Die Bestie

Ein flüchtiger Sträfling hinterläßt eine blutige Spur durch Nevada und auch in Gil Grissoms Team, als sie seine Wege kreuzen. Der Fall wird in Anlehnung an die "Beweiskette rückwärts" ebenfalls in einer ungewöhnlichen Zeitlinie erzählt.

PG 13


Danach

Catherine schloss den Aktendeckel und rieb sich müde über die Augen. Nick stand auf der anderen Seite des Tisches und verstaute Beweismittel in einem Karton. Der Fall war aufgeklärt, die Akte würde geschlossen werden. Doch Catherine wusste, dass dieser Fall sie alle lange nicht loslassen würde.

Sie griff nach dem Stapel Fotos und besah sich die blutige Szenerie. Eine Frauenleiche mit aufgeschnittener Kehle lag mit weit aufgerissenen Augen am Boden. Dieser Kerl war eine Bestie und hatte eine lange Blutspur durch halb Nevada hinterlassen.

Lindsay Carters Leben hatte auf brutalste Weise enden müssen und die letzten 24 Stunden ihres Lebens mussten die Hölle gewesen sein, als sie mit ansehen musste, wie ihr Mann und ihr Sohn von diesem Mann getötet wurden.

Sie schob die Fotos unter den Aktendeckel. Die Stimmung im ganzen Labor war sehr gedämpft und die Tagesschicht unter Ecklie hatte die weiteren Fälle übernommen.

"Gehen wir?" Nick sah sie abwartend an.

"Ja!" Sie legte die Akte ab und seufzte. Die letzten Tage hatten sie alle mitgenommen und Catherine wünschte sich nichts mehr als heimzukehren und ihre Tochter Lindsay in die Arme zu schließen. Auf dem Flur kam ihnen Warrick entgegen. Sein rechtes Auge war Blutunterlaufen und seine Lippe geschwollen. Ein Pflaster verbarg die Wunde an der Stirn und Verbände lagen um seinen Handgelenke.

"Warrick, ich dachte du wärst im Krankenhaus?" Nick sah seinen Kollegen besorgt an.

"Ich musste noch meine Aussage machen." Warrick wirkte müde und rieb sich eines seiner Handgelenke. Sie hatten alle viel durchgemacht und Warrick machte sich wegen Greg noch immer Vorwürfe. Catherine hatte die Berichte gelesen. Er hätte ihm nicht helfen können, im Gegenteil konnte er froh sein das alles überlebt zu haben.

"Komm, gehen wir! Ich muss hier raus." Nick sprach ihr aus der Seele. Sie wusste sie konnte das Grauen dieser Arbeit nicht einfach hinter sich lassen, aber in Momenten wie diesen war ihre innere Grenze des Erträglichen überschritten.

***

Der Hubschrauber kreiste über den Hügeln und suchte einen Quadranten nach dem anderen ab. An Bord hielt Brass ein Fernglas an seine Augen, während Grissom die Wärmebildkamera im Auge behielt. Es war nicht leicht an einem solch heißen Tag in dieser Wüstenregion etwas zu finden.

Mehrere Suchmanschaften zu Luft und zu Lande suchten nach ihrem Kollegen, der nun seit gestern Mittag verschwunden war. Niemand wollte der Realität ins Auge sehen, dass seine Überlebenschancen gegen Null tendierten. Der Mann, in dessen Gewalt er sich befunden hatte war gestellt worden, aber von Greg Sanders hatte jede Spur gefehlt. Catherine hatte sie grad informiert, dass Malcolm noch einen Mord begangen hatte, bei denen es aber auch Hinweise gab, daß Greg verletzt worden war.

Indizien hatten den Suchradius eingeschränkt und trotzdem war das Areal, das sie hier absuchten noch immer unüberschaubar. Nick und Sara waren am Boden mit den Suchtrupps unterwegs.

Brass nahm das Glas von den Augen und sah Grissom besorgt an. Der Leiter des CSI-Teams hatte während des ganzen Fluges kein Wort verloren. Brass kannte ihn gut genug, um sich vorzustellen, wie es ihm aussah. Er hatte den jungen Laboranten in den Außendienstes übernommen. Sanders hatte sich gut gemacht, auch wenn er mit dem Tod von Demitrios James arg in die Schusslinie geraten war.

Auch Brass schätzte den jungen Mann. Er kannte die gesamte kriminelle Historie des Täters, der ihn in seiner Gewalt hatte und bei diesem Gedanken zog sich sein Magen zusammen. John Malcolm war eine Bestie. Auf sein Konto gingen nun bereits sieben Morde, angefangen mit seinem Vater, den er bereits im Teenageralter erschossen hatte. Brass korrigierte sich, es waren jetzt 8 Morde.

Zwei Monate nach dem Jugendknast vergewaltigte er eine Frau und bei der Verhaftung schoß er wild um sich und tötete einen jungen Beamten. Zuletzt hatte er im State Prison einen Mitgefangenen brutal zu Tode gefoltert. Dafür sollte er vor Gericht gebracht werden und konnte beim Transport fliehen.

Dazu kam die Familie Carter, die er vor drei Tagen überfallen und nach und nach getötet hatte. Brass verzog den Mund und hielt das Fernrohr wieder an die Augen. Nun suchten sie nach Opfer Nummer acht!

"Halt!" Fliegen sie noch einmal eine Schleife!" Grissom starrte gebannt auf den Bildschirm, während Brass versuchte im rauen Gelände der Hügel etwas zu erkennen. Das Licht verschwand langsam und ihnen blieb für ihre Suche nicht mehr viel Zeit.

"Dort!" Grissom rutschte zu ihm herüber und deutete auf einen steilen Hang direkt unter ihnen. Brass versuchte seiner Anweisung zu folgen und suchte den Hang mit dem Fernrohr ab. Er brauchte einige Sekunden, dann sah er zwischen einigen Sträuchern einen leblosen Körper.

Auch Grissom hatte sich nun ein Fernglas genommen und starrte gebannt hinunter. Sanders, Brass ging davon aus, dass es sich bei der Person da unten um ihren jungen Kollegen handelte, bewegt sich nicht und lag seltsam verdreht unterhalb eines kleinen Feldweges. Er schien den Hang herunter gerutscht zu sein.

"Können Sie hier landen?" Grissom sah unruhig zum Piloten herüber, doch dieser schüttelte den Kopf. Grissom griff zum Funkgerät.

"Nick? Könnt ihr mich hören?"

***

Gefunden

Sara wischte sich den Schweiß von der Stirn und sah Richtung untergehender Sonne. Bald würde es dunkler werden und kühler, aber die Suche würde dies ebenfalls erschweren. Der Funkspruch von Gil lag nur wenige Minuten zurück und sie würden den besagten Canyon bald erreichen. Sara sah bereits den Hubschrauber in ungefähr hundert Meter Entfernung über dem Hang schweben.

Sie konnte sich vorstellen, wie unerträglich es für Gill war hilflos am Himmel zu kreisen und nicht zu Greg zu können. Sara hatte gleich zurück gefragt, ob er erkennen konnte, ob ihr junger Kollege noch lebte. Gil hatte nur geantwortet, dass er sich nicht bewegte.

Nick raste halsbrecherisch und mit verbissenem Blick über den staubigen schmalen Weg. Auch er wollte keine Sekunde mehr verschwenden. Mit quietschenden Reifen stoppte er unterhalb des lärmenden Hubschrauber. Sara öffnete die Tür und winkte Gil zu, der von oben ungeduldig herab sah. Er wies auf den Hang vor ihnen und Sara und Nick gingen bis an den Rand um sich zu orientieren. Im ersten Moment sah sie nichts, doch dann erblickte sie einen Schuh nur wenige Meter unter ihrem Standort. "Ich geh runter!" rief Nick ihr über den Lärm der Rotoren zu. Sara nickte und rieb sich nervös den Nacken.

Nick rutschte langsam hinab und war bemüht, nicht den Halt zu verlieren. Ganz vorsichtig brachte er einen Meter nach dem anderen hinter sich. Vermutlich hatte Malcolm ihren Freund einfach aus dem Wagen gestoßen. Sara schirmte die Augen gegen die untergehende Sonne ab und verfolgte Nicks Abstieg.

Nick verschwand hinter einem kleinen Vorsprung und war nicht mehr zu sehen. Plötzlich tauchte er wieder auf und rief etwas, was im Lärm unterging. Sara winkte dem Piloten sich zu entfernen. Es würde Gil innerlich zerreißen, doch sie musste Nick hören können.

Erneut winkte ihr Nick. "Er ist es!"

***

Die Verfolgung – drei Stunden zuvor

Brass griff zum Funkgerät. "An alle Einheiten! Der Flüchtige bewegt sich mit dem gesuchten Fahrzeug über die Interstate." Er koordinierte den Einsatz vom Hubschrauber aus und lenkte die Einsatzwagen um John Malcolm endlich zu fassen. Er fuhr noch immer den Wagen, den er Greg und Warrick abgenommen hatte. Sie hatten ihn über das Ortungssystems des Fahrzeuges gefunden.

Brass wunderte sich darüber, denn Malcolm musste sich darüber klar sein, dass sie Warrick irgendwann finden und nach dem Wagen suchen würden. Dem Mann schien alles egal zu sein. Der Wagen war stark verbeult. Was hatte der Kerl nur in den Stunden getrieben und vor allem blieb eine Frage: Wo war Greg Sanders?

Laut der Angaben von Warrick, hatte der Mann ihren Kollegen im Kofferraum gefesselt und eingesperrt. Sie mussten vorsichtig vorgehen, um Sanders nicht zu gefährden und so verfolgten sie den Wagen nun schon seit etlichen Meilen ohne einzugreifen. Nicht weit entfernt würden sie eine Straßensperre aufbauen und abwarten, wie Malcolm reagiert.

Brass beobachtete den Wagen genau, irgendwie schien er in leichten Schlangenlinien zu fahren. "Ist der besoffen oder was ist hier los?" Der Pilot zuckte nur mit den Achseln. Wie zur Antwort flog aus der offenen Seitenscheibe plötzlich eine leere Flasche und zerschellte auf dem Asphalt.

"Sieht so aus! Scheisse, das macht ihn noch unberechenbarer." Brass beobachtete wie der dunkle SUV sich immer mehr der Sperre näherte. "Achtung! Er ist bald bei euch und hat eine Geisel! Schießen Sie wenn nur auf die Reifen." Brass kaute nervös auf der Unterlippe. "Blaulichter an."

Der Wagen bog um die letzte Kurve, jetzt musste Malcolm die Polizeifahrzeuge sehen, die ihm den Weg versperrten. Er konnte nicht fliehen, denn auch von hinten kamen nun Einsatzwagen in Sichtweite. Links versperrte ihm ein Steilhang den Weg und rechts ging es steil bergab.

Malcolm stoppte den Wagen und schien zu überlegen. Brass griff zum Mikro und schaltete die Lautsprecher zu. "John Malcolm, hier spricht die Polizei von Las Vegas. Werfen sie ihre Waffen aus dem Fahrzeug und steigen Sie dann langsam aus und legen Sie sich auf den Boden!"

Brass wartete, doch zunächst geschah nichts. Dann erschien eine Hand auf der Fahrerseite mit einer Waffe. Malcolm ergab sich tatsächlich. Brass konnte es kaum glauben und beobachtete wie der Mann die Waffe auf den Asphalt fallen lies.

"Steigen Sie jetzt aus!" Brass sah gebannt hinab, doch nichts geschah. Statt dessen lies der Täter den Motor aufdröhnen und schien sie provozieren wollen. "Steigen Sie aus!"

Er hörte nicht auf Gas zu geben. Verflucht! Was hatte er vor? Wo wollte er noch hin? Irgendwie schien alles still zu stehen, als würden alle, auch Malcolm, den Atem anhalten.

Doch dann gab der Wagen unter ihnen plötzlich Vollgas und raste auf die Sperre und die dortigen Beamten zu.

"Großer Gott!" Die Beamten eröffneten das Feuer, doch der Wagen beschleunigte weiter. Nun wurde auch auf die Scheiben geschossen, um den Wagen zu stoppen – ohne Erfolg. Hilflos musste Brass mit ansehen, wie das Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit versuchte durch die Absperrung zu brechen. Zwei Beamte brachten sich mit einem Hechtsprung in Sicherheit.

Dann wurde es wieder still.

"Runter! Los!" Brass gab dem Piloten ein entsprechendes Zeichen.

***

Spurensuche

Brass stand neben dem völlig demolierten und zerschossenen Fahrzeug. Er war nach der Landung zu dem Wagen gestürmt, den seine Kollegen sicherten. Malcolm lag blutüberströmt über dem Lenkrad und seine toten Augen schienen ihn direkt anzusehen. Doch das interessierte den Detektive alles nicht, er schritt zügig zur Rückseite des Wagens und riss die Heckklappe auf.

Eine dunkle Decke lag dort und wölbte sich an manchen Stellen. Brass hoffte und riß die Decke beiseite, doch er fand nur Taschen und Folienrollen und einen Schuh. Greg Sanders hatte sich also nicht mehr in diesem Wagen befunden als seine Kollegen das Feuer eröffnet hatten. Brass sah über die Schulter und biss sich auf die Unterlippe. Verflucht! Was hatte dieser Scheißkerl mit dem Jungen gemacht?

Er musste Grissom informieren. Malcolm konnte ihnen nichts mehr erzählen, die einzigen, die ihm seine Geheimnisse noch entlocken konnten, waren die Spurenermittler und Freunde von Greg Sanders.

Zwanzig Minuten später fuhren Grissom und Catherine mit dem Wagen vor und kamen mit ihrer Ausrüstung heran. Ihre Minen waren versteinert, denn sie hatten über Funk vom Tod Malcolms erfahren. Brass schritt ihnen auf den letzten Metern entgegen.

"Gil! Catherine!" Er nickte ihnen begrüßend zu.

"Jim! Jemand von euren Leuten verletzt?" Gil war ein aufmerksamer Mensch. Er konnte sich über seinen Mann soviel Sorgen machen wie er will, er vergaß seine Umwelt nicht.

"Einige Schrammen und Schnitte. Nichts schlimmes."

"Wir brauchen die Videoaufnahmen der Verfolgung." Catherine beugte sich bereits über Malcolm und besah sich ihn genau.

"Werden schon in euer Labor geliefert, genauso wie die Aufnahmen der Verkehrsüberwachung."

"Danke!" Gil machte einige Aufnahmen vom Kofferraum, bevor er weiter um den Wagen herum ging. "Er hat viel Dreck an den Reifen. Das könnte aber auch vom ersten Tatort stammen."

Gil setzte den Koffer ab und zog einige Probenbeutel heraus. Brass beobachtete, wie er an den Reifen und vom Unterboden Erdproben nahm. Catherine machte ebenfalls Aufnahmen vom gesamten Wagen, bevor sie vorsichtig die Fahrertür öffnete.

"Was können wir tun?" Auch Sara und Nick kamen nun heran.

Gil schaute auf. "Gut dass ihr da seid! Sara, angeblich hat er einige Meter weiter eine Flasche und die Waffe aus dem Wagen geworfen. Die brauchen wir. Brass kann dir zeigen wo." Er sah zu dem Detektive, der zustimmend nickte. "Nick, du kannst die Black Box des Wagens auswerten, vielleicht finden wir heraus, wo er war."

***

Erwachen

Greg Sanders konnte nichts sehen. Das war das Erste was ihm aufgefallen war als er das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Das Zweite war das verklebte Blut und der Schweiß, der über seine Stirn rann. Fast gleichzeitig erinnerte er sich daran was vorgefallen war und erinnerte sich auch an die Schmerzen. Sein Schädel tat weh und seine Rippen brannten bei jedem Atemzug wie Feuer.

Malcolm! Der Kerl sang da vorne im Wagen. Er wurde sich der Präsenz seines Entführers wieder gewahr und fast gleichzeitig kam die Angst. Er hatte ihn erlebt, hatte gesehen wie er Warrick zusammengeschlagen hatte. Er hatte gesehen, was er mit der Familie getan hatte, die ihm zufällig über den Weg gelaufen war.

Dieser Mann war stark und unberechenbar. Greg versuchte sich vorsichtig zu bewegen um die Decke über seinem Kopf abzuschütteln. Vielleicht konnte er an Teile seiner Ausrüstung gelangen und die Fesseln, die seine Arme auf dem Rücken fixierten, durchschneiden.

Mit den Füßen schob er sie langsam herunter und er wunderte sich, als er sah, dass es bereits Nacht geworden war. Wie lange hatte er hier besinnungslos gelegen? Bunte Lichter schienen durch die Scheiben, während der Wagen in langsamen Tempo fuhr. Malcolm drehte das Radio weiter auf und grölte den Country-Song mit voller Inbrunst aus dem geöffneten Fenster. War das der Strip? Der Kerl war doch größenwahnsinnig, der halbe Staat suchte nach ihm und er machte hier einen auf Party? Greg sah sich um, ihre Ausrüstungskoffer hatten sie bei Warrick zurückgelassen. Warrick! Was war mit ihm? Hatten die anderen ihn gefunden?

Greg konzentrierte sich auf die Werkzeugtasche zu seinen Füßen. Er musste sie mit den Füssen öffnen und streifte sich mühsam den Schuh vom rechten Fuß. So konnte er besser an das Schloß kommen. Er angelte mit dem Fuß nach dem Griff und zog die Tasche näher.

Erst fiel es ihm gar nicht auf, doch dann merkte er, dass die Geräusche von außen nachließen und immer weniger Licht durch die Fenster in den Wagen gelangte. Er fuhr weg vom Strip, weg von den Menschen, die ihm ein wenig Sicherheit hätten bieten können.

Der Wagen schwenkte irgendwo ein und rollte langsam vorwärts. In Greg kroch die Angst hoch, was hatte der Kerl vor? Wollte er sich seiner entledigen?

Er hörte die das Öffnen der Fahrertür und nun bereute er den Schuh ausgezogen zu haben. Der Kerl würde die Heckklappe öffnen und er hatte nur eine Chance, vielleicht konnte er ihn mit einem Fußtritt überraschen und dann ...

"Hallo Kleiner, glaubst du ich bin so dämlich?"

Erschrocken riss Greg den Kopf herum. Malcolm war halb über die Sitze geklettert und sah ihn amüsiert an. Greg fühlte sich komplett hilflos mit den auf den Rücken gefesselten Händen. Er musste mit ansehen, wie der Kerl mit der Whiskyflasche in der Hand weiter nach hinten kletterte.

"Weißt du, eigentlich weiß ich gar nicht, warum ich dich mitgenommen habe, du solltest mich also besser nicht reizen." Greg biß sich auf die Unterlippe und schwieg. In der Enge des Wagens konnte er der Präsenz des Mannes nicht ausweichen und trotzdem versuchte er sich weiter zurück zuschieben. Sein Puls raste und er merkte wie seine Atemfrequenz stieg. Pure Panik stieg in ihm hoch, zu sehr hatte er die verstümmelte Leiche der Frau vor Augen.

Hilflos musste er über sich ergehen lassen, dass Malcolm rittlings auf seinen Oberschenkeln Platz nahm. Eine wohl durchdachte Position, machte sie Greg doch absolut bewegungsunfähig. Malcolm setzte die Flasche an den Hals und nahm einen kräftigen Schluck.

"Wie heißt du?"

Greg wusste nicht was er tun sollte, redete er mit dem Mann, sagte er vielleicht etwas falsches. Sagte er nichts, würde Malcolm vielleicht auch ausflippen.

"Stumm geworden? Macht nichts, sehen wir doch einfach mal nach." Er griff beherzt in Gregs Taschen und durchsuchte sie. Jede Berührung des Kerls lies ihn innerlich erschauern. Das schlimmste war das Gefühl der völligen Ausgeliefertheit.

"Ah, hier steht es ja, Greg Sanders. Ganz schön jung für so einen Job." Malcolm sah durch die dunklen Scheiben, während es für ihn ganz normal zu sein schien auf Gregs Beinen sitzen zu bleiben. "Wir machen jetzt eine kleine Pause und warten. Sicherlich sind sie dem Wagen bald auf der Spur, aber das macht nichts. Ich habe nur noch ein Ziel und danach ist es egal..."

Malcolms Stimme wurde bei diesen Worten immer leiser und er nahm einen weiteren tiefen Schluck aus der Flasche. Greg konnte nur daran denken: Solange er redete, würde er ihn nicht töten. "Weißt du? Jeder Aktion folgt eine Reaktion. So ist das immer. Mein Vater schlug mich, also schoss ich zurück. Dafür bin ich eingefahren. Dort gab es keine Frauen und viele dumme Jungen wie mich. Ich lernte und den Aktionen dort folgte die Reaktion von mir als ich wieder draußen war. Die Kleine hatte mich angemacht, das hätte sie besser gelassen. Also bin ich wieder eingefahren." Malcolm starrte zu Greg hinab um sicher zu stellen, dass dieser ihm auch aufmerksam lauschte.

"Das State Prison ist ein Staat für sich mit eigenen Gesetzen. Du überlebst nur, wenn du stark bist und rücksichtslos. Kingston konnte sich das nicht merken, er hätte mir nicht doof kommen sollen. Aktion, der eine Reaktion folgen wird. Mir war klar, dass die mich dafür in die Todeszelle schicken."

Gregs Gedanken rasten. Der Kerl war doch komplett wahnsinnig. Jeden Moment konnten seine Kollegen auftauchen, der Wagen hatte ein Ortungssystem. Zum einen bedeutete dies Hoffnung für ihn, aber auch die Frage, wie Malcolm darauf reagieren würde.

Malcolm hob die Flasche um ihm zu zu prosten. "Darauf trink ich doch! Ich werde nicht in irgendeiner Zelle auf den Tod warten. Ich werde reagieren!" Malcolm sah auf ihn herab. Und du wirst mir dabei helfen!"

***

Rundreise

"Was haben wir?" Catherine sah in die Runde. Sie hatten alle Spuren gesammelt, analysiert und trafen sich jetzt. Noch hatte sich keine heiße Spur ergeben und Greg rannte die Zeit davon. Catherine hatte vorhin mit Gregs Eltern telefoniert, sie würden in den nächsten Flieger steigen und in einigen Stunden hier eintreffen. Gil hatte sie darum gebeten. Er hatte sie auch darauf hingewiesen, dass Gregs Eltern nicht wussten, dass ihr einzige Sohn derweil in den Aussendienst gewechselt war.

Archie Johnson hielt einige Fotos hoch. "Wir haben den SUV an mehreren Stellen in der Stadt gesichtet. Heute Morgen um 4.00 Uhr ist der doch tatsächlich gemütlich über den Strip gekurvt und hat es sich gut gehen lassen." Archie wies auf ein Foto. "Hier sieht man in der Vergrößerung kurz einen Fuß an der Heckscheibe. Da hat sich Greg noch im Wagen befunden."

"Welches ist das nächste Bild?" Gil notierte sich etwas.

"Der Wagen taucht danach kurz unter, mehr als zwei Stunden keine Spur von ihm, bis er am Riviera Boulvard plötzlich wieder zu sehen ist." Nick ging an eine große Wandkarte und klebte an den beiden Stellen einen kleinen Punkt. "Das ist kaum 500 Meter auseinander. Wo hat er die ganze Zeit gesteckt?"

Gil ging an die Karte. "Viel wichtiger ist, war Greg dann noch im Wagen? Gibt es weitere Bilder?"

Archie nickte. "Wir haben noch eine Aufnahme vom Highway 160 aus Richtung Desert Valley nahe dem Henderson Airport. Dort!" Aber es lässt sich nicht erkennen wer sich im Wagen befindet."

"Zwanzig Minuten später haben wir den Wagen auf der Interstate 15 geortet, nachdem wir Warrick kurz zuvor gefunden hatten. Von da an können wir seine Spur lückenlos folgen." Sara wies auf die Karte. "Das bedeutet, er kann sich nur vorher von Greg entledigt haben."

Nick ergriff das Wort: "Die Blackbox des Wagen weist eine Fahrtstrecke von 86 Meilen auf. Rechnet man die Strecke aus, die er in die Stadt brauchte und zum Henderson Airport bis zur Interstate bleibt eine Differenz von 10 Meilen, die er noch in Richtung Desert Valley unterwegs sein konnte." Er zeichnete einen entsprechenden Radius auf die Karte.

"Was ist mit den Erdproben?" Sara sah fragend zu ihrem Vorgesetzten.

"Wir haben eine Menge Pyrrhotin, gefunden, das man auch in Noritgestein findet. Norit kann es in diesem Gebiet nur hier geben." Gil zeichnete einen Bereich ein. Ihnen allen war die Größe des Areals bewusst.

***

Ein letzter Job

Der Junge gefiel ihm, der war noch unverdorben von dieser Welt. Malcolm sah auf ihn herab. Er würde nicht mehr in den Knast einfahren, sein halbes Leben hatte er dort verbracht.

"Hast du Angst?" Er sah den CSI-Ermittler herausfordernd an. Bisher hatte er kaum einen Laut von sich gegeben. Auch jetzt sah er ihn mit großen Augen an und blieb stumm. Malcolm beugte sich ganz nah hinunter und flüsterte ihm ins Ohr: "Ich habe dich gefragt ob du Angst hast!"

Das hatte gesessen. Mit zittiriger Stimme antwortete er: "Ja..ah!"

"Richtig so! Du solltest auch Angst vor mir haben. Angst ist das einzige ehrliche und nützliche Gefühl. Es warnt dich vor Gefahr und verschafft dir Respekt." Er lag noch immer mit seinem Obenkörper auf dem Jungen. Dessen Körper bebte vor Aufregung. "Im Knast überlebst du nur durch die Angst. Im Knast gelten andere Gesetze als hier draußen. So ein smarter gut aussehender Junge wie du hätte dort viele Fans."

Er spürte wie sich Atem des unter ihm liegenden beschleunigte. Malcolm genoss es, die Angst weiter zu schüren und fuhr mit der rechten Hand intim an Sanders Körper entlang und merkte wie er sich begann unter ihm zu winden. Vielleicht... die Sirene eines Polizeiwagens lies ihn innehalten.

Er musste noch vorsichtig sein, noch hatte er nicht alles erledigt, bevor er von der großen Bühne abtreten wollte. Ein wenig Spaß war in Ordnung, aber er durfte sein Ziel nicht aus den Augen verlieren. Er erhob sich abrupt und nahm noch einen tiefen Schluck aus der Flasche..

"Was glaubst du wann deine Leute dich und deinen Kollegen vermissen?" Er nahm noch einen Schluck und griff nach der Brieftasche des Jungen und zog eine Karte heraus. "Praktisch, dass ich meine Geheimnummer immer dabei habe! Danach fahren wir noch jemanden besuchen."

***

Zwischenspiel

"Ich habe hier etwas!" Warrick stürmte in den Raum. "Ich habe den Funkverkehr abgehört. Am Convention Drive wurde ein Mann niedergeschlagen, als er Geld an einem Automaten abheben wollte. Die Täterbeschreibung passt zu Malcolm. Ich habe die Bilder der Überwachungskamera der Bank angefordert und gerade bekommen." Er war sich der Blicke seiner Kollegen bewusst, eigentlich sollte er im Krankenhaus bleiben, doch er konnte nicht still in einem Bett liegen, wenn es gleichzeitig um das Leben ihres Freundes ging. Er schob die Disk in den bereit stehenden Computer.

"Der Vorfall ereignete sich gegen halb fünf, ich hab es gleich. Ja! Hier ist es!" Warrick lies das Band laufen und starrte gebannt auf die Szenerie. Auch seine Kollegen sahen über seine Schulter. Nick stand direkt neben ihm. "Das ist doch Greg!"

Auf dem Bildschirm sah man Greg mit seinem Entführer, der ihn grob an den Geldautomaten stieß. Greg sah nicht gut aus und hatte die Arme auf den Rücken gefesselt. Malcolm schien völlig egal, dass er mit ihm in aller Öffentlichkeit auftauchte. Sie sahen wie die beiden einige Worte wechselten und Malcolm dann eine Karte ein schob und etwas eingab.

"Er hebt Geld ab! Wahrscheinlich von Gregs Konten. Wozu?" Catherine konzentrierte sich auf Gregs Gesicht. "Greg sieht nicht gut aus." Warrick hatte die Brutalität des Kerls am eigenen Leib erfahren und konnte sich seinen Teil denken. Er war nur froh, dass sein Freund noch lebte. Plötzlich tauchte eine dritte Person außerhalb des Kameraradius auf. Nur die Beine waren zu erkennen. Es schien zu einem heftigen Wortwechsel zu kommen.

"Das muss der Mann sein, der die ganze Sache zur Anzeige gebracht hat. Malcolm hat ihm den Kiefer gebrochen."

Die Kamera erfasste Malcolm, der sich an Greg vorbei schob und auf den Mann los ging. Greg drehte sich zum Geldautomaten und sprach in Richtung Kamera. Sie alle konnten auch ohne Ton verstehen, was er sagen wollte. Hilfe – Warrick Brown – CSI. Warrick biß sich auf die Lippen, als er sah wie Malcolm hinter ihm auftauchte und mehr als grob zuschlug. Greg brach zusammen und wurde aus dem Sichtkreis gezerrt.

"Wir verlieren Zeit!" Gil ging ungeduldig zur Karte zurück. Sie alle brauchten kein weiteres Wort darüber zu verlieren. "Cathrine, du schaust dich mit Warrick in der Nähe des Geldautomaten um. Vielleicht hat er Greg irgendwo dort zurück gelassen." Warrick war froh, dass ihn sein Vorgesetzter nicht ausschloß.

"Ich und Brass arbeiten mit dem Hubschrauber. Nick, du und Sara unterstützt uns mit Suchmannschaften vom Boden aus.

***

Die Abrechnung

Malcolm hatte Greg nach der Geschichte mit dem Geldautomaten zurück in den Wagen geschafft, benommen rollte sich dieser auf der Ladefläche zusammen. "Verarsch mich nicht Kleiner! So was kann schmerzhaft enden!"

Er griff nach der Whiskeyflasche. Er war sich nicht sicher, ob er den Wagen hier einfach so stehen lassen konnte. Nein! Er würde den Wagen mitnehmen, auch wenn es nicht weit war bis zur Pool Hall. Malcolm stieg ein und startete den Wagen. Nach wenigen Minuten hatte er die alte Billiardehalle in einer Seitenstraße erreicht.

Um diese Zeit sollten keine Gäste mehr in der Halle sein und er würde nur Ed antreffen. Eddi war so berechenbar wie ein Schweizer Uhrwerk. Er würde noch ein Feierabendbier am Hals haben und sein Geld zählen. Er hatte mit Zocker-Eddi drei Jahre eine Zelle geteilt und hatte noch eine Rechnung offen.

Er sah in den Rückspiegel und überlegte. Sanders bewegte sich kaum, doch er wollte ihn lieber nicht im Wagen lassen. Er musste ihn danach ebenfalls los werden. Er brauchte ihn nicht mehr.. Aber erst musste er seine Rechnung bezahlen. Aktion und Reaktion, sein ganzes Leben bestand darin diesem Motto zu folgen.

Er ging nach hinten und riß die Heckklappe auf. "Aussteigen!" Er zerrte den Jungen aus dem Wagen, der zu seinen Füßen landete. "Steh auf!" Er stieß ihn vor sich her und sah sich suchend um. So wie er es geplant hatte, keine Menschenseele in der Nähe.

Er genoss es, die Angst in den Augen seiner Opfer zu sehen. Sanders wusste nicht, was er vor hatte und das verunsicherte ihn zutiefst. Ängstlich sah er in Richtung des Autos und dann zur Poolhalle. "Wir besuchen einen alten Freund und du darfst in der ersten Reihe sitzen."

Er öffnete die Tür und stieß den jungen Ermittler grob hinein, so dass dieser stolperte und unsanft auf dem Boden landete.

"Ed! Du Hurensohn! Beweg seinen Zockerhintern hierher!" Er zog seine Waffe und wartete, während sein Entführungsopfer vor ihm auf dem Boden lag. "Steh auf Kleiner!"

Malcolm musste nicht lange warten und er hatte seinen alten Zellennachbarn richtig eingeschätzt. Er kam mit einer im Anschlag befindlichen abgesägten Schrotflinte um die Ecke. "Was willst du hier?"

Malcolm zog den Jungen am Kragen hoch und nutzte ihn als lebendes Schutzschild. "Wir haben noch eine Rechnung offen. Ich schulde dir noch einen Einsatz. Er griff in die Tasche und holte das Geld aus dem Geldautomaten hervor und warf es Ed vor die Füße.

***

Sorgen

Warrick saß auf einer Mauer und sah sich um. Er konnte nicht leugnen, dass er am Ende seiner Kräfte war. Sie hatten den ganzen Block abgesucht und in einer Seitengasse Reifenspuren und eine leere Flasche Whisky entdeckt. Einige Blutspuren, aber keine Spur von Greg. Nichts was ihnen weiterhalf, aber auch kein grausiger Fund in irgendeiner Seitengasse.

Sie hatten noch immer keine Ahnung was Malcolm hier wollte und womit er die zwei Stunden verbracht hatte. Catherine kam auf ihn zu und setzte sich neben ihn. "Nichts! Absolut gar nichts!"

"Vielleicht auch gut so." Warrick rieb sich die Schläfen?

"Alles klar bei Dir?"

"Nicht wirklich." Warrick hatte eine unglaubliche Wut im Bauch. "Weißt du, ich hätte an seiner Stelle sein müssen. Ich bin der Cop! Ich trage die Waffe. Greg sollte gar nicht in solche Situationen geraten. Reicht es nicht von einer Horde durchgeknallter Kids zusammengeschlagen zu werden?"

Catherine nickte! "Er hat schon einiges mitgemacht, aber ob er im Innendienst sicherer ist bleibt dahingestellt. Ich hab ihn einmal in die Luft gesprengt. Greg ist hart im nehmen, wenn einer das übersteht, dann er."

Warrick war sich bewusst, dass seine Kollegin ihn nur aufmuntern wollte, aber er bekam die Bilder nicht aus den Augen, wie Malcolm seinen Freund bewusstlos in den Kofferraum gestoßen hatte. Das hatte so etwas menschenverachtendes. Es war ihm egal, was mit seinen Opfern geschah. Es war ihm auch egal gewesen, was mit Warrick geschah.

Stundenlang hatte er darauf gewartet, dass jemand zum Tatort herauskam und nach sah, wo die beiden Tatortermittler blieben. Doch da sie nach dem Einsatz frei gehabt hätten, hatte Gil erst viele Stunden später nach ihnen suchen lassen und er hatte jede einzelne Stunde gezählt.

Catherine sah irritiert zur Seite, als einige Häuser weiter mehrere Streifenwagen vorfuhren. "Was ist denn da los?" Warrick erkannte eine Poolhall, in der er vor Jahren mal ermittelt hatte.

***

Wie alles begann:

"Was meinst du, Greg? Kriegt Nick die Beförderung?" Warrick Brown zog aus seiner Weste ein neues Paar Gummihandschuhe und kniete sich vor den stark beschädigten Wagen. Sie waren schon seit Stunden hier und sicherten die letzten Beweise.

Die zwei Leichen waren bereits abtransportiert worden und auch der letzte Streifenwagen hatte vor zehn Minuten den Tatort verlassen. Warrick und Greg wollten noch die letzten Spuren sichern und dann zurück ins Labor, wo Grissom sie sicher schon dringend erwartete.

Als sie im Morgengrauen eingetroffen waren, bot sich ihnen ein Bild des Grauens. In ihrem Beruf sahen sie eine Menge, aber soviel Brutalität wie hier begegnete ihnen nicht täglich. Brass hatte sie erwartet und in die kleine Lagerhalle geführt. Hier war bereits seit Jahren niemand mehr gewesen und überall hingen Spinnweben. Dichter Staub lag in der Luft und hüllte alles in ein trübes Licht.

Greg wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und zuckte mit den Schultern. "Wer weiß? Da kommen noch ein paar andere in Frage." Greg bückte sich nach einem Farbsplitter neben dem Wagen. Seit zwei Tagen verfolgte die State Police einen Flüchtling aus dem State Prison ca. 70 Meilen südlich von Las Vegas. Gestern hatte er einen Mann aus seinem Wagen gezerrt und ihm den Schädel eingeschlagen, um dann mit dem Auto zu verschwinden. Laut Zeugenaussagen befanden sich die Frau und der Sohn des Mannes im Wagen. Danach verlor sich die Spur.

Die Fahndung hatte zunächst nichts ergeben, bis man das Handy der Ehefrau vor einigen Stunden hatte orten können. Mitten im Nirgendwo ein paar Meilen außerhalb von Las Vegas. Der Wagen war wohl von der Straße abgekommen und der Flüchtige, John Malcolm hatte den Wagen, einen Lexus, in diese Halle geschoben und versteckt.

Die Ehefrau hatten sie in einer dunklen Ecke voller Fässer gefunden, den Jungen im Kofferraum des Wagens. Wie es aussah, hatte Malcolm ihn bereits gestern erwürgt.

Greg erhob sich und sah erneut über all das Blut auf dem Rücksitz. Malcolm behandelte seine Opfer nicht wie Menschen, niemand tat so etwas einem Menschen an. Greg hatte Malcolms Strafakte gelesen. Dieser Mann war ein brutaler menschenverachtender Sadist. Ihm war alles zuzutrauen und Greg konnte nur hoffen, dass er bald geschnappt wurde.

"Alles klar?" Warrick tauchte plötzlich neben ihm auf und hielt ihm einen Beutel entgegen. Er ließ den Farbsplitter hinein gleiten.

"Ja!" Greg hatte sich vorgenommen, sich seine Betroffenheit über solche Tatorte nicht anmerken zu lassen, auch wenn ihm bewusst war, dass seine erfahreneren Kollegen ihn durchschauten. "Ich denke wir sollten hier verschwinden und ins Labor fahren. Vielleicht finden wir eine Spur um dieses Schwein zu stoppen!" Greg war selbst erstaunt über die Heftigkeit in seiner Stimme.

Warrick schmunzelte leicht und hielt ihm die Hand entgegen, um ihn aufzuhelfen. "Gute Idee!" Er sah sich um. "Machen wir noch einen letzten Rundgang und dann ab in die klimatisierten Labore. Diese Hitze hier draußen ist ja kaum auszuhalten."

***

Flüchtig!

Ihm war warm und er musste hier weg. Es war ruhig geworden draußen und er hörte nur noch zwei leise männliche Stimmen jenseits der dünnen Holzwand. Ohne Fahrzeug saß er in dieser Einöde fest und somit boten ihm die zwei da draussen den einzigen Ausweg aus seiner Misere. Die dumme Kuh hatte ihm ins Lenkrad gegriffen und nur mit Mühe hatte er den kaputten Wagen in der Halle verstecken können. Sie hatte ihre Dummheit wohl bereut, nachdem er mit ihr fertig gewesen war. Reaktion auf ihre dumme Aktion.

Als er bei dem Gefangenentransport den Wärter hatte überwältigen können, war der Rest wie automatisch passiert. Er wusste, es war seine einzige Chance und er hatte im Leben gelernt Chancen auch zu nutzen.

Er beugte sich vor und sah durch die Spalten zwischen den Holzbrettern. Er hatte es von seinem Vater gelernt: Beobachte deine Beute und schätze ihre Stärken und Schwächen ein. Der eine war groß und stark und strahlte die Selbstsicherheit eines erfahrenen Mannes aus. Vor ihm musste er sich in Acht nehmen. Malcolm schmunzelte. Er würde der Polizei schon zeigen, dass er viel von seinem Vater gelernt hatte. Vorher!

Er sah sich um und griff nach einer alten rostigen Kette und wartete auf die Gelegenheit. Er hatte warten gelernt.

Die Stimmen wanderten im Raum und er konnte einige Wortfetzen verstehen. "Was ist mit dem Wagen?" Die Stimme gehörte dem jüngeren der beiden. "Sollten wir den nich..." Der Rest ging in einem Poltern unter. "Mist!"

"Alles klar?"

"Ja, aber ich glaube ich brauche Feierabend." Die Stimme des jüngeren näherte sich seiner Position und Malcolm spannte die Muskeln an. Vorsichtig schob er das Brett zur Seite, das ihn vor dem Rest des Raumes verbarg. Der Kerl stand mit dem Rücken zu ihm, nur wenige Schritte entfernt. Den anderen konnte er nicht sehen, aber das brauchte er auch nicht.

Er schwang die Kette und lies sie vorschnellen. Sie schlang sich um den Hals seines überraschten Gegners, den er mit einem Ruck in seine Richtung zog. Er hatte seine Hände an die Kette genommen und versuchte sie von seinem Hals zu lösen, doch Malcolm zog ihn nah an sich heran und hielt ihm das bereits blutverschmierte Messer an den Hals. Der junge Mann war wie erstarrt.

Malcolm wusste, er hatte ihn unter Kontrolle, jetzt musste er den anderen noch in den Griff kriegen und der war bewaffnet.

***

Lebendiges Schild

"Der Kerl heißt Ed Sullivan. Wurde mit einem Kopfschuß nieder gestreckt. So wie es aussieht, hat er sich aber auch gewehrt. Im Büro findet sich eine Halterung, in die eine Schrotflinte reinpaßt und hier vorn..." Sofia wies auf einige Einschußspuren in der Wand nahe der Eingangstür. "... scheint er getroffen zu haben."

Catherine sah sich um. In der Nähe der Tür gab es verschiedenste Blutspuren. Sie und Warrick waren neugierig geworden und sahen sich jetzt aufmerksam um. "Sieh mal Catherine." Ihr Kollege wies auf eine Waffe, die in einer Ecke lag. Warrick bückte sich und stieß einen frustrierten Ton aus.

"Was ist los?"

Warrick wand sich mit ernstem Gesicht zu ihr um. "Es ist meine!"

"Dann war es Malcolm."

"Jetzt wissen wir auch, was er die fehlende Zeit getan hat."

Catherine nickte. "Es war etwas persönliches mit diesem Ed, er hat ihm ins Gesicht geschossen.

Warrick sah sich die Spuren noch einmal genauer an. "Es sieht aus, als habe er Ed einen Besuch abgestattet. Hier liegen Geldscheine, vielleicht eine offene Rechnung, die er noch zu begleichen hatte. Eddi ist nicht glücklich über den nächtlichen Besuch und empfängt ihn mit einer Ladung Schrot."

"Aber Malcolm hatte keine Schußverletzungen. Er starb laut dem Doc an einem gebrochenem Genick."

Catherine wies auf einen verschmierten Fleck nahe des Eingangs. "Das sind Fußabdrücke, aber jemand war hier eindeutig ohne Schuhe unterwegs."

"Greg!" Warrick hatte das Bild der Verkehrsüberwachung gesehen. "Dann könnte er die Schrotladung abbekommen haben."

Catherine schüttelte den Kopf. "Vielleicht einen Teil, dafür ist zuviel in der Wand gelandet." Sie wies auf die vielen kleinen Löcher.

"Dieses Schwein hat ihn als Schutzschild benutzt."

"Ich informiere Gil!" Catherine erhob sich.

***

Schläge

Warrick hatte sich gerade nach seiner Ausrüstung gebückt, um diese zum SUV zu tragen. Als er plötzlich ein Poltern hörte, dachte er Greg wäre schon wieder gestolpert.

"Hey Bulle."

Warrick Brown war Profi genug um dierekt auf die Bedrohung zu reagieren. Sein Kopf ruckte hoch und in der gleichen Bewegung lies er die Koffer los und griff an sein Waffenholster.

"Mach keine Dummheiten oder dein Kollege verteilt sein Blut auch noch über den Boden!" Warrick zog die Waffe und richtete sich vollständig auf und konnte nun die Situation überblicken. Malcolm, es musste der Gesuchte sein, hielt Greg mit einer Kette um dessen Hals und ein großes Messer an den Hals. In den Augen Gregs stand die Überraschung, die auch er empfand.

Malcolm musste sich den ganzen Tag am Tatort versteckt haben, wie hatte er sich nur vor ihnen verbergen können? Doch das zählte jetzt nicht. Warrick hob die Waffe und zielte, auch wenn er kein freies Schußfeld hatte, auf den Kopf des Mannes. "Hören Sie Mister! Das macht doch keinen Sinn, lassen Sie meinen Kollegen los."

"Oh, ein höflicher Cop. Sorry Mann, ich glaube ich habe die besseren Karten." Damit zog er die Kette fester um Gregs Hals. Er würde ersticken, wenn der Kerl ihn nicht bald los lies. Panik spiegelte sich in seinen Augen.

Warrick überlegte fieberhaft, doch er hatte keine Option. Schoß er, traf er vermutlich auch Greg und Malcolm schnitt ihm die Kehle vielleicht noch durch. Ergab er sich, lieferte er sich und Greg vermutlich auch dem Tod aus, denn bisher hat keines der Opfer überlebt.

"Schmeiß die Knarre weg CSI!" Gregs Gesicht nahm langsam eine ungesunde Farbe an und er verdrehte die Augen. Warrick biß sich auf die Lippen und spielte alle Optionen durch, doch er hatte nur eine. Er hob die Hände langsam an und legte die Waffe vorsichtig auf den Boden. In Gregs Augen stand die Verzweiflung. "Lassen Sie ihn los, er bekommt keine Luft mehr." Hilflos musste Warrick mitansehen, wie sein Kollege langsam in den Armen des Mannes erschlaffte.

"Sehr klug CSI! Waffe rüber!" Warrick kickte ihm die Waffe zu und er lies sein Opfer endlich aus dem Würgegriff der Kette. Greg stürzte nach Atem ringend zu Boden, während Malcolm die Waffe griff und auf Warrick anlegte. Würde er schießen? Er versuchte in den Augen des Gangsters zu lesen. Was wusste er über ihn? Gab es etwas, dass ihnen jetzt helfen konnte?

Greg war außer Gefecht und der Kerl kam grinsend auf ihn zu und sah dabei über die Taschen, die er gerade noch in den Wagen bringen wollte. Er wusste ganz genau was er tat. "Handschellen?"

Warrick nickte zu seiner Jacke, die neben den Taschen lag. Innerlich atmete er auf, was immer Malcolm vorhatte, erschießen schien nicht auf dem Plan zu stehen.

Zwanzig Minuten später fand sich Warrick mit den Handschellen an einem dicken Balken gefesselt. Malcolm zwang Greg, der sich ein wenig erholt hatte, grob einige Sachen in den SUV zu packen.

Malcom zielte unentwegt auf ihn und Greg bot sich keine Gelegenheit die Situation zu ändern. Warrick hoffte, er machte keine Dummheiten, mit dem Mann war nicht zu spaßen, er war Profi in dem was er tat. "Komm her!"

Greg leistete der Anweisung folge. Malcolm griff ihm von hinten in den Nacken und drückte ihn brutal zu Boden. "Hände nach hinten!" Als Greg nicht schnell genug reagierte, schlug er brutal mit der Waffe zu. Benommen sank dieser zusammen. Malcolm steckte die Waffe in den Hosenbund und band Greg die Hände mit Kabelbindern auf den Rücken.

Warrick versuchte seine Wut zu beherrschen. "Was haben Sie vor? Der ganze Staat ist Ihnen auf den Fersen. Sie können nicht gewinnen."

"Wer sagt das ich das will? Ein bisschen Spaß, ein paar mal Dampf ablassen..." Malcolm trat an ihn heran. "Ich nehme deinen Freund mit, als kleinen Spaßbringer und du kannst rein gar nichts dagegen tun. Wie fühlt sich das an?" Warricks Zorn wuchs und er zerrte hilflos an seinen Fesseln.

"Du kommst hier nicht weg und kannst nur warten, ob sie dich finden."

"Du Arschloch!"

Malcolm zog eine Augenbraue hoch. Er stand direkt vor ihm. Nichts deutete auf seine Emotionen hin und so war Warrick von dem Schlag, den er erhielt, völlig überrascht. Sein Kopf schien zu explodieren. Er spürte, wie ihn ein weiterer Schlag traf und dann noch einer.

***

Leben

Sara hatte Greg gesehen als er von den Schlägern zusammengeschlagen wurde. Das stärkste Gefühl an das sie sich dabei erinnerte, war die Hilflosigkeit ihm die Schmerzen nicht nehmen zu können. Sie hatte Angst, den Hang hinab zu rutschen und dieses Gefühl erneut zu erleben.

Nick war wieder kurz aus dem Blickfeld. Sara wartete auf die erlösenden Worte. "Er lebt!" Sara merkte erst jetzt, dass sie den Atem angehalten hatte. "Es geht ihm nicht gut!" Ihre Erleichterung verflog gleich wieder. Nicht wieder! Doch dieses mal war sie nicht hilflos, sie konnte ihm helfen.

Sie sprang an an den Wagen und gab die Meldung durch. Sie konnte sich Gils Erleichterung vorstellen. Der Notarzt war jetzt auf dem Weg. Sie ging nach hinten und holte das Erste Hilfe Set heraus und rannte wieder zum Hang. "Sei vorsichtig Sara!" Doch sie vergaß alle Vorsicht. Sie hatten ihn endlich gefunden.

Als der irre alte Mann Nick lebendig begraben hatte, war es eine Erlösung gewesen das Suchgebiet endlich einzugrenzen, nachdem die Spur lange Zeit so kalt war. Sie wusste nicht wie Nick das hatte überstehen konnte, aber sie hoffte, dass auch Greg diese Stärke besaß.

Unten angekommen sah sie Nick, der sich über Greg beugte, dessen Gesicht sie zunächst nicht sehen konnte. Er lag mit dem Rücken zum Hang gelehnt und das erste was ihr auffiel, war das unnatürlich verdrehte Bein und die vielen Abschürfungen.

Seine Kleidung war verdreckt und zerrissen, aber was sie verblüffte waren seine Augen. Als Nick sich herab beugte, sah sie, dass Greg bei Bewusstsein war. Nach all dem hatte er noch immer die Kraft bei Besinnung zu bleiben.

"Greg!" Ihr Freund lies den Kopf leicht zu ihr herüber wandern, sagte aber kein Wort. Die Augen zeigten Erschöpfung und Schmerzen. Seine Lippen bewegten sich und zunächst verstand sie ihn nicht. "War..ick!" Nick legte seine Hand beruhigend auf die Schulter seines Freundes.

"Es geht ihm gut Greg. Alles in Ordnung."

Sara hockte sich neben Nick und griff nach seiner linken Hand Gregs. "Du bist in Sicherheit! Bald bist du im Krankenhaus. Er kann dir nichts mehr tun."

Greg starrte an Sara vorbei. Sie hätte gerne gewusst, was in ihm vorging. Sie konnte nur raten. "John Malcom ist tot." Greg schien gar nicht zu reagieren, es war bald als hätte er dies schon gewusst.

***

In den frühen Morgenstunden

Greg hatte Schmerzen und spürte wie das Blut an seinem Bauch entlang lief. Er konnte sich nicht mehr genau erinnern, was nach der Schießerei in der Billardhalle geschehen war. Ein Teil der Schrotladung hatte ihn in der Seite getroffen und er merkte, dass seine Seite noch immer leicht blutete.

Er hatte gesehen, wie Malcolm diesem Eddi das Gesicht weg geschossen hatte. Alles geschah so schnell. Malcolm hatte sich breitbeinig über sein den Toten gestellt. "Du Scheißkerl hast zwar gewonnen, aber leider beschissen und dafür war der Einsatz zu hoch."

Er hatte Greg einfach achtlos zu Boden gleiten lassen und wandte sich nun zu ihm um. "Was abgekriegt?"

Er kam heran und besah sich ihn genau. "Wir müssen gehen!" Damit zog er ihn hoch und schleifte ihn hinter sich her. Greg erinnerte sich verschwommen, wie er ihn in den Wagen stieß und kurz darauf Gas gab. Sie schienen die Stadt zu verlassen, denn die Geräusche von draußen nahmen ab.

Die Sonne war aufgegangen und Greg merkte wie müde er war. Wie lange war er jetzt wach? Es müssen fast 30 Stunden sein, seit er zum Nachtdienst aufgebrochen war. Der Wagen bog von der Hauptstraße ab.

Greg hatte Angst. Malcolm war auf einer Abschiedstour, das war offensichtlich. Er wollte sterben und zwar bald und vermutlich würde er ihn mitreißen. Sie mussten doch den Wagen orten können, mittlerweile sollte man Warrick und ihn doch vermissen und der Wagen sendete ein GPS-Signal. Warum kam denn niemand? Er konnte nicht mehr!

Der Wagen stoppte plötzlich und Greg hörte die Tür, dann wurde die Heckklappe geöffnet. "Komm Kleiner, die Tour ist hier vorbei!"

Damit zerrte er ihn aus dem Wagen. "Stell dich hin!" Greg versuchte das Schwindelgefühl loszuwerden, er hatte vermutlich zu viel Blut verloren. Er spürte den losen Sand unter den Füssen und sah sich um. Sie waren an einem Hang mitten in der Wüste. Er würde ihn beseitigen und niemand würde ihn finden.

"Ich muss schon sagen, du gefällst mir Kleiner, aber ich brauche dich jetzt nicht mehr." Greg bemühte sich aufrecht stehen zu bleiben und sah zu Malcolm, der sich einige Schritte entfernte und die Schrotflinte locker über die Schulter warf. Er drehte sich um und legte an.

Gregs Atem ging stoßweise und seine Beine zitterten vor Schwäche, aber sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Hinter ihm war der Abgrund, er könnte sich nach hinten fallen lassen oder er versuchte etwas. Er befeuchtete seine Lippen.

"Wo... worauf reagieren Sie damit?" Er erschrak vor seiner eigenen Stimme, aber auch Malcolm reagierte.

Er lies die Waffe etwas sinken und legte den Kopf leicht zur Seite. "Du hast mir also doch zugehört." Er kam heran und blieb vor Greg stehen.

"Ja. Das... das hab ich." Greg hielt den Atem an. Malcolm grinste.

"Du hast Recht Kleiner!" Er lächelte. "Ich wünsche dir viel Glück!"

Greg sah die Bewegung aus den Augenwinkeln, dann traf ihn der Schlag mit der Schrotflinte und er spürte, wie er nach hinten flog.

***

Zum Ende hin

Gil saß in einem Stuhl neben dem Bett, während Sara ihnen beiden einen Kaffee holte. Er wollte den Jungen nicht allein lassen. Ecklie hatte dafür gesorgt, dass die Tagesschicht alle Fälle übernahm. Als Nick damals gefunden worden war, hatte er ihn auch nicht allein gelassen. Greg war bis vor einer Stunde operiert worden und schlief nun. Ein Schlauch an seiner Nase versorgte ihn mit zusätzlichem Sauerstoff..

Er hatte einen komplizierten Bruch des rechten Beines, den sie mit einem Fixateur gerichtet hatten und sie hatten ihm drei Schrotkugeln aus seiner Seite geholt. Dazu hatte er diverse Prellungen, eine Gehirnerschütterung und war stark dehydriert gewesen, doch die Ärzte meinten, er würde sich schnell erholen.

Doch jetzt lag er blass in diesem Bett und schlief einen unruhigen Schlaf. Er schien zu träumen und der Traum schien nicht zu den schönen Träumen zu gehören. Er warf den Kopf unruhig zur Seite. Sara stand plötzlich in der Tür und beobachtete ihn.

Gil hielt ihrem Blick stand, erst als Greg im Schlaf aufstöhnte wandte er seine Aufmerksamkeit wieder ihm zu. Sara kam an das Bett, stellte die Kaffeebecher ab und setzte sich auf den zweiten Stuhl. Sie griff nach Gregs linker Hand und nahm sie in die Ihre. Sanft begann sie die Hand zu streicheln und sofort wurde Gregs Schlaf ruhiger.

Still blieben sie beide so sitzen, bis an der Tür Bewegung auf kam. Catherine, Nick und Warrick standen dort. Sie waren alle müde, aber niemand wollte jetzt heimgehen. Sie alle wollten Greg zeigen, dass sie da waren, sobald er das Bewusstsein wiedererlangte.

Warrick zog sich den letzten Stuhl heran und nahm Platz. Auch er war nun seit einer langen Zeit auf den Beinen. Es dauerte nur Minuten, bis sein Kopf auf die Brust sank.

Catherine trat an Gils Seite und lehnte sich müde gegen die Wand. „Ich frage mich noch immer, warum er Greg nicht auch erschossen hat?"

„Vielleicht erzählt Greg es uns irgendwann." Gil sah seiner Kollegen auf. „Ich denke er wird es wissen."

***

Epilog

Doktor Robbins schob eine Bahre mit der Leiche von Edward Sullivan in die Kühlung. Es waren viele Leichen heute gewesen, zu viele. Aber sie hatten ihn geschnappt. Er war hier und würde niemanden mehr töten. Robbins ging eine Tür weiter und öffnete sie. Dort lag John Malcolm. Die Presse nannte ihn die Bestie der Wüste und Robbins kam nicht umhin ihnen zu zustimmen. Allerdings waren auf seinen Tisch alle friedlich.

Er schloß die Tür und war versucht eine weitere zu öffnen. Nein! Er hatte den toten Jungen lang genug gesehen. Die Familie Carter war nun im Tode wieder vereint und würde bald abgeholt werden. David kam herein. „Wir haben eine Schießerei am Boulder Highway gehabt. Sie bringen gleich drei Opfer rein."

Robbins atmete tief ein und wieder aus. Die Arbeit würde in dieser Stadt für ihn nie ausgehen. „Dann sollten wir hier vorher etwas aufräumen. Bald müssen wir anbauen, wenn das so weitergeht."

Er trat an den Tisch und begann die Instrumente zu ordnen, während David begann den Tisch zu reinigen. Nur Minuten später schoben zwei Assistenten die erste Leiche herein.