Yes, Ma´am.“

Sam würde es untersuchen wollen, vielleicht konnten sie so etwas über die Geschehnisse auf P45-719 erfahren. Noch immer wurden die übrigen Mitglieder von SG-11 vermisst. Major Edwards Team hatte dort Ausgrabungen vorgenommen. Nichts hatte auf eine Gefahr hingedeutet.

Eine Schwester reichte ihr die neuesten Blutwerte. „Danke.“ Janet schüttelte besorgt den Kopf.

***

„Das gibt es doch nicht.“ Jack raufte sich die Haare. Sie saßen gemeinsam am Besprechungstisch und gingen die Fakten durch. Das UAV hatte nichts Unnormales auf P45-719 feststellen und war ohne Ergebnisse über die Ruinen und Täler geflogen. Nirgendwo war eine Spur von Edwards Team zu sehen. Daraufhin hatte Jack ein weiteres Team zusammengestellt und der letzte Funkkontakt hatte auch nicht viele neue Erkenntnisse gebracht.

„Gut. Carter, was haben wir bis jetzt?“

Sam hob das Messer, das sie in Jonas´ Rücken gefunden hatten, von der Tischplatte. Es war in einer Schutzfolie eingepackt und von ihr eingehend untersucht worden. Das Ergebnis war mehr als bedrückend.

„Es ist das Messer von Colonel Edwards, das bestätigt die Serienummer. Die einzigen Fingerabdrücke stammen ebenfalls von Edwards.“

Jack war sich bewusst, was dies hieß. „Also hat der Colonel Jonas niedergestochen?“

„Vielmehr hat er es geworfen.“ Janet sah Jack direkt an. „Die Art der Wunde beweist eindeutig, dass das Messer mit großer Kraft in ihn eindrang. Meiner Meinung nach wurde es aus einiger Entfernung geworfen. Vermutlich traf es Jonas beim Versuch das Gate zu erreichen, denn mit der Verletzung hätte er keine zehn Meter mehr geschafft.“

„Das ergibt alles keinen Sinn. Warum sollte Edwards so etwas tun?“

„Sir, es besteht die Möglichkeit, dass ein Symbiont...“

„Ich weiß, Carter. Ich weiß.“

„Als Jonas behandelt wurde, fiel mir auf, dass er anscheinend vorher gerannt war. Seine Kleidung war stark verschwitzt und die Blutwerte zeigen einen hohen Anteil Adrenalin im Blut.“ Janet ruderte hilflos mit den Armen. „Ich kann nur spekulieren, aber ich denke er war auf der Flucht, als ihn das Messer traf.“

„Die Frage ist, wovor musste er fliehen?“ Jack wandte sich an die Ärztin. „Janet, wann wird er wieder zu sich kommen?“

„Das ist schwer zu sagen, erst einmal muss seine Lunge wieder richtig arbeiten. Vorerst können Sie von Jonas keine Antworten erwarten.“ Sie erhob sich. „Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden.“ Janet verließ den Raum und ließ ihre ratlosen Kollegen zurück.

„Wenn nur Hammond hier wäre, dann könnten wir selbst nach Edwards suchen.“ Jack stieß wütend das Messer zur Seite.

„Sir, was sollte das bringen? Major Andrews und SG-7 haben bereits alles abgesucht und keine Spur entdeckt.“

„Jonas Quinn würde nicht ohne Grund rennen.“ Teal´c brachte es auf den Punkt und Sam nahm den Gedanken auf:

„Gehen wir die Möglichkeiten doch einmal durch. Möglichkeit eins wäre die Übernahme des restlichen Teams durch die Goa´uld oder sie wurden manipuliert, wie wir es schon oft erlebt haben.“

„Edwards Team ist bereits einmal mit Nish´ta in Berührung gekommen und immun.“

„Stimmt, das hatte ich vergessen, Teal´c. Eine dritte Möglichkeit wäre, das Messer befand sich nicht mehr im Besitz des Colonels.“

Jack griff den Faden auf. „Was uns zu einer weiteren Frage bringt: Wo ist der Rest des Teams? Egal welchen Grund die Tat hatte, irgendwo müssen sie doch geblieben sein.“

„Korrekt.“

„Sir, wenn SG-11 von Goa´uld übernommen worden wären, hätten sie den Iriscode besessen. Warum haben sie ihn dann nicht genutzt? Das ergibt keinen Sinn! Es sei denn, sie befürchteten, Jonas könnte uns warnen.“

„In diesem Fall wäre eine Infiltration des Stützpunktes nicht möglich und sie würden sich zurückziehen.“ Der Jaffa nickte wissend.

„Mit einem Schiff oder dem Stargate.“ Sam gestikulierte mit ihrem Stift. „Sir, wenn wir davon ausgehen, dass sie den Planeten verlassen haben, sollte ich mit den richtigen Sensoren in der Lage sein festzustellen, wie sie es getan haben. Transportringe oder auch Schiffe hinterlassen eine Reststrahlung, die kann ich gegebenenfalls feststellen.“

„Gut, immerhin ein Anfang.“ Jack wünschte es wäre anders, aber er musste Sam und Teal´c alleine losschicken, zumindest solange, bis General Hammond wieder zurückgekehrt war. „Ihr brecht Morgen 0800 auf und ergänzt das Team von Major Andrews. Und dreht ihnen nicht den Rücken zu!“ Damit erhob er sich vom Tisch und beendete damit die Besprechung. Sam erhob sich und steckte den Stift in die Aktenkladde. Teal´c schob ebenfalls den Stuhl zurück und wandte sich zum Gehen. Sam blickte ihn noch einmal aufmunternd an, bevor auch sie sich umwandte.

Jack hasste es, zum Nichtstun verdammt zu sein. Natürlich hatte er vollstes Vertrauen zu seinen Leuten und das wussten sie, aber er war kein Schreibtischhengst. Jack wandte sich zur großen Sichtscheibe um und blickte auf das Stargate hinab. Der Raum lag in gedämpftem Licht und die Wachen standen entspannt im Raum. Ausgerechnet Jonas! Jack mochte den jungen Mann mit seiner unbekümmerten Art inzwischen.

Anfangs hatte er ihm den letzten Nerv geraubt, auch wenn er immer sein bestes gegeben hatte. Ersatz für Daniel. Daniel konnte niemand ersetzen und das hatte er den jungen Kelowianer immer wieder spüren lassen. Jack atmete einmal kräftig durch. Er vermisste Daniel und er, nein, er war nicht bereit schon wieder ein Teammitglied zu verlieren.

Er wandte sich ruckartig vom Fenster ab und marschierte in Richtung Tür. Er wollte sich überzeugen, dass es Jonas gut ging.

***

Sam war vom Besprechungsraum gleich in ihr Labor gegangen um die Ausrüstung für den folgenden Tag zusammen zu stellen. Es war nur ein Strohhalm, an den sie sich klammerten,  aber es war besser als nichts. Wenn sie wussten, dass ein Goa´uldschiff dort gewesen war, würden zwar viele neue Fragen aufkommen, aber immerhin hatten sie dann eine Spur.

Sam hatte noch immer vor Augen, wie Jonas am Tor in sich zusammengesunken war. Ausgerechnet Jonas, der normalerweise vor Optimismus nur so strahlte musste es erwischen. Sie bewunderte ihn, er war wissbegierig und schien jede neue Erfahrung gerade zu  zu verschlingen. Gerade letzte Tage hatte er ihr beim Reparieren des Motorrades zugeschaut und sie mit Fragen über das Fahrgefühl ihrer Maschine gelöchert. Wenn Jonas es schaffte, würde sie ihn einmal mitnehmen. Sie steckte den Scanner ein und schloss die Tasche. Mehr konnte sie im Moment nicht tun. Sie lenkte ihre Schritte hinaus und schlug spontan den Weg zur Krankenstation ein.

***

Janet hätte eigentlich Cassy abholen müssen, aber sie konnte hier jetzt nicht weg. Sie würde Mr. Weaver anrufen, ob Cassy heute dort übernachten könnte. Sie saß über den Berichten und ließ den Blick immer wieder Richtung Herzmonitor wandern. Es war vielleicht nicht zwingend notwendig, dass eine Ärztin die Instrumente überwachte, aber warum sollte sie das lästige Berichteschreiben nicht mit etwas sinnvollem verbinden?

Jonas Werte waren noch immer nicht besser geworden. Die Sauerstoffsättigung war zwar gestiegen, aber der Lungenflügel arbeitete immer noch nicht richtig. Sie hatten Jonas separat in den Observationsraum der Krankenstation geschoben und Teal´c saß seit geraumer Zeit hinter der Sichtscheibe und blickte auf den Verletzten herunter.

Sie alle waren über die Geschehnisse entsetzt. Janet wunderte sich nicht über die Anwesenheit des Jaffas. Er schien dort oben Wache zu halten. Janet konzentrierte sich wieder auf ihre Berichte, als sie oben Bewegung wahrnahm. Auch der Colonel befand sich hinter dem Sichtfenster und nickte ihr zu. Die beiden Männer blickten ohne sichtbare Regung hinab.

Normalerweise würde sich Janet über dieses Verhalten wundern, doch hier handelte es sich um Mitglieder von SG-1. Der Verlust eines Teammitgliedes war für die drei derzeit nicht akzeptabel. Sam hatte mit ihr nur wenig über Daniel gesprochen, aber allen auf dem Stützpunkt war die Veränderung im Verhalten der drei aufgefallen. Die Lücke die Daniel hinterlassen hatte, war groß gewesen, auch für sie selbst. Es hatte sie viel Überwindung gekostet, Daniel einfach gehen zu lassen, aufzugeben, aber es war der richtige Weg gewesen. Hier hatte sie den Kampf aber noch nicht verloren.

Der Colonel blickte noch immer mit starrer Miene zu Jonas hinab. Janet wandte sich Jonas zu und überprüfte erneut die Werte. Noch war Jonas nicht über den Berg. Aus den Augenwinkeln sah sie auch Sam die Aussichtskanzel betreten und lächelte wissend.

Vorsichtig nahm sie Jonas rechte Hand in die ihre. „Ich lasse nicht zu, dass wir dich auch noch verlieren.“

***

„Sir!“

„Carter.“

Sam fing den Colonel am Aufzug ab. „Ich habe noch ein paar Tests laufen lassen.“

„Und wann haben Sie geschlafen?“

„Ähm... spät...“ Sam fühlte sich ertappt. Sie war wirklich erst sehr spät eingeschlafen und das nicht in ihrem Bett, sondern in ihrem Labor. Es war noch eine Stunde Zeit, bis sie aufbrechen sollten und Sam hatte nach dem Aufwachen erstaunliches entdeckt.

„Sir! Ich habe gestern noch einmal das Messer untersucht.“

„Und was haben Sie diesmal anders gemacht?“ Jack stoppte nicht und schritt weiter zügig aus.

„Nun, ich habe das Messer auf chemische Rückstände und Strahlenbelastung untersucht. Dabei konnte ich eine unbekannte Substanz feststellen, die in geringen Spuren am Messer zu finden waren.“

„Und was hilft uns das, wenn es Ihnen unbekannt ist?“ Sie erreichten den Konferenzraum und Sam folgte Jack in Hammonds Büro. „Im Moment nicht viel, aber vielleicht ist diese Substanz dafür verantwortlich, dass Edwards das Messer geworfen hat.“

„Wenn Edwards tatsächlich unter irgendeiner uns unbekannten Droge stand, warum finden wir ihn dann nicht? Oder hat ihm die Droge dann noch geraten sich zu verstecken?“ Sam hasste es, wenn der Colonel Recht hatte. Es ergab alles keinen Sinn. Sie hatte auch leichte Strahlungsreste von Naquadah gefunden, aber was das zu bedeuten hatte, wusste sie auch nicht.

„Ich werde einen Kollegen bitten, auch Jonas Kleidung zu untersuchen, vielleicht bringt uns das ja weiter.“

„Tun Sie das!“ Der Colonel zog Hammonds Sessel zurück und setzte sich genüsslich hinein. Als er Sams Blick sah, grinste er frech. „Wenn ich schon gezwungen bin hier zu bleiben, will ich wenigstens etwas Entschädigung dafür.“

Die Tür ging auf und Walter betrat den Raum. In der Hand hielt er dem Geruch nach eine dampfende Tasse heißen Kaffees, die er seinem Vorgesetzten servierte. „Danke, Walter!“

Sam musste schmunzeln und wandte sich zum Gehen. „Carter?!“

„Ja, Sir?“

„Was neues aus der Krankenstation?“

Sam war heute Morgen von Janet geweckt worden. Die Ärztin kannte sie nur zu gut und wusste genau, wo sie zu finden war. Mit strengem Blick hatte sie Sam wachgerüttelt und ihr einen Kaffee gereicht. Jonas Zustand war unverändert. „Nein, Sir!“

***

Die Sonne stand grell über dem Horizont von P45-719 und Sam setzte ihre Sonnenbrille auf. Der Planet war, wie sie ihn aus den UAV-Aufzeichnungen kannte. Leichte Hügelketten am Horizont mit Mischwäldern. Um das Stargate herum wuchsen nur Büsche, die meisten mit langen, dornigen Zweigen.

 

Major Andrews wartete bereits auf sie und Teal´c. Der Jaffa sah sich direkt suchend um. Er war ein Meister im Spuren lesen, vielleicht entdeckte er etwas, was SG-7 entgangen war.

 

„Major Carter, willkommen auf dem dornigsten Planeten jenseits unseres Sonnensystems.“ Major Andrews begrüßte sie mit einem Handschlag. Er und seine Männer hatten etwas Abseits ihr Lager errichtet. Captain Mallory hielt Wache, während die anderen Teammitglieder wohl gerade Kaffee getrunken hatten.

 

„Major.“ Sam grüßte den Offizier knapp. Hinter ihnen fuhr das MALP mit ihrer Ausrüstung durch den Ereignishorizont, der daraufhin in sich zusammenfiel. „Ich könnte etwas Hilfe gebrauchen.“ Sie wies hinter sich.

 

„Alles klar, wir kümmern uns darum.“

 

Sam sah sich weiter um. Nichts Auffälliges. Teal´c suchte auf seine ganz eigene Art nach Spuren und lief den Boden beobachtend in Kreisen vom Stargate weg.

 

„Teal´c!“ Sam ging zu ihm herüber. „Janet sagte, er habe mit dem Messer nur noch wenige Meter gehen können. Bei der Wucht, mit der das Messer eingedrungen ist, muss der Werfer mindestens 20 Meter entfernt gestanden haben... ungefähr in diesem Winkel.“

 

Sie wies auf eine Baumgruppe in wenigen Metern Entfernung. Teal´c nickte. „Ich werde dort besonders intensiv suchen.“

 

Minuten später, Sam baute gerade ihre Ausrüstung auf, kam Teal´c auf sie zu. Es war nicht immer leicht, im Gesicht des Jaffas zu lesen, aber es war offensichtlich, dass er etwas entdeckt hatte.

 

„Ich habe Spuren von vier Personen gefunden. Es scheint ein Kampf stattgefunden zu haben.“ Sam lief sich von Teal´c an die besagte Stelle führen. Er wies Richtung Stargate. „Eine Spur trennt sich von den anderen und führt direkt zum Gate, vermutlich Jonas Quinn.“

 

Teal´c beugte sich hinab. „Die anderen Personen haben diesen Platz dann in diese Richtung verlassen.“ Er wies auf eine nicht weit entfernte Ebene.

 

Sam hörte Schritte hinter sich und registrierte den herankommenden Major Andrews. „Wir sollten dieser Spur nachgehen. Major, haben Sie diese Senke bereits untersucht?“

 

„Nein, ehrlich gesagt nicht, wir haben uns auf die Pfade und die Ausgrabungsstätte konzentriert.“ Sam wandte sich an den Major. „Wir sollten das überprüfen.“

 

„Major Carter! Wir sollten auch erforschen, woher die Männer kamen.“ Der Jaffa wies vom Gate weg. „Dort finden wir vielleicht den Grund für das Geschehen.“

 

„Woher kamen die vier?“ Sam wandte sich in die angezeigte Richtung.

 

„Dort befindet sich die Ausgrabungsstätte. Aber dort haben wir bereits alles abgesucht und nichts gefunden, was irgendwelche Rückschlüsse zulässt.“ Major Andrews schien sich regelrecht zu rechtfertigen, dabei war es gar nicht nötig. Sam wusste, dass er sorgfältig gearbeitet hatte. Es war ungeschriebenes Gesetzt nichts unversucht zu lassen, um vermisste Teammitglieder zu finden. Da würden die Männer von Andrews keine Ausnahme bilden. Dennoch war es vielleicht gut alles noch einmal zu überprüfen.

 

„Gut. Teal´c, du gehst mit zwei Männern den Spuren in der Senke nach. Andrews und ich überprüfen noch einmal die Ausgrabungsstätte, Mallory bewacht das Lager. Funkkontakt alle 30 Minuten.“ Der Jaffa und Andrews nickten stumm ab.

 

Sam ging zum Lager zurück und bereitete ihre Ausrüstung vor. Sie baute einen der Sensoren auf, der Naquadahspuren in der Luft aufspüren sollte. Mallory würde ihn überwachen können, während sie die alten Mauern durchforsteten, die sie am Rande eine Hügels stehen sah.

 

SG-11 hatte die Ruinen bereits gründlich untersucht gehabt, als ihr Wissenschaftsoffizier Tannert gestürzt war und sich dabei eine komplizierte Fraktur des Mittelhandknochens zugezogen hatte. Jonas war dann vor zwei Tagen zum Team dazu gestoßen.

 

Laut erster Berichte von SG-11 handelte es sich um Ruinen einer alten vor Jahrhunderten aufgegebenen Stadt, in der sie jedoch verschiedene Schrifttafeln der Goa´uld gefunden hatten. Da Jonas soviel Erfolg hatte mit der Erforschung der Pangeranischen Geschichte, war er die logische Wahl gewesen.

Sam erinnerte sich an eine Passage aus dem Bericht, bei der es um eine Art Friedhof ging. Das Team hatte einen alten mit Steinen übersäten Friedhof gefunden. Den Daten auf den Steinen zu Folge waren fast alle im gleichen Jahr gestorben, daher vermutete Dr. Tannert eine Epidemie oder einen Angriff, bei dem die Bevölkerung dahin gerafft worden sei.

 

Sie drückte Andrews einen ihrer Ausrüstungskoffer in die Hand. „Zeigen Sie mir den Weg.“ Damit nahm Sam ihren Rucksack auf und folgte dem Major.

 

***

 

„Sir!“ Walter lief hinter Jack her und wedelte dabei hektisch mit den Unterlagen, die er in der Hand hielt. `Verflucht` Innerlich ballte Jack beide Fäuste und hob sie abwehrend. Er hatte gehofft, wenigstens in Sachen Papierkram um die Vertretung Hammonds herumzukommen, aber Walter war einfach zu dienstbeflissen. „Walter?“ Jack bemühte sich um einen lieblichen säuselnden charmanten Ton, wie es einem ordentlichen Vorgesetzten angemessen war.

 

Walter stockte mitten im Lauf und sah den Colonel überrascht an. „Ähm, Sir, ich habe hier einige Urlaubsanträge, einige Nachrichten und diese Akten müssen noch abgezeichnet werden.“

 

„Ist meiner dabei?“

 

„Wie bitte, Sir?“

 

„Urlaubsantrag, Walter! Kann ich mir selbst jetzt und gleich Urlaub geben?“

 

„Ähm, nein, Sir, ich glaube das ist nicht möglich.“

 

„Schade, wäre ein guter Moment.“

 

„Sir, eine der Nachrichten ist von Dr. Frasier. Sie bittet Sie, zu ihr auf die Krankenstation zu kommen.“

 

„Warum sagen Sie das denn nicht gleich.“ Jack ließ Walter stehen und marschierte schnurstracks Richtung Aufzüge.

 

„Aber, Sir...“

 

„Später, Walter, später.“

 

Wenige Minuten später erreichte er Janets Büro. „Sie wollten mich sprechen? Hat sich sein Zustand verändert?“

 

„Nein, Colonel, aber vielleicht wissen Sie von der Substanz, die Sam untersucht hat.“ Sie sah ihn auffordernd an.

 

„Ja, sie war am Messer...“

 

„Und in Jonas Blut! Ich kam auf die Idee, dass Edwards Messer erst beim Eindringen in Jonas Rücken mit der Substanz kontaminiert wurde und vermutlich habe ich damit ins Schwarze getroffen.“

 

„Und das bedeutet?“

 

„Nun, das kann ich zur Zeit noch nicht sagen, auch weiß ich nicht, wie sich diese Substanz im Blut verhält, sie ist uns gänzlich unbekannt. Ich habe bereits einige Tests angeordnet. In einigen Stunden wissen wir vielleicht mehr.“

 

„Geben Sie mir sofort Bescheid, wenn sich etwas Neues ergibt... oder er zu sich kommt.“ Jack erhob sich und schob den Stuhl zurück.

 

An der Tür kam ihm plötzlich ein Gedanke. „Doc, wenn Jonas dieses Zeug von da drüben hat, hat es dann vielleicht auch Dr. Tannert?“ Jack hatte die Berichte gelesen und wusste von dem Zwischenfall und der Verletzung Tannerts. Sicherlich würde sich auch eine Befragung Tannerts lohnen. „Wo ist Tannert überhaupt?“

 

„Ich habe ihn nach Hause entlassen. Er ist Zivilist und es bestand kein Grund, dass er hier bleiben musste.“

 

„Ich schicke ein Team zu ihm nach Hause!“

 

***

 

Die Spur war kaum noch auszumachen. Teal´c wunderte es nicht, dass es Andrews Team nicht aufgefallen war. Sie durchquerten einen Wald und Miller und Stoddard hielten sich hinter ihm zurück, um die Spuren nicht noch mehr zu verwischen. Immer wieder hielt Teal`c inne, wenn die Spur allzu schwach wurde.

 

„Sie sind noch immer zu dritt, Spuren von Stiefel, wie sie die SG-Teams tragen. Es sind eindeutig die Spuren von SG-11.“

 

„Und das sehen Sie alles? Ich sehe hier nur Gras, Sträucher und Geröll.“

 

„Weil ihr nicht genau hinseht. Seht ihr den abgeknickten Zweig dort und den Stein hier, dessen Unterseite zuoberst liegt? Einer der Männer hat ihn beim Gehen bewegt, von unten ist er viel dunkler. Für sich allein ist das keine Spur, alles zusammen wird es uns zu den vermissten Männern führen.“

 

Stoddard schwieg nun und begann ebenfalls nach kleinen Zeichen zu suchen. Sie durchquerten die Senke und Teal´c sah sich um. Weit und breit kein Hinweis darauf, wohin sie eigentlich wollten.

 

„Ähm, irre ich mich oder verändert sich die Spur?“

 

Der Jaffa freute sich, dass Stoddard aufgepasst hatte. „Du hast richtig beobachtet. Die Spuren teilen sich ein wenig, einer der drei scheint abseits zu gehen.“ Sie folgten der Spur bis hinter einen kleinen Hügel und sahen wenige Schritte weiter eine Jacke liegen. Als Miller sie hochhob, wies er auf das Namensschild. „Die Jacke gehört Edwards, wir sind auf der richtigen Spur.“

 

Teal´c sah sich in Ruhe um. „Die Spuren trennen sich. Zwei gingen dort Richtung Berge, die dritte Spur scheint dorthin abzubiegen.“

 

„Und was machen wir jetzt?“

 

„Wir folgen den zwei Spuren, die andere führt scheinbar in einem Bogen zurück zum Lager. Wir können sie später prüfen.“ Teal´c erhob sich und schritt zügig aus. Miller und Stoddard folgten ihm. Teal´c konnte den Fußspuren nun problemlos folgen, da der Untergrund immer feuchter wurde. Sie beschleunigten ihre Schritte und als sie einen Felsvorsprung umrundeten hielt der Jaffa bei dem Anblick, der sich ihm bot abrupt an.

 

Miller und Stoddard schafften es so gerade noch, sich abzubremsen. Als sie um seine Schulter sahen, stockte ihnen der Atem. Vor ihnen lagen die leblosen Körper zweier Männer. „Was ist hier passiert?“ Miller sprach aus, was sie alle dachten.

 

***

 

Sam richtete ihre Scanner aus und las die Werte ab, während Andrews noch mal die gesamten Ruinen abwanderte. Bisher waren alle ihre Bemühungen ohne Erfolg gewesen. Zwar hatte Sam in der Atmosphäre eine Reststrahlung von Naquadah fest gestellt, aber die Ursache konnte vielseitig sein. Sam war sich einfach nicht sicher.

 

Sie legte ihre Geräte beiseite und stand auf. Ihre Schritte führten sie unruhig hin und her, es musste eine Erklärung geben für all dies. Sie hatte sie nur noch nicht entdeckt, das war alles. Wütend trat sie einen Stein weg und verfolgte seinen Flug. Sie wollte sich schon umwenden, als etwas ihre Aufmerksamkeit weckte. Sie wusste zunächst nicht was es war, aber irgendetwas kam ihr vertraut vor.

 

„Major Carter! Ich konnte nichts finden. Sind Sie weiter gekommen?“ Andrews kam um eine der alten Mauern.

 

„Ich weiß nicht.“ Sam drehte sich um ihre eigene Achse. Sie ging in die Richtung des von ihr weggeschossenen Steines und sah sich um. Was war es nur?

 

„Was suchen Sie, Major?“

 

Sam bückte sich. „Das hier!“

 

„Was ist das?“

 

„Etwas, was ich hier nicht zu finden erwartet hatte.“ Sam ließ ihre Finger über die kristalline Form der Steine gleiten, die aus dem Erdboden ragten. Sie kannte es, auch wenn sie sich nicht ganz sicher war, was es zu bedeuten hatte. „Das sind die Kristalle, aus denen sich die Tok´ratunnel bilden.“

 

„Leider bin ich den Tok´ra noch nicht oft begegnet, aber liege ich falsch, wenn ich sage, die gehören hier nicht hin?“

 

„Das dachte ich mir gerade auch.“ Sam ging zügig zu ihren Geräten zurück und richtete sie neu aus. „Wenn ich es richtig anstelle, kann ich herausfinden ob es da noch mehr von gibt. Vermutlich ist das, was wir hier sehen, nur die Spitze des Eisberges.“

 

Sam sah auf die Anzeigen und nickte bestätigend. „Unter uns befinden sich Tunnel. Das erklärte auch die Naquadahwerte, die Tok´ratechnologie basierte ebenso wie die Goa´uldtechnologie auf diesem Element.“

 

„Und wie kommen wir darunter?“

 

„Das ist eine gute Frage.“

 

***

 

„Ja, Sir!“

 

Jack nickte seinem Vorgesetzten zu, auch wenn dieser das in Washington nicht sehen konnte.

 

„Nein, Sir!“

 

Jack hatte ihm Bericht erstattet und nun überlegte der General ins Stargatecenter zurückzukommen. Jack hielt das für eine gute Idee, doch würde der General erst in zwei Tagen da sein können.

 

„Natürlich überprüfen wir das, Sir!“ Jack verdrehte die Augen. Der General tat ja grad so, als würde er das zum ersten Mal machen. „Sir! Ich werde Sie benachrichtigen. Alles klar, Sir...“

 

Jack ließ den Hörer auf die Gabel fallen. Jack lehnte sich in seinem Sessel zurück. Irgendwie kamen sie nicht voran. Als das Telefon klingelte schnappte er sich den Hörer, schmiss ihn in die Luft und fing ihn mit der anderen Hand wieder auf. „Genervter O´Neill am Apparat, wer nervt?“

 

Jack richtete sich abrupt auf. „Oh, General, gewiss ich denke auch daran. Ja, Sir! Ich werde mich benehmen. Ja, Sir. Wiederhören, Sir!“

 

Jack stand auf. Er musste hier heraus. Er verließ fluchtartig das Büro und begab sich in den Kontrollraum. „Walter? Irgendwas Neues von der Einsatzgruppe?“

 

„Captain Skinner hat sich vor zehn Minuten gemeldet. Sie sind bereits auf dem Rückweg. Leider haben sie keine Spur von Dr. Tannert entdeckt. Die Wohnung sei verwüstet gewesen. Skinner hat einige Leute dagelassen, die weiter nach ihm suchen. Er selbst hat einige Proben genommen und bringt sie hier her.“

 

„Alles klar, er soll sie gleich zu Dr. Fraiser bringen. Sie finden mich dort.“

 

Jack begab sich zu den Aufzügen und drückte auf den Anforderungsknopf. Jack trommelte ungeduldig mit den Fingern an die Tür. Das ganze wurde immer seltsamer. Warum sollte Tannert verschwinden, mit seiner Verletzung kam er doch nicht weit. Er war gespannt auf Skinners Bericht. Endlich kam der Aufzug und Janet stand vor ihm.

 

„Oh, Doktor!?“ Jack trat zu ihr in die Aufzugkabine. „Wohin des Weges? Krankenstation?“

 

„Ja, ich musste mich auch mal um Cassy kümmern.“ Janet erzog ihre Adoptivtochter allein, sie hatte es gut mit ihren Beruf arrangieren können, vor allem seit Cassy größer war. „Sie wird...“

 

„...erwachsen?“

 

„Allerdings! Sie hat einen Freund!“ Die Aufzugtüren schlossen sich. „Gibt es etwas neues von Tannert?“

 

Jack berichtete der Ärztin auf dem Weg zur Krankenstation, was er bisher wusste. Kaum in Janets Büro angekommen, wurden sie von einem ihrer Assistenten unterbrochen, der Janet eine Akte reichte. Janet überflog kurz ihren Inhalt.

 

„Das sind die Untersuchungsergebnisse. Jonas Blut weist eine hohe Dosis dieser Substanz auf. So wie es scheint, imitiert sie ein Hormon, dass die Ausschüttung bestimmter Wirkstoffe stimuliert.“

 

„Bestimmte Wirkstoffe?“

 

„Jonas Adrenalinspiegel ist in den letzten 24 Stunden um 30% gestiegen.“

 

„Und das bedeutet?“

 

„Nichts Gutes.“ Sie marschierte zur Tür hinaus mit Jack im Gefolge. „Wenn wir das nicht in den Griff kriegen, macht sein Herz das irgendwann nicht mehr mit.“ Janet betrat die Intensivstation und Jack stoppte kurz, als er Jonas sah. Janet überprüfte die Monitore und fühlte die Stirn des jungen Mannes.

 

Jack bemerkte Schweißtropfen auf dem bleichen Gesicht. Janet folgte seinem Blick. „Durch das Adrenalin beschleunigt sich die Herztätigkeit, der Körper brauch mehr Sauerstoff, aber seine Lunge funktioniert noch immer nicht richtig. Wir versuchen das zu kompensieren, ich weiß nur nicht, wie lange uns das gelingt.“

 

Janet überflog erneut die Krankenakte. „Irgendwas passiert mit ihm, auch andere Werte fallen aus dem Rahmen, ich glaube zwar nicht, dass es sich um einen Virus handelt, aber...“ Sie sah auf. „...es ist wichtig, dass sie Dr. Tannert finden.“

 

Jack nickte ihr stumm zu, sah noch einmal zu seinem kranken Teammitglied herüber und wandte sich zur Tür.

 

„Colonel!“

 

„Ja?!“

 

„Ihnen ist doch klar, was das bedeuten kann?“ Jack verstand nicht und sah sie fragend an.

 

„Wenn es ihn erwischt hat und Dr. Tannert, dann vielleicht alle auf dem Planeten.“

 

Jack wusste, was sie meinte. Nicht nur Jonas war in Gefahr, auch der Rest von SG-11, das Rettungsteam und nicht zuletzt Carter und Teal´c.

 

***

 

Miller stand völlig starr vor den beiden Mitgliedern von SG-11, die leblos vor ihm lagen, während Stoddard sie langsam umrundete.

 

Teal´c wusste, das Michael Stoddard und einer der Toten, Mike Durand früher im gleichen Team waren und sich gut kannten. „Es sieht so aus, als wären sie aufeinander losgegangen...“ Die Fassungslosigkeit in Millers Stimme war nicht zu überhören. Stoddard beugte sich zu Durand herab. „Michael hat ihn mit diesem Messer angegriffen. Warum sollte er das tun?“

 

Teal´c besah sich die Position der zwei und ihre Wunden genau. Es war ein eindeutiges Bild. Durand hielt ein Messer in der Hand, blutverschmiert und Lt. Jeffries hatte eine Stichverletzung in der Brust. Er hielt seine Pistole krampfhaft mit der Rechten umklammert. Durand dagegen war regelrecht mit Einschüssen übersät.

 

„Sie haben sich gegenseitig getötet. Bevor Jeffries starb, hat er das gesamte Magazin verschossen. Solch ein Verhalten ist kaum erklärbar.“

 

„Aber irgendeinen Grund muss es doch gegeben haben!“ Miller wandte sich ab, er konnte das nicht sehen, während Stoddard seinen ehemaligen Kameraden sanft die Augen verschloss, die bisher leblos in den Himmel gestarrt hatten.

 

„Teal´c! Könnt ihr mich hören?“

 

Der Jaffa trat einige Schritte zurück und drückte auf den Sendeknopf. „Major Carter.“

 

„Hört zu, wir haben hier ein Tok´ratunnelsystem entdeckt, aber noch keinen Zugang gefunden. Wie sieht es bei euch aus?“ Für einen Moment herrschte Stille, doch dann drückte er wieder den Knopf. „Wir haben Durand und Jeffries gefunden, sie sind beide tot.“

 

Es dauerte einen Moment, bevor die Antwort kam. „Wie?“

 

„Sie haben sich gegenseitig getötet.“ Wieder folgte Schweigen.

 

„Und Edwards?“

 

„Wir werden seiner Spur folgen und ihn finden, er scheint sich langsam wieder dem Lager zu zu bewegen.“

 

„Gut. Seid vorsichtig!“ Sam wartete einen Moment. „Ich informiere das Stargatecenter.“

 

„Wir können sie doch nicht einfach hier liegen lassen!“ entrüstete sich Stoddard.

 

„Im Moment sind die Lebenden wichtiger als die Toten. Wir werden zurückkehren.“ Teal´c wandte sich um und marschierte los. Kurze Momente später hörte er hinter sich die Schritte der zwei Soldaten und war beruhigt. Er hatte einen Verdacht, aber noch war es zu früh um sicher zu sein.

 

***

 

Janet blickte wieder hinauf zur Beobachtungskanzel, wo Jack seit einiger Zeit stand und auf den verletzten Jonas hinabblickte. Ihm würde nicht verborgen bleiben, dass es um dessen Krankenbett hektischer zuging.

 

Janet und ihre Kollegen versuchten Jonas Werten mit Medikamenten Herr zu werden. Doch sein Adrenalinspiegel war immer noch gefährlich hoch. Zwar stieg er im Moment nicht mehr, aber das konnte sich schnell wieder ändern und auch die Medikamente hatten ihre Grenzen.

 

Jonas Herz schlug viel zu schnell und Janet machte sich große Sorgen. Aus den Augenwinkeln sah sie Bewegung und blickte hinauf. Ein junger Soldat trat an Jack heran und reichte ihm einige Unterlagen und schien ihm etwas Wichtiges zu sagen zu haben. Jack nickte nur grimmig und starrte auf die Papiere.

 

Irgendetwas war passiert, das konnte sie seinem Gesicht ansehen. Er verließ die Kanzel und Janet stürzte durch die Tür um ihn abzufangen. „Colonel!?“

 

Jacks Miene hatte sich verdüstert. „Doc, finden Sie raus, was das für ein Mistzeug ist!“ Die Art und Weise, wie er diesen Satz wütend ausspie, sprach Bände.

 

„Was ist passiert, Sir?“

 

„Sie haben Tannert gefunden!“ Jack zögerte kurz. „Anscheinend hatte er sich in irgendeinem Motel anonym einquartiert und wild um sich geschossen, als man ihn dort fand.“

 

„Großer Gott!“

 

„Nachdem er zwei meiner Männer verletzt hatte, hielt er sich die Waffe an den Kopf und drückte ab.“ Jack wedelte mit dem Bericht. „Er soll dabei gelächelt haben.“

 

„Das ist doch völlig irrational!“ Janet war sich inzwischen sicher, dass diese Substanz das Denkvermögen der Opfer beeinflusste und dies bestätigte das ganze nur. „Ich werde eine Obduktion durchführen müssen.“

 

„Ich weiß, sie bringen ihn hierhin. Und Sammsons auch.“

 

„Sammsons?“

 

„Einer der Verletzten. Er hat es nicht geschafft.“ Jack richtete sich auf und verließ Janet mit einem frustriertem Blick. Janet holte tief Luft. Sie hatte noch viel zu tun. Sie mussten diese Sache in den Griff kriegen. Anscheinend beeinflusste die Substanz den Hormonspiegel seines Opfers und führte zu erhöhter Aggressivität und Paranoia. Eine tödliche Kombination...

 

***

 

Sam hatte alles ergebnislos abgesucht und nirgends einen Zugang zum Tunnelsystem entdeckt. Nun saß sie auf einer Mauer und blickte sich um. Es war unmöglich sich durch die Kristalle zu graben und Sprengstoff würde vielleicht viele wichtige Hinweise zerstören. Es musste einfach einen anderen Weg geben, schließlich konnten Tok´ra nicht durch Wände gehen.

 

Andrews griff nach der Wasserflasche und nahm einen kräftigen Schluck, er schwitzte stark und rieb sich Schweißtropfen mit dem Ärmel von der Stirn. Irgendwie seltsam, Sam fand es hier eher kühl.

 

Sam sah sich weiter um und ihr Blick blieb an dem großen Friedhof hängen. Ein bedrückender Gedanke, dass eine so große Zahl Menschen mit einem Schlag ausgelöscht wurde, wodurch auch immer. Wie muss es erst für die gewesen sein, die diesen Friedhof angelegt hatten.

 

„Was machen wir jetzt?“ Der Major wirkte regelrecht verzweifelt, als er diese Frage stellte. Vielleicht war er genauso frustriert wie sie. Sam stemmte sich auf der Mauer hoch. „Weitersuchen!“

 

Als sie sich von der Mauerkrone aus umblickte, kam ihr ein Gedanke. In einiger Entfernung gab es eine noch höhere Mauer und sie hangelte sich vorsichtig dorthin. Vielleicht würde sie aus dieser Perspektive etwas sehen, was ihnen bisher verborgen geblieben war.

 

Oben angekommen ließ sie ihren Blick über die gesamten Ruinen schweifen. Ja, das was besser, sie erkannte Wege zwischen den Gebäuden und eine Struktur in der Siedlung. Es gab einen zentralen Platz und obwohl fast alles mit diesen dornigen Sträuchern überwuchert war, erkannte sie, wonach sie gesucht hatte.

 

Sam sprang von der Mauer und bewegte sich auf den Platz zu. „Ma’am, was haben Sie gesehen?“ Andrews folgte ihr. Doch Sam ignorierte seine Frage, er würde es gleich selbst erkennen.

 

Sie bückte sich und schob vorsichtig einen der Dornenbüsche zur Seite. Mit der rechten Hand wischte sie die oberste Sandschicht weg und zu Tage kam etwas, was man hier sicher nicht erwartete.

 

„Ein Ringtransporter! Hier?“ Andrews schüttelte den Kopf. Andrews fing an, Sam zu nerven, er war in der letzten Stunde eher eine Last als eine Hilfe gewesen. „Nun machen Sie schon, helfen Sie mir, ihn freizulegen!“, fuhr sie ihn an.

 

Zehn Minuten später hatten sie es geschafft und die Plattform freigelegt. In einer verwitterten Säule hatte Sam die Kontrollen gefunden. Sam griff zum Mikro. „Teal´c! Mallory! Andrews und ich haben einen Ringtransporter im Zentrum der Ruinen gefunden und gehen jetzt runter.“

 

Sam wartete noch die Bestätigung der beiden ab und aktivierte dann die Ringe.

 

***

 

Teal´c und seine beiden Begleiter näherten sich ebenfalls wieder den Ruinen. Die Spur von Edwards war unverkennbar.

 

Miller und Stoddard hatten Probleme den weitausholenden Schritten des Jaffa zu folgen. Der Schweiß lief ihnen von der Stirn und beide keuchten, als Teal´c kurz innehielt, um die Spuren genauer zu analysieren.

 

„Hey, Miller, mein Wasser ist alle. Gib mir deine Flasche!“ Der Unterton in Stoddards Stimme ließ den Jaffa aufhorchen. Das war weniger eine Bitte als ein Befehl und mehr als unangebracht.

 

„Wieso sollte ich?“ Miller nahm einen kräftigen Zug aus seiner Feldflasche und ließ Stoddard dabei nicht aus den Augen. Teal´c nahm die gereizte Stimmung war. Stoddard schien innerlich zu brodeln wie ein Vulkan, der kurz vorm Ausbruch stand. Warum waren ihm die Veränderungen an den beiden nicht schon vorher aufgefallen?

 

Ohne Vorwarnung ging Stoddard mit einem Wutgeschrei auf Miller los und packte ihn and der Gurgel. „Du verdammter Hurensohn! Du willst nur, dass ich vor Durst verrecke!“ Miller versuchte, sich mit einer Hand gegen den Druck auf seiner Kehle zu wehren, während die andere Hand an seinem Waffenholster herum nestelte.

 

Teal´c musste etwas tun, sonst brachten sich die beiden nachher genauso gegenseitig um wie ihre Kollegen von SG-7. Er zog seine Zat und feuerte auf die zwei Kampfhähne. Sofort kehrte Ruhe ein. Teal´c verharrte kurz und sah auf die beiden leblosen Soldaten hinab. Irgendetwas stimmte hier überhaupt nicht.

 

Als Teal´c weinige Minuten später die Spur wieder aufnahm, ließ er zwei gefesselte Soldaten zurück. Er machte sich Sorgen um Sam, die er per Funk nicht erreichen konnte. Die Tunnel der Tok´ra schirmten das Signal ab. Sam war dort mit Mallory und Andrews, die ebenfalls jeder Zeit ausflippen konnten und Edwards Spur führte ebenfalls eindeutig Richtung Ruinen zurück. Der Jaffa beschleunigte seine Schritte und rannte schließlich Edwards Spur folgend die Hänge hinab.

 

***

 

Sie hatten schon drei Gänge erfolglos untersucht, doch nur leere Wohnquartiere gefunden, der Gang vor ihnen schien aber vielversprechender, rechts und links fanden sich diverse Labore. Sam war sich sicher, dass es sich um eine Forschungsstation der Tok´ra handelte.

 

Sam begann mit einer systematischen Suche. Überall standen Untersuchungsgeräte, es schien sich dabei um medizinische Forschungen zu handeln. Vielleicht hatten sie die Epidemie untersucht? Andrews ging in einen anderen Raum, während Sam sich einigen Datenkristallen zuwandte. Jetzt brauchte sie nur noch ein Terminal, um die Daten zu entschlüsseln.

 

Aus dem Nebenraum drang heftiges Poltern und Sam hechtete zur Tür. Andrews fegte wie ein Berserker die Untersuchungsgeräte von einem Tisch. Er schien Sam gar nicht wahr zu nehmen. „Andrews! Was soll das?“

 

„Sie sind schuld!“ Andrews sah sie wütend an. „Diese Tok´ra! Sie sind schuld!“

 

„Schuld woran?“ Sam versuchte ihn zu beruhigen. „Andrews! Hören sie auf!“

 

„Sie bringen uns alle um, wir müssen uns wehren. Halten Sie mich nicht auf!“ Andrews wollte durch die Tür hinaus, doch Sam verstellte ihm den Weg. „Gehen Sie mir aus dem Weg! Oder machen Sie etwa mit ihnen gemeinsame Sache?“

 

„Andrews! Sie sind nicht Sie selbst. Merken Sie das denn nicht? Das ist doch völlig irrational!“ Sam wusste sofort, dass ihre Worte keine Wirkung zeigten. Andrews drehte völlig durch. Vermutlich beeinflusste ihn das gleiche wie zuvor SG-7.

 

Plötzlich ging der Major zum Angriff über und stürmte auf sie zu. Sam handelte instinktiv und wich zur Seite aus, so dass Andrews Angriff ins Leere ging. Doch er gab nicht auf und drehte sich gleich wieder zu ihr um. Sam wusste, dass sie ihn nicht mit Worten bremsen würde und so blickte er direkt in ihre Zat. Als die Blitze seinen Körper umzuckten sank er langsam zu Boden.

 

Sam ließ die Waffe sinken und sah auf den leblosen Körper hinab. Sie musste wissen, was all dies verursachte und hob die zu Boden gefallenen Datenkristalle auf. Die Antwort lag hier unten und sie würde sie finden, aber zunächst sollte sie Major Andrews besser Fesseln anlegen.

 

Sie durchstreifte anschließend die Labore und fand was sie suchte. Ein Terminal, in das sie die Kristalle einsetzte. Was sich dann vor ihren Augen auf den Displays zeigte, traf sie bis ins Mark.

 

***

 

Jack starrte durch die Sichtscheibe in den Gateraum und verfolgte, wie sich das große Rad drehte. Die letzte Rückmeldung der Suchtrupps war überfällig und so ließ er den Planeten anwählen. Er hatte ein ungutes Gefühl, Sam und Teal´c hätten sich längst melden müssen.

 

„Chevron 7 aktiviert.“

 

Jacks Schultern spannten sich, während sich die Verbindung tosend aufbaute. Ungeduldig wartete er auf das Nicken des Soldaten an den Kontrollen. „Die Leitung steht, Sir.“

 

Jack griff ans Mikro. „SG-1, SG-7 bitte melden!“

 

Jack zog erwartungsvoll die Augenbrauen hoch. Jede Sekunde, die verstrich, ließ den Klumpen in seiner Magengrube anwachsen. Er wusste, dass irgendetwas völlig falsch lief.

 

„Carter! Teal´c! Meldet Euch verdammt noch mal!“

 

„O´Neill!“ Jack viel ein Stein vom Herzen und atmete tief durch. Auf Teal´c war konnte er bauen. „Warum meldet ihr Euch nicht?“

 

„Ich habe keinen Kontakt zu den anderen. Carter ist vermutlich in den Tokra-Tunnel hinabgestiegen.“

 

„Tokra-Tunnel?“ Diese arroganten Kerle mussten aber auch überall ihre Finger drin haben.

 

„O´Neill, irgendetwas geht hier vor. Die Mitglieder von SG-7 und SG-11 verhalten sich irrational. Durrand und Jeffries haben sich gegenseitig getötet und Stoddard und Miller sind ebenfalls aufeinander losgegangen.“

 

„Was ist mit den anderen?“

 

„Ich verfolge Edwards Spuren zurück zu den Ruinen und Tokra-Tunnel.“

 

„Hör zu T, Janet hat in Jonas´ Blut eine Substanz gefunden, sie beeinflusst das Denken, lässt den Adrenalinspiegel ansteigen.“ Jack zögerte kurz. „Es ist nicht auszuschließen, dass ihr alle betroffen seid.“

 

„Ich verstehe.“ Teal´c schien zu rennen, sein Atem ging stoßweise. „Hat Dr. Frasier eine Lösung?“

 

„Bisher nicht.“ Jack dachte an sein letztes Gespräch mit Janet, das mehr als deprimierend war. Sie gab Jonas nicht mehr viel Zeit und die Nachrichten vom Planeten ließen auch nichts Gutes ahnen. „Sei vorsichtig, Teal´c! Wir melden uns, wenn wir eine Lösung haben.“

 

Er nickte dem Soldaten zu und innerhalb weniger Sekunden unterbrach dieser die Verbindung und der Ereignishorizont des Gates brach in sich zusammen. Jack brauchte seinem Freund nicht erklären, dass eine Rückkehr auf die Erde im Moment kaum in Frage kam. Vor 30 Minuten hatte er bereits die Abschottung des gesamten Stützpunktes befohlen. General Hammond würde draußen bleiben müssen. Jack starrte weiter auf das Stargate und wünschte sich auf die andere Seite.

 

„Sir!“

 

„Was gibt es?“

 

„Dr. Fraiser erwartet Sie umgehend in der Krankenstation.“

 

***

 

„Doc! Was ist los?“

 

Janet hatte sich gerade einen Kaffee eingegossen und nippte an der Tasse, doch er war noch zu heiß um ihn zu trinken.

 

„Oh, Colonel. Gut, dass Sie da sind!“ Janet stellte die Tasse ab und bat ihn mit einer Geste sich zu setzen, doch Jack schüttelte den Kopf und lehnte sich stattdessen gegen die Wand. Janet holte tief Luft. Sie war sich ihrer Sache nicht sicher, aber vielleicht hatte sie die Lösung, um dieses Zeug irgendwie in den Griff zu kriegen.

 

„Ich habe mit Dr. Lee einige Test durchgeführt und wir denken, wir können den Prozess zumindest verlangsamen.“ Für einen Moment sah sie Enttäuschung im Gesicht des Colonels aufblitzen. Vermutlich hatte er erwartet, sie würde ein Zaubermittel aus dem Ärmel zaubern, aber das konnte sie leider nicht. „Das Zauberwort heißt Tyrazolin!“

 

„Und was bewirkt dieses Tyradingszeugs?“

 

„Wie Sie wissen schnellen Jonas` Werte immer höher und sein Herz und seine Lunge machen das nicht mehr lange mit. Dank der Untersuchungen an Tannert, dessen Werte wesentlich weiter fortgeschritten waren, kamen wir auf Tyrazolin.“ Sie umrundete ihren Schreibtisch. „Vielleicht kann ich Jonas damit stabilisieren, bis uns oder Sam etwas Besseres einfällt.“

 

„Ich vermute, Sie wissen nicht, wann das sein wird.“

 

„Nein, aber wir können es auch auf den Planeten schicken. Damit bremsen wir die Symptome bei den anderen und gewinnen Zeit.“

 

„Gut!“

 

„Sir. Ich kann es verlangsamen, nicht aufhalten!“

 

„Ja.“ Jack nickte. „Ich weiß.“

 

„Ich bereite alles vor für den Transfer auf den Planeten.“ Janet verharrte, während Jack wie gebannt auf ihren Schreibtisch zu starren schien. Sie folgte seinem Blick bis zum Bildschirm ihres Computers, der eine vergrößerte Abbildung der fremden Substanz zeigte.

 

„Sir?“

 

„Es sieht hübsch aus!“ Jack wandte den Blick ab und sah ihr in die Augen. „Dieses Ding sieht nicht so aus, als wäre es für den Tod von vier guten Männern verantwortlich.“

 

„Vier?“

 

„Durrand und Jeffries, Tannert und der von ihm erschossene Soldat. Sein Name war Folsom.“ Jack raufte sich die Haare und verließ abrupt den Raum. Janet hoffte nur, dass Sam auf diesem Planeten irgendetwas fand, mit dem sie diese Schönheit besiegen konnten. Sie beugte sich vor und schaltete den Bildschirm aus.

 

***

 

Sam versuchte angespannt, die Daten, die ihr vorlagen, zu entschlüsseln, doch das alles machte wenig Sinn und so schüttelte sie ratlos den Kopf. Warum hatten die Tok´ra hier ein Labor betrieben?

 

Die ersten Bilder hatten Tote gezeigt, viele Tote. Es schien sich um das Dorf zu handeln und überall zwischen den Häusern lagen Leichen, die meisten von ihnen blutüberströmt. Die Bilder hatten ihren Atem stocken lassen. Bei einer der letzten Aufnahmen rannte ein Mann mit irrem Blick auf die Kamera zu und hielt eine blutige Axt hoch, danach brach die Aufnahme ab. Sam hatte einen Blick zu Major Andrews geworfen, der gefesselt in einer Ecke des Raumes lag.

 

Bisher deutete alles auf eine Epidemie hin, deren Auswirkungen von den Tok´rawissenschaftlern untersucht wurden, doch noch hatte sie nichts über deren Ursprung herausgefunden. So wie es aussah, schienen auch die Tok´ra der Seuche nicht Herr geworden zu sein. Das ganze Laboratorium schien überstürzt aufgegeben worden zu sein. Einige Räume waren vollkommen zerstört worden.

 

Sam wischte sich den Schweiß von der Stirn und atmete tief durch. Sie musste eine Lösung finden, sonst würden noch viele sterben. Andrews war eindeutig nicht Herr seiner selbst gewesen und Sam befürchtete, dass sie alle bereits infiziert waren, was immer es auch war. Vermutlich sie selbst auch, sie spürte, wie ihr Puls raste und ihre Finger zitterten über den Kontrollen und dank Jonas war vermutlich auch die Erde bereits betroffen.

 

Sie musste eine Lösung finden und das bald.

 

Sam rief erneut die letzte Datei auf und studierte sie. Die Wissenschaftler hatten eine Substanz analysiert und deren Auswirkungen auf das Hormonsystem der Betroffenen. Dort lag der Schlüssel, aber wie sollten sie etwas besiegen, dass bereits die Tok´ra besiegt hatte.

 

Sie zog den Kristall heraus und probierte es mit einem weiteren, dem letzten, den sie gefunden hatte. Sie sah sich nochmals um und vergewisserte sich, dass Andrews noch immer sicher in der Ecke lag. Der Major war aufgewacht und sah sie wütend an. „Das werden Sie bereuen, Carter!“

 

„Sicher. Aber im Moment eher nicht, also halten Sie den Mund und lassen mich denken.“ Sam wunderte sich selbst über ihren rüden Ton. Hoffentlich war Teal´c bald bei ihr, mit ihm fühlte sie sich bestimmt sicherer. Die Daten des Kristalls erschienen und Sam stockte der Atem. Die Tok´ra waren nicht hier her gekommen, um die Seuche zu untersuchen, sie hatten sie mitgebracht.

 

Sam musste an ihren Vater denken und ihrem Bauch sammelte sich Wut. Wie konnte er so etwas gut heißen? Aber vielleicht wusste er auch nichts davon, beruhigte sie sich selbst. Jahrhunderte waren seit dem Ausbruch der Seuche vergangen. Vielleicht war das die Lösung, vielleicht hatten die Tok´ra inzwischen eine Lösung entwickelt.

 

Es wurde Zeit, die Erde zu informieren. Sam deaktivierte das Terminal und wandte sich um.

 

***

 

Teal´c rannte über die Hügel und erreichte das Tal. Er verharrte und blickte auf das Stargate hinab, das verlassen vor ihm lag. Es war zu ruhig, das sagten ihm seine Instinkte, denn zumindest Captain Mallory sollte zu sehen sein. Teal´c war gewarnt und wählte jede Deckung die er finden konnte. Von Edwards ebenfalls keine Spur. Teal´c scheute sich noch einmal zu versuchen, Sam zu erreichen, da er befürchtete, dass die anderen mithörten.

 

Plötzlich sah er etwas hinter einem der Zelte. Es waren die Beine eines Soldaten und als er sich weiter näherte erkannte er Mallory. Der junge Captain lag reglos am Boden und sein Gesicht war blutüberströmt. Er tastete den Puls und sah sich dabei wachsam um. Mallory lebte, er schien niedergeschlagen worden zu sein. Teal´c konnte jetzt nicht viel für ihn tun, er musste weiter. Das war bestimmt das Werk von Edwards und er hoffte, dass dieser die Tunnel noch nicht erreicht hatte.

 

Er nahm seine Verfolgung wieder auf. Zerbrochene Zweige, tiefe Spuren im Sand zeigten ihm den Weg. Der Funkkontakt mit O´Neill hatte ihn nicht beruhigt, er hoffte Sam fand in den Tunneln etwas, das dies alles aufhielt. Nicht auszudenken, wenn dieses Verhalten auch im Stargatecenter ausbrach.

 

Er sprang über die Grabsteine, von denen Andrews erzählt hatte und erreichte die Ausläufer der Ruinen. Als er vorsichtig um die Ecke sah, erblickte er Edwards. Sein Gesicht war wütend verzerrt und seine Uniform voller Blut und zerrissen. Mit starrem Blick fixierte er den Jaffa, den er gleich erblickte, ein verzerrtes Lächeln auf dem Mund, als die Transporterringe ihn einrahmten.

 

Teal´c riss die Zat hoch, doch es war zu spät, die Energieblitze verpuffte an den Ringen und der Colonel verschwand in die Tunnel. Teal´c rannte los, jetzt zählte jede Sekunde. Doch er würde nicht verhindern können, dass der wahnsinnige Edwards einen guten Vorsprung in den Tunnel gewann. Er hoffte nur, dass Sam es rechtzeitig bemerkte, dass sie und Andrews nicht mehr allein da unten waren.

 

***

 

Sam erschrak, als sie direkt in das verzerrte Gesicht Andrews blickte. Er musste sich befreit haben. Sie hätte besser aufpassen sollen. Andrews grinste sie bösartig an. „Ich sagte doch, Sie werden es bereuen!“

 

Er packte sie am Kragen und schleuderte sie rückwärts gegen das Computerterminal. Sam keuchte, als sie gegen die Kante stieß. Andrews gab ihr keine Zeit zu reagieren und setzte gleich nach und legte ihr seine Hände um den Hals.

 

Sam rang nach Luft und versuchte die Hände des Majors wegzudrücken, doch das war hoffnungslos. Andrews schien kein anderes Ziel in seinem Leben zu haben, als ihr die Luft abzudrücken. Sam begann schwindelig zu werden, sie musste sehr schnell reagieren. „Andrews! Nicht!“ Sam erkannte ihre eigene Stimme nicht, so verzerrt war sie durch den Angriff.

 

Ihre rechte Hand nestelte an ihrem Gürtel, in dem Versuch, ihre Waffe zu erreichen. Doch auch Andrews war Soldat und im Nahkampf ausgebildet, er bemerkte ihren Versuch und schleuderte sie, ohne den Griff zu lockern, an die Wand neben ihnen. Sams Kopf prallte unsanft auf und ihr wurde schwarz vor Augen. Der Griff um ihren Hals hatte sich nicht gelockert und sie spürte wie ihre Kräfte nachließen. Andrews hatte in seiner Wut Bärenkräfte entwickelt.

 

Plötzlich hörte sie einen Wutschrei, spürte einen Stoß und der Griff um ihren Hals lockerte sich abrupt. Sie stieß Andrews von sich und griff sich an den Hals und schnappte nach Luft. Sam wäre fast ohnmächtig geworden und lehnte sich stützend an die Wand. Vor ihr war Major Andrews zu Boden gesunken und rührte sich nicht mehr.

 

Vor ihr stand jemand, den sie fast nicht erkannt hätte.

 

***

 

Janet saß auf einem Stuhl und beobachtete ihren Patienten. Sie hatten dank des Tyrazolins (und was ist dieses Zeugs jetzt genau? Körpereigen, Enzyme, selbst entwickelt ...?) Jonas Werte in den Griff bekommen, auch wenn es nur ein Aufschub war, war es doch die Atempause, die der Körper des jungen Kelowianers benötigte um sich zu erholen. Sie konnten ihn vor kurzem von der Beatmung nehmen, doch Janet war besorgt, da kalter Schweiß und Zittern auf einen weiterhin viel zu hohen Adrenalinspiegel hinwiesen und die Laborwerte, die sie in der Hand hielt bestätigten dies.

 

Dr. Lee und sein Team forschte noch immer nach einem Gegenmittel, hatten aber wenig Hoffnung, rechtzeitig eine Lösung zu finden. Janet machte sich auch Sorgen um Sam und ihr Team. Colonel O´Neill hatte nach dem letzten Kontakt mit Teal´c mehr als besorgt geklungen.

 

Wer hätte vor einiger Zeit gedacht, welche Entwicklung diese ganze Sache nehmen würde? Nun war der ganze Stützpunkt in Gefahr. Janet blätterte durch die ihr vorliegenden Untersuchungsberichte. Insgesamt fünf Mitglieder der Basis hatten sich mit verschiedensten Symptomen in der Krankenstation gemeldet und bei allen hatte sich die unbekannte Substanz gefunden.

 

Es schien kaum aufzuhalten zu sein. O´Neill hatte ihr berichtet, dass er drei Soldaten wegen Befehlsverweigerung in den Bunker stecken musste und ihr Kollege verarztete zwei Wissenschaftler, die in der Kantine auf einander eingedroschen hatten.

 

Die Inkubationszeit war zusätzlich extrem kurz. Janet setzte alle ihre Hoffnungen in Sam, sie würde wie immer einen Weg finden.

 

„Wie geht es Ihnen?“ Janet schreckte überrascht hoch.

 

„Oh, Colonel. Es ... es geht ihm schon besser.“

 

Colonel O´Neill lächelte sie amüsiert an. „Ich habe gefragt wie es Ihnen geht, Janet. Sie sehen angespannt aus.“

 

„Oh! Ja. Entschuldigung. Ich habe kaum geschlafen.“ Janet legte die Berichte zur Seite. „Haben Sie Neuigkeiten vom Planeten?“

 

„Nein. Aber Teal´c wird sich sicherlich bald melden. Wir haben den Stützpunkt abgedichtet und General Hammond organisiert uns größere Mengen Tyrazolin, um die Situation hier im Griff zu halten.“

 

„Ich befürchte, dass dies auch notwendig sein wird.“ Janet sah kontrollierend zum Krankenbett und stellte überrascht fest, dass Jonas Lieder zu flattern begannen. Der junge Mann schien das Bewusstsein wieder zu erlangen. Rasch trat sie an das Bett und überprüfte die Monitore, alles im normalen Bereich.

 

„Jonas? Kannst du mich hören? Jonas!“ Sie sprach mit eindringlicher Stimme. Es war unglaublich, dass er überhaupt zu sich kam, vermutlich lag es am Adrenalin. „Jonas?“

 

Der Junge Mann riss plötzlich die Augen auf und sah sich hektisch um. Seine Augen wanderten von ihr zum Colonel und dann schienen sie sich auf irgendetwas anderes zu fixieren. Sie verloren ihn, Janet spürte es ganz genau, hier stimmte etwas nicht.

 

„Ruhig, Jonas! Du bist in Sicherheit!“ Jacks Satz verblüffte Janet, auch Jack hatte die Angst gespürt, die Jonas ganz und gar zu erfüllen schien. Jonas wurde trotzdem immer hektischer und schien sie gar nicht zu hören. „Jonas! Alles ist gut.“ Jack hielt seine Hand, an die sich Jonas wie ein Ertrinkender festklammerte und legte die andere Hand beruhigend auf seine Stirn.

 

Janet hatte Sorge, dass Jonas Wunden wieder aufrissen, wenn er sich nicht beruhigte. Sie griff zu einem Instrumentenwagen und einer Spritze. Sie nahm eine der Ampullen und zog eine Spritze mit einer  Tyrazolin-Beruhigungsmittelmischung auf. Jack redete weiterhin auf den jungen Mann ein und als sie schon die Spritze an die Kanüle ansetzte, schien er sich plötzlich zu beruhigen. „So ist es richtig, Jonas, du brauchst keine Angst haben, wir beschützen dich. Ganz ruhig. Schau zu mir!“

 

Janet bewunderte Jack für sein Einfühlungsvermögen und die Sicherheit, die er Jonas mit der Stimme vermittelte. Sie legte die Spritze beiseite und beobachtete ihren Patienten genau. Jonas blick war starr auf den Colonel gerichtet. „So ist es richtig. Dir kann nichts passieren, hörst du?“

 

Jonas schien sich weiter zu beruhigen und schloss erschöpft die Augen. Sein Körper entspannte sich und er lag wieder schlaff in seinem Bett. Janet kontrollierte schnell seine Werte. „Alles klar! Er schläft jetzt.“ Jack hielt noch immer seine Hand. „Danke, Colonel!“

 

Jack zog mit einer Hand einen Stuhl heran und setzte sich. „Was dagegen, wenn ich bleibe?“

 

„Sicher nicht!“ Janet lächelte wissend. Er hatte Jonas versprochen, auf ihn aufzupassen und ein Jack O´Neill hielt seine Versprechen.

 

***

 

„Edwards?!“

 

Sam starrte ungläubig auf ihr Gegenüber, der ihr anscheinend gerade das Leben gerettet hatte. Dabei sah er gar nicht so hilfsbereit, sondern vielmehr beängstigend aus. Unter seinen weit aufgerissenen Augen legen tiefe, dunkle Ringe und sein Gesicht war voller Blut. Zum Teil war es bereits eingetrocknet und verklebte sein Haar. Schweiß rann ihm über das Gesicht.

 

Edwards starrte auf den leblosen Andrews hinab, in seiner Hand hielt er ein Messer. Seines konnte es nicht sein, vermutlich hatte er es jemanden abgenommen. Sam fragte sich, wo Teal´c und all die anderen waren. Edwards hob langsam den Kopf und starrte sie an. Wie Andrews war auch er nicht bei Sinnen. Das erkannte Sam sofort. Sam überlegte, zu ihrer Zat zu greifen, doch Edwards stand nur einen Meter von ihr entfernt, sie würde gar keine Chance dazu bekommen.

 

Jeder Muskel in dem Mann gegenüber schien angespannt zu sein und ganz klar sah sie seinen Puls an der hervortretenden Halsschlagader. Sie musste versuchen, seine Paranoia von ihr abzulenken „Edwards! Gut, dass Sie da sind!“

 

Der Colonel legte bei ihren Worten den Kopf zur Seite und schien zu versuchen, ihre Worte zu verarbeiten. „Andrews wollte uns beide töten, jetzt steht uns nichts mehr im Wege!“ Sam suchte verzweifelt nach den richtigen Worten. „Sie sind hinter uns her, wir müssen uns gegenseitig helfen.“

 

Edwards hob die Hand mit dem Messer und besah sie sich, seine Gedanken schienen zu rotieren und seine Augen zuckten hektisch. Sam beschloss, nicht locker zu lassen, alles war besser als ein um sich stechender und schlagender Edwards. „Hören Sie, Edwards, wir müssen uns schützen!“ Sam wich langsam ein wenig zur Seite, um Bewegungsfreiheit zu bekommen.

 

„Wie?“ Edwards Stimme spiegelte seine Anspannung wieder. Er schien desorientiert und von Sams Aussagen irritiert.

 

„Wir müssen nach oben und uns verschanzen, nur so haben wir eine Chance!“ Sam versuchte, soviel Überzeugungskraft wie möglich in ihre Stimme zu legen, während sie gleichzeitig versuchte, weiteren Bewegungsspielraum zu bekommen. Sam schob langsam ihre Hand Richtung Bein, um ihre Waffe zu erreichen.

 

Edwards begann wütend den Kopf zu schütteln. „Nein!“ Sam merkte, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb. Die Halsschlagader schien noch stärker zu pulsieren und Edwards fixierte sie. „Nein! Sie gehören zu denen! Sie sind an all dem Schuld.“ Er redete sich richtig in Rage. Von einem Moment zum anderen hob er das Messer und stürzte er sich mit einem Wutschrei auf sie.

 

Sam riss die Arme hoch um den Stoß mit dem Messer abzufangen. Sie griff um Edwards Handgelenk und versuchte, das Messer wegzudrücken, aber der Colonel entwickelte Bärenkräfte und das Messer näherte sich mehr und mehr ihrem Hals.

 

Plötzlich durchzuckte Sam ein unsäglicher Schmerz und mit dem letzten Rest ihres Bewusstseins nahm sie war, dass sie und Edwards von einer Zat getroffen worden waren, danach wurde es schwarz um sie herum.

 

***

 

Sam hielt sich den Kopf, während Teal´c die Fesseln der anderen Teammitglieder kontrollierte. Es ging ihr nicht gut, auch sie merkte vermutlich bereits die ersten Auswirkungen und vielleicht sollte Teal´c besser auch sie fesseln. Der Jaffa schien immun zu sein, wenn allerdings Sam ihre Hand hochhielt zitterten ihre Hände und sie hatte das Gefühl, sich ständig über sie Schulter schauen zu müssen. Aber laut Teal´c waren nur noch sie und er auf diesem Planeten auf den Beinen. Welche Gefahr sollte es also sein?

 

Sam beobachtete, wie der Jaffa die Erde anwählte. Als der Kontakt etabliert war, war sie froh, die beruhigende Stimme Jacks zu hören. Das Malp ermöglichte ihnen sogar einen visuellen Kontakt und das erste, was sie sah, war das besorgte Gesicht des Colonels. „Alles klar bei Euch?“

 

„Jetzt ja. Wobei bereits alle außer Teal´c auf die Substanz reagiert haben. Er scheint immun.“

 

„Was ist mit Edwards?“

 

„Sitzt wütend aber gut verschnürt neben uns.“

 

„Janet hat ein Mittel, das die Symptome eine Weile unterdrücken kann. Wir bereiten einen Transfer zu Ihnen vor. Es heißt Tyrazolin, kann aber den Prozess nur verlangsamen.“

 

„Gut! Sir, wie geht es Jonas?“

 

„Er hält durch.“ Jacks Miene versteifte sich, was für Sam Antwort genug war. „Aber leider scheint das Mistzeug bereits das Personal des SGC zu beeinflussen. Wir haben die Basis abgeriegelt.“

 

„Sir! Ich habe etwas herausgefunden, vielleicht ist das die Lösung des Problems.“ Sie berichtete von den Tok´ra-Forschungsergebnissen und ihren Erkenntnissen. „Sir! Die Tok´ra kamen nicht auf diesen Planeten, um diese Seuche zu erforschen. Sie haben sie hierher gebracht!

Den Aufzeichnungen zu Folge haben sie auf diesem Stützpunkt versucht, eine biochemische Waffe zu produzieren, um sie gegen die Jaffa ein zusetzten.“

 

„Das würde zu ihnen passen, aber warum wird Teal´c dann nicht davon beeinflusst?“ Jack sprach aus, was auch ihr durch den Kopf gegangen war.

 

 „Wie es aussieht, kam es zu einem Unfall, bei dem die gesamte Bevölkerung infiziert wurde und in dessen Folge auch einige der Wissenschaftler von den Einwohner getötet wurden. Vermutlich haben sie deshalb die Forschungen eingestellt.“

 

„Aber sie haben, wie wir wissen, eine solche Waffe entwickelt und auch angewendet.“ Teal´c nickte nachdenklich.

 

„Und du spürst definitiv keine Symptome, T?“

 

„Nein, O´Neill!“

 

“Wir sollten Dad fragen, er hat vielleicht die Antworten, die wir brauchen.“ Sam hoffte, dass die Tok´ra inzwischen ein Gegenmittel entwickelt hatten.

 

„Ich kümmere mich darum. Halten Sie durch.“

 

***

 

Das erste, was Jonas war nahm, war ein leises Stimmengemurmel. Er konnte keine Stimmen identifizieren, aber es klang nicht beunruhigend. Er fühlte sich schwach und ausgelaugt, als hätte er einen langen Dauerlauf hinter sich. Natürlich könnte er die Augen öffnen, aber das würde vielleicht dazu führen, dass die Realität ihn überrollte. Er erinnerte sich schwach an das, was geschehen war und warum er hier lag.

 

Das letzte, wenn auch etwas verschwommen, war die Stimme von Colonel O`Neill, die er wahrgenommen hatte und seine Hand. Vielleicht sollte er doch die Augen öffnen und überprüfen, ob er noch da war.

 

Langsam öffnete er sie und sah über sich die fahle Decke der Krankenstation. Langsam ließ er den Kopf zur Seite sinken und sah neben sich weitere Betten, in denen einige Mitglieder von SG-7 und SG-11 lagen. Plötzlich zog sich alles in seinem Bauch zusammen, als er Edwards erkannte. Er erinnerte sich plötzlich wieder an die Ereignisse auf dem Planeten.

 

„Alles in Ordnung, Jonas!“ Jonas wandte den Kopf zur anderen Seite und sah den lächelnden Colonel O´Neill in einem Stuhl sitzen.

 

„Haben Sie die ganze Zeit hier gesessen?“

 

„Sorry, soviel Sitzfleisch habe selbst ich nicht. Sie haben 24 Stunden geschlafen.“

 

„Hab ich etwas verpasst?“

 

„Ja, das könnte man so sagen. Das Beste waren ein paar zerknirschte Tok´ra, die uns kleinlaut ein Gegenmittel zur Verfügung stellten. War jedenfalls mein persönlicher Höhepunkt.“

 

„Gegenmittel?“ Jonas verstand nicht ganz. „Aber...“

 

„Nichts da. Janet hat gesagt, Sie müssen sich noch ausruhen und vor allem nicht soviel reden.“ Er schob den Stuhl zurück. „Am besten schlafen Sie noch etwas weiter.“ Damit schlenderte er davon und Jonas Blick folgte ihm bis zur Tür, in der eine erschöpft aber zufrieden aussehende Janet zu ihm herüber lächelte.

 

Ein bisschen verunsicherte ihn der Anblick Edwards, ohne, dass er wirklich verstand wieso, aber Janets Lächeln war so entspannt, also schien die Gefahr vorüber.

 

***

 

„General. Schön Sie zu sehen.“

 

„Wie ich sehe, hatten Sie hier alles gut im Griff, dann werde ich gleich morgen wieder nach Washington zurückkehren, ich musste meiner Arbeit dort leider zu plötzlich unterbrechen.“

 

„Sir, nein! Also das geht nicht, Sie sind unerlässlich, wir können hier nicht auf Sie verzichten.“ Jack wand sich wie ein Aal und der General amüsierte sich innerlich köstlich und ließ den verzweifelten Jack im Gang stehen. Natürlich würde er hier bleiben, zu viel Aufsehen hatte die Schließung der Basis gebracht und nun musste er dafür Sorge tragen, dass alles wieder seinen gewohnten Gang ging. Das erste, was er unterschreiben würde, war ein Urlaubsschein für Jacks Team.

 

Danach würde er sich einer traurigeren Aufgabe widmen. Diese ganze Geschichte war nicht wirklich gut ausgegangen, auch wenn es schlimmer hätte kommen können. Er hatte einige Briefe für die Angehörigen der Todesopfer zu schreiben und insgeheim war er wütend. Wütend auf die Tok´ra, die im Grunde hierfür verantwortlich waren. Zwar hatten sie umgehend reagiert und ihnen alle Informationen und ein Gegenmittel zur Verfügung gestellt.

 

Laut Jacob hatten die Tok´ra diesen Standort nach dem Zwischenfall aufgegeben, unter anderem, weil sich herausgestellt hatte, dass die Jaffa immun dagegen waren. Jacob hatte die Erde bereits vor einer Stunde wieder verlassen, was seine Tochter sehr enttäuscht hatte.

 

„General Hammond.“ Major Carter rannte hinter ihm her.

 

„Major. Hat Dr. Frasier Sie bereits entlassen?“

 

„Ja, Sir! Sie hat dort schon genug Patienten. Ich möchte Sie um etwas bitten, Sir.“

 

„Was ist es?“

 

„Ich würde gerne dafür Sorgen, dass dies nicht weiteren Torreisenden passiert.“

 

„Wie stellen Sie sich das vor.“

 

„Mein Dad hat mir versprochen, in einigen Tagen mit einem Schiff zurückzukehren, ich würde ihn dann gern dorthin begleiten, um das Tor für immer zu versiegeln.“

„Einverstanden, Major. Ich halte das ebenfalls für eine gute Idee. Sie entschuldigen mich?“

 

Auf diese Idee hätte schon zuvor jemand kommen sollen, dann würden vier gute Männer noch leben. Der General betrat den Sitzungsraum und trat an das große Sichtfenster und starrte auf das Tor, wie er es immer tat, wenn der Tag zu Ende ging.