Jadda
„Die Brücke“
Inhalt: Jacks Schmerz über den Verlust Daniels ist unermesslich, wird er den Trost zulassen?
Anmerkung: Dies ist meine erste Slashgeschichte und eigentlich habe ich sie geschrieben um Euch alle ein wenig mit dem Pairing zu ärgern. Ich hoffe sie gefällt euch trotzdem und eigentlich ist es ja auch eher Preslash. Feedback wäre wie immer toll.
Pairing Daniel/Jack und Jack/Jonas
!!!!!!!!!!!!Achtung Slash!!!!!!!!!!!!!!
Es war eine komische Stimmung im Team, seit Tagen hatte der Colonel schlechte Laune und selbst Sam schien dies nicht mehr ertragen zu wollen. Sie marschierte schon den ganzen Tag vorne weg und ignorierte ihren Vorgesetzten wann immer es ging. Teal´c bildete wie so oft die Nachhut, während sie ein tiefes Tal durchquerten. Recht und links erhoben sich gewaltige Bergrücken, die Jonas an das Alwari-Gebirge auf seinem Heimatplaneten erinnerte.
Sie befanden sich auf einer Erkundungsmission. Für Jonas war das alles noch neu, es war erst die sechste Mission an der er teilnahm. Er hatte lange um eine Aufgabe im Stargate-Center gekämpft und immer wieder versucht ein Teil des SG-1 Teams zu werden. Doch der Colonel hatte dies nicht in Betracht gezogen, für ihn konnte niemand Daniel ersetzen. Jonas hatte O´Neill oft beobachtet. Er vermisste Dr. Jackson mehr als alle anderen. Jonas hatte den jungen Mann nur kurz kennen gelernt, doch er hatte einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Der Colonel stand abends oft im Gateraum und starrte das Stargate an, als könnte es ihm seinen Freund zurückbringen. O´Neill war überzeugt, Daniel Jacksons Geist sei aufgestiegen und irgendwie schien er die Hoffnung, ihn wieder zu sehen, nicht zu verlieren. Das ganze Team hatte zwar von ihrem Kameraden Abschied genommen als er aufgestiegen war, aber die Tatsache machte einen endgültigen Abschied wiederum schwer.
Sam bekämpfte ihre Trauer mit Arbeit, trotzdem war sie eine der wenigen, die unverkrampft mit ihm umgingen. Jonas fühlte sich in dieser neuen Welt mehr als fremd. Zwar bemühte er sich alles in sich aufzunehmen, zu lernen und Erfahrungen zu sammeln, aber das war nicht alles.
Er war einsam. Die meisten Menschen auf der Station begegneten ihm mit kühler Distanz und auch er hielt sich zurück. Er versuchte jedem Menschen mit einem freundlichen Lächeln zu begegnen und zumindest Sam schien auf seine Bemühungen zu reagieren.
Vor wenigen Tagen war er Abends in den Gateraum gekommen und hatte den Colonel dort gesehen. Auch er war schon oft in der Nacht im Gateraum gewesen. Irgendwie war dieser große runde Metallkreis seine letzte Verbindung zu seiner Heimat. An manchen Abenden überwältigte ihn das Heimweh, wenn ihm schmerzlich bewusst wurde, dass er nie zurückkehren würde. An diesem Abend stellte er sich neben den Colonel und starrte mit ihm gemeinsam auf das inaktive Gate.
Beide schwiegen minutenlang bis der Colonel sich räusperte und zu ihm herübersah. Jonas wusste, es war der falsche Moment für sein Lächeln und so wartete er auf das Gate starrend, dass der Colonel den ersten Schritt machte. Doch dieser wandte sicher wieder zum Stargate und Sekunden später drehte er sich auf dem Absatz um und verlies den Raum.
Zwei Tage später akzeptierte O´Neill ihn im Team.
Jonas dachte wieder an das Alwari-Gebirge, in dem er mit seinem Vater oft zum klettern war. Wie unendlich lange war dies her. Er erinnerte sich nur ungern an den Tag, an dem seine Mutter ihm mitteilte, dass sein Vater im Gebirge verunglückt war. An diesem Tag hatte er sich das erste mal in seinem Leben wirklich allein gefühlt.
Die Berge dieses Planeten erhoben sich bis zu 4000 Meter schätzte Jonas, etwas niedriger als auf Kelowna. Er blickte wieder nach vorn, wo Sam und O´Neill vorangingen und dem Talverlauf um eine Felsspitze folgten. Sam hielt plötzlich an. „Hier kommen wir glaube ich nicht weiter.“
Vor ihnen erstreckte sich eine tiefe Felsspalte, an deren Grund sie einen kleinen Wildbach erkennen konnten. Jonas fragte sich wie viel Millionen Jahre dieser Flusslauf gebraucht haben mochte um ein solch tiefes Tal zu schaffen. „Na toll!“ Jack stand am Rand und starrte hinab. “Soll das jetzt heißen der ganze Marsch war umsonst?”
„Vielleicht nicht O´Neill. Schau!“ Der Jaffa wies auf einen schmalen Pfad, der rechts an der Schlucht entlang führte. Nicht gerade vertrauenserweckend aber Jack wandte sich gleich um und marschiert los und Jonas folgte ihm.
Sam und Teal´c bildeten das Schlusslicht und sie setzen ihren schweigenden Marsch weitere 20 Minuten fort. Jack schlug ein hohes Tempo an und Jonas hatte mehr als einmal Mühe, nicht abzurutschen. Der Pfad fiel neben ihnen steil ab und der Rand schien auch nicht sehr stabil. Einmal hatte ein großes Gepolter ihn erschrocken herumfahren lassen und er sah noch wie Teal´c Sam stützte, die überrascht den in die Tiefe polternden Felsen hinterher sah.
Dadurch hatte Jack etwas Vorsprung gewonnen, da er sein hohes Tempo gleich wieder aufnahm. Jonas hatte gewartet, bis er sicher war, dass es Sam gut ging und sich seit dem bemüht wieder aufzuholen, was ihm auch mehr oder minder gelang.
***
Sams Wut im Bauch wuchs mit jedem Schritt. Es war eine Sache seine schlechte Laune an anderen auszulassen, aber wenn es nun auch Auswirkungen auf ihre Mission hatte, ging das zu weit. Jack riskierte mit diesem hohen Tempo einen Absturz und sie rang mit sich ihn verbal zu bremsen. Sie wusste was mit ihm los war, schließen ging es ihnen allen so. Nur das Jack noch kein Ventil für seine Wut gefunden hatte. Am Anfang hatte sie vermutet, all sein Frust lud sich auf Jonas ab und hatte versucht dem jungen Mann immer wieder Selbstvertrauen zu geben, aber dann hatte sich das geändert.
Sicher, Jack und Jonas würden vermutlich nie die besten Freunde werden, aber irgendetwas war geschehen. Natürlich war sich ein General Hammond sicher, dass Jack nur die Russen aus seinem Team heraushalten wollte, aber Sam kannte ihren Vorgesetzten besser.
Doch jetzt war sie einfach nur besorgt, Jack hatte den ganzen Morgen schon alles und jeden angeschnauzt. Die Techniker im Torraum, die Bedienung in der Kantine und nicht zuletzt sie selbst. Das er jetzt ein solch riskantes Tempo anschlug kam nicht von Ungefähr. Jack und Jonas hatten bereits einen ordentlichen Vorsprung und umrundeten gerade eine Felsspitze, die den Weg noch weiter verengte.
Als Sam die Biegung erreichte, bewegte sie sich noch vorsichtiger, denn der Weg sah mehr brüchig aus. Jack und Jonas hatten auf einem kleinen Plateau endlich angehalten und warteten in zehn Metern Entfernung auf sie. „Sam, seid vorsichtig dort!“
Doch Jonas Warnung kam zu spät, der Felsweg zerbröselte regelrecht unter ihren Füßen und mit ihr rutschten fast sieben Meter Fels den Hang herab. Sam warf sich mit aller Macht zurück und riß die Arme empor, sie musste irgendwo Halt finden. Sie wusste, dass Teal´c direkt hinter ihr auf Höhe der Felsnase gestanden hatte, doch ob auch er stürzte, konnte sie nicht ausmachen.
Sie spürte wie ihre Beine mitgerissen wurden, als sie einen heftigen Ruck an ihrem Rucksack verspürte. Sie Stieß mit dem Kopf schmerzhaft gegen Felsen und für den Moment verlor sie die Orientierung. Als sie sich halbwegs gefangen hatte, hörte sie unter sich das Tösen der herabstürzenden Felsen und erkannte, dass Teal´c sie hinten am Rucksack gepackt hatte.
„Versuche dich irgendwo zu halten.“ Der Klang in der Stimme des Jaffa signalisierte ihr die drohende Gefahr. Als sie über die Schulter blickte, sah sie sein angestrengtes Gesicht und dass er sich nur an der Felsnase festhielt. Auch unter ihm war der größte Teil des Felsens weggebrochen.
Verzweifelt zog sie die Beine an und fühlte mit ihnen nach kleinen Felsvorsprüngen, die ihr vielleicht Halt boten. Sekunden später fand sie mit dem rechten Bein Halt und ihre Hand konnte einen Felsvorsprung knapp über ihr greifen.
„Alles klar!“ Teal´cs Griff lockerte sich und Sam sah zum ihm herüber, als er mit der Hand, die sie gerade noch vorm Absturz bewahrt hatte umgriff und seine durch Felssplitter blutige Hand von der Felsspitze löste.
„Sam! Teal´c? Alles klar bei Euch?!“ Jacks Stimme klang besorgt und das zu recht, doch helfen konnten die beiden ihnen nicht. Teal´c zog sich weiter zu ihr herüber, nachdem er sich selbst abgesichert hatte und umgriff ihre Taille. Mit Schwung zog er sie zurück auf den noch verbliebenen Weg. Sie landeten beide auf dem Rücken und atmeten erleichtert auf. Jack und Jonas entzogen sich ihrem Blick, da sie sich wieder hinter der Felsbiegung befanden.
„Sam!“ Jacks aufgeregte Stimme erklang aus dem Mikro und sie drückte den Sendeknopf.
„Alles in Ordnung, Sir!“ Sam stemmte sich auf die Knie und sah vorsichtig um die Ecke. Der Felssturz hatte fast den ganzen Weg bis zu ihren Kameraden weggerissen, unmöglich diese Kluft zu überwinden, denn sie hatten keine entsprechende Ausrüstung dabei. „Sir? Das könnte ein Problem werden.“
***
Jack trat mit dem rechten Stiefel wütend gegen die Felswand, doch der Schmerz in seinem Fuss lenkte ihn leider auch nicht von seinen Problemen ab. Sie saßen fest, daran bestand kein Zweifel, zumindest er und Jonas. Der Rückweg war ihnen versperrt, um den Abgrund zu überqueren brauchten sie Seile und Karabiner und die fehlten in ihrem Gepäck. Natürlich konnten sie dem Weg weiter folgen, aber sie wussten nicht wohin er führte. Sie hatten auf dieser Mission keine großen Hindernisse erwartet und das rächte sich jetzt.
„Sir? Was machen wir?“ Sams Stimme klang so ratlos wie er sich fühlte. Die beiden waren leicht angeschlagen, aber ansonsten ok.
„Ehrlich?“
„Ähm, ja!“
„Ich habe keine Ahnung!“ Jack sah sich frustriert um. Es war klar, dass sie nur über den Pfad wieder zum Sternentor gelangten, andererseits bestand auch die unwahrscheinliche Möglichkeit, dass sie dieser Pfad auch über einen Umweg zum Gate zurückbrachte. Jack atmete tief durch, das brachte doch alles nichts. „Carter, Teal´c! Ihr geht am besten zurück und kommt mit der richtigen Ausrüstung zurück.“
„Das kann aber dauern!“ Jetzt war es an Sam besorgt zu klingen.
Jack sah Jonas forschend an und dieser erkannte die stumme Frage und nickte. „Wir schauen uns hier noch ein wenig um und warten. Meldet euch wenn ihr zurück seid.“
„Sir? Halten Sie das für eine gute Idee? Der Weg weiter runter ist sicherlich nicht ungefährlich.“
„Wir werden langsamer gehen.“ Er hoffte Sam verstand die versteckte Entschuldigung in dieser Aussage. Er hatte sich gehen lassen und jeder im Team hatte es merken können, dabei hatte er so sehr versucht seine Gefühle für sich zu behalten. Darin waren er und Daniel geübt und auch jetzt wo sein Freund weg war, wollte er die Fassade unbedingt aufrecht erhalten.
***
Jonas schritt langsam hinter dem Colonel her, der nun wesentlich vorsichtiger unterwegs war. Sam und Teal´c hatten sich vor gut einer Stunde auf den Weg gemacht um die benötigten Seile und vielleicht personelle Hilfe zu holen. Jonas begrüßte die Entscheidung des Colonels, die Suche während dessen fortzusetzen. Dank seiner Erfahrungen auf Kelowna fand er sich in dem felsigen Gelände gut klar. Er hatte es geliebt am Alwaroa-Hang ohne Seil zu klettern, doch auch ihm war der Steilhang am Felsrutsch zu schwierig und gefährlich gewesen.
Sie hatten jetzt genug Zeit und warum sollten sie die mit sinnlosem Warten verschwenden. Der Weg führte sie immer tiefer in die Schlucht und schlängelte sich eng am Hang entlang. An zwei Stellen hatten sie kleine Erdrutsch überspringen müssen. Als er O´Neill hinter einer Felszunge in den Rücken rannte, kamen sie beide für den Moment ins straucheln, doch ein beherzter Griff Jacks verhinderte den Sturz. Jetzt sah er auch, was O`Neill zu einem so abrupten Bremsmanöver verleitet hatte. Vor ihnen überzog eine lange, sehr wackelig aussehende Holzbrücke das Tal.
„Sehr vertrauenserweckend!“ Jack rüttelte sanft an dem eher marode aussehenden Holzpfeiler, der eines der Tragseile hielt. Vorsichtig stellte er einen Fuß auf das erste Brett und zuckte wie Jonas bei dem krächzenden Geräusch zusammen. „Oder auch nicht!“
Jack sah sich zu ihm um. Was erwartete er von ihm? Jonas war nicht unbedingt erpicht darauf, die Haltbarkeit des morschen Holzes zu testen, vor allem nicht ohne sichernde Seile. Aber wie sah die Alternative aus? Warten? Das lag weder in seiner noch O´Neills Mentalität, also nickte Jonas wenig zuversichtlich, aber bestimmt.
„Dann wollen wir mal.“ Doch Jonas hielt ihn zurück und setzte den Rucksack ab. „Ich bin leichter, ich sollte vorgehen.“
„Was heißt hier leichter? Das liegt höchstens am Rucksack.“ Doch Jonas wusste dass er gewonnen hatte und schob sich am Colonel vorbei. Vorsichtig stellte er einen Fuß nach dem anderen auf die schmalen Bretter, die nur von zwei sehr spröde aussehenden Haltetauen fixiert wurden. Rechts und links half ihm ein Handlauf, das Gleichgewicht zu waren.
„Langsam Jonas!“
Das musste ihm der Colonel nicht zweimal sagen, die Brücke knirschte beängstigend. Vorsichtig testete er jedes Brett, bevor er es betrat und versuchte sein Gewicht möglichst gleichmäßig zu verteilen. Die Seile in seinen Händen waren knochentrocken und sehr rau, zusätzlich drohte sie ins Schwingen zu geraten.
Die Brücke maß vielleicht zehn Meter, doch Jonas kam es vor wie hundert. Schritt für Schritt schob er sich vorwärts, doch nicht vorsichtig genug, als er spürte wie eines der Bretter unter seinem Fuß nachgab. Er versuchte noch sein Gewicht nach hinten zu verlagern, aber es war zu spät. Sein rechtes Bein rutschte zwischen den geborstenen Bretterenden hindurch und er landete schmerzhaft mit dem linken Knie auf dem davor liegenden Brett. Er spannte jeden Muskeln in seinen Armen an um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
„Jonas!“
Jonas atmete tief durch und versuchte die Schrecksekunde zu verdauen, bevor er sich mit Hilfe der Arme wieder hochdrückte und das rechte Knie aus dem Loch zog. Er sah über die Schulter in Jacks besorgtes Gesicht und versuchte zuversichtlich zu Lächeln. „Hier sollten Sie nachher etwas vorsichtig sein, Jack!“
„Sehe ich auch so!“ Jonas wandte sich wieder um und machte den nächsten Schritt. Er schob sich weiter und diesmal hielten die Bretter, trotzdem war er völlig außer Atem. Erst jetzt merkte er wie angespannt er gewesen war und wandte sich an der Felswand Halt suchend zu O´Neill. „Alles klar hier!“
Jack setzte ebenfalls seinen Rucksack ab und begann ihn zu durchforsten. Jonas sah wie er alles schwere und sperrige entfernte um leichter zu sein. Zum Werfen war der Abstand zu groß, sollte der Rucksack fallen, würde er in dem in der Dunkelheit kaum zuerkennenden Fluß verschwinden. Jonas vermutete, dass es noch fast 30 Meter hinab ging. Die Felsenwand unter ihnen bestand aus schroffen Felsnasen und fiel fast senkrecht herab. Er hoffte wirklich, dass sich das Risiko lohnte und der Weg sie entweder zurück zum Gate oder zu etwas wirklich spektakulärem führte.
Er beobachtete wie Jack den ersten Schritt wagte und die Brücke hielt. Sie hielt auch beim zweiten und beim dritten Schritt und Jack wurde selbstsicherer. „Da hat sich die Diät ja ausgezahlt.“
***
Jack hoffte ebenfalls, dass sich der Aufwand lohnte, denn von allen Gefahren in dieser Galaxie, war große Höhe nicht gerade seine Lieblingsgefahr. Wie zuvor Jonas schob er ein Bein vor das andere und testete jedes Brett, bevor er es betrat. Den Blick nach unten vermied er und den Blick nach hinten ebenfalls. Sonst hätte er das Unheil vielleicht kommen sehen.
Statt dessen sah er nach vorn in Jonas Gesicht und erkannt dort die drohende Gefahr in seinem Gesicht. Gleichzeitig spürte er wie die Handläufe unter seinen Händen die Spannung verloren. „Festhalten!“
Jonas Warnung hätte es gar nicht bedurft, denn Jack verlor den Boden unter den Füßen und krallte sich mit aller Macht in die Seile. Die Verankerung musste sich hinter ihm gelöst haben, denn die ganze Brücke sackte unter ihm weg. Ihm blieb nichts anderes übrig als sich festzuhalten während er sich abwärts bewegte.
Das abgerissene Ende stürzte hinab in Richtung gegenüberliegende Felswand und Jack wusste schon jetzt, dass ihm der Ausgang dieses Sturzes nicht gefallen würde. Der Aufprall an der Felswand war heftig und ein stechender Schmerz durchfuhr seine Seite und sein rechtes Knie. Jack keuchte und konzentrierte sich nur darauf, das Seil nicht loszulassen. Der Aufprall hatte ihm die Luft aus den Lungen getrieben und für einen Moment drohte er das Bewusstsein zu verlieren. „Colonel!?“ Das war Jonas, vermutlich konnte er ihn unter dem überhängenden Fels gar nicht sehen. „Ich...“, Jack erschrak fast vor seiner krächzenden Stimme, „ich bin hier!“
Er sah nach oben und sein Laune sank weiter. Über ihm hingen die Reste der Brücke und sahen nicht unbedingt stabil aus. Jack stöhnte, das würde schwere Arbeit werden, wenn er es mit seinen offensichtlichen Verletzungen bis oben schaffen wollte.
„Colonel, die Verankerungen lösen sich!“ Jack sah sich hektisch um, ob er irgendwo Halt finden würde, doch vor ihm lag nur eine glatte Felswand. Er hielt sich an zwei Haltetauen fest und als eines der beiden nachgab griff er schnell um. Es wusste nicht, warum dieses tau hielt, während der Rest der Brücke weiter über und unter ihm zusammenbrach. Geborstene Bretter regneten auf ihn hinab, aber das Halteseil hielt dem Stand.
Jack wusste, es blieb ihm vielleicht nicht viel Zeit, bis auch das letzte Seil riß und so begann er sich hoch zu ziehen. Jede seiner Muskeln schrie nach wenigen Minuten auf, doch er gab nicht auf. Auch nicht als er fast abstürzte, nachdem das Seil durchgesackt war. Jack keuchte und zog sich Minuten später an der Kante hoch. Nun sah er auch, warum Jonas ihm nicht zur Hilfe gekommen war.
Auch das letzte Haltetau war gerissen und Jonas hielt das gesamte Gewicht mit seinen Händen. Jonas hatte seine Beine in die Felsen gestemmt und den Körper weit nach hinten gebogen. Sein ganzer Körper zitterte unter der Anstrengung Jack und die Überreste der Brücke zu halten und Jack beeilte sich, seine letzten Kräfte zu mobilisieren und sich über die Kante zu ziehen. Mit einem Stöhnen lies er sich auf den Rücken sinken und schnappte nach Luft.
„Jonas... Sie können jetzt loslassen.“ Jack legte die Hand auf den zitternden Arm des jungen Mannes. Erst jetzt gewahrte er das rote Blut am Seil. Vermutlich wäre es ihm fast entglitten und er hatte sich die Hände aufgeschnitten bei dem Versuch ihn zu halten. Jack griff an die verkrampften Hände und löste sie vorsichtig von dem Tau. Die Rest der Brücke stürzten unvermittelt mit Getöse in die Schlucht und hätten Jonas mitgerissen, wenn Jack ihn nicht gehalten hätte.
„Oh Mann! Arrgh.“ Jetzt wo die größte Gefahr gebannt war, drangen die Schmerzen in seiner Seite wieder in den Vordergrund. Sie waren beide angeschlagen und so bewegte sich keiner von ihnen. Statt dessen schnappten sie bei weiter nach Luft bis sich ihr Atem langsam beruhigte.
***.
Es wurde langsam Dunkel und die Temperaturen sanken immer tiefer. Jack und Jonas saßen immer noch am Rand der Schlucht und redeten kaum, denn jeder von ihnen musste erst einmal seine Kräfte sammeln. Doch so konnten sie nicht sitzen bleiben. Jack zog sich weiter an die Wand und lehnte sich an. Sein Knie war völlig steif und als er vorsichtig die Hand darauf legte, fühlte er, dass es stark angeschwollen war. „Dafür bin ich eindeutig zu alt!“
„Hört es sich seltsam an, wenn ich mich dem anschließen möchte?“
„Nicht wirklich, Jonas. Übrigens Danke!“
„Gern geschehen, wäre sonst etwas einsam hier geworden bis Teal´c und Sam zurückkommen.“ Jack sah Jonas von der Seite her an, Sarkasmus war sonst eigentlich sein Metier. Der junge Mann starrte auf seine blutverschmierten Hände und schien sich zu überlegen, was er damit als nächstes tun sollte.
„Wie wäre es mit einem Verband?“ Jonas sah zu ihm herüber und nickte stumm. Jack wühlte mit der Rechten in einer seiner Hosentaschen und zog ein Verbandspäckchen hervor und machte sich an die Arbeit. Jonas zuckte ab und zu, lies die Prozedur bis auf ein leises Zischen schweigend über sich ergehen. „Haben sie ein zweites Päckchen dabei, Jonas?“
„Linke Hosentasche.“ Jonas drehte sich, damit Jack problemlos in die Tasche greifen konnte. Jack brauchte noch 5 Minuten, dann hatte er sein Werk vollendet. Er lies sich zurücksinken, das Stechen in seiner Seite wollte nicht enden. Er griff sich an eine der Westentaschen und entnahm ihr 2 Schmerztabletten. „Auch eine?“ Jack hielt Jonas eine davon hin.
„Danke. Geht schon. Was machen wir jetzt?“
Jack warf sich gleich beide Tabletten ein. „Ehrlich?“ Jack sah sich um. Vor ihnen gähnte der Abgrund, rechts schraubte sich der Felswand weiter in die Tiefe und sie waren beide angeschlagen. Jack würde mit dem Knie nirgendwo hingehen, sie würden warten müssen und nichts hasste Jack mehr. „Keine Ahnung!“
„Es wird ganz schön kalt.“ Jonas sah sehnsüchtig zur anderen Seite der Schlucht, wo in der Dämmerung noch schwach sein Rucksack zu sehen war. Er hatte recht, auch Jack wurde langsam kalt. „Zeit für eine Bestandsaufnahme!“
Jack zog sich mit vorsichtigen Bewegungen den halbleeren Rucksack vom Rücken und öffnete ihn. „Also, wir haben hier eine zweite Zat, äußert hilfreich in einer kalten Nacht am Berg und hier hätten wir einen Energieriegel. Hunger?“
„Nicht wirklich! Sie haben nicht zufällig ein Zelt, eine Decke oder eine warme Jacke drin gelassen?“
„Besser!“ Jack grinste triumphierend. „Einen Schlafsack.“
„Klasse, immerhin einer. In meiner Jacke ist noch irgendwo eine Rettungsdecke. Ich komme nur nicht dran.“
„Schon erledigt.“ Jack wühlte in der Jacke und zog die Decke heraus. Jonas Blick fiel auf das Funkgerät an Jacks Weste. „Was soll das bringen? Die zwei kommen eh so schnell wie möglich zurück.“
„Vielleicht um sie zu informieren, dass sie für ihr Knie ein paar Krücken einpacken?“ Jack schmunzelte, manchmal erinnerte Jonas ihn tatsächlich an Daniel. Am ... am Ende hatte er Jack in Sachen Sarkasmus in nichts mehr nachgestanden. Zum Leidwesen aller anderen, wie oft hatte Sam augenrollend den Besprechungsraum verlassen.
Vor Jacks Augen tauchte erneut das Gesicht seines Freundes auf. Er vermisste Daniel, niemand konnte erahnen wie sehr, nicht einmal Sam. Der Schmerz des Verlustes war so intensiv, dass es Jack die ersten zwei Wochen innerlich zu zerreißen drohte. Er hatte funktioniert, nicht mehr und nicht weniger und er war wütend gewesen, dass Daniel ihn verlassen hatte.
Er sah zu Jonas herüber, der sich bemühte eine bessere Sitzposition zu finden. Er war sehr wütend gewesen und das meiste davon hatte leider der junge Kelowianer abbekommen. Jack ärgerte sich über sich selbst, doch er konnte nicht aus seiner Haut, seine Wut hatte einen Kanal gebraucht.
Daniel und Jack hatten es vor allen verborgen, auch vor ihren Teamkameraden, niemand hatte etwas geahnt und das war auch gut so gewesen. Er wünschte sich nur, er könnte seinen Schmerz mit jemanden offen und ehrlich teilen. Zur Zeit fühlte er sich wie der einsamste Mensch der ganzen Galaxie und vermutlich war er das zur Zeit auch fast, bedachte man ihre derzeitige Situation.
***
Sie hatten versucht einen Funkkontakt herzustellen, doch sie konnten keinen Kontakt zu Teal´c und Sam herstellen und so hatte Jonas beschlossen, den weiteren Pfad im letzten Licht zu erkunden. Doch es war immer dunkler geworden und so hatte er nach kurzer Zeit umkehren müssen. Er kam nur langsam vorwärts, da er sich nicht gut festhalten konnte. Einmal war er weggerutscht und hatte sich mit der rechten Hand abstützen müssen. Die Konsequenz war ein erneut durchgebluteter Verband und stechende Schmerzen.
Viel schlimmer war allerdings das Wetter. Die Temperaturen waren in der letzten Stunde enorm gefallen und der Wind hatte aufgefrischt. Zu allem Überfluss hatte es mit einsetzender Dunkelheit auch noch zu regnen begonnen.
Jonas machte sich Gedanken um Colonel O´Neill, der gab es zwar nicht zu, aber Jonas hatte gesehen wie er sich mehrmals mit schmerzerfülltem Gesicht in die Seite gegriffen hatte. Der Regen wurde immer heftiger und Jonas fror erbärmlich. Es waren nur noch wenige Meter, dann war er wieder am Ausgangspunkt.
Das Licht seiner Taschenlampe reichte bei dem Regen kaum zwei Meter weit und endlich kam der Colonel in den Lichtkegel. „Was gefunden?“
„Zu dunkel, zu naß und vor allem zu kalt!“ Jonas zitterte vor Kälte und er dachte mit grauen daran, die ganze Nacht bei diesem Wetter zu verbringen.
„Ich war auch nicht untätig.“ Jonas wies auf eine kleines Dach, dass er aus einem Regencape gebastelt hatte. Er hatte den Rucksack zerlegt und an einem übriggebliebenen Pfosten gebunden. So wurde zumindest auf einem kleinen Fleckchen das Wasser abgehalten.
„Das wird trotzdem eine miese Nacht.“ Jack hatte sich während der Wartezeit in die Metallfolie gewickelt und war noch relativ trocken.
Zehn Minuten später hatten sie sich ein unbequemes, kaltes Nachtlager bereitet. Jonas hatte die nassen Sachen abgestreift und war in den Schlafsack geschlüpft und obwohl es eng werden würden, hatte sich Jack dazugesellt. Sie mussten sich gegenseitig wärmen, sonst hatten sie keine Chance. Darum hatten sie die Rettungsdecke aus Metallfolie gewickelt und gut festgestopft. Jonas hoffte, dass sie weder der Wind vom Pfad wehen würde, noch von den Wassermassen weggespült wurden. Zur Sicherheit hatten sie den Schlafsack mit Gurten des Rucksacks fixiert.
Ihnen würde nicht anderes übrigbleiben, als die ganze Nacht regungslos in diesem Schlafsack zu stecken. Besonders für Jack war dies mit seinen Verletzungen schwer zu ertragen. Jonas fror noch immer und Jack, der inter ihm lag, legte seine wärmenden Arme um ihn. Er fror viel zu sehr um diese Haltung befremdlich zu finden und schloss zähneklappernd die Augen.
***
Jack wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber es kamen ihn wie Stunden vor. Seine Seite schmerzte fürchterlich und er versuchte krampfhaft an etwas warmes zu denken, auch um sich von der so nahen Wärme abzulenken. Jonas schien zu schlafen, er hatte schon nach kurzer Zeit aufgehört zu zittern und war wieder warm geworden.
Jack versuchte den Kopf noch weiter einzuziehen, denn immer wieder traf ihn ein kalter Luftzug im Nacken. Das war vielleicht nicht die ungemütlichste Nacht, die er jemals erlebt hatte, aber sie kam nah daran.
Vieles erinnerte ihn an ihr Eisgefängnis in der Antarktis, als er mit Sam durch das 2. Tor geschleudert worden war und zugleich war es jetzt soviel anders. Damals war es Sam gewesen, sie wussten, das die Regeln zwischen ihnen standen, doch das hinderte sie nicht daran Gefühle füreinander zu empfinden, denen sie zumindest in der Nacht nicht ausgewichen war. Danach hatte es noch viele Momente der Nähe zwischen ihnen gegeben, doch irgendwann hatte er aufgegeben.
Die unerfüllte Liebe zu Sam gipfelte in einer unsagbaren Leere für ihn und in diese Leere tat dann jemand anderes und füllte sie so ganz und gar aus, wie er es nie erwartet hatte. Jack schloß die Augen und ließ sich von seinen Gedanken davon tragen. Er vermisste Daniels Duft, wie hatte er es genossen morgens mit ihm aufzuwachen und an ihn mit Küssen in seinem Nacken zu wecken. Niemand hatte Verdacht geschöpft, dass Jack Daniel so oft von zuhause abholte und sie gemeinsam am Stützpunkt auftauchten.
Allerdings war er sich bei Teal´c nicht ganz sicher, manchmal schien sein Blick zu sagen: [i]Ich weiß es und es ist ok.[/i] Vor Jacks Augen tauchte immer wieder Daniels Gesicht auf und das Gefühl in seiner Nähe zu sein. Er wusste, dass Daniel nicht Tod war, er hatte sich von ihm verabschiedet und doch war er für ihn unerreichbar.
Wieder pfiff ihm der Wind in den Nacken und er tauchte noch tiefer in den Schlafsack ein und schmiegte sich näher an den warmen Körper. Immer mehr verschwamm im Halbschlaf die Grenze zwischen Realität und Traum und Jack gab sich ganz seinen Erinnerungen hin.
Und dann spürte er es, wie die Wärme sich immer mehr konzentrierte, wie alle Energien sich in seinem Körper konzentrierten. Jack versuchte sich gegen die wachsende Wärme in seiner Leiste zu wehren, doch je mehr er sich der Nähe zu Jonasund seinem Körper gewahr wurde, umso mehr keimte in ihm die Erregung.
Großer Gott, alles nur das nicht! Nicht hier und jetzt und vor allem nicht bei Jonas! Er konnte nur hoffen, dass der junge Mann tief und fest schlief und die Schwellung seines Gliedes an seinem Gesäß nicht merkte. Schwer drückte sein Penis gegen die dünne Hose und verlangte nach mehr, doch Jacks Verstand hatte nicht vor es dazu kommen zu lassen. Doch er kam nicht dagegen an, alles in ihm fühlte sich an Daniel erinnert, an die Sehnsucht, die er in den letzten Wochen verspürt hatte und die jetzt an die Oberfläche drängte.
Jack versuchte sich von Jonas Körper zu lösen, aber der Schlafsack bot dazu keinen Spielraum. Er flucht innerlich, dass sein Fleisch schwächer war als sein Verstand.
***
Jonas war mehrmals kurz eingeschlafen, doch immer wieder erwachte er. Entweder weil eine Böe wild pfeifend durch die Schlucht wehte, seine Hände schmerzten, weil der Regen ohrenbetäubende Ausmaße annahm oder sich Jack hinter ihm bewegte.
Es war schon eine seltsame Position in der sie hier lagen und für den Colonel mit Sicherheit sehr gewöhnungsbedürftig. Jonas machte das ganze nicht ganz soviel aus. Er hatte gelesen, dass gleichgeschlechtliche Beziehungen auf der Erde zwar bekannt waren und auch toleriert wurden, aber alles andere als die Regel waren und so sah man wenig davon in der Öffentlichkeit. In den wenigen Wochen auf der Erde hatte er einen Film gesehen und auch dort geschah alles nur heimlich.
Jonas verstand das alles nicht, daran war doch nichts verwerfliches. In dieser Nacht daran zu denken war sowieso mehr als abwegig, denn bei dem Wetter verging Jonas jegliche Lust.
Um so überraschter war er, als der Colonel noch näher an ihn herangerückt war. Vermutlich war ihm nur kalt, sagte er sich und das konnte er gut nachvollziehen, denn auch ihm war nicht wirklich mollig warm. Und dann fühlte er es plötzlich, es war eindeutig was sich dort gegen sein Gesäß drückte und Jonas fragte sich, ob er die Menschen vielleicht doch falsch eingeschätzt hatte.
Auf Kelowna galten gleichgeschlechtliche Beziehung einzig und allein dem Vergnügen oder der Entspannung. Schließlich waren sie für die Fortpflanzung ihrer Rasse unerheblich und so wurde ihnen auch kein großer Stellenwert zugesprochen. Das war nur einer der vielen kulturellen Unterschiede auf der Erde, aber Jonas fand sich bereits gut zurecht.
Er spürte wie Jack sich zurückzuziehen versuchte, doch in dieser Enge war das ein unmögliches Unterfangen. Vermutlich war es ihm unangenehm und Jonas sollte besser so tun als würde er weiterhin schlafen, auch wenn Jonas sich nicht unangenehm berührt fühlte, war er sich beim Colonel doch nicht sicher. Vielleicht war es doch besser ihm zu signalisieren, dass er wach war und damit kein Problem hatte. Noch immer hatte Jack seinen Arm um seinen Oberkörper geschlungen und schien sich unsicher, was er damit machen sollte.
„Colonel, ich...“
***
Jonas war wach! Großer Gott nur das nicht! Jacks Gedanken und Jacks Gefühle fuhren Achterbahn und er sog die Luft ein in der Hoffnung das alles wieder unter Kontrolle zu bekommen. Er hatte es eigentlich bereits gemerkt, bevor Jonas nur den Mund aufmachte, denn sein Atem hatte sich beschleunigt. Doch er hatte nicht reagiert, wie er erwartet hatte.
„Jonas, bitte! Ich ... es tut mir leid!“
„Warum?“
Jack war mehr als verblüfft. Warum? Warum wohl! Was war das für eine Frage? „Weil... weil das nicht hätte passieren dürfen.“
„Auf Kelwona würde das niemand sagen.“ Jack runzelte die Stirn. Was für eine schräge Diskussion, aber wenn sie ihn davon abhielt, sich seinen Emotionen hinzugeben, dann her damit. Jonas lag noch immer in seinen Armen wirkte völlig entspannt.
„Auf Kelowna macht ihr so was öfter?“
„Vielleicht nicht unbedingt bei strömenden Regen an eine Felswand geklammert, aber ja, es ist nichts verwerfliches daran.“ Jonas rutschte ein wenig herum und damit drückte sich seine Kehrseite wieder ungut in Jacks Leistengegend. „Jonas! Bitte nicht! Es ist schon so schwierig genug...!“
„Verzeihung, aber hier vorne wird der Schlafsack langsam nass.“
„Oh, na dann...“ Jack wusste nicht recht was er jetzt sagen oder tun sollte. Alles in ihm wehrte sich gegen die Erektion, doch er konnte es nicht wirklich steuern und Jonas schien das ganze weder amüsant noch peinlich zu finden. Das erleichterte es Jack nicht wirklich, war jedoch beruhigend.
Jack hatte vor Daniel nie einen männlichen Partner gehabt, für ihn war das alles neu gewesen, aber Daniel hatte ihn behutsam daran herangeführt und ihm seine militärisch verknöcherten Ansichten einfach weggeküsst. Die Verbindung mit ihm war immer tiefer und inniger geworden und nichts hatte ihm mehr bedeutet als ihm nahe zu sein. Gerade jetzt wo er ihn verloren hatte, war er sich dessen besonders bewusst geworden.
Daniel hatte ihn abends immer in den Arm genommen und er hatte sich fallen lassen können, das war für ihn eine völlig neue Erfahrung gewesen. Er war so zärtlich und vorsichtig, fast als wäre Jack eines seiner zerbrechlichen Artefakte. Und er hatte diese Nähe genossen.
Nähe! Eindeutig kein angemessener Gedanke um ihn in dieser Situation abkühlen zu lassen. Er merkte wie neue Energie in seine Körpermitte strömte. Verflucht, irgendetwas in ihm schien doch tatsächlich diese Situation zu genießen! Er streckte den Kopf in der Hoffnung durch die Kälte wieder zu Sinne zu kommen.
„Colonel
O´Neill?“
“Nein!”
Jonas schwieg, doch Jack fand er war ihm eine Erklärung schuldig. Doch alles in ihm wehrte sich dagegen sich nach all der Heimlichkeit ausgerechnet Jonas zu offenbaren. Das war absurd. Wenn man es genau betrachtete, hatte er das längst getan, in einer leider sehr unmissverständlichen Art.
„Jonas, ich...“ Alles in Jack schrie Nein! „Daniel und ich. Wir...“ Wie sollte er seine Gefühle, seinen Schmerz diesem im Grunde genommenen wildfremden jungen Mann mit Worten erklären.
„Sie vermissen ihn.“
„Ja.“ Jacks Stimme war mehr ein Krächzen als etwas anderes. Woher wusste dieser Bursche was er dachte? Blöde Frage, es war zu offensichtlich an seinem Hinterteil zu spüren.
„Und warum lassen Sie keinen Trost zu?“ Jonas Worte trafen ihn im innersten. Die Einsamkeit die ihn erfüllte, wer sollte sie verstehen? Wie konnte er das teilen, niemand stand Daniel so nahe wie er, nicht einmal Sam und Teal´c. Sie waren Freunde, sie würden es zwar verstehen, aber in Jacks Gefühl war es nicht richtig diese Gefühle mit ihnen zu teilen.
Hier mit Jonas zu liegen, hatte unbewusst seine Sehnsucht geweckt und er konnte nicht umhin sich selbst einzugestehen, dass diese Nähe ihm auf eine ihm zuvor nicht möglich erschienenden Weise Trost schenkte. Vielleicht sollte er es einfach zulassen. Doch war es nicht ein Verrat an Daniel? Daniel war noch dort draussen und vielleicht beobachtete er ihn in diesem Moment. Vielleicht war dies alles ein großer Test?
„Daniel würde nicht wollen, dass Sie sich so quälen.“ Jonas nahm Jacks Hand, die noch immer auf seiner Brust lag und hielt sie fest in seiner. „Können Sie es zulassen?“
„Was zulassen?“
„Trost.“ Damit begann Jonas langsam Jacks Hand über seinen Körper gleiten zu lassen. Im ersten Moment stemmte er sich gegen die Bewegung, doch dann lies er es zu und schloß die Augen. Vor ihm tauchten Bilder von Daniel auf , doch es blieb auch weiterhin Jonas, dessen Körper er hier und jetzt streichelte. Das absurde war, es begann sich richtig anzufühlen.
Es bedurfte von nun an keiner Worte mehr zwischen ihnen.
***
Es war eine Woche vergangen, seit sie aus der Schlucht gerettet worden waren. Jack und er waren direkt auf die Krankenstation gebracht worden und Jonas hatte damals das Gefühl gehabt, nie wieder richtig warm zu werden. Im Laufe der Nacht waren die Temperaturen immer weiter gefallen und irgendwann hatte sie auch der Schlafsack nicht mehr vor der Nässe schützen können.
Jack und Jonas hatten die ersten Nächte bei Janet verbracht und während Jonas bereits nach kurzer Zeit wieder sein Quartier beziehen konnte, musste der Colonel noch bleiben.
Jonas lenkte seine Schritte Richtung Gateebene. Es war bereits sehr spät und auf den Fluren waren kaum Menschen unterwegs. Er war diesen Weg schon oft gegangen, er konnte nicht umhin, es zog ihn immer wieder zum Stargate, der einzigen Verbindung zu seiner Heimat.
Jack und er hatten nicht mehr über das gesprochen, was in dieser Nacht zwischen ihnen geschehen war. Doch Jonas hatten nicht das Gefühl gehabt, das der Colonel es bereute.
Nachdem die Kälte immer durchdringender geworden war, hatten sie nur noch die Sonne herbeigesehnt. Doch in der schmalen Schlucht dauerte es noch lange, bevor die wärmenden Sonnenstrahlen ihre Arbeit leisten konnten. Jonas bog in den Gang zu den Aufzügen.
Sie hatten die Wartezeit in einander geschlungen versucht so gut wie möglich zu überbrücken, doch letztlich konnten sie Sam und Teal´c vor lauter Zähneklappern kaum antworten, als sie auf der anderen Seite der Schlucht mit SG-9 auftauchten.
Jonas drückte den Rufknopf des Aufzuges, der ihn hinab in die Gateebene bringen sollte.
Die Türen glitten zur Seite und offenbarten etwas unerwartetes, Colonol O´Neill´s Gesicht.
„Oh!“
„Hi Jonas.“ Jack lehnte mit einer Krücke an der Wand der Kabine.
„Sie sind Janet entkommen?“
„Offensichtlich!“
Jonas trat ein und er brauchte den Knopf gar nicht zu drücken, er ahnte schon, wohin ihn es zu dieser späten Stunde verschlug.
***
Janet nahm einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse. Sie konnte es nicht leiden, wenn ihr Patienten entwischten, vor allem wenn sie so störrisch waren wie ein Jack O´Neill. Ihr Ehrgeiz verlangte einfach, den Flüchtigen wieder einzufangen und so suchte sie alles ab.
In seinem Quartier war er nicht gewesen, auch nicht in Sams Labor. Janet hatte sich verkniffen Sam zu wecken, die über irgendeinem technischen Gerät eingeschlafen war. Nun trennten sie nur noch wenige Meter vom Kontrollraum, vielleicht hatte ihn dort jemand gesehen.
Jack sollte mit seiner gebrochenen Rippe im Bett liegen, ganz zu schweigen von seinem ruinierten Knie. Wenn er es nicht schonte, dauerte die Genesung noch länger und so lange würde sie sein Genörgel nicht ertragen.
Sie nahm die letzten Stufen zum Kontrollraum, es verblüffte sie immer wieder, wie ruhig es hier in der Nacht sein konnte. Walter saß an den Kontrollen und war, Janet nahm sich vor ihn damit aufzuziehen, eingenickt. Sie bewegte sich besonders leise und sah sich um.
Als ihr Blick in den schwach erleuchteten Torraum wanderte, sah sie den Gesuchten. Ihrem ersten Instinkt nach, wollte sie kehrt machen und Jack da unten gehörig den Marsch blasen. Doch irgendetwas an dieser Szene ließ sie innehalten, denn Jack war nicht allein.
Die Art wie die beiden dort regungslos dort unten standen und auf das Gate starrten war ungewöhnlich. Aber Janet hatte diese stumme Verbindung zwischen den beiden schon auf der Krankenstation wahrgenommen.
„Das machen die beiden öfter, Doc.“ Walter war aufgewacht und sah müde zum Sichtfenster hinaus.
Janet nickte stumm. Sie würde Jack dieses Mal entwischen zu lassen. Sie stellte ihren Kaffee vor Walter ab, der konnte ihn bestimmt besser gebrauchen, denn sie würde jetzt endlich schlafen gehen.
„Gute Nacht, Walter!“
„Gute Nacht, Doktor!“
***
Jack atmete tief durch. Hier gemeinsam zu stehen ließ alle Gefühle der Nacht wieder hoch kommen. Er hatte in seinem Bett gelegen und kein Auge zu machen können und wie es aussah, war er damit nicht der einzigste.
Sie standen nun schon seit einigen Minuten hier und hatten kein Wort gewechselt und Jack fragte sich, was hier und jetzt die richtigen Worte waren. Sie hatten einen sehr privaten innigen Moment geteilt, Worte würden hier nur alles zerstören. Die Frage die im Raum schwebte drängte jedoch nach einer Antwort.
Jack viel nichts besseres ein, als sich zu Räuspern.
Doch Jonas schwieg noch immer. Großer Gott, konnte nicht er anfangen! Jack war in so etwas nicht gut. Statt dessen starrten sie weiterhin dieses dumme Gate an, dabei fand alles wichtige hier und jetzt zwischen ihnen statt.
Moment, vielleicht war das die Lösung. Er drehte sich zu Jonas um und sah den jungen Mann an. Dieser drehte mit fragendem Blick den Kopf zu ihm um. In seinen Augen war zu lesen, dass er die unausgesprochene Frage verstand, dabei war Jack sich selbst nicht sicher, was er eigentlich wollte.
Eine Hälfte wollte das Geschehene verdrängen und der andere Teil seines Ichs, wohlgemerkt der in der Regel wenig dominante, wollte es wiederholen. Die Frage wr also, was wollte Jonas?
Jonas wandte sich ihm nun ganz zu und Jack erwartete regelrecht sein Standardgrinsen, doch das blieb aus. Er sah Jack tief und Ernst in die Augen und offenbarte Jack dann ein fast unmerkliches zustimmendes Nicken. Was immer auch geschah, Jonas würde es mit ihm teilen.
Ein leichter Windhauch strich unvermittelt durch den Gateraum und Jack fühlte sich nicht mehr ganz so einsam wie zuvor, Daniel würde immer bei ihm sein, auf die eine oder andere Weise.
Ende