Die Zukunft annehmen
PG, 7. Staffel
Inhalt: Das Team erforscht einen fremden Planeten und gerät in die Wirren eines blutigen Bürgerkrieges.
Anmerkung: Hier
haben wir jetzt Teil 3 meiner Kelowna-Saga und es wäre hilfreich die
Vorgeschichte zu kennen. Ich danke meinen Betas Sethos und JoJa.
Die Geschichte ist typisch weihnachtlich rührseelig, aber das Pairing Jonas und
Kianna hat es mir einfach angetan. Ich wünsche euch eine schöne Adventszeit!!!
Inhalt:
Jonas und Kianna mussten vor den Kriegswirren auf Kelowna fliehen und miterleben
wie ihre Heimat gänzlich
vernichtet wurde. Werden sie auf der Erde einen Neubeginn schaffen können?
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Die Zukunft annehmen
Draussen überdeckte der Schnee alles in dieser für sie so neuen Welt. Winter
nannten es die Erdbewohner und Kianna fand diesen Namen sehr passend, denn der
Name spiegelte die Kälte aber auch die Kühle der Natur wieder. Es war eine
stille Zeit draussen, während die Menschen im Gegenzug sehr hektisch wurden.
Kianna liebte es ausserhalb des Stützpunktes herum zu stromern, denn ansonsten
kam sie nicht viel heraus. Sieben Monate waren vergangen, seit sie das zerstörte
Kelowna aus dem All beobachtet hatten und noch immer viel es ihr schwer mit
ihrem Heimatplaneten abzuschließen und den Neuanfang hier zu wagen. Aber sie
hatte sich vorgenommen sich ganz und gar auf die Erde einzulassen und alles Neue
anzunehmen. Wer wusste schon wohin die Zeit sie und Jonas bringen würde, aber
hier und jetzt war die Erde ihre Heimat.
Jonas viel das schwerer. Er fühlte sich im innern noch immer mitverantwortlich
für das Schicksal seines Planeten. Hatte er alles getan? Wäre das Schicksal
Kelownas abwendbar gewesen, wenn er dort geblieben wäre? Es zerfraß ihn
innerlich und monatelang war er aus dieser Depression nicht herausgekommen.
Kianna hatte sich große Sorgen gemacht und dann war ihr eine Idee gekommen, die
Jonas derweil mit einer fast schon wieder exsessiven Intensität vorantrieb.
Sie hatte den Vorschlag gemacht, die Geschichte Kelownas niederzuschreiben und für
die Nachwelt zu erhalten. Als eine Art geistigen Monuments einer untergegangenen
Zivilisation. Es war das Ventil gewesen, das ihr Partner gebraucht hatte und er
entfesselte eine Energie, die man ihm nicht zugetraut hatte. Manchmal zweifelte
Kianna an der Richtigkeit ihrer Idee, wenn sie nachts darauf wartete, dass Jonas
seine Arbeit beendete. Im Gegenzug half sie ihm und ihre gemeinsamen
Erinnerungen flossen in dieses Buch mit ein. Kianna bewunderte was Jonas tat und
wie er es tat. Er schrieb jedes Detail nieder, das er wusste und schrieb über
jeden Menschen dem er jemals begegnet war und in seiner Erinnerung präsent war.
Kianna wünschte sich nur mehr Zeit für sie beide. Irgendwann würde alles
niedergeschrieben sein und alles wäre wieder normal.
Kianna saß auf ihrem Bett und hatte vor sich einige Bildbände ausgebreitet.
Sie wollte diese Welt kennen lernen und saugte alles auf, was ihr unter die
Finger kam. Sam amüsierte sich darüber, dass Jonas in seiner ersten Zeit
genauso gewesen war und sogar stundenlang nichts anderes als den Wetterkanal
geschaut hatte. Die Bilder vor ihr zeigten hohe schneebedeckte Berge in der Nähe
einer Stadt namens Denver. Die Berggipfel waren wunderschön und erinnerten sie
an die Gebirge ihrer Heimat. Manchmal blitzten auch Erinnerungen in ihr auf, die
sie nicht zuordnen konnte. Sie hatte sich einmal mit Sam darüber unterhalten.
Auch sie hatte solche Erinnerungen und vermutete Bilder zu sehen, die ihr
Symbiont einst sah. Es war ein seltsamer Gedanke, weil sie zwar diese Bilder
sah, sie aber emotional nicht einordnen konnte.
Sie schloß ihre Augen und lies ihre Gedanken treiben. Fort von der Erde, fort
von diesem tristen Stützpunkt und dem geschäftigen Treiben. Sie hatte das Gefühl
in einen Wirbel aus Bilder einzutauchen, der sich nach und nach stabilisierte.
Sie stand auf dem Gipfel eines Berges und blickte auf die Welt unter ihr hinab.
Die Luft war rein und kalt und eine Böe wirbelte durch ihr langes Haar. Atemlos
registrierte sie die Erinnerungen ihres Symbionten und ließ sich darauf ein.
Wer war sie? Kianna blickte an sich herab und sah das rote wallende Gewand und
als sie sich umblickte ein schlankes Raumschiff.
„Kianna?“
Sie schnappte nach Luft, als sie so abrupt wieder in die Realität zurückgerissen
wurde.
„Alles in Ordnung Schatz?“ Jonas Stimme spiegelte Besorgnis. Kianna öffnete
die Augen und sah ihn beruhigend an. „Ich habe mich nur erschrocken Jonas.“
***
„Sam!“
Jack rief hinter seiner Kollegin her. Sie alle hatten zwei Wochen Urlaub und
freuten sich auf eine Auszeit. Teal´c würde eine Familie in der Nähe
besuchen, die er vor zwei Jahren kennen gelernt hatte. Es war die Witwe eines
Mitglieds der Airforce und Teal´c hatte sich mit ihrem kleinen Sohn
angefreundet. Jack hatte ihn im letzten Jahr begleitet und war fassungslos
gewesen, als er Teal´c im Weihnachtsmannkostüm gesehen hatte. Doch sein Freund
hatte ihn mit seinem Einfühlungsvermögen mehr als verblüfft.
„Colonel? Sie sind noch da?“ Sam hatte sich umgewandt und lächelte ihm
entgegen.
„Ähm, Ja. Ich wollte noch warten bis Hammond zurück ist und…“
„Und?“ Sie blickte ihn amüsiert an, vermutlich ahnte sie schon was kam. Wie
oft hatte er sie auf irgendwelchen grauen Fluren abgefangen und immer die
gleiche Frage gestellt. Um sie herum schoben sich hektische Menschen, wie es
immer kurz vor den Feiertagen war.
„Nun, ich wollte Sie fragen, ob sie vielleicht…“ Er fuhr sich nervös
durch die Haare. „Ich fahre morgen früh in die Berge und…“
„Nun ich werde zu meinem Bruder fahren.“ Ihm wurde schlagartig wieder
bewusst wie oft sie ihm auf denselben grauen Fluren bereits eine Abfuhr erteilt
hatte.
„Die ganzen zwei Wochen?“ Jack hatte vor nicht sofort klein beizugeben.
„Nein. Ich werde danach wieder zurückkommen und die Zeit für einige Projekte
nutzen.“ Sam war Sam, das lies sich nicht leugnen, aber Jack liebte dieses
Spiel zwischen ihnen.
Hinter Sam tauchte Daniel auf, eine große Tasche in der Hand und ein breites
Grinsen auf dem Gesicht. Jack fluchte innerlich, denn sein Freund hatte wie
immer das schlechteste Timing des ganzen Planeten. Sam nahm seinen Blick war und
wandte sich ebenfalls um.
„Daniel, schön das du grad kommst!“ Jack verdrehte die Augen. Klar, das
passte Sam in den Kram, so konnte sie geschickt vom Thema ablenken. „Du bist
noch nicht auf dem Weg?“
„Nein. Ich muss vorher noch etwas in die Wege leiten und wollte euch um eure
Hilfe bitten.“ Jack fragte sich was Daniel schon wieder plante. Wenn er Sam
nicht überreden konnte hielt ihn hier nichts mehr, auch keine Verschwörungspläne
seines Freundes.
Er setzte sein charmantestes Lächeln auf und blickte Daniel erwartungsvoll an.
Daniel war nicht zu bremsen, wenn er sich etwas vornahm und nachdem Sam und Jack
ihm eine Weile zugehört hatte, waren auch sie von der Idee begeistert.
Zwanzig Minuten später betraten sie gemeinsam das Büro Hammonds. „General! Könnten
wir Sie kurz sprechen?“
***
Jonas rieb sich mit der Hand über die Augen und drückte die Speichertaste. Er
saß im halbdunkel ihres Quartiers und hatte seit Stunden geschrieben. Das tat
er seit Tagen, Wochen und Monaten und so langsam merkte er, dass seine Augen
dies nicht länger mitmachen wollten. Doch er hatte Angst etwas zu vergessen,
jemanden zu vergessen und so schrieb er Tag für Tag und Nacht für Nacht.
Er sah zu Kianna hinüber, die über ihren Bildbänden eingeschlafen war. Sie
verstand und unterstützte ihn, doch er fragte sich, wie lange sie ihn noch
aushielt. Vieles in diesem Buch stammte von Kianna und ihre Sichtweise prägte
viele Kapitel. Jonas hatte das Gefühl nie fertig zu werden, aber er hatte sich
geschworen das Andenken seiner Heimat zu bewahren.
Doch wenn er ehrlich war, verließen ihn seine Kräfte. Er fuhr den Rechner
herunter und klappte den Deckel zu. Sein letztes Kapitel handelte von der Natur
Kelownas. Wie oft war sein Vater mit ihn in die Berge gefahren oder hatte ihm
die Schluchten von Valuan gezeigt. Er war kein Schriftsteller, doch er hoffte
der Schönheit Kelownas gerecht zu werden mit seinen Worten. Er hatte auch ein
paar Skizzen angefertigt, aber er war nicht sicher, ob Worte es nicht doch
besser ausdrücken konnten.
Kelowna war sicherlich ein Planet wie jeder andere gewesen. Er wusste, dass auch
die Erde prachtvolle Naturschauspiele aufweisen konnte und viele der Planeten,
die sie in seiner Zeit bei SG-1 besuchten, hatten ihn tief beeindruckt. Und doch
war Kelowna etwas besonderes, denn er und Kianna waren die einzigsten in diesem
Universum, die es wirklich noch kannten. Kianna hatte ihm viel von ihrer
Heimatstadt erzählt und von ihrer Kindheit in der fernen Provinz.
Jonas stand auf und schritt leise zum Bett hinüber. Um Kianna verteilt lagen
dicke Bücher aufgeschlagen herum. Die Bilder zeigten Sonnenuntergänge am Meer
und verschneite Bergketten. Jonas blätterte in dem oben liegendem Buch über
die Rocky Mountains. Manchmal vergaß er bei all der Erinnerung die Gegenwart
und wie viel schönes es noch in diesem Universum gab. Er sah auf Kiannas
schlafendes Gesicht. Das schönste hatte er hier bei ihr gefunden. Vorsichtig
schlug er das Buch zu und legte es zur Seite. Mit der rechten schob er die
anderen zur Seite und legte sich neben Kianna. Bestimmt träumte sie von diesen
wunderschönen Bergen und vielleicht würde auch er davon träumen.
***
Jack hatte sich bereit erklärt, etwas später aufzubrechen, da Daniel und Sam
nicht länger warten konnten. Fröhlich pfeifend marschierte er durch die Gänge
Richtung Kantine und freute sich auf einen starken Kaffee. Sie hatten gestern
noch viel zu organisieren gehabt und ein paar Genehmigungen einzuholen gehabt,
aber jetzt war alles unter Dach und Fach. Jack freute sich schon den
Weihnachtsmann zu spielen, warum auch sollte dieses Vergnügen nur
erdverbundenen Jaffas vorbehalten sein.
Daniel hatte General Hammond nicht groß überzeugen müssen, jeder der Augen im
Kopf hatte konnte sehen wie nötig es war. Er hatte nur genickt und zum Telefon
gegriffen. Daniel hatte auch noch Janet eingespannt, bevor er nach Philadelphia
abgereist war. Dort wollte er sich mit einer alten Freundin treffen und soweit
Jack es wusste, war es mehr als nur ein Freundschaftsbesuch. Nun – dank
Daniels Plan hatte Jack nun auch eine Aufgabe für die nächsten Zeit, obwohl er
plante sich schnellst möglichst abzusetzen und in jedem Falle würde er sich
von Janet noch eine ganz bestimmte Adresse sichern. Projekte, wenn er das schon
hörte!
„Jack!“ Janet kam ihm breit grinsend entgegen schloß sich ihm an. „Alles
klar! Sie sind beim Frühstück.“ Janet war für die Idee Feuer und Flamme
gewesen, hatte sie Jonas doch durch den schweren Genesungsweg begleitet und das
nicht zum ersten mal. Jack erinnerte sich nur zu gut an ihre Sorge, als Niirti´s
Tumor in seinem Kopf wuchs und wuchs. Gemeinsam bogen sie um die Ecke und sahen
sich nach Jonas und Kianna um.
Beide sahen noch etwas unausgeschlafen aus, vermutlich hatten sie wieder bis in
die Nacht an diesem Buch gearbeitet. Jack bewunderte Jonas Vorhaben und die
Intensität mit der er es vorantrieb, aber er fragte sich manchmal, ob es nicht
auch eine Flucht war vor der Realität. Andererseits, wer sonst konnte das Erbe
dieses Planeten und seiner Milliarden Einwohner bewahren.
„Jonas! Kianna! Da seid ihr ja. Hammond sucht euch!“ Jack polterte drauf los
und setze sich neben die schlanke Kianna, während Janet mit bierernster Miene
neben Jonas Platz nahm. Jetzt nur nichts vermasseln Doktor, so ernst kennt man
sie gar nicht. Jonas sah irritiert auf und senkte die Gabel, die er grad zum
Mund führen wollte. Der Junge hatte Geschmack und so stierte Jack unverholen
auf die Eier mit Speck auf dem Teller und auch der Kaffee vor ihm war mehr als
verführerisch.
„General Hammond?“ Kianna war ebenfalls verblüfft, da sie beide im
wissenschaftlichen Team nur selten Berührungspunkte mit dem Leiter des
Stargate-Canters hatten. „Hat er gesagt worum es geht?“
„Keinen Ton!“ Jack gab sich bewusst wortkarg und Janet rang sichtlich um
Fassung. Jonas stocherte unschlüssig mit der Gabel auf seinem Teller herum.
„Also ich würde den General nicht warten lassen, seine Laune ist heut morgen
etwas bescheiden. Er sagte irgend etwas von Kompetenz und höchster
Dringlichkeit. Ist der Kaffee mit Zucker?“
„Was…? Ähm nein. Kianna, ich denke wir gehen lieber direkt hin.“ Kianna
nickte und schob ihren Teller von sich. Gemeinsam standen sie auf und schienen
noch immer mehr als verwirrt.
„Geht schon, wir räumen die Teller ab.“ Jack zog das dampfende Essen zu
sich herüber und machte eine scheuchende Handbewegung. Janet platzte gleich,
wenn die beiden nicht endlich abzogen, würde der ganze Plan in die Hose gehen!
Jonas und Kianna machten auf dem Absatz kehrt und Janet konnte nicht mehr an
sich halten. „Jack O´Neill! Sie sind der gemeinste Hund den ich kenne!“
Jack zuckte nur mit den Schultern und schob sich einen knusprigen Streifen Speck
in den Mund, während er mit der anderen Hand Kiannas Teller zu Janet herüber
schob. „Schmeckt toll!“ nuschelte er am Speck vorbei und grinste breit.
***
Kianna folgte Jonas zu Hammonds Büro und fragte sich was das alles sollte. Ihr
war nicht entgangen, das Janet sich auf die Lippen gebissen hatte, doch sie
wusste dieses Verhalten nicht zu deuten. Jonas und sie gingen zügigen Schrittes
die Treppe hinauf, nur um ein verwaistes Büro vorzufinden.
„Das verstehe ich nicht!“ Jonas sah sich suchend um. „Wenn er uns so
dringend sehen will, wo ist er dann?“ Unschlüssig verharrten sie vor dem
Schreibtisch, doch als nach weiteren fünf Minuten der General nicht auftauchte,
machten sie sich auf den Weg zum Gateraum.
„Walter! Wissen Sie wo der General ist?“
Die Sergeant drehte sich um sah kurz auf die Uhr. „Ist er nicht in seinem Büro?“
„Würden wir dann fragen?“ Jonas war sichtlich genervt und Kianna nahm seine
Hand in die ihre. Jonas konnte manchmal unwahrscheinlich ungeduldig sein und
dann musste sie ihn meist bremsen. Das war schon bei der Entwicklung des
Erdbohrers so gewesen.
„Ich werde mich erkundigen.“ Damit griff er zum Hörer und wählte eine
Nummer. Kianna verstand nicht was er sprach, da er sich wieder umgewandt hatte.
„Alles klar, dem General ist etwas dazwischen gekommen, er bittet sie in ihrem
Quartier auf ihn zu warten. Er wird Sie dann rufen lassen, wenn er Zeit hat.“
Jonas Blick zeigte Irritation und auch Kianna war ein solches Verhalten von dem
normalerweise sehr höflichen General nicht gewohnt. „Gehen wir Jonas. Wir
werden schon erfahren worum es geht.“ Damit zog sie ihn sanft aus dem Raum und
widerwillig lies er sich führen.
„Was kann der General nur wollen?“ Jonas drehte sich im Fahrstuhl zu ihr um
und die Türen schlossen sich hinter ihnen.
„Wer weiß, vielleicht gibt es Neuigkeiten, vielleicht kann er uns aber auch
nicht mehr auf dem Stützpunkt beherbergen.“ Über dieses Thema sprachen sie
nur selten, denn sie beide wussten nicht wirklich, ob ihre Zukunft hier auf der
Erde liegen würde. Aber eines war klar, sie konnten nicht auf alle Zeit hier im
Cheyenne Mountain leben. Teal´c hatte erst nach Jahren versucht sich ein Leben
ausserhalb des Stützpunktes aufzubauen, hatte Autofahren gelernt und feierte
sogar mit ihnen ihr Weihnachtsfest. Er hatte ihm ein Foto vom letzten Jahr mit
rotem Anzug und weißem Bart gezeigt, von dem Kianna sicher war, dass er es nur
wenigen und schon gar nicht Colonel O´Neill zeigte. Es war ein seltsamer
Anblick gewesen und Jonas fragte sich, wie ihre Zukunft auf der Erde aussehen könnte.
Vielleicht würden sie auch auf einen anderen Planeten gehen, denn lange würde
sie den Stützpunkt nicht mehr ertragen. In ihren Träumen war sie draussen in
der Natur und wann immer sie konnte kletterte sie auf die Bergspitze und sah über
das Land um sie herum. Der Aufzug setzte sich surrend in Bewegung.
Vor ihrer Tür angekommen sah Kianna den Lichtschein unter der Tür. Komisch,
sie hatte doch das Licht gelöscht…
***
Als Jonas die Tür öffnete merkte er gleich, dass im Raum Kerzen brannten.
Jemand war hier gewesen…
Der Raum war von unzähligen Kerzen erleuchtet, die auf dem Tisch, den Kommoden
und neben dem Bett standen. In der Mitte war ein kleiner Tisch mit einem kleinen
Tannenbaum aufgebaut. Jonas verstand, dass man sie aufs Glatteis geführt hatte
um Zeit für diese Überraschung zu finden. Seine Neugier wuchs, denn an dem
kleinen Baum, der mit kleinen Lämpchen erleuchtet war, lehnte ein Umschlag.
„Jonas, was auch immer das heißen mag, es sieht wunderschön aus.“
„Ja. Willst du den Umschlag öffnen?“ Sie schlossen die Tür hinter sich und
Kianna nahm den Umschlag. Sie setzten sich gemeinsam auf die Bettkante und Jonas
legte den Arm um sie.
Mit leicht zittrigen Händen zog Kianna einen Brief hervor und Jonas erkannte
gleich die Schrift Daniel Jacksons.
„Liebe Kianna, lieber Jonas,
seit vielen Monaten lebt ihr nun zwischen uns und habt zuvor mehr verloren als
manch ein Mensch ertragen kann. Ich habe mich sehr gefreut, als ihr mir die
ersten Kapitel eures Buches über Kelowna zu lesen gegeben habt. Ich konnte
verstehen, wie sehr ihre eure Heimat vermisst und wie schwer der Neuanfang für
euch ist. Seit euch gewiß, dass ihr auf der Erde mehr als Willkommen seid.
Seit Wochen sehe ich aber auch, wie ihr euch in die Arbeit vergrabt und das Lächeln
langsam aus euren Mundwinkeln verschwindet. Es wäre schade wenn es ganz
erstirbt und das wollen wir nicht zulassen. Wir möchten euch helfen eure neue
Heimat, so denn ihr bleiben wollt, anzunehmen und haben für eine kleine
Entscheidungshilfe gesammelt.
In deinen Aufzeichnungen Jonas beschreibst du ein Fest Namens Valadur und die
Beschreibung erinnerte mich an den Geist unserer Weihnacht, denn auch dieses
Fest feierte man auf eurer ganzen Welt über alle Staatengrenzen hinweg. Wenn
ihr euren Schrank aufmacht, findet ihr eine Kiste und darin alles was ihr für
ein wunderschönes Valadurfest braucht.
Wir wünschen euch ein wunderbares Erdenweihnachten und ein schönes Valadur!
Daniel, Sam, Teal´c, Janet, Jack und all die vielen Menschen die euch
kennenlernen durften“
Kiannas Stimme stockte je weiter sie las und auch Jonas konnte nicht umhin um
Fassung zu ringen. Er hatte sich so in seine Arbeit eingegraben, dass er gar
nicht wahrgenommen hatte, wie sehr er hier willkommen geheissen worden war. Er
drückte Kianna fest an sich, drehte ihr Gesicht zu ihm um ihr einen innigen Kuß
zu geben und mit dem Daumen die Tränen auf ihrer Wange fort zu wischen.
„Lass uns nachsehen, was uns Daniel in die Kiste gepackt hat.“ Kianna lächelte
ihn auffordernd an. Als Kind hatte er Valadur geliebt. Die ganze Familie war
zusammengekommen und in seinen Aufzeichnungen hatte er diesem Thema unzählige
Kapitel gewidmet. Sein Vater hatte den Batka-Kuchen angeschnitten, den seine
Mutter am Abend zuvor gebacken hatte und seine Großmutter hatte immer das erste
Stück bekommen.
Jonas lies sich von Kianna zum Schrank ziehen und staunte nicht schlecht als
sich hinter der Tür eine riesige bunt eingepackte Kiste befand. Er wusste, dass
die Menschen sich zu Weihnachten reich beschenkten. Das alles kam ihm wie eine
Mixtur beider Kulturen vor und die Mixtur war eine nette Mischung. Kianna kniete
wie ein kleines Kind vor dem großen Paket nieder und zog ihn zu sich herunter.
„Hast du an Valadur auch immer heimlich schon vorher genascht?“
Welches Kind hatte das nicht? Kianna drückte ihm eine Schleife in die Hand und
gemeinsam zogen sie das Band auf und hoben den Deckel an. In der Kiste befand
sich, Jonas konnte es kaum fassen, ein Teller mit Batka-Kuchen!
„Großer Gott! Das glaube ich nicht! Woher hatten die das Rezept?“ Kianna
war ähnlich fassungslos wie er. Der Kuchen war in durchsichtige Folie
eingepackt und daran hing eine kleine Karte.
„Liebe Kianna, lieber Jonas,
meine Tochter Cassie und ich haben die halbe Nacht in der Küche gestanden und
versucht aus den Aufzeichnungen, die mit Daniel brachte schlau zu werden. Leider
habe ich keinerlei Ahnung was eine Mankan-Wurzel ist und wie man daraus Mehl
herstellt oder noch besser, wonach Walin-Sirup schmeckt. Wir hoffen es schmeckt
euch trotzdem und ihr findet ein Stück Heimat hier auf unserer Erde.
Frohe Weihnachten und frohes Valadura, Cassie und Janet
Jonas war mehr als gespannt, wie der Kuchen schmeckte und zog die Folie
auseinander. „Naschen wir?“
Kianna nickte mehr als willig und so brach Jonas zwei kleine Stücke ab und
reichte ihr das eine, was sie skeptisch ansah, aber das ohne langes Zögern in
ihrem Mund verschwinden lies.
„Und?“ Kiannas Gesicht strahlte und überraschte ihn damit, sich vorbeugend,
das Geschmackserlebnis auf ganz Valadura untypische Art zu teilen. Ihr Kuss war
mehr als süß und seinen Gaumen war erfüllt von dieser Süße. Es war
vielleicht nicht ganz wie zuhause, aber wahnsinnig lecker. Als Kianna sich von
ihm löste, strahlte sie über das ganze Gesicht.
„Ich habe gelesen, wie die Menschen Weihnachten feiern, mit den vielen
Geschenken und dem Weihnachtsbaum und mich gefragt, wie das sein würde.“
„Und? Gefällt es dir?“
Sie sah ihn ernst an. „Ja.“ Sie beugte sich vor und küsste ihn erneut.
***
„Anscheinend hat ihnen mein Kuchen geschmeckt!“ Stolz sah Janet in die Runde
und sah gebannte Gesichter. Die Überraschung war mehr als gelungen. Neben ihr
saß Jack noch immer mit Jonas Kaffeetasse und sah auf den Bildschirm. Natürlich
war es nicht ganz fair, ihre Privatsphäre über die Überwachungskameras zu stören,
aber sie waren zu neugierig gewesen und schließlich wollten sie auch nicht
ihren Einsatz verpassen.
„Was soll denn diese Knutscherei! Ihr vergesst ja die besten Geschenke!“
Jack fuchtelte entrüsten dem Bildschirm entgegen. Sam und Daniel verpasste
wirklich das Beste und Janet konnte nicht erwarten, das Kianna und Jonas den
Rest auspackten.
Die beiden hatten eine schwere Zeit hinter sich und etwas Glück verdient. Janet
selbst würde mit Cassie zu ihren Eltern fahren und kurz nach den Feiertagen
bereits wieder im Dienst sein, während ihre Tochter noch ein wenig Urlaub bei
ihren Großeltern machen würde.
Auf dem kleinen Bildschirm konnte man sehen, wie Jonas erneut in die Kiste griff
und ein kleines Päckchen hervorholte. Daniel hatte es ziemlich zum Schluß
hineingelegt und nun war Janet gespannt was darin war. Sie beugte sich vor um
besser sehen zu können.
***
Jonas wickelte langsam das Tuch auseinander, dass er in dem kleinen Päckchen
gefunden hatte, während Kianna die kleine Karte las. „Das wird dir gefallen
Jonas!“
Es waren zwei Ketten mit kleinen Anhängern aus Silber, die einen blauen und
einen roten Edelstein umschloßen. Kianna nahm ihn den roten ab und legte ihm
die Kette um, während Jonas nach der Karte griff.
Hallo ihr beiden,
Ich möchte euch bitten diese Karte nachher zu vernichten, da ich diese beiden
Gesteinsproben aus dem Labor habe mitgehen lassen. Laut Aufzeichnungen stammen
sie aus dem Labor von Dr. Kieran und ich dachte sie sollten euch gehören.
Frohe Weihnachten euch beiden
„Du hast recht, das gefällt mir.“ Jonas nahm ihr die blaue Kette ab und
legte sie ihr um den Hals, während sie weiter in der Kiste kramte.
„Sie nur, sie haben sogar an das Markuband gedacht.“ Kianna zog das grüne
Band mit den alten kelowianischen Symbolen hervor. „Daniel hat deine
Auzzeichnungen wohl von Anfang bis Ende gelesen. Es ist wunderschön.“ Das
konnte Jonas nur bestätigen, Daniel Jackson hatte alles genau beachtet. Mit dem
Markuband umschlang man die Handgelenke der Familie und drückte so den
Zusammenhalt aus. Jonas nahm es Kianna ab und wog es nachdenklich in der Hand.
Familie… das erhielt hier auf der Erde, weit weg von der Heimat ein ganz neue
eigene Bedeutung.
Jonas legte sich eine Schlaufe des Bandes um das Handgelenk und sah Kianna
erwartungsvoll an. Sie streckte ihm ihre Hand mit einem zustimmenden Lächeln
entgegen. Kianna war seine Familie und er liebte sie über alles, er wusste
nicht wie er das alles ohne sie überstanden hätte.
„Jonas.“ Sein fast geflüsterter Name hört sich aus ihrem Mund wie etwas
Besonderes an. Vorsichtig beugte er sich herüber und sie versanken in einen
innigen Kuß, der all ihre Sehnsüchte transportierte.
Es klopfte.
Jonas zog sich überrascht, fast ertappt, zurück und räusperte sich, während
sich Kianna ein breites zufriedenes Grinsen nicht verkneifen konnte.
„Ja bitte!?“
***
Jack öffnete die Tür und lugte um die Ecke. Hoffentlich kam Jonas nicht auf
den Gedanken woher er wusste wo er hinsehen musste. Sie hatten die beiden an den
Monitoren beobachtet und nun sollte die zweite große Bombe platzen. Vielleicht
konnten sie die beiden ja doch von Weihnachten überzeugen. Janet drängte
hinter ihm ebenfalls durch die Tür. Ihr machte diese Überraschungstour einen
riesigen Spaß.
„Dürfen wir herein kommen?“
„Sicherlich!“ Jonas und Kianna saßen vor der Geschenkkiste beisammen und
hatten
ein grünes Band um ihre Handgelenke geschlungen. Daniel hatte sich mit den
Riten Kelownas eingehend beschäftigt und dieses Paket zusammengestellt um den
beiden ein bisschen das Gefühl zu geben, ihre Heimat nicht ganz verloren zu
haben. Gleichzeitig wollten sie die beiden aber auch ein wenig für Weihnachten
und die Erde begeistern.
Jonas und Kianna waren auf der Erde mehr als willkommen, aber typisch Erde,
versauerten die beiden hier im Stützpunkt, weil die Bürokraten nicht
akzeptieren konnten, dass die beiden hier ein normales Leben führen könnten.
Es war das gleiche Spiel wie bei Teal´c, die Geheimdienste hatten Panik, dass
die beiden hier in einer netten Vorortsiedlung die Erde sabotieren würden.
Daniel hatte sie nicht schwer für diese Idee überzeugen müssen, denn Kiannas
Lächeln war für jeden sichtbar in den letzten Wochen immer schmaler geworden
und Jonas lebte fast nur für sein Buch. Es wurde Zeit, dass die beiden die Erde
kennen lernten.
„Die anderen sind schon weg, aber wir wollten euch selbst schöne Feiertage wünschen.“
Janet kriegte ihr Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.
„Können wir davon ausgehen, dass General Hammond nicht nach uns sucht?“
Jonas schmunzelte ihnen entgegen.
„Falsch und ein sehr gutes Stichwort!“ Jack zog einen Aktendeckel hinter dem
Rücken hervor. „Das Missionsziel!“
Die Gesichter der beiden waren es mehr als Wert gewesen, den Urlaub zu
verschieben.
„Eine Mission?“ Kianna erhob sich und hielt das grüne Band dabei fest in
der Hand. Jack kannte die Bedeutung nicht, dafür war Daniel zuständig. Er
wusste nur, dass sich Sam daran ausgetobt hatte. Jeder hatte einen Gegenstand
hinzugefügt und sicher hatten sie noch nicht alles entdeckt. Das konnten sie ja
später noch geniessen.
„Ja! Die Planungen dazu unterlagen der obersten Geheimhaltung, aber der
General ist der Meinung, ihr seid dazu bestens geeignet.“ Janet knuffte ihm in
der Seite und zog ihm den Aktendeckel aus der Hand.
„General Hammond hat alle Hebel in Bewegung gesetzt um dies zu ermöglichen.“
Damit überreichte sie Jonas die Kladde, der er neugierig aufschlug. Kianna sah
ihm über die Schulter. Jack fragte sich wie schnell sie verstanden, was sie
dort in den Händen hielten.
„Sind das Aufklärungsbilder?“ Jonas war eindeutig noch auf der falschen
Spur.
„Diese Berge habe ich schon einmal gesehen.“ Kianna zog eines der Bilder
heraus und hielt es hoch. „Das ist doch in den Rocky Mountains…“
***
Kianna wusste nicht wie ihr geschah. All diese schönen Geschenke und nun diese
Bilder. Sie ahnte bereits wohin sie ihre „Mission“ führen würde, auch wenn
Jonas sichtlich noch im Dunkel tappte. Sie hatte zu viele Bildbände über die
Erde studiert um die Bergzüge auf dem Bild nicht zu erkennen.
Janet schien sie nicht länger auf die Folter spannen zu wollen. „Die Airforce
erlaubt euch eine Reise. Ihr dürfte den Stützpunkt von nun an selbstständig
verlassen und wir dachten ein kleiner Weihnachtsurlaub würde euch gut tun. Seit
Monaten hockt hier drinnen, das kann nicht gut sein, zumindest aus Sicht der Stützpunktärztin.“
Kianna begann zu erfassen, was dies für sie und Jonas bedeutete. Sie würden
den engen Fluren und Räumen entfliehen können und endlich diese Berge sehen.
Kianna konnte es schon jetzt kaum erwarten.
„Und damit ihr auch gleich los könnt, haben wir eure Ausrüstung schon
zusammengestellt.“ Jack zog hinter der Tür zwei große Taschen hervor. „Ich
schlage vor ihr packt das Zeug aus dieser Kiste noch schnell dazu und dann fahre
ich euch zum Flughafen. Ihr feiert Weihnachten oder Valadu…dudingsbums beim
Skifahren.“
Jonas hielt noch immer den Aktendeckel in der Hand und sah recht fassungslos
aus. Kianna suchte in seinem Gesicht nach der Freude, die auch sie erfasst
hatte. „Jonas! Wir fahren in die Berge!“ Ihr Partner sah sie an und sie sah
die Zweifel in seinen Augen.
Kianna wusste, dass es Jonas viel schwerer als ihr fiel, die Erde als neue
Heimat anzunehmen und dass, obwohl er hier bereits viel länger gelebt hatte als
sie. Es war wie eine Sperre in ihm, die ihn bremste. Er war durch seine Arbeit
an der Geschichte Kelownas so versunken, dass er die schöne neue Welt bisher
nicht wahrnehmen konnte. Kianna hoffte in diesem Urlaub seinen Blick auch auf
ihre Zukunft lenken zu können.
Jonas zog die Lippen zu schmalen Strichen zusammen und wandte den Kopf zu Kianna.
Sie befürchtete, dass er absagte oder darauf bestand den Computer und seine
Arbeit mitzunehmen. Doch dann überzog das breite Grinsen, das sie so an ihm
liebte sein Gesicht. „Ich kann gar nicht Ski fahren!“
Kianna jubelte innerlich. „Ich doch auch nicht, aber das werden wir lernen.“
***
Jack lenkte den Wagen vorsichtig über die schneebedeckte Zufahrtstraße des
Cheyenne-Mountain. Hinten saß ein verliebtes Paar eng umschlungen und sah
voller Vorfreude in die Winterlandschaft hinaus.
Der Kofferraum war mit Taschen vollgestopft und in der einen fand sich alles,
was man für einen schönen Weihnachtsabend brauchte. Einen zusammenklappbaren
Christbaum, den hatte er höchstpersönlich besorgt, Kekse und Geschenke und
dazu das ganze Zeug von Kelowna.
Ein wenig beneidete er die beiden, die die Feiertage gemeinsam verbringen
konnten. Aber er würde vom Flughafen aus noch mal Sam anrufen und es erneut
versuchen.
Hinter ihm sah er im Rückspiegel, wie sich die beiden jungen Menschen küssten
und dem was sie erwartete offen entgegenblickten.
© 2007 Jadda