Die
Suche Teil 1 – Sams Suche
Pairing:
S/J
Rating:
G
Inhalt:
Sam und Jonas werden vom Rest des Teams getrennt. Sam verliert ihr Gedächtnis....
Anmerkung:
Dickes Dankeschön an meine Min, die mich immer ermutigt hat, auch mal eine
Liebesgeschichte zu schreiben. Ich hoffe, sie gefällt euch. Über Feedback wäre
ich sehr glücklich.
Erwachen
Bilder.
Immer
mehr Bilder stürmten auf sie ein und verwirrten sie.
Wasser
stob in einer großen Welle auf sie zu und drohte, sie zu verschlingen.
Sie
wandte sich um und hetzte davon. Hinter sich hörte sie das wilde Brausen des
Wassers.
Vor
ihr lag dunkler kalter Nebel und raubte ihr die Sicht. Kalt und klamm legte sich
die Feuchtigkeit auf ihre Haut und ihr Puls begann zu rasen.
Das
Wasser. Es kam. Und dann trat sie ins Leere.
Sam
fiel und fiel und fiel. Sie versuchte zu schreien, doch sie konnte nicht atmen.
Das Wasser umfing sie und zerrte an ihr. Ihre Lunge schien zu zerbersten, sie
brauchte Luft. Dann sah sie eine Hand.
Jemand
streckte seine Hand nach ihr aus.
Verzweifelt
versuchte sie, diese Hand zu erreichen. Sie streckte sich und ruderte mit den
Beinen, doch das Wasser zog sie immer weiter hinab. Nein. Sie wollte nicht
sterben, nicht hier in dieser kalten Dunkelheit.
Der Schock
"Neeeeeiiiiiiiiiiin!“
Harin
erschrak, als die junge Frau zu schreien begann. Schon zuvor hatte sie sich in
Alpträumen auf ihrem Lager gewunden. Die junge Malori stellte den Eimer ab und
trat vorsichtig an die Pritsche heran.
Sie
und ihr Mann Wolman hatten die junge Frau am Morgen beim Fischen gefunden. Ihre
Kleidung hatte ihr in Fetzen vom Körper gehangen und ihre Lippen waren vom
kalten Wasser ganz blau gewesen. Wolman hatte sie an Bord gezogen und seinen
Wams um sie gelegt. Da hatte sie kurz die Augen aufgeschlagen und Harin verwirrt
angesehen. Danach war sie in diesen Dämmerschlaf gefallen. Gefangen zwischen
Traum und Wirklichkeit.
Harin
setzte sich auf die Kante des Lagers und legte beruhigend eine Hand auf den Arm
der jungen Frau. Sie war sehr schön, schlank und mit seltsamen hellen Haar. Sie
war noch immer sehr blaß und schien Fieber zu haben. Wolman nannte diese Hitze
im Körper immer das heilende Feuer. Wenn man es überlebte, konnte einem der
Tod nichts mehr anhaben.
Harin
hoffte, dass die Frau den Kampf gewinnen möge. Die kleinen Wunden und blauen
Flecken, die ihren Körper überzogen, würden heilen. Die Wunden trübten
allerdings nicht die Schönheit der Frau.
„Harin.“
Sie hatte ihren Mann nicht kommen hören. „Komm.“
„Wie
geht es ihm?“
Wolman
sah sie still an und dann zu Boden. Harin sah noch einmal zu der jungen Frau.
Was war nur mit ihnen passiert? Mit dieser Frage im Herzen folgte Harin ihrem
Mann aus dem Raum.
Hinter
ihr schlug die blonde Frau die Augen auf und blickte Harin hinterher. Verwirrung
stand in diesen Augen. Was war geschehen? Wo war sie hier? Wer waren diese
Leute?
Viele
Fragen, auf die sie keine Antwort wusste. Da gab es noch eine Frage, die sie
sich innerlich gar nicht zu stellen wagte. Zu erschreckend war der Gedanke,
nicht zu wissen wer man war.
Sie
sah sich um. Eine einfache Hütte. Über ihrem Lager sah sie eine schmucklose
Decke und wenn sie vorsichtig den Kopf drehte, konnte sie kaum Möbel entdecken.
Der einzige Lichtblick des Zimmers war das helle Fenster. Es zog sie magisch an,
als ob sie sich damit von den quälenden Fragen ablenken konnte.
Sie
versuchte vorsichtig, den Kopf zu heben, um einen Blick hinaus zu erhaschen,
wurde jedoch von einem Hustenanfall dabei unterbrochen. Das Wasser. Sie hatte
keine Luft mehr bekommen.
Sie
keuchte und ließ sich zurücksinken. Einzelne Bilder strömten auf sie ein.
Eine Hand, die nach ihr griff und immer wieder Unmengen von Wasser, das auf sie
einstürzte. Was war nur mit ihr passiert? Langsam hob sie ihren Arm und besah
sich die vielen blauen Flecken und Kratzer. Sie spürte schmerzhaft, dass ihr
ganzer Körper damit überzogen war. Insbesondere ihre rechte Seite schmerzte.
Pochende Kopfschmerzen, ein Dröhnen in den Ohren und schwere Augenlider zeugten
von Fieber.
Wer
war sie nur? Da war sie, diese Frage – und sie hatte keine Antwort. Da war
Nichts. Kein Gesicht, kein Name und auch kein Ort in ihren Erinnerungen. Eine
totale Leere.
Wie
hatte der Mann seine Frau genannt? Harin. Diese Frau hatte einen Namen. Sie
musste wissen, wer sie selbst war und was passiert war. Und das würde sie nicht
im Liegen herausfinden.
Noch
einmal versuchte sie, sich vorsichtig aufzurichten. Schwindel erfasste sie, doch
sie gab nicht auf, bis sie aufrecht saß. Ihr Herz raste. Sie konnte einen
Moment kaum atmen und alles verschwamm. Doch dann wurde es besser. Sie blickte
an sich herunter. Sie trug ein schlichtes, grobes Leinenhemd, sonst nichts. Das
war nicht ihre Kleidung. Das wusste sie gleich.
Sie
fixierte das Fenster. Sie musste hinaussehen und wissen, was dort war.
Vorsichtig schob sie die Beine unter der Decke hervor. Weitere Kratzer und
Prellungen. Die Tür ging und Harin trat mit einer Schüssel in das Zimmer.
Harin verharrte kurz und sah überrascht zu ihr hinüber.
Dann
kam sie an das Lager und stellte die Schüssel ab. Fragend und eindringlich sah
sie ihr in die Augen.
"Bitte...“
Sie hustete trocken. „Ich muß sehen, was dort ist.“ Damit nickte sie in
Richtung Fenster.
„Du
solltest dich ausruhen, Frau.“
Frau.
Auch Harin schien ihren Namen nicht zu wissen.
„Bitte.
Ich muß mich erinnern.“
„Du
erinnerst dich nicht?“
„Nein.“,
kam es still aus ihrem Munde. „Ich erinnere mich ... gar nicht.“
Harin
seufzte, setzte sich neben die Fremde und legte einen Arm um ihre Hüfte.
Vorsichtig half sie ihr hoch.
Einen
Schritt nach dem anderen brachten sie so den Weg bis zum Fenster hinter sich.
Harin zog mit dem Fuß einen Stuhl heran und half ihr, sich zu setzen. Der Blick
der jungen Frau schweifte zum Fenster hinaus.
Wasser.
Ein großer See. Bilder begannen wieder auf sie einzuströmen. Alles zog sich
zusammen und sie hatte das Gefühl, kaum Luft zu bekommen. Diese Bilder. Diese Kälte.
Alles wieder da. Sie schnappte nach Luft und keuchte. Sie sah Harins
erschrockenen Blick bevor die Welt wieder in Dunkelheit versank.
„Wolman!
Hilf mir.“
Erste
Schritte
Harin
saß wieder an ihrem Bett. Die blonde Frau war beim Anblick des Sees
zusammengebrochen und hatte nun einige Stunden geschlafen. Wer war sie nur? Und
wer war der Mann nebenan? Wolman hatte ihn am Ufer entdeckt, als er Feuerholz
holte. Harin war damit beschäftigt gewesen, die Verletzungen der Frau zu
reinigen, als Wolman mit ihm über der Schulter das Haus betreten hatte. Er
hatte die gleiche Kleidung getragen wie sie. Was war nur mit diesen Menschen
geschehen?
Die
junge Frau öffnete jetzt langsam wieder die Augen und sah Harin fragend an. Sie
sah nach dem Schlaf nun schon viel besser aus. Die Hitze in ihrem Körper ließ
nach und Farbe kam in ihr Gesicht.
„Du
bist noch da?“ Ihre Stimme war noch schwach, aber sie fand sich wieder.
„Ja,
ich dachte es hilft dir, wenn du nicht allein bleibst.“
„Ich
habe Durst.“ Harin nahm ein Glas vom Tisch und hielt ihren Kopf. Nach wenigen
Schlucken setzte sie es wieder ab.
„Möchtest
du dich aufrichten, Frau?“
„Ja.
Gerne.“ Mit Harins Hilfe setzte sie sich mühsam im Bett auf. „Du nennst
mich Frau? Ich hatte gehofft, du kennst meinen Namen.“
„Nein,
leider nicht. Mein Mann und ich fanden dich im See. Du lagst über einem
Baumstamm. Ein Kleidungsstück hielt dich, damit du nicht untergehen
konntest.“
„Ich...
ich kann mich nur an das viele Wasser und die Kälte erinnern. Da war eine Hand,
die nach mir griff..., sicher war das dein Mann?“
„Wolman?
Nein, ich denke, das war der andere. Vielleicht hat er dich an diesen Stamm
gebunden?
„Wer?“
„Wolman
fand kurze Zeit später einen Mann am Ufer. Er trug Kleidung wie du. Hier.“
Damit
hob sie einen Stapel grüner und schwarzer Sachen vom Boden. „Sie waren total
zerrissen, daher habe ich dir Kleidung von mir gegeben.“ Doch die junge Frau
schien ihr gar nicht zuzuhören. Wie gebannt starrte sie auf die grüne
Kleidung. „Weckt das Erinnerungen in dir?“
„Ich
glaube ja.“ Bilder von vielen Personen stürmten auf sie ein. Viele trugen
solche Kleidung. Erde. Ja! Dort war es gewesen!! „Wo ist dieser Mann? Ich muß
ihn sehen! Vielleicht weiß er etwas?“
Harin
schwieg.
„Was
ist? Ist er verletzt? Bring mich bitte zu ihm.“
„Gut.“
Harin reichte ihr eine schlichte Leinenhose, wie sie selbst eine trug und dazu
eine blaue Tunika mit weiten Ärmeln. Dann half sie ihr beim Umziehen. Fünf
Minuten später führte Harin die junge Frau aus dem Zimmer.
Wolman
blickte überrascht vom Tisch auf, sagte aber nichts. Die junge Frau sah sich um
und schien alles was sie sah in sich aufzusaugen. Dann blieb ihr Blick an der
Pritsche vor dem Fenster hängen. Sie verharrte und ihr Gesichtsausdruck verriet
Verwirrung, als hätte sie jemanden anderes erwartet
Langsam
ging sie auf das Lager zu und setzte sich an den Rand. Harin ließ sie allein
und trat zu ihrem Mann. Still beobachten sie die beiden Fremden.
Begegnung
Der
junge Mann lag blaß vor ihr. Auf seiner Stirn prangte ein große Platzwunde.
Auf seinem Gesicht bildeten sich kleine Schweißperlen. Sie kannte ihn. Aber
sein Name fiel ihr ebenso wenig ein wie ihr eigener.
Sie
nahm das feuchte Tuch aus der Schüssel und begann, ihm die Stirn zu kühlen. Er
stöhnte kurz unter der Berührung. Sie zögerte als seine Lider zu flackern
begannen. Langsam öffneten sich die Augen und sahen ihr verwirrt entgegen.
„Sam?“ Die Augen schlossen sich wieder, als hätte er alle bis dahin
angesammelte Energie damit verbraucht.
Sam
- war das ihr Name?
Sie
blickte hilfesuchend zu Harin, die daraufhin näher kam. „Sam, ist das mein
Name?“
„Vielleicht.
Er hat dieses Wort oft im Schlaf gesprochen. Es war, als würde er nach dir
rufen.“
„Sam.“
Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den jungen Mann. Wie hieß er?
Jonas! Sie wusste nicht, woher sie es wusste. Der Name war einfach da.
„Jonas.“
Er blickte sie stumm an. Sie sah, dass es ihm nicht gut ging. Ihre eigene Seite
schmerzte ebenfalls stark, vermutlich hatte sie sich tatsächlich einige Rippen
gebrochen. In Jonas Gesicht sah sie ebenfalls Schmerzen. Doch eigentlich beschäftigte
sie etwas ganz anderes. „Was ist passiert?“ Sie wollte mehr erfahren, der
Dunkelheit des Nicht-Erinnerns entfliehen.
„Du
warst bewusstlos und Teal´c und ich haben dich gehalten, als wir in den Fluss
stürzten.“
„Fluss?“
Sie hatte doch nur einen großen See gesehen. Ihr Gesicht zeigte Verwirrung.
Jonas
sah sie irritiert an. „Du erinnerst dich nicht?“
Sam
sah auf den Boden. Nein, sie erinnerte sich nicht. Da waren nur diese vielen
verwirrenden Bilder. Gesichter und immer wieder das Wasser. „Nein, ich kann
mich nicht erinnern. Da ... ist irgendwie nichts.“ Sie sah ihm verzweifelt in
die Augen. „Sam... ist das mein Name?“
„Ja.“
Stille
durchflutete den Raum. Sam saß still da und weitere Bilder stürmten auf sie
ein. Ja, sie war Sam. Sie war Soldatin. Da waren Menschen, die ihr nahe standen.
Bilder von Jonas und Bilder von einem hellen Licht. Das Ganze verwirrte sie,
aber alles war besser als diese unwissende Dunkelheit.
„Dein
Name ist Sam.“ Er holte kurz Atem. „Eigentlich heißt du Samantha Carter und
du kommst von der Erde. Wir ... wir gehören einem Team an, das fremde Planeten
erforscht...“
„Aber
was ist passiert?“ Sam setzte sich näher an ihn heran. Sie wollte alles
wissen und beugte sich wissbegierig zu ihm.
„Aaarggggghh...!“
Ein lautes Stöhnen. Jonas Gesicht krampfte vor Schmerzen und Sam beeilte sich,
wieder die alte Position einzunehmen. Jonas keuchte und verdrehte die Augen.
„Was..
was ist mit ihm?“ Sie sah kurz hilfesuchend zu Harin. Wolman tauchte hinter
Harin auf und setzte sich neben die Pritsche auf einen Hocker. Jonas hatte die
Augen wieder geschlossen und schien seine Kraft neu zu sammeln.
„Seine
Beine sind verletzt.“ Wolmans ruhige Art senkte Sams Aufregung und Angst,
beruhigte sie jedoch nicht wirklich. Vorsichtig, möglichst ohne ihm weitere
Schmerzen zuzufügen, hob sie die Decke über seinen Beinen an. Ihr stockte der
Atem. Jonas hatte sicherlich genauso viele blaue Flecken wie sie, aber seine
Beine waren komplett blau und geschwollen. Sie waren eindeutig gebrochen, das
rechte war seltsam verdreht. Vorsichtig ließ sie die Decke wieder sinken und
sah schockiert in Jonas angespanntes Gesicht. Er hatte die Augen wieder geöffnet.
„Da
war eine Hängebrücke auf dem Plateau. Die Taue sind gerissen ...“ Jonas
Stimme stockte. „Wir ... wir stürzten
hinab ... in den Fluss. Du hattest das Bewusstsein verloren und wir haben dich
gehalten. Teal´c wurde fortgerissen. Ich... ich weiß nicht, wie lange wir
durch die Stromschnellen gerissen wurden...“ Jonas stöhnte erneut.
In
Sams Kopf tauchten neue Bilder auf und die Pause half ihr, diese zu verarbeiten.
Ja. Sie waren gefallen. Sehr tief und Teal´c war bei ihnen gewesen. Sein
Gesicht tauchte vor ihren Augen auf. Danach erinnerte sie sich an einen Schmerz
und dann wieder Dunkelheit. Sam sah zu Jonas, der sich wieder gefangen hatte.
„Ich
habe dich dann gehalten. Da war ... ein Stamm, sonst wäre es nicht gegangen.
Diese Stromschnellen...“
„Ist
gut Jonas, alles ist gut. Du musst dich ausruhen und Kräfte sammeln.“ Sam
musste Zeit haben zum Denken. Sie sah hilfesuchend zu Wolman. Doch dann umfasste
Jonas ihre Hand. „Sam.“
„Ja?“
„Ihr
müsst die Brüche richten.“ Jonas sah sie eindringlich an. Sam konnte nur
stumm nicken.
Wolman
legte seine Hand auf Jonas´ Schulter. „Nicht jetzt, mein Junge. Ruhe dich
erst aus.“
Heilung und Hoffnung
Sam
stand am Ufer des Sees. Sie hatte sich eine Decke umgeschlungen und war aus dem
kleinen Haus geflohen. Sie hatte nachdenken müssen und suchte hier Ruhe. Ein
leichter aber kalter Wind ging am Ufer und ließ sie frösteln. Immer mehr
Erinnerungen waren in den letzten Stunden auf sie eingestürmt. Sie alle zu
ordnen fiel ihr sehr schwer. Jonas half ihr, doch die meiste Zeit schlief er vor
Erschöpfung sehr schnell wieder ein.
Sie
sah auf den See hinaus. Der Himmel war bewölkt und in der Ferne konnte sie die
Berge sehen. Rauh und schroff erhoben sie sich am Horizont. Von dort mussten sie
gekommen sein, weggerissen von den Wassermassen. Jonas hatte sie auf den
Baumstumpf geschoben und sie den ganzen Weg hinweg festgehalten. Auch als der
Stamm ihn gegen die Felsen warf und seine Beine brach.
Sie
konnten nur hoffen, dass Teal´c es auch geschafft hatte, sich an Land zu
retten. Das Gesicht des Jaffa hatte sie dunkel vor Augen, das goldene Zeichen an
seiner Stirn. Vielleicht war er schon mit einem Suchtrupp auf dem Weg hierher...
Nein. Sam schüttelte den Kopf. Das war Wunschdenken. Selbst wenn er es
geschafft hatte, selbst wenn er nicht verletzt wurde, sie würden sie für tot
halten. Sie waren von den Bergen bis zu diesem See getrieben.
Sie
erinnerte sich an immer mehr. Auch an Jack. Nur gelang es ihr nicht, mit diesem
Namen ein Bild zu verbinden. Sie konnte sich das nicht erklären. Ohne ihn
bewusst zu kennen, empfand sie Vertrauen bei dem Gedanken an ihn. Sie wusste,
Jack würde kommen, was immer dies auch bedeutete. Er und Teal´c würden sie
suchen und finden. Vielleicht auch hier, so unwahrscheinlich das sein mochte.
Wenn
er noch lebte, wenn auch Teal´c noch lebte. Als die Brücke eingestürzt war,
war Jack hinter ihnen gewesen. Jonas hatte ihn nicht fallen sehen und hatte ihn
auch nicht im Wasser entdecken können. Vielleicht hatte er sich halten können.
Sam
hockte sich auf einen Baumstumpf. Ein Stich in ihre Seite ließ sie
zusammenzucken. Ihre Rippen waren eindeutig gebrochen. Sie hatte überlegt, in
die Berge aufzubrechen, um Hilfe zu holen, aber Wolman hatte sie auf den Boden
der Tatsachen zurückgeholt. Sie war verletzt und die Berge waren allein nicht
bezwingbar. Sie hatte Wolman flehentlich angesehen, musste sich jedoch
eingestehen, dass er Recht hatte.
„Sam?“
Sam
hatte Harin nicht kommen hören. Die junge Frau setzte sich neben sie und
reichte ihr eine Tasse heiße
Suppe.
„Danke.“
Sam wärmte ihre kalten Hände an dem schlichten Porzellangefäß. „Wie geht
es ihm?“
Sie
hatten Jonas vor einer Stunde die Beine geschient. Wolman hatte ihm einen Gurt
zum darauf beißen gegeben und ihn festgehalten, während Sam und Harin die
Beine eingerenkt hatten. Jonas hatte sich vor Schmerzen aufgebäumt. Sam war
erleichtert gewesen, als er endlich das Bewusstsein verloren hatte und
zusammengesunken war. Wolman hatte ihr zugenickt und sie hatte ihre Arbeit mit
den Schienen beendet.
„Er
schläft, aber das Fieber steigt anscheinend nicht mehr. Er ist stark, er wird
es schaffen. Wir haben in unserer Welt keine Medizin wie die, von der du erzählt
hast. Das Leben hier ist sehr einfach und hart.“
„Ihr
wirkt aber sehr glücklich.“
„Ja,
das sind wir.“ Harin berührte kurz ihren Bauch und lächelte. „Wir werden
bald ein Kind bekommen.“
„Ich
freue mich für euch. Aber ist es hier nicht etwas einsam für euch?“
„Zweimal
im Jahr reisen wir zur großen Siedlung und feiern den Wechsel der Zeiten. Dann
sehen wir unsere Familien wieder. Den Rest des Jahres verbringen wir hier. Es wäre
ein zu weiter Weg dorthin.“
Vor
Sam tauchte das Bild eines grauhaarigen Mannes in sehr fremder Kleidung auf. Sie
hörte seine verzerrte Stimme, die nach ihr rief. Sam schüttelte den Gedanken
ab, da sie ihn nicht zuordnen konnte. „Du hast noch mehr Familie?“
„Ja.“
Harins Augen leuchteten, als sie Sam von ihren Brüdern und ihrem Vater erzählte.
Vater.
Wieder erschien in ihrem Kopf das Bild des Mannes. Sie verband dieses Gesicht
mit Familie, doch wusste sie nicht wer er war, sie spürte nur etwas positives,
dass sie mit ihm verband. Sam nippte an ihrer Tasse. „Das ist lecker, was ist
das?“
„Wir
nennen es Marushat. Es lindert Schmerzen. Deine Seite schmerzt dich doch,
oder?“
„Ja.“
Sam sah über das Wasser.
„Die
Berge, gibt es wirklich keine Chance hinauf?“
„Nein,
nicht in deinem Zustand. Am Fuße der Wasserfälle windet sich ein schmaler Pfad
mit teilweise aus dem Fels gehauenen Stufen den Berg hinauf. Aber er ist steil
und brüchig. Da auch die Brücke weg ist, wie willst du da heim kommen und die
andere Seite des Flusses ist noch schwieriger.“ Harin sah Sam von der Seite
an. „Du hoffst auf deine Freunde, nicht wahr?“
„Ja.
Aber es ist leider auch nicht mehr als eine Hoffnung. Es ist ein Wunder, dass
wir das überlebt haben. Wer soll da nach uns suchen?“
„Viele
Menschen glauben an Wunder.“ Harin sah sie eindringlich an. „Und nimm Jonas.
Dich zu halten war ein Wunder.“
„Ja,
ich verdanke ihm mein Leben, auch... auch wenn ich mich nicht mehr erinnere,
wessen Leben das war.“ Sie nahm einen weiteren Schluck und das warme Gefühl
breitete sich in ihrem Magen aus. Von diesem Trank ging eine beruhigende Wirkung
aus und sie hatte das Gefühl, als wären ihre Sorgen gar nicht mehr so schlimm.
Harin
erhob sich. „Ich werde hinein gehen, bleib nicht zu lange in der Kälte.“
Damit
ging sie ins Haus zurück und überließ Sam ihren Gedanken. Ja. Wunder
passierten immer wieder und wie oft hatten sie hoffnungslose Situationen
gemeistert. Es würde Hilfe kommen, in der einen oder anderen Form. Sie musste
nur geduldig sein. In der Zwischenzeit wollte sie so viel wie möglich über
sich erfahren. Noch immer gab es zu viele dunkle Flecken in ihren Erinnerungen.
Vielleicht fand sie ja eine Lösung in ihrem verschollenem Wissen.
Ein
kalter Wind ließ sie erschauern und die Decke enger um ihre Schultern ziehen.
Sie blickte zum Himmel und sah dunkle Wolken aufziehen. Besser sie ging wieder
hinein, mit einer Lungenentzündung wäre sie niemandem hilfreich.
Sie
stand auf und beschloss, Harin und Wolman weiter auszufragen. Vielleicht gab es
doch einen Weg, vielleicht konnten sie Hilfe aus dem Dorf bekommen.
Wartezeit
Ein
weiterer Tag war vergangen. Wolman hackte draußen Holz, während der Wind um
das Haus pfiff. Sam hatte sich an den kleinen Ofen in einen Sessel gesetzt und
schlief. Sie hatte Jonas Gesellschaft geleistet, in der Hoffnung, ihn von seinen
Schmerzen abzulenken und mehr über sich zu erfahren.
Nun
schlief sie, während Jonas die Decke anstarrte. Seine Beine fühlten sich an
wie in einem Schraubstock. Nicht dass er das schon mal erlebt hätte, aber so
stellte er es sich vor. Vermutlich waren die Beine angeschwollen und nun drückten
die Schienen. Doch er verlor kein Wort darüber. Ihm stand nicht der Sinn
danach, die gestrigen Schmerzen noch einmal zu erleben.
Jonas
drehte leicht den Kopf, um aus dem Fenster zu sehen. Wolman hackte nun bereits
seit einer Stunde unermüdlich Feuerholz. Sie hatten diesem Paar so viel zu
verdanken. Eine neue Windböe drückte gegen das Haus und ließ Wolman fast das
Gleichgewicht verlieren. Er legte die Axt beiseite und kam auf das Fenster zu,
um die Läden zu schließen. Nicht ohne Jonas aufmunternd zuzulächeln.
Es
war frustrierend, hier so hilflos zu liegen. Wenn er könnte, würde er den
Fluss hinauflaufen bis in die Berge. Er würde dort nach Teal´c und Jack
suchen. Doch dieser Gedanke war verrückt. Er hatte sein Bestes getan. Er hatte
Sam halten können. Wie verzweifelt war er gewesen, als Teal´c von ihnen
fortgerissen worden war. Das letzte, was Jonas von ihm sah war, wie er gegen
einen Felsen geschleudert worden war.
Als
ihm dann auch noch Sam entglitt, war er in Panik geraten. Nicht auch noch Sam.
Sie trieb minutenlang einige Meter vor ihm durch die Wellen, bis sie versank.
Jonas war getaucht, hatte in seiner Verzweiflung wütend um sich geschlagen. Und
dann sah er sie und ergriff ihre Hand und schwor sich, diese nicht mehr
loszulassen.
Er
sah zu Sam hinüber, wie sie schlafend im Sessel saß. Er hatte seinen Schwur
gehalten.
Wolman
kam zur Tür hinein und brachte einen Schwall eisiger Luft mit in die warme
Stube. In der Hand hielt er einen Stapel Feuerholz. Harin gab ihm gleich ein
Zeichen, leise zu sein, damit er Sam nicht weckte. „Ist es so weit?“ Sie sah
ihren Mann fragend an.
„Ja,
die Stürme brechen los.“ Und wie um seine Worte zu bestätigen, begannen
Regentropfen auf das Dach zu prasseln.
„Ein
Sturm?“
„Zu
dieser Zeit im Jahr folgen sie in kurzen Abständen. Ihre Kraft ist in den
Bergen geboren und wütet jedes Jahr aufs neue in unserem Land. Wir nennen sie
die Calfins. Ein viel zu schöner Name für solche eine Abscheulichkeit.“
„Wolman,
was wisst ihr über die Berge? Wart ihr schon einmal dort?“
Wenn Jonas schon nicht laufen konnte, seinem Wissensdurst tat dies keinen
Abbruch.
„Mein
Vater hat mich einmal dorthin mitgenommen. Ein seltsamer Ort mit seltsamen
Monumenten der Geschichte.“
„Du
meinst den Kreis aus Stein?“
Wolman
nickte stumm. Er sah die Neugier in Jonas Augen. „In unserer Geschichte haben
die Alten den Jungen weitergegeben, was wichtig war. Vieles ist verloren
gegangen. Auch die Geschichte um den Kreis. Man sagt, manchmal soll er erglühen
und Dämonen ausspucken, doch mein Vater meinte, das seien nur Ammenmärchen.“
Der
Sturm heulte erneut auf und lies die Wände erbeben. Erschrocken richtete Sam
sich in ihrem Stuhl auf. Als sie in die ruhigen Gesichter der anderen sah,
beruhigte sich ihr Blick gleich wieder. Sie wandte sich zur Pritsche.
„Wie
geht es dir?“
„Ich
bemühe mich, die Schmerzen zu ignorieren, aber es will mir nicht so recht
gelingen. Ich würde gern etwas aufrechter sitzen, aber ich weiß nicht recht
wie.“
Wolman
kam heran. „Ich werde dich hochziehen, während Sam deine Beine anhebt. So
sollte es nicht zu schmerzhaft sein.“
Eigentlich
hörte sich das nach weiteren Schmerzen an, andererseits tat ihm bereits der Rücken
weh vom liegen. „Gut, versuchen wir’s.“ Er wusste, dass er sich nicht sehr
überzeugt anhörte. „Was würde ich jetzt für ein paar hochdosierte
Schmerzmittel von Doktor Fraiser geben....“
„Janet.“
Sam sprach diesen Namen ganz automatisch aus.
„Du
erinnerst dich?“ Jonas sah sie fragend an.
„Ja.
Ich glaube. Sie ... ist meine Freundin.“
„Richtig,
Sam. Das ist sie.“ Jonas lächelte. „In Ordnung, bringen wir es hinter
uns.“
Wolman
arbeitete schnell und innerhalb einer Minute hatten sie ihn in die neue Position
gezogen. Jonas schnappte nach Luft vor Schmerzen und presste ein verzerrtes
Danke durch seine Lippen. Allmählich zweifelte er daran, diese Beine jemals
wieder gebrauchen zu können. Er schloss die Augen und versuchte, den Schwindel,
der ihn erfasst hatte, zu vertreiben, als plötzlich jemand seine Hand drückte.
„Ganz ruhig, Jonas, du schaffst das.“
Sam
würde vermutlich nie erfahren, wie viel Kraft ihm dieser Satz in diesem Moment
gab.
Sturmzeit
Sam
saß am Fenster und blickte auf den sturmgepeitschten See. Wie viele Tage waren
es jetzt, seit Harin und Wolman sie aus dem Wasser gefischt hatten? Fünf? Ja. Fünf.
Sam wurde langsam ungeduldig, sie wollte hier nicht untätig herum sitzen. Sie
hatte sich von Harin und Wolman ihre und Jonas zerrissene Kleidung geben lassen,
in der Hoffnung, dass sich das Ersatzfunkgerät in einer der Taschen fand. Diese
Hoffnung wurde enttäuscht, auch wenn sie dort ein paar Kleinigkeiten fand.
Wolman hatte sehr gestaunt, als sie ihm das Sturmfeuerzeug geschenkt hatte.
Sam
wusste eh nicht, wie sie sich bei diesen beiden Menschen bedanken sollten. Und
sie würden ihnen vermutlich noch lange Zeit zur Last fallen. Die Stürme hatte
noch an Intensität zugenommen, so dass sich keiner von ihnen vor die Tür wagen
konnte. Selbst wenn Sam nun bald in der Lage gewesen wäre, den Bergpfad zu
erklimmen, so machte ihr das Wetter einen Strich durch ihre Rechnung. Sie mochte
sich zwar nur an wenige Details ihrer Vergangenheit erinnern, aber eins wusste
sie genau, nichts war schlimmer als zur Untätigkeit verdammt zu sein. Am
liebsten wäre sie ständig auf und ab gelaufen, aber es war schon eng genug
hier.
Sam
wandte sich um und setzte sich wieder an ihren Platz am Kamin. Jonas schlug die
Augen auf.
„Wie
geht es dir, Jonas?“
Sie
erhielt als Antwort nur ein gequältes Lächeln. Jonas Fieber war verschwunden,
es ging ihm im Grunde genommen besser. Aber sollten sie dazu verurteilt sein,
auf diesem Planeten zu bleiben, würde die Heilung seiner Beine Wochen, wenn
nicht Monate andauern. Falls sie überhaupt jemals wieder zu gebrauchen waren.
Sam wusste, dass diese Gedanken auch in Jonas herumspukten. Das und die ständigen
starken Schmerzen hatten sein übliches Gute-Laune-Lächeln komplett
verschwinden lassen.
„Ich
wette, General Hammond hat schon einen Rettungstrupp ausgeschickt.“ Sam lächelte
ihm aufmunternd zu, auch wenn sie selbst nicht daran glaubte.
„General
Hammond wird aber nicht deren Leben für unseres riskieren. Der Sturm wird in
den Bergen noch viel wilder wüten.“
„Aber
auch der Sturm wird irgendwann abziehen. Wir müssen nur Geduld haben. Jack und
Teal´c lassen sich auch von einem solchen Sturm nicht abhalten.“
„Wenn
sie es überlebt haben.“ Sam kam gegen so viel Pessimismus nicht mehr an,
schließlich nagte in ihr selbst der Zweifel. Doch sie konnte Jonas nicht in
dieser Stimmung belassen, so würde er nie gesund werden.
„Tja,
dann sollten wir uns darauf einstellen, hier zu bleiben. Zumindest solange, bis
der Bergpfad für uns bezwingbar ist. Und wenn das länger als geplant dauert,
davon werden wir uns nicht abbringen lassen. Aber wir dürfen die Hoffnung nicht
aufgeben, Jonas! Und wer weiß, wenn Harin dann ihr Kind bekommt, machen wir den
Babysitter.“
„Harin
ist schwanger?“
„Ja,
die beiden erwarten ihr erstes Kind, ist das nicht schön?“
Endlich
bekam sie ein Lächeln von Jonas. Sam war zufrieden.
„Bitte
erzähl mir von Teal´c und Jack. Und von allem anderen“ Es war seltsam diesen
Namen, Jack, auszusprechen. So als würde es nicht stimmen. Jonas hatte ihr erzählt,
dass sie ihn normalerweise nur mit dem Rang ansprach, aber das kam ihr irgendwie
absurd vor. In ihrem Kopf hieß er Jack.
Plötzlich
krachte es laut und die Fensterläden an Jonas Fenster brachen - von einer Böe
losgerissen – auf. Sofort begannen sie gegen das Fenster zu knallen und zu
schlagen. „Vorsicht, Jonas. Sam, geh da weg!“
Wolman
schnappte sich einen Hammer und Nägel und eilte zur Tür, als einer der
Fensterläden sich aus seinen Scharnieren riß und die Scheibe durchschlug.
Jonas hielt sich die Arme schützend vor das Gesicht und Sam stolperte rücklinks
zu Boden. „Harin, ich brauche Bretter.“ Wolman eilte hinaus.
Sam
rappelte sich auf und griff eine Decke. Sie warf sie über Jonas, um ihn vor
weiteren Splittern zu schützen. Harin ging mit einigen Brettern zur Tür und
stemmte sich dagegen, um sie zu öffnen. Doch der Wind war zu stark, sie bekam
die Tür nicht auf. „Warte Harin, ich helfe dir.“
Gemeinsam
gelang es ihnen, die Tür zu öffnen. „Gib mir die Bretter, du solltest nicht
das Leben eures Kindes riskieren.“ Harin blickte sie dankbar an.
Sam
stemmte sich in den Wind. Die Böen drohten ihr die Bretter aus den Händen zu
reißen und ihre verletzten Rippen meldeten sich gleich wieder. Vielleicht war
das doch keine gute Idee gewesen. Sie stemmte sich in den Wind und kämpfte sich
zu Wolman. Sie reichte ihm eines der Bretter. Wolman zog den Fensterladen aus
dem Fensterrahmen und legte das Brett quer über die nun schief hängenden Läden.
Sam versuchte, das Gleichgewicht zu halten.
Während
Wolman das Fenster sicherte, blickte Sam zum See hinaus. Weiße Gischtwolken
schlugen gegen das Ufer. „Gib mir das zweite Brett!“ Wolmans Stimme wurde
vom Wind weggerissen. Wolman griff das letzte Brett und gab ihr Zeichen, wieder
hinein zu gehen. Sam nickte und wandte sich zur Tür, bekam sie aber allein
nicht auf.
Sam
zerrte daran, aber erst als Wolman ihr half, schaffte sie es in die Hütte.
Keuchend lehnte sich Sam an die Hauswand und hielt ihre Seite. Ein stechender
Schmerz durchzog sie und nahm ihr für den Moment die Luft zum atmen.
Harin
sah ihnen besorgt entgegen. „Bleib ruhig, Harin. Der Sturm hat seinen Zenit
bereits überschritten. Ist jemand von euch verletzt?“ Besorgt sah er zu Sam.,
doch diese nickte ihm zu. „Geht schon wieder.“
Wolman
nahm seine Frau in den Arm, um sie zu beruhigen, während Sam sich zu Jonas
umdrehte, der gerade versuchte, sich von der Decke zu befreien. „Warte,
Jonas.“ Sie griff die Decke und hob sie vorsichtig an. Jonas Blick wanderte
gleich zum zerstörten Fenster. Sein zweiter Blick galt seinen Armen, etliche
kleine Splitter stecken in seinen Unterarmen. „Warte, beweg dich nicht, bis
ich alle Splitter entfernt habe.“ Jonas sah sie irritiert an.
„Du
blutest, Sam.“ Sam
wischte sich mit der Hand über die Wange und sah irritiert das Blut auf ihrer
Hand. „Nur ein kleiner Schnitt, nicht weiter schlimm. Du ja auch.“ Damit
deutete sie auf seine Wange. Sie machte sich stumm ans Werk und entfernte zunächst
alle Splitter von der Decke und begann dann, die kleinen Splitter aus Jonas Haut
zu ziehen.
„Autsch.“
„Entschuldige.“
Weitere Gäste
Immer
wieder drückte der Wind gegen das kleine Haus und ließ die Bewohner
zusammenzucken. Es schien als hätte Wolman unrecht gehabt. Sam hatte den
Eindruck, der Sturm hätte noch an Intensität zugelegt. Sie saßen alle am
Feuer und wärmten sich, da die Temperatur draußen immer weiter abnahm und es
merklich kühler geworden war.
Sam
hatte sich in ihre Decke gewickelt und saß neben dem Kopfende von Jonas Bett.
Harlin und Wolman saßen ihr gegenüber. Harin hatte sich an ihren Mann
gekuschelt. Sam hing ihren Gedanken nach. Ein Blick über die Schulter zeigte
ihr, dass Jonas wieder eingeschlafen war.
Die
Schnitte an seinen Armen waren nicht tief gewesen, trotzdem hatte Sam die
Unterarme verbunden, um die vielen kleinen Blutungen zu stillen. Harin war an
sie heran getreten und hatte ihr das Blut aus dem Gesicht gewischt. Nun saßen
sie hier und warteten, dass der Sturm abflaute. Im Grunde beneidete sie Jonas um
seinen Schlaf. Sie selbst war hellwach, sie hatte wie immer viel nachzudenken.
Jonas hatte ihr von ihrem Vater erzählt, doch Sam konnte sich einfach nicht
erinnern, sie sah nur immer wieder sein Bild vor ihm. Das war aber alles, keine
Szenen aus ihrer Kindheit oder ihrer Erlebnisse innerhalb des Stargateprojektes,
nur Erinnerungsfetzen.
Plötzlich
ertönten hämmernde Schläge. Sam brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass
das Geräusch nicht vom Sturm verursacht wurde.
Wolman
beantwortete Sams fragenden Blick mit einem ebenfalls überraschten Gesicht.
Wolman erhob sich und ging vorsichtig zur Tür. Er entriegelte sie und half den
unerwarteten Besuchern, die Tür gegen den Wind aufzudrücken.
Harin
hatte Sam erzählt, dass es in ihrer Welt kaum Gewalt gab. Alle waren in großen
Familienstämmen organisiert, die sich gegenseitig stützten. Daher wunderte es
sie auch nicht, dass Wolman so unbefangen die Tür aufstieß und die beiden
vermummten nassen Gestalten einließ.
Sie
wandten Sam den Rücken zu. Die beiden Männer hatten sich mit einer Zeltplane
gegen den Regen geschützt und waren sichtlich erschöpft. Als der eine der
beiden die Kapuze abnahm, sah sie einen dunkelhäutigen Mann mit kahlem Schädel.
Das war er, das war Teal´c. Der andere trug noch immer seine Kapuze. Sam wusste
instinktiv auch, wer er war.
Wolman
schloss die Tür und trat auf die beiden Neuankömmlinge zu. „Seid bei uns
willkommen. In den Zeiten der Stürme steht jedes Haus zum Schutze offen. Mein
Name ist Wolman und dies ist meine Frau Harin.“
Der
größere der beiden nickte dankend. Der andere versuchte, sich das Wasser aus
den Ohren zu schütteln, jedenfalls sah es so aus.
Wolman
wies zu Sam und Jonas. „Ihr seid nicht die ersten, die hier Schutz
finden...“
Beide
drehten sich abrupt um und starrten Sam an. Sie wusste nicht recht, wie sie
reagieren sollte. Doch das nahm ihr Jonas ab. „Colonel, Teal´c! Ihr habt uns
gefunden!“ Sam stand wie versteinert. Was sollte sie sagen. Intuitiv wusste
sie es.
Fortsetzung
folgt ...